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Academic year: 2022

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04 1 – Das Kulturmagazin, die wesentliche Monatszeitschrift für die Zentralschweiz mit Kultu rkalender N

O

1 2 Dezember 2 01 7 CHF 8.– www .null 41.ch

977142495800012

(2)

SO 31.12.2017 Ab 21 Uhr Eintritt: Fr. 25.–

Eine Kooperation des Kleintheaters Luzern und der IG Kultur Luzern.

Mehr Infos zum Programm unter www.kleintheater.ch.

Vorverkauf:

Bundesplatz 14 6003 Luzern, Telefon 041 210 33 50 Die grosse,

alternative Silvestergala. Mit der Crème fraîche der Luzerner Kulturszene.

2017 – das kann weg, 2018 – das kann kommen!

Es reden, spielen Theater, lesen, musizieren und drücken Play:

Patric Gehrig, Christov Rolla, Christoph Fellmann, The Gegus, Fetter Vetter &

Oma Hommage, Pius Strassmann,

Max Christian Graeff, Canaille du Jour, Enfant Terrible, Pink Spider, The Wild Child, Petra Helfenstein

u.v.m.!

Ein Film von DOMINIK LOCHER PHO

TOGRAPHIE LUKAS LINDER ARTWORK GIJS KUIJPER

«Schnell, präzise und

radikal.»

SRF

«Böse, scharf «Böse, scharf und sehr, sehr sexy.»

Watson.ch

AB 30. NOVEMBER IM KINO

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AB 30. NOVEMBER IM KINO

EINE BILDGEWALTIGE UND MUSIKALISCHE ODYSSEE

Die Monografie Bilderwelten – Künstlerische Reflektionen von Konrad Abegg ist erschienen.

Das Buch umfasst 336 Seiten mit 553 Abbildungen und ermöglicht einen umfassenden Einblick in das Werk des Künstlers.

Buchpräsentation: Sonntag, 10. 12. 2017 im Haus für Kunst in Altdorf | 11 Uhr Die Monografie ist im Buchhandel oder direkt beim Künstler erhältlich und kostet CHF 65.–.

Infos: www.konrad-abegg.ch

Bestellungen: info@edition-abegg.ch  |  ISBN 978-3-033-06275-7

… ein Leben lang Bilder schreiben.

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E DI T OR I A L

Wie jedes Jahr haben wir den redaktionellen Teil unserer Dezember- Ausgabe in andere Hände gegeben. Heuer kuratiert das Gelbe Haus und dessen Umfeld unser Magazin.

Das Gelbe Haus ist eine Kulturoase. Ein blühender Ort des kreativen Schaffens, der wie die Oasen in Zeiten der Karawanen auch als Tankstelle wirkt. Seit 2004 arbeiten, leben und vernetzen sich am Reussport Kunstschaffende, Musikerinnen und Musiker wie auch andere Kreative.

2012 gegründet, organisiert der Verein Gelbes Haus den Betrieb, kümmert sich um die Nutzung der Räumlichkeiten und setzt sich für eine langfristige Perspektive der Kulturproduktion ein.

2014 konnte die Liegenschaft gekauft werden. Seither ist die Stiftung Eigentümerin und setzt sich für den Erhalt und die Idee des Gelben Hauses ein.

Klar, dass auf die Anfrage, die Dezember-Ausgabe von «041 – Das Kulturmagazin» zu kuratieren, die Ideen nur so sprossen wie Pflanzen, wilde, eigene, schöne.

Plunder wurde ausgegraben, kombiniert, arrangiert. Auf basis- demokratische Art entstand ein Konzept, das an den Rändern viel Freiheit liess.

Nun liegt ein Kalender vor, der mit so mythischen wie eigen- brötlerischen Wesen bevölkert ist, wie ein magischer Begleiter,

ein Talisman für das Jahr 2018. Dem Wesen der Wesen nähern wir uns auf Seite 10 an. Dazu gesellt sich ein Soundtrack, der die Monate vertont und musikalisch kommentiert. Dieser kann unter null41.ch/gelbeshaus heruntergeladen werden. Die Tracks wurden in unserem Magazin anhand von Amplitude, Frequenz und Zeit der Soundfiles ins Grafische übersetzt.

