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Bernburger Agrarberichte

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Bernburger Agrarberichte

Heft 2/2001:

„Sommergetreide“

Inhalt:

Anbautechnik und Einzelkornsaat zu Winterraps 2 BISCHOFF, J.

Optimale Saatzeiten und Saatstärken der Sommergetreidearten 8 BOESE, L.

Anbau von Sommergetreide

Anbausituation und Stellenwert aus pflanzenbaulicher Sicht 17 DEBRUCK, J.

Hafer - Züchtung, Anbau und Verwertung 24

EBMEYER, E.

Empfehlungen zur Sortenwahl bei Sommergetreide 2001 30 HARTMANN, G.

Welche Sommerungen sind betriebswirtschaftlich interessant? 40 RICHTER,R.,

Aktuelle Probleme der Produktion und Vermarktung

von Braugerste 44

ZIMMERMANN, H.

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IMPRESSUM

Herausgeber: Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt

Strenzfelder Allee 22, 06406 Bernburg Tel.: (03471)334-0; Fax: (03471)334-105 www.llg-lsa.de

Diese Veröffentlichung ist urheberrechtlich geschützt.

Eine Veröffentlichung und Vervielfältigung (auch auszugsweise) ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers gestattet.

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Anbautechnik und Einzelkornsaat zu Winterraps

BISCHOFF, J.

Lehr- und Versuchsanstalt Bernburg

Obwohl sich die Leistung der Liniensorten und Hybriden durch den Züchtungsfortschritt bei Winterraps weiter verbessert, wie Feldversuche eindrucksvoll demonstrieren, treten unter Praxisbedingungen zwischen den Jahren, aber auch innerhalb eines Jahres zwischen verschiedenen Schlägen eines Betriebes immer wieder erhebliche Ertragsunterschiede auf.

Sind Jahresschwankungen in der Regel der Witterung geschuldet, unterliegen die Differenzen innerhalb eines Anbaujahres dem unmittelbaren Einfluss des Landwirts. Welche ackerbaulichen Maßnahmen in Trockengebieten geeignet sind, die Ertragssicherheit von Winterraps zu erhöhen, soll anhand von Erkenntnissen aus mehrjährigen Feldversuchen auf Löss-Schwarzerde aufgezeigt werden.

Mit der Rapsaussaat 1993 wurde am Standort Bernburg (9,1°C Jahresdurchschnittstemperatur, 469 mm Jahresniederschlag) ein Produktionsexperiment begonnen, das die zu Winterraps gebräuchliche Saatfurche mit verschiedenen aufwandsreduzierten Bodenbearbeitungs- und Bestellverfahren vergleicht. Wichtige Voraussetzung dafür, dass die Rapsbestellung ohne Saatfurche gelingt, ist, dass die Böden keine Schadverdichtungen aufweisen dürfen. Die drei pfluglosen Verfahren, die in Abbildung 1 der konventionellen Pflugarbeit auf  25 cm gegenübergestellt sind, unterscheiden sich in der Intensität und Tiefe der Bearbeitung des Bodens, die von der Strohmulchsaat mit 2 x Grubbern auf 8, 10 – 15 cm über die Frässaat mit der Horsch SE 3 (ca.

5 cm) hin zur Breitsaat abnimmt. Alle Varianten haben die gleiche Saatstärke von 60 keimfähigen Körnern je Quadratmeter. Der Saattermin lag ortsüblich zwischen dem 20. und 25. August.

Keines der geprüften pfluglosen Anbausysteme weicht von der Pflugvariante deutlich ab.

Gegenüber 42 dt/ ha Kornertrag nach Saatfurche wurden bei Pflugverzicht durchschnittlich 3 dt/ ha bzw. rd. 7 % weniger geerntet. Das Risiko einer Breitsaat von Winterraps auf die Getreidestoppel mit flacher Einarbeitung oder in einen stehenden Weizenbestand, wie das im humiden Westen in Feldversuchen erfolgversprechend getestet wurde, ist ungeachtet der möglichen Kosteneinsparung für Trockengebiete zu groß, dass von beiden Verfahren abgeraten werden muss.

Sorgfältige Bodenbearbeitung vor der Saat

Vorteile hat die Strohmulchsaat zu Winterraps insbesondere auf den tiefgründigen, schluff- und feinsandreichen Lössböden durch ihren wirksamem Schutz vor Bodenerosion und unproduktiver Verdunstung. Letztere ist um so geringer, je mehr Stroh sich an der Bodenoberfläche konzentriert. Allerdings stören große Strohmengen im Saathorizont die Keimung des Rapses erheblich. Oberster Grundsatz ist daher eine intensive Strohaufbereitung, die schon beim Mähdrusch beginnt, weil in Trockengebieten die Strohrotte wegen akuten Wassermangels nur sehr langsam erfolgt. Der Häcksler am Mähdrescher sollte das Stroh so kurz wie möglich häckseln oder besser zerreißen, um so günstige Voraussetzungen für den mikrobiellen Strohabbau zu schaffen. Doch selbst bei exakter Einstellung von Verteiler und Leitblechen werden in vielen Fällen das Spreu und Stroh nicht über die gesamte Schneidwerksbreite des Mähdreschers gleichmäßig auf und zwischen die kurzen Getreidestoppeln geblasen. Bei sehr breiten Schneidwerken und ungünstigen Druschbedingungen (Seitenwind, feuchtes Stroh, Hanglagen) wird der Strohstriegel daher zur

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notwendigen Hilfe. Im Anschluss an die Ernte der Getreidevorfrucht bzw. den Strohstriegel muss die Stoppelbearbeitung folgen, unabhängig davon, ob der Raps nach Saatfurche oder in den mit Scheibenegge oder Grubber gelockerten Boden gesät wird. Durch flaches Einarbeiten der Ernterückstände und Rückverfestigung des Stroh–Bodengemisches mit entsprechenden Nachlaufwalzen (wie Prismen- oder anderen Packerwalzen) werden Ausfallgetreide und Unkrautsamen zum Keimen gebracht.

Abbildung 1:

Mit der Einführung von Hybridraps, im Herbst 1995, wurden die Feldversuche am Standort Bernburg um die MSL-Hybriden (restaurierte männlichen Sterilität) erweitert. Das Netzdiagramm in Abbildung 2 vergleicht die Linien- und Hybridsorten bei ortsüblicher Saatstärke von 60 Kö./ m2 in den Merkmalen: Kornertrag, Ölertrag, Ölgehalt und Pflanzen/

m2 nach Winter. Die MSL-Hybriden erreichten trotz größerer Pflanzenverluste über Winter im Vergleich zu den Liniensorten durchschnittlich 7 % Mehrertrag und bei geringfügig höheren Ölgehalten einen um rd. 9 % höheren Ölertrag.

Die Frage ist nun, wie beide Sortentypen auf die verminderte Saatstärke von 40 Kö./ m2 bei Pflug- und Strohmulchsaat reagieren. Nach Abbildung 3 wurden im Mittel über Sortentyp und Saatstärke nach Pflügen 42 dt/ ha und nach Strohmulchsaat 43 dt/ ha geerntet.

Bemerkenswert ist, dass sowohl die Liniensorte als auch die restaurierte Hybride die verminderten Pflanzenzahlen bei reduzierter Saatstärke im Ertrag kompensieren konnten.

Während bei der Strohmulchsaat bis zu 50 % weniger Pflanzen standen und darüber, ernteten die Liniensorte durchschnittlich 41 dt/ ha und die MSL-Hybride 44 dt/ ha. Winterraps kann unter der Voraussetzung einer gleichmäßigen Pflanzenverteilung auf der Fläche geringere Pflanzenzahlen durch mehr Triebe/ Pflanze, mehr Schoten/ Pflanze oder jedoch in engen Grenzen durch eine höhere Kornzahl/ Schote im Ertrag ausgleichen. Für den pfluglosen Rapsanbau lässt sich aus den vorliegenden Ergebnissen ableiten, dass wichtiger als eine Erhöhung der Saatmenge die Qualität der Aussaat ist. Ziel der Bodenbearbeitung muss es

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daher sein, dem Winterraps mit wenigen Arbeitsgängen ein gleichmäßig eingeebnetes Saatbett in guter Krümelung und Rückverfestigung, aber nicht zu feiner Struktur zu bereiten.

Abbildung 2:

Abbildung 3:

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Einzelkornsaat sichert Rapsaufgang

Mit großer Wahrscheinlichkeit dürfte sich die Saattechnik zu Winterraps insbesondere in pfluglosen Verfahren zur Präzisionssaat entwickeln, weil Saatgut teuer ist und auch zum gezielten Einsatz geringster Wirkstoffmengen über die Beizung (DMM etc.) genutzt werden kann. Untersuchungen zur Einzelkornablage bei Winterraps, die 1998 an der Lehr- und Versuchsanstalt Bernburg begonnen wurden, sollen dazu beitragen, bei Pflugverzicht in trockenen Lagen den Feldaufgang von Winterraps zu sichern. In Abbildung 4 werden die Bestandesdichte nach Winter und der Kornertrag bei der für die Praxis besonders interessanten Saatstärke von 40 Kö./ m2 mitgeteilt.

