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Archiv "S3-Leitlinie zur Hormontherapie: Individuell und mit mehr Beratung" (18.09.2009)

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A 1828 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 38

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18. September 2009

S3-LEITLINIE ZUR HORMONTHERAPIE

Individuell und mit mehr Beratung

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat eine neue Leitlinie zur Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause entwickelt. Danach soll die Indikation auf das Leidens- und Risikoprofil der einzelnen Frau abgestimmt werden.

S

eit Jahren ringen Befürworter und Gegner der Hormonthe- rapie (HT) in der Peri- und Postme- nopause um den „richtigen“ Weg.

Somit war die Erarbeitung der ers- ten interdisziplinären evidenzba- sierten Stufe-3(S3)-Leitlinie in der Tat alles andere als einfach: Zwei Jahre lang entwickelten Vertreter von 20 wissenschaftlichen medizi- nischen Fachgesellschaften, Verbän- den, Arbeitsgemeinschaften und Selbsthilfegruppen unter der Feder- führung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) unter Koordination von Prof. Dr. med. Olaf Ortmann (Uni- versität Regenburg) das 186 Seiten umfassende Werk, für das mehr als 6 000 Literaturquellen und die me- thodisch besten Publikationen aus- gewählt wurden. „In Deutschland existierte eine derartige Leitlinie zur Hormontherapie nicht, obwohl es sich hierbei um eine der am häu- figsten durchgeführten Arzneimit- teltherapien handelt“, so Ortmann.

Dabei war die Notwendigkeit spätestens nach Veröffentlichung der „Women’s Health Initiative“

gegeben. Sie hatte festgestellt, dass das Brustkrebsrisiko bei Frauen nach fünfjähriger Einnahme von Hormonen erhöht ist. In einer Stel- lungnahme des Berufsverbandes der Frauenärzte wurde der Einsatz der Hormone damals vehement ver- teidigt und die Ergebnisse der Stu- die infrage gestellt. 2003 legte die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) dann die erste Behandlungsleitlinie zur – wie sie damals noch genannt wurde – Hormonersatztherapie vor. Dem- nach sollte nur noch nach einem Stufenplan und bei gesicherter Indi- kation unter individueller Abwä- gung der Risiken behandelt werden.

Zum ersten Mal wurde auch gefor-

dert, dass Frauen besser über Risi- ken informiert werden müssten. Im Jahr 2004 wurden im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Gyn ä - kologie und Geburtshilfe die Emp- fehlungen zur Anwendung der HT aktualisiert. Grundsätzlich hatte sich darin die Einstellung zur „ho- hen Wirksamkeit der HT bei Wech- seljahrbeschwerden, wie Schweiß- ausbrüchen, Hitzewallungen oder Urogenitalatrophie“, nicht geän- dert. Sie habe auch eine vorbeugen- de Wirkung auf die Osteoporose.

Allerdings wies man nun darauf hin, dass die Einnahme von Hormo- nen auch Risiken berge, und empfahl eine strengere Indikationsstellung sowie deren regelmäßige Prüfung.

Letztlich führte die anhaltende Diskussion um das erhöhte Brust- krebsrisiko und den fehlenden Nut- zen bei der kardiovaskulären Prä- vention zu einem Kampf zweier Lager innerhalb der Gynäkologie:

die einen, die eine HT grundsätzlich befürworten und nach wie vor breit verordnen, und die anderen, die Hormone nur noch in Einzelfällen einsetzen wollen. Klare Antworten auf drängende Fragen von verunsi- cherten Anwenderinnen gab es kaum.

HT-Einsatz muss gründlich abgewogen werden

„Dieser Zustand war nicht mehr haltbar. Die Hormontherapie muss- te endlich rational beurteilt wer- den“, erklärte DGGG-Präsident Prof. Dr. med. Rolf Kreienberg (Universität Ulm). Davon, dass die Hormontherapie eine Reihe von Nutzen hat, ist Kreienberg weiter- hin überzeugt. „Dennoch muss ihr Einsatz gründlich abgewogen wer- den, da sie gesundheitliche Risiken bergen kann.“

In diesem Sinne ist auch die neue Leitlinie formuliert. Sie setzt dabei

vor allem auf die adäquate Bewer- tung von Nutzen und Risiken im ärztlichen Gespräch. „Dieser Teil der Leitlinie ist besonders beach- tenswert, da Nutzen und Risiken unterschiedlich ausgeprägt sein können“, betonte Ortmann. Ärztin- nen und Ärzte müssten Patientinnen mit bereits bestehenden Erkrankun- gen anders beraten als gesunde Frauen. Auf der Basis der Leitlinie sei nun eine individualisierte, um- fassende Aufklärung möglich, ohne dass jedoch die Leitlinie die ärztli- che Erfahrung ersetzen könne. Ge- fördert werden soll jedoch, dass die Patientin gemeinsam mit ihrer Ärz- tin oder ihrem Arzt zu einer Ent- scheidung kommen kann.

Um die Leitlinie, die in einer Kurz- und in einer Langfassung vor- liegt, zu erstellen, formulierten die Experten relevante klinische Fragen zu Themen wie klimakterische Be- schwerden, vulvovaginale Atrophie, Harninkontinenz, koronare Herz- krankheit, venöse Thromboembolie, Bewegungsapparat und Knochen- stoffwechsel, Demenz oder Krebs- erkrankungen. Die Grup pe suchte dann nach Erkenntnissen aus wis- senschaftlichen Studien und bewer- tete den Grad der Evidenz.

Auch bei der Arzneimittelkom- mission der deutschen Ärzteschaft stößt die neue S3-Leitlinie auf große Beachtung. „Sie ist mit viel Know- how und durch gründliches Durch- arbeiten der vorliegenden Studien erstellt worden“, erklärte Prof. Dr.

med. Bernd Hinney (Universität Göttingen) dem Deutschen Ärzte- blatt. Hinney geht davon aus, dass sich die nächsten Empfehlungen der AkdÄ zur Hormontherapie, die in etwa zwei Jahren erscheinen wer- den, im Wesentlichen mit der S3-Leitlinie decken . ■

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann

M E D I Z I N R E P O R T

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