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Text und Übersetzung

Im Dokument TEXTE ZUR FORSCHUNG. Band 110 (Seite 35-51)

Die Textgestaltung folgt im Wesentlichen der Teubnerausgabe des Corpus Aurelianum von Franz Pichlmayr mit den Corrigenda von Roland Gründel (⁴). Im Einzelfall ist jedoch der Textgestaltung durch Inne R. Wijga () der Vorzug eingeräumt, dessen Varianten mit Ausnahme rein ortho-graphischer Abweichungen stets mitnotiert sind. Punktuell erwies es sich zudem als sinnvoll, keiner der beiden Textausgaben zu folgen. Eine Berück-sichtigung der neuen textkritischen Edition von Paul M. Martin () war dagegen infolge der zeitlichen Überschneidung mit dem Abschluss der inhaltlichen Arbeit an dem vorliegenden Band nicht mehr möglich.

Die Übersetzung erhebt keinen literarischen Anspruch, sondern verfolgt das Ziel, die Struktur des Textes möglichst präzise wiederzugeben. Aller-dings ist dies wegen des Epitomecharakters der Schrift, wie er sich vor al-lem in syntaktisch probal-lematischen Junkturen zeigt, nicht immer möglich, sondern nötigt bisweilen zu einer freieren Wiedergabe des lateinischen Ori-ginals. Ältere deutsche Übersetzungen geben Karl August Cloß (/), dessen Fassung Egon und Gisela Gottwein in überarbeiteter Form auf ihrer Website¹ zur Verfügung stellen, sowie Albert Forbiger (). Eine moder-ne englische Übersetzung enthält die zweisprachige Ausgabe von Walter K. Sherwin (), eine französische (mit Kommentar) bieten Marie-Pierre Arnaud-Lindet () bzw. Paul M. Martin ().

¹ http://www.gottwein.de/Lat/AurVict/vict_vir_ill_01.php

  Text und Übersetzung

 Proca, rex Albanorum, Amulium et Numitorem filios habuit, quibus regnum annuis vicibus habendum reliquit, [ut alternis imperarent]¹. Sed Amulius fratri imperium non dedit et, ut eum subole privaret, filiam eius, Rheam Silviam, Vestae sacerdotem praefecit, ut virginitate perpetua tenere-tur; quae a Marte compressa Remum et Romulum edidit.  Amulius ipsam in vincula compegit, parvulos in Tiberim abiecit, quos aqua in sicco reliquit.

 Ad vagitum lupa accurrit eosque uberibus suis aluit. Mox Faustulus pastor collectos Accae Laurentiae coniugi educandos dedit.  Qui postea Amulio interfecto Numitori avo regnum restituerunt; ipsi pastoribus adunatis civi-tatem condiderunt, quam Romulus augurio victor, quod ipse XII, Remus VI vultures viderat, Romam vocavit; et ut eam prius legibus muniret quam moenibus, edixit, ne quis vallum transiliret; quod Remus irridens transilivit et a Celere centurione rastro² fertur occisus.

¹ Obwohl derut-Satz durch beide Textfamilien (A, B) einhellig belegt ist, ist er mit WundP/Gals Glossem zu tilgen (zum ‚Archetyp‘ s. S. ).

² rastro]rutroG() – nach Fam. A (rutro vel rastro; s. aber Landolfus Sagax, Hist. misc. ,) und Ov. fast. , (rutro) bzw. Hier. chron. p. a,H

(rutro pastorali).

 Procas 

 Procas, der König der Albaner, hatte als Söhne Amulius und Numitor, denen er die Königsherrschaft mit der Bestimmung hinterließ, sie in jährli-chem Wechsel auszuüben. Amulius aber gab die Herrschaft nicht an seinen Bruder ab und machte, um ihn der Nachkommenschaft zu berauben, des-sen Tochter Rhea Silvia zur Priesterin der Vesta, damit sie an lebenslange Jungfräulichkeit gebunden sein sollte; diese jedoch wurde von Mars ge-schwängert und gebar Romulus und Remus.  Amulius ließ sie in den Kerker, die Kleinen in den Tiber werfen, welche das Wasser (jedoch) auf dem Trockenen zurückließ.  Auf ihr Wimmern eilte eine Wölfin herbei und nährte sie an ihren Zitzen. Bald darauf las sie der Hirte Faustulus auf und übergab sie seiner Frau Acca Laurentia, damit sie diese aufziehe.  In der Folgezeit töteten sie Amulius und gaben ihrem Großvater Numitor die Königsherrschaft zurück; sie selbst scharten Hirten um sich und gründeten eine Stadt, welcher Romulus als Sieger in der Beobachtung des Vogelfluges (denn er hatte zwölf, Remus sechs Geier gesehen), den Namen ‚Rom‘ gab;

