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I Mutterkorn macht Kühe krank

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LANDfreund · 11/2016 LANDfreund · 11/2016

21 PFLANZENBAU

I

n diesem Jahr wurde in extensiv ge- nutzten Wiesen auf verschiedenen Gräsern im Juli und Oktober Mut- terkornbesatz festgestellt. Betroffen waren insbesondere Flächen von Bio- betrieben oder solche in Vernetzungs- programmen. Dort gilt die Empfeh- lung, beziehungsweise die Auflage, bei jedem Schnitt 5-10 % der Wiesen- fläche als Rückzugsstreifen stehen zu lassen. Unter solchen Bedingungen, unterstützt von feucht-warmer Witte- rung, entwickelt sich der Mutter- korn-Pilz besonders gut. Mit der Öko- logisierung der Wiesen und Weiden kann sich das Problem in Zukunft noch verschärfen.

Als Mutterkorn bezeichnet man die Dauerform des Pilzes Claviceps pur- purea. Dieser befällt Getreide und Gräser aller Art. Anstelle eines Getrei- dekornes bildet sich in den infizierten Ähren ein dunkles Mutterkorn, das sogenannte Sklerotium. Sklerotien sind eine Dauerform des Mutter-

korn-Pilzes, die Kälte und Trockenheit widerstehen. Sie überleben im Boden etwa ein bis drei Jahre. Mutterkörner, die nach der Ernte auf dem Feld ver- bleiben, können im nächsten Früh- jahr auskeimen. Der frische Keimling

bildet Pilzsporen, welche der Wind auf früh blühende Gräser und Ge- treide verschleppt.

Für die Entwicklung des Mutter- korns spielt das Wetter eine wichtige Rolle. Regnerisches Wetter während

Mutterkorn

macht Kühe krank

In der Westschweiz erkrankten im letzten Winter Kühe, die mit Mutterkorn

belastetes Futter frassen. Der gefürchtete Pilz macht sich vor allem auf extensiven Flächen breit. Ein früher Schnitt könnte Vergiftungen verhindern.

Tabelle 1: Extensive Bewirtschaftung fördert den Mutterkorn-Pilz

Aufwuchs Datum Alter des

Futters

Mutter- kornbesatz Tage g/kg TS

1. Aufwuchs 18. Juli – 0,5

2. Aufwuchs 7. September 76 0,52 2. Aufwuchs 27. September 84 1,55

2. Aufwuchs 8. Oktober 104 1,98

3. Aufwuchs 16. September 53 0,14

3. Aufwuchs 20. Oktober 89 0,28

Je älter das Gras, respektive je weniger häufig es geschnitten wurde, desto höher war der Mutterkornbesatz im Versuchsfeld.

Ueli Wyss, Agroscope Posieux

Foto: Perrin

Foto: zVg

Die abgestuften Schnittzeitpunkte der verschiedenen Bio- diversitätsförderflächen können Mutterkorn begünstigen.

Foto: Oehrli

Mutterkorn verursacht verschiedene Krankheiten

So bekämpfen Sie den Pilz

• Kontrollieren Sie vor dem Mä- hen die Futterflächen auf Mutter- kornbesatz. Weisen die Gräser einen sehr hohen Mutterkornbe- satz auf, sollten Sie das Futter nicht mehr verfüttern, sondern entsorgen.

• Sklerotien überleben nur etwa ein bis drei Jahre im Boden. Mit einer guten Fruchtfolge mit zwei bis drei Jahren Unterbruch zwi- schen anfälligen Kulturen können Sie den Zyklus unterbrechen.

• Wenn Sie pflügen, bringen Sie die Sklerotien tiefer als 4 cm in den Boden. Dort verfaulen sie, be- vor sie keimen können.

• Infizierte Gräser an Feldrän- dern oder im Getreidebestand sind gefährliche Infektionsquellen.

Grosse Mengen aufgenommener Mutterkornalkaloide wirken sich negativ auf Hirn und Rückenmark aus. Kleinere Mengen dagegen füh- ren zu einer Verengung der Arte- rien. Die Folge sind Durchblutungs- störungen und Sauerstoffmangel in den Gliedmassen, den Ohren und dem Schwanz von Rindern.

Akute Krankheitserscheinungen (Ergo- tismus convulsivus, beim Rind sel- tene Krankheitsform): Hautjucken, Muskelzucken bis hin zu Krämpfen, Gefühllosigkeit der Haut, Läh-

Schneiden und beseitigen Sie diese daher vor der Getreideblüte.

