• Keine Ergebnisse gefunden

Molkenpermeat für die Aufzucht von Lactococcus lactis?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Molkenpermeat für die Aufzucht von Lactococcus lactis?"

Copied!
3
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

28 | dmz 20 / 2005

AUS TECHNIK UND WISSENSCHAFT

Molkenpermeat für die

Aufzucht von Lactococcus lactis?

Philipp Ritter, Agroscope Liebefeld-Posieux, Schweiz

Agroscope Liebefeld Posieux (ALP) testete verschiedene Wachstumsmedien für Lactococcus lactis, um eine gute Aufkonzentrierbarkeit der Biomasse und eine hohe Wachstumsrate zu erzielen.

Starterkulturen gibt es hauptsäch- lich in zwei Formen: in flüssiger und konservierter Form. Konservierte Kul- turen haben eine längere Aktivie- rungszeit als Flüssigkulturen. Die län- gere Aktivierungszeit kann teilweise durch einen höheren Gehalt an Le- bendkeimzahlen kompensiert wer- den. Die höheren Lebendkeimzahlen können nur unter optimalen Vermeh- rungsbedingungen und mit effizienten Aufkonzentrierungsmethoden er- reicht werden.

Für eine konservierte Kultur ist es sehr wichtig, Volumen und Gewicht

möglichst klein, den Gehalt an aktiven Keimen jedoch maximal zu halten.

Um diese Ziele zu erreichen, sollte das Zuchtmedium so beschaffen sein, dass eine Aufkonzentrierung der Bio- masse ohne größeren Aufwand mög- lich ist. Die Lösung, in welche die Bio- masse dann aufgenommen wird, soll- te nur ein Minimum an zusätzlicher Trockenmasse enthalten (Kryo- schutz, Zucker, weitere Schutzstoffe).

Bei Milch ist der hohe Proteingehalt für die Gewinnung der Biomasse ein Problem. Auch die Kosten eines Me- diums und die Entsorgung der Rück-

stände spielen eine Rolle. Mikroorga- nismen werden oft im gleichen Me- dium gezüchtet, in dem sie nachher zur Produktion eingesetzt werden.

Für die Milchverarbeitung ist folglich ein milchnahes Medium vorteilhaft.

Um verschiedene der oben angespro- chenen Punkte genauer abzuklären, wurden verschiedene Wachstums- medien und Fermentationsmethoden getestet. Dazu wurde im vorliegenden Artikel mit einem Stamm Lactococcus lactis gearbeitet.

Wachstumsmedien und Fermentationsverfahren

Getestet wurden verschiedene Medien wie MRS-Laktose Medium (De Man-Rogosa-Sharpe mit Laktose anstelle von Glucose), Pulvermager- milch (mit und ohne Hefeextrakt) und ein Molkenpermeatmedium. Medien auf Molkenpermeatbasis werden schon seit einiger Zeit für verschiede- ne Zwecke eingesetzt. Das Molken- permeatmedium wurde zum Teil mit Substraten ergänzt oder verändert (Tabelle 1). Das Vorhandensein meh- rerer identisch ausgerüsteter Fer- menter ermöglichte die gleichzeitige Durchführung von immer drei Fer- mentationen und das anschließende Vergleichen der Resultate. Um die Wachstumsrate zu optimieren, wur- den folgende Fermentationsvarianten gemacht:

I Standard Batch-Fermentation, kein Eingriff in die Fermentation außer Probenahme

I Konstanter pH ab Erreichen eines bestimmten pH-Wertes

Zwei 2-Liter-Fermentereinheiten bei ALP

(2)

IKonstanter tieferer pH ab Beginn Fermentation

IGepuffertes Permeatmedium: nur Standard Batch-Fermentation Aufgrund der Resultate der Stan- dard Batch-Fermentation wurde für die pH-Regulation ein pH-Wert ge- wählt, bei dem die Generationszeit am kürzesten ist (Keimzahl- und pH- Verlauf in der logarithmischen Phase und der pH-Wert über dem Koagula- tionspunkt der Milchproteine). Für die hier getesteten Medien wurde pH 5,7 ausgewählt. Für das gepufferte Me- dium wurde Na-Acetat und Eisessig zugegeben, so dass sich der pH über einen Fermentationszeitraum von 24 Stunden von 5,7 nicht tiefer als auf 4,7 senkte.

