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Vom »Bündnis« zum »Block«. Struktur, Forschungsstand und Problemlage einer Geschichte des Zweibundes 1879-1914 I. Struktur

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Jürgen Angelow

Vom »Bündnis« zum »Block«. Struktur, Forschungsstand und Problemlage einer Geschichte des Zweibundes 1879-1914 I. Struktur

Der Zweibund1 —jene zunächst defensiv angelegte Allianz vom 7. Oktober 1879 zwischen dem Deutschen Reich und den beiden multinationalen Mittelstaaten Osterreich und Ungarn — ist von der historischen Forschung bisher weder für den Zeitraum bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch über den Kriegs- ausbruch hinaus seiner Bedeutung entsprechend gründlich untersucht worden.

Obgleich zur Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges inzwischen eine fast unüber- sehbare Literatur unterschiedlichster Couleur erschienen ist, blieb die eng mit ihr verbundene Geschichte des Zweibundes bisher weitgehend unterbelichtet.

Im historischen Rückblick wurde die deutsch-österreichisch-ungarische Allianz zu sehr als statisch gegebene, dem Vorkriegsszenario inhärente, primär politisch- militärisch definierte Ausgangsgröße und zu wenig als ein von verschiedenen, von einander abgegrenzten und in sich veränderlichen Faktoren abhängiges, zur politischen Eigenmächtigkeit erst gewandeltes Element Vorkriegseuropas be- trachtet. Dieses Defizit wiegt um so schwerer, als gravierende qualitative Verän- derungen innerhalb des Zweibundes bis 1914 zweifellos nicht nur in Bezug auf die Kriegsentfesselung, sondern auch auf Prozesse der Herausbildung längerfri- stiger Krisen- und Kriegsdispositionen eine wichtige Rolle gespielt haben. Damit ist die Notwendigkeit angesprochen, strukturelle Faktoren in die Analyse des Bündnisses einzubeziehen, denn eine Beschränkung auf den engeren politisch- militärischen Bereich wird eine notwendige Neuinterpretation eher verhindern als befördern.

Fraglos gelten für die Vorkriegsgeschichte des Bündnisses (1879-1914) ande- re Fragestellungen als für die darauffolgende Kriegszeit (1914-1918), die durch ein viel stärkeres Hervortreten militärisch-operativer Sachzwänge innerhalb der Koalitionskriegführung gekennzeichnet ist. Dieser Beitrag beschränkt sich daher auf die Zeit von 1879 bis 1914, jene Periode vor Beginn des Ersten Welt- krieges, in der das europäische Gleichgewicht durch die Bildung von Bündnis- sen seine Multipolarität einbüßte und schließlich die Verfestigung der Bündnis- strukturen zu Blöcken erfolgte. Im Zusammenhang damit möchte ich in Aus-

1 Der geheime Zweibundvertrag vom 7.10.1879 ist abgedruckt in: Dokumente zur deut- schen Verfassungsgeschichte, hrsg. von Ernst Rudolf Huber, 3., neubearb. und verm.

Aufl., Bd 2: Deutsche Verfassungsdokumente 1851-1900, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1986, S. 494-495 (Nr. 309). Bereits am 4.11.1879 informierte der deutsche Kaiser Wil- helm I. den russischen Zaren Alexander II. von der Existenz des Zweibundvertrages.

Eine Teilveröffentlichung des Bündnisses erfolgte im Reichs- und Staatsanzeiger am 3.2.1888.

Militärgeschiehtliche Mitteilungen 54 (1995), S. 129-170 © Militärgeschichtliches Forschungsamt, Potsdam

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einandersetzung mit dem bisherigen Forschungsstand drei Grundthesen for- mulieren:

Erstens behaupte ich — in Anlehnung an Stephan Verosta2 —, daß der Zwei- bund von einem traditionellen und defensiven »Bündnis« zu einem imperiali- stischen »Block« mit aggressiven Zielprojektionen über einen längeren Zeit- raum erst deformierte. Dabei markierten die in der bosnischen Krise gegebene Zusicherung des deutschen Generalstabschefs Helmuth v. Moltke d.J. gegen- über seinem österreichisch-ungarischen Kollegen Conrad von Hötzendorf vom 21. Januar 1909, den Bündnisfall zu erweitern3, aber auch die fast ausschließlich in Unkenntnis dessen folgende pseudo-parlamentarische »Absegnung« des ge- wandelten Bündnisses auf der Sitzung des deutschen Reichstages am 29. März 1909, in der durch Reichskanzler Bernhard v. Bülow die »Nibelungentreue« zu Österreich-Ungarn beschworen wurde4, lediglich den äußeren Abschluß eines inneren Deformationsprozesses, der mindestens ein Jahrzehnt zuvor eingesetzt hatte.

Zweitens vertrete ich in Erweiterung der bisher vorrangig diplomatiege- schichtlich akzentuierten Forschungsmeinung zum Zweibund die Auffassung, daß innerhalb der Kumulation sich überlappender außen- und sicherheitspoliti- scher, außenwirtschaftlicher sowie militärisch-operativer Wirkungskreise die ag- gressive Wendung des Zweibundes sehr stark von außenwirtschaftlichen — vor allem wirtschaftsräumlichen — Aspekten abhing, die wiederum von inneren, strukturellen Faktoren bestimmt wurden. Diese Aussage bezieht sich vor allem auf die »Mitteleuropakonzeption«, die dem Zweibund vor 1914 einerseits eine erweiterte Aufgabenstellung zuwies und andererseits bündnispolitisch-integrie- rend wirkte.

Drittens vertrete ich die Auffassung, daß der politischen Steigerung des Zweibundes zum »Block« keine effiziente militärische Struktur und keine den veränderten Bedingungen angepaßte Aufmarschplanung folgte. Statt dessen ei- nigten sich die verbündeten Generalstäbe lediglich auf die gegenseitige Akzep- tanz der verselbständigten, auseinanderlaufenden und präventiv-orientierten

2 Stephan Verosta, Theorie und Realität von Bündnissen. Heinrich Lammasch, Karl Ren- ner und der Zweibund (1897-1914), Wien 1971, S. 345.

3 Verosta sieht in der Formulierung Moltkes: »Ich glaube, daß erst der Einmarsch Öster- reichs in Serbien ein eventuelles aktives Einschreiten Rußlands auslösen könnte. Mit diesem würde der Casus foederis für Deutschland gegeben sein« einen Zusatzvertrag zum ursprünglich defensiven Zweibund vertrag von 1879. Zitiert nach: Verosta, Theo- rie (wie Anm. 2), S. 345. Der Brief Moltkes vom 21.1.1909 ist im Briefwechsel zwischen Moltke und Conrad enthalten: Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv Wien (KA- Wien), Generalstab, Operationsbüro, Faszikel 737, fol. 215-222 v.

4 Verhandlungen des Reichstags. XII. Legislaturperiode. I. Session. Bd 236. Stenographi- sche Berichte: Von der 236. Sitzung am 29. März 1909 bis zur 261. Sitzung am 15. Juni 1909, Berlin 1909, S. 7799-7803, hier: S. 7802. Rede Bernhard v. Bülows auf 236. Sitzung vom 29.3.1909. Auch andere Diskussionsredner benutzten markige Worte, die quasi ei- ner parlamentarischen »Absegnung« des gewandelten Zweibundes durch den deut- schen Reichstag gleichkamen: In Österreich einen starken Bundesgenossen zu haben,

»der mit uns Schulter an Schulter unbesiegbar ist, selbst wenn die ganze übrige Welt gegen uns in Waffen steht«, glaubte zum Beispiel Liebermann v. Sonnenberg von der

»Wirtschaftlichen Vereinigung« (ebd., S. 7829-7831, hier: S. 7829), während Dr. v. Star- zinski von den »Polen« mit Österreich »durch dick und dünn gehen« wollte (ebd., S. 7834-7837, hier: S. 7835).

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Kriegspläne. Diese begrenzte strategische Sicht führte dazu, daß zu Beginn des Ersten Weltkrieges das militärische Mittel gegenüber dem ausgeweiteten politi- schen Ziel untauglich geworden war.

Stig Förster hat in Presseveröffentlichungen unlängst reklamiert, daß diese Tatsache vor Kriegsbeginn zumindest von Moltke d.J. in ihren verheerenden Auswirkungen vollkommen erkannt worden ist. Er hebt insbesondere den Brief Moltke d.J. an Theobald v. Bethmann Hollweg vom 28. Juli 1914 hervor, aus dem hervorgeht, daß Moltke den kommenden Krieg als einen langdauernden »Welt- krieg« sah, der »die gegenseitige Zerfleischung der europäischen Kultürstaaten«

zur Folge haben werde5. Der Brief ist nicht sensationell, da er sich mit anderen Äußerungen des jüngeren Moltke im Vorfeld und zu Beginn des Krieges deckt, die — wie auch der zitierte Brief an Bethmann Hollweg — bereits veröffentlicht sind. Dennoch bleibt die Notwendigkeit bestehen, seit 1956 durch Gerhard Ritter festgefügte Interpretationen zur Vorkriegsgeschichte zu durchbrechen und da- mit sowohl zu einer Neubewertung des Verhältnisses von Politik und Militär als auch zu einer versachlichenden Beurteilung der Mentalität und des realen Handlungsspielraumes der militärischen Elite beizutragen.