Abbildung 4:

Die Rapsaussaat erfolgt mit praxisüblicher Drillkombination auf 10 cm Reihenweite und Einzelkornsämaschine (EKS) nach Saatfurche bzw. einem zweiten Stoppelgang. Bei technisch bedingten Reihenweiten der EKS von 25 cm wird das Saatgut bei einer Saatstärke von 40 Kö./ m2 auf 10 cm in der Reihe abgelegt. Die Vorteile der Einzelkornsaat bei Winterraps gegenüber der Drillsaat konzentrieren sich auf drei wesentliche Effekte:

 Das genaue Einhalten der eingestellten Ablagetiefe von 1 - 2 cm und Andrücken der Saat mit den Druckrollen, das ein Ansteigen der Feuchtigkeit in der Saatrille bewirkt, ermöglicht sowohl bei der Aussaat in den frisch gepflügten Acker als auch in die gegrubberte Fläche einen raschen, gleichmäßigen Feldaufgang. Die Verwendung von Druckrollen ist allerdings auch bei der herkömmlichen Drillsaat dem ganzflächigen Walzen vorzuziehen, weil sich dadurch weniger Angriffspunkte für die Bodenerosion und unproduktive Verdunstung ergeben.

 Die optimale Standraumverteilung führt bei ungehinderter Durchwurzelung des Bodens zu einer effizienten Wasser- und Nährstoffausnutzung. Hinzu kommt noch, dass die

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ausgeglichene Pflanzenentwicklung nach Einzelkornsaat die Bestandesführung wesentlich erleichtert.

 Durch die günstigeren Lichtverhältnisse bei 25 cm Reihenentfernung entwickeln sich die auf 10 cm in der Reihe gesetzten Einzelpflanzen stärker, die Bestände gehen weniger ins Lager und trocknen auf Grund besserer Durchlüftung auch schneller ab.

Dennoch brachte die Einzelkornsaat zu Winterraps bei allen genannten Vorteilen nach bisher zwei Versuchsjahren nicht die entsprechende Umsetzung in mehr Ertrag. Den anfänglichen Entwicklungsvorsprung haben die konventionell gesäten Rapspflanzen kompensieren können.

Trotz optimaler Feldaufgänge und Standraumverteilung lag die Einzelkornsaat im Mittel beider Anbausysteme mit 42 dt/ ha noch unter der Drillsaat, die 43 dt/ ha erreichte.

Spätsaat nach Winterweizen

Das Einhalten der günstigsten Saatzeit ist sehr wichtig für die Ertragssicherheit von Winterraps. Saatverspätung gleicht der Raps nämlich nicht durch Reifeverzögerung, sondern durch eine verkürzte Vegetationszeit aus. Zwangsläufig resultieren daraus Mindererträge.

Wenn aber die Aussaat sehr zeitig erfolgt und das Streckungswachstum bereits im Herbst einsetzt, besteht die Gefahr, dass der Vegetationskegel durch Frost geschädigt wird. Der Winterraps wird auf den humosen milden Lehmböden des östlichen und nordöstlichen Harzvorlandes regelmäßig um den 20. August ausgesät, damit die Rapspflanzen noch vor der Winterruhe das Rosettenstadium mit 6 bis 8 Blättern bei gestauchter Sprossachse erreichen.

Nach Weizen, der oft erst Anfang August den Acker räumt, reicht die Zeit in der Regel nicht aus, um den Boden für einen optimalen Rapsaufgang herzurichten. Der Not gehorchend, ist oftmals die Spätsaat mit den dafür geeigneten Sorten die einzige Möglichkeit für eine ordnungsgemäße Winterrapsbestellung.

Nach Abbildung 5 zeichnen sich die Hybridsorten gegenüber den Liniensorten vor allem durch ein höheres Ertragspotential aus. Zur maximalen Ausnutzung der Heterosis (Mehrertrag gegenüber der mittleren Leistung der Ausgangskomponenten) benötigen Hybriden allerdings sowohl bei ortsüblichem Saattermin als auch zur Spätsaat am 8. September mehr als 80 keimfähige Körner/ m2. Die höheren Pflanzenzahlen erfordern aber auch eine ausreichende Wasserversorgung in jeder Wachstumsphase des Rapses, weil zunehmende Bestandesdichten eine starke Transpiration und eine dementsprechend vermehrte Wasseraufnahme durch die Wurzeln bedingen. Spitzenerträge erfordern insbesondere durch den Einsatz von Fungiziden/

Wachstumsreglern und Düngungsmaßnahmen eine hohe Intensität der Produktionstechnik.

Grundsätzlich sind auch solche Liniensorten, die eine rasche Vorwinterentwicklung haben, spätsaatverträglich, wenn die Aussaat nicht so spät erfolgt, dass die Rapspflanzen zu klein und schwach in den Winter gehen. Bei Spätsaat mindert ein Zuschlag der Saatmenge von etwa 25

% das Risiko von Ertragseinbußen durch die kürzere Vegetationszeit.

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Abbildung 5:

Fazit

Raps stellt besondere Ansprüche an die Saat. Vor allem im Trockengebiet ist alles daran zu setzen, den Wasserverbrauch bei der Bodenbearbeitung zu minimieren. Das flache Einarbeiten der Ernterückstände und die Rückverfestigung des Bodens unmittelbar nach der Vorfruchternte ermöglicht das zügige Auflaufen von Unkrautsamen und Ausfallgetreide. Je gleichmäßiger die Saattiefe und Verteilung des Saatgutes auf der Fläche erfolgen, desto homogener sind später die Pflanzenbestände. Mit einem zunehmenden Anbau von Hybridraps, der schon mit Saatstärken von rd. 40 Kö./ m2 hohe und sichere Erträge erzielt, kann die Einzelkornsaat insbesondere dann wieder Bedeutung erlangen, wenn vorhandene Einzelkornsämaschinen mit geringem Aufwand umgerüstet werden können.

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Optimale Saatzeiten und Saatstärken der Sommergetreidearten

BOESE, L.

LVA Bernburg Zusammenfassung

Aus den Ergebnissen von bisher drei Versuchsjahren (1998-00) mit je einer Sorte am Standort Bernburg (Löss-Schwarzerde im mitteldeutschen Trockengebiet) kann eine gesichert unter- schiedliche Reaktion der einzelnen Arten auf den Saattermin nicht abgeleitet werden. Eine zu bevorzugende Reihenfolge der Aussaat nach der Getreideart gibt es deshalb nicht. Sommerge- treide sollte generell so früh wie möglich ausgesät werden, d.h., sobald die Abtrocknung des Bodens eine Bearbeitung und Aussaat zuläßt. Eine Gefahr der Schädigung der keimenden Saat oder des Keimpflanzenbestandes durch Spätfröste existiert praktisch nicht. Frühsaaten im Februar oder Anfang März führen nicht in jedem Jahr zu Mehrerträgen. Bei Saatterminen nach Mitte März ist im Tiefland jedoch in der Regel mit Ertragsverlusten zu rechnen.

Die regressionsstatistische Auswertung ergab, dass Höchsterträge im Durchschnitt der drei Versuchsjahre und aller Saattermine mit Saatstärken um oder über 400 keimfähigen Körnern /m2 erreicht wurden. Hartweizen reagierte auf den Faktor Saatstärke am stärksten, Weizen und Gerste mittel, Hafer am geringsten. Für praktische Empfehlungen (siehe Tabelle 2) müs- sen jedoch auch die Saatgutkosten sowie die Erzeugerpreise der einzelnen Arten bzw. Ver- wendungszwecke in Betracht gezogen werden. Bei niedrigen Saatgutkosten (niedriger Saat- gutpreis, niedrige TKM, hohe Keimfähigkeit, ggf. Nachbau) und hohen Erzeugerpreisen sind tendenziell höhere Saatstärken wirtschaftlich günstig, bei hohen Saatgutkosten und niedrigen Erzeugerpreisen dagegen niedrigere. Die in Tabelle 2 empfohlenen Saatstärken gelten für alle Saattermine. Zuschläge bei verspäteter Aussaat bringen keinen Vorteil.

Einleitung

Im Interesse eines möglichst hohen betrieblichen Gesamtergebnisses ist auch dem vom Um- fang her deutlich geringeren Anbau der Sommergetreidearten ackerbaulich die nötige Auf- merksamkeit zu schenken. Auch für das Sommergetreide gilt, dass die Rentabilität des An- baus vor allem durch das Ertragsniveau bestimmt wird. Der Grundstein für einen hohen Er- trag wird mit einer optimalen Aussaat gelegt. Neben der Saatstärke spielt hier der Saattermin eine Rolle. In alten Lehrbüchern wurde oft eine bestimmte Reihenfolge der Aussaat der ein- zelnen Arten empfohlen. Zwecks Überprüfung dieser und anderer Empfehlungen unter heuti- gen Bedingungen wurde im Jahr 1998 am Standort Bernburg (Löss-Schwarzerde, 469 mm Jahresniederschlag, 9,1 °C Jahrestemperatur) eine Feldversuchserie mit vier Sommergetreide- arten begonnen. Folgende Fragen standen dabei im Mittelpunkt:

 Wann und in welcher Reihenfolge sollte Sommergetreide ausgesät werden?