• Wiesen und Weiden sollten Sie vor der Blüte nutzen und schnei- den. Dies steht jedoch im Wider- spruch zu gewissen Vorschriften für Biodiversitätsförderflächen.

• Nach der Beweidung sollte eine Nachmahd erfolgen, damit mög- lichst wenige Halme stehen bleiben.

• Eine leicht mit Mutterkorn befal- lene Wiese sollten Sie eher heuen und nicht silieren. Durch die Heu- bereitung fallen viele Sklerotien auf den Boden.

• Versuchen Sie, stark verseuchte Bestände zu silieren. Durch den Gärprozess bauen sich die giftigen Inhaltsstoffe teilweise ab. Setzen Sie bei altem Futter Siliermittel ein.

mungserscheinungen, Bewusst- seinsverlust.

Chronische Krankheitserscheinungen (Ergotismus gangraenosus, beim Rind häufigere Krankheitsform):

Durch die Gefässverengung und den Sauerstoffmangel stirbt das Gewebe der oben genannten Kör- perteile ab. Die Haut wird brandig und rissig und löst sich vom Kör- per. Oft haben die Tiere eine er- höhte Körpertemperatur und redu- zierte Milchleistung. Trächtige Tiere können verwerfen.

der Gräser- und Getreide- blüte ist besonders kritisch.

In niederschlagsreichen Jahren – wie heuer – ist da- her mit einem stärkeren Mutterkornbefall zu rech- nen. Mutterkorn ist nicht nur für uns Menschen, son- dern auch für unsere Nutz- tiere gefährlich.

Sklerotien überleben mehrere Jahre

Seien Sie besonders vor- sichtig, wenn Sie Ökoflächen mit überständigen Gräsern beweiden: Diese könnten stark mit Mutterkorn befal- len sein und bei Ihren Tie- ren zu Problemen führen.

Eine Vergiftung mit Heu aus Ökoflächen ist weniger wahrscheinlich, da die meis- ten Sklerotien bei der Heu- aufbereitung auf den Boden fallen. Doch diese Sklerotien auf dem Boden bilden eine Infektionsquelle für die Grä- ser in den folgenden Jahren.

Wenn Sie hingegen silie- ren, bleiben mehr solche Dauersporen im Erntegut.

Durch die Gärprozesse senkt sich der giftige Alkaloidge- halt deutlich ab. Setzen Sie Siliermittel ein, erhöht sich dieser Abbaueffekt. Mit altem, überständigem Futter können Sie aber praktisch keine qualitativ gute Silage herstellen.

Von 1993 bis 1996 führte Agroscope verschiedene Feldversuche durch. Auf den extensiv bewirtschafteten Parzellen fanden wir auf

verschiedenen Gräsern den Mutterkorn-Pilz. Die Aus- wertungen zeigten, dass nicht alle Gräserarten gleich stark mit Mutterkorn be- fallen waren. Ausserdem schwankte unter den Gräser- arten die Dosis der giftigen Inhaltsstoffe.

Altes Futter war beson- ders stark befallen (Tabelle 1). Bereits 1884 star ben in den USA zahlreiche Rinder, weil sie Gräser mit starkem Mutterkornbesatz frassen.

Damals wurde den Landwir- ten ein einfacher Ratschlag erteilt: Das Heu vor der Blüte zu schneiden. Genau dies ist aber bei Biodiver- sitätsförderflächen nicht erwünscht und könnte noch vermehrt zu Problemen füh- ren.

Fazit

■ Bei feucht-warmer Witte- rung und einem späten Schnitt entwickelt sich der Mutterkornpilz auf verschie- denen Futtergräsern.

■ Nicht nur extensive, auch intensive Bestände sind be- troffen.

■ Die Sklerotien überleben ein bis drei Jahre im Boden.

■ Der Wind trägt die Sporen auf blühende Gräser und Ge- treide.

■ Mit Mutterkorn ver- schmutztes Futter kann zu Durchblutungsstörungen führen.

■ Gegen Mutterkornbesatz hilft ein früher Schnittzeit- punkt.

Der Mutterkorn- pilz befällt auch intensive Gräser.

Die schwarzen Sklerotien über-

leben im Boden ein bis drei Jahre.

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