Wachstumshemmung eher durch Substratmangel und pH als durch

Laktatkonzentration

Die Messungen und Analysen während den Fermentationen gaben Aufschluss über das Wachstum und die Aktivität des Laktokokkenstam- mes. Der Verlauf des Keimzahlgehal- tes und pH-Wertes waren die wichtig- sten Untersuchungsparameter, dane- ben aber auch die Messung der Rest- laktose, da diese im weiteren Verlauf der Konservierung als Kryoschutzbe- standteil dient.

Am Beispiel Permeatmedium wird sichtbar (Figur 1), wie Keimzahl- und pH-Verlauf für die verschiedenen Fer- mentationsvarianten sind. Die darge- stellten Kurven sind Durchschnitts- werte aus drei parallel durchgeführten Fermentationen, die ohne signifikante Unterschiede verliefen.

Ohne Regelung fällt der pH relativ steil bis auf einen Wert von etwa 4,2.

Der Keimzahlverlauf ist von der pH- Regelung beeinflusst, wobei festzu- stellen ist, dass ein anfangs tiefer pH- Wert die Wachstumsrate nicht beein- flusst. Dies ist bei schwächer gepuf- ferten Medien wie MR-L (MRS-Lacto- se) Medium anders (Figur 2). Bei MR- L wird die Wachstumsrate deutlich re- duziert. Ein Vergleich der Wachs- tumsraten aller Medienvarianten zeigt die Unterschiede auf (Figur 3). Ange-

dmz 20 / 2005 | 29

AUS TECHNIK UND WISSENSCHAFT

Figur 1: Wachstum und pH-Verlauf von Lactococcus lactis in Permeatmedium. Gezeigt sind Durchschnittswerte aus je drei Fermentationen, ohne pH-Regelung (KbE/pH-Permeat), mit pH-Regelung (KbE/pH-Permeat_reg) und mit tieferem, konstant gehaltenem Start-pH (KbE/pH-Permeat_konst).

Figur 2: Wachstum und pH-Verlauf von Lactococcus lactis in MR-Lactosemedium. Gezeigt sind Durchschnittswerte aus je drei Fermentationen, ohne pH-Regelung (KbE/pH-MRL), mit pH-Regelung (KbE/pH-MRL_reg) und mit tieferem, konstant gehaltenem Start-pH (KbE/pH- MRL_konst)

Medium

MRS-Laktose (MR-L) PMM (Pulvermagermilch)

Hefemilch

(PMM mit Hefeextrakt) Permeat (suppl. mit Laktose und Hefeextrakt)

Permeat red. (suppl. mit 1/2 obiger Konzentration) Permeat gepuffert

Vorteile

kommerziell, klar billig, einfach, Bio möglich

billig, einfach, besser als PMM

billig, aus Produktionskette dito, weniger Nährstoffüberschuss keine pH-Regelung nötig

Nachteile

teuer, nicht Bio

Trockenmasse (Proteine)

> Biomasse

Trockenmasse (Proteine)

> Biomasse

Überschuss an Lactose

weniger KbE als Permeat aufwändiger, teurer, osmotische Effekte!

Tabelle 1: Auflistung der Medien mit Vor- und Nachteilen

(3)

säuertes MR-L Medium hat einen ver- zögernden Einfluss auf das Wachstum. Die Keimzahl steigt dann aber doch auf einen höheren Wert als im gewöhnlichen Pulvermagermilch- medium. In Hefemilch und Permeat- medium resultieren die höchsten Keimzahlen und der Wachstumsver- lauf ist für die beiden Medien annä- hernd deckungsgleich.

Wird die Konzentration von He- feextrakt im Permeatmedium um die Hälfte reduziert, wird auch die Keim-

zahl um 50% reduziert. Im gepuffer- ten Permeatmedium ist das Wachstum stark verlangsamt und im Gegensatz zu den anderen Medien wird die maximale Keimzahl auch nach 24 Stunden noch nicht erreicht.

Die Keimzahl nach dieser Zeit liegt et- wa eine Zehnerpotenz tiefer als bei normalem Permeatmedium nach zehn Stunden!

