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Wohin steuern wir?

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68 DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2019 | www.diepta.de

PRAXIS

S

eit Jahren diskutiert die Fachwelt über Antibiotika- resistenzen. MRSA (Methi- cillin- oder auch multiresis- tenter Staphylococcus aureus), VRSA (Vancomycinresistenter Staphylo- coccus aureus), MRGN (multiresis- tente gramnegative Bakterien) und Multiresisten zen bei Mykobakterien beherrschen die Schlagzeilen – man befürchtet, dass eine große Gefahr auf die Bevölkerung zurollt.

Ende der Erfolgsgeschichte Mit der Entdeckung und Entwicklung der Antibiotika begann eine Zeit, in der den Menschen viel Leid und Elend erspart wurde. Schon Ende des 19.

Jahrhunderts begannen Ärzte die ers- ten Entdeckungen im Bereich der Pilze zu machen. 1910 entwickelte Paul Ehrlich den ersten Stoff, der zwar noch nicht breit wirksam war, aber den Namen Antibiotikum – anti:

gegen und bios: das Leben – ver-

diente. 1928 entwickelte Alexander Fleming das Penicillin, wofür er 1944 den Nobelpreis erhielt. 1935 folgte Gerhard Domagk mit der Synthese der Sulfonamide. Bahnbrechend an der Entwicklung der Antibiotika wa- ren nicht nur die Behandlungsmög- lichkeiten vieler Infektionskrank- heiten, sondern auch die enorm ge- stiegene Lebenserwartung, die damit einherging. Die Tuberkulose bedeu- tete noch Anfang des 20. Jahrhun-

POLITIK

Antibiotikaresistenzen gefährden die menschliche Lebenserwartung. Umso mehr

erstaunt die Schlagzeile der letzten Tage: Pharmafirmen forschen nicht an neuen Antibiotika.

Ist es an der Zeit, dass die Politik einschreitet?

Wohin steuern wir?

© ImageDB / iStock / Getty Images Plus

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69 derts oft schweres Siechtum und den

sicheren Tod. Heute gilt sie als gut behandelbar. Durch die wachsenden Zahlen der Migranten, die aus Län- dern ohne konsequente Durch- impfung kommen, steigen auch in Deutschland die Tuberkulosefälle wieder. Es ist doch sehr erschreckend, wenn man von immer mehr resisten- ten Mykobakterien liest, die eine er- folgreiche Behandlung verhindern.

Auch in der Apotheke hören wir immer öfter den Satz, dass das ver- ordnete Medikament bei Weitem nicht das erste ist, da die vorher ver- ordneten Antibiotika nicht gewirkt hätten.

Woher kommen diese Prob- leme? Auf der einen Seite wurde lange Zeit sehr sorglos und viel ver- schrieben – auch bei viralen Erkran- kungen, bei denen Antibiotika nicht wirken können. Auf der anderen Seite haben wir einen falschen Um- gang mit den Stoffen: Zu früh ab- gesetzt wird die Resistenzbildung be- günstigt. In den Krankenhäusern wurde allzu oft ein sorgloser Umgang mit Antibiotika und Desinfektions- mitteln gepflegt, was nun zum Ver- hängnis wird. Doch nicht nur bei den Menschen macht der Antibiotikage- brauch Probleme: Die in den Indust- rienationen verbreitete Massentier- haltung macht den Einsatz von Anti- biotika unumgänglich; dort ist die Resistenzentwicklung entsprechend hoch. Dies führte dann zu dem dras- tischen Schritt, dass der Versand von verschreibungspflichtigen Tierarznei- mitteln verboten wurde, um dem un- sachgemäßen Gebrauch einen Riegel vorzuschieben. Noch dramatischer ist die Situation in Indien. Der enorme Kostendruck in Deutschland hat da- zu geführt, dass die Produktion der Antibiotika praktisch nur noch in In- dien stattfindet. Laxe Sicherheitsvor- kehrungen in den indischen Betrie- ben haben dazu geführt, dass die in der Umgebung befindlichen Gewäs- ser mit multiresistenten Keimen be- lastet sind. Erschwerend kommt hin- zu, dass Antibiotika in Indien (wie auch in vielen anderen Ländern) re-

zeptfrei zu erwerben sind. Der sorg- lose und unkritische Umgang hat zur Folge, dass zwei Drittel der indischen Bevölkerung multiresistente Keime in sich tragen. In Europa schätzt man die Zahl auf zehn Prozent – mit der Folge, dass an Antibiotikaresistenzen ungefähr 33 000 Menschen pro Jahr sterben.

Was kann man tun Etliche Politi- ker haben sich des Themas angenom- men und wollen eine EU-weite Lö- sung erreichen. Die Keime machen schließlich nicht an Grenzen halt und in Zeiten großer Mobilität werden die Erreger auch aus Indien zu uns kom- men. Die Forderung an die Industrie lautet: Es muss mehr geforscht wer- den! Dem wird erwidert, dass es kein Interesse an der Erforschung neuer Antibiotika gebe, da damit nichts ver- dient würde. Ganz so einfach ist es al- lerdings nicht. Selbstverständlich un- terliegt auch die pharmazeutische Industrie den Gesetzen der Markt- wirtschaft und kann es sich nicht leis- ten, die Entwicklungskosten nicht wieder zu verdienen. Aber man sieht an Entwicklungen der neueren Impf- stoffe, wie Shingrix® gegen Herpes Zoster, oder Sofosbuvir zur Heilung von Hepatitis C, dass es durchaus neue Arzneistoffe gibt, die langjäh- rige Folgekosten und den Verdienst durch den Absatz von Medikamenten verhindern. Das Problem liegt darin, dass die Forschung zwar wirksame neue Antibiotika hervorbringen soll, aber diese nicht in den breiten Ver- kauf gelangen, sondern sozusagen auf die Reservebank gesetzt werden. Das ist auch richtig, um im Ernstfall noch etwas in der Hinterhand zu haben.

Diesen Spagat gilt es zu lösen, was mittlerweile zu einer Angelegenheit mit globalem Interesse geworden ist – hierzulande hieße das, nur gemein- sam unter den Staaten der Europäi- schen Union.  n

Mira Sellheim, Apothekerin und Deligierte der Landesapotheker- kammer Hessen

Du Abwehr,

wir beide müssen jetzt ganz stark sein.

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