• Keine Ergebnisse gefunden

KATHOLI SCHE ANERKE NUNG DER CA UND DIE ORTHODOXE KIRCHE

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "KATHOLI SCHE ANERKE NUNG DER CA UND DIE ORTHODOXE KIRCHE"

Copied!
7
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

von Dr. Gregor Larentzakis

I.

Die Diskussion über die ru1erkennung der CA als katholisch seitens der Katho- lischen Kirche hat eine große Dimension bekommen, und die dadurch entstandene li- teratur beginnt unüberschaubar zu werden. Z1<ar betrifft dieses Thema primär die Katholische und Evangelische Kirche, da es in erster Linie ein ~~stliches Problem darstellt, jedoch betrifft dieses Thema auch d1e Orthodoxe Kirche aus mehreren Griinden:

I) Trotz der zugegebenermaßen "geographisch" ~~stlichen Bezogenheit der Proble- matik, ist sie jedoch "theologisch-kirchlich" von allgemeiner Bedeutung, da die darin enthaltenen theologischen Fragen den christlichen Glauben schlecht- hin ohne "geographische" Einschränkung betreffen.

Z) Die Orthodoxe Kirche befindet sich sowohl mit der Evangelischen Kirche - und zwar mit dem Lutherischen ll'eltbund - als auch mit der Katholischen Kirche im Stadium des Beginns des Ökumenischen Theologischen Dialogs, so daß eine bila- terale Entscheidung von sehr großer Bedeutung mit schwen;iegenden Konsequen- zen so~<ohl in der Theologie als auch im ki rehliehen Leben, die Voraussetzun- gen des theologischen Dialogs mit dem dritten Partner nicht unbeeinflußt las- sen könnte.

3) Z~<ar verlangt niemand, daß sich eine Kirche in die inneren Angelegenheiten einer anderen Kirche einmischt, - das wäre auch gegen das Prinzip und die Struktur der selbständigen-unabhängigen Autokephalen Orthodoxen Kirchen - ; jedoch gelangt man allmählich zu der Ansicht, daß es gut wäre, wenn große, l<ichtige Ereignisse in einer Kirche auch den anderen mitgeteilt würden, und

z~<ar so rechtzeitig, daß sie nicht vor den Kopf gestoßen werden. Eine ähnli-. ehe Frage l<ird z.B. bei der VIII. Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen im Oktober 1979 in Kreta gestellt und diskutiert werden: "Sollte eine Kirche, ~elche ~~sentliche Änderungen in ihrem Leben und in ihrer Struktur plant, die anderen Kirchen konsultieren, bevor sie handelt? Gibt es Fälle, in welchen Kirchen die geplanten Veränderungen modifizieren oder fallen lassen sollten um der ökumenischen Bruderschaft wi.Uen?" 1

)

4) Das Thema der Anerkennung der CA stellt sich jetzt eigentlich nicht das erste

1) Protokoll der Z. Sitzung des Vorbereitungskommitees der VIII. Vollversammlung Genf, 26.-28. Oktober 1978, 5.4.

(2)

~ml in der ökumenischen Diskussion. Das ist ein altes Problem seit dem 16.

Jahrhundert, als die CA in griechischer Abfassung nach Konstantinopel, dem Sitz des ökt.menischen Patriarchates, geschickt wurde, mit dem Anliegen, ih- ren Inhalt als auf der Basis der alten Kirche und der Theologie der Väter stehend anzuerkennen (darüber noch später).

Aus diesen und ähnlichen Gründen •:äre es sinnvoll, "enn die Stintre der Or- thodoxen Kirche auch zu dieser Frage der Anerkennung der CA und überhaupt zum Evangelisch-katholischen Dialog mitberücksichtigt würde.2

) Dabei ist es also not- wendig, "daß man sich zu einem Trilog mit der bis jetzt kaum beachteten tertia pars öffnet. Die Tatsache, daß

'"ir

noch nicht bereit oder reif sind, so '"eit zu gehen, signalisiert unsere Krise; ihre Ober~>indung ist unsere vornehmste und dringlichste Aufgabe. "3)

I I.

Was geschah also damals, im 16. Jahrhundert?

