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TEXTE ZUR FORSCHUNG. Band 110

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TEXTE ZUR FORSCHUNG

Band 110

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PS. AURELIUS VICTOR

De viris illustribus urbis Romae Die berühmten Männer der Stadt Rom

Lateinisch und deutsch

Herausgegeben, übersetzt und kommentiert

Joachim Fugmann von

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung

durch elektronische Systeme.

© 2016 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch

die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht.

Satz: Frederik Fischbach, Konstanz Einbandgestaltung: Neil McBeath, Stuttgart Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier

Printed in Germany

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-23852-1

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:

eBook (PDF): 978-3-534-71216-8 eBook (epub): 978-3-534-71220-5

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Inhalt

Vorwort . . . . 

 Einleitung . . . . 

. Text- und Überlieferungsgeschichte . . . . 

. Gattung und Werk . . . . 

. Quellen und Vorlagen . . . . 

 Text und Übersetzung . . . . 

 Kommentar . . . . 

Literaturverzeichnis . . . 

Register . . . 

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Vorwort

Mit der vorliegenden Publikation schließt sich ein Kreis, der mit der Arbeit an meiner Dissertation begann. Diesen Weg haben viele begleitet, denen es ungenannt zu danken gilt, nicht zuletzt den Studierenden der Universität Konstanz für ihren Beitrag zur Erkundung dieser Schrift. Besonderer Dank gebührt Peter L. Schmidt, der als Doktorvater mein Interesse an diesem Text geweckt hat, und Markus Thumm, der jeden Teil dieses Bandes einer kritischen, formalen wie sprachlichen, Prüfung unterzogen und den Text mit den Anforderungen der neuen Rechtschreibung kompatibel gemacht hat. Als Glücksfall für die Erstellung einer druckfähigen Vorlage erwies sich gegen Ende der Arbeit die spontane Bereitschaft von Frederik Fischbach, eigenverantwortlich den kompletten Satz zu erstellen. Auch ihm sei hiermit herzlich gedankt. Und schließlich ist der Wissenschaftlichen Buchgesell- schaft für die Aufnahme in die Reihe ‚Texte zur Forschung‘ zu danken sowie Julia Rietsch als der verantwortlichen Lektorin, die geduldig alle Verände- rungen und Verzögerungen im Werkprozess mitgetragen hat. Last, but not least möchte ich ganz herzlich Lisa danken, ohne deren Geduld und Ver- ständnis während der vergangenen Jahre die Fertigstellung dieses Buches nicht möglich gewesen wäre. Ihr sei das Werk daher gewidmet.

Konstanz, im Juni  Joachim Fugmann

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 Einleitung

. Text- und Überlieferungsgeschichte

Die Überlieferung der SchriftDe viris illustribus urbis Romaeberuht auf zwei Textfamilien, die auf einen gemeinsamen ‚Archetyp‘ zurückgehen, der nicht mit dem Exemplar des Autors identisch ist.¹ Einer längeren Textfas- sung im sog. Corpus Aurelianum (A) in  Kapiteln (von der Stadtgrün- dung bis zum Tod der Kleopatra) steht eine kürzere, separat überlieferte Version (B) gegenüber, die mit dem Tod des Pompeius endet (,). Der Originaltitel des Werkes ist unbekannt; die übliche Denomination beruht auf den humanistischen Handschriften der Fam. B, berücksichtigt aber weder die Frauengestalten (: Cloelia; : Claudia; : Kleopatra) noch die auswärtigen Feinde Roms (: Hannibal; : Antiochos III.; : Mithri- dates VI.).² Auch über den Autor³ und die Entstehungszeit lässt sich nur spekulieren. Terminus ante quem bildet die Zusammenstellung des Corpus Aurelianum, die ihrerseits die Existenz derHistoriae abbreviataedes Aureli- us Victor (/) zur Voraussetzung hat. In Struktur und Typus fügt sich die Schrift am besten in den Kontext der spätantiken Breviarien des . Jh.

(Periochae, Eutrop, Rufius Festus u. a.) ein, so dass sich eine Abfassung in der ersten Hälfte des . Jh. plausibel vermuten lässt.⁴

¹ Dies belegen Bindefehler in A und B (etwa ,:Iovi delicio) oder der Ausfall des Namens des älteren Decius Mus zu Beginn von c.  (consecravit. <Publius Decius Mus> <Hic>

bello); s.T() ;S(/). Die Überlieferungsgeschichte fassen zusammmen:D'E();R/T();S(c);F-

() –. Speziell zur Geschichte des Corpus s. außerdemF().

Zu allen Aspekten s. jetzt auch die neue zweisprachige, kommentierte Textausgabe vonP.M. M () in der Reihe „Belles Lettres“, die erst nach Abschluss der inhaltlichen Arbeit am vorliegenden Band erschienen ist.

² Die ältesten Handschriften bietenLiber illustrium, De illustrium(V). Fam A. hat keinen vergleichbaren Titel. Der Genitivillustriumweist auf den Ausfall eines Substantivs hin;

der Originaltitel mag etwaDe vita rebusque inlustrium virorumgelautet haben (so der Werktitel der Biographiensammlung des C. Iulius Hyginus bei Gell. ,,).

³ Auf Unkenntnis der Handschriften bzw. dem falschen Vertrauen aufS() beruht die Zuschreibung an den älteren Plinius durchB()  f.;B-

()  f.

⁴ Zu dieser Literaturgattung, die der Vergewisserung der (ruhmreichen) Vergangenheit Roms in komprimierter Form diente, s.S(), bes. – (DVI). Für

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  Einleitung

Textfamilie A

Das Corpus Aurelianum ist durch zwei Handschriften des . Jh. (Oxford, Bodl. Can. Lat. ; Brüssel –) tradiert. Nur indirekt in einzelnen Lesarten ist mit dem sog. Codex Metelli eine dritte Handschrift fassbar, die aus der Bibliothek des Cornelius Wouters (gest. ) stammte und Jean Matal (ca. –) aus Köln gehörte. Älter (./. Jh.) als die beiden anderen Codices der Textfamilie A handelte es sich gleichwohl nicht um deren Archetyp.⁵

Von den Titulaturen und Überleitungen ausgehend, lässt sich die Gene- se und Überlieferung des Corpus etwa wie folgt rekonstruieren: Nach der Mitte des . Jh. werden von einem Unbekannten drei ursprünglich unab- hängige Schriften, die sog.Origo gentis Romanae, die Biographiensammlung De viris illustribus urbis Romaeund die Kaisergeschichte (Historiae abbrevia- tae) des Aurelius Victor⁶, zu einer Gesamtdarstellung der Geschichte Roms von den mythischen Anfängen bis zum Ende der Herrschaft Constantius’ II.

(/) vereint. Der Titel derOrigo gentis Romanaewird dabei dem gan- zen Corpus vorangestellt und zugleich um die Angabe des dargestellten Gesamtzeitraums und der zugrundeliegenden Quellen ergänzt.⁷ Um eine inhaltliche Überschneidung im Übergang von derOrigozu denViri illus- treszu vermeiden, werden in dieser ersten Redaktionsphase zudem durch den Bearbeiter der Schluss derOrigosowie der Anfang derViri illustres

einen „paien lettré“ zur Zeit Kaiser Julians (–) mit Kenntnis des Christentums zuletztM() bzw.M()  („peut-être ungrammaticus“); s. auch S(c) . Für einen späteren Datierungsansatz (Ende ./Anf. . Jh.) dage- genS() .