und um sie eher durch Gesetze als durch Mauern zu schützen, erließ er die Bestimmung, dass keiner den Wall überspringen dürfe; Remus jedoch übersprang ihn voller Spott und wurde, so die Kunde, von dem Centurio Celer mit einer Hacke erschlagen.

  Text und Übersetzung

 Romulus asylum convenis patefecit et magno exercitu facto, cum vi-deret coniugia deesse, per legatos a finitimis civitatibus petiit.  Quibus negatis ludos Consualia simulavit; ad quos cum utriusque sexus multi-tudo venisset, dato suis signo virgines raptae sunt. Ex quibus cum una pulcherrima cum magna omnium admiratione duceretur, Talassio eam du-ci responsum est.  Quae nuptiae quia felidu-citer cesserant, institutum est, ut in omnibus nuptiis Talassii nomen iteretur. Cum feminas finitimorum Romani vi rapuissent, primi Caeninenses contra eos bellum sumpserunt.

Adversus quos Romulus processit et exercitum eorum ac ducem Acronem singulari proelio devicit.  Spolia opima Iovi Feretrio in Capitolio conse-cravit. Sabini ob raptas bellum adversus Romanos sumpserunt.  Et cum Romae appropinquarent, Tarpeiam virginem nacti, quae aquae causa sa-crorum hauriendae descenderat; ei T. Tatius optionem muneris dedit, si exercitum suum in arcem perduxisset.  Illa petiit, quod illi in sinistris manibus gerebant, videlicet anulos et armillas; quibus dolose repromissis Sabinos in arcem perduxit, ubi Tatius scutis eam obrui praecepit; nam et ea in laevis habuerant.  Romulus adversus Tatium qui montem Tarpeium tenebat, processit et in eo loco, ubi nunc forum Romanum est, pugnam conseruit: ibi Hostus Hostilius fortissime dimicans cecidit, cuius interitu consternati Romani fugere coeperunt.  Tunc Romulus Iovi Statori aedem vovit, et exercitus seu forte seu divinitus restitit.  Tunc raptae in medi-um processerunt et hinc patres inde coniuges deprecatae pacem concilia-runt.  Romulus foedus percussit et Sabinos in urbem recepit, populum a Curibus, oppido Sabinorum, Quirites vocavit. Centum senatores a pie-tate patres appellavit.  Tres equitum centurias instituit, quas suo nomine Ramnes, a Tito Tatio Tatienses, a luci communione Luceres appellavit.

 Plebem in triginta curias distribuit easque raptarum nominibus appel-lavit.  Cum ad Caprae paludem exercitum lustraret, nusquam comparuit;

unde inter patres et populum seditione orta Iulius Proculus, vir nobilis, in

 Romulus 

 Romulus eröffnete (allen) Fremden eine Freistätte und warb, nachdem er ein großes Heer zusammengebracht hatte, (aber) sah, dass es an Ehever-bindungen mangelte, für diese durch Gesandte in den Nachbargemeinden.

