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(1)

HERMANN GUNDERT - EIN DEUTSCHER DRAVIDOLOGE

DES 19. JAHRHUNDERTS

Von Helga Anton, Hamburg

0.1 Die dravidologische Forschung begann in Deutschland bereits zu Anfang

des 18. Jahrhunderts. Sowohl ihr Beginn als auch ihr Fortgang sind fast aus¬

schließliches Verdienst einiger in Südindien tätiger Missionare.

So waren es Missionare, wie Bartholomäus Ziegenbalg (1682-1719), Karl

Graul (1814-1864), Karl Rhenius (1790-1838), Johann Philip Fabricius (l711-

1791), Ferdinand Kittel (1832-1905), Hermann Gundert (1814-1893) und an¬

dere, die mit einer beachtlichen Anzahl repräsentativer Werke, wie Grammati¬

ken, Wörterbücher, Ubersetzungen etc. nahezu zwei Jahrhunderte lang den

deutschen Beitrag zur dravidologischen Forschung leisteten.

Ihre Arbeiten haben jedoch größtenteils noch keine ihrer Bedeutung ange¬

messene Beachtung in der Geschichte der deutschen Indologie gefunden.

Diese Feststellung trifft im besonderen Maße auf Hermann Gundert zu. Denn

während die Sprach- und Literaturgelehrten Keralas dem Dravidologen Gundert

höchstes Lob zollen - es existiert wohl kaum eine Darstellung der Malaya-

lamsprache und -literatur, in der seine wissenschaftlichen Verdienste nicht

gewürdigt werden - und während sich nicht wenige ausländische Dravidologen

mit seinen Forschungsergebnissen auseinandersetzen - in zahlreichen Ar¬

beiten über die Malayalamsprache werden Gunderts Ansichten zur Diskussion

gestellt - , sind seine dravidologischen Leistungen an den wissenschaftlichen

Institutionen seines Geburtslandes bis heute unbeachtet geblieben (l).

0.2 Allerdings liegen bereits zahlreiche deutsche Publikationen aus Missions¬

und Theologenkreisen über den Missionar Gundert vor (2), und gleicher¬

maßen wurde er wiederholt zu verschiedenen Anlässen in seiner Heimatstadt

Stuttgart als "Schwäbischer Inder" (3), "Württembergischer Forschungsrei¬

sender" (4), "Schwäbisches Charakterbild" (5), Großvater von Hermann

Hesse (6) und dergleichen gewürdigt. Was jedoch den Dravidologen Gun¬

dert betrifft, so existieren darüber im Deutschen bis heute keinerlei Arbeiten,

und auch in anderen Sprachen gitt es noch keine befriedigende Darstellung.

0. 3 Angesichts dieses Tatbestandes soll es das Ziel des vorliegenden Arti¬

kels sein, den Dravidologen Gundert in den Mittelpunkt der Betrachtung

zu stellen und erstmalig eine Darstellung seines Lebens und dravidologischen

Schaffens vorwiegend an Hand von Primärquellen zu geben sowie seinen Platz

in der Geschichte der Dravidologie zu bestimmen. Dabei soll seine Missions¬

tätigkeit nur soweit gestreift werden, wie es für das Verständnis seiner dravi¬

dologischen Arbeiten und seines Verhältnisses zu Indien für erforderlich er¬

achtet wird.

An dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen, Herrn Kurt Ninck, Sekretär

des Archivs der Basler Mission, für seine bereitwillige Hilfe bei der Material¬

beschaffung aufrichtig zu danken.

1. Das Leben Hermann Gunderts (1814-1893).

(2)

1.1 Kindheit und Jugend (1814-1835).

Gundert wurde am 14. Februar 1814 in Stuttgart geboren. Als Sohn des Mit¬

begründers und Sekretärs der Evangelischen Bibelgesellschaft und Herausge¬

ber der Missionshefte "Nachrichten aus der Heidenwelt", Friedrich Gundert,

eines frommen Pietisten, war sein Weg von Anfang an vorgezeichnet: Theologe

sollte er werden!

Entsprechend durchlief er den zu jener Zeit im süddeutschen Raum für eine

geistliche Laufbahn üblichen Bildungsgang: Stuttgarter Gymnasium (1819-27),

Kloster Maulbronn (1827-31), Königliches Theologisches Seminar Tübingen

( 1831-35).

1.2 Als Missionar in Indien (1836-1859).

1.2.0 Nach Abschluß der Promotion im Jahre 1835 folgte der Einundzwanzig¬

jährige der Aufforderung des englischen Freimissionars Norris Groves, mit

ihm für einige Jahre als Missionsgehilfe nach Indien zu gehen.

1.2.1 Während der folgenden zweijährigen Missionstätigkeit (von Mitte

1836 bis September 1838) im Tamilgebiet, d.h. in Tinnevelly und Chittore,

eignete er sich unter Leitung des Tamilkenners Karl Rhenius (7) die Tamil¬

sprache sehr schnell an.

1.2.2 Die nächste und im Hinblick auf seine dravidologischen Arbeiten zwei¬

felsohne wichtigste Station seines Indienaufenthaltes war das Malayalamgebiet,

das heutige Kerala.

Nachdem sich Gundert von Groves getrennt (8) und der Basler Mission an¬

geschlossen hatte (9), wurde er im März 1839 dorthin versetzt. Abgesehen von

einigen wenigen kurzen Unterbrechungen verbrachte er hier, und zwar in Tel-

licherry und Chirakkal bei Cannanore, nahezu zwei Jahrzehnte seines Lebens

(vom März 1839 bis Januar 18 58).

Zunächst mußte er Malayalam lernen, was ihm angesichts seiner guten Ta¬

milkenntnisse nicht schwer fiel.

Neben der Beschäftigung mit der gesprochenen Sprache vertiefte er sich

gleichermaßen ins Studium der Literatursprache des Malayalam. Allerdings

ließen ihm seine vielfältigen missionarischen Verpflichtungen - Gründung

und Betreuung der ersten Missionsstationen in Tellicherry, Chirakkal und

Cannanore, Predigtfahrten durch das Gebiet, Unterrichten von Katecheten und

dergleichen mehr - wenig Zeit für ausgedehnte Studien, wie er immer wie¬

der klagte. Umso beachtlicher ist es, daJ3 dennoch zahlreiche und darunter

nicht unerhebliche Arbeiten entstanden.

Bereits 1843 erschien eine Sammlung von Kirchenliedern, die Gundert für

den Gottesdienst in Malabar aus dem Deutschen ins Malayalam übertragen

hatte (10).

Des weiteren verfaßte er in Malayalam ein Traktat über den Islam "Maham¬

mad caritram" (ll) (Die Geschichte Mohammeds), in dem er die Überlegen¬

heit der christlichen Religion über die mohammedanische nachzuweisen ver¬

suchte, sowie mehrere andere Traktate zur Propagierung der christlichen Leh¬

re (12). 1844/45 veröffentlichte er "Translation and Analysis of the Ancient

Doeuments Engraved on Copper in Possession of the Syrian Christians and Jews

of Malabar" (l3). Während eines Heimataufenthaltes 1846/47 schrieb er auf

Wunsch der Basler Mission "Kristasabhäcaritram" (l4) (Geschichte der christ¬

lichen Gemeinde), eine Kirchengeschichte des Malayalamgebietes. Außerdem

entstand "Garmmänadesattile kristasabhänavikaranam" (15) (Die Reformation

der christlichen Gemeinde in Deutschland).

(3)

Seine Hauptarbeit jedoch war die Fertigstellung seiner 1851 erschienenen

Malayalamgrammatik (l6).

Außerdem berichtet das Missions-Magazin von 1851, daß Gunderts "Samm¬

lung von 1000 Malajalam-Sprüchwörtern ... zum Druck befördert worden

ist" (17).

Und 1852 erschien seine Malayalamübertragung von Asvaghosas "Vajrasüci"

(The diamond-needle) (l8), einer buddhistischen Kritik am Kastensystem.

Und im gleichen Jahr übertrug er das von dem zum Christentum bekehrten

Malayan John Muir verfasste Sanskritstück "ärTyesukrTstamähätmyam" (The

Glory of Jesus Christ) (19) über das Leben Jesu ins Malayalam.

Desgleichen schrieb er eine kritische Untersuchung der Nala-Geschichte

"Nalacaritasärasödhana" (20), interpretiert und gewertet vom Standpunkt der

christlichen Ethik. 18 53 erschien seine deutsche Ubersetzung eines Ausschnit¬

tes aus einem Lehrgedicht von Köttayam Kerala Värma (17. Jh. ), "Der An¬

bruch (oder Aufgang) des Weltekels" (21), dessen Anliegen es nach Gunderts

Worten ist, "die Eitelkeit des Erdenlebens aufs Eindringlichste zu schildern,

und zu Weltentsagung und schwärmerischer Wischnu-Verehrung aufzufor¬

dern" (22).

1.2.3 Im Februar 1858 wurde Gundert nach dem im heutigen Bundesstaat

Karnataka (ehemals Mysore) liegenden Mangalore versetzt, um im Auftrage

der Basler Mission mit den für das Bildungswesen Verantwortlichen der East-

India Company über die Rolle der Basler Mission bei der Entwicklung des

Schulwesens in Verhandlung zu treten (23).

Entsprechend dem Unterrichtsgesetz vom 19.7. 1854 war nämlich die Ver¬

waltung der Company seit Mitte der fünfziger Jahre verstärkt bemüht, die

Schulbildung in Indien zu verbessern. In diesem Bemühen ersuchte sie die

Mission um Hilfe, da diese auf dem Gebiet bereits über beträchtliche Erfah¬

rungen verfügte sowie eindrucksvolle Erfolge zu verzeichnen hatte.

Gundert folgte diesem Ruf nur widerwillig und in der Hoffnung, so bald als

möglich wieder ins Malayalamgebiet zurückkehren zu können (24). Zwar hatte

er während eines früheren sechsmonatigen Aufenthaltes in Mangalore, von No¬

vember 1838 bis Mai 1839, bereits Kanaresisoh gelernt, fühlte aber weder be¬

sondere Neigung zu dieser Sprache, noch verfügte er darin über derartig um¬

fassende Kenntnisse wie im Malayalam.