⁵ So zuletztF() nach einer gründlichen Sichtung aller Zeugnisse. Die Merkmale sind rekonstruierbar aus dem Brief Matals an Stefan Pighi (um ) und der Einleitung Szu seinen Editionen von  (nur DVI) und  bzw.  (abgedruckt vonS[] –).

Aurelii Victoris historiae abbreviatae(ab Augusto Octaviano, id est a fine Titi Livii, usque ad consulatum X Constantii Augusti et Iuliani Caesaris III); s. Caes. ,:Iulius Constantius (–)annos tres atque viginti augustum imperium regens. Zur Zeitangabe als Eingriff des Redaktors s.S(g) .

Origo gentis Romanae a Iano et Saturno conditoribus per succedentes sibimet reges usque ad consulatum decimum Constantii digesta ex auctoribus Verrio Flacco, Antiate (ut quidem idem Verrius maluit dicere quam Antia<tum>), tum ex annalibus pontificum, dein Cincio, Egnatio, Veratio, Fabio Pictore, Licinio Marco, Varrone, Caesare, Tuberone, atque ex omni priscorum historia, proinde ut quisque neotericorum asseveravit, hoc est Livius et Victor Afer (Affer: p).

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. Text- und Überlieferungsgeschichte 

getilgt.⁸ Der Redaktor (ein Grammatiker?)⁹ begreift sein Werk als einen biographisch strukturierten Geschichtsabriss:a Iano et Saturno conditoribus (=Origo)per succedentes sibimet reges(= DVI)usque ad consulatum decimum Constantii Augusti(=Historiae abbreviatae). Die irrtümliche Identifizierung derViri illustres, die unter der Rubrikregessubsumiert werden, alsLivius deutet auf Unkenntnis des livianischen Werks hin.¹⁰ Das Wissen um die nordafrikanische Herkunft des Aurelius Victor (Afer), insbesondere aber das Ende dieses gesamtrömischen Geschichtsabrisses kurz vor dem Tod Constantius’ II. machen eine Entstehung des Corpus noch im . Jh. am wahrscheinlichsten.¹¹

Die Zeugnisse für die Tradierung des Corpus bis ins Mittelalter sind äußerst spärlich. Aus der Spätantike bezeugt nur Isidor von Sevilla die Kenntnis der A-Fassung durch eine Stelle seiner erstmals  publizierten Weltchronik, die dem Anfang der letzten Biographie derViri illustres(c. ) fast wörtlich entspricht.¹² In einer zweiten Phase redaktioneller Arbeit am Corpus Aurelianum wird der Text derViri illustressodann aus derHistoria

⁸ Die tradierte Überleitung ist in ihrer Form mittelalterlich (s. Anm. ), doch schließt dies die redaktionelle Bearbeitung bereits in der Spätantike keineswegs aus (vgl. den hypothetischen VorschlagSs [c] :T. Livius, Historia. Romulus auspicato urbem condidit, quam ex suo nomine). Wieviel am Ende derOrigoausgefallen ist, lässt sich nicht mehr eaxkt bestimmen, auf jeden Fall der Tod des Remus, sei es durch Romulus, sei es durch dessen Offizier Celer (s. Vir. ill. ,). Die Tilgung von c.  über den Sieg der Römer am Lacus Regillus im J.  geht dagegen nicht auf den spätantiken Redaktor zurück (soS[c] ;B[] ), sondern erfolgte erst im Mittelalter, wie seine (rekonstruierbare) Existenz im Codex Metelli beweist (s.F

[]  f.).

S() ; vgl. auchS() .

¹⁰ AndersM() : „There is no reason to think that the compiler was so incompetent as to attribute the ‚De viris illustribus‘ to Livy. He probably only meant that the material of the book was of Livian origin. To a great extent, though not entirely, he was wrong, but he lived before the time of German ‚Quellenforschung‘.“

¹¹ Hierfür spricht auch, dass der Verfasser der sog.Epitome de Caesaribusdie Kaiserge- schichte des Aurelius Victor bis zu Theodosius I. († ) weitergeführt hat. Für eine Da- tierung des Corpus in die . Hälfte des . Jh. s. auchM() ;B

() –;S() –;'E() . ;S(b)

 f.;M() ;S() –. Dagegen für die Zeit um :

R() –.

¹² Zu Vir. ill. , (Cleopatra Ptolomaei regis Aegyptiorum filia, a fratre suo Ptolomaeo eodem- que marito, quem fraudare regno voluerat, pulsa ad Caesarem bello civili in Alexandriam venit; ab eo specie sua et concubitu regnum Ptolomaei et necem impetravit) vgl. Chron.

min. p. ,aM:Haec(sc. Cleopatra)Ptolomei regis Aegyptiorum fuit filia et fratris Ptolomei soror et coniux effecta. quem dum fraudare regnum voluisset, tempore belli civilis in Alexandria occurrit Caesari et per speciem atque stuprum regnum sibi et necem Ptolomei apud Iulium impetravit. Die paläographische Analyse verweist außerdem auf die Existenz einer Hs. des . Jh. (s.F[] ).

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  Einleitung

miscellades Landolfus Sagax (verfaßt vor ) interpoliert, die in ihrer maßgeblichen Handschrift (Vat. Pal. ) um  von Süditalien nach Corvey gelangt war.¹³ Zugleich werden dieViri illustresmit derOrigoals prima parsden Kaiserbiographien des Aurelius Victor alssecunda parsge- genübergestellt.¹⁴ Dieser zweite Bearbeiter ist wahrscheinlich auch für die Transposition der Überschrift derHistoriae abbreviatae des Aurelius Vic- tor vor das ganze Corpus, wodurch dieses einen Namen erhielt, sowie für die erhaltene Form der Überleitung zwischen derOrigound denViri illus- tresverantwortlich.¹⁵ Auf diese interpolierte Textfassung (Ende . Jh. bzw.

. Jh.), gehen schließlich sowohl der verschollene Codex Metelli (. Jh.)¹⁶ als auch die Vorlage der beiden erhaltenen Handschriften des . Jh. zu- rück, d. h. des Codex Bruxellensis (Bibl. reg. –) und des Codex Oxoniensis (Bodl. Canon. Lat. ).¹⁷ Das Brüsseler Exemplar (p) wurde in der zweiten Hälfte des . Jh. von Johannes de Loemel, einem Kleriker aus Lüttich (gest. ), kopiert und kam danach in den Besitz Theodor Poelmans (Pulmannus), der ihn seinerseits Andreas Schott für seineeditio princepsdes Corpus () überließ. Bei der zweiten Handschrift (o) han- delt es sich um einen  kopierten Codex des Kardinals Bessarion, dessen Weg sich aber über Nikolaus von Kues gleichfalls von Italien in den nieder- deutschen Raum verfolgen läßt. Beide Manuskripte waren bis in das . Jh.

verschollen. Der Bruxellensis verdankt seine Wiederentdeckung keinem Geringeren als Theodor Mommsen (), der Oxoniensis wurde sogar erst drei Jahrzehnte später (zwischen  und ) von Hirsch Hildesheimer wieder ans Licht gebracht.¹⁸ Die Überlieferung des Corpus ist damit ein-

¹³ Zur Datierung (richtig: , nicht ) und den Interpolationen s.F()

; fernerR/T() ;S(c)  f. ZurHistoria miscella s.C(/) XIII–XLVI. Die mittelalterliche Textgeschichte im Überblick bietenP();D'E() –;S() –; knapp S(b)  f.; weitere Lit. beiF() , Anm. .

