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Archiv "Entwicklungen in der hämatopoetischen Stammzelltransplantation" (15.09.2006)

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H

ämatopoetische Stammzellen (Blutstammzel- len) sind die Ausgangszellen der Blutbildung.

Von ihnen stammen alle geformten Blutbestandteile ab, das heißt Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten.

Bei der Transplantation hämatopoetischer Stammzellen (HSZT) werden Blutstammzellen von einem Spender auf einen Empfänger übertragen. Sie sollen im Empfänger- mechanismus dauerhaft biologische Funktionen aus- führen.

Sind Spender und Empfänger ein- und dasselbe In- dividuum, spricht man von einer autologen HSZT.

Wenn Spender und Empfänger (derselben Spezies) hingegen genetisch verschieden sind, zum Beispiel

Geschwister oder Nichtverwandte, spricht man von einer allogenen HSZT.

Blutstammzellen können durch Aspiration aus dem Knochenmark nach vorangegangener Stimulation mit dem Wachstumsfaktor Granulozyten-Koloniestimulie- render Faktor (G-CSF) mittels Leukapherese (Zellsepa- rator) aus dem (peripheren) Venenblut oder unmittelbar nach der Geburt durch Punktion aus dem Nabelschnur- venenblut (englisch: cord blood) gewonnen werden.

Dementsprechend kann die allogene HSZT in Form ei- ner Knochenmarktransplantation (KMT), einer periphe- ren Blutstammzelltransplantation (PBSZT) oder einer Nabelschnurvenenbluttransplantation erfolgen.

ORIGINALARBEIT

Entwicklungen in der hämatopoetischen Stammzelltransplantation

Daten des Deutschen Registers für Stammzelltransplantationen

Hellmut Ottinger, Carlheinz Müller, Dietrich W. Beelen, Gerhard Ehninger, Norbert Schmitz, Axel Zander, Hubert Schrezenmeier

ZUSAMMENFASSUNG

Einleitung: Das Deutsche Register für Stammzelltrans- plantationen e.V. (DRST) sammelt in Kooperation mit den mehr als 100 Stammzelltransplantationszentren die Daten über alle autologen und allogenen hämatopoe- tischen Stammzelltransplantationen (HSZT) seit 1998.

Methoden: Die erhobenen Daten wurden analysiert.

Ergebnisse: Blutstammzellen setzen sich gegenüber Knochenmark als Stammzellquelle immer häufiger durch.

Seit 1998 nahm die Zahl allogener HSZT stetig zu. 2001 wurden erstmals mehr allogene HSZT von unverwandten als von verwandten Spendern vorgenommen. 2005 wurden bereits 62 Prozent der Ersttransplantationen mit Stammzel- len von unverwandten Spendern durchgeführt. Bei den autologen HSZT nehmen nach vorübergehender Abnahme seit 2002 die Zahlen wieder kontinuierlich zu. Dies ist vor allem auf die Entwicklung bei den führenden Indikatio- nen multiples Myelom und Non-Hodgkin-Lymphom zurück- zuführen. Die in den 1990er-Jahren vorübergehend stark gestiegene Transplantationsaktivität bei soliden Tumoren ist deutlich zurückgegangen. Diskussion: Das DRST hat sich als Instrument zur flächendeckenden Evalua- tion der nationalen Aktivitäten in der HSZT etabliert. Es dient als Basis für Qualitätssicherung und ist Grundlage wissenschaftlicher Auswertungen zur weiteren Optimie- rung der HSZT.

Dtsch Arztebl 2006; 103(37): A 2381–6.

Schlüsselwörter: hämatopoetische Stammzelltransplantation, blutbildende Stammzellen, Stammzelltherapie, nationales Register, Qualitätssicherung

SUMMARY

DEVELOPMENTS AND QUALITY ASSURANCE IN STEM CELL TRANSPLANTATION – DATA FROM THE GERMAN NATIONAL REGISTRY

Introduction: The Deutsches Register für Stammzelltrans- plantationen e.V. (DRST) collects unique data on all hema- topoietic stem cell transplantations (HSCT) in Germany from 1998 onwards, in close cooperation with all German centers for HSCT. Methods: Analysis of DRST data.

