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Der Klimaschutz-Index 2008

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Academic year: 2022

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E m i s s i o n s e n t w i c k l u n g u n d K l i m a s c h u t z p o l i t i k d e r

5 6 S t a a t e n m i t d e m g r ö ß t e n C O2 - A u s s t o ß i m V e r g l e i c h

D e r K l i m a s c h u t z - I n d e x

(2)

2

Germanwatch Büro Bonn

Dr. Werner-Schuster-Haus Kaiserstraße 201

D-53113 Bonn

Tel.: +49 (0) 228 - 60492-0 E-Mail: info@germanwatch.org Germanwatch

Büro Berlin Voßstraße 1 D-10117 Berlin

Tel.: +49 (0) 30 - 28 88 356-0 E-Mail: info@germanwatch.org www.germanwatch.org

Autoren: Jan Burck, Christoph Bals, Marisa Beck, Elisabeth Rüthlein Redaktion: Gerold Kier

Layout:

ART:BÜRO Dietmar Putscher, Köln www.dietmar-putscher.de

Gedruckt auf 100% Recycling-Papier März 2008

Bestellnummer: 08-2-01 ISBN-Nr.: 978-3-939846-24-6

Diese Publikation kann im Internet abgerufen werden unter: www.germanwatch.org/ksi.htm

Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und

der Gertrud und Hellmut Barthel-Stiftung

(3)

3

I n h a l t

Einleitung: Welcher Staat macht wie viel in Sachen Klimaschutz?

4

Gesamtergebnis Klimaschutz-Index 4

Klimaschutz weltweit 6

---

1. Was bringt der Klimaschutz-Index?

8

---

2. Wie funktioniert der Klimaschutz-Index?

8

2.1 Emissionstrend 10

2.2 Emissionsniveau 11

2.3 Klimapolitik 13

---

3. Ländervergleich am Beispiel China – Indien

14 ---

4. Klimaschutz-Index nach Ländergruppen

16

---

5. Entwicklung und Anwendung des Klimaschutz-Index

17 ---

6. Anhang: Methode zur Erstellung des Klimaschutz-Index

18 ---

7. Weiterführende Literatur und Datenquellen

19

---

© Nasa

(4)

Der Klimaschutz-Index1ist ein innovatives Instru - ment, das mehr Transparenz in die internationale Klimapolitik bringt. Er vergleicht und bewertet anhand von einheitlichen Kriterien die Klima - schutz leistungen von 56 Staaten, die zusammen für mehr als 90 Prozent des weltweiten energie - bedingten CO2-Ausstoßes verantwortlich sind.2 Ziel des Index ist es, den politischen und zivilge- sellschaftlichen Druck auf die Regierungen der - jenigen Länder zu vergrößern, die sich in Fragen Klima schutz bisher weniger engagiert bzw. dieses zentrale Thema weitgehend außer Acht gelassen haben.

1Auf Englisch: Climate Change Performance Index (CCPI).

2Einbezogen werden Industrieländer und Länder im Übergang zur Marktwirtschaft (Annex I-Staaten der

E i n l e i t u n g :

Klimarahmenkonvention) sowie alle Länder, die mehr als ein Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursachen.

4

Welcher Staat macht wie viel in Sachen Klimaschutz?

Tabelle 1:

Gesamtergebnis Klimaschutz-Index 2008

Rang Land Punkt- Einzelwertung zahl* Trend Niveau Politik

1 Schweden 65,6

2 Deutschland 64,5

3 Island 62,6

4 Mexiko 62,5

5 Indien 62,4

6 Ungarn 61,0

7 Großbritannien 59,2

8 Brasilien 59,0

9 Schweiz 59,0

10 Argentinien 58,5

11 Lettland 58,1

12 Belgien 57,9

13 Portugal 57,9

14 Malta 57,8

15 Indonesien 57,6

16 Norwegen 57,6

17 Dänemark 57,3

18 Frankreich 56,8

19 Slowakei 56,5

Rang Land Punkt- Einzelwertung zahl* Trend Niveau Politik

20 Litauen 55,9

21 Türkei 55,7

22 Bulgarien 55,5

23 Marokko 54,8

24 Slovenien 54,2

25 Tschech. Repub. 51,9

26 Thailand 51,7

27 Rumänien 51,5

28 Algerien 50,5

29 Spanien 50,1

30 Niederlande 50,1 31 Neuseeland 50,0

32 Kroatien 49,7

33 Südafrika 49,5

34 Iran 49,4

35 Estland 49,2

36 Finnland 49,1

37 Österreich 48,7 38 Weißrussland 47,8

* Werte gerundet. Maximum: 100. Minimum: 0.

Das Gesamtergebnis(s. Tabelle 1) zeigt auf einen Blick, welche Nationen den größten Nach hol - bedarf haben. Aber auch Länder, die in der Rang - folge oben stehen, dürfen sich keineswegs ent- spannt zurücklehnen. Die Resultate machen deut- lich: Selbst wenn sich alle Staaten im selben Maße engagierten, würden die bisherigen Anstrengun - gen nicht ausreichen, einen gefährlichen Klima - wandel zu verhindern. Wenn der Klima schutz eine olym -pische Disziplin wäre, würde es noch kein Land auf das Medaillentreppchen schaffen. Einige Länder profitieren zudem von Begleitumständen, die aus Klimasicht als glücklich zu bezeichnen sind.

(5)

Emissionstrends nach Sektoren (50% Gewichtung) Emissionsniveau (30% Gewichtung)

5 Rang Land Punkt- Einzelwertung

zahl* Trend Niveau Politik

39 Polen 47,2

40 China 47,0

41 Italien 47,0

42 Japan 46,9

43 Griechenland 46,8

44 Irland 46,4

45 Zypern 46,0

46 Singapur 45,4

47 Ukraine 44,7

48 Kasachstan 44,6

49 Malaysia 44,2

50 Russland 43,9

51 Korea, Rep. 41,3

52 Luxemburg 39,2

53 Kanada 37,6

54 Australien 35,5

55 USA 33,4

56 Saudi Arabien 30,0

© Germanwatch 2008

So sind Emissionsminderungenin einigen Ländern dem Zusammenbruch maroder Industrien nach der Auflösung der Sowjetunion oder dem Ersatz einer sehr ineffizienten Kohle- bzw. Braunkohleindus - trie zu verdanken. Zweitens beeinflusst in man chen Fällen, wie etwa beim Spitzenreiter Schwe den, die günstige Ausgangslage für Erneuerbare Ener - gien den Energieversorgungs-Mix des Landes.