 Lohnen sich Frühsaaten möglicherweise schon im Februar?

 Wie stark ist der Ertragsabfall der einzelnen Arten bei Saatzeitverspätung?

 Welche Saatstärken sollten gewählt werden?

 Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen den Arten?

 Sollte bei Spätsaaten die Saatstärke erhöht werden?

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Der Versuch wurde als dreifaktorielle zweistufige Spaltanlage orthogonal mit vier Wiederho- lungen angelegt. Die Faktoren und ihre Stufen sind in Tabelle 1 dargestellt. Nach Ablauf von drei Versuchsjahren soll nunmehr eine erste Auswertung vorgenommen werden.

Tabelle 1 Versuchsplan

A: Saattermin B: Getreideart (Sorte) C: Saatstärke (keimf. Kö./m2) 1: Mitte Februar 1: S-Gerste (Krona) 1: 200

2: Anfang März 2: S-Durum (Lloyd) 2: 300 3: Mitte März 3: S-Hafer (Tomba) 3: 400 4: Anfang April 4: S-Weizen (Quattro) 4: 500 5: Mitte April

Saattermin

In Abbildung 1 ist der Kornertrag in den drei Versuchsjahren in Abhängigkeit vom Saatter- min jeweils als Mittel über alle Arten und Saatstärken dargestellt. Es wird deutlich, dass der Einfluss des Saattermins stark vom Jahr abhängt. 1998, dem ersten Versuchsjahr, war eine Aussaat vor Mitte März am Standort nicht möglich. Aussaaten Mitte April und Anfang Mai führten in diesem Jahr zu einem drastischen Ertragsabfall. Im zweiten Versuchsjahr konnte die erste Aussaat bereits Anfang März erfolgen. Dieser frühe Termin brachte im Vergleich zum Saattermin Mitte März im Mittel der Arten keinen Ertragsvorteil. Der Ertragsabfall spä- terer Termine war in diesem Jahr wiederum stark. Im dritten Jahr war bereits eine Aussaat im Februar möglich. Nur an einem einzigen Tag (dem 11.02.) war der Boden am Versuchsstand- ort soweit abgetrocknet, dass eine Saatbettbereitung und Aussaat möglich wurde, ohne Struk- turschäden zu verursachen. Da nachfolgend wieder kühleres Wetter einsetzte, brachte auch dieser frühe Termin im Mittel der vier Arten keinen Vorteil. Zum zweiten Saattermin Anfang März war jedoch gegenüber der Aussaat Mitte März ein um knapp 5 dt/ha höherer Ertrag zu verzeichnen.

Welche Unterschiede bezüglich der Ertragswirkung des Saattermins wurden zwischen den Arten gefunden? Zur Beantwortung dieser Frage müssen die Versuchsjahre getrennt betrach- tet werden. 1998 (Abbildung 2) reagierten alle Arten ähnlich. Nur der Haferertrag ging beim letzten Saattermin Anfang Mai nicht wie der der anderen Arten weiter zurück. Diese abwei- chende Reaktion ist statistisch gesichert. Im Versuchsjahr 1989 (Abbildung 3) reagierte da- gegen der Durum abweichend. Die Frühsaat Anfang März wirkte sich bei dieser Getreideart, im Gegensatz zu Sommergerste und Hafer, tendenziell negativ aus. Die Spätsaaten im April führten ebenfalls zu einem stärkeren Ertragsrückgang als bei den anderen Arten. Das Jahr 2000 (Abbildung 4) bietet wiederum ein anderes Bild. Der Durum reagierte positiv auf die im Februar möglich gewordene Frühsaat, der Hafer negativ, Gerste und Weizen indifferent. In diesem Jahr zeigte Gerste deutlich die stärkste Reaktion auf den Saattermin. Auf Frühsaaten reagierte sie stärker positiv, auf Spätsaaten stärker negativ als die anderen Arten.

Aus den bisher abgelaufenen drei Versuchsjahren kann eine beständig unterschiedliche Reak- tion der vier geprüften Sommergetreidearten auf den Saattermin somit nicht abgeleitet wer- den. Die in den Einzeljahren gefundenen abweichenden Reaktionen erwiesen sich als nicht stabil. Eine bestimmte Reihenfolge in der Aussaat der Arten kann der Praxis deshalb nicht

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Abbildung 1: Kornertrag von Sommergetreide in Abhängigkeit vom Saattermin in drei Ver- suchsjahren (Mittel über vier Getreidearten und je vier Saatstärken)

Abbildung 2: Kornertrag von vier Getreidearten in Abhängigkeit vom Saattermin im Ver- suchsjahr 1998 (Mittel über je vier Saatstärken)

20 30 40 50 60 70 80 90

0 1 2 3 4 5 6 7

Kornertrag (dt/ha)

1999

1998

Anf.

März

Mitte März

Anf.

April

Saattermin Mitte

April

Anf.

Mai Mitte

Febr.

2000

0 10 20 30 40 50 60 70 80

0 1 2 3 4

Kornertrag (dt/ha)

Hafer Weizen Durum Gerste

13.03. 14.04. 05.05.

Saattermin

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Abbildung 3: Kornertrag von vier Getreidearten in Abhängigkeit vom Saattermin im Ver- suchsjahr 1999 (Mittel über je vier Saatstärken)

Abbildung 4: Kornertrag von vier Getreidearten in Abhängigkeit vom Saattermin im Ver- suchsjahr 2000 (Mittel über je vier Saatstärken)

50 60 70 80 90

0 1 2 3 4 5

Kornertrag (dt/ha)

Hafer Weizen

Durum Gerste

01.03. 15.03. 01.04.

Saattermin 16.04.

30 35 40 45 50 55 60 65

0 1 2 3 4 5 6

Kornertrag (dt/ha)

Hafer Weizen

Durum Gerste

11.02. 02.03. 20.03.

Saattermin 03.04. 17.04.

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empfohlen werden. Nach den hier erzielten Ergebnissen sollte der Saattermin einzig von der Befahrbarkeit bzw. Bearbeitbarkeit des Bodens abhängig gemacht werden. Sobald der Acker soweit abgetrocknet ist, dass eine Bearbeitung ohne Schaden möglich wird, sollten Saatbett- bereitung und Aussaat erfolgen. Frühsaattermine im Februar oder Anfang März bringen nicht in jedem Jahr ertragliche Vorteile. Eine negative Reaktion ist jedoch nicht zu erwarten, wenn die Befahrbarkeit des Bodens gegeben ist. Eine Verzögerung der Aussaat über Mitte März hinaus ist nach Möglichkeit zu vermeiden, da dann mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Ertrags- verlusten zu rechnen ist. Voraussetzung ist aber auch zu späten Saatterminen die Befahrbar- keit des Bodens.

Saatstärke

In Abbildung 5 ist der Kornertrag in Abhängigkeit von der Saatstärke für unterschiedliche Saattermine als Mittel über alle Arten und die drei Versuchsjahre dargestellt. Anhand dieser Darstellung soll der Zweckmäßigkeit unterschiedlicher Saatstärken zu unterschiedlichen Saat- terminen nachgegangen werden. In das Ergebnis für den Saattermin Anfang März sind nur zwei und in die für die Termine Mitte Februar und Anfang Mai jeweils nur ein Versuchsjahr eingegangen. Gewöhnlich werden bei Spätsaaten Zuschläge zur üblichen Saatstärke empfoh- len. Nach den hier erzielten Ergebnissen ist diese Praxis jedoch nicht sinnvoll. Die Abhängig- keit des Kornertrages von der Saatstärke ist zu allen Saatterminen ähnlich. Die minimal unter- schiedliche Neigung der Kurven läßt sich nicht durch Früh- oder Spätsaat erklären. Im Ge- gensatz zur üblichen Annahme reagiert hier insbesondere die Februarsaat relativ stark auf eine Erhöhung der Saatstärke. Im Weiteren soll deshalb die Saatstärke unabhängig vom Saattermin betrachtet werden.

In Abbildung 6 ist der Kornertrag der vier Sommergetreidearten in Abhängigkeit von der Saatstärke im Mittel über alle Saattermine und die drei Versuchsjahre dargestellt. Es deutet sich an, dass die Getreidearten unterschiedlich auf die Saatstärke reagieren. Zwar steigt in al- len Fällen der Kornertrag zumindest bis 400 Körner/m2, teilweise aber auch darüber hinaus, an. Der Grad des Anstiegs ist jedoch unterschiedlich. Durum reagiert am stärksten, Hafer am geringsten auf die Saatstärke. Weizen und Gerste nehmen eine mittlere Stellung ein. Im Fol- genden werden die vier Getreidearten deshalb differenziert betrachtet.