Results: Peripheral blood stem cells (PBSCT) are now the preferred stem cell source over bone marrow. Since 1998 the number of allogeneic stemcell transplantations in Germany has increased steadily. In 2001 for the first time the majority of allogeneic HSCT in Germany were sourced from unrelated donors. After a transient decrease, the number of autologous HSCT has been rising again since 2002, reflecting in particular transplants performed for multiple myeloma and Non-Hodgkins-Lymphoma. The number of autologous SCT for solid tumours, on the other hand, which was transiently one of the main indications for autologous SCT in the 1990s, has now dropped consi- derably. Discussion: The DRST has successfully establi- shed itself as the National Registry for HSCT in Germany.

It provides the basis for quality assurance measures and serves as a platform for scientific studies with the aim of further improvement of HSCT.

Dtsch Arztebl 2006; 103(37): A 2381–6.

Key words: hematopoietic stem cell transplantation, hemato- poietic stem cells, stem cell donors, national registry, quality assurance

Klinik für Knochenmark- transplantation, Universitätsklinikum Essen (PD Dr. med.

Ottinger, Prof. Dr. med.

Beelen) ZKRD Zentrales Knochenmarkspender- Register für die Bundes- republik Deutschland gGmbH, Ulm (Dr. humbiol.

Dr. med. Müller) Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden (Prof. Dr. med.

Ehninger) Hämatologische Abtei- lung, St. Georg Kranken- haus, Hamburg (Prof. Dr. med. Schmitz) Zentrum für Knochen- marktransplantationen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. med. Zander) Institut für Transfusions- medizin des Univer- sitätsklinikums Ulm und Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik Ulm gGmbH, Ulm (Prof.

Dr. med. Schrezenmeier)

(2)

Bedeutung hämatopoetischer Stammzelltransplantation

Die hämatopoetische Stammzelltransplantation ist ins- besondere deshalb klinisch und gesundheitspolitisch be- deutsam, weil

>sie ausschließlich zur Behandlung von lebensbe- drohlichen Erkrankungen eingesetzt wird. Darunter fal- len zum Beispiel bösartige Erkrankungen der Hämato- poese, insbesondere Leukämien, Lymphome ein- schließlich dem multiplen Myelom, ferner Störungen der Blutbildung und des Immunsystems (aplastische Anämien, angeborene schwere kombinierte Immunde- fekte), angeborene Stoffwechselerkrankungen (Enzym- defekte) und einige solide Tumoren (Keimzelltumoren, Weichteilsarkome)

>sie das einzige Therapieverfahren mit Aussicht auf Heilung sein kann

>sie trotz der relativ geringen Fallzahlen von 1 513 allogenen und 2 442 autologen Ersttransplantationen im Jahr 2004 mit Gesamtkosten von etwa 250 Millionen Euro pro Jahr sehr kostenintensiv ist.

Qualitätssicherungsmaßnahmen

Aufgrund der Schwere der zu behandelnden Erkran- kungen, der hohen Kosten und der überschaubaren Patientenzahlen ist die HSZT für Qualitätssicherungs- maßnahmen in der Medizin besonders geeignet. Der wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer (BÄK) hat in seinen Richtlinien zur Transplantation peripherer Blutstammzellen bereits am 1. Juni 1997 konkrete Anforderungen an die „Klinische Einheit“

(Kapitel 6) sowie die „Präparative Einheit“ (Kapitel 7) ausformuliert. Darüber hinaus wird unter „Doku- mentation, Registrierung und wissenschaftliche Aus- wertung“ (Kapitel 8) unter anderem eine zentrale Re- gistrierung und Auswertung der Durchführung und der Ergebnisse der HSZT als externe Qualitätskon- trolle gefordert (1).

Zertifizierungsverfahren

Um diese Richtlinien umzusetzen, hat die als wissen- schaftliche Fachgesellschaft zuständige Deutsche Ar- beitsgemeinschaft für Knochenmark- und Blutstamm- zelltransplantation (DAG-KBT) e.V. bereits im Jahr 1998 ein Zertifizierungsverfahren für alle deutschen kli- nischen Einrichtungen, an denen HSZT durchgeführt werden, geschaffen. Zudem wurde von der DAG-KBT

Quelle: EBMT Transplant Activitiy Center Basel

TABELLE 1

Allogene Ersttransplantationen pro 1 Million Einwoh- ner in Deutschland und sechs weiteren europäischen Staaten im Jahr 2003

Land n

Italien 17,6

Deutschland 17,1

Niederlande 16,8

Schweiz 15,6

Großbritannien 13,2

Frankreich 12,2

Spanien 11,4

GRAFIK 1 Deutsche

Transplantations- zentren für autologe Stammzelltrans- plantation (links) und allogene Stammzelltrans- plantation (rechts) (Stand Oktober 2005)

(3)

der Aufbau eines zentralen Registers zur Erfassung klinischer Eckdaten aller Transplantationen nach dem 1. Januar 1998 beschlossen.