Die Zeitumstände, unter denen die Orthodoxe Kirche lebte, erlaubten nicht direkt eine Kommunikation zwischen Westen und Osten. Jedoch war der Osten von Anfang an interessiert zu erfahren, '"as geschehen ist. Aus diesem Gnmde schickte Patriarch Joasaph I I. im Jahre 1559 den Diakon Dimi trios Myssos zu ~1elanchthon,

dessen Gast er auch vom 20. ~mi bis Ende September war. ~1elanchthon beteuert in einem Schreiben an den Patriarchen, "daß wir (Reformatoren) in gottesfürchtiger Weise die Heiligen Schriften, die prophetischen und apostolischen, und die dog- matischen Kanones der heiligen Synoden und die Lehre Eurer Väter, des Athanasius, des Basilius, des Gregorius ... und aller mit ihnen gleichgesinnten Väter bewah- ren . . . . Wir bitten euch also ... nicht den Verleumdungen zu glauben ... sondern ... gleichermaßen beide Teile zu hören und Anwalt der Wahrheit und des Gesetzes Gottes zu sein ... "4) Diesen Brief und eine griechische Abfassung der CA, die nicht identisch mit dem Original war, brachte der Diakon Dimitrios nach Konstan- tinopel mit. Bezeichnenderweise trägt die griechische CA den Ti tel: "Bekenntnis des orthodoxen Glaubens ... " 5). Das Ergebnis dieser Benilhungen ist nicht genau bekannt; auf alle Fälle brachten sie nicht den erwünschten Erfolg.

2) "Die orthodoxe Theologie und Kirche aber ... nüßten sehr enttäuscht darüber sein, daß sie dabei völlig ignoriert und aus dem Spiel gelassen "erden ... ". A.Basdekis-, Eine Gnmdlage für die Einheit? "Katholische" Anerkennung der Con- fessio Augustana aus orthodoxer Sicht, in: KNA, ökum.Informationen, Nr.23, 7.Juni 1978, S.5.

3) Johannes Panagopoulos, Luther außerhalb des Luthertums: Orthodoxe Sicht, in:

Concilium 12(1976)497.

4) In: Ernst Ernst, Wittenberg und Byzanz, Zur Begegnung und Auseinandersetzung der Reformation und der östlich-orthodoxen Kirche, Marburg/L. 1949, S.64. 5) "EEouoN6YnOL~ .n~ 6Pao56~ou nLO<€WC··· Eine Analyse des griechischen Textes

(3)

Eine längere und intensivere theologische Beschäftigung mit der Reformation und insbesondere mit ihrer Lehre, wie sie in der CA ausgedruckt wird, fand spä- ter statt in einer Korrespondenz zwischen den Tübinger Theologen, vor allem ~1ar­

tin Crusius und Jakob Andreä und dem ökurrenischen Patriarchen Jeremias I I. in den Jahren 1573 bis 1581. Dabei wurden dem ökurrenischen Patriarchen und fünf an- deren Persönlichkeiten des Patriarchates Exemplare der griechischen Abfassung der CA vom evangelischen Prediger der kaiserlichen Gesandtschaft in Konstantino- pel, Stephan Ge r l a c h , im Auftrag der Tübinger Theologen überreicht. 6l

Die Absicht dieser Überreichung wa.r die Oberprüfung der Lehre der Reforma- toren und die Anerkennung seitens der Orth. Kirche als übereinstimmend mit der altkirchlichen Lehre. Als Grundlage der reformatorischen Lehre wurde die CA be- zeichnet, die "die Hauptstücke unseres gesamten Glaubens enthält ... 7

)

Der ökurrenische Patriarch Jeremias II. sandte insgesamt drei Antwortschrei- ben, die praktisch eine ausführliche Begutachtung der CA waren und eine Feststel- lung der Übereinstimmung, aber auch die Differenz in verschiedenen Punkten der Lehre. Eine allgemeine Anerkennung der evangelischen Lehre bzw. der CA konnte nicht erfolgen, deshalb wurde diese Korrespondenz mit folgender Bcnerkung des Patriarchen beendet: "Da Ihr ja die Leuchten und Lehrer der Kirche bald so, bald anders behandelt. Ihr ehrt und haltet sie hoch mit \\'orten, mit Taten aber ver- werft Ihr sie ... Geht nun Euren ll'eg! Schreibt uns nicht mehr über Dogmen, son- dern allein um der Freundschaft willen, weM ihr das wollt. Lebt wohl! ,.8)