Um eine Verzerrung des Gesamtergebnisses auf- grund dieser Faktoren zu verhindern, fließen die Entwicklung des realen Emissionsausstoßes, also der Trend, mit einer Gewichtung von 50 Prozent und die Klimapolitik eines Landes mit einer Gewichtung von 20 Prozent in die Gesamtwertung

ein. Der Index bildet auf diese Weise sehr gut die Änderungen in der nationalen Klimapolitik ab.

Eine Regierung, die sich auf ihren Lorbeeren aus- ruht, muss im nächsten Jahr mit einer schlechteren Platzierung im Index rechnen!

Eine aktuell gute Bewertung ließe sich auch nicht halten, wenn aufgrund der hohen Gas- und Öl - preise und der Debatte um Energiesicherheit ein Ausweichverhalten in Richtung eines vermehrten Kohleeinsatzes stattfinden würde. Ein klima - po li tischer Rückschritt dieser Art hat negative Aus wirkungen auf die Beurteilung des Landes im Klimaschutz-Index.

Trotz der wichtigen Bedeutung des Emissions - trends für die Bewertung darf auch die absolute Höhe der Emissionen nicht unberücksichtigt bleiben. Die gesamten energiebedingten CO2- Emissionen eines Landes bilden das Niveau ab, von dem aus Emissionsreduktionen realisiert wer- den können. Auf diese Weise wird verhindert, dass Länder bestraft werden, die aufgrund sehr geringer Emissionen keine großen Verbesserungs - potenziale mehr haben.

Besonders bedenklich ist, dass die meisten der zehn größten CO2-Emittenten in der Rang liste sehr schlecht abschneiden(s. Tabelle 2). Diese Länder stoßen etwa 60 Prozent der weltweiten CO2-Emis - sio nen aus. Von ihrer zukünftigen Bereit schaft und Fä higkeit, nachhaltige Klimapolitik zu betreiben, wird maßgeblich abhängen, ob ein in großem Maß - stab gefährlicher Klimawandel noch zu vermeiden ist.

Klimapolitik (20% Gewichtung)

Land Anteil an den weltwei- Index-Rang ten energiebedingten

CO2-Emissionen* 2008 (2007)**

Deutschland 3,00 % 2 (4)

Indien 4,23 % 5 (9)

Großbritannien 1,95 % 7 (4)

China 18,80 % 40 (44)

Italien 1,67 % 41 (35)

Japan 4,47 % 42 (39)

Russland 5,69 % 50 (42)

Korea, Rep. 1,65 % 51 (48)

Kanada 2,02 % 53 (51)

USA 21,44 % 55 (53)

* Daten für das Jahr 2005 nach IEA 2007a.

** berechnet mit der aktuellsten Methode

Tabelle 2:

Index-Ranking der 10 größten CO 2 -Emittenten

© Germanwatch 2008

(6)

© Germanwatch 2008

6

Die Weltkarte zeigt, dass die Vorreiter im Klima - schutz, wie schon im vergangenen Jahr, vor allem in Europa zu finden sind, obwohl mittlerweile auch Schwellenländer wie Mexiko, Brasilien und Indien zu der Spitzengruppe gehören. Nicht ein- mal diese Länder verdienen jedoch die Klassi - fikation „Sehr Gut“, da auch Ihre Anstrengungen nicht sicherstellen können gefährlichen Klima - wandel zu vermeiden.

Der Index berücksichtigt nur energiebedingte Emissionen. Daher haben alle Länder, in denen ein größerer Anteil als 10 Prozent der Gesamt emis - sionen aus Änderungen in der Landnutzung stammt (schraffierte Länder in der Karte), eine spezielle Verantwortung in diesem Sektor zusätz- lich Emis sionen zu reduzieren. Besonders Brasilien (Anteil: 80 Prozent) und Indonesien (Anteil: 45 Prozent) müssen in Ihren Bemühungen dazu unter- stützt werden.

Außerdem zeigt die Karte deutlich, dass in großen Teilen der Erde, einschließlich Australien, Kanada, USA und Russland, noch kein wirksamer Klima - schutz betrieben wird. Besonders Australien hat in den letzten elf Jahren der Regierungszeit von John Howard eine Klimapolitik verfolgt, die das Land von den im Rahmen der UN-Klimarah menkon -

vention festgehaltenen Klimazielen und den not- wendigen Reduktionen entfernt hat. Australien hat seine energiebedingten Emissionen in den Jahren 1990 bis 2005 um 42 Prozent gesteigert.

Das Land wird seine Platzierung im Index nur verbessern können, wenn der im November 2007 gewählte Premierminister Kevin Rudd sein Ver - sprechen einhält und ein ernsthaftes Klima schutz - programm verabschiedet.

Abb. 1

Weltkarte: Klimaschutz-Index 2008

(7)

7

Ergebnis

sehr gut gut

durchschnittlich schlecht

sehr schlecht

nicht in der Bewertung

Mehr als 10 Prozent der absoluten Emissionen stammen aus Landnutzungsänderungen, die nicht in den Index-Berechnungen enthalten sind.

© Germanwatch 2008

© Nasa

(8)

8

1 . W a s b r i n g t d e r K l i m a s c h u t z - I n d e x ?

6Die Sektoren-Kategorien entsprechen den IPCC-Richt - linien für die Emissionserfassung.

7Die Beeinflussung der CO2-Emissionen durch Raubbau an Wäldern konnte aufgrund der unsicheren Datenlage noch nicht berücksichtigt werden.

3Im Vergleich zum vorindustriellen Niveau.

4Bereits heute ist ein Temperaturanstieg von 0,75 Grad seit Beginn der Industrialisierung feststellbar (IPCC, 2007a).

5Zum Vergleich: 1900 lag die CO2-Äquivalenz-Konzentra - tion in der Atmosphäre bei 280 ppm, im Jahr 2005 betrug sie 379ppm (IPCC, 2007a).

Sämtliche im Klimaschutz-Index betrachteten Staaten sind nach Artikel 2 der Klimarahmen kon - vention in der Pflicht, einen im großen Ausmaß gefährlichen Klimawandel zu vermeiden. Dies soll gemäß dem in der Konvention verankerten Prinzip der gemeinsamen, aber differenzierten Verant - wortung von Industrie- und Entwicklungsländern erreicht werden. Das sogenannte „Zwei-Grad- Limit“ spielt hier eine bedeutende Rolle, da die EU nach mehreren wissenschaftlichen Studien diese Obergrenze der globalen Erwärmung3als klimapolitische Zielsetzung übernommen hat.