Auf das Zertifizierungsverfahren wird hier nur kurz eingegangen. Die Basis dieses Verfahrens stellt ein um- fangreicher, von einer Expertenkommission erarbeiteter Katalog von Qualitätsstandards dar, in dem die perso- nellen, baulichen, technisch-apparativen, fachlichen und organisatorischen Anforderungen definiert werden. Auf Antrag an das Zertifizierungsbüro wird die zu begutach- tende Einheit von einer unabhängigen Kommission be- gangen, um vor Ort die Umsetzung der Qualitätsstan- dards zu überprüfen (volkmar.boehme@ak-stgeorg.

lbk-hh.de, norbert.schmitz@ak-stgeorg.lbk-hh.de). In- zwischen wurde das nationale Verfahren an das 1999 auf europäischer Ebene ins Leben gerufene Programm des

„Joint Accreditation Committee ISCT-EBMT (JACIE)“

(www.jacie.org) adaptiert. Dieses Zertifizierungsver- fahren wird allgemein akzeptiert. Eine Liste der bereits zertifizierten Transplantationseinrichtungen kann unter www.dag-kbt.de, Menüunterpunkt Zertifizierung, abge- rufen werden. Weitere Einrichtungen befinden sich der- zeit im Zertifizierungsverfahren.

Zentrales nationales Stammzelltransplantationsregister Auch das zentrale nationale Register für klinische Daten wurde 1998 aufgebaut. Im Auftrag der DAG-KBT wur- de am Universitätsklinikum Essen (Sitz des DRST-Se- kretariates) und dem Zentralen Knochenmarkspender- register (ZKRD) in Ulm (Sitz der Datenzentrale) das Deutsche Register für Stammzelltransplantationen (DRST) etabliert. Das nationale Register kooperiert eng mit dem Pädiatrischen Register für Stammzelltransplan- tationen (PRST) in Frankfurt.

Beim Aufbau des DRST, das eng mit dem europäi- schen Register der „European Group of Blood and Marrow Transplantation“ (EBMT) zusammenarbeitet, wurde großer Wert auf ein detailliertes Regelwerk ge- legt, unter anderem bestehend aus: Satzung, Ge- schäftsordnung der Mitgliederversammlung, Etablie- rung einer unabhängigen Datenzugriffskommission.

Das DRST nimmt als nationale Instanz eine Schlüssel- funktion für die Vollständigkeit der Daten und die Qualitätssicherung ein.

Zur Zusammenarbeit mit dem DRST haben sich in- zwischen alle – das sind mehr als 100 – in Deutschland aktive Transplantationseinheiten in einem Registerver- trag verpflichtet. Dieser regelt neben Meldevorgaben auch die Aufklärungspflicht der Zentren und Daten- schutzaspekte. Das DRST hat in Kooperation mit der EBMT für alle deutschen Einheiten die Möglichkeit ge- schaffen, ihre Daten im Internet zu publizieren. Grafik 1 gibt eine Übersicht über die deutschen Transplantati- onszentren, die zur DRST-Datenbank beitragen.

Um frühzeitig einen Überblick über aktuelle Ent- wicklungen zu bekommen, erhebt das DRST jedes Jahr im Januar in Kooperation mit dem „EBMT Transplant Activity Center“ in Basel bei allen deutschen Transplan- tationseinheiten summarische Übersichtszahlen der al- logenen und autologen HSZT. Darüber hinaus werden

Entwicklung der in Deutschland im Zeitraum von 1998 bis 2005 jährlich durchgeführten allo- genen HSZT (Anstieg von 1 198 Transplantationen im Jahr 1998 auf 2 060 Transplantationen im Jahr 2005). Dargestellt ist die Summe aus Ersttransplantation, Retransplantationen wegen Rezidiv oder Transplantatversagen und allogene Stammzelltransplantationen, denen eine autologe Stammzelltransplantation voranging.

