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Archiv "Posthumer Protest gegen Prüfungsfragen" (24.02.1995)

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POLITIK DIE GLOSSE

Posthumer Protest

gegen Prüfungsfragen

An das Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen zu Mainz (IMPP)

Sehr geehrter Präsident, Ihr Gouvernement hat Sie ange- wiesen, meine Homöopathie im Lernthemenkatalog zu verankern und die zugehörigen schriftlichen Prüfungsfragen herzustellen. Sanfte, von Gott (Seite 49; Paragraph 14) geschenkte Waffen haben also eine Bresche in die Schlachtreihe der Al- lopathie geschlagen. Bald werden sogar die Pharmakologen ihre che- mischen Keulen und antidotischen Schilde dem Sperrmüll anheim ge- ben. Der Glanz meines Sieges darf aber nicht durch Beschädigung mei- ner Lehre getrübt werden. Daher verwerfe ich als der einzige, der die Homöopathie wirklich verstanden hat, die erste sie betreffende Frage des IMPP vom September 1994 als unzulässig. Sie erinnern sich:

„Welche der folgenden Dezi- malpotenzen ist die niedrigste und kann als ein organotrope homöopa- thische Potenz angesehen werden?

(A) D2, (B) D12, (C) D20, (D) D30, (E) D100."

Der Student muß nur wissen, ob die Zahl 2 niedriger oder größer ist als die Zahl 100, gleichgültig, ob es um Dezimalpotenzen, Fragenma- cher oder Schafe geht. Die vier Al- ternativen, B, C, D, E sind gleich- wertig, weil sämtlich größer als 2.

Welch törichte Frage!

Aber zugleich eine irreführende Frage! Die ersten sieben Wörter des Kopfsatzes wären noch hingegan- gen. Aber der mit „und kann" an- gehängte, didaktisch gemeinte Schnörkel verstört den gewissenhaf- ten Studenten; denn:

0 Mein „Organon" ist die Bibel aller rechtgläubigen Homöopathen.

Nirgends habe ich darin von anato- misch definierten Organen als Ziel meiner Therapie gesprochen, ge- schweige das Adjektiv „organotrop"

gebraucht. Solche allopathisch ver- brauchten Worte lehne ich ab, wie ja

auch die Erkennbarkeit von Krank- heiten mittels Pathologischer Ana- tomie (Seite 3) und die allopathische Krankheitslehre insgesamt (Para- graph 81). Die Negationen folgen zwingend aus meiner Erkenntnis, daß,,... die allermeisten Krankhei- ten dynamischen (geistigen) Ur- sprungs und dynamischer (geistiger) Natur sind. . ." ( Seite 3, Seite 15 und an vielen weiteren Stellen).

Die von Ihnen besoldeten Fra- genmacher gehören offenbar der neuen Mischlings-Sekte (Paragraph 148) an, die ohne Rücksicht auf mei- ne Grabesruhe das in sich widersin- nige Wort von der „organotropen homöopathischen Potenz" im Mun- de führt. Aber ein durch homöopa- thisches Verdünnen, bis zu welchem Grade auch immer, „dynamisiertes"

Mittel heilt nach meiner Lehre im- mer die ganze Krankheit und nicht nur ein Organ. Ich verbitte mir die Hybridisierung meines Gedanken- gutes mit allopathischen Begriffen!.

0 Seit 1978 hat das Homöopa- thische Arzneibuch (Neufassung 1986) Gesetzeskraft. Wenn ich an meinen Rechtsstreit mit den Leipzi- ger Apothekern zurückdenke, berei- tet mir dieser Erfolg posthume Be- friedigung (so weit so etwas möglich ist). Ich fordere das IMPP auf, seine Fragen gesetzeskonform zu formu- lieren, schon um gerechtfertigten Klagen der Studierenden zuvor zu kommen Gerade mein idealer Stu- dent, der das Wesen meiner Heil- kunst verstanden hat, wird sich in Ih- rer sprachlichen Fußangel verfan- gen. Unser Homöopathisches Arz- neibuch ersetzt nämlich durchwegs den Begriff der „Potenz" im Sinn Ih- rer Frage durch „Verdünnungsgrad"

im Sinne des Arzneimittelgesetzes (dessen Paragraph 39 (1)); der Aus- druck „Potenzierung" ist für die Herstellung der Verdünnungsgrade reserviert, was ich (Paragraph 11, so- wie 270) mit Dynamisation gleichge-

setzt habe. Die resultierende „thera- peutische Potenz" — so mein Erfah- rungswissen — hängt nicht nur vom Verdünnungsgrad, sondern auch von der Zubereitung (Paragraph 248) und sogar vom Stehenlassen (Para- graph 247) ab. Zu Recht hat das Homöopathische Arzneibuch den dreifachen unterschiedlich verwand- ten Wortstamm „Potenz. . ." verein- facht. Aber die Frage des IMPP hält die alte Verwirrung aufrecht, dies wider jetzt geltende Vorschrift.

Homöopathie hilft immer

Der Medizinstudent sollte wis- sen, daß mein Substanzbegriff geisti- ger Art und daher mit dem heute lei- der geläufigen nicht kommensurabel ist (Paragraph 11). Das IMPP weiß es ersichtlich nicht. Sie, Herr Präsi- dent, sollten deshalb nicht verzwei- feln; denn die Homöopathie hilft (fast) immer, wenn man sie nur rich- tig anwendet (Paragraph 148 sowie 279). Ich empfehle Ihnen daher, die diesbezüglichen Fragen Ihres Insti- tuts durch Ausverdünnung im Sprachgebrauch des Homöopathi- schen Arzneibuches zu potenzieren, am besten infinitesimal.

Hierzu wünscht Ihnen Erfolg Ihr C. E Samuel Hahnemann Cimeti2re Nre Lachaise, Paris.

Meine Zitate betreffen:

Organon der Heilkunst, 6. Auflage, Hrsg. Dr. med. homoeop.

Richard Haehl, Schwabe, Leipzig 1921

Aufgefunden von:

Prof. Dr. med. Ernst Habermann, Justus-Liebig-Universität Gießen, Klinische Pharmakologie,

Gaffkystraße 11c, 35385 Gießen A-500 (34) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 8, 24. Februar 1995

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