Zweifellos hat sich in Bezug auf den Zweibund das Gewicht einzelner Wir- kungsfaktoren in den verschiedenen Zeiträumen verschoben. Nach unserer An- nahme fällt die innere Deformation des Bündnisses paradoxerweise aber gerade in jenen Zeitabschnitt der Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges seit Mitte der 90er Jahre bis 1908, in dem außen- und machtpolitische Rivalitäten zwischen den europäischen Großmächten zeitweilig zurücktraten und die militärisch-operati- ve Zusammenarbeit zwischen beiden Zweibundpartnern sogar auf einem Tief- punkt angelangt war. Andererseits kam es in diesem Zeitraum zu einer verstärk- ten Popularisierung und politikwirksamen Aufnahme der »Mitteleuropakonzep- tion« in Deutschland und Österreich-Ungarn, die dem Zweibund eine erweiterte bündnispolitische Aufgabenstellung nahelegte.

Eine strukturell gesonderte Betrachtung des Zweibundes aus sicherheitspoli- tischer, außenwirtschaftlicher und militärisch-operativer Perspektive läßt die re- lative Autonomie dieser Wirkungsbereiche erkennen. Das Thema kann aus je- dem Blickwinkel gesondert beschrieben — wobei auch Überlappungen auftreten

— aber nicht hinreichend erklärt werden. Daraus folgt, daß die genannten Berei- che miteinander zusammenhängend betrachtet werden müssen, um den inneren Bezug zur leitenden Frage nach der Deformation des Zweibundes von einem traditionellen »Bündnis« zu einem imperialistischen »Block« zu verdeutlichen.

Die Periodisierung der Vorkriegsgeschichte des Zweibundes nach sicherheitspo- litischen, außenwirtschaftlichen und operativ-planerischen Kriterien zeigt den inneren Zusammenhang, da eine Bündelung der Hauptzäsuren aus unterschied- licher Perspektive feststellbar ist. Über die Knotenpunkte hinaus werden Pha- senverschiebungen und Determinanten des Wandels deutlich:

Lothar Höbelt hat unter außen- und sicherheitspolitischem Akzent die Frie- densgeschichte der Allianz in drei Etappen unterteilt: Eine erste Phase sich na- hezu kontinuierlich zuspitzender Kriegsgefahr vom Beginn der achtziger bis zum Beginn der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts, eine zweite Phase der

5 Zit. nach Stig Förster, Mit Hurra und vollem Bewußtsein in die Katastrophe. Der Erste Weltkrieg und das Kriegsbild des deutschen Generalstabs, in: Frankfurter Rundschau, 9.8.1994, Nr. 183, S. 10.

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»Weltpolitik« u n d d e r E n t s p a n n u n g z w i s c h e n d e n e u r o p ä i s c h e n K o n t i n e n t a l - m ä c h t e n bis z u m E n d e d e s russisch-japanischen Krieges, s p ä t e s t e n s aber bis z u r bosnischen A n n e x i o n s k r i s e 1908, u n d eine dritte P h a s e sich w i e d e r u m verschär- f e n d e r G e g e n s ä t z e u n t e r d e n G r o ß m ä c h t e n bis z u m A u s b r u c h d e s Ersten Welt- krieges6.

A u c h nach militärisch-operativen G e s i c h t s p u n k t e n läßt sich ähnlich periodisie- ren: Auf d e n die erste P h a s e einleitenden Beginn militärischer A b s p r a c h e n im Z w e i b u n d z w i s c h e n A l f r e d Graf v. Waldersee u n d Friedrich Graf v. Beck a b A u - g u s t 1882 folgte 1896 die mit d e r R ü c k n a h m e d e r g e ä n d e r t e n d e u t s c h e n A u f - m a r s c h p l a n u n g u n t e r Alfred Graf v. Schlieffen v e r b u n d e n e z w e i t e P h a s e einer relativen militärisch-operativen Sprachlosigkeit zwischen d e n v e r b ü n d e t e n Ge- neralstäben, die in d e r bosnischen Krise 1909 d u r c h eine dritte P h a s e e r n e u e r t e r Kontakte u n t e r h a l b d e r Schwelle g e m e i n s a m e r operativer P l a n u n g e n z w i s c h e n Franz Frhr. C o n r a d von H ö t z e n d o r f u n d Moltke d.J. abgelöst w u r d e7.

Folgt m a n d a g e g e n außenwirtschaftlichen A s p e k t e n i m Verhältnis z w i s c h e n D e u t s c h l a n d u n d Ö s t e r r e i c h - U n g a r n , k a n n m a n ebenfalls d r e i E t a p p e n u n t e r - scheiden u n d d a b e i w e s e n t l i c h e zeitliche Verschiebungen i m Vergleich z u r si- cherheitspolitischen u n d militärisch-operativen Z ä s u r s e t z u n g konstatieren: Eine erste Phase erstreckt sich v o m U b e r g a n g v o m Freihandel z u r Schutzzollpolitik in b e i d e n Staaten 1879 bzw. 1882 — u n d d e m d a m i t latent g e w o r d e n e n Gegensatz z u R u ß l a n d — bis z u m deutsch-österreichisch-ungarischen H a n d e l s v e r t r a g von 1891, der die Wirtschaftspolitik beider P a r t n e r stärker b ü n d n i s p o l i t i s c h e n Rück- sichten u n t e r o r d n e t e . Die d a r a u f f o l g e n d e z w e i t e P h a s e e n d e t e m i t d e m H a n - delsvertrag z w i s c h e n Wien u n d Berlin v o m J a n u a r 1905, der eine wirtschaftliche A n n ä h e r u n g u n t e r h a l b d e r v o l l s t ä n d i g e n Z o l l u n i o n b r a c h t e u n d b e r e i t s s e h r stark von A u t a r k i e d e n k e n u n d w i r t s c h ä f t s r ä u m l i c h e n Ü b e r l e g u n g e n beeinflußt war. Die dritte P h a s e setzt also a u s außenwirtschaftlicher u n d w i r t s c h a f t s r ä u m l i - cher Perspektive einige Jahre f r ü h e r ein als a u s politisch-militärischem Blickwin- kel. Sie wird a u c h bereits 1 9 1 2 / 1 3 d u r c h d e n U b e r g a n g z u r v o r r a n g i g a u ß e r ö k o - nomischen M a c h t s i c h e r u n g schon beendet, so d a ß hier eine P h a s e n v e r s c h i e b u n g z w i s c h e n politisch-militärischen u n d a u ß e n w i r t s c h a f t l i c h e n W i r k u n g s f a k t o r e n innerhalb d e s Z w e i b u n d e s sichtbar wird. Ihren A u s k l a n g f i n d e t die dritte P h a s e s p ä t e s t e n s d u r c h d e n Beginn d e s Ersten Weltkrieges 1914, d a n u n m e h r b e i d e

6 Lothar Höbelt, Österreich-Ungarn und das Deutsche Reich als Zweibundpartner, in:

Österreich und die deutsche Frage im 19. und 20. Jahrhundert. Probleme der politisch- staatlichen und soziokulturellen Differenzierung im deutschen Mitteleuropa, hrsg.

von Heinrich Lutz und Helmut Rumpier, München 1982 (= Wiener Beiträge zur Ge- schichte der Neuzeit, Bd 9), S. 256-281, hier: S. 257. Höbelt bietet aber nur einen ganz kursorischen Abriß der Sicherheitspolitik und bedauert, auf die innere Verfaßtheit bei- der Zweibundpartner »aus Gründen der Raumökonomie« nur ganz am Rande einge- gangen zu sein. In einem anderen Beitrag widmet er sich den deutsch-österreichisch- ungarischen Handelsbeziehungen, ohne auf die Verknüpfung von Außen- und Wirt- schaftspolitik am Beispiel des Zweibundes näher eingehen zu können. Lothar Höbelt, Die Handelspolitik der österreichisch-ungarischen Monarchie gegenüber dem Deut- schen Reich, in: Die Habsburgermonarchie 1848-1918, hrsg. von Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch, Bd 6,1: Die Habsburgermonarchie im System der internationa- len Beziehungen, Wien 1990, S. 561-583.

7 Periodisierung nach Helmut Otto, Zum strategisch-operativen Zusammenwirken des deutschen und österreichischen Generalstabes bei der Vorbereitung des ersten Welt- krieges, in: Zeitschrift für Militärgeschichte, 2 (1963), S. 423-440.

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Bündnispartner ihre Wirtschaftspolitik vollends kriegswirtschaftlichen Gesichts- punkten unterordnen mußten8.

Jede Betrachtung des Zweibundes scheint äußerlich eng mit der Dreibund- problematik verknüpft. Das Defensivbündnis zwischen Deutschland, Öster- reich-Ungarn und Italien vom 20. Mai 18829 wirft indes — das sei nur am Ran- de vermerkt — weiterführende genuine Aspekte und Problemstellungen auf, die hier ausgeklammert bleiben, da sich die historische Problematik des Drei- bundes bei allen primär im militärisch-operativen Bereich gegebenen gemein- samen Interessen grundsätzlich von der des Zweibundes abhebt. Der Zwei- bund hielt als politisch-militärischer Kern die Möglichkeit weiterer Bündnis- verträge offen. Er blieb indes durch die Existenz des Dreibundes, genau wie durch die vorausgegangene Absprache der Donaumonarchie mit Serbien vom 28. Juni 1881 und dem nachfolgenden Defensivbündnis beider Zweibundpart- ner mit Rumänien vom 30. Oktober 1883 — Verträgen also, die 1914 allesamt nicht wirksam wurden — in seiner völkerrechtlichen Gestalt und historisch- politischen Verankerung völlig unberührt. Dazu kam, daß das Bündnis mit Italien — jenes »ausgespielte Klavier«, wie es Bülow im Januar 1902 in brillan- ter, weil das Wesen der Sache bezeichnender Ubertreibung nannte10 — in der Tat von keiner Seite als eine zwingende Notwendigkeit betrachtet wurde, da es von zu vielen Imponderabilien1 1 u n d substantiellen Interessengegensät- zen12 — vor allem zwischen Österreich-Ungarn und Italien — begleitet war.

