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Immeru, Schaf, und üru, Pferd.
Von
Paul Uaupt.
In meinem Aufsatze über Elul und Adar (Bd. 64, S. 703—714)
habe ich gezeigt, daß bibs für bib» (.3^) steht, und 'iiN für nn
(^lX>-). Ebenso ist die ursprüngliche Form von assyr. immeru
(HW 92 »)i Lamm, Schaf, das als 1?3N auch in das Aramäische^
und von da in das Arabische übergegangen ist, hammar = arab.
J»*.^, Lamrn, Widder, Hammel,^ und dies ist eine Umstellung
von |JLe> (vgl. (»aJLs», sanftmütig und ^^s» in derselben Bedeutung,
auch i^ic = fJ^) während ■]£<::, Schafe, assyr. genu, mit
assyr. genu, dumm, schlecht, zusammenhängt. Arab. LcLst-
träger ist einer, der etwas geduldig trägt d. i. ursprüng¬
lich geduldig wie ein Lamm ist. Hebr. b73n, Mitleid haben,
schonen heißt eigentlich ^M<(mütig) sein gegen (hebr. by) Jemand.
Für assyr. = arab. J-».»- = ^Jts- vgl. meine Bemerkungen
über syr. DU = IMJ = btts == bm (siehe Est. 38. 57, unten)
und assyr. Mrbu = gai^w = anp = \_,*JLi (siehe Bd. 64, S. 711,
A. 4). Hammaru wurde im Assyrischen zu emmaru , emmiru,
immiru, und das i der zweiten Silbe wurde dann vor dem folgen¬
den r zu c, während es im Aramäischen zu a wurde. Das e in
1) Für die Abkürzungen siehe Bd. 64, S. 703, A. 1.
2) Ich wiederhole, daß das Assyrische nur eine ältere lokale Varietät des Aramäischen ist; s. Nah. 2.
3) Ob das deutsche Hammel (wovon Hümmling abgeleitet ist) aus dem Orient stammt, kann ich augenblicklich nicbt verfolgen. Die gewobYiliche Zu¬
sammenstellung von Hammel mit to hamble, verstümmeln (vgl. mouton =
mutilus) befriedigt nicbt recbt. Fremder Ursprung ist bei dem Worte keines¬
wegs ausgeschlossen. Vgl. Wallach und das franz. hongrer , verschneiden, eigentlicb ungarisieren (vgl. englisierem &c). Bei dem Fritz Reu ter'sehen kombaliisieren, daß ich Pur. 40, 9 besprochen habe, dacbte man wobl auch an kapaunen. Vgl. aucb meine Bemerkungen über den semitischen Ursprung von Farre, Färse, engl, heifer, griech. nd^tig in BA 1, 114.
108 Haupt, Immeru, Schaf, und üru, Pferd,
immeru ist also'anderer Art als das e in imeru, Esel = imäru,
himäru; vgl. ZDMG. 63, 529, 18; GK § 22, r; £23, 3; 26, 10;
27, b; 28, f.
Auch hebr. m-iN (1 K 5,6), was uröt, nicht uruöt zu lesen
ist und Stuten — assyr. uräti (nicht Krippen^) bedeutet, ist ein
assyrisches Lehnwort, das ursprünglich ein y im Anlaut hatte. LXX
hat für m"iN richtig roxdäeg innoi oder &ri\tiai titnoi ; siehe Kings
80, 40. Vgl. dazu die Stuten in Pharaoh's Wagen, "laDia Tibp
-'y.s. Cant. 1, 9 (BL 85).> Das assyr. üru^ oder urü, Pferd
(HW 130») hängt mit hebr. T'? = ^ac, junger Esel zusammen.
In der Keilschrift wird das Pferd als Esel des Ostens bezeichnet.
Der Stamm von assyr. uräti, Stuten, ist nicht T'y oder ny, sondern
iny oder my, ebenso wie wir neben üru, Scham (ny) auch urü
(•liy, liy) finden; vgl. miy, Ä.j^, '^jy^' ^^'^^ Bemerkungen
über D--iy in AJSL 26, 212. Es ist möglich, daß ny, Fell, Haut
ursprünglich Eselshaut bedeutet; vgl. Bd. 64, S. 703, Z. 11, und
engl, calf (franz. veau) für Kalbleder sowie Md (franz. chevreau) Ziegenleder.
1) Im Ägyptischen wird gewöhnlich das Femininum esm-t gebraucht.
2) Das Wort üru in Z. 135 der Sintfluttafel bedeutet Sumpf, Marsch¬
land ij^)- Kima üri mitxurat usallu (vgl. JJflDo/) heißt das Ufer¬
land ivar wie ein Sumpf geworden; vgl. dagegen KB 6, 499.
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Anzeigen.
Assyriologische und archäologische Studien, Hermann V. Hil¬
precht zu seinem fünfundzwanzigsten Doktorjvhiläum und
seinem fünfzigsten Geburtstage {28. Juli) gewidmet von
seinen Kollegen, Freunden und Verehrern. Mit 85 1 'afein
und 76 Abbildungen im Text. J. C. Hinrichs'sche Buch- 5
handlung , Leipzig ; Luzac & Co. , London ; Librairie Paul
Geuthner, Paris; The Open Court Publishing Co., Chicago.
1909. Gr. 8«. X, 457 SS. 85 Taf.
Die vorliegende Festschrift enthält 32 Aufsätze meist aus dem
Gebiete der Assyriologie. lo
1. Der Kalender der Babylonier (E. Mahler)^).
Mahler weist auf die bekannte Tatsache hin, daß der Rechnungs¬
monat der Babylonier durchweg 30 Tage hatte, während — wie das
in eineni Kalender mit reinen Mondmonaten nicht anders möglich
ist — im tatsächlichen Kalender Monate von 30 und 29 Tagen 16
abwechseln mußten. Er versucht weiterhin zu zeigen, daß bei der
Wahl der Monatslänge — ob 29 oder 30 Tage — schon zur
IJammurapi-Zeit eine bestimmte Regel existiert habe. Und zwar
seien folgende die normalen Längen der Monate gewesen :
Nisan 30 Tage i Ab 30 Tage Kislim 29 Tage 20
Ajar 29 , \ Ulül 29 , : Tebet 30 ,
Simän 30 , ! Tikit 30 , §abät 29 ,
Düzu 29 , i Arahsamna 30 , Addar 29—30 ,
Er untersucht daraufhin den bereits einmal von Johns be¬
handelten Text CT. II, 18, der m. M. zunächst nur feststellen läßt, ih
wie die Monatslängen in dem Jahre der Abfassung des Textes-)
sich verhielten. Außerdem bietet der Text mehrfach Schwierig¬
keiten; so ist Z. 2 nicht 1. Ulülu zu lesen, wie M. angibt, vielmehr
fehlt die Zahl ganz. Z. 15 bietet 28., nicht 27. Tebet. Endlich
gibt der Text in Z. 28 nicht 57, sondern 56 (V). Vor Benutzung so
hätte jedenfalls eine Kollation bewirkt werden müssen.
1) S. 1—13.
2) d. i. 15. Jahr Ammisaduga's.
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