Zunächst wurde er beauftragt, "in die Lokal Com. (Kommission) der Eng¬

lischen Schule zu Mangalur" einzutreten "als Repräsentant der Comite, ebenso

die Catechisten des Canara Distriets zu examinieren" (25). Des weiteren wur¬

de ihm die Leitung bei der Herstellung von Schulbüchern übertragen (26). Da¬

mit nicht genug, die Basler Mission bot der Company sogar an, ihr einen so

gelehrten Landes- und Sprachenkenner wie Gundert für den Verwaltungsdienst

abzutreten (27). Und so wurde er offiziell aus dem Dienst der Mission ent¬

lassen (28) und trat im April 1857 als stellvertretender Regierungsinspektor

für Malabar und Canara in den Dienst der East-India Company (29). Wie aus

seinen Briefen hervorgeht, fühlte er sich in diesem Amt äußerst unwohl an¬

gesichts der zahlreichen bürokratischen Verwaltungsaufgaben, vor allem aber

wegen des Umstandes, daß seine Zeit "ganz mit Amtsgeschäften des Schulin-

spektorats" (30) ausgefüllt war, und ihm keine Gelegenheit zur Fortführung

seiner Mal ayai am-Arbeiten blieb. So klagte er des öfteren darüber, daß er

"an die Ubersetzung des Alt. Test seither nicht mehr kam", und auch "son¬

stige literarische Arbeiten (Schulbücher) ... langsam vor sich gehen", hoffte

(4)

jedoch anfangs noch, daß er zumindest die Abende dieser Arbeit widmen könne,

nachdem "die Inspektionsgeschäfte ins Geleise gebracht worden sind" (31).

Als die Last dieser Arbeit jedoch auch im Laufe eines Jahres nicht abnahm,

bat er deshalb Anfang 1858 um Entlassung aus dem Regierungsamt. Dieser

Bitte wurde dann auch im Februar 1859 entsprochen (32).

1.3 Die Periode von 1859 bis zu Gunderts Tod am 25. April 1893.

Aufgrund einer längeren, ernsthaften Erkrsinkung mußte Gundert am 11.

April 1859 zur Behandlung und Erholung nach Deutschland zurückkehren. Aus

diesem Erholungsurlaub sollte ein permanenter Aufenthalt in Europa werden,

ohne Hoffnung auf Rückkehr nach Indien; das Komitee der Basler Mission hatte

ihn nämlich - und das gegen seinen Willen - zum Mitarbeiter am Calwer

Verlagsverein bestimmt.

Wie schwer es Gundert fiel, dieser Anordnung, dieser zwangsweisen Ver¬

setzung, Folge zu leisten, geht aus einigen seiner Briefe hervor. So schreibt

er beispielsweise am 31. März 1865 rückblickend:

"Ich gestehe, daß es mich wunderte, wie das Komitee anno 1859

erklärte, Calw sei ihr so wichtig als eine Station draußen . ..

Es hat mich diese Sache mehr gekostet als ich sagen kann ...

es ging im Weg des Gehorsams" (33).

Um die Härte und Konsequenz dieser Entscheidung für sein weiteres Leben

auch nur annähernd begreifen zu können, muß man in Betracht ziehen, daß

ihm Indien in über 20-jähriger Tätigkeit und Bekanntschaft zur zweiten Hei¬

mat geworden war, so daß er schließlich gestehen mußte:

"Man fühlt etwas wie eine doppelte Existenz, halb bin ich in

Indien, halb hier" (34).

Zum anderen sah er sich dadurch gezwungen, seine Msilayalamstudien weitest¬

gehend aufgeben zu müssen. Und welche Bedeutung er der Beschäftigung mit

Malayalam in seinem Leben zumaß, wird klar, wenn der ansonsten sich in

christlicher Demut und Gehorsam übende Missionar, gegen die Last seiner

missionarischen und theologischen Amtspflichten aufbegehrend, Malayalam

nicht nur zu seiner "Lust", sondern geradezu zu seiner Lebensaufgabe und

Berufung erklärt:

"Und da rumort es oft in mir: wieviel Zeit und Kraft habe ich ver-

schwedert an diesen Dienst hier mit all seinen Anhängseln! Wie¬

viel habe ich angefangen, in nichts mich vertieft!

Malayalam allein war eigentlich meine Aufgabe so gut wie

meine Lust ! Darin hätte ich es noch zu etwas gebracht" (35).

Und an anderer Stelle gesteht er den Wunsch:

"Wie froh wäre ich, wenn ich meine ganze Zeit auf Malayalam

verschwenden dürfte! " (-36).

In Anbetracht dessen wird es nur zu gut verständlich, daß er in dieser Ver¬

setzung ein ernstes Hindernis erblickte, sich weiterhin dieser Aufgabe wid¬

men zu können, zu der er sich berufen fühlte, wie aus folgender Bemerkung

eindeutig hervorgeht, in der er auf seine Rückberufung Bezug nimmt:

"Ich mußte mir dabei fast sagen, daß es (Basler Komitee) meine

eigentliche Aufgabe doch nicht recht beurteilen kann, sonst

würde es mich in Malabar lassen, nicht um dieser oder jener

Station willen, sondern für das Malayalam Volk, dem ich nötiger

gewesen wäre als dem deutschen" (37).

Zum einen war es die Trennung und Isolierung vom Malayalamsprachgebiet,

(5)

was den Fortgang seiner dravidologischen Arbeiten erheblich behinderte. Zum

anderen erwies sich der Mangel an Zeit als entscheidendes Hemmnis: Denn

aufgrund seiner zahlreichen und vielfältigen Dienstverpflichtungen - 1862 wur¬

de er mit der Leitung des Calwer Verlagsvereins betraut, daneben wurde ihm

die Redaktion diverser Missionsblätter übertragen, und außerdem erledigte

er noch andere Tätigkeiten, wie Predigen, Besuch von Tagungen, theologische

Publikationen etc. (38) - mußte er sich die Zeit geradezu "stehlen", wie er

selbst berichtet, um sich noch ab und zu mit Malayalamstudien befassen zu

können und begonnene Arbeiten zu beenden.

Umso erstaunlicher ist es, daß er ungeachtet des akuten Zeitmangels in die¬

sen Jahren eine beachtliche Anzahl von Arbeiten publizierte, darunter seine

zweifellos bedeutendsten.

Allerdings muß in Betracht gezogen werden, daß es sich dabei um Arbeiten

handelt, die das Ergebnis seiner jahrzehntelangen während seines Indienauf¬

enthaltes durchgeführten Studien und Materialsammlungen waren und die nun

lediglich überarbeitet und ergänzt, wie die 1868 erschienene Malayalamgram¬

matik (39), oder zur Publikation zusammengestellt wurden, wie seine 1896

herausgegebene Sammlung von Malayalamsprichwörtern (40), oder aber solche,

die kurz vor ihrer Vollendung gestanden hatten und jetzt ihren Abschluß fanden,

wie sein "A Malayalam And English Dictionary" (4l) sowie seine Malayalam-

übertragungen aus dem Alten Testament (42).

2. Das dravidologische Schaffen Hermann Gunderts - seine Bedeutung in

Vergangenheit und Gegenwart.

2.0 Bei der Betrachtung von Gunderts Schaffen ist es nicht so sehr die Zahl

der Werke, die ins Auge fällt, als vielmehr die erstaunliche Vielfältigkeit sei¬

nes Wirkens.

2.1 Gunderts Beitrag zur Entwicklung des modernen Bildungswesens im Ma¬

layalamgebiet.

Wie in Darstellungen der Geschichte und Kultur Keralas immer wieder her¬

vorgehoben wird, kommt hier bei der Verbreitung moderner westlicher Bil¬

dung der Mission ein größeres Verdienst zu als der britischen Kolonialverwal¬

tung. Und wie aus entsprechenden Quellen klar hervorgeht, war Gundert unter

den Missionaren, die sich auf diesem Gebiet verdient gemacht haben, zwei¬

felsohne der bedeutendste gewesen (43).

Er bemühte sich um die Entwicklung des modernen Bildungswesens zum ei¬

nen in der Eigenschaft als Regierungsschulinspektor, wie bereits unter 1.2.3

ausführlich dargelegt wurde, zum anderen aber auch dadurch, daß er im Auf¬

trag der Basler Mission wie auch der East-India Company eine Anzahl von

Lehrbüchern in Malayalam verfaßte (44).

2.2 Gunderts Verdienst um die moderne Geschichtsforschung Keralas.

Während seines Aufenthaltes in Indien befaßte sich Gundert mit der Geschich¬

te dieses Landes und bereicherte die moderne Geschichtsforschung Keralas

durch einige nicht unerhebliche Beiträge (45).

In Ubereinstimmung mit seiner missionarischen Tätigkeit und den daraus re¬

sultierenden Erfordernissen konzentrierte er sein Augenmerk besonders auf

die Ausbreitung des Christentums in diesem Gebiet.

2.2.1 Als eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Beschäftigung muß sein

Beitrag "Translation and Analysis of the ancient doeuments engraved on copper

in possession of the Syrian Christians and Jews of Malabar" (46) angesehen

werden.

(6)

Er gibt darin eine kommentierte Ubersetzung dreier Inschriften, die über

Landschenkungen und Verleihung von Rechten seitens indischer Herrscher an

Juden und syrische Christen berichten und die, da sie die ältesten bis dahin

entdeckten Inschriften Südindiens darstellten (47), von besonderem paläogra¬

phischen (48), sprachgeschichtlichen (49) und historischen Wert waren.

Ist Gunderts Arbeit auch heute angesichts der neuesten Ergebnisse der Sprach-

und Geschichtsforschung in einigen Punkten revidiert worden (50), so war sie

doch für die damalige Zeit von wissenschaftlicher Relevanz.

Hatte er doch damit nicht nur als erster eine dem Forschungsstand des 19.