Wird diese Begrenzung eingehalten, würde die Gefahr der unbeherrschbaren Folgen des Klima - wandels stark verringert.4Der Wissen schaft liche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltver - än derungen (WBGU) empfiehlt deshalb, dass sich eine internationale Klimapolitik, in deren Folge das Zwei-Grad-Limit nicht überschritten werden

soll, an einer maximalen CO2-Äquivalenz-Konzen - tration von 450 ppm in der Atmosphäre orientie- ren sollte5. Dies bedeutet, dass die CO2-Emis - sionen bis zur Mitte dieses Jahrhunderts in den Schwellenländern um 45 bis 60 Prozent und in den Industrieländern um 80 Prozent reduziert werden müssen.

Der Klimaschutz-Index vergleicht jährlich, welche Staaten besser oder schlechter auf dem Weg zu die sem „olympischen Ziel“ vorangekommen sind.

Die Entwicklung der Treibhausgasemissionen so- wie die Klimapolitik dieser Staaten können auf ei- nen Blick analytisch erfasst und verglichen werden.

Der Index schafft Transparenz, und wir sehen mit Freude, dass er in immer mehr Parlamenten als Ansporn und Druckmittel für eine bessere Klima - politik genutzt wird.

Der Klimaschutz-Index beinhaltet drei Teilbewer - tungen, die in ihrer Addition ein differenziertes Bild der Klimaschutzleistungen der bewerteten Länder ergeben.

I Erstens verdeutlicht er den Emis sions trendder letzten Jahre. Dies wird durch eine Aufteilung in die vier volkswirtschaftlichen Sektoren6 – Energie, Verkehr, Gebäude und Indus trie – erreicht. In jedem dieser Sektoren wird die Entwicklung des energiebedingten CO2-Aus - stoßes untersucht.

Der Emissionstrend fließt mit 50 Prozent in die Gesamtbewertung des Klimaschutz-Index ein.

I Zweitens zeigt er das Niveau der energie - bedingten CO2-Emissionen7 eines Landes unter Berück sichtigung der jeweiligen Ausgangs - lage auf.

Dieser „Ist-Zustand“ geht mit 30 Prozent in die Bewertung ein.

I Drittens bewertet er die nationale und inter - nationale Klimapolitikeines Landes.

Die Gesamt bewertung des Indexes berücksichtigt die nationale und internationale Klimapolitik eines Landes mit je 10 Prozent.

2 . W i e f u n k t i o n i e r t d e r K l i m a s c h u t z - I n d e x ?

P h o t o : Dietmar Putscher

(9)

9

30%

50%

20%

Primärenergie pro BIP-Einheit Elektrizität

Erneuerbare Energien Internationaler Flugverkehr Straßenverkehr

Privathaushalte

Produktions- und Baugewerbe

Nationale Klimapolitik Internationale Klimapolitik

Klimapolitik

Soll und Ist Vergleich der Gesamtemissionen seit 1990

Primärenergie pro Kopf CO2pro Primärenergie-Einheit

Emissionstrends nach Sektoren

Emissionsniveau

Energie

Transport

Gebäude Industrie

© Germanwatch 2008

Abb. 2

Da Trend und Politik insgesamt 70 Prozent der Bewertung ausmachen, kann eine engagierte Klimaschutzpolitik über einige Jahre ein Land in die Spitzengruppe führen. Allerdings wird es nur ganz oben landen, wenn auch der Ist-Zustand der Emissionen einigermaßen befriedigend ist. Denn immerhin geht dieser mit einem knappen Drittel in die Bewertung ein, was ausschließt, dass Länder mit einem relativ hohen Emissionsniveau sehr po- sitiv bewertet werden.

Wenn der Ist-Zustand hingegen stärker gewichtet würde, wären über einen Zeitraum von ein oder zwei Jahren nur geringe Veränderungen in den Platzierungen der Staaten zu erwarten, da sich die absoluten Emissionswerte nur langsam anpassen.

Deshalb würde so auch die sehr engagierte Klima - politik eines Staates mit schlechten Startvoraus - setzungen lange Zeit nicht honoriert.

Der Klimaschutz-Index berechnet sich aus den neusten Daten der Internationalen Energie Agen - tur (IEA) die immer kurz vor der Index-Veröf fent - lichung bereitgestellt werden und beinhaltet da- mit CO2-Emissionsdaten bis ins Jahr 2005. Sie werden ergänzt durch eine qualitative Bewer tung der nationalen und internationalen Klima politik eines Landes, welche auf der Befragung von welt- weiten Klimaschutzexperten basiert. Für den Index 2008 äußerten sich 63 Experten zu den kli- mapolitischen Initiativen ihrer Regierungen. Die NGO-Vertreter erläuterten die wichtigsten Maß - nahmen zur Emissionsreduktion innerhalb der ein- zelnen Sektoren Energie, Ver kehr, Gebäude und Industrie und beurteilten ihre Wirksamkeit. Eine fortschrittliche Klima politik wirkt sich also unmit- telbar auf das Index-Ranking eines Landes aus, während ihre tatsächlichen Auswirkungen auf Emis sionstrends meist erst in den folgenden Jahren sichtbar werden. Die Indikatoren, die in die Berechnung des Klima schutz-Index einfließen, sind auf den nächsten Seiten im Detail aufgeführt.

(10)

10 8Die Verwendung von Perioden hat den Vorteil, dass Extremwerte gemittelt werden können.

9Siehe Hohmeyer (1989).

10Die zusätzlichen atmosphärischen Belastungen, die durch den Flugverkehr entstehen (z. B. durch Kondensstreifen), werden bei der Bewertung berücksichtigt.

Wirkungsvolle politische oder marktwirtschaft - liche Maßnahmenzur Reduktion von CO2-Emis - sionen machen sich in den davon betroffenen Sek - to ren bemerkbar. Der Klima schutz-Index misst deshalb mit den Trendindika toren die Entwick - lung der CO2-Emissionen in den Sektoren Energie, Verkehr, Gebäude und Indus trie. Konkret geht es um die Veränderung zwischen den durchschnitt - lichen Emissionen der Perioden 1998-2000 und 2003-2005.8

Bei der Berechnung der CO2-Emissionen in den einzelnen Sektoren werden folgende Indikatoren berücksichtigt:

I Energie:

In diesem Sektor werden die Emissionen be- wer tet, die bei der Erzeugung von Strom ent- stehen. Da Atomenergie ein risikoreicher Ener - gieträger ist9, wird bei der Bewertung des Emis sionstrends die Kernkraft mit CO2-Risi ko - äquivalenzen pro Energieeinheit einberechnet.

