• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Alles Käse" (15.09.1988)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Alles Käse" (15.09.1988)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Lösliche Nichtse

Dank der Umsicht unserer Be- hörden sind die hormonverseuchten Nordrhein-Westfalen-Kälber nun Gott sei Dank tot und werden zu Seife verarbeitet. Es war zuletzt schwer, die verbotene Zufuhr von Hormonen analytisch hieb- und stichfest nachzuweisen, weil diese so rasch abgebaut werden. Prompt meldete die FAZ in ihrer Ausgabe am 13. August 1988 auf Seite 7 Zweifel an, ob die Tötungsaktion nicht etwas vorschnell war, wo doch diese Substanzen in anderen Län- dern bei der Tieraufzucht gang und gäbe seien, einige von ihnen in der Therapie eingesetzt würden, ein krebserzeugender Effekt bei der ge- ringen Dosierung eher unwahr- scheinlich sei und ebenso, ob sie Einfluß auf die Sexualfunktion hät- ten — einen dämpfenden, versteht sich, sonst würde diese Sorte Kalb- fleisch ja sehr beliebt und nicht ver- pönt werden.

Natürlich war die umgehende Tötungsaktion voll gerechtfertigt, auch wenn die Kälber in anderen Ländern ohne viel Aufsehens nach angemessener Zeit verzehrt worden wären; da kann der Minister Mat- tbiesen ruhigen Gewissens schlafen:

Er war einfach auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft.

Nach den aufsehenerregenden Befunden von Benveniste et al. (Na- ture 330, 816-818, 1988) entfaltet Wasser, in dem Antikörper gelöst waren, auch dann noch eine experi- mentell nachweisbare Wirkung, wenn die Lösung so stark verdünnt wird, daß überhaupt kein Molekül des Antikörpers mehr zugegen sein kann, also bezüglich des eigentlich wirksamen Prinzips ein NICHTS vorliegt. Das Wasser hat offenbar die Eigenschaften der einmal darin gelösten Substanz angenommen — beiläufig ein glänzender Beweis für die Homöopathie und die Rechtfer- tigung, bis D 120 zu verdünnen!

Genau dasselbe wäre bei den Kälbern passiert: Die Hormone wä- ren binnen kurzem zweifelsohne me- tabolisiert worden und dann nicht mehr nachzuweisen gewesen, aber die Kälber bei Berücksichtigung der

wissenschaftlichen Befunde von Benveniste et al. nach wie vor eine Gefahr für die menschliche Gesund- heit geblieben. Benveniste et al. ha- ben bei ihren Versuchen ausschließ- lich mit wäßrigen Lösungen gearbei- tet. Es war also eine richtige Ent- scheidung, aus den Kalbskadavern Seife, und nicht Haarwasser oder Gummibärchen zu machen. Dies wird all jene Konsumenten beruhi- gen, die nach dem Verzicht auf Wild, Pilze und Preißelbeeren (Tschernobyl), Fisch (Nematoden), Olivenöl (Perchloraethylen), Trink- wasser (Nitrat) nun aus Sorge vor der kanzerogenen Wirkung von Kalbsseifen auf den Gedanken kom- men könnten, sich nicht mehr zu wa- schen. Die NICHTSE sind wasser- und nicht fettlöslich, das zumindest steht wissenschaftlich einwandfrei fest, und die Seife ist daher mit ziemlicher Sicherheit unbedenklich.

Rudolf von Poldenko

Schließung

Bemerkenswert, was alles „ge- schlossen" werden kann: Wunden, Lücken, Tarifverträge (bloß bei den Arzthelferinnen klappt's noch nicht), ein Behandlungsvertrag.

Ganze Krankenhäuser können ge- schlossen werden; das kommt aller- dings extrem selten vor. Wenn eine Krankenakte „geschlossen" werden muß, dann folgen kurz darauf ein Deckel und ein Grab.