Jahrhunderts entsprechende, philologisch präzise, durch zahlreiche Belege aus

Malayalamwerken wissenschaftlich fundierte undkritische Bearbeitung gegeben,

sondern auch andere zum gründlichen Studium dieser Dokumente angeregt und

bewirkt, daß diese Inschriften in der Folgezeit "a subject of great controversy"

(51) wurden, und weitere Ubersetzungen und Kommentierungen folgten (52).

2.2.2 In "Kristasabhäcaritram" (53) gibt er einen Abriß der Geschichte des

Christentums in Kerala, wobei er sich besonders eingehend mit der neueren

Zeit beschäftigt, dem Vordringen der christlichen Religion als Ergebnis mis¬

sionarischer Bestrebungen auf dem Hintergrund der kolonialen Eroberung In¬

diens.

In Anbetracht des vielfältigen dafür herangezogenen authentischen Quellen¬

materials (Annalen, Berichte und Protokolle der portugiesischen, holländi¬

schen und britischen Eroberer, Missionsberichte, etc. ) (54) hat er mit die¬

ser Darstellung den Maßstab für die spätere historische Forschung in Kerala

gesetzt.

2.2.3 Darüberhinaus findet sich eine chronologische und summarische Dar¬

stellung der politischen, sozialen und kulturellen Geschichte Keralas in dem

von Gundert 1881 herausgegebenen Leitfaden für Missionare, "Die Evangeli¬

sche Mission, ihre Länder, Völker und Arbeiten" (55), von der der überwie¬

gende Teil, wenn nicht alles, aus seiner Feder stammen dürfte.

2.3 Gunderts Malayalamschriften und -Übersetzungen - ein Beitrag zur

Herausbildung eines modernen Prosastiles im Malayalam.

Bedingt durch die Erfordernisse seines missionarischen Amtes findet man

bei Gundert fast ausschließlich - einige wenige Ausnahmen abgerechnet (56) -

Ubersetzungen ins Malayalam sowie zahlreiche in dieser Sprache verfaßte

Schriften.

2.3.1 So übertrug er im Ergebnis jahrzehntelangen Mühens das Neue Testa¬

ment (57) sowie Teile des Alten Testaments (58) aus dem Hebräischen ins Ma¬

layalam und legte eine Bibelübersetzung vor, die sich durch sachliche Präzi¬

sion, sprachliche Klarheit und Reichtum des Ausdrucksvermögens auszeich¬

nete.

2.3.2 Seine Malayalamschriften (59), zum großen Teil Traktate und Pam¬

phlete, die in propagandistischer Absicht verfaßt, der Verbreitung der christ¬

lichen Religion in Indien sowie der Kritik am Hinduismus und am Islam dienen

sollten, sind zwar in diesem Rahmen inhaltlich von geringerem Interesse, ha¬

ben aber mitgeholfen, durch eben diese Kritik in Kerala eine Gegenreaktion in

Form von religiös- und sozial-reformerischen Bestrebungen ins Leben zu ru¬

fen (60).

2.3.3 Daneben erwarb sich Gundert auch einige Verdienste auf journalisti¬

schem Gebiet, indem er 1847 im Dienste der Mission "the two earliest Ma¬

layalam periodicals or newspapers" (61) in Kerala, "Räjyasamäcäram" und

(7)

"Pascimödayam", startete. Während erstere christliche Nachrichten und

Ideen verbreitete und "mehr für Christen" gedacht war, soll letztere, wie

Graul berichtet, "mehr für Heiden" geschrieben worden sein, über verschie¬

denartige Themen berichtet und "ihren Stoff aus den Hauptgebieten europäi¬

scher Wissenschaft genommen haben" (62).

Mit all diesen Arbeiten hat Gundert einen Beitrag zur Herausbildung eines

modernen Prosastils im Malayalam geleistet.

Aufgrund der Vorrangstellung der Sanskritsprache im späten Mittelalter

und der nun einsetzenden Präferenz für das Englische war nämlich die Ma¬

layalamsprache und -literatur von den einheimischen Gelehrten besonders

in den letzten Jahrhunderten vernachlässigt worden, und im Ergebnis dessen

hatte sich die Herausbildung eines modernen Prosastils bis zum 19. Jahr¬

hundert verzögert. In Anbetracht dieser Situation ist es das Verdienst eini¬

ger gebildeter Missionare gewesen, durch ihre schriftstellerischen Aktivi¬

täten einen modernen Prosastil ins Leben gerufen und einheimische Intellek¬

tuelle zu Ähnlichem angeregt zu haben (63).

Und Gunderts Verdienst dabei war nicht unwesentlich (64). Er kreierte ei¬

nen Prosastil, der einerseits der gesprochenen Sprache der höheren nicht-

brahmanischen Kasten entsprach und andererseits - und das bezieht sich

besonders auf seine Bibelübersetzung - durch Ausdrücke, Redewendungen,

Vergleiche etc., aus der Malayalampoesie bereichert war.

Die meisten der genannten Werke, fast sämtlich in Malayalam für Mala¬

yans verfasst, wurden nur in diesem Sprachraum bekannt oder gar berühmt

und sind heute größtenteils veraltet, da für einen zeitlich begrenzten Zweck

produziert. Anders seine sprachwissenschaftlichen Arbeiten; sie haben in

internationalen Dravidologenkreisen Beachtung und Anerkennung gefunden,

und die bedeutendsten werden noch heute mit einigem Nutzen studiert und

konsultiert.

2.4 Gunderts sprachwissenschaftliche Arbeiten - ein Beitrag zur Ent¬

wicklung der dravidologischen Sprachforschung

2.4.1 In Ermangelung einer Malayalamgrammatik für den Unterricht von

Malayans in englischen und Missionsschulen (65) schrieb Gundert "Mala-

yälabhäsä vyäkaranam", eine Grammatik, die bereits 1851 als Fragment und

dann 1868 in vollständiger Form erschien (66) und die dem Zweck entspre¬

chend vollständig in Malayalam verfaßt ist. "Malayälabhäsä vyäkaranam" war

aber keineswegs die erste Grammatik des Malayalam.

Zwar existierten keinerlei entsprechende Arbeiten, die von einheimischen

Gelehrten verfaßt waren, sieht man von "LTlätilakam", einer Darlegung der

Grammatik und Rhetorik des Malayalam aus dem 14. Jh. ab. Denn hatten die

Gelehrten Keralas seit jeher Sanskrit den Vorrang gegeben, so begannen sie

nun. Englisch zu bevorzugen. Dafür lagen aber bereits eine Anzahl von Ma-

layalamgrammatiken aus der Feder von Missionaren und Kolonialbeamten

vor (67).

Und auch nach dem Erscheinen von Gunderts "Malayälabhäsä vyäkaranam"

sind inzwischen zahlreiche Grammatiken geschrieben worden (68). Was nun

die Gundertsche Grammatik betrifft, so übertrifft sie nicht nur alle vorher

publizierten Arbeiten (69), sondern auch die meisten der nachfolgenden (70).

Da es also nicht die Erstmaligkeit oder aber die Einmaligkeit ist, welches

sind dann ihre Vorzüge ?

Während einige der vorliegenden Werke von ihrem Verfasser zwar als

(8)

Grammatik bezeichnet werden, in Wirklichkeit aber Übungsbücher sind (71),

die entsprechend ihrem Charakter und Zweck die grammatischen Erschei¬

nungen allein im Hinblick auf die Erfordernisse des jeweiligen Übungstextes

unsystematisch, kurz, vereinfacht und pauschal erklärend einstreuen, ist

bei Gundert eine wissenschaftlich systematische Abhandlung des grammati¬

schen Systems der Sprache in seiner Vielfalt und Kompliziertheit zu finden.

Sein bedeutendstes Verdienst ist es jedoch, daß er im Gegensatz zu ande¬

ren Autoren - und das muß besonders hervorgehoben werden - weder ver¬

sucht, die Malayalamsprache in die grammatischen Kategorien der europäi¬

schen Sprachen hineinzupressen, wie es beispielsweise Peet (72) und Spring

tun, um damit vermeintlich das Verständnis für Europäer zu erleichtern, noch

hat er ihr das grammatische System des Sanskrit aufgepfropft, wie es z.B.

bei KSvunni Netuhhäti und Päccu Müttatu, Vertretern der sog. Sanskrit School,

der Fall ist, da sie meinen, Malayalam stamme vom Sanskrit ab. Vielmehr

war er als erster weitestgehend bestrebt, in Übereinstimmung mit dem da¬

maligen Stand der Sprachforschung eine Darstellung zu geben, die einerseits

den Besonderheiten des Malayalam als einer dravidischen Sprache voll und

ganz gerecht wird, andererseits aber auch die Beeinflussung durch das Sans¬

krit gebührend berücksichtigt.

Entsprechend seiner Erkenntnis, daß es sich bei Malayalam um eine dem

Tamil sehr ähnliche dravidische Sprache handelt, die ausgeprägte Sanskrit¬

einflüsse aufweist (73), handelt er die Malayalamgrammatik unter Anlehnung

an das Kategoriensystem der traditionellen Stsindardgrammatik des Tamil,

"Nannül", einerseits und der Sanskritgrammatik andererseits ab (74).

Ein weiterer Vorzug besteht darin, daß er nicht nur die Erscheinungen der

gesprochenen Sprache jener Zeit erfaßt, wie es in den meisten anderen Wer¬

ken der Fall ist, sondern darüberhinaus die der Literatursprache, und zwar

vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Gleichermaßen hat er zur

Illustration der grammatischen Regeln keine selbstgebastelten Beispiele ge¬

geben, sondern authentisches Belegmaterial aus Werken der Malayalamlite-

ratur sowie anderen schriftlichen Dokumenten (75).

Ein weiteres Verdienst der Gundertschen Arbeit ist es, daß sie basierend

auf einem vielseitigen authentischen Belegmaterial aus mehr als 1000 Jahren

über das eigentliche Ziel einer deskriptiven Grammatik hinausgeht und an¬

hand zahlreicher Vergleiche mit anderen dravidischen Sprachen Ansätze für

etymologische und sprachhistorische Untersuchungen bietet (76).