Für eine Saatstärkenempfehlung dürfen die Saatgutkosten nicht außer Acht gelassen werden.

Eine Kennziffer, die Ertrag und Kosten monetär miteinander verbindet, ist die selbstkosten- freie Leistung (skfL). Sie kennzeichnet den Erlös (Ertrag x Erzeugerpreis), vermindert um die Kosten des jeweils betrachteten Produktionsfaktors, in diesem Fall des Saatguts. In Abbil- dung 7 sind der Kornertrag und die skfL in Abhängigkeit von der Saatstärke für Sommer- gerste dargestellt. Die skfL wurde beispielhaft für zwei Fälle berechnet: (A) für Braugerste mit einem Saatgutpreis von 73 DM/dt und einem möglichen Erzeugerpreis zur Ernte 2001 von 30 DM/dt, (B) für Futtergerste mit einem Saatgutpreis von 70 und einem Erzeugerpreis von 20 DM/dt. In beiden Fällen wurde eine Tausenkornmasse (TKM) des Saatguts von 50 g und eine Keimfähigkeit von 92 % zugrunde gelegt. Während der Kornertrag bis zu einer Saat- stärke von 400 Körnern/m2 ansteigt, liegt das Optimum der skfL bei 400 (Braugerste) bzw.

350 Körnern/m2 (Futtergerste).

In Abbildung 8 sind Kornertrag und skfL für Sommerweizen dargestellt. In diesem Fall wurde eine Variante für den Zukauf zertifizierten Saatguts (Saatgutkosten 74 DM/dt) und eine für Nachbau (Saatgutkosten einschließlich Bestandespflege, Reinigung und Beizung 50 DM

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Abbildung 5: Kornertrag von Sommergetreide in Abhängigkeit von der Saatstärke zu unter- schiedlichen Saatterminen (Mittel über vier Getreidearten und je ein bis drei Versuchsjahre)

Abbildung 6: Kornertrag von vier Sommergetreidearten in Abhängigkeit von der Saatstärke (Mittel über alle Saattermine und drei Versuchsjahre)

20 30 40 50 60 70 80

100 200 300 400 500 600

Saatstärke (keimf. Körner/m2) Kornertrag (dt/ha)

Mitte April Mitte März Anfang März

Anfang April Mitte Februar

Anfang Mai Saattermin

40 45 50 55 60 65

100 200 300 400 500 600

Saatstärke (keimf. Körner/m2) Kornertrag (dt/ha)

Hafer Weizen

Durum Gerste

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Abbildung 7: Kornertrag und selbstkostenfreie Leistung von Sommergerste in Abhängig keit von der Saatstärke und dem Verwendungszweck (Saatgutkosten: Brau gerstesorten 73 DM/dt, Futtergerstesorten 70 DM/dt; Erzeugerpreise: Brau gerste 30 DM/dt, Futtergerste 20 DM/dt)

Abbildung 8: Kornertrag und selbstkostenfreie Leistung von Sommerweizen in Abhängig- keit von der Saatstärke und der Herkunft des Saatguts (Saatgutkosten: Nach- bau 50 DM/dt, Zukauf 74 DM/dt; Erzeugerpreis 24 DM/dt)

48 50 52 54 56 58 60 62 64

100 200 300 400 500 600

900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 Kornertrag (dt/ha)

Saatstärke (keimf. Kö./m2)

selbstkostenfreie Leistung (DM/ha)

Kornertrag

A: skfL Braugerste

B: skfL Futtergerste

35 40 45 50 55 60 65

100 200 300 400 500 600

1260 1280 1300 1320 1340 1360 1380 Kornertrag (dt/ha)

Saatstärke (keimf. Kö./m2)

selbstkostenfreie Leistung (DM/ha)

Kornertrag

skfL Zukauf skfL Nachbau

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/dt) berechnet. Für die TKM und die Keimfähigkeit wurden wie bei Gerste 50 g bzw. 92 % und als Erzeugerpreis in allen Fällen 24 DM/dt angesetzt. Der Nachbau schließt bei dieser Be- rechnung um etwa 40 DM/ha günstiger ab. Im Falle des Zukaufs liegt das ökonomische Op- timum bei einer Saatstärke von 350, im Falle des Nachbaus bei etwa 400 Körnern/m2.

Für Durum sind die Berechnungen in Abbildung 9 dargestellt. Die zwei unterschiedlichen skfL-Varianten machen deutlich, dass auch die wirtschaftliche Leistung sowie das Optimum der Saatstärke von der TKM und der Keimfähigkeit des Saatguts beeinflusst werden. Im güns- tigen Fall (kleine TKM, hohe Keimfähigkeit) liegt das Optimum der skfL bei 400, im ungüns- tigen Fall (große TKM, geringe Keimfähigkeit) bei 300 Körnern/m2.

Für Hafer schließlich wurden in Abbildung 10 ebenfalls zwei skfL-Varianten berechnet. Die günstige Variante (Industriehafer mit 23 DM/dt Erzeugerpreis, niedrige TKM und hohe Keimfähigkeit des Saatguts) erreicht das Optimum bei 350-400 Körnern/m2, die ungünstige Variante (Futterhafer mit 18 DM/dt Erzeugerpreis, hohe TKM und niedrige Keimfähigkeit des Saatguts) schon zwischen 200 und 300 Körnern/m2.

Aus den Darstellungen wird deutlich, dass bei niedrigen Saatgutkosten (niedriger Saatgut- preis, niedrige TKM und hohe Keimfähigkeit des Saatguts) und andererseits hohen Erzeuger- preisen des zu produzierenden Getreides tendenziell höhere Saatstärken wirtschaftlich günstig sind. Umgekehrt sollten bei hohen Saatgutkosten (hoher Saatgutpreis, hohe TKM und niedri

Abbildung 9: Kornertrag und selbstkostenfreie Leistung von Durum in Abhängigkeit von der Saatstärke sowie der Tausenkornmasse und Keimfähigkeit des Saatguts (Saatgutpreis 120 DM/dt, Erzeugerpreis 32 DM/dt)

20 30 40 50 60

100 200 300 400 500 600

1200 1300 1400 1500 1600 Kornertrag (dt/ha)

Saatstärke (keimf. Kö./m2)

selbstkostenfreie Leistung (DM/ha)

Kornertrag

skfL: TKM 50 g, KF 95 %

skfL: TKM 70 g, KF 85 %

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Abbildung 10: Kornertrag und selbstkostenfreie Leistung von Hafer in Abhängigkeit von der Saatstärke, dem Verwendungszweck sowie der Tausendkornmasse und der Keimfähigkeit des Saatguts (Saatgutpreis 75 DM/dt, Erzeugerpreis In- dustriehafer 23 DM/dt, Futterhafer 18 DM/dt)

ge Keimfähigkeit des Saatguts) und niedrigen Erzeugerpreisen eher niedrigere Saatstärken gewählt werden. Die aus den Versuchsergebnissen und den z.Z. herrschenden preislichen Rahmenbedingungen abgeleiteten Saatstärkenempfehlungen sind in Tabelle 2 zusammenge- fasst. Für Braugerste ist Saatgutnachbau in der Regel vertraglich ausgeschlossen. Beim Dur- umanbau ist die Verwendung zertifizierten Saatguts Voraussetzung für den Erhalt der Zusatz- prämie.

Tabelle 2

Empfehlungen zur optimalen Saatstärke der Sommergetreidearten

Getreideart / -form / keimf. Körner/m2 bei ...

Verwendungszweck Saatgutzukauf Nachbau

Sommerbraugerste 350...400 -

Sommerfuttergerste 300...400 350...400

Sommerweizen 280...380 350...450

Industriehafer 300...400 350...450

Futterhafer 200...300 250...350

Sommerhartweizen 300...400 -

50 52 54 56 58 60

100 200 300 400 500 600

800 900 1000 1100 1200 1300 Kornertrag (dt/ha)

Saatstärke (keimf. Kö./m2)

selbstkostenfreie Leistung (DM/ha)

Kornertrag

skfL Industriehafer, TKM 25 g, KF 95 %

skfL Futterhafer, TKM 45 g, KF 85 %

(18)

17

Anbau von Sommergetreide

Anbausituation und Stellenwert aus pflanzenbaulicher Sicht

DEBRUCK, J.

Lehr- und Versuchsanstalt Bernburg 1. Einleitung

Das Sommergetreide hat in der Geschichte des mitteleuropäischen Getreidebaus stets einen hohen Stellenwert gehabt. Mit Einführung der Dreifelderwirtschaft durch Kaiser Karl den Großen stand nach der obligatorischen Brache auf den besseren Böden die Folge Winterwei- zen-Sommergerste, auf den ärmeren Standorten Roggen und Hafer. Erst 800 Jahre später wurde mit der preußischen Agrarverfassung der Flurzwang aufgehoben und die Brache mit kleeartigen Futterpflanzen durch die Bemühungen des Johann Christian Schubert, Edler von Kleefeld, besömmert. Aber es dauerte noch weitere 100 Jahre, bis immer neue bahnbrechende Fortschritte in der Düngung und Ackerkultur zu einer allmählichen Änderung im Getreidean- bau führten. Der anspruchsvolle Winterweizen wurde ausgedehnt, und um 1900 begann auch die Wintergerste von Norden nach Süden stärker in die Fruchtfolgen "einzuwandern".

