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Hoffnung durch neue Therapien

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122 DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2017 | www.diepta.de

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edes Jahr erkranken in Deutschland eine halbe Million Menschen an Krebs. Nach Herz- Kreis- lauferkrankungen ist er hierzu- lande die zweithäufigste Todes- ursache. Die Diagnose trifft meist Menschen in der Lebens- mitte oder danach und stürzt sie oft in tiefe Krisen. Die Ohn- macht darüber, dass andere be- stimmen, was für einen selbst gut ist, schlägt bei Krebs so hohe Wellen wie bei sonst

kaum einer Krankheit. So zum Beispiel im Fall des neuen Wirkstoffs Palbociclib, der bei fortgeschrittenem Brustkrebs zugelassen ist. Er wird mögli- cherweise wieder vom Markt verschwinden, weil ihm der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) keinen Zusatznutzen gegenüber herkömmlichen Wirkstoffen attestiert hat. Dass Palbociclib in den Studien das Wachstum des Tumors um bis zu 10 Monate aufhalten konnte,

was Schmerzen und erneute Therapien verzögern kann, wurde nach Ansicht vieler Be- troffener vom G-BA nicht aus- reichend gewürdigt – und das macht sie wütend. Denn auch wenn das zeitweise Aufhalten der Erkrankung die Lebenszeit nicht unbedingt verlängert, kann die Lebensqualität in die- ser Zeit deutlich besser sein.

Methadon gegen Hirntu- more? Ähnlich hitzig diskutiert

man seit Monaten das Thema Methadon gegen Krebs. Eine Chemikerin der Uniklinik Ulm fand im Labor heraus, dass Methadon die Zellen von Hirn- tumoren so verändert, dass sie Zytostatika leichter aufnehmen, was ihre Wirksamkeit gegen den Krebs steigern könnte. Große klinische Studien, die das bele- gen, gibt es jedoch noch nicht, und so weigern sich viele Ärzte, ihren Krebspatienten Methadon zu verschreiben, zumal das Opi- oid nicht nebenwirkungsfrei ist.

Für viele Krebspatienten ist das unterlassene Hilfeleistung. Ein Dilemma, das der Krankheit in- härent ist: Forschung braucht Zeit, doch die haben viele Be- troffene nicht mehr. Ihnen blei- ben die Krebstherapien, die jetzt state of the art sind. Gut, dass sich hier in den vergangenen Jahren viel getan hat. Krebs- therapien richten sich heute gegen spezifische molekulare Ei- genschaften der Tumorzellen, die gesunde Zellen nicht auf- weisen. Sie sind daher wesent- lich zielgerichteter als her- kömmliche Chemotherapien, die alle Zellen angreifen, die sich teilen.

Die Anfänge 1998 wurde in der EU mit Rituximab der erste

© scyther5 / iStock / Thinkstock

Trotz Milliarden an Forschungsgeldern ist der Krebs noch lange nicht besiegt.

Doch dank neuer Therapien können heute etwa 50 Prozent aller Erwachsenen und 80 Prozent aller Kinder geheilt werden.

Hoffnung durch neue Therapien

PRAXIS KREBSERKRANKUNGEN

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2017 | www.diepta.de

monoklonale Antikörper für die Krebstherapie zugelassen.

Das biotechnologisch herge- stellte Protein gilt heute als Vorreiter der gezielten Krebs- immuntherapie. Rituximab wirkt auf einen speziellen Bio- marker, das Zelloberflächen- molekül CD20, das zum Beispiel bei vielen Non-Hodgkin-Lym- phomen vorkommt. Rituximab bindet daran und markiert die Tumorzelle so für das körper- eigene Immunsystem, die sie angreift und zerstört. Gleichzei- tig kann Rituximab die Tumor- zellen auch in den program- mierten Zelltod (Apoptose) treiben. Mittlerweile gibt eine Vielzahl von monoklonalen Antikörpern gegen Krebs Signalweg stören Einer da- von besteht darin, die Signale zu unterbinden, die Krebszellen zur ständigen Teilung anregen.

Diese Si gnale kann man mit monoklonalen Antikörpern wie Cetuximab hemmen, die statt der Wachstumsfaktoren gezielt an die jeweiligen Rezeptoren binden und sie damit blo- ckieren. Andere Wirkstoffe, die Ki naseinhibitoren, blockieren Mo leküle wie die Tyrosinkina- sen, die an der Signalkette in- nerhalb der Zelle beteiligt sind.

