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C Schmerz ist multimodal. Chancen und Grenzen

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Academic year: 2022

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C

hronischer Schmerz ist ein multifaktoriell determiniertes Geschehen, daher sind monomodale Therapien häufig zur Behandlung nicht ausreichend.

Aus diesem Grund sind in den letzten 20 Jahren multimodale Behandlungsprogramme entwickelt worden, die nach Ansicht von Experten eine der wichtigsten richtungsweisenden Entwicklungen der Schmerztherapie der letzten 25 Jahre darstellen. Waren diese Programme ursprünglich auf die Behandlung von Rückenschmerzen bzw. muskuloskeletaler Beschwerden beschränkt, so findet seit über einem Jahrzehnt eine Ausweitung auf andere Schmerzerkrankungen statt. Auch bei einer Mischung der Diagnosen lassen sich gute bis sehr gute Erfolge nachweisen.

Den Schmerztherapeuten ist da­

mit die Umsetzung einer konstruk­

tiven Interdisziplinarität gelungen, wie sie in anderen medizinischen Be­

reichen bisher nicht umgesetzt wer­

den konnte. Die Behandlung ist eine gemeinsame, fachgruppenübergrei­

fende Leistung von Ärzten, Psycho­

logen, Physio­ und Sporttherapie so­

wie des Pflegedienstes. Alle leisten dabei einen gleichwertigen Beitrag, der Team­Gedanke rückt in den Vor­

dergrund des therapeutischen Han­

delns.

Voraussetzungen und Hemmnisse Die Umsetzung dieses Ansatzes ist an Voraussetzungen gebunden, die noch nicht vollständig erfüllt sind, außer­

dem gibt es Hemmnisse bzw. Pro­

bleme, die aus einem solchen Vorge­

hen resultieren können.

Wie soll die Therapie genau ablaufen?

Die strukturqualitativen Merkmale dieser Behandlungsform sind defi­

niert und wurden zum Teil sogar be­

reits in Leitlinien­Empfehlungen auf­

genommen (wie der Nationalen Ver­

sorgungs­Leitlinie Kreuzschmerz).

Die genaue Beschreibung der pro­

zessqualitativen Merkmale, das heißt der notwendigen Inhalte, ih­

rer Gewichtung, ihrer zeitlichen Zu­

sammenstellung und Einordnung in den Therapie­Ablauf steht aber noch aus. Diese müssen sich an den über­

greifenden Zielen der Wiederher­

stellung der Funktionsfähigkeit, der körperlichen und psychosozialen Ak­

tivierung und der Verantwortungs­

übernahme für die eigene Gesund­

heit als selbstständiges Handeln orientieren. Der Behandlung muss ein multimodales Assessment vor­

geschaltet sein, das konsequent als interdisziplinäre Aufgabe kon­

zipiert ist, die nur von einem qua­

lifizierten Untersuchungs­Team er­

bracht werden kann. Die Qualität des multidisziplinären Assessments mit ausführlicher ärztlicher Anamne­

se und körperlicher Untersuchung (schmerzqualifizierter Arzt), psycho­

logischer Diagnostik (schmerzquali­

fizierter Psychologe), funktioneller Diagnostik (schmerzqualifizierter Moto­,Physio­ oder Ergotherapeut) und Sozialanamnese ergibt sich aus der Zusammenschau und gemein­

samer Wertung aller Untersuchungs­

ergebnisse der beteiligten Fachdiszi­

plinen in einer gemeinsamen Team­

sitzung. Die daraus resultierende gemeinsame Einordnung der indivi­

duellen Schmerzstörung ist dann die Basis für das weitere therapeutische Vorgehen.

Kommunikation, Respekt und Reife Interdisziplinarität hat als Wort ei­

nen unbeschwerten Klang, unter­

scheidet sich aber von den in der Ge­

sundheitsversorgung üblichen Koo­

perationsformen (multidisziplinär, konsiliarisch, Liaison­Dienste) hin­

sichtlich zeitlichem Aufwand, Quali­

tät und Intensität der Kommunikati­

on in zum Teil erheblichem Ausmaß.

Die Vorgaben der multimodalen The­

rapie können nur erfüllt werden, wenn formal­strukturelle Voraus­

setzungen wie etwa eine geeignete Personalstruktur ebenso erfüllt wer­

den wie die Erfordernisse nach en­

ger Kommunikation und Abstim­

mung der Therapieinhalte, der Vor­

gehensweise und der Therapieziele.

Grundvoraussetzung für das Einhal­

ten dieser Absprachen ist Respekt ge­

genüber den anderen Teammitglie­

dern und erfordern ein hohes Maß an kommunikativer Reife.

Vergütungssystem behindert die Umsetzung

Weitere potentielle Probleme der multimodalen Therapie betreffen z. B.

die Hindernisse in der Umsetzbar­

keit entsprechender diagnostischer und therapeutischer Prinzipien in der breiten Versorgungsfläche. Bis­

her konnten solche Strukturen nur an spezialisierten Einrichtungen mit hoher Qualität implementiert wer­

den. Die wünschenswerte Entwick­

lung vergleichbarer Therapiestrate­

gien auch im ambulanten Sektor wird derzeit durch ein nicht angepasstes Vergütungssystem behindert. Erste Versuche, diese Prinzipien im Rah­

men von Selektivverträgen umzuset­

zen, gibt es aber bereits. Eine entspre­

chende Anpassung der Regelversor­

gung zeichnet sich jedoch noch nicht ab.

Korrespondenzadresse Prof. Dr. Michael Pfingsten Kongresspräsident der DGSS Ambulanz für Schmerzbehandlung Universität Göttingen

Robert­Koch­Str. 40 37075 Göttingen

E­Mail: michael.pfingsten@med.uni­goe­

ttingen.de

Schmerz ist multimodal. Chancen und Grenzen

M. Pfingsten, Göttingen

126 | NeuroGeriatrie 3/4 · 2011

Schwerpunktthema 5. – 8. Oktober 2011, Mannheim

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