Demzufolge erscheint eine methodische Abgrenzung beider Bündnisse ange- zeigt, weshalb an dieser Stelle auf eine gründliche Analyse aller zur Geschich- te des Dreibundes vorgelegten Arbeiten, in denen auf den Zweibund meist nur ganz am Rande eingegangen wird, unter Hinweis auf eine in Bearbeitung befindliche Habilschrift Holger Afflerbachs zum Dreibund verzichtet werden kann.

8 Zu den deutsch-österreichisch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen und der Handels- politik Österreich-Ungarns gegenüber dem Deutschen Reich siehe Höbelt, Handelspo- litik (wie Anm. 6); Herbert Matis, Grundzüge der österreichischen Wirtschaftsentwick- lung 1848-1914, in: Innere Staatsbildung und gesellschaftliche Modernisierung in Österreich und Deutschland 1867/71-1914. Historikergespräch Österreich-Bundesre- publik Deutschland 1989, hrsg. von Helmut Rumpier, Wien 1991, S. 107-124. Die wirt- schaftliche Entwicklung der Habsburgermonarchie findet im Band 1 des Handbuches zur Geschichte Österreich-Ungarns 1848-1918 Darstellung: Die Habsburgermonarchie 1848-1918, hrsg. von Adam Wandruszka und Peter Urbanitsch, Bd 1: Die wirtschaft- liche Entwicklung, hrsg. von Alois Brusatti, Wien 1973.

9 Der Dreibundvertrag vom 20.5.1882 ist abgedruckt in: Dokumente zur deutschen Ver- fassungsgeschichte (wie Anm. 1), S. 497 f. (Nr. 311).

10 Zitiert nach: Die Habsburgermonarchie (wie Anm. 6), S. 257-440, hier: S. 298.

11 Laut Dreibund vertrag war die Teilnahme Italiens an gemeinsamen militärischen Ak- tionen gegen andere Staaten von der Neutralität Großbritanniens abhängig, die mit der zunehmenden britisch-deutschen Rivalität und der Festigung des russisch-franzö- sisch-britischen Bündnisses immer unwahrscheinlicher wurde.

12 Vor allem auf dem Balkan (Albanienfrage) stießen italienische und österreichisch-un- garische Interessen unversöhnlich aufeinander. Siehe dazu Bernhard Fürst von Bülow, Denkwürdigkeiten, hrsg. von Franz von Stockhammern, Bd 1: Vom Staatssekretariat bis zur Marokkokrise, Berlin 1930, S. 608 f. (Italienbesuch Bülows 1903 und öster- reichisch-ungarisch-italienisches Verhältnis), S. 628 f. (Wienbesuch Wilhelms II. und Bülows 1903; Unterredung mit dem italienischen Botschafter in Wien, Graf Nigra). '

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II. Forschungsstand u n d Problemlage

a) Voraussetzungen

Geschichte und Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges aber auch der deutsch- österreichisch-ungarischen Allianz von 1879 bis 1914 sind nach 1918 auf Grund nationaler Frustrationen weitgehend der angelsächsischen und österreichischen Historiographie überlassen worden13. Dennoch wurden zwischen 1918 und 1945 wichtige politik- und diplomatiegeschichtliche sowie militärgeschichtliche Vor- aussetzungen für spätere Forschungen zur Geschichte des Zweibundes geschaf- fen. In die Zeit nach 1918 fallen auch sozialgeschichtliche Ansätze, die sich je- doch des Themas nicht explizit annehmen.

Im Kontext der Kriegsniederlage beider Zweibundpartner dominierte zu- nächst ein Bild über den Zweibund, das Zeitgeist, subjektive Reflexion u n d apologetische Züge gleichermaßen in sich vereinigte und oft in bewußter Ab- grenzung und Polemik gegenüber dem Kriegsschuldparagraphen des Versailler Vertrages entstand. Dieses Bild wurde vor allem durch die nach 1918 erschiene- nen Memoiren, militärische Zeitschriftenliteratur und umfangreiche Aktenpubli- kationen gezeichnet. Von besonderer Wichtigkeit waren hierbei die Erinnerun- gen der in die Absichten, Einzelheiten und Friktionen des Zweibundes einge- weihten Akteure. Da wichtige Felder der Außen-, Militär- und Sicherheitspolitik beider Zweibundpartner dem Entscheidungsprozeß parlamentarischer Gremien vollkommen entzogen blieben, handelt es sich dabei um eine außerordentlich schmale politisch handelnde Elite, zu der vor allem die Monarchen, ihre Mini- sterpräsidenten und Außenminister sowie Generalstabschefs zählten14. Obwohl

13 Vgl. Bruno Thoß, Weltkrieg und Systemkrise. Der Erste Weltkrieg in der westdeut- schen Forschung 1945-1984, in: Neue Forschungen zum Ersten Weltkrieg. Literaturbe- richte und Bibliographien, hrsg. von Jürgen Roh wer, Koblenz 1985 (= Schriften der Bi- bliothek für Zeitgeschichte, Bd 25), S. 46.

14 Autobiographische Schriften der mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn befaßten Personen (Bismarck, Caprivi, Ho- henlohe-Schillingfürst, Bülow, Bethmann Hollweg, Andrässy, Haymerle, Kälnoky, Go- luchowski, Aehrenthal und Berchtold), vor allem aber biographische Arbeiten über diesen Personenkreis liegen in großer Dichte vor. Aus der autobiographischen Litera- tur gehen vor allem die Bismarck- und die Bülow-Memoiren (Otto Fürst v. Bismarck, Gedanken und Erinnerungen. 3 Bde in 1 Bd, vollst. Ausg., Stuttgart, Berlin 1932; Bern- hard Fürst von Bülow, Denkwürdigkeiten, hrsg. von Franz v. Stockhammern, 4 Bde, Berlin 1930; vor allem Bd 1 und 2) auf den Zweibund ein, während aus dem Spektrum der biographischen Literatur die Berchtold-Biographie (Hugo Hantsch, Leopold Graf Berchtold, 2 Bde, Graz, Wien, Köln 1963), eine bisher unveröffentlichte Arbeit über Haymerle (Susanne Wischall, Das Ministerium Haymerle 1879-1881, Phil. Diss. Wien 1964, masch. in Bibliothek des ΚΑ-Wien) und eine Kälnoky-Skizze (Ernst R. von Rut- kowski, Gustav Graf Kälnocky von Köröspatak. Österreich-Ungarns Außenpolitik von 1881-1885, Phil. Diss. Wien 1952) hervorhebenswert sind. Aus der Masse der biogra- phischen- und Memoirenliteratur deutscher und österreichisch-ungarischer General- stabschefs weisen besondere Bezüge zur Zweibundproblematik auf: Franz Graf Con- rad von Hötzendorf, Aus meiner Dienstzeit 1906-18, 5 Bde, Wien 1921-1925; Edmund von Glaise-Horstenau, Franz Josephs Weggefährte. Das Leben des Generalstabschefs Grafen Beck. Nach seinen Aufzeichnungen und hinterlassenen Dokumenten, Zürich, Leipzig, Wien 1930; Alfred Graf von Waldersee, Denkwürdigkeiten des General-Feld-

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in den autobiographischen Schriften die Hauptverantwortung der Zweibund- mächte — zumindest die eigene Verantwortung — am Kriegsausbruch in Abre- de gestellt oder abgeschwächt wurde, gehen sie auch auf wichtige politische Er- eignisse der Vorkriegszeit und die interne Entscheidungsfindung ein, so daß mo- derne Forschungen sie als wichtige Quelle heranziehen.

