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Meine Gegenwart und Zukunft auf der Erde nachhaltig gestalten
Ein Beitrag von Kevin Ruser, Kiel
Grafik: elenabs/iStock/Getty Images Plus
Nachhaltigkeit ist zum allgegenwärtigen Handlungsprinzip geworden. In diesem Beitrag vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen zum Thema „Nachhaltigkeit“, reflektieren ihr eigenes Verhalten und lernen Möglichkeiten kennen, ihr Handeln in Gegenwart und Zukunft nachhaltig zu gestalten. Dabei behandeln sie Themen wie „Wasserfußabdruck“, „virtuelles Wasser“ oder „nach- haltiger Kleidungskonsum“.
KOMPETENZPROFIL
Klassenstufe: 9/10
Dauer: 6–10 Unterrichtsstunden (Minimalplan 4–6)
Kompetenzen: Nachhaltigkeit bewerten, Bereiche nachhaltigen persönlichen Handelns erfassen, Einstellungen und Rahmenbedingungen kritisch beurteilen, Daten gewinnen und in andere Darstellungs- formen umsetzen, Partizipation an Entscheidungsprozessen Thematische Bereiche: „Nachhaltige Nutzung von Ressourcen – Wissen, Handeln und
Verantwortung: Die Gegenwart und Zukunft auf der Erde – Beispiele für nachhaltige Gestaltungsmöglichkeiten“
Medien: Texte, Videos, Apps, Karten, Diagramme, Fotos, Farbseiten
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Nachhaltiger Konsum? – Mein ökologischer Fußabdruck
Aufgaben
1. Beschreibe die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit anhand eines selbst gewählten Beispiels.
2. Führe den Fußabdrucktest unter www.fussabdruck.de [letzter Abruf 01.12.2020] durch. Du erreichst den Test auch, indem du den nebenstehenden QR-Code scannst.
a) Vergleiche deinen ökologischen Fußabdruck mit dem deiner Mitschüler.
b) Vergleiche deinen ökologischen Fußabdruck mit dem Deutschlands.
c) Vergleiche deinen ökologischen Fußabdruck mit dem globalen Fußabdruck.
3. Entwickle in Form einer Mindmap aus den Kategorien, die der ökologische Fußabdruck abdeckt, Ideen für ein nachhaltiges Konsumverhalten.
Dimensionen der Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als nach-wachsen, regeneriert oder künftig wieder bereitgestellt werden kann, um Menschen auch in der Zukunft ein lebenswertes Leben auf der Erde zu ermöglichen.
Nachhaltigkeit kann in drei Dimensionen be- wertet werden: Die soziale Dimension bewertet die Nachhaltigkeit für die Gesellschaft, z. B. eine gerechte Verteilung der Ressourcen sowie sozi- ale Gerechtigkeit. Die ökonomische Dimension
bewertet die Nachhaltigkeit der Wirtschaft. Wie effizient werden Ressourcen genutzt? Ökonomische Nachhaltigkeit sorgt dafür, dass nachfolgenden Generationen ein funktionierendes Wirtschaftssystem hinterlassen wird. Die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit bezieht sich auf die Umwelt: Sie beschreibt den Erhalt der Natur und der ökologischen Vielfalt. Ein umweltschonendes Verhalten ist also ökologisch nachhaltig.
Der ökologische Fußabdruck
Der ökologische Fußabdruck kann als Messinstrument der Nachhaltigkeit verstanden werden. Er lässt sich errechnen anhand unterschiedlicher Kategorien wie Ernährung, Wohnen, Mobilität und Konsum, wie nachhaltig ein Mensch lebt und wie viel Biokapazität ein Mensch beansprucht. Der ökologische Fußabdruck kann somit auch als Messinstrument für globale Unterschiede verwendet werden.