Der Laktoseverbrauch hängt von der Keimzahl und von den Fermenta- tionsbedingungen ab (Figur 4). Wäh-

rend einer unregulierten Fermenta- tion wird weniger Laktose abgebaut, als während einer pH-regulierten Fer- mentation. Der Vergleich Permeatme- dium zu reduziertem Permeatmedium zeigt, dass eine um 50% tiefere Keim- zahl auch zu einem um 50% reduzier- ten Laktoseverbrauch führt. Aufgrund dieser Resultate kann auch ein allfäl- liger Überschuss an zugegebener Laktose reduziert und dadurch Ko- sten gespart werden. Eine geringere Endkeimzahl ist mit einer höheren Endkonzentration von Laktose ge- koppelt. Diese Resultate deuten dar- auf hin, dass ein grosser Teil der Lak- tose nicht der Produktion von Bio- masse dient, sondern für den Ener- giehaushalt der Mikroorganismen verwendet wird.

Bedeutung der Resultate

Anhand der Resultate können die getesteten Medien und Fermenta- tionsbedingungen beurteilt werden.

Eine höhere Keimdichte ist unter an- derem durch eine erhöhte Konzentra- tion an Substratzusätzen erreichbar.

Aufgrund der vorliegenden Resultate ist das Medium auf Molkenpermeat- basis mit einer pH-Regulation die Be- ste der getesteten Varianten. Laktat wirkt in den hier aufgetretenen Kon- zentrationen nicht hemmend. Bei ei- ner unregulierten Fermentation ist der pH-Wert begrenzend für das Wachstum.

Das Finden des richtigen Medi- ums und Fermentationsverfahrens war der erste Schritt für die Vermeh- rung eines Lactococcus-lactis-Stam- mes, in weiteren Schritten müssen Medium und Verfahren noch für die weiteren Stämme der Kultur ange- schaut und optimiert werden. Zu- sätzlich muss für die Konservierung das optimale Verhältnis zwischen Keimzahl und Vitalität nach der Kon- servierung gefunden werden. Auch Prozesse, die auf die Fermentation folgen, müssen geprüft werden, wie das Aufkonzentrieren und Waschen der Biomasse zur Entfernung von Mediumsrückständen, da auch das zugefügte Hefeextrakt einen aroma- tischen Einfluss auf das Bakterien- konzentrat haben kann.

Literatur beim Autor erhältlich

30 | dmz 20 / 2005

AUS TECHNIK UND WISSENSCHAFT

Figur 3: Maximale Wachstumskurven von Lactococcus lactis für jede Medienvariante.

Gezeigt sind die kolonienbildenden Einheiten (KbE) für MRL-konstant, PMM-konstant, Hefe- milch konstant, Permeat-konstant, Permeat-reduziert-angesäuert und Permeat-gepuffert.

Figur 4: Laktoseverbrauch bei den verschiedenen Fermentationsvarianten mit

Permeatmedium. Gezeigt sind Permeat, Permeat mit pH-Regulation, Permeat mit konstantem pH-Wert ab Beginn Fermentation und Permeatmedium mit Puffer.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Denn bei allen Spezialwaffen ist das Schießen kniend und stehend auf ein Minimum beschränkt, und nur bei der Infanterie Lmg.-Bedienung nicht eingerechnet werden bei der sehr

Doch es wird nicht nur viel geschunkelt, gesungen und getanzt, auch der eine oder andere Kreppel und viele Tonnen Kamelle werden verdrückt.. Manch einer möchte dann

These groups were chosen to assess the immune response after oral and subcutaneous (S.C.) admin- istration of the developed live vaccine candidate in compari- son with

Recombinant L.lactis total protein extracted after culturing in the presence of nisin inducer (lane1), purified recombinant LTB protein as a positive

™ Für die Stabilisierung des ruminalen pH-Wertes könnte neben der Wiederkauzeit auch die Fresszeit eine entscheidende Rolle spielen. ™ Wenn Heu zugefüttert wird, sollte

Agrarökonomie-Tagung Agroscope 2021 3 Dierk Schmid | © Agroscope, Tänikon 1, 8356 Ettenhausen.. Bedeutung

diacetylactis FAM18027 was selected from the Agroscope Strain Collection out of 65 strains of different LAB species for its ability to develop buttery and fruity

Auch bei der Debatte um die Aufarbeitung der deut- schen Kolonialgeschichte, die sich in letzter Zeit stark um die Fragen von Entschädigung oder Rückgabe