¹⁴explicit prima pars huius operis(o) bzw.finit prima pars huius operis. incipit secunda Aurelii Victoris(p).

¹⁵Sed horum opinionibus omnium(omnium opinionibus: p)diversis repugnat nostrae memo- riae proclamans historia Liviana, quae testatur, quod auspicato Romulus ex suo nomine Ro- mam vocavit muniretque moenibus edixit, ne (. . .).Zur mittelalterlichen Provenienz, die in der Zuschreibung an Livius vorsichtig ist (historia Liviana), s.D'E() –;

zurückhaltendR/()  f. Ungenau dagegen, obwohlF

() als Referenz zitierend,M()  (m. Anm. ), wenn er diesen Schritt dem spätantiken Redaktor zuschreibt.

¹⁶ Neben c.  verfügte der Codex Metelli auch noch über Kapitelüberschriften (s.F

[]  f.).

¹⁷ Für den Codex Bruxellensis (p) ist noch von einem Zwischenglied (. Jh./Anf. . Jh.?) auszugehen. Vgl. die stemmatische Aufarbeitung durchF()  f.

¹⁸ Vgl.D'E()  f.

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. Text- und Überlieferungsgeschichte 

deutig mit Deutschland verbunden, woher der Bruxellensis und der Codex Metelli direkt, der Oxoniensis indirekt stammen.

Textfamilie B

Gegenüber der Corpus-Fassung ist die selbständige Textfassung (B) um die letzten neun Biographien (–) kürzer, enthält aber das erste und sech- zehnte Kapitel vollständig. Die Handschriften (./. Jh.) zerfallen nach der unterschiedlichen Supplementierung des Textes am Ende der Pompeius- Vita (,) in die beiden Unterfamilien C und D. Der Überlieferungszweig C ist bisher durch insgesamt fünf Handschriften repräsentiert, die bis auf eine Ausnahme mitad Ptolomaeum Alexandriaeabbrechen.¹⁹ In der weitaus größeren Handschriftenklasse D dagegen wird das Schicksal des Pompeius bei seiner Ankunft in Ägypten ausführlich geschildert. Vermutlich handelt es sich bei diesem Textstück (= Vir. ill. ,–), das deutliche Parallelen zu Valerius Maximus, Lucan und Florus aufweist, um die Supplementierung des überlieferungsbedingt fehlenden Schlusses, wie er für diese Textfamilie (s. Unterfamilie C) charakteristisch ist.²⁰

Im Gegensatz zur Corpusfassung läuft der Text in der unabhängigen Tradition (B) unter dem Namen des Plinius, und zwar (nach der Tren- nung beider Plinii durch Giovanni de Matociis) unter dem des jüngeren Plinius.²¹ Mit Giovanni de Matociis, demmansionarius (gest. ) der Kathedrale von Verona, gewinnt die Überlieferungsgeschichte der selbstän- digen Tradition, die sich im Gegensatz zum Corpus in Italien lokalisieren

¹⁹ Laur. Med. ,; Laur. Faes. ; Lond. BL Burn. ; Oxf. Colleg. Corp. Christi 

(nachR/T[] ); abweichend Ricc.  (Vir. ill. ,:ad Ptolomaeum Alexandriae perfugit ab eoque interfectus[Zusatz:est],quem Caesar dum eius vidit caput flevit vindictamque de ipsius morte fecit; s.P/G;W). Zum Ver- gleich A:ad Ptolomaeum Alexandriae regem confugit. Eius imperio ab Achilla et Potino satellitibus occisus est(vgl. auch Liv. per. :Cn. Pompeius cum Aegyptum petisset, iussu Ptolemaei regis . . . auctore Theodoto praeceptore . . . et Pothino occisus est ab Achilla). Nach M()  f. könnte der originale Schluss daher gelautet haben:ad Ptolomae- um Alexandriae confugit ab eiusque satellitibus interfectus (est); quem Caesar, dum eius vidit caput, flevit; sein scharfsinniger Vorschlag überzeugt jedoch insofern nicht, als sich hieraus eine Dublette zu Vir. ill. , ergibt, eine Doppelung, wie sie der Verfas- ser der Schrift sonst vermieden hat. Zudem besteht für die Tilgung vonregemkeine Notwendigkeit. Die in A überlieferte Wortstellungad Ptolomaeum Alexandriae regem, dieAlexandriaefälschlich zum Genitivattribut macht, lässt sich vielmehr plausibel als Wortvertauschung bzw. Irrtum im fehlerbehafteten ‚Archetyp‘ (s. Anm. ) bzw. im hs.

Überlieferungsprozess deuten.

²⁰ Zur hypothetischen Zuweisung an Giovanni de Matociis s.R/T()

. Zum Detail s. auch zu Vir. ill. ,.

²¹ Eine Zusammenstellung der einschlägigen Literatur zu den Hss. der Fam. B (über ) bietetS() .

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  Einleitung

lässt, nach spärlichen Spuren im Mittelalter an Kontur. In seinerBrevis adnotatio de duobus Pliniis Veronensibus(zwischen  und )²² zählt er zu den Werken des jüngeren Plinius auch einLibrum Virorum Illustrium a Proca rege Albanorum usque ad Cleopatram in nonaginta octo capitulis, se- cundum ipsorum virorum numerum, in quo vitas ipsorum et merita mirabili et aperta brevitate describit. Der bisher wichtigste, aus dem Jahr  stam- mende Textzeuge der Handschriftenklasse D (Vat. Lat. ), der auf eine Handschrift G. de Matociis von  zurückgeht, enthält dagegen den Text derViri illustresnur in der üblichen Kurzfassung mit dem bekannten inter- polierten Schluss.²³ Ebenfalls  Kapitel weist auch eine Handschrift des

. Jh. aus Neapel auf (Bibl. Orat. XL Pil. VI. nr. XIII), die überdies im zeit- lichen Rahmen mit der Angabe Giovanni de Matociis’ übereinstimmt, in der aber gerade die letzten neun Biographien in Fam. A keine Entsprechung haben.²⁴ Gleichwohl lässt die mit der Corpusfassung übereinstimmende Zeitspanne von der Stadtgründung (a Proca rege) bis zum Ende der Re- publik (usque ad Cleopatram) plausibel einen originalen Textumfang der Viri illustresvon , nicht  Kapiteln vermuten.²⁵ Eine gewichtige Stüt- zung erfährt diese Annahme nicht zuletzt dadurch, dass sich die letzten neun Biographien weder in Duktus und Struktur noch in der sprachlich- syntaktischen Gestaltung vom Rest der Schrift unterscheiden.²⁶

²² Text derAdnotatiobeiM() .

²³ Vgl.B()  f.; einen Index als Quelle der Angabe Giovannis erwägen daherR/T() . Die Lesarten des Vat. Lat. () finden sich bei K(²).

²⁴ Octavian (), Brutus (), Cassius (), Sex. Pompeius (), Antonius () fehlen ganz, Cato () und Cicero () sind nicht mit A identisch, ein mögliches Kapitel über Kleo- patra ist durch eine Lücke nicht verifizierbar. Vgl.B();S(a).

Möglicherweise handelt es sich sogar um dieselbe Langfassung wie in derAdnotatio des Giovanni de Matociis (soS[]  f.; vorsichtigerR/T

[] , Anm. ). Sachlich nicht zwingend ist daher die Verkürzung auf  Kapitel, wie sieS()  m. Anm.  durch die Zusammenziehung der beiden ersten Kapitel favorisiert.

