Aus Bund und Ländern
BSE: Bundesregierung billigt neue Verordnung
BONN. Die Bundesregie- rung hat eine „Verordnung zur Änderung von Vorschrif- ten zum Schutz der Verbrau- cher vor der Bovinen Spongi- formen Enzephalopathie“
gebilligt. Der Verordnung zu- folge dürfen Gehirn, Rücken- mark und Augen von über zwölf Monate alten Schafen und Ziegen aus Großbritan- nien und Frankreich nicht mehr nach Deutschland ex- portiert und für Lebensmittel und Kosmetika verwendet werden.
Nach neuesten Erkennt- nissen könne nicht ausge- schlossen werden, daß BSE in Großbritannien und Frankreich durch Verfütte- rung kontaminierter Tier- mehle auch auf Schafe und Ziegen übertragen worden sei, heißt es in der Begrün- dung. Die Verordnung lehnt sich an entsprechende Schutzmaßnahmen der bei- den Staaten an. Sie bedarf noch der Zustimmung des
Bundesrates. SG
Hamburg:
Krankenhäuser in Bedrängnis
HAMBURG. Die ge- sundheitspolitische Sparwel- le hat auch den Landesbe- trieb Krankenhäuser Ham- burg (LBK) erfaßt. Das Un- ternehmen, das zehn Kran- kenhäuser mit 7 600 Planbet- ten betreibt, stehe vor der größten Herausforderung seit seiner Gründung im Jahr 1981, sagten die Vorstände Dr. Hartwig Mellmann und Heinz Lohmann bei der Bi- lanzpressekonferenz.
Die Forderung der Kran- kenkassen nach einer zehn- prozentigen Reduzierung des Jahresbudgets würde Ein- sparungen im Sach- und Per- sonalbereich von 170 Millio- nen DM zum 1. Januar 1997 erfordern. Geplant war hin- gegen ein Rationalisierungs- programm von 200 Millionen
DM bis zum Jahr 2000. Dazu wollte der LBK 1 800 Ar- beitsplätze unter anderem im ärztlichen Bereich abbauen.
Ferner sei an kostensparende Kooperationen mit niederge- lassenen Ärzten und privaten Kliniken gedacht.
Sollten die Kassen den ursprünglichen Plan nicht mittragen, sei der Vorstand gezwungen, mit einem So- fortprogramm zu reagieren und ganze Krankenhausein- heiten zur Disposition zu stellen.
Der Präsident der Ärzte- kammer Hamburg, Dr. med.
Frank Ulrich Montgomery, kritisierte die drohende Ent- wicklung: „Die Krankenkas- sen berücksichtigen nicht die notwendige Qualität der sta- tionären Versorgung, nur das gesundheitspolitische Spar-
diktat.“ kr
Zunahme der Abtreibungen
WIESBADEN. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes weist im ersten Quartal des Jahres 1996 die für die Bundesstatistik er- mittelte Zahl der Schwan- gerschaftsabbrüche mit rund 33 500 Fällen gegenüber der des ersten Quartals aus dem Jahr 1995 eine Erhöhung um rund 8 900 Fälle aus.
Aufgrund der gesetzlichen Neuregelung, die eine größe- re Vollständigkeit der Mel- dungen gewährleiste, ließen diese Zahlen nur bedingt Rückschlüsse zu. Im Aus- land vorgenommene Ab- brüche seien nicht verzeich- net, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Im ersten Quartal 1996 wurden mehr als 96 Prozent der Schwangerschaftsab- brüche nach der Beratungsre- gelung vorgenommen. Indi- kationen waren nur für etwa vier Prozent der Fälle die Be- gründung. Die meisten Ein- griffe sind ambulant durchge- führt worden (84,8 Prozent), davon 41,5 Prozent ambulant in Krankenhäusern und 43,3 Prozent in gynäkologischen
Praxen. WZ
Ausland
Unicef: Afghanistan leidet an Kriegsfolgen
BONN. In Afghanistan sterben nach Angaben des Kinderhilfswerks der Verein- ten Nationen (Unicef) jährlich rund 280 000 Kinder, die meisten an behandelbaren Krankheiten wie Durchfall, Masern oder Atemwegsinfek- tionen. Jedes vierte Kind stirbt vor seinem fünften Lebensjahr an den Folgen von Mangelernährung und schlechter Gesundheitsver- sorgung. Nur wenige Gesund- heitszentren seien noch funk- tionsfähig, sagte der Vorsit- zende von Unicef-Deutsch- land, Reinhard Schlagintweit.
Vor allem die Kälte und die schlechten hygienischen Be- dingungen machten den Kin- dern zu schaffen.
Außerdem würden jedes Jahr rund 8 000 Menschen durch Minen verstümmelt oder getötet, darunter viele spielende Kinder. Schlagint- weit appellierte an den Bon- ner Haushaltsausschuß, die vom Auswärtigen Amt zur Verfügung gestellten Gelder
zur Minenräumung in Afgha- nistan zu genehmigen. Das Auswärtige Amt hatte 1995 zehn Millionen DM bereit-
gestellt. afp/HK
Europa-Studiengang Biotechnik
STRASSBURG. An der Hochschule für Biotechnik in Straßburg werden rund 100 Studenten aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz in Gentechnik, molekularer Zellbiologie und Verfahrens- technik ausgebildet. Das Bio- technologie-Studium ist der erste gemeinsame Studien- gang der Europäischen Kon- föderation der Oberrhein- Universitäten von Karlsruhe, Freiburg, Basel, Straßburg und dem elsässischen Mühl- hausen.
Die Ausbildung dauert drei Jahre. Voraussetzung ist ein viersemestriges Grund- studium in einem naturwis- senschaftlichen Fach. Die Hälfte der 40 zur Verfügung stehenden Plätze ist für fran- zösische, die andere Hälfte für deutsche und schweizeri- sche Studenten reserviert. afp
A-3164 (20) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 48, 29. November 1996
P O L I T I K NACHRICHTEN
Angesichts schrumpfender staatlicher Entwicklungshilfe will die Weltbankgruppe ihre Rolle als Vermittler zwischen armen Staaten und privaten Investoren ausbauen. Das geht aus dem Jahresbericht der Weltbank hervor. 1995/96 sagte sie Kredite in Höhe von 21,5 Milliarden US-Dollar zu, eine Milliarde weniger als im Vorjahr. Der Fluß von Privatkapital in die Entwicklungsländer hat sich seit 1990 vervierfacht und beträgt mittlerweile rund 170 Milliarden Dollar. Da private Investoren Rendite erwirtschaften wollen, wurde das Kapital nicht breit gestreut, sondern floß in nur zwölf Länder.
Gleichzeitig hat die staatliche Entwicklungshilfe mit rund 59 Milliarden US-Dollar den niedrigsten Stand seit 23 Jahren erreicht. Viele der ärmsten Länder sind so hoch verschuldet, daß sie kaum noch Chancen haben, Wirtschaftsreformen einzuleiten.