Die Äquivalenzen entsprechen den CO2-Emis - sionen eines effizienten Kohlekraft werks. Da - mit wird verhindert, dass Kernkraft werks-Neu -

bauten positiv ins Gewicht fallen. Ein Land, das aus der Kernenergie aussteigt, wird deshalb nur belohnt, wenn es die Atom energie CO2-arm er- setzt. Der Anteil Erneuerbarer Energien wird wegen seiner essenziellen Bedeutung für den künftigen Emissionstrend im betroffenen Land gesondert bewertet.

I Verkehr:

Bewertet werden die CO2-Emissionen im Straßen verkehr sowie – klimagewichtet10 – die der internationalen Luftfahrt.

I Gebäude:

Dieser Sektor berücksichtigt die Energie, die für das Beheizen von Gebäuden verwendet wird. Er repräsentiert damit u.a. die Emissionen für Heizen und Warmwasser (soweit nicht elek- trisch erzeugt) der privaten Haushalte.

I Industrie:

Hier werden Emissionen des Produktions- und Baugewerbes erfasst.

Abb. 3

Die Abbildung oben zeigt die sektoralen Pro-Kopf- Emissionstrends der zehn größten CO2-Emittenten.

Einberechnet wurde auch der Soll-Ist-Vergleich (siehe 'Gewichtung der Trendindikatoren'). Indien schneidet am zweitbesten ab, weil es trotz eines star- ken Bevölkerungswachstums seine Emissionen weni- ger gesteigert hat als im Zielszenario vorgesehen.

Trend-Indikatoren

Korea, Rep.

China

Italien

Japan USA

Kanada

Russland

Großbritannien

Indien

Deutschland

70 60 50 40 30 20 10

0 © Germanwatch 2008

Die Trendindikatoren fließen mit insgesamt 50 Prozent in die Gesamtwertung des Klimaschutz- Index ein. Diese 50 Prozent werden aufgespaltet in eine 'Rohwertung' (bewertet mit 35 Prozent - punkten) und einen Soll-Ist-Vergleich (bewertet mit 15 Prozentpunkten). Letzterer resultiert aus der Tatsache, dass die untersuchten Länder eine gemeinsame, aber differenzierte Klimaschutz- Verantwortung haben (siehe UN-Klimarahmen - konvention Art. 3), die sich nach ihrem jeweiligen Entwicklungsstand richtet.

Der Anteil der einzelnen Sektoren an der 'Roh - wertung' bemisst sich nach ihrer Relevanz für den Klimawandel: So verursacht der Elektrizitäts - sektor weltweit durchschnittlich ca. 40 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen. Die Sek - toren Verkehr und Industrie verursachen etwa je- weils 25 Prozent und der Gebäudesektor 10 Prozent. Der jeweilige Anteil der einzelnen Sekto - ren am Gesamtausstoß wird bei der Berechnung des Emissionstrends nach Sektoren berücksichtigt (siehe Abb. rechts oben).

Der Soll-Ist-Vergleich, der die 'Rohwertung' korri- giert, vergleicht die Entwicklung der realen Pro- Kopf-CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2005 Gewichtung der Trendindikatoren

2.1 Emissionstrend (50%)

besser

schlechter

(11)

11 30%

50%

20% Soll - IstEntwicklung

Industrie Gebäude Straßenverkehr Int. Flugverkehr Elektrizität

Erneuerbare Energien 15,0 %

7,0 % 4,0%

4,0%

4,0%

8,0 % 8,0 % Niveau

Politik

Trend

© Germanwatch 2008

Abb. 4 mit einer 'gewünschten' Entwicklung zwischen

1990 und 2005. Diese gewünschte Entwicklung wurde mit Hilfe des Ansatzes „gemeinsame aber differenzierte Konvergenz“11 errechnet. Er basiert auf dem Prinzip der Annäherung der Pro-Kopf- Emissionen aller Länder auf lange Sicht. „Diffe - renziert“ meint hier, dass Entwicklungs länder auf dasselbe Ziel hinarbeiten wie Industrieländer, aber zu einem späteren Zeitpunkt mit der Reduktion starten. Dieser Ansatz wird kombiniert mit einem Szenario (450 ppm CO2-Äquivalenzen bis 2050)12, das mit einer Wahr scheinlichkeit von 50 % zur Einhaltung des Zwei-Grad-Limits führt.

Hieraus wird der Soll-Wert der Pro-Kopf-Emis - sionen jedes Landes für das letzte berücksichtigte Jahr (2005) errechnet.

Der Entwicklungspfad dahin wird, wie vom WBGU13 vorgeschlagen, nach dem Prinzip der 'ge- meinsamen, aber differenzierten Verantwortung' so berechnet, dass sich die Pro-Kopf-Emissionen weltweit bis 2050 schrittweise einander anglei- chen, die Industrieländer also etwa doppelt so schnell CO2reduzieren wie die Schwellenländer.

Im Klartext:

Durch den Soll-Ist-Vergleich werden den Schwel - lenländern im Klimaschutz-Index zeitlich befriste- te Emissionszuwächse eingeräumt, ohne jedoch das Ziel der CO2-Reduktion aus den Augen zu ver- lieren. Außerdem werden hierdurch insbesondere diejenigen Länder belohnt, die seit 1990 im Umfang ihrer Kyoto-Verpflichtung oder darüber hinausgehend reduziert haben.

2.2 Emissionsniveau (30%)

Die folgende Tabelle stellt die Anteile der zehn größten CO2-Emittenten am weltweiten CO2- Aus stoß, Bruttoinlandsprodukt, Energiever brauch

und der Bevölkerung sowie die Platzierung der je- weiligen Länder im Klimaschutz-Index dar.

Tabelle 3:

Die Kerndaten der zehn größten CO

2

-Emittenten

Länder

Klimaschutz- Index Platzierung

2008 (2007)*

Anteil an den weltwei- ten energie bedingten CO2-Emissionen**

Anteil am welt- weiten Primär- ener gieverbrauch**

Anteil am welt- weiten Brutto- inlandsprodukt**

Anteil an der Erdbe- völkerung**

Deutschland 2 (4) 3,00% 3,02% 3,97% 1,28%

Indien 5 (9) 4,23% 4,70% 6,16% 17,02%

Großbritannien 7 (4) 1,95% 2,05% 3,11% 0,94%

China 40 (44) 18,80% 15,18% 14,75% 20,39%

Italien 41 (35) 1,67% 1,62% 2,79% 0,91%

Japan 42 (39) 4,47% 4,64% 6,36% 1,99%

Russland 50 (42) 5,69% 5,66% 2,53% 2,23%

Korea, Rep. 51 (48) 1,65% 1,87% 1,75% 0,75%

Kanada 53 (51) 2,02% 2,38% 1,81% 0,50%

USA 55 (53) 21,44 % 20,47% 20,13% 4,61%

Summe 64,92% 63,97% 63,36% 50,62%

© Germanwatch 2008

** Daten für das Jahr 2005 nach IEA 2007a.

11Höhne u. a. 2005.

