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Damen und Herren

von Presse, Rundfunk und Fernsehen

Pressemitteilung

München, 07.12.2006 PM 22/06/FA Alpen/Umwelt

Leise schmilzt der Kunstschnee !

BN fordert Ende des Wettrüstens mit Kunstschnee und umwelt- und klimaverträgliche Gesamt-Konzepte für den bayerischen Wintersport

Ungewöhnlich hohe Temperaturen sorgen derzeit dafür, dass die

bayerischen Skigebiete grün bleiben und die Schneekanonen still stehen.

„Dieser Dezember führt uns drastisch vor Augen, dass die bayerischen Wintersportorte nicht gut beraten sind, auf die Klimaerwärmung mit Schneekanonen zu reagieren.“ kommentiert Prof. Dr. Hubert Weiger,

Landesvorsitzender des BN die aktuelle Wetterlage. „Jeder Politiker, der zu mehr Kunstschneeeinsatz rät, handelt verantwortungslos“. Denn nach Ansicht des BN hat der Einsatz von Kunstschnee nicht nur ökologisch negative Folgen, sondern er führt auch ökonomisch eine Sackgasse. Die hohen Investitionen rechnen sich nicht, auch wenn die Preise für die Skikarten in letzten Jahren stark gestiegen sind. Letztlich wird der

Steuerzahler diese Fehlentwicklung subventionieren müssen. Bereits in den letzten Jahren werden etliche Beschneiungsanlagen von Kommunen

(mit-)finanziert – trotz leerer öffentlicher Kassen.

Nach einer aktuellen Recherche des BN nimmt die Zahl der beschneiten Fläche in den bayerischen Alpen kontinuierlich zu und umfasst mittlerweile 415,8 ha – zum Vergleich: 1987 wurden 10 ha, 2000: 284 ha, 2005: 382 ha beschneit. Der Trend geht in großflächige Beschneiung. Die Änderung der

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Genehmigungsgrundsätze für die Beschneiungsanlagen im August 2005 hat diesen Trend verstärkt. Neue große Anlagen wurden/ werden seit dieser Änderung am Stümpfling (13 ha Sutten, MB), am Hausberg (12 ha Horn, GAP), am Kreuzeck (12 ha Kandahar, GAP) oder am Tegelberg

(Vergrößerung um ca. 10 ha, OAL) errichtet. Der BN hatte die Änderung der Genehmigungsgrundsätze abgelehnt, auch wenn sie in der Praxis eh kaum mehr beachtet wurden.

Alle Klimaexperten, insbesondere die Experten zum Alpenraum,

prognostizieren gravierende Auswirkungen der Klimaerwärmung auf den bayerischen Wintersport. Die Grenze der Schneesicherheit wird bis 2050 von heute 1200 m auf 1500-1800 m steigen. „Politiker und Touristiker wären besser beraten, sich auf diese Experten zu verlassen, anstatt in einer Art Torschlusspanik ökologisch und ökonomisch unsinnige Investitionen in Kunstschnee zu fordern“, kritisierte Werner Fees, stellv. Sprecher des BN Arbeitskreieses Alpen. Auch im Interesse der Gemeinden ist es ehrlicher, auf die zunehmenden Temperaturen im Alpenraum hinzuweisen und den Gemeinden angesichts leerer Kassen bei der Erstellung zukunftsfähiger Konzepte zu helfen. „Wer sein Geld bisher mit Schneekanonen vergräbt, braucht sich nicht wundern, wenn er nun trotzdem im Grünen sitzt und keine Konzepte für einen schneeunabhängigen Wintertourismus aufgebaut hat“, so Hubert Weiger.

Der Konkurrenz der österreichischen großen Skigebiete wird man auch mit bayerischen Schneekanonen nicht trotzen können. Eine echte Lösung für den bayerischen Wintersport kann nach Ansicht des BN nur in einem Gesamt-Konzept liegen, das die Auswirkungen des Klimawandels auf den bayerischen Wintersport regional betrachtet und nicht in einem letztlich ruinösen Schneekanonenwettbewerb mit österreichischen Skiorten. Die Qualitäten der bayerischen Alpenorte liegen in anderen Gebieten als dem alpinen Skisport und müssen weiterentwickelt werden. Kunstschnee ist kein

„Alleinstellungsmerkmal“ – das Erleben der an jedem Ort unterschiedlichen und besonderen Landschaft aber ist es.

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2) Grafiken zur Klimaerwärmung 3) Argumente gegen Kunstschnee

(4)

Anlage 1: Aktuelle Daten zur Beschneiung in den bayerischen Alpen (Quelle:

BN, nach Umfragen an den Behörden November 2006)

Beschneiungsanlagen nach Landkreisen

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200

1998 1999

2000 2001

2002 2003

2004 2005

2006

ha

Bad Tölz-Wolfratshausen Berchtesgadener Land Garmisch-Partenkirchen Lindau

Miesbach Oberallgäu Ostallgäu Rosenheim Traunstein

0 100 200 300 400 500

ha

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006

Entwicklung beschneite Fläche in den bayerischen Alpen

Bayern

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Flächengröße der Beschneiung

0 5 10 15 20 25

1998 1999

2000 2001

2002 2003

2004 2005

2006 Jahr

Anzahl Skigebiete Kleine Fläche (unter 3 ha)

Mittlere Fläche (3 bis 10 ha)

Große Fläche (über 10 ha)