Was brachte nun diese Korrespondenz? Sicherlich war es eine ernsthafte theo- logische Erörterung von beiden Seiten, wenn auch keine allgemeine Obereinstirrmung erzielt wurde. Konkreter wurde festgestellt:9l

a) Gemeinsame Lehrpunkte, 1. Die Autorität der Hl. Schrift, die Schriftinspira- tion und -Übersetzung in die Landessprachen. 2. Gott und seine Dreifaltigkeit im allgemeinen. 3. Die Erbsünde und ihre Übertragung auf alle ~lenschen. 4. Das Böse und daß nicht Gott, sondern der ~lensch sein Urheber sei. 5. Die zwei Na- turen Christi. 6. Das Haupt der Kirche, das nur Christus selbst ist. 7. Die

der CA siehe in: E. Bcnz, Wittenberg und Byzanz, S. 94ff. und S. G. Kretz- schmt:r, Die "Confessio Augustana" Graeca, in: Kirche im Osten, Bd. 20, 1977,

s.

11-39.

6) Ober diese Korrespondenz siehe: ll'ort und Mysterium. Der Briefwechsel über Glauben und Kirche 1573 bis 1581 zwischen den Tübinger Theologen und dem Pa- triarchen von Konstantinopel, Hg. v. Außenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland, lütten 1958. Die Antwortschreiben des Patriarchen Jeremias II.

gab J.Karmiris heraus, in: ~gmatica et symbolica monumenta Orthodoxae Catho- licae Ecclesiae. Bd.I, Graz 1968, S.437f. und Bd.II, S.515f.

7) Brief von J. Andreä und M.Crusius an Patriarch Jeremias I I. vom 16. September 1574, in: Wort und ~lysterium, S. 37.

8) ll'ort und Mysterium, S. 213.

9) Diese Feststellung von J.Karmir"s, Dogmatica et symbolica, Bd.I, S.440f.

(4)

z~<eite Ankunft Christi, das jüngste Gericht, das e~<ige Leben. 8. Der Envfang der hl. Kommunion unter beiden Gestalten. 9. Die gemeinsame Ablehnung der päpstlichen Genugtuungen und Ablässe, der Verdienste der lleiligen, des Purga- toriums und des Pflichtzölibats des Klerus.

b) Leh.rWlterschiede, 1. Tradition in der Kirche. 2. Das filioque. 3. Die llillens- freiheit. 4. Prädestinationslehre. 5. Rechtfertigung. 6. Die Zahl der Sakra- rente. 7. Die durch Begießen gespendete Taufe, die zeitlich später vollzogene Finnung und die Koiiii1Ullion der Getauften. 8. Der Sinn der l~andlung in der 111.

Eucharistie und die Ven<endung des ungesäuerten Brotes in der Eucharistie. 9.

Die Unfehlbarkeit der Kirche und der ökumenischen Synode und 10. Die Gottes- dienste, die Festtage, die Heiligenvcrehrung, die Ikonen und die Reliquien der Heiligen, das Fasten und die verschiedenen kirchlichen Traditionen und Bräuche.

Es ist hier angebracht, auch etwas über den Stellenwert dieser Korrespon- denz bzw. der Antwort des Patriarchen Jcrcmias 11. innerhalb der orthodoxen Kir- che zu sagen. A. Basdekis urteilt folgcndcnnaßen: "Eine andere orthodoxe Antwort und Stellungnahire als die des Patriarchen Jeremias zur CA müßte und kann demnach nur von der gesamten orthodoxen Kirche erfolgen." 10

) Diese Beurteilung ist m.E.

übertrieben und kann nicht als die einzige betrachtet ~o.\'!rden.

Die Ant~o."Ort des Patriarchen Jercmias II. "-ar eine persönliche Antwort, wenn auch nach eingehender Konsultation von Fachtheologen. Diese Antwort "'l.lrde nur von ihm unterschrieben; auch nicht von den Metropoliten-Mitgliedern der Sy- node des Ökl..llrenischen Patriarchates. Diese Antwort hat also auch nicht den Cha- rakter eines Synodalschreibens, d.h. sie ist nicht im strengen Sinne d1e offi- zielle oder etwa die unabänderliche Antwort d e r K i r c h e von Konstan- tinopel nach synodalen Beratungen und Entscheidungen. D1e Antwort des Patriar- chen kann auch nicht als die absolut vollkommene Darstellung des orthodoxen Glaubens betrachtet werden. 11