Aufgrund der genannten Eigenschaften hat Gunderts Grammatik, nach Bur¬

nell "second to no other grammar of an Indian language" (77), zahlreiche

spätere Grammatiken maJJgeblich beeinflußt (78), darunter erklärtermaßen

die einheimische normative Grammatik "Keralapäniniyam" (79) sowie das

Caldwellsche Werk (80) und zu detaillierten Sprachuntersuchungen angeregt.

Ist Gundert auch heute noch bis zu einem gewissen Grade eine Autorität

auf diesem Gebiet, so sind doch seine Untersuchungsergebnisse infolge der

fortschreitenden Entwicklung der Sprache seit Erscheinen der Grammatik

sowie in Übereinstimmung mit dem gegenwärtigen Stand der dravidologischen

Sprachforschung im Besonderen und der allgemeinen Sprachwissenschaft im

Allgemeinen in einigen Punkten zu revidieren bzw. zu erweitern.

2.4.2 Die Krönung von Gunderts dravidologischem Schaffen ist anerkannter¬

maßen sein "Malayälam-Ihglis nighantu - A Malayalam And English Dictiona¬

ry", 1872 in Mangalore erschienen. Im Gesamtrahmen des ausländischen

(9)

Beitrages zur Erforschung des Malayalam wird es von einheimischen Ge¬

lehrten als "by far the most important contribution Malayalam literature ever had" (82) gewertet.

Zwar war es nicht das erste Wörterbuch des Malayalam, denn die ersten

Wörterbücher waren von katholischen Missionaren in Ambazhakat und Vera-

poly zusammengestellt worden (83). Danach haben im 18. Jh. der deutsche

Jesuitenpater Johann Ernst Hanxleden alias Arnos Pätiri (84) und Pater Cle¬

mens (85) und im 19. Jh. Benjamin Bailey (86) und Richard Collins (87)

Malayalam-Wörterbücher verfaßt.

Jedoch mit der Veröffentlichung des Gundertschen Werkes verloren all die¬

se vorangegangenen Arbeiten an Bedeutung. Und nicht nur das, weit beacht¬

licher ist die Tatsache, daß auch nach 1872 eine ganze Anzahl weiterer Ar¬

beiten folgten (88), Gunderts Wörterbuch aber immer noch als autoritatives

Standardwerk angesehen wird (89).

Was sind nun die Gründe dafür, daß Gunderts "Malayälam-Ihglls nighantu"

derartige Bedeutung zugemessen wird - und das noch 100 Jahre nach seinem

Erscheinen ?

Der erste Vorzug gegenüber andern Werken besteht im Umfang und in der

Vielfältigkeit des zugrunde liegenden Sprachmaterials. Entsprechend der Ab¬

sicht, "to present a faithful picture of the whole Malayälam tongue" (90),

wurde eine weitestgehende Vollständigkeit des Sprachbestandes in bezug auf die

lokalen und sozialen Unterschiede wie auch auf die historischen Veränderun¬

gen angestrebt. So berichtet der Verfasser hinsichtlich der von ihm benutzten

Quellen im Vorwort:

"The materials for this work have been collected during more

than twenty-five years' study of the language. The words have

been taken from all available sources, from the lips of speakers

of all ranks, castes and occupations, from the letters and records

of many different districts, and from the writers in prose and

poetry of every age . " (91)

Was die lokalen Unterschiede betrifft, so hat er den Besonderheiten der

beiden linguistischen Hauptgebiete Keralas, Travancore und Malabar, spezi¬

elle Beachtung geschenkt, wie er selbst erklärt:

"The idioms and significations peculiar to Southern Kerala or

Travancore, have been carefully collected both from the produc¬

tions of the Cottayam Press, and from the very valuable Dictiona¬

ries compiled by the Portuguese and Italian Missionaries of

Verapoli ... Still greater care has been bestowed upon the language

of Northern Kerala or Malabar proper ... ; and explanations of

the historical names, castes and dynasties ... and of the institu¬

tions, usages and traditions, by which this province differs so

singularly from the surrounding countries ... have been drawn

from every trustworthy source." (92)

Und um die Malayalamsprache in ihrer historischen Entwicklung zu re¬

präsentieren, stützte er sich auf ein reiches Material, angefangen von In¬

schriften (93) über die ältesten Literaturwerke wie das "Rämacaritam" bis

hin zu den literarischen Erzeugnissen seiner Zeit:

"This history commences for us (if we except a few inscriptions

on copper and stone) with the Räma Charitam ... as it exhibits

the earliest phase of the language ... The bulk of the other great

(10)

poems, the Bhäratam, Rämäyanam, and the versions of the

Puränas were composed within the two or three last centuries.

As these constitute the popular literature of all Malayälam readers,

no Dravidian word found in them has been excluded. " (94)

Angesichts des starken Sanskriteinflusses auf die Malayalamsprache war

eines der Probleme, vor dem Gundert stand und vor dem jeder Verfasser

eines Malayalam-Wörterbuches notgedrungen steht, die Auswahl der aufzu¬

nehmenden bzw. wegzulassenden Sanskritwörter (95).

Im Gegensatz zu Collins' Dictionary, in dem "greater prominence is given

to Sanskrit words" (96) als dem dravidischen Wortbestand des Malayalam,

wie auch zu Bailey, der "nearly, if not the whole of the words which occur

in the Amaresam or Amara Cosa" (97) aufgenommen hat, beschränkte sich

Gundert auf die Auswahl lediglich solcher Sanskritwörter und ihrer Bedeu¬

tungen, die entweder in repräsentativen Malayalamwerken belegt sind oder

aber solcher, die sich - teilweise sogar mit einer anderen Bedeutung als

im Sanskrit - ins Malayalam eingebürgert haben und neutralisiert worden

sind (98).

In Anbetracht der engen Verwandtschaft zwischen Malayalam und Tamil war

die Abgrenzung zwischen diesen beiden Sprachen ein weiteres Problem. Hier

hat er in Ubereinstimmung mit seiner Ansicht, daß "these two languages of

old differed rather as dialects of the same member of the Dravidian family,

than as separate languages" diejenigen Tamilwörter aufgenommen, die in

"local usage ... or in time-honored phrases and formulas" zu finden sind, um so "a true representation of the history of the language" zu geben (99).

Andererseits hat er aber bewußt auf überflüßigen Tamilballast verzichtet,

mit dem die Malayalamsprache im späten Mittelalter durch Vertreter der

sog. Tamil School überfremdet worden war (lOO). Obwohl die meisten Wör¬

terbücher - seien sie von Malayalis zusammengestellt oder aber von Aus¬

ländern - nicht im entferntesten an diese vielseitige und systematische Aus¬

wahl heranreichen, übertrifft doch das "Sabdatärävali" Gundert hinsichtlich

des Umfangs des aufgenommenen Wortbestandes, insbesondere natürlich was

die Neuentwicklungen der letzten hundert Jahre betrifft.

Wenn Gunderts Wörterbuch trotz dieses durch sein Alter bedingten Mangels

noch heute als das Standardwerk des Malayalam betrachtet wird, so ist das

allein auf die wissenschaftliche Methodik zurückzuführen, mit der es ange¬

legt ist.

Denn im Gegensatz zu anderen Wörterbüchern gibt es nämlich nicht nur die

englische Bedeutung eines Malayalamwortes, sondern darüberhinaus folgende

Angaben :

1. Eine Transliteration, die sich teilweise mit einer phonetischen Transkrip¬

tion überschneidet, was die Benutzung auch denjenigen ermöglicht, die der

Malayalamschrift nicht mächtig sind.

2. Hinweise auf den Ursprung bzw. die Bildung eines Wortes: So wird im Falle

von dravidischen Wörtern die jeweilige Wurzel angegeben, so z.B. für

atima (slavery, slave, etc. ) die Wurzel ati (bottom, base, etc. ).

Und was Lehn-und Fremdwörter betrifft, so finden sich Angaben über de¬

ren Herkunft, so z.B. ananäs (American through Port. Ananas).

3. Er zeigt das Vorhaindensein von Cognates in anderen dravidischen Spra¬

chen (lOl), führt sie aber nicht in allen Fällen auf. So gibt er beispiels¬

weise bei ati: T(amil), M(alayälam), C(anada), Tu(lu), Te(lugu, adugu) atu.

(11)

4. Die Sinnverwendung eines Wortes in unterschiedlichen Kontexten sowie

in seiner sprachgeschichtlichen Entwicklung an Hand von authentischen

Belegstellen.

Im Vorwort schreibt Gundert diesbezüglich:

"The arrangement chosen has been ... to give first its (each

word's) primitive sense and to add the figurative and free senses

in a rational order; lastly to illustrate them by examples taken

from reliable authorities. The different constructions in which

the same word occurs (e.g. alankarikka) , its various applica¬

tions (e.g. atahnuka), allusions to the traditions and super¬

stitions of the people (atta, arana), standing phrases (atakkam,

avastha) and proverbial expressions (attam, atibuddhi, atyäsa,

anpu, ambälam, asvini, aja), these points have been especially

considered in selecting the illustrations." (l02)

Dank der genannten Vorzüge ist Gunderts Wörterbuch bis heute ein unent¬

behrliches Standardwerk geblieben für all jene, die sich mit Malayalam in

irgendeiner Weise beschäftigen. Es wird darüberhinaus auch häufig von Wis¬

senschaftlern zu Rate gezogen, die über andere dravidische Sprachen und Di¬

alekte arbeiten, besonders aber von jenen, die sprachvergleichende Forschun¬

gen betreiben (103).

Andererseits darf aber auch nicht übersehen werden, daß das Gundertsche

Werk den heutigen Anforderungen nicht mehr voll und ganz gerecht werden

kann, da sich in den letzten hundert Jahren sowohl die Malayalamsprache wie

auch die Sprachwissenschaft weiterentwickelt haben. So wird der dringende

Bedarf nach einem vVörterbuch des Malayalam verspürt, das über das Gun¬

dertsche hinausgeht, indem es unter Berücksichtigung der neuesten Erkennt¬

nisse der Sprachwissenschaft die moderne Entwicklung des Malayalam bis

zur Gegenwart einbezieht.