Rein rechnerisch stehen jedem Menschen etwa 1,6 gha (globale Hektar) zur Verfügung. Während ein Mensch in Bangladesch gerade einmal ca. 0,8 gha für sich beansprucht, liegt der durchschnittliche Naturverbrauch pro Kopf in Deutschland bei ca. 4,8 gha. Damit verbraucht jeder Deutsche dreimal so viel Biokapazität, wie ihm eigentlich zusteht. Im globalen Schnitt misst der ökologische Fußab- druck ca. 2,7 gha. Um mit unserem Lebensstil auch zukünftigen Generationen ein gleichbleibendes Leben auf der Erde zu ermöglichen, bräuchten wir ca. 1,7 Planeten. Die Folgen dieses verschwende- rischen Lebensstils kann man bereits heute erkennen: Überfischung, Klimawandel und Waldrodungen sind Auswirkungen unseres Lebensstils, der alles andere als nachhaltig ist.
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Ökologie
Soziales Ökonomie
Das Nachhaltigkeits-Dreieck
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Virtuelles Wasser – wie viel Wasser steckt in meiner Pizza?
Aufgaben
1. Lies den Text und beschreibe, was mit „virtuellem Wasser“ gemeint ist.
2. Recherchiere neben der Salami-Pizza weitere Alltagsprodukte und ihren virtuellen Wasserver- brauch im Internet und stelle sie in einer ähnlichen Grafik dar.
3. Entwickle Ideen für umweltschonenden Konsum und begründe, warum man auf diese Art und Weise virtuelles Wasser einsparen könnte.
Foto: Romolo Tavani/iStock Getty Images Plus
Dass die Erde aus viel, sogar sehr viel Was- ser besteht, ist allgemein bekannt. Immer- hin wird die Erde ja auch als blauer Planet bezeichnet. Etwa 66 % der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Dennoch wird Trinkwasser immer häufiger knapp. Denn allein ca. 97 % des Wasservorrats bestehen aus Salzwasser. Von den ca. 3 % Süßwas- ser steht jedoch nur ein Drittel als Trink- wasser zur Verfügung – die übrigen zwei Drittel befinden sich als Eis an den Polen.
Wir verbrauchen Wasser jedoch nicht nur, wenn wir es trinken, duschen oder uns wa- schen. Tagtäglich verbrauchen wir – quasi indirekt – mehr als 5250 Liter Wasser durch
„Virtuelles Wasser“ beschreibt, welche Menge Wasser in einem Produkt oder einer Dienst- leistung enthalten ist oder zur Herstellung verwendet wurde. Mit der Berechnung des vir- tuellen Wasserfußabdrucks, den ein Produkt oder eine Dienstleistung aufweist, lässt sich die ökologische Situation der Produktionsbe- dingungen bewerten.
In einer einfachen Salami-Pizza sind bei- spielsweise ca. 1815 Liter virtuelles Wasser enthalten. Es wird benötigt, um das Futter- mittel für Rinder und Schweine, aus deren Fleisch die Salami besteht, zu bewässern und die Tiere zu tränken, die Tomaten für die
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Wie viel Wasser steckt in meiner Pizza?
Infografik: Oliver Wetterauer
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Fast Fashion – das Zwei-Euro-Shirt
Aufgaben
1. Definiere den Begriff „Fast Fashion“ in eigenen Worten.
2. Stelle die Vor- und Nachteile von Fast Fashion a) für Kunden und b) für Produzenten zusammen.
Orientiere dich hierbei an den Kategorien „Ökologisches“, „Ökonomisches“ und „Soziales“.
3. Entwickle eine Mindmap mit Ideen, um die Produktion von T-Shirts nachhaltiger zu gestalten.
Unsere Neigung zu einem schnelllebigen Modekon- sum hat gravierende Aus- wirkungen auf Regionen, in denen unsere Kleidung häufig produziert wird.