Dazu trat seit den zwanziger und dreißiger Jahren eine amtliche und nicht- amtliche »Auswertungsliteratur« zu militärstrategischen und operativen Vor- gängen innerhalb des Zweibundes — vor allem in militärischen Fachzeitschrif- ten —, die einerseits ebenfalls unverkennbar apologetische Züge aufwies, an- dererseits dem gleichermaßen traditionellen wie wissenschaftlich weitgehend unergiebigen Ansatz einer ausschließlich kriegs- und operationsgeschichtlichen Ausrichtung mit wehrgeschichtlichem Akzent verhaftet blieb. Ihr Ziel bestand zumeist darin, die Kriegsniederlage zu verdrängen, die Schuld dem Bünd- nispartner in die Schuhe zu schieben, die Arbeit des eigenen Generalstabes zu rechtfertigen und — zumindest in Deutschland — der geistigen »Wehrhaftma- chung« der Bevölkerung zu dienen. Ungeachtet dessen förderte sie wichtige In- terna zur militärisch-fachlichen Seite des Zweibundes, allerdings weniger zur Vorkriegszeit als zum Kriegsverlauf selbst, zutage. Eine weitere unverzichtbare Grundlage jeder späteren Beschäftigung mit dem Zweibund und der Vorge- schichte des Ersten Weltkrieges bildeten die umfangreichen Aktenpublikationen der Auswärtigen Amter in Berlin und Wien16, die jedoch den Eindruck entstehen

marschalls Alfred Grafen von Waldersee, bearb. und hrsg. von Heinrich Otto Meisner, 3 Bde, Stuttgart, Berlin 1922-1923. Hintergrundinformationen zur deutschen Kriegs- planung·. Alfred Graf v. Schlieffen, Gesammelte Schriften, 2 Bde, Berlin 1913; Alfred Graf v. Schlieffen, Dienstschriften des Chefs des Generalstabes der Armee Generalfeld- marschalls Graf von Schlieffen. Hrsg. vom Generalstab des Heeres, 7. Kriegswiss. Abt., 2 Bde, Berlin 1937-1938; Alfred Graf v. Schlieffen, Cannae. Mit einer Auswahl von Aufsätzen und Reden des Feldmarschalls sowie einer Einführung und Lebensbe- schreibung von Frhrn. von Freytag-Loringhoven, Berlin 1925; Wolfgang Foerster, Graf Schlieffen und der Weltkrieg, 2., neubearb. Aufl., Berlin 1925; Wilhelm Groener, Das Testament des Grafen Schlieffen. Operative Studien über den Weltkrieg, Berlin 1927;

Helmuth von Moltke d.J., Erinnerungen, Briefe, Dokumente 1877-1916, hrsg. von Eliza von Moltke, Stuttgart 1922.

15 Die große Masse dieser Literatur findet sich vor allem im Deutschen Offizierblatt, im Deutschen Offizierbund, in den (österreichischen) Militärwissenschaftlichen und tech- nischen Mitteilungen, in der Osterreichischen Wehrzeitschrift, in der Deutschen Wehr sowie in den Berliner Monatsheften. Daneben auch Buchpublikationen von zweifel- haftem Geist: Anton Pitreich, Der österreichisch-ungarische Bundesgenosse im Sperr- feuer, Klagenfurt 1930; Friedrich Stieve, Die Tragödie der Bundesgenossen. Deutsch- land und Österreich-Ungarn 1908-1914, München 1930. Aus der Masse der kriegsge- schichtlichen Literatur qualitativ herausgehoben: Gerhard Seyfert, Die militärischen Beziehungen und Vereinbarungen zwischen dem deutschen und dem österreichischen Generalstab vor und bei Beginn des Weltkrieges, Leipzig 1934.

16 Die Große Politik der Europäischen Kabinette 1871-1914. Sammlung der Diplomati- schen Akten des Auswärtigen Amtes, im Auftrage des Auswärtigen Amtes hrsg. von Johannes Lepsius [u.a.], 40 Bde, Berlin 1922-1927; Die deütschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914, 5 Bde, Berlin 1922; Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschich- te des Krieges 1914. Ergänzungen und Nachträge zum österreichisch-ungarischen Rot- buch, hrsg. vom Staatsamt für Äußeres der Republik Österreich, Teil 1-3, Wien 1919;

Österreich-Ungarns Außenpolitik von der Bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsaus- bruch 1914. Diplomatische Aktenstücke des Österr.-Ungar. Ministeriums des Äußern, 9 Bde, Wien 1930; Österreichisch-ungarisches Rotbuch. Diplomatische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Krieges 1914, Wien 1914.

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lassen, die Außenpolitik beider Monarchien sei eine isolierte Angelegenheit der Kabinette gewesen, was zwar in der technischen Ausführung stimmt, nicht aber hinsichtlich der inneren Grundlagen.

Eine Revision dieser Sicht setzte erst mit Eckart Kehr ein, der, von der Histo- rikerzunft damals weitgehend unverstanden, Ende der zwanziger Jahre sozial- geschichtliche Fragestellungen für die Geschichte der Außenpolitik formulierte, die auch für eine Geschichte des Zweibundes Ansatzpunkte boten und die seit Leopold v. Ranke gültige Auffassung vom Primat der Außenpolitik radikal in Frage stellten. Zu einem Paradigmenwechsel in der Betrachtung des Verhältnis- ses von Innen- und Außenpolitik kam es bis 1945 allerdings nicht. An Kehrs An- satz, dem Dualismus der politischen und militärischen Handlungsträger auch im Frieden nachzugehen , knüpfte nach 1945 — wenngleich aus politikge- schichtlicher Perspektive — Gerhard Ritter an. In seinem Hauptwerk Staatskunst und Kriegshandwerk18 ging Ritter jedoch auf die von Kehr angesprochenen in- neren und sozialen Hintergründe nicht näher ein. Damit wird das Problem deut- lich, daß nach 1945 zwar in beiden deutschen Staaten und in Österreich die bis dahin vorherrschende legitimationsstiftende Geschichtsbetrachtung zum Ersten Weltkrieg und zu seiner Vorgeschichte bewußt negiert wurde, dies aber zunächst noch keinen Bruch mit den traditionellen Methoden der Geschichtsschreibung bedeuten mußte. Im folgenden soll der Stand der historischen Forschung nach 1945 zum Zweibund vorrangig aus dem Blickwinkel verfassungs-, politik- und diplomatiegeschichtlicher, militärhistorischer sowie sozialgeschichtlicher Aspek- te skizziert werden.

b) Völkerrechts-, A u ß e n p o l i t i k - u n d Diplomatiegeschichte

Aus völkerrechtlicher Sicht bzw. außenpolitik- und diplomatiegeschichtlicher Perspektive sind bisher wohl die gründlichsten Vorarbeiten für eine umfassende Betrachtung des Zweibundes erfolgt. Die bedeutendste rechtsgeschichtliche Ar- beit über den Zweibund liegt seit 1971 aus der Feder des österreichischen Diplo- maten und Völkerrechtlers Stephan Verosta vor19. Der Autor, ein intimer Kenner

17 Eckart Kehr, Die deutsche Flotte in den neunziger Jahren und der politisch-militäri- sche Dualismus des Kaiserreichs, in: Archiv für Politik und Geschichte, 9 (1927), S. 187-202, Neuabdr. in: E. Kehr, Der Primat der Innenpolitik. Gesammelte Aufsätze zur preußisch-deutschen Sozialgeschichte irri 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. und ein- gel. von Hans-Ulrich Wehler, Berlin 1965, S.lll-129.

18 Gerhard Ritter, Staatskunst und Kriegshandwerk. Das Problem des »Militarismus« in Deutschland, 4 Bde, München 1954-1968.

19 Verosta, Theorie und Realität (wie Anm. 2). Daneben erschien eine kleine Zusammen- fassung: Stephan Verosta, Rechtliche und politische Probleme des österreichisch-unga- risch-deutschen Beistands- und Neutralitätsvertrages vom 7. Oktober 1879, in: Fest- schrift für Hans Kelsen zum 90. Geburtstag, hrsg. von Adolf J. Merkl [u.a.], Wien 1971, S. 285-308. In einer weiteren Schrift thematisiert Verosta das mit dem Europäischen Konzert u n d der Bündnispolitik eng z u s a m m e n h ä n g e n d e Problem kollektiver Großmächteaktionen vor dem Ersten Weltkrieg aus völkerrechtlicher Sicht: Stephan Verosta, Kollektivaktionen der Mächte des europäischen Konzerts (1886-1914), Wien 1988 (= Sitzungsberichte. Österr. Akademie der Wisschenschaften, Philos.-Hist. Klasse, Bd 510).

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der auswärtigen Politik Österreich-Ungarns, hat neben den Akten des Auswärti- gen Amtes in Wien wichtige unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlaß Heinrich Lammaschs — des letzten Ministerpräsidenten der österreichisch-un- garischen Monarchie — benutzt. Er akzentuiert vor allem völkerrechtliche Pro- bleme des Zweibundes. Die Auslegung und die Feststellung des Bündnisfalles sind dabei zentrale Fragen, die auch heute noch aktuelle Präzedenzfälle auf dem Gebiet der Bündnisverträge tangieren. Den wichtigsten Einschnitt in der Ge- schichte des Zweibundes si.eht Verosta nach der bosnischen Annexionskrise, als nach 1908/09 die Führung der Donaumonarchie auf Drängen des Generalstabs- chefs Conrad ihr militärisches Potential der offensiven deutschen operativen Planung unterordnete, die sie bis dahin zu Recht als strategisch verfehlt abge- lehnt hatte.

Aus diplomatiegeschichtlicher Sicht wurde die deutsch-österreichische Alli- anz — an ältere, zum Teil monumentale Standardwerke20 oder epochenübergrei- fende Darstellungen21 anknüpfend — seit Ende der fünfziger Jahre weiter in tra- ditionell außen- und diplomatiegeschichtlicher Manier thematisiert. So folgte in Österreich von Fritz Fellner22 eine kleine außen- und diplomatiegeschichtliche Untersuchung, die sich den Spannungen im Dreibund, vor allem zwischen Ita- lien und Österreich, zuwandte und damit das Problem der Kriegsplanung gegen den »verbündeten Feind« zur Sprache brachte, das bis heute nicht an Anzie- hungskraft verloren hat23. Der historische Gegenstand des Dreibundes hebt sich jedoch bei allen oberflächlichen Gemeinsamkeiten grundsätzlich von dem des Zweibundes ab, was bei Fellner u.a. dadurch deutlich wird, daß auf den Zwei- bund nur ganz kursorisch eingegangen wird.