2.4.3 Erwähnenswert dürfte in diesem Zusammenhang auch sein, daß sich

in Gunderts Nachlaß das Fragment eines rückläufigen Wörterbuchs des Ma¬

layalam befindet (104).

2.4.4 Gunderts Beitrag zur dravidologischen Sprachforschung beschränkt

sich jedoch nicht auf sein Wörterbuch und seine Grammatik, obwohl diese an¬

erkanntermaßen seine beiden wichtigsten Werke sind. Auch seine sprach¬

wissenschaftlichen Erkenntnisse, die teilweise in den beiden oben genannten

Werken Platz gefunden haben, teilweise als Artikel erschienen sind, haben

der vergleichenden dravidologischen Sprachforschung wichtige Impulse ver¬

mittelt.

2.4.4.1 Eines der Grundprobleme, zu deren Lösung er als erster im be¬

achtlichen Maße beitrug, war die Frage nach dem Ursprung der Malayalam¬

sprache sowie derArt ihrer Beziehungen zum Sanskrit einerseits und zum

Tamil andererseits (l05).

Diese Problematik hatte nämlich jahrhundertelang scharfe Kontroversen

unter den Sprachgelehrten Südindiens hervorgerufen, wobei sich im Wesent¬

lichen (l06) die folgenden zwei Meinungen gegenüberstanden:

1. In Anbetracht des starken Sanskriteinflusses auf das Malayalam, beson¬

ders in lexikalischer Hinsicht, vertraten zahlreiche Gelehrte die Auffas¬

sung, Malayalam habe seinen Ursprung im Sanskrit (l07), eine Auffas¬

sung, die auch in bezug auf die Abstammung der übrigen dravidischen Spra¬

chen verbreitet war.

(12)

Gebührt auch in erster Linie Caldwell das Verdienst, diesen fundamentalen

Irrtum widerlegt zu haben, indem er in seiner 1856 erschienenen Arbeit

"A Comparative Grammar of the Dravidian or South-Indian Family of

Languages" erstmals umfassend die Abstammung der einzelnen dravidi¬

schen Sprachen sowie deren Beziehungen zueinander nachzuweisen ver¬

suchte und damit eine neue Epoche in der dravidologischen Sprachwissen¬

schaft einleitete, so ist doch der Beitrag anderer Gelehrter wie Hermann

Gundert nicht zu übersehen.

Denn obwohl Caldwell der erste war, der den Terminus 'drävidisch' zur

Bezeichnung der Sprachfamilie verwendete, so war die Existenz der dra¬

vidischen Sprachfamilie bereits am Anfang des 19. Jh. bekannt (l08).

Und in bezug auf Malayalam hat Gundert bereits vor dem Erscheinen der

Caldwellschen Grammatik betont, daß es ungeachtet der zahlreichen Sans¬

kriteinflüsse nicht von diesem abstamme, sondern eine dravidische Spra¬

che darstelle.

So schreibt er im Vorwort zur 1. Ausgabe seiner Grammatik 1851:

"Die Malayalamsprache ist ein Zweig des Tamil, das Dramilam

genannt wird ... Jedoch hat sich die ursprüngliche Form der

Sprache in vielfältiger Weise gewandelt ... durch das Eindringen

vieler Sanskritwörter und -phrasen." (109)

Und auf dieser Erkenntnis basierend, hat er sein Wörterbuch angelegt bzw.

in seiner Darstellung der Grammatik des Malayalam dessen Besonderhei¬

ten als einer dravidischen Sprache herausgestellt, wie bereits an früherer

Stelle ausführlicher dargelegt wurde.

2. Andererseits, angesichts der aus dem engen Verwandtschaftsverhältnis

zwischen Tamil und Malayalam resultierenden zahlreichen Ähnlichkeiten

bzw. Gemeinsamkeiten, kam ein Teil der Gelehrten zu dem Schluß, Ma¬

layalam sei weiter nichts als ein Dialekt des Tamil und als solcher für eine

wissenschaftliche Untersuchung uninteressant.

Auch Gundert hatte ganz richtig erkannt, daß Malayalam mehr Gemeinsam¬

keiten mit Tamil aufweist als mit den übrigen dravidischen Sprachen. Bemer¬

kenswert aber ist, daß er anfangs die Ursache dafür in dem Umstand sah, daß

Malayalam ein Zweig, ein Dialekt des Tamil sei, wie er 1851 im Vorwort zu

seiner Grammatik bemerkt:

"Die Malayalamsprache ist ein Zweig des Tamil ... Sie ist tat¬

sächlich ein Dialekt (desselben), da sie mit ihren Regeln mehr

dem Tamil ähnelt als dem Telugu, Kannada, Tulu, Kodagu und den

anderen Abzweigungen. " (llO)

Im Gegensatz dazu führte er jedoch in späteren Jahren die vorhandenen Ge¬

meinsamkeiten zwischen beiden Sprachen auf einen gemeinsamen Ursprung

zurück, d.h., er betrachtete Malayalam entwicklungsgeschichtlich als eine

Schwester des Tamil. So schreibt er im Vorwort zu seinem Wörterbuch im

Jahre 1872:

"These two languages of old differed rather as dialects of the

same member of the Dravidian family, than as separate langu¬

ages." (ill)

Und daß er auch im weiteren an der letztgenannten Auffassung festgehalten

hat, wird von Caldwell bezeugt, der, sich mit Gunderts diesbezüglichen Theo¬

rien auseinandersetzend, feststellte:

"Dr. Gundert ... whilst admitting Tamil and Malayälam to be

(13)

very nearly related, appears to be unwilling to consider Mala¬

yälam as an offshoot of Tamil. " (112)

War Gunderts Annahme, Malayalam sei eine Schwester des Tamil auch

vom sprachhistorischen Standpunkt falsch, wie bereits Caldwell gezeigt (113)

und die neueren Sprachforschungen bewiesen haben - danach soll sich Ma¬

layalam aus dem frühen Mittel-Tamil (600/900 bis etwa 1400) entwickelt

haben (ll4) - , so war sie doch im Hinblick auf die Situation des modernen

Malayalam gerechtfertigt und von Bedeutung.

Denn Malayalam hatte seit seiner Abspaltung vom Tamil eine eigenständi¬

ge Entwicklung durchlaufen und weist daher zahlreiche Erscheinungen auf,

die im Tamil nicht vorhanden sind, was schließlich dazu berechtigt, beim

modernen Malayalam von einer selbständigen Sprache zu sprechen.

Angesichts dieses Tatbestandes mußte auch Caldwell - möglicherweise

unter Gunderts Einfluß - zugeben, daß "the difference between Malayälam

and Tamil, though originally slight, has progressively increased, so that

the claim of Malayälam, as it now stands, to be considered, not as a

mere dialect of Tamil, but as a sister language, cannot be

called in question." (115)

Gunderts Konstatierung der Tatsache, daß es sich beim modernen Mala¬

yalam nicht um einen Dialekt des Tamil, sondern um eine selbständige Spra¬

che handle, war insofern von praktischer Bedeutung, als er damit einer der

ersten und Erfolgreichsten war, die gegenüber dem kulturell- nationalisti¬

schen Vormachtsanspruch des Tamil die Selbständigkeit und Gleichberechti¬

gung der modernen Malayalamsprache hervorgehoben und dadurch einheimi¬

sche Gelehrte zur verstärkten wissenschaftlichen Beschäftigung mit ihr an¬

geregt haben.

2.4.4.2 Angeregt durch die sprachvergleichenden Forschungsbestrebun¬

gen seiner Zeit beschäftigte sich Gundert nicht nur mit den Beziehungen ein¬

zelner Glieder der dravidischen Sprachfamilie zueinander, sondern darüber¬

hinaus auch mit den Interrelationen zwischen der indo-arischen Sprachfami¬

lie einerseits und der dravidischen andererseits oder, wie es Emeneau for¬

muliert, mit der "diffusion of linguistic traits across genetic boundaries" (116 ).

Dabei betrachtete er als einer der ersten im Gegensatz zu vielen zeitgenössi¬

schen und sogar späteren Sprachgelehrten (117) dieses Problem unter seinen

beiden Aspekten, d. h. , er anerkannte eine Beeinflussung in beiden Richtungen.

Während die meisten Gelehrten des 19. Jh. der irrigen Meinung waren, die

arischen Einwanderer wären der dravidischen Bevölkerung zivilisatorisch¬

kulturell weit überlegen gewesen, und somit sei eine sprachliche Einfluss-

nahme des Dravidischen auf das Indo-arische von vornherein ausgeschlos¬

sen (ll8), ging Gundert von der allgemeinen historischen Tatsache aus, daß

dort, "wo Völker verschiedener Sprache in stetem Wechselverkehr stehen,

mit einander handeln und streiten, zusammen genießen und leiden, .. . un¬

geprüft und unbesehen Vieles von einander annehmen" (ll9).

Dementsprechend schlußfolgert er, daß eine sprachliche Beeinflussung in

beiden Richtungen stattgefunden haben muß, also nicht nur vom Indo-arischen

ins Dravidische, sondern logischerweise auch umgekehrt. Wörtlich heißt es

bei ihm ;

"Es läßt sich im Voraus erwarten, daß eine Menge dravidischer

Wörter ins Sanskrit eingedrungen sein muß. Wie sollte sich auch

das arische Volk über ganz Indien verbreitet haben, ohne von der

(14)

dort vorgefundenen Urbevölkerung, die es sich im Laufe von Jahr¬

tausenden theils friedlich , theils gewaltsam, und doch bis auf die¬

sen Tag nur mangelhaft unterworfen hat, ungemein viel anzuneh¬

men?

Ebenso kann Niemand mit den dravidischen Sprachen sich einge¬

hend beschäftigen, ohne zu erkennen, daß arische Bestandtheile

so tief in dieselben eingedrungen sind, daß ihre ursprüngliche Na¬

tur sich nur mit Mühe ausfinden läßt; es bedarf dazu längerer

Übung und gründlicher Vergleichung der vornehmsten Dialecte.