12Meinshausen 2005.

13WBGU 2003b.

* berechnet mit der aktuellsten Methode

(12)

12

15%

7,5%

7,5%

Abb. 5

Die Abbildung oben zeigt, wie die zehn größten CO2- Emittenten bei den Emissionsniveau-Indi katoren in Relation zum Durchschnitt aller untersuchten Länder abschneiden. Indien ist hier der Spitzenreiter, Russ - land dagegen bei diesem Indi kator das Schlusslicht unter den größten Emittenten.

Gewichtung der Emissionsniveau- Indikatoren

30%

50%

20%

Primärenergie pro BIP-Einheit Primärenergie pro Kopf CO2pro Primärenergie- Einheit

Niveau Politik

Trend

© Germanwatch 2008

Das Emissionsniveau fließt mit insgesamt 30 Pro - zent in die Indexwertung ein. Die Abbildung unten erläutert, wie die drei Indikatoren im Gesamt - ergebnis berücksichtigt werden.

Durch die Auswahl und Gewichtung der drei Indi - ka toren wird erreicht, dass keine der vier Kom - ponenten (CO2-Emissionen, Primärenergiever - brauch, BIP und Bevölkerung) doppelt berücksich- tigt wird.

Emissionsniveau-Indikatoren

Korea, Rep. China

Japan USA

Kanada

Italien Russland

Großbritannien Deutschland

Indien

80 70 60 50 40 30 20 10

0 © Germanwatch 2008

Abb. 6

I CO2-Emissionen pro Primärenergie-Einheit I Primärenergieverbrauch pro Einheit des

Bruttoinlandsprodukts (BIP) I Primärenergieverbrauch pro Kopf Auf diese Kerndaten beziehen sich die folgenden

Emissionsniveau-Indikatoren.

Die CO2-Emissionen werden in Relation zu diesen Faktoren gesetzt. Zusätzlich wird die Energie - effizienz eines Landes beurteilt, so dass sich fol- gende drei Emissionsniveau-Indikatoren ergeben:

Photo:Dietmar Putscher

besser

schlechter

(13)

13

2.3 Klimapolitik (20%)

Abb. 7

Die Abbildung oben zeigt, wie unterschiedlich Exper - ten die nationale und internationale Klimapolitik der zehn größten CO2-Emittenten bewerten. Bemer - kenswert ist, dass China hier relativ gut abschneidet.

Gründe dafür sind das inzwischen national und inter- national starke Engage ment für Erneuerbare Ener - gien, neue Klimaschutz-Regulierungen im Verkehrs - bereich und eine neuerdings relativ konstruktive Rolle in den UN-Klimaver handlungen.

Die Klimapolitik der bewerteten Länder hat einen 20-prozentigen Anteil an der Gesamtwertung, wo- bei politische Aktivitäten auf nationaler und inter- nationaler Ebene mit jeweils 10 Prozent einfließen.

Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, dennoch beeinflusst diese Teilbewer tung die Gesamtplatzierung ganz erheblich. Denn während das Emissionsniveau sich nur schrittweise verrin- gern lässt – das Verbessern der Bilanz also seine Zeit braucht – kann ein Umschwenken in der Klima - politik die Bewertung nach unten oder oben schnellen lassen. So stehen die USA durch ihre klimapolitische Blockadehaltung nach Einberech - nung des Klimapolitik-Faktors dieses Jahr wie im letzten Jahr weit hinten, auf Platz 55. Deutschland verbessert seine Position im Klimaschutz-Index dadurch, dass es seit Jahren eine starke Rolle in der internationalen Klimaschutz-Politik spielt. Beson - ders wurde dabei von den Experten das Engage - ment für mehr Klimaschutz während der deutschen EU-Rats präsidentschaft 2007 gewürdigt. Würde die US-Regierung, wie von Präsident Bush prokla- miert, tatsächlich eine Führungsrolle in der Klima -

Klimapolitik

Großbritannien Indien Korea, Rep. USA

Kanada

Russland Italien

Deutschland China Japan

100

80

60

40

20

0

© Germanwatch 2008

30%

50%

20%

Nationale Klimapolitik 10%

10%

Internationale Klimapolitik Niveau

Politik Trend

© Germanwatch 2008

politik übernehmen, könnte sich das Land um bis zu 20 Plätze verbessern. Darüber hinaus ist dieser Teilbereich für die Bewertung eines Landes in den künftigen Aktua lisierungen des Klimaschutz-Index natürlich entscheidend, da nur eine aktive Klima - politik das Niveau der Gesamtemissionen sinken lassen und damit einen positiven Trend ein läuten kann. Das maßgebliche Kriterium zur Bewer tung der Klima schutzpolitik ist ihre Aus wirkung auf den Emis sionstrend.

Abb. 8 Die Klimapolitik-Indikatoren tragen der Tatsache

Rechnung, dass Maßnahmen zur CO2-Reduktion oftmals erst nach mehreren Jahren ihre volle Wirkung entfalten. Zudem sind die aktuellsten Daten zu den CO2-Emissionen aufgrund der gründ- lichen Erfassung etwa zwei Jahre alt. Die Politik wird hingegen möglichst aktuell bewertet. Damit wird zum Teil korrigiert, dass neue Regierungen nach einem Politik wechsel von der Politik der Vorgän ger regierung in großem Maße positiv oder negativ in Mitleiden schaft gezogen werden.

Durch eine umfassende jährliche Studie, deren maßgebliche Grundlage die jeweilige Bewertung von Länderexperten ist, wird eine aktuelle Bewer - tung der nationalen Klimapolitik in den Sektoren Energie, Industrie, Verkehr und Gebäu de ermög- licht. Die politischen Maßnahmen, die zu Emis - sionsminderungen führen, werden somit direkt be- lohnt, bezieht der Klimaschutz-Index doch die ak- tuelle Klimapolitik der Länder in die Bewer tung mit ein. Hier werden sowohl die nationalen An stren - gungen der Länder als auch die Rolle bei internatio- nalen Verhandlungen zum Klima schutz berücksich- tigt. Ohne eine starke, international koordinierte Klimapolitik besteht wenig Aussicht, insgesamt ehrgeizige Klimaschutz ziele zu erreichen.