Zur Anbahnung des Zweibundes erschienen in den siebziger Jahren mehrere Schriften von Heinrich Lutz24. Lutz weist nach, daß mit der Begründung des Deutschen Reiches 1871 eine neue Periode in den Beziehungen zwischen Öster- reich-Ungarn und Deutschland eingeleitet wurde. Außenminister Friedrich Fer- dinand Frhr. v. Beust und nach ihm Julius Graf Andrässy stellten bereits 1871 bzw. 1872, also sehr zeitig nach der Reichseinigung, die Weichen in Richtung auf eine Verständigung mit Deutschland. Zweifellos hat dabei die Tatsache eine Rol-

20 Heinrich Friedjung, Das Zeitalter des Imperialismus 1884-1914, 3 Bde, Berlin 1919-1922; William L. Langer, European Alliances and Alignments 1871-1890, New York 1931. Neudr. 1951,1977.

21 Ludwig Dehio, Gleichgewicht oder Hegemonie. Betrachtungen über ein Grundpro- blem der neueren Staatengeschichte, Krefeld 1948.

2 2 Fritz Fellner, Der Dreibund. Europäische Diplomatie vor dem Ersten Weltkrieg, Wien 1960.

2 3 Zur inneren Problematik des Dreibundes und den gegen die eigenen Bündnispartner gerichteten Kriegsplanungen: Hans Jürgen Pantenius, Der Angriffsgedanke gegen Ita- lien bei Conrad von Hötzendorf. Ein Beitrag zur Koalitionskriegführung im Ersten Weltkrieg, 2 Teilbde, Köln, Wien 1984; Michael Behnen, Rüstung — Bündnis — Sicher- heit. Dreibund und informeller Imperialismus 1900-1908, Tübingen 1985.

2 4 Heinrich Lutz, Zur Wende der österreichisch-ungarischen Außenpolitik 1871. Die Denkschrift des Grafen Beust für Kaiser Franz Joseph vom 18. Mai, in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, 25 (1972), S. 169 ff.; ders., Politik und militärische Planung in Österreich-Ungarn zu Beginn der Ära Andrässy. Das Protokoll der Wiener Geheimkonferenzen vom 17. bis 19. Februar 1872, in: Geschichte und Gesellschaft.

Festschrift für Karl R. Stadler, Wien 1974, S. 23 ff.; ders.: Von Königgrätz zum Zwei- bund. Aspekte europäischer Entscheidungen, in: Historische Zeitschrift, 217 (1973), S. 347-380.

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le gespielt, daß dem nach 1866 prononciert herausgekehrten Desinteresse an Deutschland die innere Fixierung der Habsburger Monarchie auf den mächtigen Nachbarn im Norden gegenüberstand25. Schließlich war und blieb Deutschland bis 1914 der wichtigste Wirtschafts- und Handelspartner Österreich-Ungarns: In der deutschen Ausfuhr stand Österreich-Ungarn 1912 mit 11,6 Prozent hinter Großbritannien an zweiter Stelle. Es folgten die USA mit 7,8 Prozent, Frankreich mit 7,7 Prozent und Rußland mit 7,6 Prozent26. In der Einfuhr nahm Österreich- Ungarn mit 7,8 Prozent den vierten Platz nach den USA mit 14,8 Prozent, Ruß- land mit 14,3 Prozent und Großbritannien mit 7,9 Prozent ein27. Umgekehrt zeigt sich die handelspolitische Verpflechtung noch stärker: 1912 führte Österreich- Ungarn 39,0 Prozent seines Gesamtexports nach Deutschland aus, es folgte abge- schlagen Großbritannien mit 9,1 Prozent28. Auch in der Einfuhr lag Deutschland mit 39,3 Prozent des Gesamtanteils in Führung. Großbritannien folgte erst mit 7,0 Prozent29. Die handelspolitische Ausrichtung der Donaumonarchie auf Deutschland wurde durch das starke finanzielle Engagement der Deutschen in Österreich-Ungarn ergänzt. 1914 waren fast ein Viertel der deutschen auswärti- gen Kapitalanlagen in Österreich-Ungarn investiert30. Zwar folgte aus der inten- siven finanziellen und handelspolitischen Präsenz des Deutschen Reiches in der Donaumonarchie keine direkte politische Abhängigkeit Österreich-Ungarns von Deutschland, jedoch eine Vielzahl von Kontakten und damit gewiß indirekte Einflußmöglichkeiten der Deutschen. Dazu kam, daß beide Länder eine gemein- same Geschichte mit tiefgehenden kulturellen Prägungen verband.

Auch Otto v. Bismarck, der nach dem Sieg bei Königgrätz 1866 für die Erhal- tung der multinationalen Habsburger Monarchie als europäische Großmacht ve- hement eingetreten war, weil er diesen Status als Voraussetzung für die Stabilität der Mitte Europas ansah, plädierte bereits im Juli 1870 — also vor der Reichseini- gung — für ein vertrauensvolles Verhältnis gegenseitiger Annäherung zwischen beiden Monarchien31. Anknüpfend an Erfahrungen aus der Zeit des Deutschen Bundes (1815-1866), vermied er es — im Gegensatz zu nachfolgenden Reichs- kanzlern — jedoch auch weiter, österreichisch-ungarische Interessen auf dem Balkan mitzuvertreten. Die generelle Haltung, sich als politisch selbständiger Staat nicht in die Probleme des anderen hineinziehen zu lassen, wurde beim Ver- tragsabschluß von Andrässy geteilt. An ihr hielt Bismarck auch nach Abschluß des Vertrages besonders bei der »Casus-foederis-Debatte« fest, als er einerseits festen und detaillierten Bindungen an die Habsburgermonarchie auswich, ande- rerseits in Krisensituationen dem Drängen präventivkriegsorientierter Militärs auf beiden Seiten einen Riegel vorschob.

2 5 Helmut Rumpier, Das Deutsche Reich aus der Sicht Österreich-Ungarns, in: Innere Staatsbildung (wie Anm. 8), S. 221-233, hier: S. 224.

2 6 Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, hrsg. vom Kaiserl. Stat. Amte, 34 (1913), S. 242.

2 7 Ebd., S. 241.

28 Österreichisches Statistisches Handbuch, hrsg. von der K.K. Statistischen Zentralkom- mission, 31 (1912), S. 263.

29 Ebd.

3 0 Herbert Feis, Europe, the World's Banker 1870-1914. An account of European foreign investment and the connection of world finance with diplomacy before the War, New Haven, Conn. 1930, S. 74.

31 Otto von Bismarck an den preußischen Gesandten in Wien, von Schweinitz, Berlin, den 23. Juli 1870, in: Otto Fürst von Bismarck. Die gesammelten Werke, hrsg. von Friedrich Thimme, 2. Aufl., Bd 6, Berlin 1931, S. 417.

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Bei der Einleitung konkreter Bündnisfühler zu Österreich-Ungarn im Zusam- menhang mit der drohenden Haltung Rußlands im Nachklang des Berliner Kon- gresses 1879 waren viele Faktoren einflußreich. Primär dürften damals wohl außenpolitische Kombinationen gewirkt haben: In Bismarcks »System der Aus- hilfen« war der Zweibund vor allem zur defensiven Status-quo-Sicherung in Eu- ropa gedacht. Er sollte die mit der Annexion Elsaß-Lothringens gewonnene halbhegemoniale Stellung Deutschlands sichern, Österreich-Ungarn dem Einfluß Westeuropas entziehen3 und Rußland an Mitteleuropa heranführen, u m den

»Alptraum« der französisch-russischen Koalition zu verhindern. Andreas Hill- gruber hat die außenpolitische Bündnisstrategie Bismarcks als Versuch gewertet,

»die Interessen der übrigen Großmächte gegeneinander zu lenken und die Span- nungen insgesamt von der Mitte an die Peripherie Europas zu dirigieren«33. Ne- ben diesen außenpolitischen Primärfaktoren wird auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, daß Bismarck — vor die Wahl zwischen Österreich-Ungarn und Rußland gestellt — im beherrschenden Einfluß der deutschen Führungseliten auf die Außen-, Militär- und Sicherheitspolitik Österreich-Ungarns eine bessere Garantie für eine feste Verbindung mit dem Deutschen Reich gesehen hat als rein dynastische Elemente, die das Verhältnis der Häuser Hohenzollern und Ro- manow bestimmten. Gegenüber Wilhelm I. betonte er:

»Mit dem Staate Österreich haben wir mehr Momente der Gemeinsamkeit als mit Rußland. Die deutsche Stammesverwandtschaft, die geschichtlichen Er- innerungen, die deutsche Sprache, das Interesse der Ungarn für uns, tragen dazu bei, ein österreichisches Bündnis in Deutschland populärer, vielleicht auch haltbarer zu machen als ein russisches. Nur dynastische Beziehungen und namentlich die persönliche Freundschaft Kaiser Alexanders, lagen gün- stiger in Rußland und gaben den Ausschlag. Sobald dieser Vorzug der russi- schen Alliance wenn nicht schwindet, so doch unsicher wird, halte ich es für ein unabweisliches Gebot der Politik Eurer Majestät, unseren Beziehungen zu Österreich eine noch eifrigere Pflege angedeihen zu lassen als bisher34

Zudem glaubte Bismarck Österreich-Ungarn zuverlässiger konservativ, da er in Rußland das Heraufziehen der panslawischen Revolution ortete: »In betreff Ruß- lands weiß niemand, welche Eruption revolutionärer Elemente im Innern des großen Reiches plötzlich eintreten können35.« An anderer Stelle hob er hervor, daß die russische Politik »seit das Land die Folgen des Krimkrieges verwunden hat, und gleichzeitig die panslawische Umsturzpartei zu Einfluß gelangt ist, ei- nen mehr und mehr bedrohlichen Charakter für den Frieden Europas angenom- men« habe36.

