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Predigtgedanken von Karin Klemm am 7. Februar 2021 in St. Maria, Luzern

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Academic year: 2022

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Predigtgedanken von Karin Klemm am 7. Februar 2021 in St. Maria, Luzern

5. Sonntag im Jahreskreis, Jahr B

EINLEITUNG

Liebe Brüder und Schwestern im Glauben, im Suchen und sich finden lassen.

Danke für die Einladung heute mit Ihnen zu feiern. Schön sind Sie da!

Von finsteren Aussichten am Lebensende hören wir heute aus dem Buch Hiob, und eine Heilungsgeschichte aus dem

Markusevangelium. Von finsteren Aussichten höre ich ab und zu, als Hospizseelsorgerin. Die Hoffnung auf wundersame Heilung kennen die meisten der Menschen, die zu uns als PatientInnen gekommen waren im vergangenen Jahr, dem ersten Betriebsjahr vom Hospiz Zentralschweiz in Littau. Und ganz viele kennen auch die Erfahrung, die die Schwiegermutter des Simons macht: Heil erweist sich anders als die Wiedererlangung von

Funktionsfähigkeit, Heil geschieht auf Augenhöhe, nur da. Diese Verheissung feiern wir heute.

Lesungstext: Buch Jjob Kapitel 7 Verse 1-7

Ist nicht Kriegsdienst des Menschen Leben auf der Erde?

Sind nicht seine Tage die eines Tagelöhners?

Wie ein Knecht ist er, der nach Schatten lechzt, wie ein Tagelöhner,

der auf seinen Lohn wartet.

So wurden Monde voll Enttäuschung mein Erbe und Nächte voller Mühsal teilte man mir zu.

Lege ich mich nieder, sage ich:

Wann darf ich aufstehen?

Wird es Abend,

bin ich gesättigt mit Unrast,

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bis es dämmert.

Mein Leib ist gekleidet in Maden und Schorf, meine Haut schrumpft

und eitert.

Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage, sie gehen zu Ende, ohne Hoffnung.

Denk daran,

dass mein Leben nur ein Hauch ist.

Nie mehr schaut mein Auge Glück.

Evangelium nach Markus Kapitel 1 Verse 29-39

Jesus 29 zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas.

30 Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett.

Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie

31 und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.

Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.

32 Am Abend,

als die Sonne untergegangen war,

brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus.

33 Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt

34 und er heilte viele,

die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus.

Und er verbot den Dämonen zu sagen, dass sie wussten,

wer er war.

35 In aller Frühe,

als es noch dunkel war, stand er auf

und ging an einen einsamen Ort, um zu beten.

36 Simon und seine Begleiter eilten ihm nach,

37 und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm:

Alle suchen dich.

38 Er antwortete:

Lasst uns anderswohin gehen,

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in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde;

denn dazu bin ich gekommen.

39 Und er zog durch ganz Galiläa, verkündete in ihren Synagogen und trieb die Dämonen aus.

P REDIGTGEDANKEN

Liebe Brüder und Schwestern im Suchen und sich finden lassen,

1. Dunkle Aussichten und die hilflosen Reaktionen der Mitmenschen Nie mehr schaut mein Auge Glück, so endete die Lesung aus dem Buch Hiob. Was eine furchtbare Aussicht: nie mehr Glück zu schauen. Im Buch Hiob wird entfaltet, wie schmerzlich Hiob diese Aussicht erleidet.

Hiob bleibt viele lange Kapitel in dieser Aussicht stecken. Viele viele Kapitel lang hören sich seine Freunde sein Leid an. Und irgendwann passiert diesen Freunden, was uns allen auch immer wieder passiert, wenn geplagte Menschen anhaltend

schmerzerfüllt ihr Leid klagen: Irgendwann mögen wir es nicht mehr hören und fangen an zu denken und bald auch mal zu sagen:

Aber!

Aber sieh doch auch noch auf das halbvolle Glas und nicht nur auf das halbleere.

Aber das wird doch wieder.

Aber jetzt übertreibst du! Aber….

So bleiben Menschen im Leid einsam zurück. Und zu allem Leid gesellt sich auch noch die Not der Einsamkeit, damals für Hiob und auch heute bei uns.

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2. Vom Reden und vom Handeln Jesu

Von diesem Leid des Hiob schauen wir auf das Leid der Menschen zur Zeit Jesu. Er hatte gerade mal vier Gefährten gefunden,

Simon, Andreas, Jakobus und Johannes. Sie waren mit ihm in der Synagoge, wo er von der Welt Gottes erzählte. Was genau er erzählte, hat der Evangelist nicht aufgeschrieben. Aber was Jesus tat: Er hörte von der von der erkrankten Schwiegermutter des Simon und ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Er fasste sie an der Hand und richtete sie auf.

Das Evangelium geht weiter, aber das ist eine Schlüsselszene, es lohnt sich zum Verweilen. Lassen wir uns einladen, die eigene Hand zu öffnen, so, dass jemand danach greifen könnte, um uns aufzurichten. Die eigene Hand ergreifen zu lassen, heisst: nichts anderes mehr festhalten. Diese Hand ist frei, für die Hand, die mir gereicht wird.

3. Die Hand der Schwiegermutter und unsere Hände

Mir ist diese kleine Szene ganz tief unter die Haut gegangen und ich erinnerte die Zeit eigener Nöte: Damals gab es Menschen, die mir zuhörten und Ansehen schenkten, wenn ich - fast wie Hiob - ausführlichst von meinem Leid erzählte. Und es gab unter diesen Menschen auch den einen und die andere, die mir die Hand

reichen wollten um mich geknickten Menschen aufzurichten.