GRAFIK 2

Entwicklung der Fallzahlen für die vier häufigsten Entitäten, die in Deutschland im Zeitraum 1998 bis 2005 zur allogenen Ersttransplantation veranlassten. AML, akute myeloische Leukä- mie; CML, chronische myeloische Leukämie; ALL, akute lymphatische Leukämie; MDS, Mye- lodysplasien

GRAFIK 3

Entwicklung der Fallzahlen von allogenen HSZT mit verwandten und unverwandten Spendern in Deutschland im Zeitraum von 1998–2005; verw., verwandt; unverw., unverwandt

GRAFIK 4

(4)

die Transplantationen in detaillierten Datensätzen an das DRST gemeldet. Die summarischen Übersichtszah- len aus der jährlichen Erhebung ermöglichen es, die Vollständigkeit der individuell dokumentierten Trans- plantationen zu ermitteln.

Im Folgenden wird ein Überblick über allogene und autologe Transplantationsaktivitäten in Deutschland ge- geben. Für diese Erhebung gab es einen kompletten Da- tenrücklauf von allen Transplantationszentren. Die dar- gestellten Veränderungen entsprechen der realen Ent- wicklung und sind nicht auf einen Registereffekt zurückzuführen.

Weitergehende Auswertungen und eine Übersicht über wissenschaftliche Studien, die auf den im DRST gesammelten Daten aufbauen, können dem Jahresbe- richt des DRST (2) entnommen werden.

Stand und Entwicklungen der allogenen HSZT Bei den allogenen hämatopoetischen Stammzelltrans- plantationen zeigten sich im Beobachtungszeitraum von 1998 bis 2005 folgende Entwicklungen:

Die Zahl der allogenen Transplantationen stieg im Beobachtungszeitraum kontinuierlich an. Ersttrans- plantationen, Retransplantationen wegen Rezidiv oder Transplantatversagen und allogene HSZT, denen eine autologe HSZT voranging, sind in Grafik 2 kumuliert aufgeführt.

Im Vergleich innerhalb Europas nimmt Deutschland bei den Fallzahlen der allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantationen bezogen auf eine Million Einwohner eine Spitzenposition ein (Tabelle 1).

Im Beobachtungszeitraum von 1998 bis 2005 gab es neben einer Zunahme der Gesamtzahl allogener Trans- plantationen auch deutliche Verschiebungen im Spek- trum der Indikationen, des Spendertyps und der Stamm- zellquelle.

Indikationen

Zum Anstieg der Fallzahlen lieferten die einzelnen Krankheitsentitäten unterschiedliche Beiträge. Grafik 3 zeigt, dass die Transplantationsindikation bei chroni- scher myeloischer Leukämie (CML) deutlich rückläufig war. Ursächlich hierfür ist die Einführung des Medika- mentes Imatinib-Mesylat, einem spezifischen Inhibitor der bcr/abl-Tyrosinkinase. Der Rückgang der Trans- plantationszahlen bei der CML wurde jedoch durch die steigende Transplantationsfrequenz bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML), akuter lymphati- scher Leukämie (ALL) und Myelodysplasien (MDS) mehr als ausgeglichen (Grafik 3) (3–6).

Spendertyp

Die Anzahl der Transplantationen mit nichtverwand- ten Spendern stieg von Jahr zu Jahr und war ab 2001 größer als die Zahl der SZT mit verwandten Spendern.

2005 wurden etwa 62 Prozent der allogenen Ersttrans- plantationen mit Stammzellen von unverwandten Spendern durchgeführt (Grafik 4). Dies ist eine Kon- sequenz aus der zunehmenden Chance, in den wach- senden internationalen Spenderregistern einen unver- wandten, kompatiblen Spender zu finden. Zudem sind die Ergebnisse der Transplantation von verwandten und nichtverwandten Spendern mittlerweile nahezu identisch.