²⁵R/T() : „The status of chapters – has been questioned, but nothing in their style or method convicts them of spuriousness, and the simplest expla- nation for their absence from these manuscripts (sc. B) and editions is a defect in the copy from which they all derive.“ ÄhnlichB() –;B()

–;S() –;B()  f., Anm. ;S() .

 f.; ablehnend dagegenT ();S(a);B ()

–;S()  f.;S(c) .

²⁶ S. ‚Quellen und Vorlagen‘, bes. S. , Anm. .

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. Text- und Überlieferungsgeschichte 

Editionen

Entsprechend der gespaltenen handschriftlichen Überlieferung ist auch die Drucklegung der SchriftDe viris illustribusin zwei Etappen verlaufen: Die selbständige Fassung (B) erschien erstmals anonym  in Rom, sodann

 in Venedig unter dem Namen des jüngeren Plinius, der wie in den Handschriften auch in den gedruckten Fassungen zumeist als Verfasser genannt ist.²⁷ Die Editio princeps des Corpus Aurelianum dagegen erfolg- te erst  in Douai durch Andreas Schott, der bereits zwei Jahre zuvor dieViri illustresin der kürzeren Fassung, aber mit den letzten neun Viten im Corpus Aurelianum, publiziert hatte. Als Textzeugen standen ihm der Codex Bruxellensis Theodor Poelmans (p) sowie die indirekt vermittelten Lesarten des Codex Metelli zur Verfügung. DieOrigo gentis Romanaeund dieHistoriae abbreviataewurden damit erstmals einem breiteren Leserkreis zugänglich. Bis in das . Jh. wurden dieViri illustressowohl als Einzeltext wie auch innerhalb des Corpus mehrfach ediert.²⁸

Die bislang einzige moderne Gesamtausgabe des Corpus Aurelianum (Edition Teubner) stammt von Franz Pichlmayr () in der Überarbeitung durch Roland Gründel (⁴).²⁹ Die wegen ihres textkritischen Apparats wichtigste Separatausgabe derViri illustresbildete lange Zeit die Dissertati- on von Inne R. Wijga (), der auch für die Einteilung der Handschriften in die beiden Textfamilien A bzw. B (= C/D) verantwortlich ist. Mit der zweisprachigen Ausgabe von Paul M. Martin in der Reihe „Belles Lettres“

liegt nun seit kurzem eine neue textkritische Edition vor, die allerdings für die Drucklegung des vorliegendes Band nicht mehr berücksichtigt werden konnte. Als digitales Medium (ohne textkritischen Apparat) steht dem Be- nutzer außerdem die gleichfalls lateinisch-französische Ausgabe von Marie- Pierre Arnaud-Lindet () zur Verfügung, deren Basis die Edition von Pichlmayr/Gründel bildet. Einen editorischen Rückschritt stellt dagegen die Ausgabe von Walter K. Sherwin () dar, da sie sich zum einen al- lein auf die Handschriftenklasse der Familie D stützt, C überhaupt nicht

²⁷ Unter dem Namen des Sueton bzw. Cornelius Nepos dagegen in Mailand  bzw.

. Vgl.F()  f. Zur Diskussion der Verfasserfrage im italienischen Hu- manismus um  durch Aulo Giano Parrasio (–) s. jetztI().

²⁸ Für das Corpus sind noch zu nennen: S. P (Utrecht ); J. A

(Amsterdam/Utrecht );J.F. G(Coburg ). Wichtige Separatausgaben:

F. S(Leipzig ) und (mit Kommentar)E. K(Breslau ²). Zur Editi- onsgeschichte:D'E() –;S()  f.  f.;S(c)

;F ()  f. Zu den Schulausgaben des . Jh.:E/P

(⁸) .

²⁹ Zu den textkritischen Schwächen für dieHistoriae abbreviataedes Aurelius Victor s.C().

(16)

  Einleitung

berücksichtigt und Familie A aufgrund der Interpolationen ablehnt, zum anderen nur einen minimalen textkritischen Apparat aufweist. Infolge der Privilegierung von D fehlen bei Sherwin zudem die letzten neun Biogra- phien der Corpusfassung (Vir. ill. –).

. Gattung und Werk

Inhalt und Form

Mit der Auflösung der republikanischen Geschichte in eine grob chronolo- gisch strukturierte Sequenz einzelner Kapitel biographischen Zuschnittes spiegelt die SchriftDe viris illustribus urbis Romaeeinerseits eine persona- listische Geschichtsauffassung wider, die für Adelsgesellschaften wie der römischen mit ihrer sorgfältigen Pflege der gentilizischen Tradition cha- rakteristisch ist, andererseits den Prozess der Kanonisierung der römischen Geschichte am Ende der Republik. Elogium undpompa funebris, bei der die in den Atrien aufbewahrtenimagines maiorummitgeführt wurden, ka- men als Formen adliger Selbstrepräsentation besondere Bedeutung zu, weil sie die Verdienste der großen Familien um dieres publicawachhielten, die auf diese Weise gleichsam als die Summe der Leistungen und Taten der Angehörigen dieser adligen Geschlechter erschien.³⁰ Die mit jeder Kanon- bildung verbundene Selektion vollzog sich auf zwei Ebenen: zum einen in der Auswahl und Beschränkung auf einzelne Personen, zum anderen in der Reduktion der jeweiligen Vita auf exemplarisch-memorable Leistungen, Taten und Verdienste.³¹

Literarisch wird dieser Prozess von Kanonisierung und Personalisierung am Ende der Republik zum einen in denImagines des Terentius Varro und Pomponius Atticus (Plin. nat. ,)³², zum anderen in den Biogra- phiensammlungen des Cornelius Nepos und Iulius Hyginus fassbar. Seine monumentale Fixierung hat er dagegen in dem Programm des  v. Chr.

eingeweihten Augustus-Forum gefunden, in den Statuen und Elogien der Mitglieder der Gens Iulia (unter ihnen Aeneas und die Könige von Alba Longa), der Könige Roms und insbesondere derjenigen Männerqui im-

³⁰ Vgl. etwa Cic. Sest. :Qua re imitemur nostros Brutos, Camillos, Ahalas, Decios, Cu- rios, Fabricios, Maximos, Scipiones, Lentulos, Aemilios, innumerabiles alios, qui hanc rem publicam stabiliverunt.Zu „memoriaundres publica“ s. grundlegendW(b);

ein knappe und konzise Einführung in die Forschungsdiskussion zur römischen Erin- nerungskultur bietetH().

³¹ Zur Kanonbildung s. etwaT(); zur „costruzione deiviri illustres“M-

(); zur Gattung derViri illustresS().

³² Zu VarrosHebdomades vel de imaginibus(Gell. ,,) s.G().