In flagranti ist das Überthema dieser Ausgabe. Das gesamte lateinische Sprichwort lautet «in crimine flagranti», solange das Verbrechen noch brennt. Gefährlich werden die erwischten Wesen niemandem. Dennoch ziehen sie die verborgene Existenz vor, denn

«was lebt, lebt stets am Rand», wie der Autor und Entertainer Max Christian Graeff in der Morlocks-Version der «Internationalen» singt.

An der Kalendervernissage können die Wesen in ihren ganz ureigenen Räumen besucht werden. Sie findet am SA 16. Dezember um 19 Uhr im Gelben Haus statt.

In essential in flagranti

Ivan Schnyder, Redaktionsleiter «041 – Das Kulturmagazin»

schnyder@kulturmagazin.ch

Catherine Huth, Stiftungsratspräsidentin Gelbes Haus huth@fürimfall.ch

Bild: Sabina Oehninger

(4)

PROGRAMME DER KULTURHÄUSER 40 Kulturlandschaft / HSLU Musik 42 LSO / Luzerner Theater / Kleintheater 44 Stattkino

46 Neubad / Südpol 48 Romerohaus 54 Kunsthalle Luzern

56 Nidwaldner Museum / Museum Bellpark

58 Historisches Museum / Natur Museum / Kunsthaus Zug

18

URBAN ART FÜR WASSER

Kunst kaufen und Gutes tun 20

URHEBERRECHT

Neuer Suisa-Tarif benachteiligt Kleinveran- stalter

KOLUMNEN

6 Doppelter Fokus: 155. Rütlischiessen 8 Meier/Müller bi de Lüt: Sehnsuchtsort

Zentralschweiz (2)

9 Lechts und Rinks: Dobrodosli in Belgrad 21 40 Jahre IG Kultur: «Was hat Luzern mit

Beirut zu tun?»

22 Gefundenes Fressen: Schnaps in Schokolade 36 041 – Das Freundebuch: Das Gelbe Haus 62 Käptn Steffis Rätsel

63 Comic: Ein Hund mit Migrationshintergrund

INHALT

Bild: Sabina Oehninger

SERVICE

23

Musik. Differenzierter Indie

26

Kunst. Reflektiertes Lebenswerk

28

Kino. Fidele Mogelpackung

31

Bühne. Wortlose Kommunikation

35

Wort. Magisches Denken

60

Kultursplitter. Tipps aus der ganzen

Schweiz

61

Ausschreibungen, Namen, Notizen, Preise

KULTURKALENDER

37 Kinderkulturkalender 39 Veranstaltungen 55 Ausstellungen

Titelbild: Sabina Oehninger

AB SEITE 10 GELBES HAUS VORAUS

Ein fabulöser Kreativkosmos

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5

SC HÖN G E SAGT

G U T E N TAG

A U F G E T I S C H T

GUTEN TAG, 2018

Alles beim Alten: Der Regierungsrat reist im Mai für 100 000 Franken nach Rom, um der Schwei- zergarde zu huldigen. Auch in finanziell prekä- ren Zeiten sei dies wichtig, weil Geschichte und Tradition Grundlage einer Gemeinschaft seien.

Gleichzeitig streicht die Regierung Latein und Handarbeit aus dem Untergymnasium. Rom, La- tium, Latein, whatauchever. Hauptsache, der Papst bestellt das Speckbesteck für den Apéro nicht zu spät. Hier sieht es mit Geschichte und Tradition natürlich wieder ganz anders aus. «Regierung»

kommt übrigens von regere, lateinisch für führen oder leiten. Item. Mit obigem Verhalten bleiben die Bürgerlichen ihrer eigenen Geschichte und Tradition treu: Stets opportunistisch und mit zwei verschiedenen Ellen zu messen. Wir haben nur einen guten Vorsatz, liebes 2018: Ceterum censemus consilium esse delendum.

