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Archiv "Hochfrequente elektromagnetische Felder: Studien zum Gesundheitsrisiko von Mobiltelefonen" (23.12.1996)

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Academic year: 2022

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ie Forschungsgemein- schaft Funk (FGF) ist ein von Bundesbe- hörden, Rundfunkanstalten, Funknetzbetreibern und Ge- räteherstellern ins Leben ge- rufener gemeinnütziger Ver- ein, der das Ziel verfolgt, die Wirkungen elektromagneti- scher Felder auf Mensch und Umwelt zu untersuchen und neue Erkenntnisse einer brei- ten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Viele Menschen, die in Funkwellen ein Ge- sundheitsrisiko sehen, ver- weisen auf Studien, aus de- nen hervorgehe, daß gepul- ste Hochfrequenzfelder mit Pulsfrequenzen von 270 Hz oder einer Hochfrequenz von etwa 1 GHz die Gehirnströ- me verändern. Klinisch kön- ne sich dies zum Beispiel als verminderte Konzentrations- fähigkeit niederschlagen.

Diskutiert wird derzeit ei- ne Untersuchung von Dr.

Lebrecht von Klitzing (Lü- beck), der festgestellt haben will, daß hochfrequente elek- tromagnetische Funkwellen atypische Veränderungen der Hirnstromkurven im Elek- troenzephalogramm verursa- chen. Diese Studie war für die FGF Anlaß genug, eigene Untersuchungen in Auftrag zu geben, um von Klitzings Ergebnisse zu reproduzieren.

Das Fazit der Veranstal- tung, bei der von Klitzing nicht anwesend war: In den FGF-Studien konnten keine negativen Auswirkungen von elektromagnetischen Wellen bei der Nutzung von Mobil- funk festgestellt werden.

Nach Ansicht von Dr. Hans- Jürgen Meckelburg (Ge-

schäftsführer der Cetecom GmbH, einer Tochtergesell- schaft des Rheinisch-Westfä- lischen TÜV), der die Versu- che unter Mithilfe von Klit- zings wiederholt hat, könnten die Untersuchungen des Lü- becker Wissenschaftlers nur als Pilotprojekt gewertet wer- den. Weil die Ergebnisse in den entsprechenden Veröf- fentlichungen nicht sorgfältig

dokumentiert worden sind, seien sie möglicherweise nicht reproduzierbar gewe- sen.

Außerdem bestünden zwischen den Versuchsbedin- gungen und den realen Be- dingungen des digitalen Mo- bilfunks große Unterschiede.

In einer gemeinsamen Wie- derholung von drei Messun- gen war der postulierte Ef- fekt einmal bei der EEG-Ab- leitung aufgetreten. Der Ab- fall der Alpha-Wellen, der im EEG als Vigilanzparameter gewertet wird, sei aber nur

das typische Zeichen für eine kurzfristige Schläfrigkeit des Probanden gewesen, so Meckelburg.

In einer Untersuchung an der Neurologischen Uni- versitätsklinik des Knapp- schaftskrankenhauses Bo- chum-Langendreer wurde unter Leitung von Prof. Wal- ter Gehlen im Auftrag der FGF ebenfalls zu klären ver-

sucht, ob meßbare Effekte im Gehirn bei der Benutzung von Funkgeräten auftreten.

Bei 52 Probanden wurde in einem Raum mit einem ho- mogenen elektrischen Feld dreimal zehn Minuten lang ein EEG abgeleitet. Um die Bedingungen des Telefonie- rens mit einem Autotelefon zu simulieren, wurde die Hälfte der zufällig ausge- wählten Probanden einem elektromagnetischen Feld mit einer Feldstärke von 40 kV/m ausgesetzt. Sender war eine Antenne mit acht Watt

in 45 Zentimetern Höhe über dem Probanden. Auch in dieser Versuchsanordnung konnte zwischen den beiden Gruppen kein Unterschied bei den Gehirnströmen nach- gewiesen werden.

In einem weiteren Test zur Lern-, Merk- und Erfas- sungsleistung von Probanden fand sich kein Einfluß des elektromagnetischen Feldes auf die Resultate. Nach An- sicht des Neuropsychologen Dr. Pasquale Calabrese (Bo- chum) konnte auch kein Un- terschied bei den kognitiven Fähigkeiten der Probanden, die den Funkwellen expo- niert waren, zu denjenigen, die nicht exponiert waren, er- hoben werden.

Seit einigen Jahren gehen Forscher auch verstärkt der Frage nach, ob hochfrequen- te elektromagnetische Felder biologische Systeme beein- flussen können. So unter- sucht Prof. Wolfgang Rüger, Leiter der Arbeitsgruppe Molekularbiologie an der Bo- chumer Ruhr-Universität, wie elektromagnetische Fel- der auf die Erbsubstanz von Viren und Bakterien wirken.

Dabei wurden Frequenzen von 900 und 1 750 MHz ver- wendet, die im Mobilfunk üb- lich sind.

Im Langzeittest mit Viren konnte nach 80 Tagen kein Unterschied im Überleben der exponierten und der Kontrollproben gefunden werden. Es fanden sich auch keine Hinweise auf Brüche oder Reparaturschäden an der DNA.

Diese Ergebnisse sind nach Ansicht Rügers auch auf den Menschen übertrag- bar, da die Erbsubstanz prin- zipiell gleich aufgebaut sei.

So überzeugend manches Untersuchungsergebnis auch war, letztendlich mußten die Wissenschaftler eines einräu- men: Die Befunde gelten nur für hochfrequente elektro- magnetische Felder und nur für die jeweils untersuchte Si- tuation. Alle vielleicht län- gerfristigen oder kumulati- ven Einflüsse lassen sich mit solchen Studien nicht erfas- sen. Susi Ajnwojner A-3418 (48) Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 51–52, 23. Dezember 1996

V A R I A TECHNIK FÜR DEN ARZT

Das Geschäft mit mobilen Kommunikationsmöglichkeiten boomt. Die langfristi- gen Folgen dieser Technik für die Gesundheit sind jedoch unklar. Foto: Siemens

Hochfrequente elektromagnetische Felder

Studien zum Gesundheitsrisiko von Mobiltelefonen

Immer häufiger werden Ärzte mit der Frage konfrontiert, ob hochfrequente elektromagnetische Fel- der – wie die Funkwellen von Mobiltelefonen – den menschlichen Organismus schädigen können.

„Mögliche Wirkungen elektromagnetischer Strahlen auf Mensch und Umwelt“ war deshalb das The-

ma einer Pressekonferenz in Frankfurt, zu der die Forschungsgemeinschaft Funk eingeladen hatte.

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