(17)

. Gattung und Werk 

perium populi Romani ex minimo maximum reddissent(Suet. Aug. ,).³³ Die biographische Grundstruktur der SchriftDe viris illustribus urbis Ro- maespiegelt damit sowohl das aufkommende Interesse an der Biographie als literarischer Gattungsform wie auch die Intention des Augustus-Forum wider, die Geschichte Roms als Abfolge einzelnerprincipes viri zu kano- nisieren.³⁴ Zugleich gewährt sie aber auch Einblick in die Tradierung der römischen Geschichteab urbe conditain Kaiserzeit und Spätantike.³⁵

Entgegen der Ankündigung des (nicht originären) Titels haben nicht nur Könige und berühmte Feldherren sowie Politiker (viri illustres) Aufnahme gefunden, sondern auch Frauengestalten, die nach der Tradition für das Schicksal Roms eine wichtige Rolle gespielt haben.³⁶ Die Konzeption als Geschichtsabrissab urbe conditahat weiterhin zur Inkorporierung sowohl eindeutig negativ (sei es wegen schimpflicher militärischer Niederlagen, sei es wegen innenpolitischer Unruhestiftung) besetzter Figuren der römischen Historie als auch berühmter äußerer Feinde geführt.³⁷

Der biographische Charakter derViri illustresist am deutlichsten in den Viten der sieben Könige sichtbar, bei denen Abstammung und Thronbestei- gung, innere und äußere Leistungen sowie abschließend das Lebensende die Unterthemen bilden.³⁸ Dass der Verfasser derViri illustres auch bei der Darstellung der republikanischen Geschichte von einer biographischen Strukturierung ausgegangen ist, beweisen nicht nur die zunehmende Vor- anstellung des Namens der behandelten Persönlichkeit, wie sie ab der Vita

³³ Frühere Zeugnisse dieser Entwicklung sind die Heldenschau (, ff.) und die Schild- beschreibung (, ff.) in derAeneisVergils sowieCarmen, des Horaz.

³⁴ Zum Typ vgl.E(/) –;L() –;B() –;

S() –;S()  f.

³⁵ Eine in Aufbau und Typ vergleichbare Parallele bietet einzig die sog.Origo gentis Roma- norum, eine kurze stadtrömische Chronik (entstanden zwischen  und  n. Chr.), im sog. Chronographen von  (s.S[a]).

³⁶ Cloelia (); Claudia (); Kleopatra (). Vgl. auch Lucretia (), Verginia () und die uxor regis Orgiagontis().

³⁷ Römer: Cn. Marcius Coriolanus (), Appius Claudiusdecemvir(), Manlius Capi- tolinus (), A. Hostilius Mancinus (), Ti. und C. Gracchus (, ), Livius Drusus (), C. Mariusfilius(), Cinna (), Flavius Fimbria (), L. Apuleius Saturninus (). Inwieweit dagegen auch die Consuln der Schmach von Caudium (), vor allem Sp. Postumius, ein ausschließlich negatives Image hatten (soS[] ), ist nicht so eindeutig zu beantworten (s. zu Vir. ill. ,). Nicht-Römer: Pyrrhus (), Hannibal (), Antiochus III. Megas (), Viriatus () und Mithridates ().

³⁸ Stellensynopse beiE(/)  ff. Wenig glücklich ist die Strukturanalyse nach sieben „patterns“ vonS() –, dessen siebte Kategorie überhaupt fehlt (zu Recht ironischS[] , Anm. : „presumably the seventh is the absence of pattern“).

(18)

  Einleitung

des Scipio Africanus () regelmäßig durchgehalten ist,³⁹ sondern auch der (relativ) biographische Aufbau vieler Viten, indem sie Auskunft über die Herkunft, über einzelne Leistungen und schließlich über die Todesum- stände geben; ein Unterschied zwischen Römern und Nicht-Römern oder positiven und negativen Figuren lässt sich nicht erkennen.⁴⁰ Die Zunahme der biographischen Details in den späteren Viten ist auf den mit dem Auf- kommen der römischen Historiographie seit dem Ende des . Jh. breiter fließenden Strom historischer Nachrichten zurückzuführen.

Der Schwerpunkt innerhalb der einzelnen Biographien liegt auf den Leis- tungen für dieres publica. Triumphe sowie Auszeichnungen durch den Staat, sei es zu Lebzeiten in Form von Goldkränzen, Land und Statuen, sei es nach dem Tod durch Staatsbegräbnis und Staatstrauer, sind oft vermerkt.⁴¹ Der den Einsatz für das Gemeinwesen betonende Grundtenor zeigt sich auch in der häufigen Wiederkehr desquis-primus-Gedankens; ein Gedanke, der auch für dieelogiades Augustus-Forum kennzeichnend ist.⁴² Leitfaden bildet im Einzelfall der jeweiligecursus honorum, doch ist dieses Prinzip nicht konsequent durchgehalten, vielmehr ist des Öfteren auf die Angabe öffentlicher Ämter verzichtet bzw. statt der präzisen Amtsbezeichnung ein allgemeinerer Ausdruck gewählt.⁴³ Die individuelle Charakterzeichnung ist durchgängig auf sparsame, oft an den Beginn einer Biographie gestellte Notizen⁴⁴ oder exemplarischedictaundfactareduziert, die den betreffen-

³⁹ Ausnahmen: –, , –, , , , , , . Die Namensform folgt meist dem gängigen Schema dertria nomina. Besonderer Wert ist auf die Erklärung der Cognomina gelegt (fehlend: ,, da bereits in , genannt); dagegen ist häufig das Praenomen ausgelassen (,; ,; , etc.), zum Teil auch das Gentile (,; ,; ,;

stets bei den Scipionen: ,; ,; ,; ,). Zum Detail s.S() .

⁴⁰ Vgl. etwa Pyrrhus (), Scipio Africanus (), Scipio Aemilianus () und Aemilius Scaurus ().

⁴¹ Teilweise steht der Triumph sogar am Anfang einer Biographie (,; ,; ,; ,; ,

etc.; vgl. auch ,); Goldkranz (,; vgl. auch ,); Land (,; ,; ,); Statuen (,; ,; ,); Begräbnis und Trauer (,; , vgl. auch ,; ,; ,); öffentli- che Hilfe für Verwandte (,). Zur Struktur der Biographien s. auchS

().

⁴² Vgl. ,; ,; ,. ; , etc.

⁴³ Zum Detail s.S()  f.

⁴⁴ Vgl. etwa Ancus Marcius (,:aequitate et religione avo similis), Tarquinius Superbus (,:cognomen moribus meruit), Mucius Cordus , (vir Romanae constantiae), Scipio Nasica (,:fortissimus, iustissimus), Cinna (,:flagitiosissimus) etc.

(19)

. Gattung und Werk 

den Charakter plastisch hervortreten lassen (sollen).⁴⁵ Die Skizzierung des Privatlebens beschränkt sich auf knappe Bemerkungen.⁴⁶

Dem Charakter einer Biographiensammlung scheint eine Reihe von Ka- piteln zu widersprechen, deren Inhalt sich ausschließlich oder zumindest weitgehend auf ein einziges Ereignis beschränkt. Eine Scheidung in bio- graphische und historische Kapitel, wie sie von Teilen der Forschung⁴⁷ vertreten wird, ist jedoch bereits im Ansatz problematisch, da sie sowohl die Intention derViri illustresals Geschichtsabriss zu wenig berücksichtigt, welche die Möglichkeit einer selektiven Behandlung biographischen Mate- rials mitenthält, als auch wesentlichen Grundzügen römischer Historie und Historiographie nicht genügend Rechnung trägt. So lag für viele Gestalten, insbesondere für diejenigen der Frühen Republik, die nach der römischen Tradition Geschichte gemacht haben sollen, am Ende der Republik trotz annalistischer Fiktion und Ausschmückung kein ausreichendes Material für eine biographische Würdigung vor.⁴⁸ Auch der – nach modernem Verständ- nis – vielfach anekdotenhafte Charakter der römischen Tradition erlaubt keine schlüssige Trennung in biographische und historiographische Ele- mente, wie paradigmatisch die als Familienanekdote gestaltete Geschichte der Einführung der Licinisch-Sextischen Gesetze (/) durch Licinius Stolo verdeutlicht, durch welche die Plebeier erstmals Zugang zum Con- sulat erhielten.⁴⁹ Schließlich hat die genuin römische Denkfigur desexem- plumdazu geführt, dass manche Gestalten der Geschichte Roms überhaupt

⁴⁵ Wie etwa die Antwort des Curius Dentatus an die Samniten (,):Legatis Samnitum aurum offerentibus, cum ipse in foco rapas torreret: Malo, inquit, haec in fictilibus meis esse et aurum habentibus imperare.