 Da (ihm) diese aber verweigert wurden, veranstaltete er zum Schein Spiele zu Ehren des Gottes Consus; als zu ihnen eine große Zahl von Besuchern beiderlei Geschlechts gekommen war, wurden auf (s)ein Zeichen an die Seinen die jungen Frauen geraubt. Als eine von ihnen, eine außerordent-liche Schönheit, unter der großen Bewunderung aller weggebracht wurde, erhielt man zur Antwort, sie werde Talassius zugeführt.  Und da diese Heirat einen glücklichen Ausgang nahm, kam es zu der Sitte, bei allen Hochzeiten den Namen des Talassius auszurufen. Nachdem die Römer die Frauen ihrer Nachbarn mit Gewalt geraubt hatten, eröffneten als Erste die Bewohner von Caenina den Krieg gegen sie. Ihnen zog Romulus entgegen und besiegte ihr Heer sowie ihren Anführer Acro im Zweikampf.  Die erbeutete (Feldherren-)Rüstung weihte er dem Iuppiter Feretrius auf dem Capitol(ium).  Die Sabiner eröffneten (gleichfalls) wegen der Geraubten den Krieg gegen die Römer. Und als sie sich Rom näherten, stießen sie auf Tarpeia, eine junge Frau, die (von der Burg) herabgestiegen war, um Wasser für ein Opfer zu holen; Titus Tatius ließ ihr die freie Wahl einer Belohnung, wenn sie sein Heer auf die Burg führe.  Sie verlangte, was jene an ihren linken (Händen und) Armen trugen, nämlich (deren) Ringe und Armrei-fen; nachdem diese ihr hinterlistig versprochen worden waren, führte sie die Sabiner auf die Burg, wo Tatius befahl, sie unter (den) Schilden zu be-graben; denn auch diese hatten sie in der Linken gehabt.  Romulus rückte gegen Tatius vor, der den Tarpeischen Berg besetzt hielt, und begann an der Stelle, wo sich nun das Forum Romanum befindet, den Kampf: Hier fiel heldenhaft kämpfend Hostus Hostilius, bei dessen Tod die Römer bestürzt zu fliehen begannen.  Da gelobte Romulus dem Iuppiter Stator einen Tem-pel, und sein Heer fand – sei es durch Zufall oder durch göttliche Fügung – zum Widerstand zurück.  Daraufhin warfen sich die Geraubten dazwi-schen, flehten hier ihre Väter, dort ihre Gatten an und stifteten so Frieden.

 Romulus schloss ein Bündnis und nahm die Sabiner in die Stadt auf, das Volk nannte er nach Cures, einer Stadt der Sabiner, Quiriten. Den hun-dert Senatoren gab er wegen ihrer väterlichen Sorge die Bezeichnungpatres (‚Väter‘).  Er richtete drei Hundertschaften von Reitern ein, die er nach seinem NamenRamnes, nach Titus TatiusTatienses, nach der Gemeinschaft des (heiligen) HainsLuceresbenannte.  Das Volk teilte er in dreißig Cu-rien ein und gab ihnen die Namen geraubter Frauen.  Während er beim Ziegensumpf das Heer musterte, verschwand er unversehens aus dem Blick;

als deshalb zwischen den ‚Vätern‘ und dem Volk Streit ausbrach, trat Iulius Proculus, ein vornehmer Mann, in der Versammlung auf und bekräftigte

  Text und Übersetzung

contionem processit et iureiurando firmavit Romulum a se in colle Quiri-nali visum augustiore forma, cum ad deos abiret; eundemque praecipere, ut seditionibus abstinerent, virtutem colerent; futurum, ut omnium gen-tium domini exsisterent.  Huius auctoritati creditum est. Aedes in colle Quirinali Romulo constituta, ipse pro deo cultus et Quirinus est appellatus.

 Romulus 

durch einen Eid, Romulus sei von ihm auf dem Quirinalshügel in erha-bener Gestalt gesehen worden, wie er auf dem Weg zu den Göttern war;

und derselbe gebe ihnen den Befehl, sich von Zwistigkeiten fernzuhalten sowie Tapferkeit und Tugend zu pflegen; so würden sie zu Herren über alle Völker werden.  Seiner Autorität wurde Glauben geschenkt. Auf dem Quirinalshügel wurde für Romulus ein Tempel errichtet, er selbst wurde als Gott verehrt und ‚Quirinus‘ genannt.

  Text und Übersetzung

 Post consecrationem Romuli cum diu interregnum esset et seditiones orirentur, Numa Pompilius, Pomponii filius, Curibus, oppido Sabinorum, accitus, cum addicentibus avibus Romam venisset, ut populum ferum reli-gione molliret, sacra plurima instituit. Aedem Vestae fecit, virgines Vestales legit, flamines tres, Dialem Martialem Quirinalem, Salios, Martis sacerdo-tes, quorum primus praesul vocatur, XII instituit, pontificem maximum creavit, portas Iano gemino aedificavit. Annum in XII menses distribuit additis Ianuario et Februario.  Leges quoque plures et utiles tulit, omnia, quae gerebat, iussu Egeriae nymphae, coniugis¹ suae, se facere simulans. Ob hanc tantam iustitiam bellum ei nemo intulit. Morbo solutus in Ianiculo sepultus est, ubi post annos arcula cum libris a Terentio quodam exarata;

qui libri, quia leves quasdam sacrorum causas continebant, ex auctoritate patrum cremati sunt.