Stammzellquelle

Bei Beginn der Dokumentation im DRST war die Zahl der allogenen Transplantationen mit peripheren Blut- stammzellen fast gleich hoch wie die Nutzung von Kno- chenmark als Stammzellquelle. Seither hat der An- teil der allogenen Blutstammzelltransplantationen in Deutschland deutlich zugenommen. 2005 wurden nur noch 15 Prozent der allogenen Ersttransplantationen mit Knochenmark durchgeführt (Grafik 5). Blutstammzel- len als Stammzellquelle wurden sowohl bei Transplan- tationen mit verwandten als auch unverwandten Spen- dern zunehmend bevorzugt. Der relative Anteil an Blutstammzelltransplantationen war mit mehr als 90 Prozent besonders hoch bei fortgeschrittenen Leukämi- en und Lymphomen. Bei nichtmalignen Erkrankungen wie aplastischer Anämie, Thalassämien und Immun- Nutzung

von Knochenmark (KM) und periphe- ren Blutstammzel- len (PB) als Stamm- zellquelle für die al- logene HSZT in Deutschland im Zeitraum von 1998–2005

GRAFIK 5

Überleben nach allogener Ersttrans- plantation bei 1 971 Patienten mit AML in Abhängigkeit vom Remissionsstadium bei Transplantation, deren klinische Verlaufsdaten vom DRST dokumentiert wurden.

CR, komplette Re- mission; in Klam- mern angegeben ist das 95-Prozent- Konfidenzintervall

GRAFIK 6

(5)

defekten wurde dagegen auch 2005 noch bei mehr als 50 Prozent der Transplantationen Knochenmark als Stammzellquelle genutzt.

Das Nabelschnurvenenblut wird in Deutschland als Stammzellquelle hingegen sehr selten verwendet; 2004 und 2005 nur in 14 beziehungsweise 10 Fällen.

Aktueller Datenbestand im DRST

Neben den flächendeckend erhobenen Eingangsdaten des EBMT/DRST-Survey verfügt das DRST über ei- nen beachtlichen Bestand an Verlaufsdaten im MED- A-Format der EBMT. Für die allogenen HSZT sind bisher 10 575 Fälle dokumentiert, darunter 3 120 Transplantationen bei Patienten mit akuter myeloi- scher Leukämie (AML), 1 766 bei Patienten mit chro- nischer myeloischer Leukämie (CML) und 1 658 bei Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL).

Auch zur allogenen Transplantation seltener Erkran- kungen wie aplastischer Anämie (n = 247) oder Im- mundefekten (n = 104) konnte das DRST bereits um- fangreiche Daten sammeln (Stand April 2006).

Für die Hauptentitäten erstellt das DRST Sammel- statistiken für die relevanten klinischen Endpunkte, wie etwa Überleben, therapieassoziierte Mortalität, Krankheitsrückfall. Grafik 6 zeigt als Beispiel das Überleben nach Transplantation bei AML in Abhän- gigkeit vom Krankheitsstadium. Die Transplantations- einheiten können die Sammelstatistiken für Deutsch- land mit den eigenen Daten vergleichen und so gege- benenfalls Qualitätsmängel aufdecken.

Entwicklungen in der autologen HSZT

Auch bei den autologen HSZT lassen sich Trends her- ausarbeiten. Hier ging von 1998 bis 2001 die Zahl trans- plantierter Patienten deutlich zurück (Grafik 7). Dieser Rückgang kann mit den überwiegend negativen Ergeb- nissen vergleichender Therapiestudien bei Patientinnen mit Mammakarzinom erklärt werden (Grafik 8). Inzwi- schen haben die Fallzahlen das Niveau von 1998 wieder übertroffen. Das beruht vorrangig auf der zunehmenden Indikationsstellung bei Patienten mit multiplem My- elom (Plasmozytom), wohingegen die Fallzahlen für

andere Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) im Vergleich nur geringfügig angestiegen sind (Grafik 8) (5–7).

Im europäischen Vergleich nimmt die Zahl der in Deutschland durchgeführten autologen Ersttransplan- tationen bezogen auf eine Million Einwohner einen mittleren Platz ein (Tabelle 2) (8, 9).

Bei fast allen autologen Transplantationen wurden in allen Indikationen Blutstammzellen bevorzugt. Der Anteil der Transplantationen mit Knochenmark liegt bei den Diagnosen Lymphom, Myelom und solider Tumor nur bei etwa 1 Prozent.

Die DRST-Datenbank enthält derzeit Verlaufsdaten von 19 973 autologen HSZT (Transplantationen ab 1998). Davon wurden 6 796 Transplantationen bei Pa- tienten mit Plasmozytom durchgeführt und 5 634 bei Patienten mit anderen Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) (Stand April 2006).