Im Anfang der Untersuchung mag es scheinen, als lasse sich das

Entlehnte leicht ausscheiden; bald aber zeigt sich, wie gewaltig

die arischen Laute nach allen Seiten hin gewuchert haben, bis sie

sich heut zu Tage in den buntesten Masken präsentiren, um den

Forscher irre zu führen. Etwas ähnliches nun findet im Sanskrit

statt. Dravidische Wörter haben sich auch dort nicht blos einge¬

bürgert, sondern an ähnlich lautende Wortelemente sich derma¬

ßen angeschmiegt ..." (120)

War der Einfluß des Indo-arischen auf das Dravidische eine bereits damals

allseitig anerkannte Tatsache, mit der man sich forschungsmäßig eingehend

beschäftigte, so stellte hingegen die Erforschung des dravidischen Einflußes

im Indo-arischen eine Pioniertat auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft dar.

Denn obwohl zwar schon einige altindische Gelehrte, wie z.B. Kumäri-

labhatta (l2l), auf das Vorhandensein von dravidischen Lehnwörtern im Sans¬

krit hingewiesen hatten, so ging doch besonders seit dem späten Mittelalter

die Tendenz dahin, "to regard as Sanskrit whatever word is found in the Sans¬

krit lexicons" (l22) und somit jegliche fremde Beeinflussung von vornherein

auszuschließen (l23).

Angesichts dieser Situation begannen in der 2. Hälfte des 19. Jh. einige

wenige europäische Gelehrte, die "ketzerische" Ansicht vom dravidischen

Einfluß im Sanskrit bzw. im Indo-arischen zu vertreten. So versuchten z.B.

Stevenson, Hodgson, Growsen nachzuweisen, daß die strukturellen Unter¬

schiede zwischen Sanskrit einerseits und den modernen indo-arischen Spra¬

chen andererseits auf dravidischen Einfluß zurückzuführen seien (l24). Und

es waren besonders Gundert und Kittel, aber auch Caldwell, die bemüht wa¬

ren, den lexikalischen Anteil des Dravidischen im Sanskrit zu zeigen.

Was nun Gundert betrifft, so versuchte er in seinem 1869 veröffentlichten

Beitrag "Die dravidischen Elemente im Sanskrit" (125), den dravidischen

Wortbestand des Sanskrit an Hand von zahlreichen Beispielen aus dem Be¬

reich der Orts-, Pflanzen- und Tiernamen, der Benennungen für Handwerks¬

erzeugnisse u.a. Gegenstände des täglichen Lebens aufzuzeigen (l26). Seine

Etymologien können und sollen im Rahmen dieses Artikels nicht im einzel¬

nen aufgeführt und auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Interessant dürfte

jedoch die Erwähnung der Tatsache sein, daß bezüglich einiger von Gundert

aufgeführter Beispiele Burrow (l27) und Mayrhofer (128) zu ähnlichen oder

gar denselben Ergebnissen gekommen sind, daß sich Mayrhofer sogar in ei¬

nigen Fällen bei der Annahme eines dravidischen Ursprungs auf Gundert be¬

ruft (129).

Was das methodologische Herangehen an den Untersuchungsgegenstand be¬

trifft, so erachtete Gundert als wichtigste Methode beim Auffinden von dra¬

vidischen Wörtern im Sanskrit das Aufspüren der phonologischen Gesetz-

(15)

mäßigkeit bei der Tadbhava-Bildung, d.h. bei der Naturalisierung von Sans¬

kritwortern in den einzelnen dravidischen Sprachen. Denn so argumentiert

er:

"Obgleich nun mancherlei Willkürlichkeiten bei der Bildung der

Tadbhavas natürlich nicht ausbleiben, läßt sich doch durch strenge

Vergleichung der in die verschiedenen D.-Dialecte übergegangenen

S. Elemente eine Reihe von Gesetzen auffinden, welche der Bil¬

dung der Tadbhavas zu Grunde liegen ... Ist nun einmal die ganze

Stufenleiter gefunden, auf welcher S. Wörter herabsteigen, um

D-ische Tadbhavas zu werden, so hat man eben damit auch die

Wege entdeckt, auf welchen ein D. Wort so zu sagen veredelt,

d.h. zur arischen Formvollkommenheit emporgehoben werden

kann." (l29)

Bei der Erforschung dieser Gesetzmäßigkeiten konnte er sich bereits auf

einige Erkenntnisse Caldwells stützen (l30), hielt es aber für erforderlich,

über dessen Vorarbeiten hinauszugehen (l3l). Neben diesen phonologischen

Gesetzmäßgkeiten konstatierte er das Vorhandensein einer noch gebräuchlichen

dravidischen Wurzel als einen Beweis für den Ursprung eines Sanskritwortes

im Dravidischen, wie aus folgenden Worten zu erkennen ist:

"Es wird sich darnach wohl behaupten lassen, daß mit der Erkennt¬

nis dieser Gesetze ... die Möglichkeit gegeben ist, dravidi¬

sche Wörter in ihrer arischen Verkleidung zu erkennen. Die Wirk¬

lichkeit ihres dravidischen Ursprungs aber kann nur durch Auf¬

findung einer noch lebendigen D.Wurzel erwiesen werden." (l32)

Diese beiden Kriterien stellen natürlich nur zwei der zahlreichen heute als

Beweis für den dravidischen Ursprung eines indo-arischen Wortes in Betracht

zu ziehenden Konditionen dar und wurden teilweise bereits von Caldwell in

der zweiten Auflage seiner Grammatik (133) und später entscheidend von

Bloch, Burrow (l34), Emeneau und anderen erweitert und präzisiert.

Es kann festgestellt werden, daß das Verdienst dieses Beitrages nicht so

sehr darin besteht, daß Gundert damit bereits im letzten Jahrhundert in Ein¬

zelfällen zu richtigen Ergebnissen gekommen ist, sondern vielmehr darin,

daß er die enorme Wichtigkeit dieses bis dahin kaum beachteten Forschungs¬

zweiges für die wissenschaftliche Erschließung der indischen Sprachen und

darüberhinaus der gesamtindischen Geistesgeschichte sowohl zeitgenössischen

wie auch späteren Indologen vor Augen geführt und sie zur Fortführung und

Weiterentwicklung des Begonnenen angeregt hat. Mit eben dieser Absichtser¬

klärung läßt er auch seinen Artikel schließen, indem er schreibt:

"Ich schließe diese Beiträge.zur Aufhellung des bis jetzt noch we¬

nig durchforschten dravidischen Bruchtheils vom sanskritischen

Sprachschatze mit dem Wunsche, daß geübtere Forscher demsel¬

ben ihre Aufmerksamkeit zuwenden mögen. Sie werden finden, daß

nicht blos für die Erklärung einzelner Wörter, sondern auch für

die Geschichte der Sanskrit-Wortbildung und der anfänglichen Be¬

ziehungen beider Völker zu einander noch allerhand erhebliche

Einsichten zu gewinnen sind." (135)

Und die Geschichte der dravidologischen Sprachwissenschaft demonstriert

an Hand von zahlreichen Beispielen, wie fruchtbar und nachwirkend die In¬

spirationen waren, die von dem Gundertschen Beitrag ausgingen.

So hat beispielsweise Caldwell in der zweiten Auflage seiner Grammatik

(16)

unter diesem Einfluß das Kapitel "Indebtedness of Sanskrit to the Dravidian

Languages" (l36) wesentlich erweitert, wobei er sich mit Gunderts Erkennt¬

nissen kritisch auseinandersetzt: In Bejahung der Gundertschen Grundkon¬

zeption zitiert er dort wörtlich entscheidende Passagen aus dessen Artikel (l37)

und fügt darüberhinaus noch "Selections from Dr. Gundert' s list of words which

he thinks have probably been borrowed by Sanskrit from the Dravidian languages"

(l38) an, findet aber andererseits einige der von Gundert gegebenen Ableitun¬

gen als "too conjectural" (l39).

Gleichfalls wurde durch Gundert Ferdinand Kittel (1832-1905), der beste

Kenner des Kannada zur damaligen Zeit, aus dessen Feder auch das "Kannada-

English Dictionary" (l40) stammt und auf den sich selbst Caldwell in Fragen die

Kannada-Sprache betreffend stützte (l4l), zu Untersuchungen bezüglich des

lexikalischen Einflußes des Dravidischen auf das Sanskrit angeregt. Und als

Ergebnis dieser Beschäftigung entstanden seine Artikel "Dravida elements in

Samskrita Dictionaries" (l42), "Dravidische Elemente in den Sanskrit-Dhä- tupäthas" (l43), "On the Dravidian Element in Sanskrit Dictionaries. Letters

a,ä" (144), "Some Remarks on Dr. Pope's Notes on the South-Indian or Dra¬

vidian Family of Languages" (l45), in denen er Gunderts Forschungsergeb¬

nisse kritisch verarbeitet.

Ungeachtet der Tatsache, daß sich im Ergebnis des Fortschreitens der

Sprachwissenschaft seit Gunderts Tagen das Bewußtsein für die Kompliziert¬

heit dieses Forschungsgegenstandes erheblich verstärkt hat, gleichermaßen

aber auch die methodologischen Mittel zu seiner Bewältigung beachtlich ver¬

feinert haben und daß inzwischen neue, über Gunderts Erkenntnisse hinaus¬

gehende Resultate erzielt worden sind, wird Gunderts Arbeit auch heute noch

herangezogen.