¹ coniugis]W;uxorisP/G.

 Numa Pompilius 

 Als nach der Vergöttlichung des Romulus lange Zeit ein Zwischen-königtum (interregnum) bestand und Unruhen entstanden, wurde Numa Pompilius, der Sohn des Pomponius, aus Cures, einer Stadt der Sabiner, herbeigeholt; nachdem er unter günstigen Vogelzeichen nach Rom gekom-men war, richtete er, um das ungezähmte Volk durch Götterverehrung zu bändigen, sehr viele Kulte ein. Er baute einen Tempel für Vesta, wählte Jungfrauen als Priesterinnen der Vesta aus, bestellte drei Priester – einen für Iuppiter, einen für Mars, einen für Quirinus –, bestimmte die  Sa-lier als Priester des Mars, deren Erster alspraesul (‚Vortänzer‘) bezeichnet wird, setzte einen Oberpriester (pontifex maximus) ein und errichtete Tore für den doppelgesichtigen Ianus. Das Jahr teilte er, indem er den Januar und Februar hinzufügte, in zwölf Monate ein.  Auch brachte er zahlreiche nützliche Gesetze ein, wobei er vorgab, alles, was er tat, auf Anordnung der Nymphe Egeria, seiner Frau, zu machen. Wegen seiner großen Gerech-tigkeit überzog ihn niemand mit Krieg. Von einer Krankheit dahingerafft, wurde er auf dem Ianiculum bestattet, wo nach Jahren von einem gewissen Terentius eine Truhe mit Schriften beim Pflügen ausgegraben wurde; diese Bücher aber wurden, da sie manche irreführenden Auslegungen kultischer Bräuche enthielten, auf Beschluss der ‚Väter‘ verbrannt.

  Text und Übersetzung

 Tullus Hostilius, quia bonam operam adversum Sabinos navaverat, rex creatus bellum Albanis indixit, quod trigeminorum certatione finivit.  Al-bam propter perfidiam ducis Mettii Sufetii¹ diruit, Albanos Romam transire iussit.  Curiam Hostiliam constituit. Montem Coelium urbi addidit.  Et dum Numam Pompilium sacrificiis imitatur, Iovi Elicio litare non potuit, fulmine ictus cum regia conflagravit.

 Cum inter Romanos et Albanos bellum fuisset exortum, ducibus Hos-tilio et Sufetio placuit rem paucorum certamine finire.  Erant apud Roma-nos trigemini Horatii, tres apud AlbaRoma-nos Curiatii; quibus foedere icto con-currentibus statim duo Romanorum ceciderunt, tres Albanorum vulnerati.

 Unus Horatius quamvis integer, quia tribus impar erat, fugam simulavit et singulos per intervalla, ut vulnerum dolor patiebatur, inaequentes inter-fecit.  Et cum spoliis onustus rediret, sororem obviam habuit, quae viso paludamento sponsi sui, qui unus ex Curiatiis erat, flere coepit. Frater eam occidit.  Qua re apud duumviros condemnatus ad populum provocavit;

ubi patris lacrimis condonatus, ab eo expiandi gratia sub tigillum missus, quod nunc quoque viae superpositum Sororium appellatur.

 Mettius Sufetius, dux Albanorum, cum se invidiosum apud cives vi-deret, quod bellum sola trigeminorum certatione finisset, ut rem corrigeret, Veientes et Fidenates adversum Romanos incitavit.  Ipse ab Tullo in au-xilium arcessitus aciem in collem subduxit, ut fortunam sequeretur. Qua re Tullus intellecta magna voce ait suo illud iussu Mettium facere.  Qua re hostes territi et victi sunt.  Postera die Mettius cum ad gratulandum Tullo venisset, iussu ipsius quadrigis religatus et in diversa distractus est.

¹ Sufetius / Sufetii / Sufetio] So auch der verlorene Codex Metelli (vgl.D'E[]

;F[] ); dagegenFufetiusW, P/Gnach einer Konjektur vonS.