Resümee

Die genannten Beispiele belegen, dass eine zentrale flä- chendeckende Datenerhebung eine wesentliche Grund- lage dafür schafft, frühzeitig Trends zu erkennen, bei der Frage, welche Form der Stammzelltransplantation für welche Indikationen vorzugsweise realisiert wird.

Anzahl autologer Ersttransplantatio- nen, die in Deutschland im Zeitraum von 1998–2005 durchgeführt wurden GRAFIK 7

Entwicklung der Fallzahlen für die sechs Entitäten, die in Deutschland im Zeitraum 1998–2005 am häufigsten zur autologen Erst- transplantation veranlassten.

Mamma Ca, Mammakarzinom;

NHL, Non-Hodgkin- Lymphome;

AML 1. CR, akute myeloische Leukä- mie in erster kom- pletter Remission GRAFIK 8

Quelle: EBMT Transplant Activitiy Center Basel

TABELLE 2

Autologe Ersttransplantationen pro 1 Million Einwoh- ner in Deutschland und sechs weiteren europäischen Staaten im Jahre 2003

Land n

Italien 40,8

Frankreich 37,2

Schweiz 32,8

Spanien 30,7

Deutschland 28,4

Niederlande 26,2

Großbritannien 24,1

(6)

Diese Daten sind für die regionale und auch die natio- nale Planung der Transplantationsaktivitäten wichtig.

Der Datenbestand des DRST wird zunehmend aber auch für wissenschaftliche Studien zur Optimierung der Stammzelltransplantation genutzt. Auswertungen be- treffen beispielsweise Fragen zum Einfluss von Stamm- zellquellen, Spendertyp sowie Konditionierungsverfah- ren auf die Transplantationsergebnisse in verschiedenen Indikationen. Weitere Einzelheiten sind den DRST-Jah- resberichten zu entnehmen (2).

Das DRST hat sich als Instrument zur flächen- deckenden Evaluation der nationalen klinischen Akti- vitäten im Bereich der HSZT etabliert und leistet wich- tige Aufgaben bei der Erfüllung der gesetzgeberischen Verpflichtung zur einrichtungsübergreifenden Qua- litätssicherung gemäß § 135a SGB V.

Die Informationen zur Entwicklung des Stammzelltransplantationsstandortes Deutschland sind nur möglich durch Zusammenarbeit der Deutschen Transplanta- tionszentren mit dem Deutschen Register für Stammzelltransplantationen e.V.

(DRST). Die Autoren danken allen kooperierenden Transplantationszentren und der

„European Group for Blood and Marrow Transplantation“ (EBMT) für ihre Mitarbeit, der Deutschen Krebshilfe e.V. für die Förderung in der Aufbauphase bis 2003 sowie der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. für die Unterstützung laufen- der DRST-Projekte seit 2004. Ein besonderer Dank gilt auch den Essener und Ul- mer Trägern für die nun bereits 9 Jahre bestehende Unterstützung sowie der Deut- schen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) für Fördermittel an das pädiatrische Subregister. (Weitere Informationen: DRST-Sekretariat Institut für Immunologie, Universitätsklinikum Essen, Virchowstraße 171, 45147 Essen, und DRST-Daten- zentrale c/o ZKRD Zentrales Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland gGmbH, Helmholtzstrasse 10, 89032 Ulm)

Interessenkonflikt

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des Inter- national Committee of Medical Journal Editors besteht.

Manuskriptdaten

eingereicht: 15. 11. 2005, revidierte Fassung angenommen: 13. 4. 2006

LITERATUR

1. Bekanntmachungen: Richtlinien zur Transplantation peripherer Blutstammzellen. Erarbeitet vom Wissenschaftlichen Beirat der Bun- desärztekammer unter Mitwirkung des Paul-Ehrlich-Institutes.

Dtsch Artzebl 1997; 94(23): A1584–92.

2. DRST-Jahresberichte; www.drst.de.

3. Cornelissen JJ, Lowenberg B: Role of allogeneic stem cell transplan- tation in current treatment of acute myeloid leukemia. Hematology (Am Soc Hematol Educ Program) 2005; 151–5.

4. Radich JP, Olavarria E, Apperley JF: Allogeneic hematopoietic stem cell transplantation for chronic myeloid leukemia. Hematol Oncol Clin North Am 2004; 18: 685–702, x.