Wachstumsfaktoren können dann zwar weiterhin außen andocken, ihr Signal wird aber nicht mehr bis zum Zellkern über tragen. Kinasehemmer können die Signalkette zudem auch dann hemmen, wenn sie durch die Mutation eines ihrer Moleküle auch ohne Bindung eines Wachstumsfaktors immer aktiv ist. Ein Beispiel hierfür ist Imatinib, einer der ersten Ki- nasehemmer, der seit 2001 vor allem bei der chronisch-mye- loischen Leukämie (CML) zur Anwendung kommt. Hierbei führt ein genetischer Defekt dazu, dass die Tyrosinkinase c-Abl ständig aktiv ist, was zu

einer ungeregelten Produktion von weißen Blutkörperchen führt. Imatinib kann das Blut- bild bei 95 Prozent der Patien- ten wieder normalisieren. Mitt- lerweile gibt es eine Fülle von Kinaseinhibi toren, die bei vie- len Tumor formen zum Einsatz kommen und die oft sogar unterschied liche Moleküle ei- ner Signalkette gleichzeitig hemmen können (Multikina- se-Inhibitoren, z. B. Sunitinib, Sorafenib). Ebenfalls in die Si gnalübertragung innerhalb der Tumorzelle greifen mTOR- Inhibitoren wie Everolimus ein, der zum Beispiel in der Zweit- linientherapie des metastasier- ten Nierenzellkarzinoms ein- gesetzt wird.

Immunsystem stärken Man- che Krebszellen entziehen sich der Zerstörung durch die kör- pereigene Abwehr, indem sie einen Mechanismus der T-Zel- len aktivieren, der eigentlich nur eine zu starke Immunant- wort verhindern soll. Mono- klonale Antikörper, sogenannte Immun-Checkpoint-Inhibito- ren, können diese Blockade an den T-Zellen lösen, sodass sie den Tumor wieder angreifen können. Bisher gibt es nur we- nige Immun-Checkpoint-Inhibi- toren, wie etwa Ipilimumab, der beim malignen Melanom ein- gesetzt wird.

Versorgung abschneiden Bedingt durch ihr schnelles Wachstum, brauchen Tumoren viel Sauerstoff und Nahrung.

Um diese zu gewährleisten, regen sie die Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese) mithilfe des Wachstumsfaktors VEGF an, den sie ins Blut abge- ben. Spezielle Antikörper wie Bevacizumab können die Angio- genese hemmen, indem sie die Bindung von VEGF an seine Re- zeptoren auf der Zelloberfläche verhindern. Daneben können

Multikinasehemmer wie Sora- fenib aber auch die Weiterlei- tung des VEGF-Signals in der Zelle blockieren.

In den Selbstmord treiben Durch den hohen Umsatz ent- stehen gerade bei Tumorzellen große Mengen an Eiweißabfall- produkten, die entsorgt werden müssen, damit die Zelle nicht an ihrem Müll erstickt. Zuständig dafür ist das Proteasom, ein Enyzmkomplex. Wird seine Ar- beit durch Proteasom-Inhibito- ren wie Bortezomib gehemmt, werden zunächst Zellwachstum und Angiogenese behindert und schließlich der programmierte Zelltod eingeleitet. Mit Bortezo- mib konnten insbesondere beim multiplen Myelom deutliche Verbesserungen des Behand- lungserfolgs erzielt werden.

Nicht für jeden geeignet Die neuen Krebstherapien haben sich besonders erfolgreich bei Blutkrebs erwiesen, werden aber auch bei Lungen-, Darm-, Brust-, Nieren- und Hautkrebs eingesetzt. Dabei sind manche der Wirkstoffe nur für be- stimmte Patientengruppen ge- eignet, weil nur sie die spezielle Mutation aufweisen, bei denen das Medikament wirksam ist. In den meisten Fällen kommen sie zudem erst im metastasierten Stadium zum Einsatz und kön- nen dort keine Heilung herbei- führen. Dennoch weisen die bereits erzielten Erfolge darauf hin, dass die Zukunft der Krebs- behandlung in der personali- sierten Therapie liegt. ■

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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