) Sie war eine dogmatische, wissenschaftlich fun- dierte Antwort des Patriarchen und als solche bekam sie innerhalb der orthodo- xen Kirche ein hohes Ansehen und einen Platz unter den sogenannten "symbolischen Büchern" der orthodoxen Kirche, die als Grundlage des orthodoxen Glaubens die- nen, jedoch mit einer relativen Autorität. 12

)

Aus dem Gesagten ergibt sich, daß der ökumenische Patr1arch von Konstanti- nopel oder das ökumenische Patriarchat mit seiner Synode nach wie vor berechtigt 10) A.Basdekis, Eine Grundlage für die Einheit, !I, in: KNA, Ökum. Information,

Nr.24, 14.Juni 1978, S.S. Vgl. Catholica-Bericht von Landesbischof Heintze auf der Generalsynode der VELKD, in: Una Sancta, 33(1978) 284.

11) Vgl. J.Kar!':iris, Dogmatica et syrrbolica ... Bd.I, S.442: " ... 00= J<aC 6:re:.I.WI;

l!;v noc. .. .

12) Vgl. J.Karmi.ris, a.a.O. S.32.

(5)

sind - wenn es für sinnvoll und notwendjg gehalten wird - neuerlich eine Antwort auf die CA abzugeben, die gleiche wie im 16. Jahrhundert oder vielleicht modifi- ziert auf Grund von neucren gemeinsamen Gesprächen und Kommentaren, bevor sich die gesamte Orthodoxe Kirche mit dieser Frage befassen wird. Eine 1\iederaufnahme eines Falles kann von einer gleichen oder höheren Instanz erfolgen, nicht jedoch von einer niedrigeren Instanz. In unserem Fall kann neuerlich eine Antwort gege- ben werden: vom ökumenischen Patriarchen, von der Synode des ökumenischen Patriar- chates und natürlich sinnvoller einheitlich von der Gesamtorthodoxie. 131

Im allgemeinen kann über diese Korrespondenz gesagt werden, daß sie, obwohl sie so hart unterbrochen wurde - ein Phänomen, dessen Gründe sicherlich der nä- heren Untersuchung und Analyse wert sind 14

) - sehr h'ertvolle Erkenntnisse im Orthodox-Evangelischen Verhältnis gebracht hat; noch dazu, da die damals deutlich erfolgte Entflechtung zwischen Obereinstimmungen und Differenzen für weitere Handlungen paradigmatisch sein kann.

III.

1vie sieht nun die aktuelle Diskussion über die Anerkennung der CA seitens der Katholischen Kirche aus?

Zunächst glaube ich, daß die Frage nach dem Stellenwert der CA innerhalb der Evangelischen Kirche noch nicht einheitlich von dieser Kirche selbst beantwortet wurde. Gibt es heute eine Identifikation der Evangelischen Kirche mit der CA oder muß man dabei, um theologische Positionen und Prinzipien der Evangelischen Kirche richtig zu orten, auch die weitere Entwicklung bzw. Profilierung innerhalb der evangelischen Theologie und Kirche berücksichtigen? Von orthodoxer Seite betont der ~1etropolit des Ökumenischen Patriarchates Chrysostorros Konstantinidis, "was wir Orthodoxen nicht übersehen dürfen, ist die Tendenz zu einem 'Neuen Luther- twn'. Diese Tendenz meint nicht nur ein einheitliches System theologischen Den- kens innerhalb des heutigen Luthertwns, sondern schließt auch alle besonderen und wirklich ausgeprägten theologischen 'Strömungen' , 'Schulen', Aussichten, Traditionen, psychologischen Gründe und besondere theologische 'Positionen' ein.

13) Ein ähnlicher Fall war die Aufhebung der Exkommunikationen des Jahres 1054 zwischen Rom und Konstantinopel. Diese Exkommunikationen betrafen nur be- stimmte Personen und nicht die ganzen Kirchen, obwohl diese Exkommunikatio- nen eine Signalwirkung auf die gesamte Orthodoxe und Katholische Kirche hat- ten.

14) "Die Historiker und Theologen beider Kirchen erwartet hier eine wichtige Ar- beit, im Namen ihrer Kirche und um der historischen Wahrheit willen die Grün- de dieses Phänomens zu untersuchen und eine Klärung dieses Sachverhalts her- beizuführen." Chrysostorros Konstantinidis, Der Dialog zwischen Orthodoxen und Lutheranern, in: ökumcnische Rundschau, 25(1976) 497.