5. Apperley J, Carreras E, Gluckman E et al., eds.: The EBMT Handbook:

Haematopoietic Stem Cell Transplantation. Paris: European School of Haematology 2004.

6. Ljungman P, Urbano-Ispizua A, Cavazzana-Calvo M et al.: Allogeneic and autologous transplantation for haematological diseases, solid tu- mours and immune disorders: definitions and current practice in Eu- rope. Bone Marrow Transplant 2006; 37: 439–49.

7. Gahrton G: Progress in hematopoietic stem cell transplantation in multiple myeloma. Curr Opin Hematol 2005; 12: 463–70.

8. Gratwohl A, Baldomero H, Schmid O et al.: Change in stem cell source for hematopoietic stem cell transplantation (HSCT) in Europe: a report of the EBMT activity survey 2003. Bone Marrow Transplant 2005; 36:

575–90.

9. Gratwohl A, Schmid O, Baldomero H et al.: Haematopoietic stem cell transplantation (HSCT) in Europe 2002. Changes in indication and im- pact of team density. A report of the EBMT activity survey. Bone Mar- row Transplant 2004; 34: 855–75.

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Hubert Schrezenmeier

Institut für Transfusionsmedizin des Universitätsklinikums Ulm und Institut für Klinische Transfusionsmedizin

und Immungenetik Ulm gGmbH Helmholtzstraße 10, 89081 Ulm

REFERIERT

Mehr positive Ergebnisse bei Industrie-gesponserten Studien

Studien der Industrie gelangen häufiger zu positiven Ergebnissen als öf- fentlich geförderte. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung von 324 ran- domisierten Studien aus dem kardiovaskulären Bereich, die zwischen 2000 und 2005 im New England Journal of Medicine, Lancet und JAMA erschienen sind. Die Autoren berücksichtigten ausschließlich Arbeiten, in denen neue Ergebnisse erstmals veröffentlicht wurden. Ohne Kenntnis der Geldquelle bewertete ein Wissenschaftler, ob und wie eindeutig auf- grund des Studienergebnisses die bisherige oder die neue Behandlung vorzuziehen sei. Diese Einschätzung setzten die Autoren in Beziehung zu der Studienfinanzierung, indem sie nach Förderung durch öffentliche Gelder, industrielle Unterstützung, gemischte Finanzierung und keine An- gabe des Sponsors unterschieden.

Von den öffentlich geförderten Studien favorisierten 49 Prozent (51 von 104 Publikationen) die neue Behandlung, während 51 Prozent hierin keinen Vorteil oder sogar einen Nachteil sahen. Im Gegensatz dazu bewerteten Wissenschaftler, die nur auf industrielle Fördermittel zugrif-

fen, in 67,2 Prozent (92 von 137 Publikationen) die Innovation besser und lediglich in 32,8 Prozent (45 Fällen) gleichwertig oder schlechter.

Bei gemeinsam mit öffentlichen und industriellen Geldern bestrittenen Forschungsprojekten wurden 56,5 Prozent (35 von 62 Arbeiten) der Neuerungen als besser erachtet. Bei Studien, in denen medizinische Geräte untersucht wurden, war die Diskrepanz besonders ausgeprägt.

So fanden lediglich vier von acht Autorengruppen (50 Prozent) in öffent- lich geförderten Untersuchungen, dass das neue Produkt besser sei als ein bereits eingeführtes. Bei gemischter Finanzierung kamen 69,2 Pro- zent (9 von 13) zu diesem Schluss und bei vollständiger industrieller Un- terstützung befürworteten dies 82,4 Prozent (14 von 17).

Das Ergebnis könnte nach Auffassung der Autoren darauf zurückzu- führen sein, dass nicht gewünschte Ergebnisse nicht veröffentlicht oder marginalisiert werden. Es wird aber auch eine alternative Erklärungs- möglichkeit diskutiert: Wenn die erste Studie für die Innovation spricht, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass dies auch in einer zweiten Unter- suchung der Fall ist. Hinzu kommt, dass nationale Aufsichtsbehörden vor der Zulassung die Wiederholung positiver Ergebnisse fordern. me

Ridker PM, Torres J: Reported outcomes in major cardiovascular clinical trials funded by for-profit and not-for-profit organizations: 2000–2005. JAMA 2006; 295: 2270–4.

E-Mail: pridker@partners.org

Referenzen

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