Für beide Kulturen mussten in Folge die Sommerungen Hafer und Gerste, aber auch der Rog- gen, anteilig Platz machen.

2. Die große Wende in der westdeutschen Ackernutzung

Doch so lange die Pferdeanspannung im Betrieb gegenwärtig war - mit Abstrichen ist 1950 die "Große Wende in der deutschen Ackernutzung" - konnte zumindest dem Hafer sein ge- bührender Anteil an der Ackerfläche nicht streitig gemacht werden. Je nach Ertrag rechnete man für ein Arbeitspferd 0,8 - 1,0 ha bzw. 10 - 15 % der Ackerfläche. Noch 1950 nahm der Hafer knapp 15 % des Ackers ein. In den folgenden drei Jahrzehnten ging sein Anbau auf 10 Prozent zurück, um erst nach der Wende mit rd. 2,5 Prozent ein für den Anbau und die Fruchtfolge unbedeutendes Maß einzunehmen.

Die Entwicklung des Sommergetreideanbaus in der BRD

0,4 0,5

0,8 1,1

2

2,7

7 7

6

8 13

2,3 2,9

11

9 9

15

0 2 4 6 8 10 12 14 16

1950 1960 1970 1980 1990 2000

% Getreideart an AF

Jahr So-Weizen

So-Gerste Hafer

W e s t d e u t s c h l a n d Deutschl. ges.

(19)

18

Abb. 1

Dennoch gehört Deutschland mit rd. 1,2 Mill.t Jahresernte neben Finnland und Schweden zu den größten EU-15- Produzenten. Ca. 80 Prozent davon gehen in die Pferde- und anteilig auch in die Kälber- und Sauenfütterung, der Rest als Schälware in die menschliche Ernäh- rung.

Aus der eingangs beschriebenen Anbausituation hatte die Sommergerste in der Vergangen- heit dem Hafer vergleichbare Flächenanteile. In den ersten Nachkriegsjahren nahm ihr der aus Ernährungszwecken boomende Roggen zunächst viele Hektar ab, um sich ab 1960 dem Ha- ferverlauf bis gegen 1980 erneut anzupassen. Eine sichtliche Reduzierung des Anbaus von 10 auf 7 Prozent der Ackerfläche erfolgte erst in den letzten Jahren. Ursache sind einmal niedrige Preise und die Unsicherheit in der Preisgestaltung. Andererseits sind die durch Zuchtfort- schritt und Produktionstechnik nur träge reagierenden Ertragszuwächse für eine tragbare Wirtschaftlichkeit nicht immer ausreichend. Hier läuft der Weizen allen anderen Getreidear- ten konkurrenzlos den Rang ab.

Über den Sommerweizen lohnt es sich kaum zu sprechen bzw. zu schreiben. Lediglich in den 60er- und 70er Jahren, in denen der westdeutsche Getreideanbau durch feste Preisbindung auf über 70 Prozent Ackeranteile stieg, wurde der So-Weizen in die Entwicklung - wenn auch nur sehr schwach - einbezogen. Die rd. 45.000 ha heute verteilen sich auf "Liebhaber" und auch Könner, die bei gesichert guten Proteinwerten die Wirtschaftlichkeit zu mittleren Wei- zenernten oder aber zu Braugerste herstellen können. Der in 1999 mit rd. 150.000 ha verdrei- fachte Anbau war ausschließlich dem extrem nassen Herbst '98 geschuldet, als es im Frühjahr galt, die freigebliebenen Winterweizenflächen zusammen mit Sommergerste nachzubestellen.

Der Haferanbau blieb davon völlig unberührt.

In einem Agrarland wie Sachsen-Anhalt, in dem das eigentliche ackerbauliche Kerngebiet zwischen Magdeburg und Halle auch heute zu einer bedeutenden Kornkammer zählt, müssen die Gründe, die gegen Hafer und Sommerweizen sprechen, noch gewichtiger sein. In der in Abb. 2 dargestellten Landesstatistik setzen sich die 2 Prozent Restgetreide aus 0,4 % Durum, 0,5 % So-Weizen und der Rest aus Hafer zusammen. Im örtlichen Fruchtfolgegeschehen mag die eine oder andere dieser Kulturen anzutreffen sein - den regionalen Erhebungen zufolge ist zumindest in der Altmark der Hafer des öfteren noch zu finden - keinesfalls jedoch können sie in der landesstatistischen Fruchtfolge einen Platz einnehmen.

(20)

19

Abb. 2: Ackerflächennutzung, Sachsen-Anhalt 2000 3. Gründe für den geringen Anbau des Sommergetreides

Pflanzenbaulich sind es die wesentlich geringeren Erträge und stärkeren Trockenschäden durch spätere Ernten, ökonomisch ist es der geringere Markterlös. Von den nachfolgenden Betrachtungen bleiben die Braugerste und der Hartweizenanbau ausgeschlossen.

3.1. Das Ertragsgeschehen

Langjährige Leistungsprüfungen im Herzstück des Magdeburg-Halleschen Ackerlandes zeigen nach Abbildung 3 ein Leistungsgefälle von dem Winter- zum Sommergetreide, wie es drastischer nicht ausfallen kann. 90 dt stehen gegen 64 dt/ha, d. s. ganze 26 dt Diffe- renz. Die Unterlegenheit der Sommerungen ist zum einen physiologisch in der verkürzten Vegetationszeit vom Aufgang bis zur Ernte begründet, zum anderen in Trockengebieten mit von dem Umstand bedingt, dass zumindest Hafer und Sommerweizen mit einer zum Winterweizen 8 - 10 Tage späteren Ernte wesentlich stärker trockengestresst sind. Den- noch sind die unter solchen Umständen im langjährigen Durchschnitt erzielten absoluten Erträge beachtlich.

Anbaustatistik Fruchtfolge

Kartoff.

2%

Legum.

4%

ZR 7%

Futter 7%

Stilleg.

8%

Ölfrüchte 13%

Getreide 59 %

1.000 Tha AF

WW Ro 52%

17%

WG 19%

Tritc.

6%

KM 1%

Restg.2

% SG 3%

1. Hackfr./Futter/Stilleg.

2. Weizen 3. Gerste

4. Ölfr./Kö-Legum.

5. Weiz./Ro./Restgetr.

(21)

20

Abb. 3: Vergleichender Anbau von Körnerfrüchten auf einer Löß-Schwarzerde LVA Bernburg, 1994 - 1999

Wählt man zum Vergleich den Landesdurchschnitt aus den letzten beiden Jahren - dem Rekordjahr '99 und dem gemäßigten Ertragsniveau 2000 - beträgt bei insgesamt wesent- lich niedrigeren Ernten die Differenz zwischen Winter- und Sommerungen 13 dt/ha.

3.2. Die Ökonomie

Treffen niedriger Ertrag und niedriger Verkaufspreis zusammen, wie das drastischer bei Hafer nicht sein kann, erlischt beim Landwirt sehr rasch das Interesse am Anbau. Jene 0,6 Prozent Hafer an der AF werden nur dort stehen, wo Pferdehaltung im eigenen Betrieb die preisgünstigste Futterbeschaffung zulässt oder höhere Verkaufspreise garantiert. Mög- lich sind auch lukrative Anbauverträge mit Schälmühlen, wenn von hier das Aufarbei- tungsprodukt direkt in die menschliche Ernährung geht.

Sommerweizen ist mit seiner E- und A-Einstufung qualitativ ein sicherer Kandidat und wird von der aufnehmenden Hand auch entsprechend honoriert. Ertraglich ist er jedoch gerade in Trockengebieten dem Winterweizen gesichert unterlegen. Dennoch ist der Landwirt geneigt, ihn in Extremfällen als Ersatz für Winterweizen anzubauen. Jene Flä- chen, die im übernassen September und Oktober 1998 nicht bestellt werden konnten, blie- ben zumindest in Sachsen-Anhalt ausschließlich dem So-Weizen vorbehalten. Anstatt der üblichen 2000 - 3000 ha wurden im Frühjahr 1999 mehr als 10.000 ha So-Weizen bestellt.

Mit 63 dt/ha wurde ein der Wi-Gerste vergleichbarer Deckungsbeitrag erzielt.

4. Pflanzenbaulicher Stellenwert

In der klassischen Fruchtfolgeterminologie besitzt das Sommergetreide zunächst generell ei- nen hohen Stellenwert. In die Rotation richtig integriert, schafft es nach der Ernte von Getrei- devorfrüchten Freiräume für

 eine ordnungsgemäße Stoppelbearbeitung,

 lässt ausreichend Zeit für die Strohrotte,

 gibt Möglichkeiten für den Zwischenfruchtbau,

 ist eine wirksame Maßnahme zur Verhinderung von Fremdgetreide und

Landesdurchschnitt 1999/2000 M M

dt/ha 77 70 58 56 65 53 58 45 53 52

DM/dt 23,- 19,5 20,5 21,- 26,- 24,5 19,- 32,-

DM/ha 1770,- 1365,- 1190,- 1176,- 1380,- 1420,- 855,- 1695,-

WW WG Tritic. HyRo SG SW Ha SoDu Tritic.