⁴⁶ Zu den verschiedenen Elementen einer Biographie vgl. die exemplarische Strukturana- lyse der Vita des Aemilius Scaurus () durchE(/)  f. Die Berücksich- tigung skandalträchtiger Notizen in den letzten neun Biographien der Corpus-Fassung (etwa ,:Gaius Iulius Caesa . . . cum saepe ad Nicomedem . . . commearet, impudici- tiae infamatus est; , f.:Marcus Brutus . . . Cytheridem mimam cum Antonio et Gallo amavit) signalisiert dagegen kein quellenanalytisch verwertbares geändertes Interesse an einem gewissen ‚Haut goût‘ (so aberS[] ; vgl. auchB

[] –), sondern erklärt sich plausibel aus der signifikant besseren Quellenlage für diesen Zeitraum (unnötig daherS[]  f.).

⁴⁷ Vgl. zuletztS() , der nach den Kriterien vonE(/) folgende Kapitel als nicht-biographisch klassifiziert: , –, –, –, , –, , , ,

–, . Im Gegensatz zuB()  f. beschränkt er sich jedoch auf eine inhaltliche Differenzierung und hebt sich damit positiv von dessen quellenanalytischem Ansatz ab (s. ‚Quellen und Vorlagen‘).

⁴⁸ Vgl. etwaT(); U-S().

⁴⁹ Die Geschichte (s. Vir. ill. ) repräsentiert damit einen Typ, der sich sowohl in einem biographischen als auch in einem historiographischen Werk vorstellen lässt.

(20)

  Einleitung

nur in ihrer Exemplarität tradiert wurden.⁵⁰ Einzelne Biographien ließen sich daher lediglich als eine Aneinanderreihung bzw. Zusammenstellung exemplarischer Taten und Handlungen schreiben oder unter sachlichen Aspekten zu biographischen Exemplareihen zusammenfassen. Die dieser Denkweise inhärente Reduktion wird etwa in der Weihe der zweitenspolia opimadurch Cornelius Cossus (Vir. ill. ) deutlich, der allein mit dieser Leistung in das römische Geschichtsbild eingegangen ist. Genau diesen As- pekt kann man mit dem Begriff der „Exempla-Biographie“ erfassen.⁵¹ Die SchriftDe viris illustribus urbis Romaestellt damit einen „nach Personen ge- ordneten Abriss der römischen Geschichte von Romulus bis Augustus“ dar, deren primäres Anliegen in der Vermittlung eines historischen Grundwis- sens zu sehen ist und worin sie sich nicht von den vergleichbaren, gleichfalls paganen Geschichtswerken des . Jh. (Eutrop, Festus etc.) unterscheidet.⁵²

Aufbau und Struktur

Die Anordnung der einzelnen Viten folgt, wie schon der Verfasser der Ti- tulatur zumCorpus Aurelianumvermerkt hat (per succedentes sibimet reges), im Wesentlichen der Chronologie, die aber punktuell von genealogischen oder anderen sachlichen Bezügen überlagert wird. Grobe zeitliche Schnitzer lassen zudem den Schluss zu, dass der Verfasser derViri illustreswahrschein- lich weder eine annalistisch strukturierte Vorlage noch eine Fastenliste zur Grundlage genommen hat.⁵³ Von der Chronologie auszugehend, lassen sich

⁵⁰ Vgl. etwa Quint. inst. ,,:. . . sed magis etiam, quae sunt tradita antiquitus dicta ac facta praeclare, et nosse et animo semper agitare conveniet. Quae profecto nusquam plura maioraque quam in nostrae civitatis monumentis reperientur. An fortitudinem, iustitiam, fidem, continentiam, frugalitatem, contemptum doloris ac mortis melius alii docebunt quam Fabricii, Curii, Reguli, Decii, Mucii aliique innumerabiles? Quantum enim Graeci prae- ceptis valent, tantum Romani, quod est maius, exemplis; Sen. epist. ,,:longum iter est per praecepta, breve et efficax per exempla. Zurauctoritas exemplis.S().

⁵¹B()  (s. auchK[] ) hat diesen Terminus allerdings lediglich aufgrund der Tatsache geprägt, dass sich einzelne Viten ganz in Exemplasammlungen (Valerius Maximus, Frontin) wiederfinden. Eine etwas andere Akzentuierung, mit Blick auf das Programm des Augustus-Forum, beiS()  („Im Rahmen einer solchen Geschichte in personalen Höhepunkten ist der Einzelne nicht an sich, sondern nur in Beziehung auf das große, imperiale Ganze von Interesse. [. . .] die Bezeichnung Ex- empla-Biographie [. . .] könnte [. . .] diesen exemplarischen Erfolg einer ganzen Existenz meinen.“). Zur Lösung derexemplaaus dem gentilizischen Kontext und deren Funk- tionswandel im . Jh. im Sinne einer gesamtrömischen Geschichte s.T()

–.

⁵² So kurz und prägnant bereitsL() . Vgl. etwa auchS()  f.;

S() ;S() –.

⁵³ Vgl. auchS() . Zu weit in seinem Rekurs auf den genealogischen Aspekt als Gliederungsprinzip geht dagegenB()  f.

(21)

. Gattung und Werk 

jedoch die einzelnen Biographien zu größeren Einheiten zusammenfassen, die den verschiedenen Abschnitten der römische Geschichte entsprechen.⁵⁴ Das erste Kapitel ist der Stadtgründung und dem Schicksal der Zwillin- ge Romulus und Remus gewidmet. Als erster thematischer Block lässt sich die Zeit der Könige (–) eingrenzen, deren Anordnung vorgegeben war:

Romulus (), Numa Pompilius (), Tullus Hostilius (), Ancus Marcius (), Tarquinius Priscus (), Servius Tullius (), Tarquinius Superbus (). Tarqui- nius Collatinus bzw. der Selbstmord der Lucretia () stehen am Übergang von der Königszeit zur Republik, gehören aber thematisch noch zur ersten Kapitelfolge.

Iunius Brutus () als der Rächer der Lucretia und erster Consul markiert den Beginn der Republik im J. . Das Anordnungsprinzip der folgen- den Viten ist schwierig zu erkennen: Unter dem Aspekt der Stabilisierung derres publicaim Abwehrkampf gegen die Tarquinier ergeben die Kapitel

– eine gewisse Einheit, allerdings bleibt in diesem Fall die Stellung des Valerius Publicola () unklar, da in seiner Biographie die Tarquinier nicht vorkommen.⁵⁵ Als Alternative bietet sich an, die Viten des Iunius Brutus und Valerius Publicola als den äußeren Bezugsrahmen für die Anfangsjahre der Republik (Ende . Jh.) zu sehen, in welche die traditionelle Sequenz zur Abwehr des Etruskerkönigs Porsenna mit Horatius Cocles (), Mucius Cordus () und Cloelia () eingebettet ist. Auf jeden Fall völlig falsch platziert ist der Untergang der Fabier an der Cremera (), der zeitlich in die erste Hälfte des . Jh. () gehört.