0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Durchschnittliche Größe in ha

(6)

Anlage 2: Grafiken zur Klimaerwärmung in den Alpen

Quelle: Kromp-Kolb, BOKU Wien, Institut für Meteorologie, 2006

Tage mit Schneedecke > 20 cm

klimatologisches Mittel und 10 wärmste Jahre

430 753 845 1100 1964 2309 3106 m

Schm ittenhöhe: Monatsm itteltem peraturen im W inter

Häufigkeitsverteilung der Monatsmitteltemperaturen im Winter auf der Schmittenhöhe (Beobachtet und Szenario)

2,2 2,7 0,0

15,7

2,7 2,7

15,7

6,8

5,4 29,2

26,0

13,5 22,5

32,9

24,3 13,5

23,3

31,1

1,1 5,5

23,0

/ (d (

! H

Ð7H1 7WH2 `7ŸH2

<-10 -10 - -8 -8 - -6 -6 - -4 -4 - -2 -2 - 0 > 0

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23,3

31 ,1

1,1 5,5

23 ,0

/ (d (

! H

Ð7H1 7WH2 `7ŸH2

1961-1990 2001-2025 2026-2050

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Quelle: Prof. Seiler, IMK-IFU, Garmisch-Partenkirchen

Quelle: Prof. Seiler IMK-IFK, Garmisch-Partenkirchen

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Höhenlage der bayerischen Skigebiete

500 1000 1500 2000 2500 3000

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

Tiefster PunktHöhenunterschiedHöchster Punkt Grünten- und Mittags-Ski-Center 715 1023 1738

Hindelang 825 489 1314

Jungholz 1054 446 1500

Obermaiselstein 859 841 1700

Oberstdorf 815 1409 2224

Tegelberg 796 934 1730

Alpspitze bei Nesselwang 867 708 1575

Oberammergau 840 843 1683

Garmisch-Partenkirchen 720 2110 2830

Mittenwald 920 1280 2200

Lenggries-Brauneck 700 900 1600

Sutten 990 516 1506

Spitzing 1085 495 1580

Sudelfeld 1090 473 1563

Wendelstein 800 1000 1800

Reit im Winkl/ Steinplatte 695 1175 1870

Götschen 880 427 1307

Jenner 630 1170 1800

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

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Anlage 3: Argumente gegen Kunstschnee

Baubedingte und betriebsbedingte Auswirkungen sind:

Beschädigung an Boden, Vegetationsdecke und Gehölzen,

Verstärkter Oberflächenabfluss mit entsprechender Erosionsgefahr,

Wasserentnahme aus Fließgewässern und damit gerade im Winter Gefahr der negativen Auswirkungen auf Fließgewässer-Lebewesen bei Wassermangel,

flächenintensive negative Auswirkungen der häufig mit der Beschneiung verbundenen Speicherteiche (Massive Bodenbewegungen und -befestigungen, z.T. Bergwald- Rodungen, „Tierfallen“, Landschaftsbild u.a.),

Veränderungen der Vegetation (s.u.)

Verlärmung auch außerhalb des Skibetriebes und damit weitere zeitliche Einengung der Ruhephasen für Tiere,

Energieverbrauch.

Eine neue Veröffentlichung in Zusammenhang mit einem dreijährigen Forschungsprojekt am Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF zur Dokumentation der Auswirkungen der Kunstschneedecke (April 2005) hat starke Auswirkungen von Pistenbetrieb und Kunstschneeeinsatz auf die Diversität und die Produktivität der Arten festgestellt, unter anderem:

- Die Schneedecke auf Kunstschneepisten ist mächtiger und wasserreicher. Das Kunstschnee-Schmelzwasser enthält deutlich mehr Mineralien und Nährstoffe als das natürliche Schmelzwasser. Als Folge davon nehmen Zeigerarten für höhere Nährstoff- und Wasserversorgung auf Kunstschneepisten zu.

- Da der Kunstschnee ca. zwei bis drei Wochen länger liegen bleibt, verzögert sich das Pflanzenwachstum. Als Folge kamen Pflanzen, die typischerweise an Orten mit sehr später Ausaperung wachsen (sogen. Schneetälchenarten), häufiger vor.

- Grundsätzlich war auf allen Pisten – sowohl Naturschnee- wie Kunstschneepisten – die Diversität an Arten und Produktivität im Vergleich zu ungestörten Kontrollflächen

verringert (SLF Davos, 2002 - www.wsl.ch/slf/lebensraum-alpen/kunstschnee-umwelt- de.htm).

- Nur auf landwirtschaftlich genutztem und gedüngtem Grünland in tiefen Lagen wirkt sich die künstliche Beschneiung wenig auf die vorhandene Vegetation aus.

Für alle Bereiche muß mit Beeinträchtigungen bzw. dauerhafter Schädigung gerechnet werden, insbesondere in Hochlagen über der Baumgrenze. Mit zunehmender Höhe nimmt die „Toleranz“ der Pflanzengesellschaften gegenüber baulichen und betrieblichen

Beeinträchtigungen ab. Bekanntlich sind die Rekultivierungszeiträume bei alpinen

Pflanzengesellschaften äußerst lange, sofern eine Wiederherstellung überhaupt möglich ist.

Deshalb sind die Folgen von Baumaßnahmen und künstlicher Beschneiung gerade in den empfindlichen, höheren Lagen sehr kritisch zu bewerten.

Referenzen

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