 Tullus Hostilius 

 Tullus Hostilius wurde zum König gewählt, weil er sich große Verdiens-te gegen die Sabiner erworben hatVerdiens-te, und erklärVerdiens-te den Albanern den Krieg, der mit dem Kampf der Drillingsbrüder endete.  Er zerstörte Alba (Longa) wegen der Treulosigkeit von dessen Feldherrn Mettius Sufetius (und) befahl den Albanern, nach Rom überzusiedeln.  Er ließ die Curia Hostilia errich-ten. Er bezog den Berg Caelius in die Stadt ein.  Und während er Numa Pompilius beim Opfer nachahmte, konnte er dem Iuppiter Elicius nicht unter günstigen Vorzeichen opfern, (sondern) wurde vom Blitz getroffen und verbrannte samt seinem Königspalast.

 Als zwischen Römern und Albanern Krieg ausgebrochen war, beschlos-sen die Anführer Hostilius und Sufetius, die Angelegenheit durch den Kampf einiger weniger zu beenden.  Es gab bei den Römern Drillingsbrü-der, die Horatier, (ebenso) drei bei den Albanern, die Curiatier; als diese nach dem Abschluss eines feierlichen Vertrages aufeinandertrafen, fielen sogleich zwei der Römer, die drei Albaner wurden nur verwundet.  Der letzte Horatier täuschte, obwohl unversehrt, vor zu fliehen, da er den Dreien nicht gewachsen war, und tötete seine Verfolger, die ihm in unterschied-lichem Abstand, wie es (jedem) der Schmerz erlaubte, nachsetzten, einen nach dem anderen.  Und als er beladen mit den erbeuteten Rüstungen nach Hause zurückkehrte, begegnete er seiner Schwester, die beim Anblick des Umhangs ihres Verlobten, der einer der Curiatier war, in Tränen aus-brach. Da tötete sie ihr Bruder.  Er wurde daher von den ‚Zweimännern‘

(duumviri) zum Tode verurteilt, appellierte aber an das Volk; in der Ver-sammlung des Volkes aufgrund der Tränen seines Vaters begnadigt, wurde er von jenem zur Sühnung unter einen Querbalken geschickt; deshalb wird dieser, der auch heute noch über die Straße gelegt ist,tigillum sororium(‚der Schwesterbalken‘) genannt.

 Da sich Mettius Sufetius, der Führer der Albaner, bei seinen Mitbür-gern verhasst sah, weil er den Krieg allein durch den Kampf der Drillinge beendet hatte, stachelte er die Veienter und Fidenaten gegen die Römer auf, um dies wettzumachen.  Von Tullus zu Hilfe geholt, führte er selbst sein Heer in Schlachtformation auf einen Hügel, um (von dort) dem (Schlach-ten-)Glück zu folgen. Als Tullus dieses Manöver durchschaute, rief er mit lauter Stimme, Mettius tue dies auf seinen Befehl hin.  Die Feinde wur-den dadurch in Schrecken versetzt und besiegt.  Als Mettius am nächsten Tag kam, um Tullus zu beglückwünschen, wurde er auf dessen Befehl an vier Pferde gebunden und in Stücke gerissen.

  Text und Übersetzung

 Ancus Marcius, Numae Pompilii ex filia nepos, aequitate et religione avo similis, Latinos bello domuit.  Aventinum et Murcium¹ montes urbi addidit, nova moenia oppido circumdedit. Silvas ad usum navium publi-cavit. Salinarum vectigal instituit.  Carcerem primus aedifipubli-cavit. Ostiam coloniam maritimis commeatibus opportunam in ostio Tiberis deduxit.

 Ius fetiale, quo legati ad res repetundas uterentur, ab Aequiculis transtulit, quod primus fertur Rhesus excogitasse².  His rebus confectis intra paucos dies³ immatura morte praereptus non potuit praestare qualem promiserat regem.

¹ Aventinum et Murcium] Die vorgeschlagene Lesart folgt C (Martium, Marcium), Teilen von D und dem Codex Metelli (s.F[] ). Die Lesart von A (Aventinum et Ianiculum), danachA-L, ist dagegen eine Interpolation aus derHistoria miscellades Landolphus Sagax (,), der seinerseits Eutrop (,,) ausgeschrieben hat.

Die Textgestaltung vonP/G(Murcium et Ianiculum) folgt einer Konjektur vonS; die Verkürzung aufAventinum urbi addiditdurchWist gleichfalls nicht zwingend.