So konnten keine Geringeren als Emeneau und Burrow erklärtermaßen eini¬

gen Nutzen aus Gunderts Vorarbeiten ziehen (l46). Gleiches kann auch von

Mayrhofer festgestellt werden, der bezüglich der immensen Wichtigkeit der

Erforschung des dravidischen Wortschatzes im Indo-arischen sowie der Be¬

deutung des dazu geleisteten Beitrages solcher Gelehrter wie Gundert im Vor¬

wort zu seinem "Kurzgefaßten etymologischen Wörterbuch des Altindischen"

erklärt:

"Mit dem Vorgeführten - dem altindischen Erbbestand, den Prä-

kritismen und Hypersanskritismen - ist der indo-arische Bestand

der altindischen Sprache erschöpft; es bleiben noch einige Lehn¬

wörter und Rückbildungen aus neuindischen Sprachen, die uns

methodisch kaum mehr Neues bieten können ... Daneben weist

uns ein rund hundertjähriges Bemühen um die unarischen Be¬

standteile des ai. Wortschatzes immer deutlicher noch einen wei¬

teren Weg zur Aufhellung nicht weniger ai. Wortformen, der bis¬

her vielfach unbeachtet geblieben ist:

den Weg der Erforschung dravidischer und austroasiatischer

Sprachen, die beide von der vedischen Zeit an das Altindische

beeinflußt haben ... und dem bisher auf jenem Gebiete

Geleisteten soll in diesem Wörterbuch eine möglichst

vollständige Aufnahme zuteil werden. " (147)

2.4.4 Zusammenfassend kann konstatiert werden, daß sich Gundert dank

seiner unter 2.4 abgehandelten Forschungsergebnisse in der Geschichte der

Dravidologie des 19. Jahrhunderts einen Platz unter den herausragendsten

(17)

Gelehrten verdient hat. Er war der bedeutendste Gelehrte des 19. Jh. auf

dem Gebiet der Malayalamsprache, indem er den ersten und erfolgreichen

Versuch einer dem Wissensstand seiner Zeit angemessenen Beschäftigung

mit dem Gegenstand unternahm und damit wegweisend für die nachfolgende

Forschung wurde.

Diese Tatsache unterstrich Caldwell, indem er ihn verschiedentlich als

"our best authority as to Malayälam questions" (148) und als einen "eminent

Dravidian scholar" (149) bezeichnete und sich in seiner Grammatik in allen

das Malayalam betreffenden Fragen auf ihn stützte (l50). Darüberhinaus

muß Gundert als einer der Mitbegründer der vergleichenden dravidologischen

Sprachforschung angesehen werden, indem er die theoretischen Erkenntnisse

der europäischen vergleichenden Sprachwissenschaften auf die dravidischen

Sprachen anwandte.

Letzteres Verdienst wird sowohl von europäischer wie auch indischer Seite

anerkennend hervorgehoben.

So kommt S. Anavaratavinayakam Pillai zu der Feststellung, daß "Dr.

Gundert divides with Dr. Caldwell the honour of being the father of Dravidian

philology" (l5l). Und Kittel hebt hervor, daß "the two gentlemen (gemeint

sind hier Caldwell und Gundert, d. V. ) ... became the founders of comparative

phüology within the sphere of the most distinctive of the South-Indian dia¬

lects." (152).

Anmerkungen

1. Die einzigen Ausnahmen bilden m.W. Albrecht Wezler: German Dravido-

logy-Past and Present. In: Tamil Studies Abroad, a Symposium. Published

by The International Association of Tamil Research. Malaysia, 1968. S. 27,

Valentina Stäche: German Missionaries in South India. In: German News

(Bulletin of the Embassy of the Federal Republic of Germany, New Delhi),

Vol. XIV, 21/15.11.72, S. lO/ll und Walter Leifer: Indien und die Deut¬

schen. 500 Jahre Begegnung und Partnerschaft. Tübingen und Basel. 1969.

S. 77.

2. Z.B. Wilhelm Schlatter: Geschichte der Basler Mission 1815-1915. Bd. II:

Die Geschichte der Mission in Indien. Basel 1916; M.H. : Zum hundert¬

sten Geburtstag von Missionar Dr. H. Gundert. Der evangelische Heiden¬

bote, Febr. 1918, No. 2, S. 28/29.

3. Siegfried Greiner: Der schwäbische Inder. Schwäbische Heimat, Sept.

1968, No. 3, S. 204/205.

4. Prof. Dr. Edwin Hennig: Württembergische Forschungsreisende der letz¬

ten anderhalb Jahrhunderte. Stuttgart 1953. S. Il/l2.

5. A. Römer: Missionar Dr. Hermann Gundert. In: Schwäbische Charakter¬

bilder. Stuttgart 1914.

6. Siegfried Greiner: "Mein Großvater ... das war ein Mann". Kreiszeitung

Calw, 15.5.1968. Zur Hermann Gundert-Ausstellung im Schiller-National¬

museum (Marbach).

7. Rhenius (1790-1838) lebte 25 Jahre als Missionar im Tamilgebiet. Neben

seiner 1836 veröffentlichten "Grammar of the Tamil Language" hat er sich

durch Übersetzungen christlicher Literatur ins Tamil verdient gemacht.

J. Hesse berichtet in "Aus Dr. Hermann Gundert ' s Leben" , Calw u. Stutt¬

gart 1894, (S. 94), daß Gundert nach der Rheniusschen Grammatik Tamil

gelernt habe.

(18)

8. Wilhelm Schlatter, a.a.O., S. 40.

9. Brief Gunderts an die Basler Mission vom 15. 11.1838. Archiv der Basler

Mission, Dossier Gunderts.

10. J. Hesse, a.a.O., S. 176; Missions-Magazin, 1844, IV, S. 86.

11. Missions-Magazin, 1845, IV, S. 36; Mahammadcaritram. Mangalore,

1869. 2nd. edit. Vide 2.3.2.

12. "Suvisesasarhgraham ... yesum asThayute kathäsamksepam" (A Life of

Christ compiled from the Gospels), Tellicherry, 1849; Im Missions-Ma¬

gazin von 1848, IV, S. 117 werden genannt: "Sanmaranavidya" (The Art

of Dying happily) und "History ofPolycarp", und im Verzeichnis von Gun¬

derts Werken in: Life of Dr. H. Gundert (Ort, Jahr?) werden aufgeführt:

"Kristacaritram" (Das Leben Christi) und "Manusya hrdayam" (Das

menschliche Herz), Vide 2.3.2.

13. Vide 2.2.1, Anm. 46.

14. J. Hesse, a.a.O., S. 216; Kristasabhäcaritram. Tellicherry, 1848.

Vide 2.2.2.

15. Missions-Magazin, 1847, IV, S. 114: 1866 in 2. Auflage in Mangalore

erschienen unter dem Titel "Garmmanya räjyattile kristusabhä navlka-

ranam".

16. Aus dem Briefnachlass von Dr. H. Gundert, Calw u. Stuttgart 1907, S.

393. Vide 2.1.1 und 2.4.1.

17. Missions-Magazin, 1851, 11, S. 160; "Oru äyiram palancol". (lOOO Pro¬

verbs). Tellicherry, 18 57.

18. Missions-Magazin, 1852, IV, S. 141; Asva-Ghösa: Vajrasüci. The

Diamond-needle. (A tract against the caste-system . Sanskrit text, edited

with Malayalam translation and notes by H. Gundert) Mangalore, 1868,

3rd edition.

19. Tellicherry, 18 52.

20. Missions-Magazin, 1853, 1, S. 49-65 I. Teil, 1854, I, S. 66-93 II. Teil,

Vide 2.3.2, Nalacaritasärasödhana, Mangalore, 1864.

21. Evangelisches Missions-Magazin, 1853, II, S. 76-79.

22. ebd. S. 76.

23. Protokoll der (Evangelischen) Basler Missions-Gesellschaft, No. 26

vom 18.7. 1855, S. 70: " ... es sollte von Seiten der Mission die gute

Gelegenheit nicht außer Acht gelassen werden, jetzt, da das Government

etwas für die Schulen thun will , wenigstens d u r c h gute Schulbücher

auf das Volk einzuwirken ... Es wird vorgeschlagen, deshalb mit dem

Director des öffentlichen Unterrichts in Correspondenz zu treten und ihm

durch Br. Gundert obiges Anerbieten zu eröffnen."; Und das Evangelische

Missions-Magazin, 1856, I, S. 2 berichtet: "Dr. Gundert in Tschirakal er¬

hält den Auftrag, mit dem Unterrichtsministerium über die Unterstützun¬

gen in Unterhandlung zu treten, welche die Missionsschulen unserer Ge¬

sellschaft nach dem neuen Unterrichtsgesetz von der Regierung zu er¬

warten haben dürften."

24. AusDr. Gundert ' sBriefnachlaß , Stuttgart 1907, S. 407, Brief an das

Komitee vom 23. 10. 1855: "Ich wage den Wunsch vorzulegen, daß Sie

die Mangalurstelle mir nur provisorisch übertragen. Ich will damit sa¬

gen, daß ich die Versetzung in ein anderes Sprachgebiet für blossen Not¬

behelf halte. Ich werde es daher als Gnade ansehen, wenn Sie diesen

meinen Wunsch, schließlich wieder ein Malayalam-Missionar zu werden,

beherzigen. "

i L

(19)

25. Protokoll No. 26, S. 120, Beschluß des Komitees.

26. Protokoll No. 27, 1856, S. 41: "Abfassung von Schulbüchern: Da Gun¬

dert mit dieser Arbeit von der Comite betraut wurde, so soll auch die

Leitung des Ganzen in seiner Hand bleiben. Kann er, als der anderen

Sprachen nicht kundig genug nur für Malabar in eigener Person arbeiten,

so kann er doch nach bestem Ermessen für die anderen Sprachgebiete

sich seine Mitarbeiter wählen."

27. Protokoll No. 26, S. 70: " ... ja daß die Comite nicht ungeneigt wäre,

selbst einen ihrer älteren Missionare, als Leiter des ganzen Schulwesens

herzugeben ...

Dem Br. Gundert ist Namens der Com. vorerst confidentiell zur Kennt¬

nis zu bringen, daß die Com. ihn für das Malabarschulwesen als Super¬

intendenten im Auge habe ..."

28. Protokoll No. 27, S. 149: "Die letztere (das Komitee der Basler Mission

- H.A. ) wird gebeten, den Br. Gundert abzutreten, ihn jedoch fortwäh¬

rend als den ihrigen anzusehen und ihm den Rücktritt offen zu behalten."

