VII. Wissenschaftliches Symposium „Familie morgen – was müssen wir heute tun?
Mutter-/Vater-Kind-Maßnahmen im Kontext des demografischen & familiären Wandels
Sitzung 2 – Gesundheit von Müttern, Vätern und pflegenden Angehörigen
Ressourcenaktivierung und Steigerung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität durch stationäre Mutter-Kind-Maßnahmen? –
Ergebnisse der RessQu-Studie Claudia Kirsch
Hintergrund
Die Effektivität und Nachhaltigkeit von stationären Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter, Väter und ihre Kinder (§§ 24 und 41 SGB V) wurde bereits mehrfach mittels Be-
fragung der Mütter und Väter sowie durch Analyse von GKV-Daten untersucht (Jaunzeme, Otto, Geyer, 2014, Otto, 2013, Meixner et al., 2001). In der Studie „Ressourcen-
aktivierung und Steigerung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität durch stationäre Mut- ter-/Vater-Kind-Maßnahmen“ (RessQu) wird an die bereits gewonnenen Erkenntnisse ange- knüpft und die Ressourcenaktivierung sowie gesundheitsbezogene Lebensqualität der Müt- ter in den Mittelpunkt gestellt.
Methode
Die Datenerhebung erfolgte in den Jahren 2018 und 2019 in elf teilnehmenden Einrichtungen zu vier unterschiedlichen Erhebungszeitpunkten. Die Patientinnen wurden jeweils sechs Wo- chen vor der Kur, zu Beginn der Kur, zum Ende der Kur und sechs Monate nach der Kur mit- tels eines Fragebogens zu ihrer Gesundheit befragt. Die Ressourcenaktivierung mit den Ska- len Wohlbefinden, Stress, Unterstützung und Selbstwerterleben und die gesundheitsbezoge- ne Lebensqualität wurden jeweils sechs Wochen vor der Kur sowie sechs Monate nach der Kur erhoben. Die Daten wurden pseudonymisiert durch den Forschungsverbund Familien- gesundheit mittels SPSS ausgewertet.
Ergebnisse
Insgesamt nahmen 1025 Mütter (M=39,7 Jahre, SD=6,9) an der Befragung teil. Von etwa 500 Müttern liegen Ergebnisse zur Ressourcenaktivierung sowie zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität sechs Wochen vor der Kur sowie sechs Monate nach der Kur vor.
Die Ressourcenaktivierung der Mütter konnte bei allen vier Skalen signifikant verbessert werden. Die größte Verbesserung erfolgte auf der Skala Wohlbefinden mit einer Steigerung des Mittelwertes von 2,4 auf 2,8 Skalenpunkte (Range 0-6).
Auch die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Mütter konnte im Verlauf der Maßnahme in allen Bereichen höchst signifikant verbessert werden. Beispielsweise wurde die emotio- nale Rollenfunktion von 44,7 Prozent auf 66,1 Prozent gesteigert.
Schlussfolgerung
Mutter-Kind-Maßnahmen führen sowohl zu einer Steigerung der Ressourcenaktivierung als auch der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Müttern, die auch sechs Monate nach der Maßnahme noch deutlich sichtbar sind. Mit Blick auf die steigenden Kosten im Gesund- heitswesen kommt daher einer nachhaltigen Förderung der gesundheitsbezogenen Lebens- qualität wie auch der gesundheitlichen, persönlichen und psychosozialen Ressourcen von Müttern eine besondere Bedeutung zu.
Literatur
Jaunzeme, J, Otto, F, Geyer, S (2014). Gesünder nach der Kur? Analyse von GKV-Daten mit Vorher-Nachher-Vergleich für Teilnehmerinnen einer Mutter-Kind-Maßnahme und Mütter ohne Kurbewilligung. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 93, S. 41–49.
https://www.psychologie-aktuell.com/journale/praxis/bisher-erschienen/inhalt-lesen/2014-1- 93.html
Meixner, K, Glattacker, M, Gerdes, N, Herwig, J, Bengel, J, Jäckel, W. H (2001). Behand- lungseffekte in Mutter-Kind-Einrichtungen - Ergebnisse des externen Qualitätsmanagements.
Die Rehabilitation 40, S. 280–288. DOI: 10.1055/s-2001-17417
Otto, F (2013). Effekte stationärer Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter und Kinder - Eine kontrollierte Vergleichsstudie. Die Rehabilitation, 52, S. 86-95. DOI: 10.1055/s- 0032-1308967
Korrespondenzadresse Claudia Kirsch
Forschungsverbund Familiengesundheit, Medizinische Soziologie Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Str. 1 30625 Hannover Tel: 0511 532-6423
Mail: kirsch.claudia@mh-hannover.de