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Geschlossene Messkammer zur Bestimmung von Spurengasemissionen

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Academic year: 2022

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MEßTECHNIK

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Elke Schürerund Joachim Plesser, Hohenheim

Geschlossene Meßkammer zur

Bestimmung von Spurengasemissionen

Bei der Messung von Spurengasemissio- nen sind die relativ geringen Emissionen vor einer hohen atmosphärischen Hinter- grundkonzentration das Hauptproblem.

Am Institut für Agrartechnik der Univer- sität Hohenheim wurde eine Maßkammer entwickelt, in der die Spurengase zu einer Konzentration angereichert werden, die mit einem Gaschromatographen meßbar ist. ln einer voll automatisierten Anlage von 16 solcher Maßkammern sollen die Auswirkungen von Gülleaus- bringtechniken, Güllebehandlungen und Witterungsparametern auf die Emission von N20 und CH4 untersucht werden.

D

ie Gülleausbringung in der Landwirt- schaft ist wegen ihrer Wasserbela- stung schon lange in der Diskussion.

Aber nicht nur Nitrat im Grundwasser ist ein Problem der Gülleausbringung, son- dern auch Emissionen von klimarelevan- ten Spurengasen wie Lachgas (N20) und

hauswirktmg. Zur Bestimmung von NH3- Emissionen wurde an der Universität Ho- henheim · bereits ein Windtunnel ent- wickelt und erprobt [1]. Dieser eignet sich allerdings nicht zur Messung der Emissi- on von N20 und CH4, da diese Gase in noch geringerer Menge emittiert werden als NH3. Benötigt wird in diesem Fall eine geschlossene Kammer, in der sich die Emissionen bis zu einer meßbaren Kon- zentration anreichern können. Problem aller bisher entwickelten Meßkammersy- steme [2] ist die Bildung eines Mikrokli- mas innerhalb der Kammer, welches die Emissionsstärke erheblich beeinflussen kann. Deshalb wurde eine Meßkammer entwickelt, bei der bescmderes Augen- merk auf die Verringerung der Kammer- einflüsse gerichtet wurde.

Maßkammersystem

Für das Lastenheft zum Bau der Meßein- richtung wurden einige wesentliche An- . - - - - -- - - -- - - ; forderungen festge-

Methan (CH4) sowie Ammoniak (NH3).

Hauptproblem der NH3-Emissionen aus der Landwirtschaft ist die starke Bela- stung der gesamten Naturräume durch Stickstoffdepositionen. Im Vergleich zum vieldiskutierten C02 hat CH4 eine 1lfach und N20 eine 270-fach höhere Treib-

Dipl.-lng. agr. Elke Schürerund Dip!.-lng.

Joachim Plesser sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl Grundlagen der Landtechnik (Leiter: Prof. Or.-lng. H.D.

Kutzbach) am Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim, Garbenstr. 9, 70599 Stuttgart.

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legt. Hauptforde- rung war eine Meßfläche, die in den meßfreien Pha- sen den natürlichen U mgebungsbedin- gungen ausgesetzt ist. Eine Abschat-

Bild 1: Meßeinrichtung im Freiland

Fig. 1: Open air measuring device tung von Licht, Niederschlag und Wind sollte unbedingt vermieden werden. Als einfache und energiesparende Lösung erwies sich eine Schwenkeinrichtung, bei der die eigentliche Meßkammer nach je- der Messung vollständig aus der Meßfläche herausgeschwenkt werden kann (Bild 1).

Das entwickelte Meßsystem besteht aus drei Baugruppen. Der Grundrahmen trägt den Schwenkarm mit der einge- hängten Meßkammer (Bild 2). Die qua- dratische Meßfläche hat eine Größe von 1 m2. Damit wurde der hohen flächenbe- zogenen Variabilität der N20-Emissionen

Kunststoffkammer p/oslic chomber

recessing sheet

Bild 2: Meßkammersystem Fig. 2: Measuring chamber system

Rechnung getragen [3]. Die Meßfläche wird an jeder Seite durch ein senkrecht in den Boden eingedrücktes Blech be- grenzt. Auf diese Weise wird gewährlei- stet, daß das Meßvolumen gegenüber dem umgebenden Boden abgedichtet ist.