Jetzt meldet die Zeitung direkt nebeneinander zwei weitere Schlie- ßungen, die irgendwie etwas über unsere Zeit auszusagen scheinen: In England wird nach 26 Jahren das er- ste kommerzielle Atomkraftwerk gechlossen, weil die Betriebskosten zu hoch geworden sind. In den USA schließt nach 28 Jahren der letzte Playboy-Club, weil „die Umsatz- chancen auf anderen Gebieten bes- ser" sind.

Was mit den Beschäftigten des Playboy-Clubs geschieht, ist nicht bekannt; die Kraftwerksarbeiter ha- ben noch fünf Jahre nach der Stille- gung zu tun. Stoff für Philosophen:

die unterschiedliche Langlebigkeit der „Ausstrahlung". gh

Alles Käse

',Erst wenn Ihr den Boden, die Seen und Flüsse vergiftet habt, wer- det Ihr begreifen, daß man Geld nicht essen kann!" Im Sinne dieses legendären Indianerwortes führte die Redaktion ein Interview (Vor- sicht: Satire!) mit Dr. Blockierer vom Düsseldorfer Umweltministeri- um. Anlaß war der neue Käse-Gift- skandal in Nordrhein-Westfalen.

„Herr Dr. Blockierer, in ver- schiedenen Käsesorten wurde das hochgiftige Natriumchloridsulfat, kurz NCF, festgestellt. Gerade im Ruhrgebiet hat es schwere Erkran- kungen gegeben. Was sagen Sie dazu?"

„Das ist doch Panikmache, von der Presse aufgebauscht. Die mei- sten Erkrankungen waren nur kurz- fristige Lähmungserscheinungen!"

„Und die schweren Augener- krankungen im Dortmunder Raum?"

„Bei Gott, einige Leute haben vorübergehend etwas geschielt. Das war alles!"

„Und was ist mit den Kindern in Bochum, denen die Zähne ausgefal- len sind?"

„Das waren eindeutig Milch- zähne. Die wären sowieso früher oder später ausgefallen."

„Es ist medizinisch bewiesen, daß NCF auch zu Haarausfall führen kann."

„Hier gilt dasselbe, Männer verlieren mit fortschreitendem Alter die Haare ohnehin."

„Verharmlosen Sie nicht die ganze Sache?"

„Hören Sie, angesichts Wald- sterben, Seenverschmutzung usw.

hat das Umweltministerium andere Probleme . . ."

„Sie wollen also nichts tun?"

„So können Sie das nicht sagen.

Wir haben die Situation fest im Griff und bereiten einen ganzen Katalog von Maßnahmen vor."

„Konkret: Was ist Ihre erste Aktion?"

„Wir empfehlen zunächst, den mit NCF verseuchten Käse einfach auszulegen. Damit hat man das Un- geziefer — ob Mäuse oder Kakerla- ken — sofort vom Hals." UM A-2490 (32) Dt. Ärztebl. 85, Heft 37, 15. September 1988

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

u uhendaja arvamused Tartu ülikoo- 16.juuni 1970- 23 li geograafia osakonna üliõpilaste 5»juuni 1988 diplomitööde kohta.. Masina-

Если оценить параметры кривой, описывающей связь возраста С и ранга t для конкретного X, то результаты, полученные при анализе части словаря,

Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen.. Dies gilt auch für

Le variazioni annuali del grado di traspa- renza delle chiome sono in gran parte spiegabili con l'influsso dell'andamento meteorologico sullo sviluppo della massa

В этот класс входят уравнения, интегрируемые методом обратной задачи теории рассеяния ( вполне интегрируемые системы ), уравнения, обладающие

Leischko: Die durchschnittlichen Zulassungs- zahlen pro Jahr von 240.000 Neuwagen und 560.000 Gebrauchtwagen werden wie in den letzten Jahren auch 1988 ungefiihr beibehalten

Eine Woche „Schnuppen-Golfen" mit sieben Übernachtungen und Halbpension, fünf Trainerstunden, Leih- schläger, Driving-Range und Ubungs-Green sowie 75 Golfbällen pro Tag bieten

Im ersten Lebensjahr wird die DPT-Impfung dreimal durchgeführt (Diphtherie-Tetanus nur zweimal), und auch hier sollte eine besondere Indikation vorliegen. Die Impfung