Gewichtung der Klimapolitik-Indikatoren

besser

schlechter

(14)

14

Indikator Punkte* Rang (1-56) Gewichtung Rang

Emissions-Niveau CO2pro Primärenergie 13,2 50 15,0%

Primärenergie pro BIP-Einheit 74,0 35 7,5% 41

Primärenergie pro Kopf 93,1 7 7,5%

Emissions- Energie Elektrizität (Stromerzeugung) 23,2 55 8,0%

trends nach Erneuerbare Energien 13,4 30 8,0%

Sektoren Transport Internationaler Flugverkehr 31,5 50 4,0% 53

Straßenverkehr 11,4 50 4,0%

Gebäude Privathaushalte 51,9 38 4,0%

Industrie Produktions- und Baugewerbe 34,5 52 7,0%

Soll - Ist - Entwicklung seit 1990 55,6 20 15,0%

Klimapolitik International 66,7 18 10,0% 7

National 85,1 8 10,0%

Gesamtwertung 47,0 100% 40

14Energy Information Administration (2007).

Die fortschreitende Industrialisierung und das schnelle Wirtschaftswachstum in China und zu ei- nem geringeren Maße auch in Indien beeinflussen erheblich die Entwicklung der CO2-Emissionen, weil dieses Wachstum hauptsächlich mit der Energie fossiler Brennstoffe ermöglicht wird.

Sowohl in China als auch in Indien hat der Einsatz fossiler Energieträger zur Energie gewinnung (hier vor allem Kohle) mit dem wirtschaftlichen Wachs - tum stark zugenommen, und es wird erwartet, dass die steigende Energie nachfrage auch zukünf- tig durch Kohlekraftwerke befriedigt wird. Beide Länder machen zusammen 72 Prozent des voraus- sichtlichen Anstiegs der weltweiten Nachfrage nach Kohle über den Zeitraum 2004 bis 2030 aus14. Kohle ist der CO2-intensivste fossile Brennstoff, und der vorhergesagte Anstieg seines Anteils am globalen Energie-Mix bedeutet (ohne CO2-Ab - scheidung) ein großes Risiko für den weltweiten Klimaschutz. Wenn die Kohle dazu nicht so effi- zient wie möglich verbrannt wird, ist die Aus - wirkung besonders problematisch. Allerdings befinden sich die Pro-Kopf-Emissionen in beiden Ländern – im Falle Indiens sogar sehr weit – unter dem globalen Durchschnitt.

In Schwellenländern ist die Entwicklung effektiver Klimapolitik von besonderer Bedeutung, da der

Industrialisierungsprozess von wegweisenden Investitionsentscheidungen gekennzeichnet ist.

Diese entscheiden über die Art der Energie - versorgung über einen langen Zeitraum. Aus die- sem Grund ist die Untersuchung der Positionen aufstrebender Volkswirtschaften und ihre Bei - träge zur Dynamik internationaler Klimapolitik von besonders großem Interesse.

Die konstruktive Zusammenarbeit von Industrie- und Schwellenländern ist eine notwendige Vor - aussetzung für die Realisierung einer wirksamen Klimaschutz-Strategie. Der Klimaschutz-Index berücksichtigt die besonderen wirtschaftlichen Umstände von Schwellenländern über eine Anpas - sung der Entwicklungspfade innerhalb des Soll- Ist-Vergleichs zur Beurteilung der Emissions - trends. Indien, zum Beispiel, als eines der obers- ten fünf Länder im Index profitierte bisher von der Tatsache, dass das starke Bevölkerungswachstum nicht von einem proportional starken Emissions - anstieg begleitet wurde, was sich positiv auf den Pro-Kopf-Emissionstrend auswirkt. Die tatsäch - liche Emissionsentwicklung blieb hinter dem im Zielszenario antizipierten Anstieg zurück. Die Pro- Kopf-Emissionen in China sind dreimal höher als die in Indien, aber übersteigen auch noch nicht das erlaubte „Maß” des Zielszenarios.

3 . L ä n d e r v e r g l e i c h a m B e i s p i e l I n d i e n - C h i n a

Tabelle 4: China im Klimaschutz-Index 2008

© Germanwatch 2008

* Minimum: 0, maximum: 100

(15)

15 Tabelle 5: Indien im Klimaschutz-Index 2008

Länder können durch positive politische Impulse im eigenen Land und gute Beiträge in der interna- tionalen Klimapolitik in der Gesamtwer tung punk- ten.

Die folgenden Berechnungsbeispiele zeigen an- hand von Indien und China, dass der Klimaschutz- Index für die Position der Schwellenländer in jeder der drei Bewertungs kategorien eine differenzier- te Analyse ermöglicht. Wichtig: Das Endergebnis für den Index errechnet sich aus der durchschnitt- lichen Punkt zahl, nicht aus den durchschnittlichen Platzie rungen. Sehr hohe oder niedrige Punkt - zahlen in einzelnen Kategorien können deshalb das End ergebnis stark beeinflussen. Während die Platzie rung eines Landes lediglich eine Rangfolge festlegt, sagt sie nichts darüber aus, wie stark die Klimaschutz leistungen von den nächstplatzierten Ländern abweichen. Aussagen darüber, wie viel besser oder schlechter die Leistungen tatsächlich waren, sind nur über die Punktwerte möglich. Dies erklärt, warum die Platzierungen in den einzelnen Indikatoren zum Teil erheblich vom Gesamter - geb nis abweichen. Beispiele für solch stark ins Gewicht fallende Einzelwertungen sind der niedri- ge Primärenergieverbrauch pro Kopf in Indien oder die vergleichsweise gute Bewertung der Klimapolitik Chinas. Der für China genau wie für

Indien positiv bewertete Primärenergieverbrauch pro Kopf wird im Fall Chinas durch die hohen CO2- Emissionen pro Primärenergieeinheit wieder aus- geglichen.

Indiens relativ gutes Abschneiden beruht auf ver- schiedenen Indikatoren. Besonders der Soll-Ist- Vergleich und der Primärenergieverbrauch pro Kopf sind hier bemerkenswert.

Chinas hinterer Platz im Index lässt sich durch sein schlechtes Abschneiden in fast allen Trendindi ka - toren erklären. Die Emissionen stiegen in China zwischen 1998 und 2005 um fast 60 Prozent. Das Land lag 2005 jedoch noch unterhalb des durch das Ziel-Szenario definierten, erlaubten Emis - sions pfades, so dass es im Soll-Ist-Indikator mit 55,6 Punkten eine leicht überdurchschnittliche Wertung erzielte. Die relativ guten Noten für China für die nationale und internationale Politik geben Hoffnung, dass sich China konstruktiv in die UN-Klimaverhandlungen einbringen und seine ambitionierten Ziele durch Erhöhung der Energie - effi zienz erreichen wird.