29. Protokoll No. 28, 1857, S. 63: "Br. Gundert meldet unterm 20. Apr.

aus Mangalore, daß er zum Regierungs Deputy Inspector für Malabar

und Canara sei ernannt worden."

30. Aus dem Briefnachlaß von Dr. Hermann Gundert, a.a.O., S. 417/418.

31. ebd. S. 415.

32. ebd. S. 418.

33. Aus dem Briefnachlaß von Dr. H. Gundert, a.a.O., S. 440.

34. ebd. S. 163, Brief vom 7.7.1859.

35. Aus dem Nachwort von Ninon Hesse zu: Hermann Hesse: Kindheit und

Jugend vor Neunzehnhundert. Frankfurt 1966, S. 513.

36. Aus dem Briefnachlaß von Dr. H. Gundert, S. 440.

37. ebd. S. 440.

38. J. Hesse, a.a.O., S. 312: "Was ihm oft schwer fallen wollte, das war

nicht das Zuviel, sondern das Vielerlei seiner Arbeit."

39. Malayälabhäsä vyäkaranam. A Grammar of the Malayalam Language.

Second edit. , completed and edited with English introduction by E. Diez,

Mangalore 1868. Vide 2.4.1.

40. Palancolmäla. Malayalam Proverbs applied to Christianity. Mangalore

1896.

41. Mangalore, 1872. Vide 2.4.2.

42. Vide 2.3.1.

43. So schreibt beispielsweise A. Sreedhara Menon (A Survey of Kerala

History, Kottayam 1970, Reprint, S. 380): "The credit for'having laid

the foundations of Western education in the Malabar area goes to the

Basel Evangelical Mission ... The name of Dr. Gundert deserves

special mention. "

44. P.K. Parameswaran Nair (History of Malayalam Literature, New Delhi,

1967, S. 117) hebt anerkennend hervor: "The handicap in the conduct of

schools . . . the lack of suitable text-books in Malayalam ... was met to

some extent by Dr. Gundert."; Das Missions-Magazin aus dem Jahre

1855 (II, S. 27) berichtet: "Nach dem Jahresbericht betheiligte sich

Miss. Dr. Gundert an der Ausfertigung von Schulbüchern im Auftrage

der Regierung."; Von Paul Eppler (Geschichte der Basler Mission 1815-

1899, Basel 1900, S. 165) erfahren wir, daß "die von Basler Brüdern

(20)

verfaßten Schulbücher auf die Liste der von der Regierung autorisierten

Lehrbücher gesetzt worden waren" und daß "main Gundert um Aus¬

arbeitung weiterer Schulbücher ersucht hatte" . Vide Anm. 26.

Gunderts bedeutendste für diesen Zweck verfaßten Bücher waren gemäß

einheimischem Urteil "Malayälabhäsä vyäkaranam" (vide 2.4.1), "Ma-

layälavyäkaranacödyöttaram" (A First Catechism of Malayalam Grammar)

und "Päthamäla" (A Malayalam Anthology or A Collection of Proverbs,

Poems, etc.) Sec. Edit., Mangalore 1897.

45. A. Sreedhara Menon, a.a.O., S. 422: "The pioneer in this field also is

Dr. Gundert."

46. The Madras Journal of Literature and Science, Vol. Xlll, Parts 1, 11,

1844/45, S. 115-146; Vide Anm. 13.

47. A.C. Burnell: The Oldest known South Indian Alphabet. In: The Indian

Antiquary, August 2, 1872, S. 229.

48. ebd., S. 229.

49. A.C. Burnell: Elements of South-Indian Palaeography from the Fourth

to the Seventeenth Century A.D., London 1878. Sec. enlarged and improved

Edit. Introduction. S. XI: "These documents contain the earliest specimens

of the Dravidian languages (beyond single words), that we possess; they

are, therefore, of capital importance for the comparative study of the

South-Indian dialects, but have not as yet been used at all, except by Dr.

Gundert. "

50. Siehe z.B. K. Godavarma: The Copper Plate Grant of Sri viraraghava

Cakravartin. In: Bulletin of the School of Oriental Studies, Vol. VIII,

1935-37, Reprinted 1964, S. 955-967.

51. ebd., S. 955.

52. Z.B. Kookel Kelu Nair (Madras Journal of Literature and Science, Vol.

XXI, S. 35-38); Venkayya (Epigraphica Indica, Vol. IV, S. 290-297);

K.N. Daniel (Indian Antiquary, Vol. LIII, S. 185-196, 219-229, 244-251,

257-261), K. Godavarma.

53. Tellicherry, 1848. Ein Ausschnitt aus diesem Werk, die Geschichte der

Missionsstation Tellicherry, ist in deutscher Ubersetzung im Missions-

Magazin veröffentlicht worden. 1846, II, S. 96-124; Vide Anm. 14.

54. Siehe z.B. Missions-Magazin, 1846, II, S. 97; J. Hesse, a.a.O., S. 216.

55. 1. Aufl. Calw and Stuttgart.

56. Dr. G. (fälschlicherweise) Gundert: Eine malayälische Romanze.Zeit¬

schrift der Deutschen Morgeniändischen Gesellschaft, Leipzig 1862, 16.

Bd., Nachdruck 1966, S. 505-524;Vide Anm. 21.

57. Yesukristanre putiya niyamam (The New Testament of Our Lord and

Saviour Jesus Christ). 2nd edit. Mangalore 1868.

58. The Prophetical Books of the Old Testament. Translated out of the Hebrew

into Malayalam. Valiya ceriya praväcakanmär enniva atahhunna pravä-

cakalekhakal. Mangalore, 1886, 1st edit.; The Poetical Books of the Old

Testament translated out of the Hebrew. lyyöba, sahklrttanahfial, sadrsafinal,

sabhäprasamgi, salömönre atyuttama gitam enniva atanhiyirikkunna pavitra

lekhakal. Mangalore, 1881. Sec. rev. Edit.

59. Vide Anm. 11, 12.

60. A. Sreedhara Menon: A Survey of Kerala History. S. 380: "The work of

the Christian missionaries and the spread of Western education helped to

bring about a radical social change ... served to highlight the evils in

(21)

Hindu social organisation and to create an atmosphere in favour of radical religious and social reform."

61. ebd. S. 401; P. J. Thomas: Malayäla sähi tyavum kristyanikalum.Kottayam.

1961, S. 271.

62. Karl Graul: Reise nach Ostindien. Bd. 3, a.a.O., S. 247.

63. P.J. Thomas: Malayäla sähityavum kristyänikalum. KSttayam. 1961. Rev.

and enlarged edit., S. 210; L.J. Frohnmeyer: A Progressive Grammar,

a.a.O., Preface, S. XIII: "On the advance of Western culture the task

of moulding the colloquial language in such a manner as to make it an

appropriate vehicle for conveying new ideas and occidental knowledge,

has been left almost entirely to foreign educationalists and missionaries."

64. P.J. Thomas, S. 209.

65. George Mättan, der zur gleichen Zeit ebenfalls an einer Malayalam¬

grammatik arbeitete, bestätigt "the absolute want of a Malayalim Grammar

in the Language itself" in seinem Vorwort zu "Malayälmayute vyäkaranam",

Köttayam, 1969, Reprint, S. 11; Das Missions-Magazin 1851 (II, S. 168)

wertet Gunderts Grammatik als "eine erste Grammatik der Malajalam-

Sprache für die hiesigen Schulen".

66. Mangalore. Vide Anm. 16, 39.

67. Die ersten waren von portugiesischen Missionaren verfaßt worden, so

z.B. eine bereits 1543 erschienene Grammatik des Paters Enriguez

(Nach George Mättan: Malayälmayutevyäkaranam, Avatärika, S. 3) oder

Anjelo Francis "A Popular Grammar in the Lginguage" (Nach Sreedhara

Menon, a.a.O., S. 400) oder aber die 1733 veröffentlichte "Grammatica

portugueza cum vocabulario em Portuguez e Malabar" (Nach C. Sekhar

u. Ju. Ja. Glazov: Jazyk Malajalam, Moskva 1961, S. Ii). Ebenfalls

soll der deutsche Missionar Johann Ernst Hanxleden, in Kerala auch

Arnos Pätiri genannt, Anfang des 18. Jh. eine Grammatik geschrieben

haben (Nach George Mättan: Avatärika, S. 3). Danach erschienen 1749

Robert Drummonds "A Grammar of the Malayalam Language" (Nach L.

J . Frohnmeyer: A Progressive Grammar of the Malayalam Language for

Europeans. Mangalore 1889, Introduction, S, XIV), 1839 "Outlines of

a Grammar of the Malayalam Language" von F. Spring (Nach Frohn¬

meyer, S. XIV), Joseph Peets "A Grammar of the Malayalim Language

as spoken in the Principalities of Travancore and Cochin and the Districts

of North and South Malabar" (Cottayam 1841), 1864 Collins "A Short

Grammar and Analysis of the Malayalam Language" (Nach L.F. Frohn¬

meyer, S. XIV), Alexander John Arbuthnots "Malayalam selections:

with translations, grammatical analysis, and vocabulary" (Cottayam

1864) und 1868, im gleichen Jahr, in dem Gunderts Grammatik heraus¬

kam, George Matthans "A Grammar of Malayalim in the Language itself"

(Cottayam).

68. Darunter "Keralakaumudi" von Kövunni Netuhnäti (1878), die Grammatik

von Päccu Müttatu (1877) sowie "Keralapäniniyam" des A.R. Räjaräja-

varmma (1895).

69. So ist K.M. George (A Survey of Malayalam Literature, S. 133) der

Meinung, daß "all these works became obsolete since the publication of

a Malayalam Grammar by Rev. Hermann Gundert".

70. Der Sprachgelehrte Ilamkulam Kunnanpilla (in: Guntarttü Nighantu. Kötta¬

yam 1962, 2nd. edit., S. 9) meint: "Obwohl vor und nach Gundert viele

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