me bei Leukämie (42 Prozent), für Schilddrüsenkarzinome betrug sie 27 Prozent (48).
Natürliche Strahlung
Die natürlich bedingte effektive Äquivalentdosis beträgt in Berlin et- wa 1 mSv (100 mRem)/Jahr. Sie hängt unter anderem von der Hö- henlage, von der Radioaktivität des Gesteins usw. ab und liegt in Bayern um etwa 50 mRem/Jahr höher. Ver- schiedene Untersuchungen haben keine negativen Auswirkungen einer höheren natürlichen Dosis auf die Gesundheit der Bevölkerung erge- ben. So fanden sich in den USA kei- ne Unterschiede in der Krebshäufig- keit und Kindersterblichkeit in drei Regionen mit unterschiedlich hoher natürlicher Dosis (118, 178 und 210 mRem/Jahr) (14). In einer chinesi- schen Studie wurden keine signifi- kanten Unterschiede hinsichtlich Morbidität und Mortalität zwischen zwei Bevölkerungsgruppen gefun- den, die einer natürlichen Strahlung von 720 bzw. 1960 !iSv (72 bzw. 196 mRem)/Jahr ausgesetzt sind (20).
Es wird geschätzt, daß nach dem Kernkraftwerkunglück von Tscher- nobyl in Süddeutschland über einige Jahre hinweg mit einer zusätzlichen Strahlenexposition von jährlich 50 bis 150 iiSv (fünf bis 15 mRem) zu rechnen ist.
Natürliche Krebs- inzidenz/-mortalität
In der Bundesrepublik Deutsch- land erkranken jährlich etwa 230 000 Personen neu an Krebs (25), etwa 155 000 sterben jährlich an Krebs (11), das heißt, etwa 21 Prozent aller Todesfälle sind auf eine Krebser- krankung zurückzuführen. Je nach Risikomodell ergeben sich 75 bis 500 (die meisten Schätzungen liegen zwi- schen 100 und 200) zusätzliche Krebstote pro 10 mSv (1 Rem) pro eine Million Menschen. Dies würde für die Krebsmortalität in der Bun- desrepublik eine relative Zunahme von nur 0,04 bis 0,24 Prozent der et- wa 210 000 normalerweise pro Milli- on Sterbefälle erwarteten Krebsto- desfälle bedeuten.
Schlußfolgerungen
> Für die Berliner Bevölke- rung betrug die durch die Reaktor- katastrophe von Tschernobyl beding- te zusätzliche Strahlenbelastung der Schilddrüse nur einen Bruchteil der natürlichen Strahlenexposition. Da- mit ist mit an Sicherheit grenzen- der Wahrscheinlichkeit kein erhöh- tes Schilddrüsenkarzinomrisiko ge- geben.
> Bei den höheren Strahlendo- sen, wie sie in Süddeutschland, War- schau usw. auftraten, ist bei der Risi- koabschätzung die etwa um den Fak- tor 4 geringere Karzinogenität der protrahierten Strahlung mit niedri- ger Dosisleistung im Vergleich zur
Geriatrisches Assessment
Applegate und Mitarbeiter führ- ten eine randomisierte Studie in ei- ner Reha-Klinik durch, um den Ef- fekt der Behandlung in einer Abtei- lung mit geriatrischem Assessment bezüglich körperlicher Leistungsfä- higkeit, Heimeinweisung und Morta- lität zu studieren. Patienten mit be- einträchtigter körperlicher Funktion, die an akuten medizinischen oder chirurgischen Krankheiten litten und als Risikopatienten für eine Heim- einweisung angesehen wurden, er- hielten randomisiert Behandlung entweder in einer Abteilung mit ger- iatrischem Assessment (n = 78) oder mit üblicher Therapie (n = 77).
Nach sechs Monaten wiesen die Patienten in der Assessment-Abtei- lung eine signifikant deutlichere Verbesserung in drei von acht grund- legenden Aktivitäten des täglichen Lebens auf verglichen mit der her- kömmlichen Therapie (p = 0.05). Pa- tienten mit geringerem Risiko zur Heimeinweisung zeigten gar eine Leistungszunahme in sieben von acht Aktivitäten. Sowohl sechs Wo- chen als auch sechs Monate nach Randomisation lebten signifikant mehr Patienten der Assessment-Ab- teilung zuhause (79 vs. 61%). Bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr
externen Photonenstrahlung mit ho- her Dosisleistung zu berücksichti- gen. Trotzdem erscheint auch hier das Risiko sehr niedrig.
Herrn Professor Dr.-Ing. Peter Koeppe danken wir für wertvolle Anregungen und die kritische Durchsicht des Manuskripts.
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordem über die Verfasser.
Anschrift für die Verfasser:
Dr. med. Santo Ahuja
Abteilung für Strahlentherapie Universitätsklinikum Steglitz Hindenburgdamm 30 W-1000 Berlin 45
FÜR SIE REFERIERT
wiesen die Kontrollpatienten signifi- kant höhere Pflegeheimaufenthalte von sechs Monaten oder länger auf
(10 vs. 3; p = 0.05). Es bestand jedoch kein Unterschied zwischen beiden Gruppen in der mittleren Liegedau- er in Krankenpflegeeinrichtungen (Akut-Krankenhaus, Reha-Klinik, Pflegeheim). Die Überlebensrate zeigte eine Tendenz geringer Morta- lität in der Patientengruppe, die in der Assessment-Abteilung behandelt wurden; in der Gruppe der Patienten mit geringerem Risiko zur Heimein- weisung war der Unterschied signifi- kant (p = 0.05).
Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß die Behandlung in einer Assessment-Abteilung die grundle- genden Funktionen zur Bewältigung des täglichen Lebens bessert, das Ri- siko der Heimeinweisung reduziert und die Mortalität senken kann.
Dies gilt insbesondere für Patienten mit moderatem Risiko für eine Heimeinweisung. nkl
Applegate, W. B., S. T. Miller, M. J. Gra- ney, J. T. Elam, R Burns, D. E. Akins: A randomized, controlled trial of a geriatric assessment unit in a community rehabilit- ation hospital. N Engl J Med 1990; 322:
1572-8.
Dr. W. B. Applegate, 66 N. Pauline, Suite 232, Memphis, TN 38163.
A-4118 (46) Dt. Ärztebl. 87, Heft 51/52, 24. Dezember 1990