40 50 60 70 80 90

100 Kornertrag dt/ha (86 %) - gerundete Werte

94 92 91

86

75 72

67 66

58

Winterungen Sommerungen

90

64

(22)

21

 entlastet die Zersetzungsvorgänge im Boden durch niedrigere Strohernten.

Von ganz wesentlicher Bedeutung ist der phytosanitäre Aspekt. Sommerungen sind insgesamt gesünder und keine potentiellen Überträger von bodenbürtigen Krankheitserregern. Gemeint sind Ophiobolus, die Schwarzbeinigkeit, Cercosporella als Halmbrucherreger und die Schwärzefusarien. Fruchtfolgen mit steigendem Getreideanteil, einseitiger Weizenbetonung und zunehmende Mulchsaat - eine Situation, in welche die gegenwärtige Entwicklung geht - werden von diesen Krankheitserregern zunehmend belastet. In vielen Untersuchungen an Stoppelweizen konnte nachgewiesen werden, dass die Infektion durch gekonnten Mittelein- satz zwar unter Kontrolle zu halten ist, dass aber Restschäden durch verschlechterte Frucht- folgestellung bleiben. Die Einschaltung von Sommergetreide würde hier die Abwehrmaß- nahmen wirkungsvoll unterstützen.

Abb. 4 zeigt zunächst den natürlichen Infektionsverlauf in Getreidebeständen mit der Cer- cosporella-Halmfruchtkrankheit. Sehr eindeutig sind alle Winterungen gleich-hoch anfällig, wenngleich der Weizen gewöhnlich den höchsten Schaden nimmt. Die Sommerungen sind durch die fehlende Herbstinfektion deutlich geringer befallen. Während So-Weizen und So- Gerste im späteren Befallsgrad eine Gruppe bilden, kann Hafer mit seiner geringen Infekti- onsanfälligkeit als ausgesprochene Gesundungsfrucht angesehen werden.

Abb.4: Der Infektionsverlauf von Cercosporella herpotr. Fr. bei den Getreidearten im Mittel aller untersuchten Fruchtfolgen ( Rauisch-Holzhausen, 1966 – 1972) In dem bereits erwähnten westdeutschen Getreideboom der 60er- und 70er Jahre wurden zu- nächst forschungsmäßig alle die Fruchtfolgekonstellationen durchgespielt, die den in der Fruchtfolge (FF) wiederholten Weizenanbau vor einem Ertragsabfall wirksam schützen.

Abb. 5 bringt Beispiele aus der damaligen FF-Forschung der Universität Gießen. Am Para- braunerdestandort Rauisch-Holzhausen ließ der hohe Vorfruchtwert des Hafers vor dem zwei- ten Weizenfeld die hier genannte FF zu einem Renner im westdeutschen Anbau werden. In den wärmeren Lagen der Rhein/Main-Ebene und des süddeutschen Raumes übernahm der Körnermais erfolgreich die Rolle einer Sanierungsfrucht.

(23)

22

Abb. 5: Winterweizen in einer 5-feldrigen Fruchtfolge Universität Gießen

5. Zukünftige Entwicklung

Alle Gründe, die acker- und pflanzenbaulich, aber auch phytosanitär, zunächst generell für die Sommerungen sprechen, werden nur dann in die Anbauüberlegungen einbezogen, wenn es die Ökonomie zulässt. Die angespannte wirtschaftliche Situation lässt heute keine Spielräume mehr zu, um ökologischen und fruchtfolgehygienischen Erfordernissen nachzugeben. Wäh- rend früher der Landwirt selbst und ausschließlich das Handeln auf dem Acker bestimmte, sind es heute die Richtlinien der europäischen Agrar- und Förderpolitik aus Brüssel. Mittel- fristig ist hier keine Änderung zu erwarten. Es wird eine wohl geänderte Fortsetzung der AGENDA 2000 geben.

Verlierer bleibt der Hafer, weil die Aufarbeitungsstrecke für die menschliche Ernährung zu teuer ist, andererseits aber billige Erzeugerpreise verlangt. Der Bedarf im Tiersektor wird sich auch zukünftig nicht wesentlich vergrößern. Nach Abb. 6 ist zu hoffen, dass sich die Anbau- fläche auch weiterhin um 250 Tha im Bundesgebiet und ca. 6000 ha in Sachsen-Anhalt be- wegen wird.

Sommerweizen hat die ausschließliche Rolle eines "Ausputzers" für verhinderte Winterwei- zensaaten nicht verdient. Bei dem gegenwärtigen Preisniveau ist er bei ausgefeilter Produkti- onstechnik durchaus in mittleren Lagen zur Wintergerste konkurrenzfähig. Auch wäre es denkbar, in der bisherigen Rotationsabfolge ... Winterweizen - Wintergerste, in der zur Ver- meidung des Weizendurchwuchses nach Mulchsaat in Wintergerste die Wi-Gerste durch Stoppelweizen ersetzt wird, anteilig den So-Weizen zu integrieren. Die rd. 45 Tha So-Weizen im Bundesgebiet - ca. 3000 ha in Sa-Anhalt - sind der Fähigkeit dieser Getreideart nicht an- gemessen.

Gleiches könnte man auch auf die Sommergerste, speziell die Braugerste, beziehen. Der der- zeit leergefegte Markt und die stark anziehenden Preise verlocken zu steigenden Anbauzah- len. Doch sie kommen zu spät, um auf die Flächenvergabe 2001 noch gravierend Einfluss zu nehmen.

So verbietet letztlich der stets unruhige Braugerstenmarkt die Erschließung von höheren An- baupotentialen als den gegenwärtig rd. 650 Tha im Bundesgebiet und 20.000 ha in Sa.-Anhalt.

Bei Durum-Hartweizen sind die Grenzen mit 10.000 ha im Bundesgebiet bzw. 2000 ha im eigenen Land abgesteckt. Eine Entwicklung für Sommertriticale ist nicht vorausschaubar.

Versuchsstation Rauisch-Holzhausen 1963-72 Versuchsstation Gießen 1966-73

46,8

40,1

44,4

40,1 41

33,7

41,3 40,4

103,6 105,2

26 30 34 38 42 46 50 54

1. 2. 3. 4. 5.

Zu-Rü WW Hafer WW WG

1. 2. 3. 4. 5.

ZR WW SG Mais WW 104

100

100

95

100 99

Durchschn.

Halmbruchbefall 52 16 51 43 68 n.b. 64

(24)

23

6. Facit

1. In der deutschen Ackerbaugeschichte haben Sommergerste und Hafer über viele Jahrhun- derte einen zum Weizen und Roggen nahezu vergleichbaren Anbau gehabt.

2. Eine neue Agrarreform und die Entwicklung der Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert haben aus der alten Dreifelderwirtschaft leistungsfähigere Anbausysteme geschaffen, in denen das Sommergetreide anteilig zurückging.

3. In der modernen Pflanzenproduktion der letzten fünf Jahrzehnte halten die Braugerste und zunächst auch noch der Hafer weiterhin 8 - 10 Prozent der Ackerfläche besetzt.

4. Unübersehbar ist der Rückgang des Hafers auf weniger als 3 % der AF. Nur noch geeigne- te Standorte pflegen den Anbau. Doch auch hier ist die Wirtschaftlichkeit nicht immer mehr gegeben.

5. Hafer ist keine geeignete Kultur für Trockengebiete. Der Ertrag und Erzeugerpreis sind zu gering und das Anbaurisiko zu groß.

6. Der Vorfruchtwert des Hafers in Getreidefruchtfolgen ist hoch. Sein Anbauverzicht wird durch die EU-geförderten Öl- und Eiweißpflanzen erfolgreich überdeckt. Ökologisch hin- terlässt er eine empfindsame Lücke im Artenspektrum des Getreideanbaus.

7. Sommerweizen hat zu keinem Zeitpunkt im Getreidebau eine Rolle gespielt. Er war, ist und bleibt stets Ausputzer für verhinderte Winterweizensaaten.

(25)

24

Hafer - Züchtung, Anbau und Verwertung

EBMEYER, E.

Lochow-Petkus GmbH

Der gute Vorfruchtwert von Hafer lässt eigentlich einen Anbau sinnvoll erscheinen. Dennoch ist die Anbaufläche in Deutschland in den letzten Jahren stetig zurück gegangen (Abbildung 1).

Von den im Jahre 2000 angebauten 237.000 ha entfallen 185.000 ha auf die alten Bundeslän- der mit deutlichen Schwerpunkten in Bayern und Baden-Württemberg und nur 52.000 ha auf die neuen Bundesländer. Sachsen-Anhalt hat mit ca. 5.000 ha die geringste Anbaufläche. Im Gegensatz zum Rückgang der Anbaufläche ist eine stetige Zunahme in den Erträgen zu ver- zeichnen (Abbildung 1).