In Ländern wie z. B. Pa- kistan, Indien, Bangla- desch oder Kambodscha wird das Einhalten von Sozial- und Umweltstan- dards nicht sonderlich ernst genommen. Arbei- ter, nicht selten noch im Kindesalter, stellen hier in riesigen Fabriken und zu einem Hungerlohn unsere Kleidung her. Um- gerechnet ca. 30 Euro verdienen Textilarbeiter in den Fabriken Bangla- deschs – pro Monat. Die tägliche Arbeitszeit be- läuft sich in der Regel auf 16 Stunden. So produ- zierte Shirts können wir für zwei Euro kaufen.
Berechnungen von Greenpeace zufolge wird ein Party-Top heutzutage nur noch etwa 1,7 Mal ge- tragen, bevor es im Schrank liegen bleibt oder einfach weggeworfen wird. Wenn jedoch immer mehr billige Kleidung gekauft wird, wird auch immer mehr billige Kleidung produziert. Neue Ware kommt in immer kürzeren Abständen in die Geschäfte. Diese Kleidung ist häufig nicht mehr auf eine lange Haltbarkeit ausgelegt. Man nennt diese Kleidung auch „Fast Fashion“, da die Abstände, in denen Trends als aktuell gelten, immer kürzer werden. In der Zeit von 2000 bis 2014 hat sich der Kleidungskonsum in Deutschland verdoppelt: Wir kaufen inzwischen mehr als
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Abbildung 1: Vom Baumwollfeld bis in den deutschen Einzelhandel.
Das importierte Wasserrisiko am Beispiel eines T-Shirts. Quelle: WWF
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20 von 30 VI Globale Fragen Beitrag 38 Nachhaltiger Konsum
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Im Jahr 2019 gab es in Deutschland 83.175 zugelassene Elektrofahrzeuge. Damit nimmt Elektromobilität gerade einmal ca. 0,2 % des Marktes ein. Gründe hierfür sind insbesondere die geringe Reichweite von Elektrofahrzeugen und die mangelhafte Infrastruktur – etwa die geringe Verfügbarkeit von Ladesäulen in Deutschland.
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Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt 2019
Ladesäulen nach Bundesland
Saarland 58
Bremen 91
Mecklenburg- Vorpommern 100
Brandenburg 124
Sachsen-Anhalt 172 Schleswig-Holstein 368
Thüringen 398
Rheinland-Pfalz 509
Sachsen 512
Berlin 743
Hamburg 785
Niedersachsen 1172
Hessen 1179
Baden-Württemberg 2205 Nordrhein-
Westfalen 2365
Bayern 2715
Quelle: BDEW-Erhebung, Ladeinfrastruktur 2017
„Im Jahr 2015 betrug die durchschnittliche Reichweite der verkauften Elektroautos rund 240 Kilometer, im Jahr 2020 sollen es etwa 400 Kilometer sein.“
Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt, 2015
Anteil erneuerbarer Energien am Strommix:
Norwegen: 99 % Deutschland: 39 %
Quelle: Fraunhofer ISE 2017
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Karten und Diagramme auswerten
Karten gehören zu den wichtigsten Medien des Geografieunterrichts.
Sie sind in unterschiedlicher Form im Atlas zu finden und können Infor- mationen grafisch und mit örtlichem Bezug darstellen.
1. Inhalt der Karte erfassen und beschreiben
Die meisten Karten haben einen Titel oder eine Überschrift. Hieraus kann abgeleitet werden, was die Karte darstellt. Welche Region wird
dargestellt? Welche Symbole werden in der Legende dargestellt? Wie sind die Farben und Symbole in der Karte verteilt?
2. Inhalt der Karte erklären
Im zweiten Schritt soll der Inhalt der Karte erklärt werden. Welche Ursachen haben die in der Karte dargestellten Erscheinungen? Welche Gründe gibt es für die räumliche Verteilung der unterschied- lichen Symbole?
3. Inhalt der Karte bewerten und weiterverarbeiten
Anschließend sollten die Informationen aus der Karte hinsichtlich ihres Informationsgehalts bewer- tet werden. Die Informationen können dann für die weiterführende Bearbeitung verwendet werden.