Indikator Punkte* Rang (1-56) Gewichtung Rang

Emissions-Niveau CO2pro Primärenergie 42,2 17 15,0%

Primärenergie pro BIP-Einheit 84,8 19 7,5% 8

Primärenergie pro Kopf 99,4 2 7,5%

Emissions- Energie Elektrizität (Stromerzeugung) 55,1 42 8,0%

trends nach Erneuerbare Energien 12,2 34 8,0%

Sektoren Transport Internationaler Flugverkehr 55,2 39 4,0% 4

Straßenverkehr 66,1 12 4,0%

Gebäude Privathaushalte 56,1 30 4,0%

Industrie Produktions- und Baugewerbe 67,7 24 7,0%

Soll - Ist - Entwicklung seit 1990 78,4 4 15,0%

Klimapolitik International 47,7 41 10,0% 14

National 85,1 8 10,0%

Gesamtwertung 62,4 100% 5

© Germanwatch 2008

* Minimum: 0, maximum: 100

(16)

16

© Germanwatch 2008

Tabelle 8:

Klimaschutz-Index für Transformationsländer

Rang Land Punkte

6 Ungarn 61,0

11 Lettland 58,1

19 Slowakei 56,5

20 Litauen 55,9

22 Bulgarien 55,5

Rang Land Punkte

24 Slowenien 54,2

25 Tschech. Republik 51,9

27 Rumänien 51,5

32 Kroatien 49,7

35 Estland 49,2

Rang Land Punkte

38 Weißrussland 47,8

39 Polen 47,2

47 Ukraine 44,7

48 Kasachstan 44,6

50 Russland 43,9

Die Ländergruppen-Tabellen erlauben einen Ver - gleich von Ländern mit mehr oder weniger ähn - lichen Ausgangspositionen.

4 . K l i m a s c h u t z - I n d e x n a c h L ä n d e r g r u p p e n

Tabelle 6:

Klimaschutz-Index für die Länder der OECD

© Germanwatch 2008

© Germanwatch 2008

Rang Land Punkte

1 Schweden 65,6

2 Deutschland 64,5

2 Island 62,6

4 Mexiko 62,5

6 Ungarn 61,0

7 Großbritannien 59,2

9 Schweiz 59,0

12 Belgien 57,9

13 Portugal 57,9

16 Norwegen 57,6

Rang Land Punkte

17 Dänemark 57,3

18 Frankreich 56,8

19 Slowakei 56,5

21 Türkei 55,7

25 Tschech. Republik 51,9

29 Spanien 50,1

30 Niederlande 50,1

31 Neuseeland 50,0

36 Finnland 49,1

37 Österreich 48,7

Kyoto-Verweigerer

* (Australien hat jedoch kurz nach der Erstellung des Index das Kyoto-Protokoll ratifiziert.)

Ohne Kyoto-Begrenzung

Rang Land Punkte

39 Polen 47,2

41 Italien 47,0

42 Japan 46,9

43 Griechenland 46,8

44 Irland 46,4

51 Korea, Rep. 41,3

52 Luxemburg 39,2

53 Kanada 37,6

54 Australien* 35,5

55 USA 33,4

Tabelle 7:

Klimaschutz-Index für die Länder der EU

Rang Land Punkte

1 Schweden 65,6

2 Deutschland 64,5

6 Ungarn 61,0

7 Großbritannien 59,2

11 Lettland 58,1

12 Belgien 57,9

13 Portugal 57,9

14 Malta 57,8

17 Dänemark 57,3

Rang Land Punkte

18 Frankreich 56,8

19 Slowakei 56,5

20 Litauen 55,9

22 Bulgarien 55,5

24 Slowenien 54,2

25 Tschech. Republik 51,9

27 Rumänien 51,5

29 Spanien 50,1

30 Niederlande 50,1

Rang Land Punkte

35 Estland 49,2

36 Finnland 49,1

37 Österreich 48,7

39 Polen 47,2

41 Italien 47,0

43 Griechenland 46,8

44 Irland 46,4

45 Zypern 46,0

52 Luxemburg 39,2

Kyoto-Ratifizierer

(17)

17

© Germanwatch 2008

Rang Land Punkte

4 Mexiko 62,5

5 Indien 62,4

8 Brasilien 59,0

10 Argentinien 58,5

15 Indonesien 57,6

Rang Land Punkte

23 Marokko 54,8

26 Thailand 51,7

28 Algerien 50,5

33 Südafrika 49,5

34 Iran 49,4

Rang Land Punkte

40 China 47,0

46 Singapur 45,4

49 Malaysia 44,2

Tabelle 9:

Klimaschutz-Index für Schwellenländer

5 . E n t w i c k l u n g u n d A n w e n d u n g d e s K l i m a s c h u t z - I n d e x

Der Klimaschutz-Index wurde auf der 11. Ver - trags staatenkonferenz der Klimarahmen konven - tion (COP11) in Montréal 2005 zum ersten Mal einem Fachpublikum vorgestellt; das Experten- Feed back ist in die endgültige Fassung eingeflos- sen. Nach der internationalen Pressekonferenz auf der COP12 in Nairobi, wo der Index zum zweiten Mal vorgestellt wurde, gab es bereits eine Presse - resonanz in 70 Ländern, welche seine zunehmende Bedeutung widerspiegelt. Anlässlich des G8- Gipfels in Heiligendamm 2007 erschien erstmals eine Sonderveröffentlichung des Index mit einer aktualisierten Bewertung der 13 teilnehmenden Staaten15.

Der Klimaschutz-Index soll aber nicht nur von Ex - perten genutzt werden, sondern von Jedermann.

Er hilft, das schwer zu durchschauende Geflecht der geteilten Verantwortungen, erfüllten oder ge- brochenen Versprechen und ermutigenden ersten Schritte im internationalen Klima schutz, auf einen Blick verständlicher zu machen.

Seit 2006 kooperiert Germanwatch mit der Rating-Agentur oekom research.Diese nutzt die Analyse des Klimaschutz-Index zur Erstellung ihres Länder-Ratings zur Nachhaltigkeit.

Wir hoffen, dass der Index Ansporn zu deutlich stärkeren Klimaschutzanstrengungen ist. Wir ver- öffentlichen ihn jährlich auf der Weltklima kon - ferenz.

Wir geben Ihnen gerne nähere Auskünfte über die Möglichkeiten der Einzel-Auswertung. Über einen Verteiler wird zudem über Weiterent wick lungen des Klimaschutz-Indexes informiert.