Vor der jährlich erzeugten Erntemenge von rund 1,3 Mio. t werden etwa 15 % als Qualitätsha- fer zur menschlichen Ernährung über Schälmühlen verwertet und 85 % finden als Futter- und Pferdehafer in der Tierernährung Verwendung. Neben Deutschland sind Schweden und Finn- land mit jeweils mehr als 1 Mio. t wichtige Erzeugerländer in Europa und Rohstofflieferanten auch für deutsche Schälmühlen.

Abbildung 1: Ertrags- und Flächenentwicklung von Hafer in Deutschland (bis 1990 nur alte Bundesländer; Quelle: Statistisches Bundesamt)

920 856

793 749728

691 682 723

601 555584

506 459474

421 473

380358 359 392

309 302 312 264 267

237 37,4

29,8 34,2

42,7 41,1

38,539,3 43,0

34,4 45,2

48,1 45,043,8

43,0

36,6 44,5

49,2

36,8 48,3

42,4 45,9

53,0

50,0 51,2 48,4

45,7

200 300 400 500 600 700 800 900 1000

1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999

20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 55,0

ha dt/ha

Tha dt/ha

(26)

25 Hafer - ein diätetisch wertvolles Nahrungsmittel

Hafer hat für Mensch und Tier einen sehr hohen ernährungsphysiologischen und auch diäteti- schen Wert. Dieser beruht auf dem im Vergleich zu anderen Getreidearten hohen Gehalt an Fett (5-8 %) und Eiweiß (14-16 %). Das Hafereiweiß hat aufgrund seiner speziellen Amino- säure-Zusammensetzung eine höhere biologische Wertigkeit als das Eiweiß anderer Getreide- arten. Die günstigen diätetischen Eigenschaften beim morgendlichen Haferflockenverzehr werden dem ß-Glucan, einem Hauptbestandteil des sogenannten Haferschleims zugeschrie- ben, das den Blutzuckerspiegel zu senken vermag. Die Qualitätsanforderungen, die an den Hafer gestellt werden, richten sich in erster Linie nach dem Verwertungszweck. In Tabelle 1 sind sie für Schälhafer zusammengestellt

Tabelle 1

Anforderungen an Qualitätshafer für die industrielle Verarbeitung

Für den erzeugenden Landwirt ist das Hektolitergewicht als Handelsmaß eine entscheidende Größe. Werden 55 kg nicht erreicht, lässt sich das Erntegut nur als Futterhafer mit niedrigen Preisen vermarkten. In der Verfütterung von Hafer ist die im Vergleich zu anderen Getreide- arten geringe Energiedichte, die aus den hohen Rohfasergehalt der Haferspelzen resultiert, ein begrenzender Faktor. Sorten mit niedrigem Spelzenanteil sind daher auch hier erwünscht.

Eine frühe Aussaat und eine ausreichende Wasserversorgung sind entscheidend

Im Anbau bietet Hafer für den Praktiker zahlreiche Vorteile. Er ist eine verhältnismäßig an- spruchslose Getreideart. Als Gesundungsfrucht kann Hafer getreidereiche Fruchtfolgen auflo- ckern und zu einer Verringerung des Krankheitsdruckes beitragen. Bei der Standortwahl sollte auf eine gleichmäßige Wasserversorgung geachtet werden, denn Hafer hat unter den Som- mergetreidearten den höchsten Wasserbedarf. Auf Wassermangel insbesondere nach der Blüte

Aussehen: Spelzenfarbe weiß, gelb, Kerne hell, nicht gefärbt, fleckig oder hitzegeschädigt

Geruch: gesund, nicht muffig oder sauer

Feuchtigkeit: 15 % max.

Hektoliter-Gewicht: 55 kg/hl min. (ist nur Handelsmaß)

Tausendkorngewicht: 27 g/Tr.S min.

Tausendkerngewicht: 20 g/Tr.S min

Spelzengehalt: 26 % max.

Korndicke / Siebung: 90 % > 2 mm min.

zunehmend ß- Glucangehalt, Vitamin E für diätische Zwecke

(27)

26

reagiert er mit Mindererträgen und mangelhaften Qualitäten. Die Aussaat sollte früh erfolgen, sobald die Böden bearbeitbar sind, denn Hafer keimt bereits bei 2 bis 3°C und kann Fröste bis -5°C vertragen. Bei zu später Aussaat sinken dagegen sowohl Erträge als auch Qualitäten - Maihafer ist Spreuhafer. Wichtige Anbauhinweise sind in Abbildung 2 zusammen gefasst.

Wenn es gelingt, mit der richtigen Sorte und Anbautechnik hohe Hektolitergewichte zu erzie- len und den Hafer als Schälhafer mit höheren Erzeugerpreisen zu vermarkten, dann lassen sich mit dieser Fruchtart gute Deckungsbeiträge erzielen, die unter Berücksichtigung des Vor- fruchtwertes auch schon einmal das Niveau von Weizen erreichen können. Dabei hat Hafer eine hohe Betriebsmitteleffizienz, da der Deckungsbeitrag ca. 65 % der Marktleistung aus- macht.

Abbildung 2: Anbauhinweise für Sommerhafer

Boden für alle Böden und Lagen ab 30 Bodenpunkte

ausreichende Wasserversorgung, insbesondere im Juni/Juli Fruchtfolge  gute Vorfrucht zu Weizen, Wintergerste

 gut nach Blattfrüchten

 nicht nach sich selbst stellen

Saatzeit so früh wie möglich (ab Ende Februar) - Maihafer ist Spreuhafer - Saattiefe 3 bis 5 cm - hoher Keimwasserbedarf

Saatstärke feines Saatbett, frühe Saat:

300 - 330 keimfähige Körner/m² (z. B.: 120 - 130 kg/ha bei TKG 35 g) grobes Saatbett, späte Saat:

350 - 400 keimfähige Körner/m² (z. B.: 140 - 150 kg/ha bei TKG 35 g) Grund-

düngung Bei Haferanbau besonders auf gute Kalium-Versorgung sowie Spurenelemente Mangan (Mn) und Kupfer (Cu) achten.

N-Düngung 1. Gabe zur Saat: 60 - 80 kg N/ha 2. Gabe Stadium 30/31: 40 - 50 kg N/ha Spätere N-Gaben nicht ertragswirksam.

Gülle und andere Wirtschaftsdünger unbedingt mit berücksichtigen.

Wachstums-regler Einsatz von CCC im intensiven Anbau sinnvoll:

z. B.: 1,0 - 1,5 l/ha CCC720 (Stadium 39) (evtl. Splitting im Stadium 32 - 37 und 39 - 49) Fungizide Mehltaubekämpfung nur bei hohem Befallsdruck

(Kombination mit CCC-Spritzung sinnvoll)

Insektizide in Befallsjahren Läusespritzung im Stadium 39 - 49 in der Regel wirtschaftlich Herbizide Unkrautbekämpfung ab 4-Blattstadium mit Wuchsstoff- und Breitbandherbiziden.

Schadschwellen beachten.

Anbautelegramm

Sommerhafer

(28)

27

Bei der Sortenwahl wird immer wieder die Frage nach Gelbhafer oder Weißhafer gestellt.

Sowohl in den Inhaltsstoffen als auch in den Ertrags- und Resistenzeigenschaften unterschei- den sich Gelb- und Weißhafersorten nicht. Es sind wohl eher alte Gewohnheiten, dass in Norddeutschland mehr der Weißhafer und in Süddeutschland und Österreich mehr der Gelb- hafer den Anbau dominiert.

Neue leistungsfähige Hafersorten durch Züchtung

Um den Anforderungen der Landwirte, der Schälmühlen und der Verfütterung gerecht zu werden, müssen in der Sortenzüchtung viele Eigenschaften berücksichtigt werden. (Abb. 3).

Abbildung 3: Zuchtziele in der Haferzüchtung

Ertrag und Ertragssicherheit, Standfestigkeit, Frühreife und Krankheitsresistenz, ein hohes Tausendkorngewicht und ein niedriger Spelzenanteil sind die wichtigsten Zuchtziele. Tabelle 2 zeigt die Anzahl der Sorten und die durchschnittliche Ausprägungsstufe der einzelnen Leis- tungsmerkmale in Abhängigkeit vom Zulassungsjahr. Von den heute auf dem Markt befindli- chen 32 Sorten sind 19 nach 1996 zugelassen worden. Der Zuchtfortschritt bei modernen Sorten zeigt sich in deutlich höheren Erträgen, geringerer Lagerneigung und Krankheitsanfäl- ligkeit, einem höheren Tausendkorngewicht und niedrigen Spelzenanteilen. So ist z.B. die erst kürzlich zugelassene Sorte Flämingsprofi im Ertrag in APS 8 (hoch bis sehr hoch) im Tau- sendkorngewicht ebenfalls in APS 8 und im Spelzenanteil in APS 2 (sehr niedrig bis niedrig) eingestuft worden, eine Kombination, die es bisher noch nicht gab.