(6)

All diese stehen oft in direktem Gegensatz zueinander und heben sich gegenseitig auf oder "erden nur von einem Teil theologischer und kirchileher Persönlichkei- ten innerhalb des heutigen Luthertums und keineswegs von der gesamten lutheri- schen Theologie vertreten." 15

l Diese Feststellungen, auch von evangelischen Theo- logen angeführt, gelten natürlich auch bezüglich der Bedeutung der CA, ja sogar bis auf die Frage, "-elcher Text der offizielle sei: der lateinische oder der deutsche - "-elchen liert hat die griechische Abfassung der CA, die als G r u n d- l a g e der Refonnation nach Konstantinopel geschickt wurde? - Ähnliche Fra- gen stellen auch die katholischen Theologen, und es ist eigentlich gerechtfer- tigt, daß sie eme verbindliche Antwort "ilnschen. Eine solche Ant"'Ort "äre auch für den Dialog zwischen der Orthodoxen Kirche und dem Lutherischen \\'eltbund von zentraler Bedeutung.

In der Frage der Anerkennung "'ird auch diskutiert, ob die ganze CA gen-eint ist, oder nur ein Teil von ihr; sie allein als Ganzes oder auch die Schmalkaldi- schen Artikeln; ob diese Anerkennung nur für die Lutheraner gelten soll ohne Einbeziehung der Refonnierten Evangelischen Kirche usw. Von e v a n g e l i - s c h e r Seite reichen die Antworten von der Identifizierung mit der CA bis zur Distanzierung von ihr bzw. auch von den anderen Bekenntnisschriften aus heu- tiger Sicht wegen der Entfaltung der evangelischen Theologie innerhalb der evan- gelischen Kirche. Es wird sogar eThähnt, daß die heutigen Problerrc etwa der drit- ten \\'el t wichtiger seien als die Beschäftigung mit der Diskussion um und über die Anerkennung der CA, also eines Textes des 16. Jahrhunderts, von dem sich die Evangelische Kirche schon längst entfernt habe.

Aber auch von katholischer Seite wird diese Frage nicht einheitlich beant-

>o<Jrtet; dies ist auch nicht möglich. Was, reiner ~1einung nach, auch die Katholi- sche Kirche nicht sehr leicht vennag, ist die Anerkennung, gleich in welcher Form, des g e s a m t e n w ö r t 1 i c h e n T e x t e s d e r C A , vor- zunehmen, noch weniger anderer Bekenntnisschriften, vor allem der Schmal- kaldischen Artikeln, aus dem einfachen Grund, weil dort viele unterschiedliche Lehrauffassungen dargestellt sind, wenn es auch dort heißt, daß es sich nur um geschichtlich bedingte Mißbräuche in der Praxis handelt. 11enn die Katholische Kirche nun trotz dieser Feststellung, hypothetisch gesprochen, die ganze CA an- erkennt, dann gefährdet sie den positiven Verlauf des theologischen Dialogs mit der Orthodoxen Kirche16

l ,

weil erwiesenermaßen eben auf Grund der el""ähnten theo- logischen Korrespondenz des 16. Jahrhunderts trennende theologische Differenzen 15) Chrys. Konstantinidis, Der Dialog zwischen Orthodoxen und Lutheranern, 5.498.

16) Von diesem positiven Verlauf der Beziehungen zwischen der Orthodoxen und der Katholischen Kirche als paradigmatisch hat auch Pannenberg in der Diskussion

"'ährend der Grazer II. ökumenischen Akademie gesprochen.

(7)

zwischen der Orthodoxen Kird1e tmd der evangelischen Kirche auch in der CA fest- gestellt wurden, die man einfach nicht ignorieren kann tmd darf.

