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Der wissenschaftlich-technische Nachlass Konrad Zuses als Grundlage für neue Forschungsfragen und eine biografische Neubewertung

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Academic year: 2022

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Der wissenschaftlich-technische Nachlass Konrad Zuses als Grundlage für neue Forschungsfragen und

eine biografische Neubewertung

Wilhelm Füßl Deutsches Museum München w.fuessl@deutsches-museum.de

Abstract

Erst seit wenigen Jahren ist der Nachlass Zuses in einem öffentlichen Archiv frei zu- gänglich. Seither besteht erstmals die Möglichkeit, die schriftliche Hinterlassenschaft des Computerpioniers vollständig im Original durchzusehen und kritisch zu erforschen.

Eine erste Bilanz wurde in der Sonderausstellung des Deutschen Museums „100 Jahre Konrad Zuse – Einblick in den Nachlass“ und im begleitenden Ausstellungskatalog gezogen.

Der wissenschaftlich-technische Nachlass Zuses im Archiv des Deutschen Museums umfasst heute insgesamt 26 Regalmeter mit schätzungsweise 88000 Seiten, 2500 Schalt- plänen bzw. Zeichnungen und mehrere Tausend Fotografien. Enthalten sind darin bio- grafische Unterlagen, Notizen, Typoskripte und Manuskripte Zuses, Veröffentlichungen von und zu ihm, Pläne und technische Zeichnungen, Fotomaterial sowie Briefwechsel.

Die Geschichte des Nachlasses von Konrad Zuse ist eng mit der Biografie und der Histo- rie der von ihm gebauten frühen Rechner verknüpft. Bedingt durch mehrfache Umzüge und Verluste durch Luftangriffe auf Berlin wurden nicht nur die Rechner Z1 bis Z3 vernichtet, sondern auch umfangreiche Teile der Dokumente aus der Pionierzeit. Trotz- dem scheint Zuse vor der Verlagerung seiner Firma nach Göttingen und dann nach Hin- terstein eine Reihe wichtiger Schriften und Zeichnungen gerettet zu haben. Zusammen mit seit 1945 neu angefallenem Material lagerte der Nachlass bis 2005 in seinem Haus in Hünfeld.

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In den Jahren 1977 bis 1979 förderte die Gesellschaft für Mathematik und Datenverar- beitung (GMD) ein Projekt, das die Sicherung eines wesentlichen Teils der Unterlagen von Konrad Zuse vorsah. Die Idee ging dahin, gemeinsam mit dem Computerpionier zentrale Texte auszuwählen, zu verzeichnen und dann auf Mikrofilm zu sichern. Diese Mikrofilmaufnahmen wurden im folgenden Vierteljahrhundert die Grundlage für nahezu alle Forschungen zu Zuse. Auch das von Raúl Rojas online gestellte „Konrad Zuse In- ternet Archiv“ basierte auf diesen Verfilmungen. Bei dem GDM-Projekt wurden jedoch lediglich 569 Dokumente aus dem Gesamtnachlass erschlossen. Dabei erfolgte die Aus- wahl in enger Zusammenarbeit mit Zuse, der zu dieser Zeit „sehr häufig die Datumsan- gabe beziehungsweise das Entstehungsjahr, Herkunftsangaben und ähnliches“ ergänzte.

Gleichzeitig ordnete Zuse offensichtlich im Zuge der GMD-Erschließung einen Großteil seiner schriftlichen Dokumente neu und stellte sie in Zusammenhänge, in denen sie bis dahin nicht eingebettet waren. Die historisch gewachsene Ordnung wurde so aufgelöst.

Es fällt auf, dass sich heute in zahlreichen Archivmappen Dokumente aus unterschiedli- chen Zeiträumen finden. Vermutlich war es 1977-1979 die Intention Zuses, bestimmte Sachzusammenhänge herzustellen.

In Verbindung mit späteren Datierungen vermittelten die Mikrofilme eine scheinbare Authentizität. Um den Nachlass für biografie- und computerhistorische Forschungen zu Zuse adäquat zu nutzen, ist es heute notwendig, anhand der Originaldokumente die ur- sprünglichen Zusammenhänge zu erkennen und die durch Zuse und die GDM-Filme intendierten Sachverhalte zu dekonstruieren. Gleichzeitig müssen die Datierungen der Dokumente kritisch hinterfragt werden.

Eine zusätzliche Schwierigkeit für die Zuse-Forschung bilden Tausende von Steno- grammen, die sich im Nachlass befinden. Zuse hat zeit seines Lebens wichtige Notizen in Stenografie verfasst. Teilweise wurden sie im Auftrag der GMD in Maschinenschrift transkribiert und von Zuse gegengelesen. Aber auch hier gibt es Abweichungen der Transkriptionen von den Stenogrammen. Im Vortrag werden diejenigen Stenogramme, die primär als tagebuchartige Notizen zu interpretieren sind, kritisch auf ihre Zusam- menhänge und Datierungen hin untersucht. Insgesamt werden 160 Stenogramme bear- beitet.

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