SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 21/08 17 finanzierungspartner Genos- senschaft für alkoholfreie Ver- wertung schweizerischer Obst- produkte (CAVO), den Obst- baumschulen und den kantona- len Obstfachstellen durchge- führt und von der Kommission für Technologie und Innovati- on (KTI) mitfinanziert.
Anforderungsprofil gesuchter Sorten
Sorten mit folgenden Eigen- schaften werden gesucht:
● Feuerbrandtoleranz und all- gemein Robustheit gegen Krankheiten (z.B. Schorf und Mehltau),
● Hohe Erträge und geringe Alternanz,
● Wuchsstärke von mittel (für Niederstammanlage) bis stark (für Hochstamm) und stabiler Kronenaufbau,
● Säuregehalt ab 6 g/L, Zuckergehalt ab 12.5 °Brix,
● Technologische Eigenschaf- ten wie gute Pressbarkeit und Saftausbeute
● Kurzes Erntefenster, Eig- nung für maschinelle Ernte
● Reifezeit: August bis Ende Oktober.
Projektrealisation
Im Projekt werden drei Hauptas- pekte bearbeitet: Feuerbrand- toleranz, technologische und qualitative Eignung für die Saft- herstellung sowie Produktions- und Wuchsverhalten.
Die Prüfung der Sorten auf ihre Feuerbrandtoleranz er- Vorteile auf. Unterstützt wird
Felder von Andreas Forrer, der beim Getränkeabfüller Ramsei- er in Sursee für den Obstein- kauf zuständig ist: «Der Anteil säurereicher Äpfel hat massiv abgenommen. Wir müssen uns einen geeigneten Sortenmix si- chern.» Ramseier offeriert den Bauern Abnahmeverträge für Obst von Säulenbäumen. Die Neuanlagen erfordern aller- dings Investitionen von 35'000 Franken pro Hektare, schätzt Felder.
Die Vizedirektorin des Schweizerischen Obstverbands, Josiane Enggasser, hält zu den Säulenbaum-Anlagen Distanz:
«Nur konstant gute Erträge schon in den ersten Jahren oh- ne Alternanz rechtfertigen die beträchtlichen Investitionen in komplett neuartige Obstan- lagen». Auch Robert Brunner ist skeptisch: «Nur die mecha- nisierte Hochstammobsternte ist von den Kosten her vertret- bar».
Einen anderen Weg wählt die in Arbon ansässige Moste- rei Möhl. Der Verarbeiter hat in Niederstammkulturen soge- nannte Re-Sorten wie Rewena anpflanzen lassen. Geschäfts- führer und Mitinhaber Ernst
Kein grundsätzlicher Widerstand
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Zukunft für Schweizer Mostäpfel trotz Feuer- brand
Die Bakterienkrankheit Feuer- brand bereitet nicht nur der Tafelapfel-Produktion Proble- me, auch die Versorgung der Obst verarbeitenden Indus- trie ist gefährdet. Experten schätzen, dass ohne Trend- wende bis 2020 jährlich 5000 bis 10'000 t Mostäpfel fehlen werden.
Ziel des von der Forschungs- anstalt Agroscope Changins- Wädenswil ACW durchgeführ- ten Projekts «Sortenwahl für ei- ne integrierte Feuerbrandstra- tegie im Schweizerischen Most- apfelanbau» (SOFEM) ist es, feu- erbrandtolerante Mostapfelsor- ten zu finden und zu testen, die den hohen Anforderungen be- züglich Qualität und technolo- gischen Eigenschaften genü- gen. Das Projekt wird in Zu- sammenarbeit mit dem Haupt- Agraringenieur Beat Felder sieht den Mostobstanbau in der Zentralschweiz
gefährdet. Die Zukunft liegt für ihn in den sogenannten Säulenbäumen.
Blühender Hochstammobstgarten.
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folgt mittels künstlicher Trieb- infektionen im Quarantänege- wächshaus und durch Beob- achtungen im Feld unter natür- lichem Infektionsdruck. Ne- ben Erhebungen und Befra- gungen bei Praktikern werden klimatische Daten, der Blüh- verlauf sowie der Befallsdruck aus der Umgebung mitberück- sichtigt.
Für die Ermittlung der tech- nologischen Eignung robuster Sorten werden pro Sorte je nach verfügbaren Mengen 250 kg bis mehrere Tonnen in Pressversuchen hinsichtlich Pressleistung und Saftausbeu- te getestet. Die Qualität der ge- wonnenen Säfte wird ansch- liessend durch Laboranalysen und sensorische Prüfung in ei- nem Expertenpanel geprüft.
Schliesslich sollen Baum- schulversuche, Testpflanzun- gen, Felderhebungen sowie das Zusammenfügen von Er- gebnissen und Praxiserfahrun- gen in- und ausländischer Ver- suchsstationen und Anbaure- gionen Aufschluss über Pro- duktions- und Wuchsverhalten der Sorten liefern.
Mit den Resultaten aus dem SOFEM-Projekt können Mos- tereien und ihre Produzenten künftig ihre Anbauplanung auf feuerbrandtolerante und pro- duktionstechnisch interessan- te Sorten ausrichten, die die nötigen technologischen An- forderungen erfüllen. Die Er- gebnisse dienen zudem der Er- haltung und Erneuerung der für die Mostobstproduktion sowie ökologisch und land- schaftlich wichtigen Hoch- stammobstgärten. Das Projekt wird Entscheidungsgrundla- gen liefern für Beratung, Pro- duzenten, Baumschulen, Gar- tenzentren, Naturschutzkreise und Gartenbesitzer.
Projektbearbeitung und Kontakt
Gabriella Silvestri, ACW, Schloss, Postfach 185, 8820 Wädenswil, Schweiz
Tel. +41 44 783 61 94, ga- briella.silvestri@acw.admin.ch.
GABRIELLASILVESTRI, ACW