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Gefährliches Wüstenschiff

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84 DIE PTA IN DER APOTHEKE | August 2015 | www.pta-aktuell.de

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ie Familie der Coron- aviren um fasst eine Reihe von Arten, von denen einige human- pathogen sind und banale Erkäl- tungskrankheiten auslösen. Die auf der Außenhülle regelmäßig ange- ordneten Glykoproteine vermitteln in elektronenmikroskopischen Auf- nahmen den Eindruck eines Kranzes (lateinisch: corona).

Genetischen Untersuchungen zu- folge ist das MERS-Virus eng mit bestimmten Fledermaus-Corona-

viren verwandt. Die nachtaktiven Tiere sind vermutlich das natürliche Reservoir von MERS-CoV; einhöck- rige Kamele, also Dromedare, schei- nen als Zwischenwirte zu fungieren und vieles spricht dafür, dass sie die eigentliche Ansteckungsquelle sind. Personen, die auf der arabi- schen Halbinsel mit Kamelen zu tun haben, sei es in der Tierzucht oder in Schlachtbetrieben, weisen sehr häu- fig spezifische Antikörper gegen das Virus auf. Daraus kann geschlossen werden, dass ein Großteil der In-

fektionen ohne Symptome verläuft beziehungsweise aufgrund milder Symptomatik unentdeckt bleibt.

Die Krankheit ... Nach einer In- kubationszeit von rund zehn Tagen manifestiert sich die Infektion zu Beginn mit einer grippeähnlichen Symptomatik. Die Betroffenen lei- den vor allem unter Husten, Fieber und Atemproblemen, oft auch Di- arrhö. Manchmal kommt es zu Nie- renversagen. MERS- Viren scheinen sich bevorzugt im unteren Respira- tionstrakt zu vermehren. In einigen Fällen entsteht eine Pneumonie, aus der sich ein akutes Atemnotsyndrom entwickeln kann, eine schwere ent- zündliche Schädigung der Lunge, die oft tödlich verläuft. Die Sterblichkeit von MERS liegt nach neueren Anga- ben bei etwas über zehn Prozent.

Wie so häufig sind in erster Linie chronisch Kranke und Menschen mit geschwächter Immunabwehr gefährdet. Kinder wurden nach bis- heriger Beobachtung noch nicht an- gesteckt.

Die Behandlungsmöglichkeiten be- schränken sich auf symptomatische Maßnahmen (Sauerstoff, Beatmung, Aufrechterhaltung der Kreislauf- funktion. Verdachtsfälle werden

Dieses spezielle Coronavirus hat man erst vor drei Jahren

identifiziert. Er verursacht das Middle East respiratory syndrome (MERS) und erhielt deshalb den Namen MERS-CoV .

Gefährliches

Wüstenschiff

© 2d9 / fotolia.com

PRAXIS VIREN & BAKTERIEN – TEIL 7

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isoliert und medizinisches Personal sollte besondere Hygienemaßnah- men anwenden.

... und ihre Verbreitung Viele, aber nicht alle sporadischen Infekti- onsfälle ließen sich auf einen Kontakt zu einem Dromedar zurückführen;

der Erreger kann auch von Mensch zu Mensch weitergegeben werden, wobei bisherigen Beobachtungen zufolge allein das Zusammenleben im gleichen Haushalt kein beson- ders hohes Übertragungsrisiko mit sich bringt. Innerhalb von Kliniken verbreitet sich die Infektion jedoch mitunter stark. Ein besonderes An- steckungsrisiko scheint bei engem Pflegekontakt zu bestehen. Als Über- tragungsweg wird Tröpfcheninfek- tion angenommen, man geht dabei von einer Verbreitung über kurze Distanzen aus. Auch Schmierinfek- tionen dürften eine Rolle spielen.

Den Krankheitsausbruch in Südko- rea könnten einige Besonderheiten des dortigen Gesundheitswesens be- günstigt haben: etwa die lange Ver- weildauer in den Notaufnahmen, die Pflege der stationären Patienten durch eigene Angehörige sowie hohe Besu- cherzahlen in den Krankenzimmern.

Derzeit keine besondere Gefahr Wie an der gegenwärtig in Südkorea stattfindenden Welle zu beobachten, kann die Infektion nicht nur vom ersten Infizierten (Indexfall) an eine Kontaktperson weitergegeben wer- den (Erstpassage), sondern auch diese neu erkrankte Person („zweite Generation“ der Infektion) ist infek- tiös, und auch die Person im nächsten Glied der Infektionskette. Bislang gibt es aber noch keinen Hinweis darauf, dass ein über Mutationen veränderter und besser an den menschlichen Wirt angepasster Erreger entsteht. Exper- ten sehen daher derzeit keinen Anlass zu besonderer Besorgnis.

Nach Deutschland wurde die Krankheit bisher nur von Reisen in arabische Länder importiert. Der niedersächsische Patient, der heuer nach seiner Rückkehr erkrankte (und schließlich an einer anderen Krankheit verstarb), hat offenbar niemanden angesteckt.

Schutz auf Reisen Bei einem geplanten Aufenthalt auf der ara- bischen Halbinsel sollte man Kamel- herden und –märkte besser nicht besuchen und Produkte der Tiere allenfalls nach ausreichender Erhit- zung zu sich nehmen. Häufiges Hän- dewaschen kann schützen, denn ihre Lipidhülle macht die Coronaviren empfindlich gegen Detergenzien wie zum Beispiel Seife. Menschen mit einer chronischen Grundkrankheit sollten vor Antritt der Reise ihren Arzt befragen.

Erste Studien mit einem Impfstoff- kandidaten am Menschen könnten möglicherweise Ende dieses Jahres beginnen; bis dann dürfte die aktu- elle südostasiatische Infektionswelle längst abgeklungen sein. Interessant sind Überlegungen, junge Drome- dare zu impfen, also direkt an der Quelle der Infektion anzusetzen – angesichts der Bedeutung des Ka- mels in der traditionellen arabischen Kultur ein nur schwer durchzuset- zendes Unterfangen. ■

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin RÜCKBLICK

Viele erinnerte der koreanische Ausbruch an die Seuche durch ein nah verwandtes Virus, den Erreger des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS).

Die Krankheit war 2002 in Süd- china aufgetreten und hatte sich rasch verbreitet. Der be- sondere Schrecken, der von ihr ausging, beruhte darauf, dass die Ärzte dem Fortschreiten der Erkrankung im Einzelfall nichts entgegenzusetzen hat- ten. Die befürchtete Pandemie blieb aber aus und seit mitt- lerweile über zehn Jahren ist weltweit kein einziger Fall mehr

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