Aber meine Hand war besetzt: ich hielt fest, was mich quälte. Als ob es an mir klebte. Meine Hand zu lösen war schwer, brauchte Zeit. Ja, brauchte auch dieses andauernde ausführliche Erzählen vom Schweren. Seither verstehe ich dieses dicke Buch von Hiob noch besser. Menschen, die damals sagten: Ich dachte, du bist schon weiter, waren mir unerträglich. Waren wie die Freunde Hiobs, die sagten: Aber sieh doch… auf das halbvolle Glas.

Ich verneige mich vor der Schwiegermutter Simons. Wie gerne wüsste ich ihren Namen. Sie hat das, was sie quälte, hergegeben, ihre Hand frei gemacht. Vielleicht war es die Sorge, die sie

niederdrückte, weil Simon nicht mehr Fischer sein wollte. Die

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Ungewissheit darüber, was aus uns wird in dieser verrückten Zeit? Vielleicht war es etwas ganz anderes.

Auf jeden Fall hat sie ihre Hand frei gemacht. Und Jesus ergriff sie und richtete sie auf. Das war ihre Heilung. Das Fieber sank.

Danach.

4. Heil finden am Lebensende

Wunderheilungen bei fortlaufenden schwersten Erkrankungen kennen wir im Hospiz nicht. Und doch kennen wir das

Heilwerden im Sterben. Dass Menschen aufgerichtet werden. Im Prozess des hinfällig Werdens. Und ihre Ausstrahlung erzählt dabei von ihrer Würde, die ihnen innewohnt.

Obwohl Krankheiten Körper entstellen, Gesichter verzerren und für Stöhnen und Wehklagen sorgen. Genauso wie Hiob es

beschrieben hat.

Von zwei Menschen aus unserem Hospiz möchte ich Ihnen erzählen:

Zuerst von Mario (das ist nicht sein richtiger Name) einem Mann mit einem Hirntumor. Als er zu uns kam, wusste er manchmal wer er früher war, ein erfolgreicher Berufsmann, mit viel Einfluss.

Manchmal wusste er es nicht. Er wurde unruhig und ungeduldig mit sich und uns. Er wollte festhalten wer und was er war:

Erfolgreich und gesund und kräftig und attraktiv.

Die Krankheit schritt voran, Mario vergass seinen Beruf und seinen Einfluss, es gab nichts mehr zum Festhalten. Er wurde ruhiger, hinfälliger, immer durchlässiger für die Zuwendung seiner Familie und sein Gesicht wurde immer schöner.

Und eine junge Frau kam mir in den Sinn, in einem Alter, in dem andere noch lange nicht ans Sterben denken, oder daran, wieder zu den Eltern zu ziehen, weil die Krankheit die Mobilität und Selbständigkeit genommen hat. Ich nenne sie Theresa. Theresa rang dem Tod so viel Leben ab. Erlaubte sich – ich glaube viel

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Nachlese: Karin Klemm

5. Sonntag im Jahreskreis, Jahr B

seltener als Hiob - die Klage. Manches Mal hätte ich ihr

gewünscht, dass sie mehr klagt. Aber sie wusste, dass sie sich ihre Kraft einteilen musste, sie hatte nicht mehr so viel.

Und immer wieder öffnete sie ihre Hand und liess sich aufrichten von den Pflegenden, die ihr auf Augenhöhe begegneten, von

Freundinnen die mit ihr wunderschöne Erinnerungen teilten und dabei auf die Augenhöhe achteten, und von ihrer Familie, die litt und dennoch dankbar war für das Geschenk, so eine wunderbare Tochter und Schwester zu haben. Sie starb aufgerichtet.

5. Zwischen Rückzug und Öffentlichkeit

Noch einmal zurück zu Jesus: Wunderheilungen sprechen sich herum. Viele kamen zu Jesus, mit ihren Dämonen. Und Jesus verbot den Dämonen von ihm zu reden. Der Theologe Fridolin Stier übersetzt die Dämonen als Abergeister: sie sprechen in uns mit der Stimme: aber das Glas ist doch halbleer, aber es kommt sowieso nicht gut, aber das Reich Gottes ist noch so weit weg, aber die Frauen werden nie als gleichwürdiges Gegenüber anerkannt in der Kirche, aber ...

Abergeister sind so mächtig. Die können die Zukunft nehmen.

Dass sie von Jesus einen Maulkorb bekamen, verstehe ich als Schutz vor dem Ruf des Wunderheilers. Jesus wollte darauf nicht reduziert werden, er wollte von der Zukunft mit Gott erzählen, von der Welt die auf die Menschen wartet. Heil werden im Innen und im Aussen, eine Welt in der Menschen einander auf

Augenhöhe begegnen. Kranke und Gesunde, Frauen und Männer.

Und zum Schluss:

Das Evangelium erzählt, wie die Schwiegermutter Simons nach ihrer Heilung diente, dieses dienen kommt von diakonein, vom gleichen Wortstamm wie «Diakon». Sie dient, damit wurde sie zur Jüngerin Jesu, wie ihr Schwiegersohn. Stellen wir uns vor: sie amtet als Vorsteherin der Hausgemeinschaft:

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Nachlese: Karin Klemm

5. Sonntag im Jahreskreis, Jahr B

Gleichwürdig.

So, wie seit 50 Jahren an unseren Abstimmungsurnen, so wie wir es uns immer noch ersehnen in unserer Kirche:

Gleichwürdig.

Amen.

Karin Klemm Seelsorgerin im Hospiz Zentralschweiz, Littau

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