Mit dem Latein noch lange nicht am Ende, 041 – Das Kulturmagazin

GUTE NACHT, 2017

Du warst ein Jahr, das man sich nicht schön saufen konnte. Neben Trump-Amtsantritt, Rechtsruck in Deutschland und dunkler gesamteuropäischer Grosswetterlage hast du im Kanton Luzern beson- ders verheerend gewütet: budgetloser Zustand bis September, massiver Abbau in Bildung, Kultur und nicht zuletzt bei den Kantonsangestellten, etwa der Polizei, die bereits heute bis zu sieben Mal täglich nicht ausrücken kann, weil das notwendige Per- sonal fehlt. 2018 wird eine Durststrecke bleiben, Kantonsrats- und Parlamentswahlen sind erst 2019 angesetzt. «Die Steuerstrategie hat die privaten Haushalte entlastet. Es stehen mehr Mittel für den Konsum zur Verfügung», liess der Regierungsrat verlauten und stellte sich zur Legislaturhalbzeit im Oktober 2017 gleich selber ein Spitzenzeugnis aus. Eine im November erschienene Studie von comparis.ch zeigt, dass 18 Prozent der Schweize- rinnen und Schweizer keine Möglichkeit haben, zu sparen. Dieser knappe Fünftel profitiert nicht von den Steuersenkungen, sondern wird durch den Abbau bei ausgleichenden Instrumenten, wie etwa der Prämienverbilligung, stärker zur Kasse gebeten. Das Zitat des Regierungsrates stimmt für Gutverdienende, wie die fünf feinen Herren es sind. Ihre Politik hingegen ist eine Gefahr für den sozialen Frieden. Es gibt ein Sprichwort: «Wenn die Nacht am dunkelsten, ist die Dämmerung am nächsten.» So bleibt, sich 2018 zu engagieren. Auf dass Licht werde!

Aber erst mal richtig ausschlafen, 041 – Das Kultur- magazin

Beliebte Speisen in rassigem Schweizerdeutsch:

Döner Kebab: «Görpstäsche»

Pizza: «Tschenggefrisbee»

McDonalds: «Gwörzkartong»

Indisch: «Forzgulasch»

Reis: «Chineseschotter»

Nussgipfel: «Sagmählkorve»

Cremeschnitte: «Eiterrieme»

Schnitzelbrot: «Schnetzelbrot»

«Warteschleifemusik hat die gleiche Funktion wie Vogelscheuchen: Sie soll fernhalten.»

Das Theater im Burgbachkeller Zug sucht ab 1. Juli 2019 eine

THEATERLEITUNG 80 %

auch Ko-Leitung möglich

Einarbeitungszeit ab Januar 2019 nach Absprache Stellenausschreibung siehe burgbachkeller.ch

KARTON Architektur im Alltag der Zentralschweiz

KARTON 41hält sich zum Jahreswechsel an verschiedenen Bahnhöfen auf, die sich im Wandel befinden.

Ich abonniere KARTONfür ein Jahr (CHF 25; inkl. Versand) und erhalte 3 Ausgaben zugestellt. Talon ausschneiden und zustellen an:

KARTON, Luzernerstrasse 71a, 6030 Ebikon.

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MARTIN ERDMANN, SEITE 25

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D O P P E LT E R F O K U S

Die beiden Luzerner Fotografen Patrick Blank und Mischa Christen zeigen zwei Blicke auf einen Zentralschweizer Anlass, den «041 – Das Kulturmagazin» nicht besuchen würde.

