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Archiv "Kaiserschnittoperationen: Erwünschte Subjektivität" (10.10.2008)

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A2164 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 4110. Oktober 2008

M E D I E N

KAISERSCHNITTOPERATIONEN

Erwünschte Subjektivität

Der Titel macht neugierig: Warum soll der Kaiserschnitt kein Gesicht haben? Wird er nicht immer häufiger angewandt? Wünschen ihn sich nicht sogar manche Frauen? Liest es sich nicht inzwischen ungewohnt:

„ . . . bekam ihren Sohn auf natürli- chem Weg“? 162 Kaiserschnittmüt- ter wurden von den Autorinnen zu ihren Erfahrungen nach Not-, Wunsch- und geplantem Kaiser- schnitt befragt. Dass es sich nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung handelt, lässt schon das hellrot leuchtende Cover vermuten. Subjek- tivität wird erlaubt, ja ist erwünscht.

Die Autorinnen achten jede Wort- meldung in ihrer Individualität, be- kennen sich selbst als „Frauen mit ungewollten Kaiserschnitten“.

Betroffenheitsliteratur also, die sich bekanntlich gut verkauft? Frau- en, die sich über die unzureichende Begleitung ihrer Ärzte und Hebam- men beklagen? Die über mangelnde Aufklärung und ihre Aufarbeitungs- strategien berichten? Ja, das findet man alles, neben vielen, sehr ästheti- schen Fotos der Narbentorsi befrag- ter Frauen, die einen teilweise schon schlucken lassen, weil die Verletzt- heit, die aus ihrer Haltung rührt, ei- nen geradezu anspringt. Das Buch geht also tiefer. Es touchiert nicht, es berührt. Vor allem, wenn die ebenfalls befragten Ärzte und Heb- ammen, insgesamt 156 an der Zahl, ihre Sicht der Dinge verkünden. Da findet man ebenso viel Subjektivität wie bei den Frauen. Da stellt man aber vor allem eine eklatante Dis- krepanz zwischen den Sichtweisen von Ärzten und Hebammen fest.

Aus der Essenz ihrer Befragun- gen haben die Autorinnen deshalb Empfehlungen zu unumgänglichen Kaiserschnittoperationen erarbeitet, die kopiert und beliebig verbreitet werden dürfen. Großer Wert wird dabei auf die psychosoziale Beglei- tung gelegt, genauso – wenn die Zeit bleibt – auf eine Zweitmeinung.

Herausragend ist sicherlich die Empfehlung für die Standardisie- rung der OP-Berichte, denn warum bringt eine solch standardisierte

Operation wie ein Kaiserschnitt der- art unterschiedliche OP-Berichte zutage? Warum findet man längst nicht immer Hinweise auf das ver- wendete Nahtmaterial, wie auch auf die Nahttechnik, wie viel geschnit- ten, gedehnt oder gerissen wurde, wie der Blutverlust war? Hätte man bei einer Standardisierung nicht endlich Anhaltspunkte dafür, war- um – glücklicherweise sehr selten – bei manchen Frauen die Naht bei der nächsten Geburt rupturiert und bei anderen nicht?

„Angst vor der Geburt“ wurde von den Geburtshelfern als vorran- giger Grund für eine nicht medizi- nisch indizierte Sectio genannt – und zwar die Angst der Mütter und der Geburtshelfer. Die Frau hat also Angst vor den Schmerzen, der Arzt hat Angst vor der Klageschrift. Ein Teufelskreislauf, der die inflationä- re Zunahme an Kaiser- schnitten der letzten Jahre erklärt und dennoch offen- lässt, warum die Sectio- frequenz gerade zwischen 18 Uhr und 22 Uhr sowie Montag- und Freitagvor- mittag Höhepunkte erfährt.

Das Buch macht deutlich, dass das große Problem der Frauen die fehlende Infor- mation im Vorfeld ist. Vie- len sei gar nicht klar, dass die Geburt eher im Kaiserschnitt ende, wenn sie zu schnell voran- getrieben werde, so die Autorinnen, und es gehe darum, „diejenigen zu sensibilisieren, die das erste Kind erwarten“.