Bei Interesse oder Rückfragen:

Tel.: 0228-60 492-21

E-Mail: burck@germanwatch.org

15Der G8+5-Klimaschutz-Index ist abrufbar unter: http://www.germanwatch.org/ksi.htm.

© Germanwatch 2008

Rang Land Punkte

5 Indien 62,4

15 Indonesien 57,6

26 Thailand 51,7

Rang Land Punkte

40 China 47,0

42 Japan 46,9

46 Singapur 45,4

Rang Land Punkte

49 Malaysia 44,2

51 Korea, Rep. 41,3

Tabelle 10:

Klimaschutz-Index für die Länder der ASEAN plus vier

(Indien, China, Japan, Südkorea)

(18)

18

6 . A n h a n g : M e t h o d e z u r E r s t e l l u n g d e s K l i m a s c h u t z - I n d e x

Die Methode, die bei der Erstellung des Index ver- wendet wurde, folgt einer OECD-Anleitung für die Erstellung von Leistungsindikatoren.16

Für die Standardisierung der einzelnen Indika - toren wurde die Methode „Abstand vom Grup - penersten und Gruppenletzten“ genutzt,

Punktzahl=100

bei der die Platzierung in Bezug gesetzt wird zum Maximum und Minimum des jeweiligen Indika tors. Der Index verwendet Werte zwischen

0 (Letzt platzierter) und 100 (Bestplatzierter).

Diese Normalisierungsmethode wird oft von Ra - ting-Agenturen im Finanzsektor verwendet.

Für die Berechnung des Index wurde folgende Formel verwendet:

16Freudenberg (2003).

P h o t o : Dietmar Putscher

tatsächlicher Wert – minimaler Wert maximaler Wert – minimaler Wert

(19)

19

• Baumert, K.A., Herzog, T. & Pershing, J. (2005): Navigating the Numbers, World Resources Institute.

http://pdf.wri.org/navigating_numbers.pdf

• BMU (2007): Erneuerbare Energien in Zahlen – nationale und internationale Entwicklung.

http://www.bmu.de/allgemein/doc/2720.php

• Energy Information Administration (2007): International Energy Outlook 2007.

http://www.eia.doe.gov/oiaf/ieo/pdf/0484(2007).pdf

• Freudenberg (2003): Composite Indicators of Country Performance: A Critical Assessment.

STI Working Paper 2003/16. Paris.

• Hohmeyer, O. (1989): Soziale Kosten des Energieverbrauchs: externe Effekte des Elektrizitäts - verbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland. Springer, Berlin/Heidelberg.

• IEA (2007a): CO2Emissions from Fuel Combustion. Paris.

• IEA (2007b): Renewables Information. Paris.

• IPCC (1997): Revised 1996 IPCC Guidelines for National Greenhouse Gas Inventories.

http://www.ipcc-nggip.iges.or.jp/public/public.htm

• IPCC (2007a): Climate Change 2007: The Physical Science Basis. Summary for Policymakers.

Contribution of Working Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. http://www.ipcc.ch

• IPCC (2007b): Climate Change 2007: Mitigation of Climate Change. Summary for Policymakers.

Contribution of Working Group III to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. http://www.ipcc.ch

• Höhne; Phylipsen; Ullrich; Blok (2005): Options for the second commitment period of the Kyoto Protocol. Climate Change. Nr. 02/2005. Umweltbundesamt.

http://www.umweltdaten.de/publikationen/ fpdf-l/2847.pdf

• Meinshausen (2005): On the risk of overshooting 2°C. Paper presented at Scientific Symposium

„Avoiding Dangerous Climate Change”, MetOffice, Exeter, 1-3 February 2005.

http://www.pik-potsdam.de/~mmalte/simcap/publications/meinshausenm_risk_of_overshooting_

final_webversion.pdf

• Schellnhuber, H. J. (Hrsg.) (2006): Avoiding Dangerous Climate Change. Cambridge University Press, Cambridge.

http://www.pik-potsdam.de/members/cramer/pdfs/avoidingdangerousclimatechange.pdf/view

• WBGU (2003a): Welt im Wandel – Energiewende zur Nachhaltigkeit.

http://www.wbgu.de/wbgu_jg2003.html

• WBGU (2003b): Über Kioto hinaus denken – Klimaschutzstrategien für das 21. Jahrhundert. Berlin.

http://www.wbgu.de/wbgu_sn2003.html

• Stern, N. (2006): Stern Review on the economics of climate change. UK Treasury.

http://www.hm-treasury.gov.uk/independent_reviews/stern_review_economics_climate_change/

stern_review_report.cfm

• WMO (2007): WMO statement on the status of the global climate in 2006.

http://www.wmo.int/pages/publications/showcase/documents/WMO_1016_E.pdf

• WRI (2005a): CAIT: Greenhouse Gas Sources & Methods. http://cait.wri.org

• WRI (2005b): CAIT: Indicator Framework Paper. http://cait.wri.org

7 . W e i t e r f ü h r e n d e L i t e r a t u r u n d D a t e n q u e l l e n

(20)

Wir sind eine gemeinnützige, unabhängige und überparteiliche Nord-Süd-Initiative. Seit 1991 engagieren wir uns in der deutschen, europä - ischen und internationalen Nord-Süd-, Handels- und Umweltpolitik.

Ohne strukturelle Veränderungen in den Indus - trie ländern des Nordens ist eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche Entwicklung welt- weit nicht möglich. Wir setzen uns dafür ein, die politischen Rahmenbedingungen am Leitbild der sozialen und ökologischen Zukunftsfähigkeit für Süd und Nord auszurichten.

Unser Engagement gilt vor allem jenen Menschen im Süden, die von den negativen Auswirkungen der Globalisierung und den Konsequenzen un - seres Lebens- und Wirtschaftsstils besonders betroffen sind. Wir treten dafür ein, die Globa - lisierung ökologisch und sozial zu gestalten!

Germanwatch arbeitet an innovativen und um- setzbaren Lösungen für diese komplexen Proble - me. Dabei stimmen wir uns eng mit Organi sa - tionen in Nord und Süd ab.

Wir stellen regelmäßig ausgewählte Informa - tio nen für Entscheidungsträger und Engagierte zusammen, mit Kampagnen sensibilisieren wir die Bevölkerung. Darüber hinaus arbeiten wir in gezielten strategischen Allianzen mit konstruk - tiven Partnern in Unternehmen und Gewerkschaf - ten zusammen, um intelligente Lösungen zu ent- wickeln und durchzusetzen.

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