THEMEN DER ZEIT BLICK INS AUSLAND
Eine etwa 30jährige, bis auf die Knochen abgemagerte Frau in Boa Esparanza, einem angolanischen Hüttendorf, versucht, ihr etwa vier Monate altes Kind zu füttern. Das Kind nimmt die ausgemergelte Brust, versucht zu trinken, gibt auf und schreit. Keine Milch. Es kommt ein- fach nichts mehr.
Auch das Hauptquartier der Rebellen ist betroffen
Die UNO-Sonderbeauftragte für Angola, Magret Anstee, schätzt, daß in dem durch Busch und karge Land- wirtschaft bestimmten Gebiet im Sü- den und Südosten Angolas rund drei Millionen Menschen unmittelbar vom Hungertod bedroht sind.Selbst Jamba, das Hauptquar- tier der Rebellenbewegung „Unita", ist betroffen. Dort leben rund 50 000 Menschen in weit verstreuten Hüt- tendörfern. Viele von ihnen sind vor dem Krieg aus anderen Provinzen nach Jamba geflohen, in der Hoff- nung, wenigstens in der „Unita"- Zentrale etwas Eßbares zu bekom- men.
Hilfsfonds für Medikamente
Aber auch dort geht nichts mehr. Wo sonst bevorzugt Transport- flugzeuge die Lager der Hilfsorgani- sationen füllten, gibt es genauso we- nig wie anderswo. „Wir schicken die Kinder in den Busch, damit sie nach Wurzeln graben", sagt das Ober- haupt einer Gruppe, die aus der Pro-
vinz geflohen war. Wer keine Wur- zeln findet, pflückt die Blätter von verkümmerten Bohnenstauden, stampft sie, kocht und trocknet sie.
„Der Nährwert geht gegen Null", sagt ein angolanischer Arzt, der den Mangel verwaltet. „Aber so haben die Leute wenigstens etwas im Ma- gen."
Chris Shutte, Chef einer namibi- anischen Charterfluggesellschaft, die Lebensmittel der verschiedenen Hilfsorganisationen in den angolani- schen Busch geflogen hatte, hat mit anderen Unternehmern einen Hilfs- fonds für Medikamente gegründet.
Mit seiner kleinen Cessna fliegt Shut- te heimlich über die Grenze, um die Buschkrankenhäuser mit der nötig- sten Medizin zu versorgen. Doch sei- ne DC-6-Maschinen müssen am Bo- den bleiben. Dazu Shutte: „Die an- golanische Regierung will die Zivili- sten im ,Unita`-Gebiet einfach aus- hungern."
Die Dürre hat alles
vertrocknet
In Angola hat es zwar kürzlich länger andauernd ausreichend gereg- net, doch auch das bedeutet keine Hilfe mehr. Der Mais auf den Fel- dern kann frühestens in einem Mo- nat geerntet werden. Vorräte aus dem letzten Jahr gibt es nicht, da durch die größte Dürre in diesem Jahrhundert alles vertrocknet ist.
Während die „Unita"-Soldaten mili- tärisch die Oberhand gewinnen, hun- gern die Zivilisten auf dem Gebiet der Rebellen-Partei.
Sagurna/Spiegl Mißstände in der Werbung abzustel-
len und dem Gedanken des Jugend- schutzes stärker Rechnung zu tragen.
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer wertet das nunmehr vorliegende Angebot der Industrie als einen weiteren Schritt zu einem verbesserten Schutz der Jugend. Un- verändert steht der Minister auf dem Standpunkt, daß eine freiwillige und effektive Selbstkontrolle der Wirt- schaft in Verbindung mit gesetzli- chen Rahmenvorschriften einem to- talem Werbeverbot für Tabakwaren vorzuziehen sei. Aus Sicht der Bun- desregierung entspräche das von der EG-Kommission geforderte totale Werbeverbot nicht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit staatlicher Maßnahmen.
Seehofer untermauert seine Auffassung mit dem Hinweis auf Er- kenntnisse der Sozialforschung und Vergleiche mit dem Ausland. Diese ließen den Schluß zu, „daß ein Total- verbot der Werbung für Tabaker- zeugnisse dem in Deutschland be- schrittenen Weg nicht überlegen" sei.
Als wichtiger erachtet der Minister eine „jugendgemäße intensive Auf- klärung über die Vorzüge eines ge- sunden Lebensstils ohne Rauchen".
Die Tatsache, daß der Anteil der Nichtraucher unter jungen Men- schen in den vergangenen Jahren ständig gestiegen sei, ermutige die Bundesregierung, den eingeschlage- nen Weg fortzusetzen.
Unterdessen appelliert die Welt- gesundheitsorganisation an die Vor- bildfunktion der Angehörigen der Gesundheitsdienste. Der Leitgedan- ke des diesjährigen Welt-Nichtrau- cher-Tages am 31. Mai lautet näm- lich: „Rauchfreie Gesundheitsdien- ste". Der AOK-Bundesverband hat dies übrigens bereits öffentlichkeits- wirksam aufgegriffen und alle Ärzte aufgerufen, mit gutem Beispiel in Praxis und Klinik voranzugehen. In einer Pressemitteilung des Kassen- verbandes heißt es in diesem Zusam- menhang wörtlich: „Denn soviel steht fest: Die Glaubwürdigkeit ärzt- licher Information über die Gesund- heitsrisiken des Rauchens und der Ratschläge der Tabakentwöhnung hängt davon ab, inwieweit die Patien- ten erkennen, daß sich der Arzt sel- ber daran hält." JM
Drei Millionen Menschen sind vom
Hungertod bedroht
Dürre und Bürgerkrieg in Angola
A1 -1564 (24) Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 21, 28. Mai 1993
THEMEN DER ZEIT BLICK INS AUSLAND
Während in Nord-Namibia Tausende von Tonnen an Lebensmitteln lagern und nicht transportiert werden können (oben rechts, Mitte links), ernähren sich die Menschen in Angola von aufgeweichten Bohnenblät- tern (oben links) oder unreifen Maiskolben (unten).
Mütter können ihre Kinder nicht mehr stillen (Mitte
rechts). Fotos (5): Sepp Spiegl
Deutsches Ärzteblatt 90, Heft 21, 28. Mai 1993 (25) A1-1565