155. Rütlischiessen, 300 Meter, Mittwoch vor Martini, 8. November 2017.

Bild oben Mischa Christen, rechte Seite Patrick Blank

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7

(8)

M E I E R / M Ü L L E R B I D E L Ü T

Es ist 1997 und wir befinden uns in einem Regionalzug der Deutschen Bahn. Eine aus einem Dorf im Berner Mittelland stammende Dreizehnjährige ist seit gut sechs Stunden unterwegs, um ihre Brieffreundin in Thüringen zu besuchen. Gerade eben ist sie in Frankfurt am Main, dem grössten Bahnhof, den sie je gesehen hat, umgestie- gen. Nun tuckert sie, ihr Samsonite-Reiseportemonnaie eng an den Bauch geschnallt, in Richtung Schweinfurt.

Dabei fühlt sie sich ziemlich cool und urban.

Sie und ihre Brieffreundin C.H. waren unter an- derem darum beste Brieffreundinnen geworden, weil sich beide sicher waren, am langweiligsten Ort der Welt aufwachsen zu müssen.

In Uhlstädt-Frischbüttel

1

angekommen, war auf den ersten Blick alles vertraut. C.H.s Dorf war klein und langweilig. Dass die Umgebung dem gängigen landschaftlichen Schönheitsideal entsprach, realisierte ihr jugendlicher Blick noch nicht. Selbst wenn sie dies gesehen hätte, hätte sie keine Ahnung gehabt, welche Abgründe mit einer solchen Landschaft einhergehen.

Nach dem ersten Tag hatte ihr C.H. das Dorf gezeigt und ihre Freundinnen, von denen die meisten denselben Nachnamen wie H. hatten, vorgestellt. So weit, so normal.

Dass C.H.s Freundinnen angeblich alle mit C.H.s zwölf- jährigem Cousin, auch er trug denselben Nachnamen, in C.H.s elterlicher Badewanne Sex gehabt hatten, tat sie als komischen Witz ab. Erst als die eine Freundin jammerte, dass sie schon wieder die «Klamüddien»

habe, wurde ihr etwas mulmig. In späteren Gesprächen mit C.H., während denen sie sich betont abgebrüht gab beziehungsweise schwieg, da sie von all dem keine Ahnung hatte, stellte sich heraus, dass die Jugendlichen hier bereits mit elf Jahren unter Drogeneinfluss und meistens unverhütet miteinander Sex haben. Nachschub an Drogen und genetischer Vermischung wurde zur Frühlings-, Sommer- und Herbstsaison jeweils in Form von Grossstadtteenagern aus Berlin in die zahlreichen Jugendlandheime des Thüringer Waldes geschwemmt.

Der Thüringer Wald, lernte die Dreizehnjährige, war für seine schöne Landschaft bekannt und dementspre- chend touristisch erschlossen. Da, wo sie aufwuchs, im Berner Mittelland, hätte niemand freiwillig seine Ferien verbracht.

Sehnsuchtsort Zentralschweiz (2)

Der Kontakt zwischen den Brieffreundinnen brach nach dem Besuch ab. Die, die im Berner Mittelland verblieb, bereiste mit ihrer Klasse bald darauf die Zentralschweiz.

Aus einem Reisecar heraus schauten sie auf die Urkantone, während ihnen der Lehrer, ein offensichtlicher Fan der Region, über ein Mikrofon erklärte, dass hier, im Schoss der Schweiz, die Berge noch mächtig und die Edelweisse noch weiss seien. Dass dies viele Touristen anziehe. Ja, aus der ganzen Welt kämen sie, um ihre Augen an der Schönheit der Zentralschweiz zu laben.

Wie es im Umfeld der Jugendferienheime der Zentral- schweiz aussehen muss, möchte man sich nicht vorstellen.

Text: Anaïs Meier, Illustration: Sarah Elena Müller

1 Richtiger Name der Autorin bekannt

(9)

über Serbien kursieren – der Platz reicht nur für die gängigsten: Nein, die Serben sind anständige Autofahrer. Nein, Handy und Portemonnaie sind in der Hosentasche gut und sicher aufgehoben. Nein, die Serben trinken zwar gerne, aber stilvoll, und es sind keine Ansammlungen von betrunkenen Aus- gehfreudigen zu sehen, wie das in Luzern zur Nachtordnung gehört. Nein, die Männer sind zurückhaltend und freundlich, für Frauen ist das nächtliche Herumspazieren im Zentrum sogar angenehmer als in manchen Quartieren von Luzern. Grundsätzlich ist es so: Belgrad ist eine charaktervolle und herzliche Stadt.