32 Ein Zusammengehen Österreich-Ungarns mit den Westmächten hätte die Gefahr einer

»Krimkriegskoalition« (1854-56) heraufbeschworen, die zu einer Isolierung Deutsch- lands in Mitteleuropa geführt hätte.

33 Andreas Hillgruber, Bismarcks Außenpolitik, Freiburg i.Br. 1972, S. 137.

3 4 Reichskanzler Bismarck an Kaiser Wilhelm I., Bad Gastein, den 24. August 1879, in:

Die Große Politik (wie Anm. 16), Bd 3: Das Bismarcksche Bündnissystem, Berlin 1922, S. 3-136 (Kapitel XIII. Deutsch-Österreichisch-Ungarisches Bündnis 1879), S. 16-20, hier: S. 20.

35 Reichskanzler Bismarck an Kaiser Wilhelm I., Bad Gastein, den 5. September 1879, in:

Ebd., S. 39-13, hier: S. 42.

36 Reichskanzler Bismarck an Kaiser Wilhelm I., Bad Gastein, den 7. September 1879, in:

Ebd., S. 52-59, hier: S. 57.

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Inwieweit innen- und wirtschaftspolitischen Überlegungen bereits bei der Genesis des Zweibundes eine mitentscheidende Rolle zufällt, ist schwer zu ent- scheiden. Fest steht, daß Bismarck einen direkten Zusammenhang von Außen- und Wirtschaftspolitik mehrfach bestritten hat, obwohl er nicht zögerte, wirt- schaftliche Faktoren in den Dienst der Außenpolitik zu stellen. So wurde die be- reits vor 1862 inaugurierte freihändlerische Wirtschaftspolitik Preußens deutlich zur Durchsetzung der deutschlandpolitischen Konzeption der Hohenzollern- monarchie genutzt. Nach Auffassung Helmut Böhmes ist die verbale Negierung des Zusammenhangs wirtschaftlich-handelspolitischer und politisch-diplomati- scher Interessen durch Bismarck lediglich in den Bereich des Taktischen zu ver- weisen37. Andererseits liegt die an dieser Stelle nicht belegbare Hypothese auf der Hand, daß sich Bismarck auch 1879 in einem hohen Maße von gesellschaftli- chen Gesamtinteressen leiten ließ, als er sich — vor die Option St. Petersburg oder Wien gestellt — für Wien entschied. Soviel kann vorweggenommen wer- den: Im Zuge der forcierten Industrialisierung und der zunehmenden Artikulati- on industrieller Interessen mußte — innerhalb eines »organisierten Kapitalis- mus«38 — ein Ausgleich zwischen Modernität und Traditionalität, zwischen In- dustrie- und Agrargesellschaft sowie — innerhalb der Industrie — zwischen ver- arbeitender und Grundstoff-Industrie gefunden werden. Der Ende der siebziger Jahre erfolgende Übergang zur Schutzzollpolitik stellte den Versuch eines inner- gesellschaftlichen Ausgleichs dar, der einer außenpolitischen Entsprechung be- durfte. Nach dem zeitgleichen Übergang vom Freihandel zur Schutzzollpolitik ließ sich der Zweibund in das aggressive und gegen Rußland gerichtete deut- sche Zollsystem friktionsloser einordnen, als die St. Petersburger Variante, da er der damit verbundenen Abschließung des Binnenagrarmarktes und der Tendenz außenwirtschaftlicher Exportförderung von Industriegütern eine starke bünd- nispolitische Komponente gab. Inwieweit die Erhöhung der Agrarzölle, die vor allem im wirtschaftlichen Interesse der ostelbischen Agrarier lag — die sich mit dieser Maßnahme vornehmlich gegen die russische Konkurrenz abschirmten — außenpolitisches Porzellan zerschlug und sogar das Bismarcksche Bündnisre- zept einer Wiederbelebung des Dreikaiserbündnisses langfristig und sicher kon- terkarierte, wäre in diesem Zusammenhang eine für die erste Etappe des Zwei- bundes (1879-1890) wichtige abgeleitete Frage39. Fest steht jedoch, daß der Zwei- bund nach seiner ursprünglichen Anlage eher begrenzte und defensive politi- sche Ziele verfolgte, wenngleich er auch die Tendenz einer Ausweitung der Ziele in sich barg.

In einer weiteren diplomatiegeschichtlichen Arbeit40 wird wiederum die Vor- geschichte der deutsch-österreichischen Allianz analysiert. Auch im englisch-

3 7 Helmut Böhme, Deutschlands Weg zur Großmacht. Studien zum Verhältnis von Wirt- schaft und Staat während der Reichsgründungszeit 1848-1881, Köln, Berlin 1966, S. 3.

38 Zum »organisierten Kapitalismus« siehe Hans-Jürgen Puhle, Aspekte der Agrarpolitik im »Organisierten Kapitalismus«. Fragen und Probleme vergleichender Forschung, in:

Sozialgeschichte heute. Festschrift für Hans Rosenberg zum 70. Geburtstag, hrsg. von Hans-Ulrich Wehler, Göttingen 1974, S. 543-564, hier: S. 545.

3 9 Diese These wird u.a. vertreten von Sigrid Wegner-Korfes, Otto von Bismarck und Rußland. Des Reichskanzlers Rußlandpolitik und sein realpolitisches Erbe in der Inter- pretation bürgerlicher Politiker (1918-1945), Berlin 1990, S. 143.

4 0 Istvän Dioszegi, Die Außenpolitik der österreichisch-ungarischen Monarchie 1871-1877, Wien, Köln, Graz 1985.

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sprachigen Raum sind zur Vorgeschichte des Zweibundes und zu außenpoliti- schen Aspekten in seinem Zusammenhang Veröffentlichungen erschienen. So beschäftigte sich Nicholas der Bagdasarien vor allem mit der Entstehung der deutsch-österreichisch-ungarischen Allianz41. Francis Roy Bridge stellte dagegen außenpolitische Entwicklungen in Österreich-Ungarn im Gesamtzeitraum von 1866 bis 1914 in den Mittelpunkt einer Darstellung, die auch heute noch als Stan- dardwerk anzusehen ist42. Es bleibt festzuhalten, daß aus außen- und diploma- tiegeschichtlicher Sicht die Vorgeschichte und erste Phase des Z w e i b u n d e s 1879-1890 besser untersucht sind als seine spätere Entwicklung.

In der zweiten Phase des Zweibundes — der Zeit von 1890, dem Jahr des in Wiener Armeekreisen euphorisch begrüßten Abgangs Bismarcks43 und der da- mit verbundenen, in ihren Folgen noch nicht absehbaren außenpolitischen Wen- de in Berlin44, bis zur bosnischen Annexion 1908 — kennzeichneten gravierende sicherheitspolitische Veränderungen und Schwankungen die europäische Szene- rie. Parallel zur latenten Verschlechterung der sicherheitspolitischen Situation Deutschlands durch Herausbildung und Festigung der russisch-französischen Entente nach 189045 hatte sich — als Folge äußerer Entwicklungen, die von Wien nicht mehr beeinflußt werden konnten — die außenpolitische Stellung Oster- reich-Ungarns zeitweise verbessert46. Die am 13. August 1889 gegenüber Franz Joseph gegebene mündliche Zusage Wilhelms II. in bezug auf den Casus foede- ris: »Aus welcher Ursache sie immer mobilisieren, ob wegen Bulgarien oder sonst — der Tag ihrer Mobilmachung ist auch der Mobilmachungstag für meine Armee und da können die Kanzler sagen, was sie wollen47«, die eine bedeutende Erweiterung des Bündnisfalles im österreichisch-ungarischen Interesse darge- stellt hätte, wenn sie völkerrechtlich verbindlich gewesen wäre, annoncierte be-

41 Nicholas der Bagdasarien, The Austro-German Rapprochement 1870-1879, London [usw.] 1976.

42 Francis Roy Bridge, From Sadowa to Sarajewo. The Foreign Policy of Austro-Hungary 1866-1914, London, Boston 1972.

43 Erzherzog Albrecht an Generalstabschef Beck, Arco, den 4. April 1890: »Danken wir Gott, daß wir die ganze Familie los sind!« Zitiert nach Glaise-Horstenau, Franz Jo- sephs Weggefährte (wie Anm. 14), S. 340.

44 Eckart Kehr sieht in der deutschen Außenpolitik nach 1890 zwei Stoßrichtungen, die innen- und wirtschaftspolitisch motiviert sind. Zum einen der Kampf der ostelbischen Agrarier gegen das agrarische Konkurrenzland Rußland, zum anderen der Kampf der westdeutschen Industrie und der hanseatischen Reederei gegen das kapitalistische Konkurrenzland England. »Nicht der politische Gegensatz bestimmte die feindliche Doppelfront der Reichspolitik, sondern der wirtschaftliche. Viel tiefer als der momen- tane Wille der diplomatischen Technik hat der anonyme soziale Druck von innen her die Grundlinien der Außenpolitik bestimmt.« Eckart Kehr, Englandhaß und Weltpoli- tik. Eine Studie über die innenpolitischen und sozialen Grundlagen der deutschen Außenpolitik um die Jahrhundertwende, in: Kehr, Primat (wie Anm. 17) S. 149-175, hier: S. 163.