Diese fest mit dem Grundrahmen ver- schweißten senkrechten Bleche sind an der Rahmenoberseite zu einem 30 mm breiten Rand abgekantet, auf dem im ge- schlossenen Zustand die Meßkammer aufliegt.

Sämtliche Metallteile sind aus Edelstahl gefertigt. Edelstahl benötigt keinen Korro- sionsschutz, so daß ergebnisverfälschen- de Ausgasungen von Lacken und Schutz- anstrichen nicht auftreten können.

Für die eigentliche Meßkammer wurde ein undurchsichtiges, aber lichtdurchläs- siges Material gefordert. Durch diese Ei- genschaften sollen Treibhauseffekte ver- mieden werden. Gleichzeitig muß die Lichtintensität im Kammerinneren immer über der kritischen Grenze für die Photo- syntheseaktivität der Pflanzen in der Meßfläche liegen. Neben diesen Forde- rungen muß das Material chemisch neu- tral, stabil, leicht und gut zu verarbeiten sein. Alle genannten Forderungen wer- den durch die Wahl von 4 mm starken milchigen Polyäthylenplatten (PE) erfüllt.

Die Lichtdurchlässigkeit des Kammerma- terials wurde durch Messung der photo- syntheseaktiven Wellenlängen (sichtba- res Licht, VIS) in Vorversuchen überprüft (Bild 3). Das milchige PE schwächt die Sonneneinstrahlung etwa um 60 % ab.

Für die Vegetation läßt es bei sonnigem Wetter immer weit mehr Licht hindurch

52. Jahrgang LANDTECHNIK 2/97

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als benötigt, nur bei Bewölkung sinkt die Lichtintensität unter der Meßkammer in den . Morgen- und Nachmittagsstunden unter die Grenze G der Photosyntheseak- tivität Da die Kammer nur wenige Male

pro Tag für etwa eine Stunde geschlossen wird, ist nicht anzunehmen, daß die

· Pflanzen dadurch in ihrem Wachstum be- einträchtigt werden.

Die Form der Kammern entspricht ei- nem quadratischen Pyramidenstumpf von 1000 mm Grundkantenlänge und 750 mm Oberkantenlänge. Zur Erfassung unterschiedlicher Emissionsstärken bei konstanten Anreicherungsphasen wur- den die Meßkammern in vier verschiede- nen Höhen von 100, 280, 430 sowie 600 mm gefertigt. Den unteren Abschluß der Kammer bildet eine waagerechte, 30 mm breite und 8 mm starke umlau- fende Abschlußkante, die beim Schließen der Kammer auf dem Edelstahlblech auf- liegt. Zur zusätzlichen Abdichtung zwi- schen Kammer und Rahmen ist unter die Abschlußkante eine nicht ausgasende Moosgummidichtung angebracht. ln den Kammern sorgen bürstenlose Gleich- stromlütter vor der Probennahme für eine gleichmäßige Durchmischung der Kam- merluft.

Tafel 1: Materialliste Table 1: List of materials

Bauteil Meßkammer Grundrahmen Schwenkarm Einslechblech Axiallüfter

Zylinder

Dichtung Gegengewichte

Ausführung

PE 300 natur, Polyäthylen platten, 4 mm stark

Edelstahlrohr: 35 x 35 x 2 mm Edelstahlrohr: 30 x 30 x 2 mm Edelstahl-Blechtafel: 2 mm stark 12 V-mit Außenläufermotor, max.

2,2 W, Förderleistung 56 m3/h, Fa. Papst

Elektrozylinder mit Trapezgewinde, 12 V-, 300 mm Hub, F = 2250 N, Fa. Warner Electric

Moosgummi-Dichtung, 448/EPDM gesamt 50 kg, 3 Stück abgesägte Eisenbahnschienen

gebaut. Der Drehpunkt des Schwenkar- mes liegt in 300 mm Höhe. Durch Ge- gengewichte am hinteren Ausleger des Schwenkarms wird für die Drehbewe- gung nur eine geringe Kraft benötigt. Ein elektrischer Hubzylinder dient als Antrieb für den Schwenkmechanismus. Das selbsthemmende Gewinde des Hubzylin- ders garantiert in jeder Position eine sta- bile Feststellung. Über Endlagenschalter läßt sich der Schwenkbereich begrenzen.