Genauso wie die Leute, die hier leben.

PS: Setzen Sie sich manchmal einfach so irgendwo- hin und schauen müssig den Leuten und dem Leben zu? Ich auch selten – dabei macht das glücklich.

*Willkommen

9

L E C H T S U N D R I N K S

Text: Christine Weber, Illustration: Stefanie Sager

Egal ob Bombay oder Sachseln, Athen oder

Beromünster: Luzern ist mit an Bord und muss es sich gefallen lassen, im Vergleich mal geschmäht und dann wieder gelobt zu werden. So ist das auch auf den Streifzügen durch Belgrad, der serbischen Hauptstadt mit rund zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Da sind erst mal die of- fensichtlichen Unterschiede einer Klein- und einer Grossstadt, egal in welchem Land: Es ist lauter, wilder, lebendiger, lärmiger. Im Alltagsleben hat das als fremder Gast Vorteile, es läuft immer etwas. Und wenn nicht, setzt man sich in ein Café oder einen Park, schaut dem Trubel und Treiben zu und findet das alles viel aufregender als auf dem Kapellplatz den Touristen beim Glaceschlecken zuzu- schauen. Ist es auch. Dazu kommt natürlich, dass es gänzlich anders ist, in einer fremden Stadt herumzulaufen und alles mit neuen Augen zu sehen. Die Leute im Alltag sind hier wortwörtlich ungeschminkter als in anderen Grossstädten wie London, Berlin oder Zürich.

Das macht sie echter, durchschaubarer und ja: sympathischer. Überall charismatische Figuren wie in einem Film von Kaurismäki oder dem serbischen Filmemacher Kusturica.

Egal ob in den Beizen und Klubs, an der Uferpromenade oder in den Strassenzügen und Fussgängerzonen: Das Setting, wo sich das Leben abspielt, ist in einer Umgebung voller schäbigem Charme und lässiger Un- aufgeregtheit angelegt. Eine Szenerie, wie sie bei uns die Alternativszene anstrebt und doch nicht erreicht – es ist eben ein Unterschied, ob Kulissen frisch gebaut oder vom Alltagsleben in eine Stadt geschmissen werden. Aber

natürlich ist für die regulären Stadtbewohner nicht alles gleich lustig wie für temporäre Gäste. So kann zum Beispiel der Zustand des öffentlichen Verkehrs fast immer als Zeichen gedeutet werden, wie eine Stadt grundsätzlich finanziell dasteht. Das lässt sich hier etwa so auf den Punkt bringen: Was Luzern zu viel hat (überdesignte Gelenkbusse), hat Belgrad zu wenig (grösstenteils uralte Trams und Busse). Sie rattern und schlingern vollge- stopft mit Leuten und ohne erkennbaren Zeitplan über holprige Schienen und stecken ständig im Stau. Dafür ist das Ticketsystem einfach und günstig, jedenfalls aus Luzerner Sicht. Viele hier verdienen monatlich um die 350 Euro in einem Vollzeitjob, dann schlägt auch ein Konzertbesuch für acht Franken, der Eintritt an die populäre Buchmesse für zwei Franken oder eben eine Busfahrt für wenige Rappen zu Buche. Es gibt auch viele Vorurteile zu berichtigen, die in der Schweiz

Eine unbekannte Stadt wird immer im Vergleich zur eigenen erkundet. Und wie das in fremden Sphären so ist: Alles sieht ganz anders aus.