45 Unter dem Eindruck des außenpolitischen Kurswechsels in Berlin (Nichterneuerung des Rückversicherungsvertrages am 23.5.1890) sah sich St. Petersburg bereits 1890 ver- anlaßt, auf französische Bündnisfühler einzugehen. Als Resultat der Verhandlungen schlossen Rußland und Frankreich am 17.8.1892 ein Militärabkommen für die Dauer des Dreibundes ab, das von Dezember 1892 bis Januar 1893 durch einen Notenaus- tausch in Kraft gesetzt wurde.

46 Die Habsburgermonarchie (wie Anm. 6), S. 279.

47 Wilhelm II. gegenüber Franz Joseph I. und Beck am 13.8.1889: Zit. nach Glaise-Hor- stenau, Franz Josephs Weggefährte (wie Anm. 14), S. 338.

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reits die Tendenz, von der bisherigen, für St. Petersburg wichtigen engen bünd- nispolitischen Auslegung des Zweibundes abzurücken. Die Anbahnung und Aufrechterhaltung guter Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland war für Bismarck ein wichtiger Grund für den Abschluß des Zweibundes gewesen, der nicht zuletzt von der Stellung Deutschlands im Zweibund abhing. Mit Ab- stand bemerkte Bülow dazu:

»Wir mußten Rußland zwar keinen Zweifel darüber lassen, daß wir ihm Österreich-Ungarn nicht opfern wollten, noch konnten. Aber Rußland mußte immer den Eindruck haben, daß die Führung im deutsch-österreichischen Bündnis bei Deutschland lag und daß die deutsche Politik ein gutes Verhält- nis zu Rußland im friderizianischen und bismarckschen Sinne wünsche und ehrlich erstrebe48

Die verbalen Alleingänge des Deutschen Kaisers, die bei späteren Gelegenheiten wiederholt wurden, konterkarierten diese Absicht, wenngleich sie in der prakti- schen Politik wenig bedeuteten. Sie stießen denn auch auf keine Gegenliebe in Wien49.

Zunächst lockerte sich Ende des 19. Jahrhunderts der Zweibund, da sich die sicherheitspolitische Lage durch die mit dem Übergang zur Weltpolitik verbun- dene Schwerpunktverschiebung der Großmächteinteressen von Europa nach Ubersee entspannte. Diese Tendenz hielt unbeeindruckt von der langsamen For- mierung der potentiellen gegnerischen Koalition — dem nach Bereinigung der kolonialen Interessenkonflikte am 8. April 1904 erfolgten Abschluß der »Entente cordiale« zwischen England und Frankreich50 — an. Dazu kam, daß sowohl Wien als auch Berlin ein gutes Verhältnis zu St. Petersburg hergestellt hatten. Die Zusammenarbeit vor allem zwischen Wien und St. Petersburg zur Aufrechter- haltung des Status quo auf dem Balkan ging um die Jahrhundertwende sehr weit. Sie ist durch die historische Forschung bereits thematisiert worden51. War-

48 Bülow, Denkwürdigkeiten (wie Anm. 12), S. 46.

49 Die Habsburgermonarchie (wie Anm. 6), S. 284, 297.

50 Nach dem englisch-russischen Ausgleich hinsichtlich Persiens, Afghanistans und Ti- bets wurde die »Entente cordiale« am 31.8.1907 zur »Triple-Entente« erweitert. Dem politischen Bündnis folgten nach der zweiten Marokkokrise 1912 wechselseitige mi- litärische Absprachen.

51 Siehe dazu Eurof Walters, Unpublished Documents: Austro-Russian relations under Goluchowski 1895-1906, in: Slavonic and East European Review, 31 (1953), S. 503-527 und 32 (1954), S. 486-498. Zu speziellen Problemen Berthold Sutter, Die Großmächte und die Erhaltung des europäischen Friedens zu Beginn der Kreta-Krise 1897, in: Süd- ostforschungen, 21 (1962), S. 214-369; Berthold Sutter, Um Österreich-Ungarns Groß- machtstellung am Balkan. Sicherung des europäischen Friedens durch Teilung der Bal- kanhalbinsel zwischen Rußland und Österreich-Ungarn. Eine militärische Denkschrift anläßlich der Kaiserentrevue 1897, in: Domus Austriae. Eine Festgabe Hermann Wies- flecker zum 70. Geburtstag, hrsg. von Walter Höflechner [u.a.], Graz 1983, S. 391-406;

Fikret Adanir, Die makedonische Frage. Ihre Entstehung und Entwicklung bis 1908, Wiesbaden 1979 (= Frankfurter Historische Studien, Bd 20); Eurof Walters, Franco-Rus- sian discussions on the partition of Austria-Hungary 1899, in: Slavonic and East Euro- pean Review, 28 (1949), S. 184-197; William M. Carlgren, Iswolsky und Aehrenthal vor der bosnischen Annexionskrise. Russische und österreichische Balkanpolitik 1906-1908, Uppsala 1955. Eine zusammenfassende Darstellung des gegenwärtigen Forschungsstandes zum Imperialismus einschließlich der sehr umfangreichen Litera- tur über die internationalen Beziehungen im Zeitalter des Hochimperialismus bietet Gregor Schöllgen, Das Zeitalter des Imperialismus, 3., Überarb. u. erw. Aufl., München 1994.

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um Wien in der Phase der österreichisch-ungarisch-russischen Entente von 1897-1908 jedoch am Zweibund festhielt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Eine noch unveröffentlichte Dissertation Isabel F. Pantenburgs könnte darüber nähere Aufschlüsse bieten.

Während der Zweibund langsam die zusätzliche Aufgabe eines sicherheits- politischen Pendants der Mitteleuropakonzeption übernahm, die auf außenwirt- schaftlichem Gebiet bereits seit Leo Graf v. Caprivi ab 1891 aufgegriffen wurde52, kam es auf militärischem Gebiet unter Schlieffen zunächst zum Bruch der bisher gültigen Vereinbarungen zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn. Para- doxerweise geriet der Zweibund in militärisch-operativer Hinsicht in eine bisher kaum untersuchte innere Identitätskrise, die erst mit dem Abschluß seiner Neu- bestimmung im Zuge der von Hillgruber herausgearbeiteten Neuorientierung der europäischen Großmächte auf Europa nach 1904/0553, vor allem aber der bosnischen Annexionskrise von 1908/09 überwunden wurde. Von besonderem Interesse ist die Frage, welche Faktoren in diesem Zeitraum der Dichotomie des Zweibundes für ein Festhalten beider Partner an ihm und dessen innerer, zunächst kaum bemerkter Deformation verantwortlich zeichneten. Bei der Ana- lyse der Faktoren, die die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik in Richtung auf ein Festhalten am Zweibund beeinflußten und dazu führten, daß Berlin schließlich während der bosnischen Krise den riskanten Kollisionskurs Wiens unterstützte54 und mit der Erweiterung des Casus foederis et belli für den Fall ei- nes Angriffs seines Verbündeten auf Serbien eine faktische Modifikation des Bündnisses zugunsten des schwächeren Partners in Kauf nahm, müssen komplexe Zusammenhänge in Rechnung gestellt werden. Diese Frage ist aus diplomatie- geschichtlicher Perspektive allein nicht zu beantworten, obwohl die bereits von Friedrich Stieve für den Kurs der deutschen Reichsleitung als maßgebend aufge- zeigten Faktoren — Furcht vor einer Isolierung des Reiches und Angst vor Ruß- land55 — dringend mit herangezogen werden müssen: Bülow fürchtete nach dem von Hillgruber erkannten Scheitern seines Bündniskonzeptes gegenüber Rußland56 für den Fall, daß Deutschland nicht zu Österreich-Ungarn stehen oder in einen Zickzack-Kurs geraten würde, die Isolierung des Reiches und eine di- plomatische und vielleicht auch militärische Niederlage57. Zwar verschweigt die

5 2 Mitteleuropagedanken werden vor allem im Caprivischen Handelsvertragssystem von 1891 deutlich. Durch die im Dezember 1891 abgeschlossenen Verträge mit Österreich- Ungarn und Italien ging Deutschland mit seinen militärischen Verbündeten eine enge handelspolitische Allianz ein. Die zum gleichen Zeitpunkt abgeschlossenen Verträge mit den neutralen Staaten Belgien und der Schweiz zeigen ihre Anlehnung an den Dreibund. Siehe dazu Ernst Rudolf Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd 6: Struktur und Krisen des Kaiserreichs, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1969, S. 1077.

5 3 Andreas Hillgruber, Deutschlands Rolle in der Vorgeschichte der beiden Weltkriege, 2. Aufl., Göttingen 1979, S. 23 f.

5 4 Siehe dazu Bernhard Fürst von Bülow, Denkwürdigkeiten (wie Anm. 14), Bd 2, S. 332-345 (Beginn der bosnischen Krise und Wunsch Wilhelms II. nach radikaler außenpolitischer Kursänderung), S. 392-407 (kriegerische Stimmung in Wien), S. 407-424 (bosnische Frage im deutschen Reichstag, Bülow-Rede von »Nibelungen- treue«).

5 5 Stieve, Tragödie (wie Anm. 15), S. 25 ff.

