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„Unseren Käse aß schon der Kaiser in Rom“

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22 granatapfel9 ∙ 2018

„Unseren Käse aß schon der Kaiser in Rom“

Der Donaulimes, einst Grenze des Imperium Romanum, wurde in der Blütezeit des Reichs mit drei Legionslagern, 16 Kleinkastellen und zahlreichen Turmlagern geschützt.

In Wallsee wurde zwischen 2011 und 2013 im Zuge der Errichtung der „Lebenswelt Wallsee“ das besterhaltene spätrömische Restkastell in Österreich freigelegt.

V O N E L K E B E R G E R

wurde. „Meinem Vorgänger, dem damaligen Direktor der Schule, kam der Verdacht, dass es sich dabei um ein antikes Stück handelt, und er organisierte einen neuen Aschen- becher. Wenn man genau hinsieht, entdeckt man noch Reste der Asche von damals“, beginnt Johann Wahl, der Obmann des Museumsvereins Wallsee, die Führung. Der passionierte Hobbyhistoriker ist ein Lexikon an Wissen über die damalige Zeit, welches er anschaulich und mit viel Humor präsentiert.

500 bis 800 Soldaten

„Die Römer haben hier Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus ein Auxiliarkastell errichtet, zunächst aus Holz, später aus Stein.

In einem Auxiliar- oder Hilfskastell waren die meisten Soldaten keine Römer. Doch nach Bereits im 18. Jahrhundert ließen erste Fun-

de darauf schließen, dass Wallsee auf den Grundmauern eines römischen Hilfskastells errichtet wurde. Dank der damaligen Burg- besitzer, die den DorfbewohnerInnen dafür Bauziegel boten, entstand eine Sammlung im

Schloss. Die Grundlage für das heutige Römermuseum, das im Zuge der Eröffnung der Römer- welt umgestaltet wurde.

Objekte aus den vier Jahrhun- derten, in denen die Römer in Wallsee sesshaft waren, sind im Museum zu sehen. Erstes Ausstellungsstück ist der Stand- fuß einer römischen Terra-Sigillata-Schüssel, der in den 1960er-Jahren von den Lehrern der Schule Wallsee als Aschenbecher benutzt

Johann Wahl, Obmann des Museums vereins

Wallsee, zeigt Heinz Hierzer, dem Leiter der

„Lebenswelt Wallsee“, das Fragment einer Tonschüssel.

500 bis 800 Soldaten waren hier stationiert.

Spuren von ihnen sind im

Museum zu finden.

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Fotos Elke Berger

25 Dienstjahren wurde ihnen die Staatsbürger- schaft verliehen“, erklärt Wahl. Rund 500 bis 800 Soldaten waren hier zunächst stationiert.

Spuren von ihnen sind im Museum zu finden.

Ziegel, Dachziegel oder Dachfirste zeugen von einer regen Bautätigkeit: „Für die Ziegelerzeu- gung gab es ein eigenes Eichamt, das das ge- naue Mischverhältnis und die Größen regelte.

Der Wallseer Beamte Julius Julianus hatte eine eigene Ziegelei und war auch für die Zertifi- zierung anderer Ziegeleien zuständig. War er zufrieden, drückte er in die frischen Ziegel seinen dreizeiligen Rundstempel“, schildert der Obmann. Auch Kochgeschirr ist hier zu finden.

Die Lebensmittel stellte das Heer zur Ver- fügung, kochen mussten die Soldaten selbst.

Vielleicht gab es dazu sogar den berühmten Käse aus Wallsee, über den bereits Plinius der Ältere schrieb. Fragmente der größten bisher gefundenen Schüssel aus dem Römischen Reich, die bei der Käsezubereitung verwendet wurde, sind im Museum zu sehen „Den Käse aus Wallsee hat sogar der Kaiser in Rom ge- gessen“, berichtet der Museumsführer stolz:

„Man hat eine Käserei aus der Römerzeit ausgegraben.“

Auch Waffen, Werkzeuge, Bildreliefszenen und Schuhsohlennägel für den besseren Halt der Schuhe der Soldaten am Boden sind im Museum zu sehen, ebenso wie ein Weinsieb für die Herstellung von süßem Wein und

Tongeschirr. Die Nachfrage danach war so groß, dass es für die Herstellung Manufaktu- ren mit bis zu 2.000 Beschäftigten gab. Eine Urne mit der Asche eines Kindes, Reste eines Grab monuments und ein Tränenfläschchen bringen den Umgang der Römer mit dem Tod näher. „Im Tränenfläschchen sammelten die Römer bei Begräbnissen einige Tränen und gaben sie den Verstorbenen mit ins Grab“, erzählt Johann Wahl.

Römisches Kastell entdeckt

Vom Römermuseum geht es weiter in die Römer welt. Im vierten Jahrhundert wurde aufgrund von finanziellen Engpässen das Kastell auf 80 Mann reduziert und ein Rest- kastell errichtet. Als dieses 2011 im Zuge der Bauarbeiten für die „Lebenswelt“ der Barmherzigen Brüder für gehörlose und taub- stumme Menschen entdeckt wurde, beschloss man, die Baureste in das Gebäude zu integrie- ren und BesucherInnen zugänglich zu ma- chen. Dafür errichtete man das Wohnhaus der

„Lebenswelt“ über der denkmalgeschützten Ausgrabungsstätte auf Stelzen.

Die „Römerwelt Wallsee“ wurde am 4. Juni 2018 offiziell eröffnet. Highlights sind der Grabstein des Sixtus Sixtinus aus dem Jahr 117/217 nach Christus sowie die Reste der 2,10 Meter dicken Mauer. Dieses Kastell sollte übrigens nicht sehr lange bestehen. Eine etwa 30 Zentimeter dicke Brandschicht und zahl- reiche Fundstücke belegen, dass es Ende des vierten Jahrhunderts einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel.

Archäologie

Man beschloss, die römischen Baureste in das

Gebäude zu integrieren und

BesucherInnen zugänglich zu

machen.

Dieses Gefäß wurde als Aschenbecher verwendet, bis es sich als Standfuß einer römischen Schüssel entpuppte.

Römerwelt und Römermuseum Wallsee

Die Römerwelt (Alte Schulstraße 5) vermittelt mittels topmoderner Visualisierung in Deutsch, Englisch und Gebärdensprache den römischen Alltag. Eintritt mittels „römischer Münze“, die am Gemeindeamt und in den Gasthäusern erhältlich ist. Geöffnet: April bis Oktober täglich von 7 bis 21 Uhr, November bis März täglich von 8 bis 18 Uhr

Das Römermuseum (Donauberg 1) ist von Mai bis September jeden Mittwoch von 18 bis 19 Uhr geöffnet. Führungen sind nach Vereinbarung jederzeit möglich (Tel.: 0664/49 33 411, E­Mail: office@roemer­wallsee.at).

Weitere Infos im Internet: www.roemer­wallsee.at Reste einer

Urne mit der Asche eines Kindes

Referenzen

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