- Einleitung
- Die Toxizität von Quecksilber - Historisches
- Akute Toxizität - Chronische Toxizität - Mikromerkurialismus - Datensammlung - Schlußfolgerungen Einleitung
Erst jüngst hat die Veröffentlichung der Ergebnisse einer Studie der Universität Tübingen erneut Bewegung in die Diskussion um die Gefahren bei der Anwendung von Amalgam als Zahnfüllmaterial gebracht. Die daraufhin einsetzenden Reaktionen von Medien und Fachleuten haben gezeigt, daß trotz umfangreicher wissenschaftlicher Untersuchungen noch immer keine endgültigen Aussagen zu den Risiken des Amalgameinsatzes getroffen werden können. Wesentliche Punkte wie Untersuchungsmethodik, Stoffwechselwege und Wirkmechanismen des Quecksilbers und seiner Verbindungen sowie fundierte Dosis-Wirkungs-Beziehungen sind nicht oder nicht abschließend geklärt.
In der vorliegenden Arbeit soll der Versuch unternommen werden, einen Überblick über die in der Literatur vorhandenen Daten zu gewinnen und diese in Beziehung zu den von verschiedenen Gesundheitsbehörden festgelegten Grenzwerten zu setzen.
Dabei kann die Autorin keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, denn die Fülle des Materials, ein Übersichtsartikel referiert allein über 8000 Literaturstellen, würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen. Vielmehr sollen einige Anhaltspunkte zusammengetragen werden, um eine sachliche Orientierung in den emotionsgeladenen Debatten um das Amalgam zu ermöglichen.
Schlußfolgerungen
In den Diskussionen um die Gefahren der Amalgamanwendung lassen sich zwei deutlich getrennte Lager ausmachen - Befürworter und Gegner. Durch diese Polarisation ist ein Schwarz-Weiß-Denken entstanden, das der Vielschichtigkeit des Problems nicht gerecht wird. Unbestreitbar ist, daß Amalgamfüllungen eine zusätzliche Belastung des Körpers verursachen, die in vielen Fällen die Quecksilberaufnahme mit der Nahrung übersteigt und auch das Ungeborene mit betrifft. Nach bisherigen Erkenntnissen werden dabei jedoch keine toxischen Werte erreicht. In diesem Zusammenhang muß festgestellt werden, daß es für die Quecksilberexposition im fraglichen Konzentrationbereich keine gesicherte Dosis- Wirkungs-Beziehung gibt, so daß eine objektive Zuordnung von Krankheitsbildern nicht möglich ist. Subjektive Krankheitssymptome wurden in einer Studie als psychosomatisch eingestuft, während eine andere signifikante Unterschiede zwischen den Probanden einer Versuchsgruppe und der amalgamfreien Kontrollgruppe feststellte. Dabei ist sicherlich die Erfassung nicht meßbarer Kategorien wie Lebensfreude, Ausgeglichenheit und anderer psychischer Befindlichkeiten problematisch. Weitgehend unbestritten ist das (recht seltene) Auftreten allergischer Reaktionen, wobei jedoch auch die anderen Legierungsbestandteile einer Amalgamfüllung in Betracht gezogen werden müssen.
Im Verhältnis zur Häufigkeit ihrer Anwendung treten gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Amalgamfüllungen sehr selten auf. Der Leidensdruck der betroffenen Personen ist jedoch recht groß, da die Ursache ihrer Beschwerden oft
lange Zeit unerkannt bleibt. Das Argument von Amalgamgegnern, daß das Quecksilber aus den Füllungen gemeinsam mit den ohnehin vorhandenen Umwelt- belastungen zu einer Überforderung des Organismus führt ist sicher nicht von der Hand zu weisen, eine übermäßige Dramatisierung des Problems erscheint aber angesichts anderer Gesundheitsgefahren wie Rauchen oder Alkoholmißbrauch nicht gerechtfertigt. Letztendlich bleibt ein Amalgamverbot, wie bereits vor 150 Jahren, die Frage einer gleichwertigen und bezahlbaren Alternative. Sollte diese gefunden werden, so ist die Ablösung der Amalgamfüllung sicher angezeigt. Ob die bisherigen Alternativen Kunststoffüllung und Goldinlay bereits den Anforderungen gleichwertig und bezahlbar gerecht werden, ist neben der medizinischen nicht zuletzt auch eine politische Entscheidung. Kariöse Zähne mit allen ihren Folgen sind sicher das größere Übel als eine Amalgamfüllung.