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Archiv "APC-Testung nur in Verbindung mit: genetischer Beratung sinnvoll" (25.08.1997)

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A-2208

M E D I Z I N

(52) Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 34–35, 25. August 1997 wickeln (3). Der Eindruck, als verlaufe

die Erkrankung in einer Familie ledig- lich unter dem Bild einer Migräne, kann aber dadurch vorgetäuscht sein, daß ein Teil der Erkrankten noch nicht das Alter erreicht hat, in dem die Ischä- mie klinisch manifest wird: Das mittle- re Erstmanifestationsalter für migrä- neartige Kopfschmerzen liegt bei etwa 38, das für ischämische Defizite bei knapp 50 Jahren (2). Leider enthält der Beitrag von Herrn Mellies keine ge- nauen Angaben zur Altersstruktur und Anzahl der Betroffenen in der von ihm erwähnten Familie.

Auch andere publizierte Familien stützten nach unserer Auffassung nicht das Konzept einer gesonderten Ver- laufsform. In der Arbeit von Verin et al.

(4) finden sich mehrere Individuen mit teilweise früh einsetzenden ischämi- schen Defiziten und progredienter Te- traspastik. Einer davon starb 41jährig mit schweren Behinderungen. Interes- sant ist die Familie von Chabriat et al.

(2). Diese Familie wurde zunächst als autosomal dominant vererbte Migräne publiziert, hatte jedoch – wie sich spä- ter herausstellte – CADASIL (E. Tour- nier-Lasserve, persönliche Mitteilung).

Auch bei dieser Familie läßt sich aus Gründen der Altersstruktur nicht von einem gesonderten Phänotyp spre- chen. Sechs von neun Patienten waren 50 Jahre oder jünger. Nur ein Patient war älter als 55. Wir würden uns zurückhalten, aus dem Verlauf der Er- krankung bei einzelnen Familienmit- gliedern prognostische Rückschlüsse auf den Verlauf bei weiteren Betroffe- nen abzuleiten. Die innerfamiliäre Va- riabilität des klinischen Phänotyps von CADASIL ist erheblich.

Literatur

1. Chabriat H, Tournier-Lasserve E, Vahedi K, Leys D, Joutel A, Nibbio A, Escaillas JP, Iba Zizen MT, Bracard S, Tehindrazanari- velo A, Gastaut JL, Bousser MG: Autoso- mal dominant migraine with MRI white- matter abnormalities mapping to the CA- DASIL locus. Neurology 1995; 45:

1086–1091.

2. Chabriat H, Vahedi K, Iba Zizen MT, Jou- tel A, Nibbio A, Nagy TG, Krebs MO, Juli- en J, Dubois B, Ducrocq X et al.: Clinical spectrum of CADASIL: a study of 7 fami- lies. Cerebral autosomal dominant arterio- pathy with subcortical infarcts and leu- koencephalopathy. Lancet 1995; 346:

934–939.

3. Dichgans M, Mayer M, Brüning R, Ebke M, Gasser T: Erbliche Mikroangiopathie:

CADASIL. Dt Ärztebl 1997; 94: A- 227–230 [Heft 5].

4. Verin M, Rolland Y, Landgraf F, Chabriat H, Bompais B, Michel A, Vahedi K, Martinet J, Tournier-Lasserve E, Lemaitre MH, Eden G: New phenotype of the cere- bral autosomal dominant arteriopathy mapped to chromosome 19: Migraine as the prominent clinical feature. J Neurol Neurosurg Psychiatry 1995; 59: 579–585.

Dr. med. Martin Dichgans Dr. med. Thomas Gasser Neurologische Klinik Klinikum Großhadern

Ludwig-Maximilian-Universität München

Marchioninistraße 15 81377 München DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT

Nachdem im letzten Jahrzehnt zahlreiche Genmutationen bei Pati- enten mit vererbten Krebserkran- kungen identifiziert werden konnten, stehen nun erstmals kommerziell verfügbare Testkits zum Nachweis der Genmutation bei Risikopatien- ten zur Verfügung.

Diese sogenannte präsympto- matische Testung wird beispielsweise bei Familienmitgliedern von Patien- ten mit familiärer adenomatöser Po- lypose (FAP) empfohlen, wo sich das mutierte Gen (APC-Gen) auf der Bande q21 des langen Arms von Chromosom 5 nachweisen läßt.

Die Erkrankung ist durch das Auftreten von Hunderten von adenomatösen Kolonpolypen bei jungen Erwachsenen charakterisiert, die bei nahezu 100 Prozent der Be- troffenen vor Erreichen des 60. Le- bensjahrs zur Entwicklung eines ko-

lorektalen Karzinoms führen. Die einzige mögliche Therapie besteht in einer rechtzeitigen totalen Kolekto- mie.

Amerikanische Autoren unter- suchten bei 177 Patienten aus insge- samt 125 Familien, die mittels APC- Gentest untersucht worden waren, inwiefern der Test adäquat eingesetzt wurde und ob die Testergebnisse ent- sprechend interpretiert wurden. Bei 83 Prozent der 177 Patienten war die Indikation zur Untersuchung durch klinische Symptome einer familiären Polypose oder eine Risikokonstella- tion gegeben. Bei der präsymptoma- tischen Testung von Familienmitglie- dern von FAP-Patienten war eine ge- eignete Teststrategie bei 79,4 Prozent gewählt worden. Nur bei 18,6 Pro- zent fand vor der Durchführung des Tests eine genetische Beratung statt, bei nur 16,9 Prozent lag eine schriftli-

che Einverständniserklärung zur Durchführung des Tests vor, und bei 31,6 Prozent der Patienten wurden die Testergebnisse durch den behan- delnden Arzt falsch interpretiert. Bei Patienten mit unkonventionellen In- dikationen zur APC-Testung war nur einer von 44 (2,3 Prozent) positiv.

Die Autoren schließen daraus, daß Patienten, bei denen eine APC- Testung erfolgte, häufig eine inad- äquate Beratung erhielten und es darüber hinaus auch in einem nicht geringen Prozentsatz zu einer Fehlin- terpretation der Testergebnisse kam.

Aufgrund dieser schlechten Ergeb- nisse fordern die Autoren, daß Ärz- te, die bei ihren Patienten Gentests anfordern, in der Lage sein sollen, genetische Beratungen durchzu-

führen. acc

Giardiello FM et al.: The use and inter- pretation of commercial APC gene testing for familial, adenomatous polypo- sis. N Engl J Med 1997; 336: 823–827.

Dr. Giardiello, Blalock 935, John Hop- kins Hospital, 600 N. Wolfe St., Balti- more, MD 21287-4461, USA.

APC-Testung nur in Verbindung mit genetischer Beratung sinnvoll

Berichtigung

In dem Diskussionsbeitrag von Prof. Dieckmann zu dem Artikel

„Tinnitus aus der Sicht der Zahn- medizin“ (Heft 27) wurde James Bray Costen irrtümlich als engli- scher HNO-Arzt und als Erstbe- schreiber des nach ihm benannten Syndroms bezeichnet. Richtig ist, daß Costen zeitgenössischer ameri- kanischer Kieferchirurg ist und das Syndrom zuerst 1933 durch Good- friend beschrieben wurde. MWR

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