Im Geografieunterricht können Diagramme unterschiedliche Formen an- nehmen. Sie stellen Zahlen grafisch dar. Neben Zahlenwerten können wei- tere Informationen grafisch dargestellt werden – etwa durch Farbgebung oder Schraffur.
1. Diagramm beschreiben
Wie lautet der Titel des Diagramms? Um welche Form des Diagramms han- delt es sich? Was stellt es dar? Woher stammen die Daten? Welche Quellen sind angegeben? Welche Einheiten oder Bezugsgrößen sind gegeben?
2. Diagramm erklären
Welche Werte sind besonders auffällig oder wichtig? Wie lassen sich diese Werte erklären?
3. Diagramm auswerten und weiterverarbeiten
Wie können die Informationen aus dem Diagramm bewertet werden? Wie kann mit diesen Informa- tionen im Kontext weitergearbeitet werden?
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Karte: bgblue/Digital Vision Vectors
Grafik: Bortonia/Digital Vision Vectors
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Gegenwart und Zukunft auf der Erde nachhaltig gestalten
Aufgabe
1. Erstelle ein Portfolio nach den folgenden Anforderungen, das sich mit einem Projekt zur nach- haltigen Entwicklung auf einer der Maßstabsebenen auseinandersetzt.
a) Plane ein Projekt zur nachhaltigen Entwicklung und stelle dieses vor. Gib dem Projekt einen einprägsamen Namen.
b) Ordne das Projekt auf einer Maßstabsebene ein.
c) Nenne die erforderlichen Akteure und Bedingungen.
d) Erläutere die Zielsetzung deines Projektes sowie die Notwendigkeit. Formuliere eine konkrete Handlungsaufforderung.
e) Beurteile die Nachhaltigkeit deines Projekts anhand ausgewählter Fragen aus den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.
Das Projekt kann in Form eines schriftlichen Exposés oder einer Präsentation erarbeitet und abgegeben werden.
Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen von Bedeutung: Sie sichert Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie Grundrechte auf der gesellschaftlichen Dimension, eine effiziente Produktion und einen bewussten Konsum auf der wirtschaftlichen Dimension sowie Umwelt- und Klimaschutz auf der ökologischen Dimension.
Nachhaltigkeit vollzieht sich gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen und gilt als Handlungsziel verschiedenster Akteure: Auf der globalen Ebene stehen Länder, Global Player und internationale Institutionen wie die Vereinten Nationen. Global Player sind Unternehmen, die sich internationale Absatzmärkte sichern. Auf einer nationalen Ebene setzen sich Regierungen und Organisationen für mehr Nachhaltigkeit im Land ein. Über eine kommunale und lokale Ebene setzt sich dieses Handlungsprinzip fort und endet schließlich auf der individuellen Ebene. Jeder Einzelne kann einen Beitrag zur Nachhaltigkeit auf unserem Planeten leisten.
Um auch zukünftigen Generationen ein lebenswertes Leben auf unserem Plane- ten zu ermöglichen, sollte sich jeder Ein- zelne mit dem Thema „Nachhaltigkeit“
auseinandersetzen. Dies gelingt durch eine eingehende Reflexion des eigenen Handelns und der Auseinandersetzung mit Zielen einer nachhaltigen Entwick- lung.
Auf dieser Grundlage ist ein Portfolio nach folgenden Anforderungen zu er- stellen, das sich mit einem Projekt zur nachhaltigen Entwicklung auf einer der Maßstabsebenen auseinandersetzt.
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LOKAL
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Abbildung 1: Maßstabsebenen der Geopolitik. (nach:
Karin Fiege und Rauch, T.: Entwicklungszusammenar- beit gestalten – Inhalte und Methoden für ein erfolg- reiches Wirken in einem komplexen Berufsfeld. 2012)
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