Als Versorgungsspannung wurde eine Gleichspannung von 12 V gewählt, um mit Autobatterien die gesamte Einrich- tung überall autark betreiben zu können.

Bei maximal ausgefahrenem Zylinder ist die Kammer komplett aus der Meßfläche herausgeschwenkt Bild 4 zeigt die wich- tigsten Maße der Meßkammer, die ver- wendeten Materialien und Bauteile sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.

Die Kammer selbst ist in dem gabelför- migen Schwenkarm gelagert. Eine dreh- bare Aufhängung und eine doppeltwir- kende Federjustierung sorgen für einen optimalen Sitz der Kammer auf dem Grundrahmen. Darüber hinaus wird bei vollständig geöffneter Kammer die Wind-

energie durch die Federn schonend ab- Die zur Probennahme benötigten Schläuche werden I-2200COXio--;::======:;=======;=====;::=:=:==;-l durch Edelsta h I roh-

f.IE/m2.s

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16.30 Uhr 19.00 hour

Bild 3: Vergleich der Lichtintensitäten innerhalb und außer- halb der Meßkammer

G ·= Grenze der

Photosyntheseaktivität Fig. 3: Comparing light intensity inside and outside tof he measu- ring chamber G = Iimit of photosyn- thesis

Bild 4: Maße der Meßkammer Fig. 4: Dimension of

L - - - -- - - -- - - 1 measuring chamber 52. Jahrgang LANDTECHNIK 2197

re unter dem Grundrahmen hindurch von außen in die Meßfläche verlegt. Eine Be- schädigung, beispielsweise durch Nager, ist so ausgeschlossen. Von diesen Meß- kammern wurden an der Universität Ho- henheim 28 Stück gebaut. Sie kommen im Rahmen der Forschergruppe "Mes- sung, Modeliierung und Minderung von Gasemissionen in landwirtschaftlichen Betriebssystemen" an zwei Standorten im Allgäu zum Einsatz. Die Steuerung der gesamten Anlage inklusive der Proben- nahme erfolgt über elektronische Schal- tungen und einen PC, der auch die

Meßdatenerfassung übernimmt. Ein Meßzyklus besteht aus einer von der Pro- blemstellung abhängigen Öffnungsphase und einer Schließphase von einer Stunde, in der fünf Luftproben genommen wer- den. Die erste Probe wird schon während des Schließens genommen; dadurch wird die Hintergrundkonzentration erfaßt. Die nachfolgenden Proben werden in Abstän- den von 15 min nacheinander gezogen.

So kann aus dem Konzentrationsanstieg in der Kammer die Emission berechnet werden. Die Probennahme erfolgt mit ei- nem automatisch arbeitenden Proben- nehmer, der bis zu 40 Einzelproben auf- nehmen kann.

Versuchsprogramm

Vom Institut für Agrartechnik wird in Zu- sammenarbeit mit dem Institut für Pflan- zenernährung in einer Anlage von 16 Meßkammern der Einfluß der Gülleaus- bringung auf die Emission von N20 und CH4 untersucht. Dabei sollen die Para- meter Ausbringverfahren, Güllemenge, Güllebehandlungen und Witterungspara- meter variiert werden. Bei der Ausbrin- gung werden Prallteller, Schlepp- schlauch, Schleppschuh und Schlitzgerät miteinander verglichen. Die Versuche werden auf der Grünlandfläche eines Ver- suchsbetriebes im Allgäu durchgeführt .

Witterungsparameter wie Lufttempera- tur, Bodentemperatur und Bodenfeuchte sollen während der Wintermonate im in- stitutseigenen Gewächshaus gezielt vari- iert werden. Sie werden des weiteren bei allen Versuchen als Begleitparameter so- wohl innerhalb als auch außerhalb der Meßkammern erfaßt.

Literaturhinweise sind vom Verlag unter LT 97202 erhältlich.

Schlüsselwörter

Emissionen von Spurengasen, N20, CH4 und NH3, Meßkammersystem

Keywords

Emissions of trace gases, N20, CH4 and NH3, measuring chamber system

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