Das Buch ist harter Tobak, weil es die Realität abbildet, die so ganz anders ist als die mediale, gemachte, die den Kaiserschnitt als todschick eben bei normaler Schwangerschaft und nicht nur als hervorragenden Notausstieg anpreist. Auch einer der Autorinnen scheint die bemerkens- werte Arbeit an diesem Buch eine weitere Erfahrung gebracht zu ha- ben, wie sie in einem Interview ver- riet: Sie gebar nach ihrem ungewoll- ten Kaiserschnitt ihre zweite Toch- ter inzwischen – geplant – im heimi- schen Badezimmer und schwärmt von dieser körperlich zwar sehr anstrengenden, aber fantastischen Geburt. Martina Eirich

BÜCHER – NEUEINGÄNGE

Medizin/Naturwissenschaft

R. Gradinger, W. L. Gross, N. Haas, Ch.

Krettek, H. R. Merk, H. Pässler, W. Pför- ringer: medführer®Orthopädie/Unfall- chirurgie. Deutschland 2008. 3. Auflage.

medführer GmbH, Heidelberg, 2008, 560 Seiten, kartoniert, 24,90 Euro (Sonderpreis für Ärzte: 14,96 Euro) zzgl. Versandkosten, bestellbar über das Internetportal www.

medfuehrer.de

Eva Knipfer, Eberhard Kochs (Hrsg.):

Klinikleitfaden Intensivpflege.4. Auflage.

Urban & Fischer, München, 2008, 932 Sei- ten, Kunststoffeinband, 39,95 Euro

Benedikt Schosser: Muskel und Schmerz – Ein Leitfaden für die Differential- diagnose und Therapie.UNI-MED Verlag, Bremen, 2008, 104 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro

Brigitta Bondy: Wenn die Depression das Herz bricht.Seelische Störungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. beck’sche reihe 1854. Verlag C. H. Beck, München, 2008, 128 Seiten, kartoniert, 9,95 Euro

Richard Fuchs: Life Science.Eine Chro- nologie von den Anfängen der Eugenik bis zur Humangenetik der Gegenwart. Reihe:

Zeittafel, Band 1. Lit Verlag, Berlin, 2008, 512 Seiten, kartoniert, 49,90 Euro

Helmut Breuninger: DermOPix® und die Hautchirurgie. Steinkopff, Heidelberg, 2008, 120 Seiten, Softcover, 29,95 Euro

Joachim W. Dudenhausen: Praktische Geburtshilfe mit geburtshilflichen Opera- tionen.Walter de Gruyter, Berlin, New York, 2008, 20. Auflage. 470 Seiten, gebunden, 64 Euro

Holger Grehl, Frank Reinhardt: Check- liste Neurologie.Checklisten der aktuellen Medizin. 4. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York, 2008, 768 Seiten, Kunststoffeinband 39,95 Euro

Wolfgang Weiß: Medizinisches Hand- buch für beruflich Reisende.Informatio- nen,Tipps, Leitfaden.Tropenmedicus Verlag

& Vertriebsgesellschaft mbH, Kirchgellersen, 2008, 284 Seiten, kartoniert, 14,80 Euro

Manfred Mertz: Facharztprüfung Augen- heilkunde in Fällen, Fragen und Antwor- ten.Urban & Fischer, München, 2008, 608 Seiten, kartoniert, 94,95 Euro

Stefan D. Anker, Stephan von Haehling:

Anämie bei chronischer Herzinsuffizienz.

UNI-MED Verlag, Bremen, 2008, 88 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro

Manfred Angermaier: Lernkarten Ohr- akupunktur.Urban & Fischer, München, 2008, 160 Karten, in Kassette, 29,95 Euro Caroline Oblasser,

Ulrike Ebner, Gudrun Wesp (Fotos): Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht.Foto- buch, Wegweiser und Erfahrungsschatz aus Sicht von Müttern und geburtshilflichen Expertinnen. edition riedenburg, Salzburg, 2007, 492 Seiten, kartoniert, 34,80 Euro

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