Zuchtziele bei Hafer

Kornertrag Standfestigkeit Mehltauresistenz

Reifezeitpunkt Industriehafer

Schälhafer Futterhafer

Spelzenanteil - Kerngewicht - Kernausbeute Tausendkorngewicht

Korndicke - Kornform

Sortierung - Korngrößenwert - Marktwareertrag Hektolitergewicht

Rohfasergehalt - Spelzenanteil Energiedichte - Energieertrag

Fettgehalt Rohproteingehalt

(29)

28 Tabelle 2

Durchschnittliche Ausprägungsstufen für verschiedene Merkmale in Abhängigkeit vom Zulassungsjahr

Neue Perspektiven mit Winterhafer

Seit einigen Jahren stehen für den Anbau auf weniger auswinterungsgefährdeten oder schnee- sicheren Standorten auch Winterhafersorten zu Verfügung. Winterhafer nutzt sehr gut die Winterfeuchtigkeit und hat im Frühjahr einen Entwicklungsvorsprung. Damit leidet er weni- ger unter Vorsommertrockenheit und kann im Vergleich zu Sommerhafer in der Regel höhere Erträge realisieren. So wurden auf Praxisschlägen in den vergangenen Jahren oftmals Erträge über 90 dt/ha geerntet, eine für Sommerhafer fast unbekannte Größenordnung. Tabelle 3 zeigt diesen Vergleich zwischen Sommerhafer und Winterhafer an einzelnen Wertprüfungsstandor- ten, an denen Winter- und Sommerform im Rahmen der Sortenzulassungsprüfung standen. Im Durchschnitt der Orte und Jahre brachte der Winterhafer gegenüber dem Sommerhafer Mehr- erträge von 20-25 %. Diese Mehrerträge kommen durch eine deutlich höhere Bestandesdichte zu Stande. Weiterhin weist der Winterhafer deutlich niedrige Spelzengehalte auf. Im Tau- sendkorngewicht dagegen ist der Anschluss an das Niveau der Sommerhafersorten noch nicht erreicht.

Winterhafer findet sich in unseren Nachbarländern Frankreich und England in größerem Um- fang in Anbau. Allerdings besitzen die dortigen Sorten für unsere Klimaverhältnisse eine un- zureichende Winterhärte. Ob und wieweit sich der Winterhafer in den nächsten Jahren entwi- ckeln wird, hängt sehr davon ab, wie es gelingt, die Winterfestigkeit noch weiter züchterisch zu verbessern.

Zuchtfortschritt bei Hafer

Durchschnittliche Ausprägungsstufen (APS) für Ertrag, Lagerneigung, Mehltauanfälligkeit, TKG und Spelzengehalt in Abhängigkeit vom Jahr der Zulassung

Zulassungsjahr Anzahl

Sorten Ertrag Lager Mehltau TKG Spelzen- gehalt

bis 1989 3 5,3 4,3 5,3 6,3 4,0

1990 - 1992 5 6,0 5,2 4,6 6,2 3,8

1993 - 1995 5 6,0 4,8 4,6 5,2 4,6

1996 - 1998 7 6,6 4,3 4,0 5,6 4,4

1999 - 2001 12 7,3 3,6 4,2 6,3 3,7

Quelle: Beschreibende Sortenliste 2000 Getreide, Bundessortenamt, und Neuzulassungen Januar 2001

(30)

29 Tabelle 3

Vergleich von Sommerhafer und Winterhafer an einzelnen Wertprüfungsstandorten

Das bleibt festzuhalten:

 Hafer hat für Mensch und Tier einen hohen ernährungsphysiologischen Wert.

 Anbauer, die regelmäßig hohe Erträge mit guten Qualitäten erzeugen, können mit der Vermarktung als Schälhafer hohe Deckungsbeiträge erzielen. Dazu gehört eine frühe Aus- saat auf Standorten mit guter und gleichmäßiger Wasserversorgung.

 Hafer besitzt als Gesundungsfrucht einen hohen Vorfruchtwert.

 Zuchterfolge in der Winterfestigkeit bieten mit Winterhafer neue Perspektiven.

Sommerhafer: JUMBO, REVISOR, LORD, in der WP 3

Rethmar Gießen Neuhof Ostinghausen Ø

Winter- hafer

Sommer- hafer

Winter- hafer

Sommer- hafer

Winter- hafer

Sommer- hafer

Winter- hafer

Sommer- hafer

Winter- hafer

Sommer- hafer

1999 TKG 30,3 36,2 32,6 34,0 31,5 35,1

Spelzen % 25,8 27,2 24,1 25,7 24,9 26,5

Kernertrag dt/ha 51,1 40,8 73,8 58,0 62,5 49,4

Marktwareertrag dt/ha 68,0 55,7 94,5 77,6 81,3 66,7

Bestandesdichte 565 405 540 355 812 429 476 299 598 372

Kornertrag dt/ha 97,0 89,8 68,9 56,0 97,3 78,1 97,8 67,1 90,3 71,9

2000 Bestandesdichte 499 520 388 295 661 464 521 368 517 412

Kornertrag dt/ha 84,8 54,5 88,7 65,4 76,5 74,5 83,3 64,8

(31)

30

Empfehlungen zur Sortenwahl bei Sommergetreide 2001 HARTMANN, G.

LUFA Sachsen-Anhalt

Die natürlichen Gegebenheiten in Sachsen-Anhalt, Standortverhältnisse und Klima, begün- stigten in hohem Maße die Produktion von Wintergetreide. Selbst Arbeitsspitzen, wie herbst- liche Bodenbearbeitung und Aussaat, ließen die Konzentration auf über 60 % der Ackerfläche ansteigen. Wesentliche Hintergründe sind die deutlich höheren Erträge gegenüber den Som- mergetreidearten. Mit Sommerweizen konnten in den Landessortenversuchen 2000 z.B. nur etwa 70 % des Winterweizenertrages erreicht werden (Abb. 1).

95,7

74,4 77,9

56,2

105,7 108,1

94,2

77,0

50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 110,0

1999 Walbeck

2000 1999

Biendorf

2000

Kornertrag in dt/ha

Sommerweizen Winterweizen

Abb. 1: LSV Sommerweizen im Vergleich zu Winterweizen 1998 - 2000 Kornertrag (dt/ha) E- und A-Sorten

Nur wenn diese geringeren Erträge über höhere Preise ausgeglichen werden, wie etwa bei der Braugerste, wird der Sommergetreideanbau konkurrenzfähig. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt stehen Sommergerste, Hafer, Sommerweizen und Hartweizen auf 30.673 ha in unserem Bundesland. Zählt man den Körnermais mit 11.785 ha hinzu, umfasst der Anteil von Sommergetreide ganze 4,3 % des Ackerlandes (Tab. 1).

(32)

31 Tabelle 1

Anteil ausgewählter Getreidearten am Ackerland 20001)

Getreideart Fläche Anteil

(ha) (%)

Ackerland 999.776 100

Sommergerste 20.082 2,0

Hafer 5.926 0,6

Sommerweizen 2.715 0,3 Hartweizen 1.950 0,2

Körnermais 11.785 1,2

Sommergetreide gesamt 42.458 4,3 Winterweizen 316.384 31,7

1)

vorläufig, nach Statistisches Landesamt

Wenn auch seit Jahren rückläufig, beansprucht die Sommergerste mit 20.082 ha im Jahr 2000 den größten Flächenanteil. Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei hauptsächlich um Braugerste handelt und der Anbau von Sommerfuttergerste eine nahezu unbedeutende Rolle spielt.

Die Aussaat des gesamten Sommergetreides im Jahr 2000 konnte aufgrund hoher Nieder- schläge nach dem Winter erst sehr spät, Ende März, teilweise erst Anfang April, erfolgen.

Nach dem Aufgang setzte bald langanhaltende, hochsommerliche Hitze ein. Die Bestände bestockten wenig und wuchsen unausgeglichen. In Gadegast z.B. mussten die Landessor- tenversuche mit Sommergetreide abgebrochen werden, da die Ähren in den Blattscheiden stecken blieben. Die dünnen Bestände wurden durch Lager und Krankheiten wenig belastet.

Der Mehrertrag nach Fungizideinsatz war gering (Tab. 2).

Tabelle 2

LSV Sommerbraugerste 1998 – 2000, Mehrertrag (dt/ha) durch Fungizideinsatz

1998 1999 2000

Barke 4,2 3,4 0,3

Hanka 4,7 6,5 3,0

Scarlett 8,6 7,9 2,7

Pasadena 9,0 8,5 -2,4

Riviera 8,4 2,7 5,8

Annabell* - 10,4 0,4

Mittel 7,0 6,6 1,6

* = erst zweijährig

Braugerste

Das Sortiment der Braugerste wurde in den zurückliegenden Jahren stetig erweitert. Niedrige Rohproteingehalte lassen sich bei entsprechenden Anbaubedingungen mit allen Braugerste- sorten erreichen (Tab. 3).

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