Zur Fortbildung Aktuelle Medizin AUSSPRACHE
In diesen Ausführungen wird das wichtige Kapitel der Entwicklung des kindlichen Fußes ausführlich behandelt. Diese können jedoch nicht unwidersprochen bleiben.
• Es wird vom kindlichen Spreiz- fuß gesprochen, den gibt es nicht.
(Was soll hier gespreizt sein?) Den Spreizfuß gibt es nur zugleich mit dem Hallux valgus beim Erwach- senen.
• Niemals kann die Funktion des kindlichen Fußes betrachtet wer- den, ohne daß zugleich die Ach- senstellung des Unterschenkels berücksichtigt wird, also die Ach- senstellung zwischen Kniegelenk und Knöchelgabel.
Beim Kleinkind liegt immer eine In- nenrotation der Unterschenkel vor, die erst im Laufe der Wachstums- jahre verschwindet, um in eine
„normale" Außendrehung überzu- gehen (Lanz-Wachsmuth: Prakti- sche Anatomie 1938, Seite 268).
Notwendigerweise muß demnach der Fuß des Kleinkindes immer in einer kompensatorischen Knickfuß- stellung aufgesetzt werden, die dann im Laufe der Jahre ver- schwindet. Diese Knickfußstellung des Kleinkindes hat mit dem Senk- fuß nicht ohne weiteres etwas zu tun. Ob das Fußgewölbe sich mehr oder weniger flach entwickelt oder auch stark gewölbt ist (im extre- men Fall der Hohlfuß), liegt in der endogenen Entwicklung des Kin- des begründet. Die Ausprägung des Fußgewölbes differenziert sich
im übrigen erst jenseits des zehn- ten Lebensjahres.
Verschwindet diese frühkindliche Innentorsion der Unterschenkel nicht im Laufe der Wachstumsjahre, verbleibt auch der Fuß in seiner kompensatorischen Knickfußstel- lung, was wir landläufig (nicht ganz richtig) als Knicksenkfuß bezeich- nen. Bei einem Fuß, der während des Lebens in dieser Knickfußstel- lung überlastet wird, kann sich das Fußgewölbe naturgemäß verformen und senken.
Das Studium der Achsenstellung der Unterschenkel liefert allein den Schlüssel für das Verständnis der
Abbildung 1: Typische physiologisch normale Innendrehung der Unter- schenkel beim Kleinkind
Entwicklung des kindlichen Fußes;
die Betrachtung des Fußes allein kann die Situation niemals klären.
Dr. med. G. A. Bergmann Facharzt für Orthopädie 586 Iserlohn, Gerichtsstraße 10
Schlußwort
Wir danken Herrn Bergmann für sein Interesse an unserem Beitrag, der aus redaktionellen Gründen sehr gestrafft erschienen ist. Wir erkennen nicht, wo wir Herrn Berg- mann Anlaß zum Widerspruch ge- geben haben. Von einem Spreizfuß war nicht die Rede, sondern einem Schein-Spreizfuß (Seiten 529, 534).
Auf die Bedeutung der Torsions- vorgänge im Bereich der Ober- und Unterschenkel ist von uns hin- gewiesen worden (Seite 527). Wir teilen die Auffassung von Herrn Bergmann, daß eine verbleibende Innentorsion der Unterschenkel zur Knickfußstellung zwingen muß. Wir teilen nicht seine Auffassung, daß die Achsenstellung der Unter- schenkel allein den Schlüssel für das Verständnis der Fußreifung lie- fert.
Professor Dr. med. Erne Maier Professor Dr. med. Hans Mau 23 Kiel, Adolfplatz 14
BERICHTIGUNG
Wie zuverlässig sind Nitrite?
In meiner Publikation „Wie zuver- lässig sind ,Nitrite`?", Heft 17/1974, Seite 1231-1235, ist angegeben, Nitroglycerin könne während der Aufbewahrung selbst in geschlos- senen Behältern unwirksam wer- den. Diese Angabe bezieht sich auf Nitroglycerintabletten, nicht jedoch auf das in Form von Zerbeißkap- seln vorliegende Nitrolingual®, in denen das Nitroglycerin in öliger Lösung enthalten ist. In dieser gale- nischen Form ist der Wirkstoff, wie wiederholte Untersuchungen zeig- ten, über Jahre stabil.
Prof. Dr. med. G. Kuschinsky
Diagnostik und
Behandlungsbedürftigkeit von Fußdeformitäten
bei Kindern
Zu einem Beitrag von Prof. Dr. med. Erne Maier und Prof. Dr. med. Hans Mau in Heft 8/1974, Seite 527