Die nächsten Kapitel (–) stellen chronologisch eine äußerst wirre und heterogene Abfolge dar, deren Schwerpunkt auf Ereignissen des . Jh.

liegt:  Sieg der Römer unter A. Postumius über die Latiner am See Regil- lus (), Quinctius Cincinnatus (), Auflösung der erstensecessio plebis

durch Menenius Agrippa (), der Marsch Coriolans auf Rom im J.  () und schließlich die Zwölftafelgesetzgebung bzw. der Sturz der Decemviri () in den Jahren –. Ungeschickt ist die Vita des Cincinnatus () mitten in die Ereignisse des ersten Dezenniums (–) eingeordnet; eine Stellung vor oder nach dem Decemvirat () wäre wegen der ersten Dicta- tur des Cincinnatus () logischer gewesen, zumal die anderen in diesem Kapitel zusammengefassten Ereignisse bis in das Jahr  reichen. Völlig falsch dagegen sind die Licinisch-Sextischen Gesetze des Jahres / ()

⁵⁴ Die einzige weitere, im Detail aber abweichende (dazu im Folgenden) Strukturanalyse findet sich beiS() –.

⁵⁵ Für eine Gliederung von Vir. ill. – nach der Zugehörigkeit zu Patriciern und Plebei- ern dagegenT.P. W(CR  []  f.); skeptisch hierzuS()

, Anm. .

(22)

  Einleitung

sowie die Einführung des Aeskulap-Kultes () gestellt, die erst zu Beginn des . Jh. () erfolgt ist.

Das . Jh. war außenpolitisch in seiner ersten Hälfte geprägt durch die Er- oberung Veiis () und die Abwehr der Gallier nach der Niederlage an der Allia und der Einnahme Roms ( bzw. /), in seiner zweiten Hälfte durch die Kriege gegen die Latiner und Samniten. Die innere Entwicklung Roms dagegen bestimmte die Fortdauer des Ständekampfes, in dem die Plebeier mit der Zulassung zum Consulat (/) einen wichtigen Erfolg verbuchen konnten. Die Vita des Furius Camillus (), des Bezwingers von Veii und ‚Retters‘ derurbs Romaaus den Händen der Gallier, steht daher am Anfang der in das . Jh. gehörenden Biographien, gefolgt von der des Manlius Capitolinus (), dem Verteidiger des Capitols gegen die Kelten.

Als erratischer Block, da noch in das . Jh. ( bzw. ) gehörend, schließt sich die Vita des Cornelius Cossus () mit der Gewinnung der zweiten spolia opimaan.

Die folgenden Kapitel (–) behandeln im Wesentlichen die Latiner- und Samnitenkriege, folgen aber nicht der Chronologie, nach der zu glie- dern wäre: Manlius Torquatus (), Valerius Corvus (), Decii Mures (–). Einerseits gehören Torquatus und Decius Muspater () als die siegreichen Consuln über die Latiner in der Schlacht an der Veseris im J.  zusammen, in der erst diedevotiodes Decius den römischen Sieg brachte, andererseits Torquatus und Valerius Corvus (), da beide einen Gallier im Zweikampf besiegt haben sollen. Während sich die Abfolge ‚Cor- nelius Cossus – Decius Muspater‘ vermutlich aus der Verwechslung des Spoliengewinners mit dem Consul des J.  (Cornelius Arvina) zu Beginn der Decius-Vita (,) erklärt,⁵⁶ waren für die Kombination der beiden Decii wahrscheinlich nicht nur der genealogische Aspekt (Vater und Sohn), sondern auch die strukturelle Parallelität (devotio) maßgebend; die Schlacht bei Sentinum , in der der jüngere Decius sich opferte, geriet dadurch in die Ereignisse des vierten Jahrhunderts. Diese Disposition ermöglichte aber zugleich die Folge ‚Manlius Torquatus – Valerius Corvus‘. Der Abfol- ge dieser Kapitel (–) lässt sich damit eine gewisse innere Logik nicht absprechen, die absolute Chronologie war aber nicht der entscheidende Gesichtspunkt für die Anordnung.

Die nächste Sequenz (–), deren Schwerpunkt auf den Samniten- kriegen und der Auseinandersetzung Roms mit Pyrrhus von Epirus liegt, korrespondiert dagegen der historischen Entwicklung. Am Anfang steht die römische Niederlage und Schmach bei Caudium (), an die sich die Erfolge Roms unter den beiden prominenten, persönlich in einem Riva-

⁵⁶ Vgl. auchS()  f.

(23)

. Gattung und Werk 

litätsverhältnis stehenden Politikern dieser Zeit anschließen: des Papirius Cursor () und des Fabius Rullus (). Curius Dentatus () steht richtig, indem er einerseits die Samnitenkriege abschließt, andererseits bereits den Blick auf die Kämpfe mit Pyrrhus als dem ersten nicht-italischen Gegner Roms und auf das damit verbundene römische Ausgreifen nach Süditalien lenkt. Biographisch ist dieser Krieg aufgearbeitet einerseits durch die Vita des Pyrrhus (), andererseits durch diejenige des Appius Claudius Caecus (), die durch ihren Schluss, der die Intervention des Appius Claudius im Senat gegen einen Frieden mit Pyrrhus zum Gegenstand hat, die Brücke zu Pyrrhus schlägt.⁵⁷ Abschluss und Zäsur bildet schließlich die Einnahme von Volsinii () am Vorabend des Ersten Punischen Kriegs ().

Der Erste Punische Krieg (–) ist in fünf Biographien aufgespalten, die einer klaren Disposition folgen:  (Ap. Claudius Caudex: Eröffnung des Kriegs),  (Cn. Duilius: erster wichtiger Seesieg),  (Atilius Calatinus:

Einnahme Siziliens),  (Atilius Regulus: erste Landung in Nordafrika), 

(Lutatius Catulus: Sieg bei den Aegatischen Inseln und Kriegsende).⁵⁸ Die folgende Sequenz (–) behandelt den Zweiten Punischen Krieg (–). Das Thema gibt die am Anfang stehende Vita Hannibals () vor, das Ende markiert Cornelius Scipio Africanus als dessen Bezwinger ().

Die Binnenstruktur ist weniger klar: Die Viten des Fabius Maximus Cunc- tator (), Claudius Marcellus () und Claudius Nero () folgen grob dem Verlauf des Krieges, während die des Cornelius Scipio Nasica (), der Claudia () und des älteren Cato () in ihrer Stellung problematisch sind.⁵⁹ Den Schlüssel bietet vermutlich die Einholung der Magna Mater aus Ephesus im J. , bei welcher die Vestalin Claudia ihre angezweifelte pudicitiabewies und in die auch Scipio Nasica (cos. ) involviert war, des- sen Biographie allerdings weitgehend mit der seines Sohnes, Scipio Nasica Corculum (cos. ), vermengt ist. Der ältere Cato dagegen hat an diesem Krieg nur am Rande teilgenommen:  als Militärtribun unter Claudius Marcellus in Sizilien und  als Quaestor unter Scipio in Africa.⁶⁰

Die Vita des Livius Salinator (), die erst am Ende des hannibalischen Krieges steht, verdankt ihre Stellung wahrscheinlich dem Umstand, dass Livius Salinator einerseits als Consul  am Zweiten Punischen Krieg

⁵⁷ Anders akzentuierendS()  („Pyrrhus is introduced in a separate chapter that forms an appendix to the chapter on Appius“).