Im Gegensatz dazu hat die Diskussion des 16. Jahrhunderts mit der Orthodo- xen Kirche von Konstantinopel gezeigt, daß es möglich ist, in vielen wichtigen theologischen Fragen der CA eine Obereins tinmtmg zu erzielen. D. h. , daß auch im aktuellen Dialog der katholischen Anerkenntmg der CA eine Differenzierung im Be- zug auf den Inhalt der CA, ja eine E n t f 1 e c h t u n g nicht nur sinn- voll, sondern notwendig ist, damit dadurch ein Teilkonsens erreicht l<ird. Die Tendenz: "alles oder nichts" scheint mir auch in dieser Frage nicht zielführend

zu sein. Ein verbindlicher und ohne "Vergewaltigung" der Probleme erzielter Teil- konsens ist sehr ~>'ertvoll tmd bildet eine beständige Basis für weitere gemeinsa- me Gespräche bzw. g e m e i n s a m e K o m m e n t a r e , die über den '''Örtlichen Text der CA hinausgehen und auch die 1;ei tere Entwicklung sowohl inner- halb der evangelischen und katholischen Theologie miteinbeziehen, als auch die allgemeine ökumenische Öffnung der letzten Jahrzehnte mit1<irken lassen.

Eine solche EntflechttU1g und die Erreichung eines Teilkonsenses unter Be- rücksichtigung der orthodoxen theologischen Positionen17

lkann nicht nur keine Ge- Bihrdung der bilateralen Beziehungen zwischen der Orthodoxen tmd der Katholischen Kirche sein, sondern sie im Gegenteil nur fördern. Das Gespräch zwischen der Or- thodoxen Kirche tmd dem Lutherischen Weltbtmd kann darU1 erleichtert werden, in- dem der tmter den el""'ähnten Voraussetzungen erzielte Teilkonsens zwischen der Evangelischen und der Katholischen Kirche übernommen werden kann.

Abschließend, ohne auf einzelne theologisd1e Probleme eingegangen zu sein, kann doch gesagt werden, daß trotz der vielen offenen Fragen dieses ökumenische Gespräch über die katholische Anerkenntmg der CA sehr zu begrüßen ist, denn es hat das Anliegen der Oberwindtmg der kirchlichen Trennung sehr stark in den Vor- dergrund gerückt und läßt sogar in letzter Zeit konkrete Lösungsmöglichkeiten erscheinen, indem wiederum die vorhandenen Schwierigkeiten besser erkannt wtn"den.

Der realitätsbezogene ökumenismus fördert zwar vielleicht kleinere, aber doch be- ständigere Schritte der Kirchen zueinander.

17) Eine Konsultation über "Das Augsburger Bekenntnis neu gelesen im gegenwärti- gen ökumenischen Kontext" fand auf dem Liebfrauenberg bei Straßburg statt, an der etwa 15· lutherische und 15 nichtlutherische Theologen (Orthodoxe, Ka- tholiken, ~ethodisten, Anglikaner, Reformierte und Baptisten) teilgenommen haben. Dazu siehe H.Meyer, Das Augsburger Bekenntnis in der Gegenwart. Eine Konsultation des Straßburger Instituts für Ök<.urenische Forschung, in: KNA, ökum. Information, Nr. 52/53, 27. Dezember 1978, S. 15f.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Berufen zur Bezeugung des Evangeliums in Wort und Sakrament, übereinstimmend im Verständnis des Evangeliums, wie es nach reformatorischer Einsicht für die wahre Einheit der

Juni 1999 beschlossene Evangelische Gottesdienstbuch (Agende der Evangelischen Kirche der Union, Band I) wird in der Evangelischen Kirche von Westfalen nach Maßgabe der

1 Eine „Eingeschränkte kirchliche Unterrichtserlaubnis“ kann Lehrerinnen und Lehrern auf Antrag erteilt werden, wenn sie evangelischen Religionsunterricht fachfremd erteilen sol-

Das Institut für Kirche und Gesellschaft ist als Einrichtung der Weiterbildung Mitglied im Evangelischen Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe und bietet in dieser Eigenschaft

- bei Erstfassung und Neufassung: Text der gesiegelten und mit drei rechtsgültigen Unterschriften versehenen Satzung (3-fach) oder.. - bei Änderungen: Text der gesiegelten und mit

Fortbildung &#34; Bildungsurlaub, &#34; Qualifizierung (Fortbildung) Freiwillige betriebliche Altersvorsorge

Was wollen wir mit der Vereinigung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen und der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen zur Vereinigten Evangelischen Kirche

Die Definition von Glück Die meisten Teilnehmer*innen der Kampagne bejahten die Frage, ob ihr Glaube sie glücklich mache: „Glaube macht glücklich, wenn er Halt geben