5 6 Vgl. Andreas Hillgruber, Deutsche Großmacht- und Weltpolitik im 19. und 20. Jahr- hundert, Düsseldorf 1979, S. 82.

5 7 Bundesarchiv Koblenz, Nachlaß Bülow (NL 16), Nr. 34, Bl. 5-35.

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deklamatorische Überhöhung des Bündnisses nach 1909 in der Öffentlichkeit die realen Hintergründe58, andererseits sicherte die damit verbundene pseudo-parla- mentarische »Weihe« den Zweibund nach innen zusätzlich ab.

Offenbar führten mehrere parallel ablaufende Prozesse, die unterschiedlichen Wirkungsbereichen zugeordnet werden können, zur Modifikation des Zweibun- des bis 1908/09. Vergleicht man das Gewicht politischer und militärischer Fakto- ren, wohnte dem Zweibund in Bezug auf militärisch-fachliches Kalkül von Be- ginn an eine stark aggressive Tendenz inne, die sich in europäischen Krisensitua- tionen — wie 1885/86 — in Präventivkriegsszenarien beider Partner artikulierte.

Die Politik hatte dieser in Kontinuität weiterwirkenden Tendenz jedoch stets Fesseln angelegt. Diese Fesseln konnten bei gravierenden politischen Verände- rungen wegfallen. Welche Faktoren zeichneten aber dafür verantwortlich, daß die Politik in einen Risiko- und Kollisionskurs geriet? An dieser Stelle wird die Bedeutung des bisher wenig beachteten außenwirtschaftlichen Faktors lediglich skizziert, auf den anschließend am Beispiel des Mitteleuropäischen Wirtschafts- vereins noch näher eingegangen werden soll. Mit zunehmender wirtschaftlicher Dynamik im Inneren und wachsendem außenwirtschaftlichen Expansionsdrang bei gleichzeitiger Abnahme der europäischen Konfliktpotentiale seit Mitte der 90er Jahre hatte sich zunächst das Verhältnis von sicherheitspolitischen und wirt- schaftsstrategischen Überlegungen in Europa zugunsten letzterer deutlich ver- ändert. Diese Gewichtsverschiebung wurde innerhalb beider Zweibundmächte durch den gleichzeitigen Verlust politischer Mobilität und wachsender sozialer Desintegration noch gefördert, setzten doch innenpolitische Integrationsstrategi- en stets wirtschaftliche und handelspolitische Erfolge voraus. In diesem Kontext vollzog sich in den Augen von Politik und Wirtschaft Deutschlands und Öster- reich-Ungarns eine latente Aufwertung mitteleuropäischer Integrationspläne.

Diese ordneten die bestehenden und ständig erweiterten Handelsbeziehungen und Investitionen auf dem Balkan, im Nahen und Mittleren Osten in das Kon- zept einer deutschen Hegemonie in Mitteleuropa — als Kern der angestrebten deutschen Weltmachtstellung — ein. Für Österreich-Ungarn versprachen sie die Beendigung der als Belastung empfundenen wirtschaftlichen Konkurrenzsitua- tion zu Deutschland. Bereits die Realisierung der kleinmitteleuropäischen Lö- sung59 hätte den Widerspruch zwischen gemeinsamer Bündnispolitik und impe- rialistischer Wirtschafts- u n d Handelspolitik beseitigt und damit eine starke

58 Bülow, der durch sein Auftreten im Reichstag am 29.3.1909 entscheidend dazu beige- tragen hat, dem Zweibund fast mystische Züge zu verleihen, äußerte sich darüber spä- ter in zynischer Weise: »Im Völkerleben ist Treue nicht Gefälligkeit, sondern der ver- edelte Eigennutz, der die Vorteile des Augenblicks den ernsten Möglichkeiten der Zu- k u n f t stets unterordnet. Die kluge Bündnispolitik des Deutschen Reichs f ü h r t e [1908/09] zu einem großen Erfolg.« Aufzeichnungen Bernhard Fürst von Bülows, in:

Bundesarchiv Koblenz, Nachlaß Bernhard von Bülow (NL 16), Nr. 153 (Numerierte Zettel 1859-1910,1909-1911), Bl. 271.

59 Helga Nußbaum unterscheidet eine »kleinmitteleuropäische« (nur Deutschland und Österreich-Ungarn) und eine »großmitteleuropäische« (Deutschland, Österreich-Un- garn und andere kontinentalwesteuropäische Staaten) Variante der Schaffung eines mitteleuropäischen Zollzusammenschlusses. Die Skala der Vorstellungen reichte vom Zollbund (herabgesetzte Zwischenzölle) bis zur Zollunion (Wegfall der Zwischenzöl- le). Helga Nußbaum, Außenhandelverflechtungen europäischer Länder und imperiali- stische deutsche Mitteleuropapläne 1899 bis 1914, in: Jahrbuch für Geschichte, 15 (1977), S. 31-66, hier: S. 31.

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bündnispolitisch-integrierende Funktion gehabt. Zwar ließen sich diese Pläne vorerst nicht durchsetzen, da hierfür im Frieden die politischen Voraussetzun- gen fehlten, doch bei einer Verschärfung des politisch-militärischen Drucks hät- ten sich ihre Realisierungschancen verbessert . Für diesen Fall stand die Bedeu- tung des Zweibundes fest. Das Bündnis — als politischer Machtfaktor — über- nahm aber bereits auch im Frieden zusätzliche ökonomische Absicherungsfunk- tionen. Neben der Stabilisierung des deutschen Balkan- u n d Orienthandels sowie finanzimperialistischer Projekte, wie der Belieferung und Betreibung um- fangreicher Bahnvorhaben auf dem Balkan, in der Türkei und im Nahen Osten, war auch die Absicherung bedeutender Waffenexporte und Reparaturgeschäfte deutscher Firmen in dieser Region wichtig61. Im Gegensatz zu Österreich-Un- garn lagen die handelspolitischen Hauptinteressen Deutschlands zwar nicht in Südosteuropa und Kleinasien, sondern überwiegend in Amerika. Dasselbe läßt sich auch zum Volumen des exportierten deutschen Kapitals sagen: Nach einem Bericht des amerikanischen Generalkonsulats in Frankfurt a.M. betrug 1900 das Gesamtvolumen der deutschen Kapitalanlagen im Ausland 2 380 000 000 Dollar.

Davon entfielen lediglich 60 690 000 Dollar auf Realbesitz und Anlagen in der Türkei, ganze 11 900 000 Dollar auf die persisch-arabische Halbinsel (bei deut- schen Gesamtanlagen in Asien von 160 000 000 Dollar). Der Umfang deutschen Kapitals in Nordamerika betrug dagegen 1 190 000 000 Dollar, während in Zen- tral· u n d Südamerika insgesamt immer noch 476 000 000 Dollar angelegt waren62. Dennoch befanden sich der Balkan sowie der Nahe und Mittlere Osten hinsichtlich der geographischen Verteilung der deutschen Exporte relativ gese- hen stark im Aufwind . Die wirtschaftsräumliche Bedeutung dieser Region re- sultierte aus der Tatsache, daß sich seit dem Bau der Bagdadbahn die deutschen Kolonialinteressen auf die wirtschaftliche Erschließung Vorderasiens und Afri- kas zu konzentrieren begannen. Da Deutschland und Österreich-Ungarn nicht über einen großen und geschlossenen bzw. über gar keinen Kolonialbesitz ver- fügten, suchten sie seit Mitte der neunziger Jahre zum ungehinderten Bezug der notwendigen Rohstoffe, als Absatzmarkt eigener Fertigprodukte und z u m Ex- port eigenen Kapitals einen gleichermaßen machtpolitisch kontrollierbaren wie autarken Wirtschaftsraum in Mittel- und Südosteuropa zu etablieren64. Dieser bedurfte dringend bündnispolitischer Sicherungen gegenüber Rußland, das die

60 Willibald Gutsche, Zur Mitteleuropapolitik der deutschen Reichsleitung von der Jahr- hundertwende bis zum Ende des ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch für Geschichte, 15 (1977), S. 85-106, hier: S. 92. Zum Mitteleuropakonzept siehe auch die Beiträge von Helga Nussbaum, Herbert Gottwald, Ursula Mader und Jörg Villain ebd.

61 Siehe dazu Jahresberichte des deutschen Konsulats in Konstantinopel und Rodosto von 1887-1907, in: Bundesarchiv, Abt. Potsdam, Auswärtiges Amt, Politisches Archiv, Konsulate, Nr. 53734-53740.

62 Bericht des amerikanischen Generalkonsuls in Frankfurt a.M., in: Nachrichten für Handel und Industrie. Zusammengestellt im Reichsamt des Innern, 4. Quartal 1900, Nr. 127, Berlin, 12.10.1900, S. 4. Zum Gesamtumfang des exportierten deutschen Kapi- tals vgl. Walter Gustav Hoffmann, Das Wachstum der deutschen Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, Berlin, Heidelberg, New York 1965. Für 1913 nimmt Hoff- mann als Untergrenze mehrerer Schätzungen eine Summe von 20 Milliarden Mark an (S. 262).

63 Nußbaum, Außenhandelsverflechtungen (wie Anm. 59), S. 44 f.

64 Zur Orientpolitik siehe Gregor Schöllgen, Imperialismus und Gleichgewicht. Deutsch- land, England und die orientalische Frage 1871-1914, München 1984.

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