² quod primus fertur Rhesus excogitasse] Nicht auszuschließen ist hier, dass im Original die vonSpräferierte Fassungquod primus Fertor Resius excogitavitgestanden hat; vgl. auchW, dessen Vorschlag noch weitergeht (quod primus fertur rex eorum Fertor Resius excogitasse).

³ his rebus confectis intra paucos dies] So wohl zu Recht WundP/

Ggegen die einhellige Überlieferung in A B (his rebus intra paucos dies confec-tis). Denn alle Maßnahmen des Ancus Marcius (Latinerkriege, Besiedlung des Aventin und Murcius, Gründung Ostias) lassen sich nicht auf wenige Tage reduzieren, so dass entweder ein Fehler im ‚Archetyp‘ oder eine Ungenauigkeit des Epitomators (B

[] ) wahrscheinlich ist.

 Ancus Marcius 

 Ancus Marcius, der Enkel des Numa Pompilius mütterlicherseits (und) seinem Großvater an Gerechtigkeit und Religiosität ähnlich, bezwang die Latiner im Krieg.  Er fügte der Stadt die Berge Aventin und Murcius hinzu (und) umgab die Stadt mit neuen Mauern. Er machte für den Bau von Schiffen die Wälder zum Eigentum des Staates.  Er führte eine Steuer auf Salz ein. Als Erster ließ er ein Gefängnis errichten. Er gründete an der Mündung des Tibers die Niederlassung (colonia) Ostia, die für die Versorgung von See her günstig lag.  Er übernahm von den Aequicolern das Fetialrecht, damit es Gesandte für die Rückforderung von Eigentum verwenden konnten – (ein Recht), das sich als erster Rhesus ausgedacht haben soll.  Als er all dies vollbracht hatte, wurde er innerhalb weniger Tage durch einen vorzeitigen Tod hinweggerafft und konnte sich so nicht als derjenige König erweisen, der er versprochen hatte zu sein.

  Text und Übersetzung

 Lucius Tarquinius Priscus, Demarati Corinthii filius, eius, qui Cypseli tyrannidem fugiens in Etruriam commigravit.  Ipse Lucumo dictus, urbe Tarquiniis profectus Romam petiit.  Advenienti aquila pilleum sustulit et, cum alte subvolasset, reposuit.  Tanaquil coniux, auguriorum perita, regnum ei portendi intellexit.  Tarquinius pecunia et industria dignitatem atque etiam Anci regis familiaritatem consecutus est; a quo tutor liberis relictus regnum intercepit et ita administravit, quasi iure adeptus fuisset.

 Centum patres in curiam legit, qui minorum gentium sunt appellati.

 Equitum centurias numero duplicavit, nomina mutare non potuit Atti Nevii auguris auctoritate deterritus, qui fidem artis suae novacula et co-te firmavit.  Latinos bello domuit. Circum maximum aedificavit. Ludos magnos instituit. De Sabinis et priscis Latinis triumphavit. Murum lapi-deum urbi circumdedit.  Filium XIII annorum, quod in proelio hostem percussisset, praetexta bullaque donavit, unde haec puerorum ingenuorum insignia esse coeperunt.  Post ab Anci liberis immissis percussoribus per dolum regia excitus et interfectus est.

 Tarquinius Priscus 

 Lucius Tarquinius Priscus (war) der Sohn des Demaratus aus Korinth, desjenigen (Mannes), der auf der Flucht vor der Gewaltherrschaft des Kyp-selos nach Etrurien einwanderte.  Er selbst wurde Lucumo genannt (und) kam nach seinem Aufbruch aus der Stadt Tarquinia nach Rom.  Bei der Ankunft entriss ihm ein Adler seine Kappe (aus Filz) und setzte sie ihm, nachdem er sich hoch in die Lüfte erhoben hatte, wieder auf.  Seine Frau

 Lucius Tarquinius Priscus (war) der Sohn des Demaratus aus Korinth, desjenigen (Mannes), der auf der Flucht vor der Gewaltherrschaft des Kyp-selos nach Etrurien einwanderte.  Er selbst wurde Lucumo genannt (und) kam nach seinem Aufbruch aus der Stadt Tarquinia nach Rom.  Bei der Ankunft entriss ihm ein Adler seine Kappe (aus Filz) und setzte sie ihm, nachdem er sich hoch in die Lüfte erhoben hatte, wieder auf.  Seine Frau

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