⁵⁸ Zur Liste der Persönlichkeiten vgl. auch Flor. ,,– bzw. Eutr. ,–. Zum Detail s. gleichfallsS() ; zu den vierzehn Biographien, welche die gesamte Zeit der Punischen Kriege umfassen, s. außerdemS().

⁵⁹ Zu den signifikanten Übereinstimmungen mit Florus (,,–) und Ampelius (,;

,; ,; ,–) in Aufbau und Gestaltung des Hannibal-Krieges vgl. auchK

()  f.; kritisch dazu aberS() , Anm. .

⁶⁰ Vgl. zum DetailS() –.

(24)

  Einleitung

teilgenommen hat, zum anderen als Erster einen Triumph über die Illyrer feierte () und damit die folgende thematische Sequenz präfiguriert: die Expansion Roms ins östliche Mittelmeer.⁶¹ Nach den Hauptakzenten in- nerhalb der einzelnen Kapitel ergibt sich folgendes Gliederungsprinzip: 

(Sieg des Flamininus  über Philipp V. von Makedonien) und  (Sieg des Fulvius Nobilior  bei Ambrakia über die Aetoler) für die Ereignis- se in Griechenland. Die nächsten Kapitel (–) sind den Kämpfen mit Antiochus III. Megas von Syrien gewidmet, dessen Biographie genau in der Mitte steht (: Scipio Asiaticus; : Antiochus; : Manlius Vulso).⁶² Aemilius Paullus () und sein entscheidender Sieg bei Pydna () über Perseus von Makedonien, wodurch dieses als eigenständiges Machtgebilde eliminiert wurde, schließen den ersten Teil der Darstellung der Expansion im Osten ab.

Mit Ti. Gracchus (), dem Vater der beiden Gracchen, verlagert sich der Schwerpunkt erneut in den Westen, wie es dem Gang der römischen Expansion entspricht, deren Marksteine die Zerstörung Karthagos  und Numantias  bildeten. Biographisch steht hierfür die Vita des jüngeren Scipio (), des Zerstörers beider Städte. Als Appendix zu Numantia, ob- gleich chronologisch früher, ist Hostilius Mancinus () angeschlossen, der

 vor dieser Stadt kapitulierte.

Mummius Achaicus () und Metellus Macedonicus () schließen da- gegen thematisch (als zweiter Teil) das römische Ausgreifen im Osten ab, das mit der Vernichtung Korinths im J.  durch Mummius ein markantes Ende fand. Nach dem genealogischen Prinzip folgen Metellus Numidicus () und Metellus Pius ().⁶³

Die Späte Republik wird durch die beiden Gracchen, Ti. Gracchus () und C. Gracchus (), eingeleitet, an die sich die Vita des Livius Dru- sus () anschließt, dessen Ermordung  den sog. Bundesgenossenkrieg (–) auslöste. Die auf diese Trias der Volkstribunen folgenden Biogra- phien umgreifen die Zeit des Marius und Cinna: Marius (), sein Sohn (), Cornelius Cinna () und Flavius Fimbria (). Während die beiden

⁶¹ Der innenpolitische Schwerpunkt seiner Biographie liegt auf der Censur des Jahres .

Vgl. auchS()  („chapter  is added [. . .] in the form of an appendix on the war“).

⁶² Aus diesem Grund hat der Verfasser derViri illustresstatt der zu erwartenden umge- kehrten Reihenfolge vermutlich ebenfalls Fulvius Nobilior vor Scipio Asiaticus gestellt.

Vgl. auch (im Detail abweichend)S()  f.

⁶³ Die Überleitung bildet der Schluss der Vita des Metellus Macedonicus (,:Hic quat- tuor filiorum pater supremo tempore humeris eorum ad sepulcrum latus est; ex quibus tres consulares, unum etiam triumphantem vidit). Zu den genealogischen Schnitzern s.S

() , Anm. .

(25)

. Gattung und Werk 

Marii aufgrund des Vater-Sohn-Verhältnisses miteinander verbunden sind, steht Flavius Fimbria als Anhänger Cinnas nach diesem.⁶⁴

Völlig gegen die Chronologie folgt die nächste, intern aber zeitlich richtig gegliederte Sequenz mit Viriatus (), Aemilius Scaurus () und Ap(p)ulei- us Saturninus ().⁶⁵ Die Ära Sullas schließlich ist um dessen Vita gruppiert:

Licinius Lucullus (), Cornelius Sulla () und Mithridates (). Die Krie- ge gegen den Letzteren bilden den roten Faden dieser Kapitel und leiten zugleich zu Cn. Pompeius () als dessen Bezwinger über. Charakteristisch für die Behandlung des Pompeius ist die Betonung seiner außenpolitischen Erfolge mit der Vergrößerung des Imperium Romanum; die Innenpolitik (sog. Erstes Triumvirat, Bürgerkrieg etc.) treten dagegen zurück.

Den Anfang der folgenden, nur in der Corpus-Fassung (= Fam. A) tra- dierten Sequenz von neun Kapiteln eröffnen die Sieger in den beiden Bür- gerkriegen: Iulius Caesar () und – als sein Adoptivsohn – Caesar Octa- vianus ().⁶⁶ Ihnen folgen ihre wichtigsten Gegner: Cato Uticensis (), Cicero ()⁶⁷, die Caesarmörder Iunius Brutus () und Cassius Longinus () für die Zeit Caesars, dagegen Sex. Pompeius (), Antonius () und Kleopatra () als die Kontrahenten Octavians.

Sprache und Stil

Dem knapp informierenden Charakter der SchriftDe viris illustribusent- sprechen der einfache Stil und die unprätentiöse Sprache.⁶⁸ Die Rhythmi- sierung erscheint gleichmäßig. Kennzeichnend ist der parataktische Stil, der auf längere Satzperioden und ausführlichere Hypotaxen verzichtet. Ty- pische Formen der Subordination sind Relativ- und Temporalsätze. Mit einer gewissen Vorliebe sind asyndetische Enumerationen und Satzkola verwendet,⁶⁹ deren Gerafftheit teilweise zu logischen Inkonzinnitäten ge-

⁶⁴ ,:Flavius Fimbria saevissimus, quippe Cinnae satelles . . ..

⁶⁵ Apuleius Saturninus gehört als Volkstribun des Jahres  vor Livius Drusus. Vgl. auch S()  f. und dessen berechtigte Kritik anS() , der die Stel- lung des Viriatus auf die – nicht zutreffende – Verwechslung mit Sertorius zurückführt;

allerdings ist auch die Alternative vonS, die Kapitel – seien ein späterer Zusatz, rein spekulativ.

⁶⁶ Vgl.B()  („eine große Caesar-Biographie“).

⁶⁷ Diese Einordnung Ciceros lässt sich insofern rechtfertigen, als er zunächst bei Ausbruch des Bürgerkriegs die Partei des Pompeius ergriffen hat (s. Vir. ill. , f.).

⁶⁸ Bedauerlicherweise ist die einzige systematische Untersuchung, die unpublizierte Magis- terarbeit vonW(), nicht mehr, auch in Ohio nicht, auffindbar. Zu Sprache und Stil vgl. noch die kurzen Ausführungen vonB() – sowieS

().

⁶⁹ Asyndeta: ,; ,; , etc. Tautologie, bedingt durch Brachylogie bzw. dem Streben nach Antithesen: , (absens victus fugae, non pugnae interfuit).

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