Dobrodosli* in Belgrad

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«Das Wesen ist kein Hirte.» (Zeitgenössisches Sprichwort)

«Die gibt es einfach.» (Zum Wesen der Wesen)

Das Gelbe Haus kuratiert die Dezember-Ausgabe von «041 – Das Kulturmagazin». Im beiliegen- den Kalender führen eigensinnige Gestalten durchs kommende Jahr. Aus dem Fundus eines Gesprächs mit zwei ihrer Schöpferinnen nähern wir uns der Wesen Kern.

Von Catherine Huth und Ivan Schnyder

Sein und Wesen

Die Wesen sind fleischgewordene Mythen, manifestierte Zeitlosigkeit.

Wie olympische Götter, wie indische Inkarnationen verkörpern sie etwas Jenseitiges. Nicht im Sinn von drüben, sondern einer «anderen Wirklichkeit».

Sie scheinen Chimären zu sein. Und

überzeugte Einzelgänger, versteht sich ja von selbst. Wer alles sein kann, kann oft nicht gut mit andern.

Sie wollen in Ruhe gelassen sein. Ihre Logik ist nicht von dieser Welt, sie sind Teil des magischen Multiversums. Die Wesen sind keine schrägen Vögel, ein

Etikett, für das allzu oft hinhalten muss, was sich ausserhalb des eng gezim- merten gesellschaftlichen Rahmens entfaltet.

Aber apolitisch sind sie nicht, diese Wesen. Sie wirken subversiv in unserer Welt der Wurstigkeit.

«An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.» (Matthäus 7, 16)

«Erstaunlich, wie wenig es braucht, eine andere, ein anderer zu werden ...»

«Wenn Gestalt schwindet, wird Wesen sichtbar.» (Aus einem Nachruf)

wesensein (1)

einander nicht grün sein einander nicht schwarz gehen

einander nicht rot sehen einander gelb werden

«Die Kostüme entstanden spontan, wir sammelten auf, was da war ...

Angeschlepptes, Liegengebliebenes.»

«Nach drei Bildern brauchten wir einen Titel - dieser entwuchs wild aus basis- demokratischen Jam-Sessions.»

«In flagranti impliziert was, das nicht vorgesehen war.»

in flagranti

besser auf frischer tat erwischt als abgestanden entsorgt

Im Gelben Haus leben Sammlerinnen und Sammler. Das Atelierhaus ist ein Fundus der Zeitlosigkeit und zahl- reicher Geschichten. Man begegnet

allerlei Kram und Krempel. Sind We- sen Plunder, der auf seine Entfaltung gewartet hat, oder Geschichten, die Gestalt annahmen? Die Geschichten

der Wesen sind nie eindeutig. Wie alle,

die einem politheistischen Pantheon

entschlüpften, stiften sie fürs Leben

gern Chaos und Verwirrung.

(11)

«Es ist ein Work-in-Progress - die einen Wesen wurden bereits erwischt, andere schlüpfen noch.»

«Viele Leute hatten viel im Kopf …»

«Wir waren fasziniert, wie wenig es braucht, bis etwas zum Leben erweckt wird.»

wesensein (2)

einander nicht blau machen einander nicht weiss halten einander nicht braun malen

einander gelb werden

Der Mensch hinter dem Wesen löst sich auf. Es entwickelt ein Eigenleben. Wie bei frühen animistischen Riten wird die Darstellerin, der Darsteller des Wesens zum Wesen selbst. Diese Transformati- on – oder zumindest die Vorstellung da- von – ist etwas vom Ursprünglichsten, seit der Mensch zum Menschen wurde.

Es hat wenig mit dem unreflektierten Kostümüberziehen an der Fasnacht zu

tun, das allzu oft bloss eine Ausrede darstellt, sein Unwesen zu treiben. In dieser hochvernetzten und überreferen- ziellen Zeit, in der man am Ende doch meist bloss sich selber meint, bieten die Wesen erfreulich wenig Anknüpf- punkte zur Popkultur. Sie ruhen in sich, sind sich selbst genug. Treiben sich an sogenannten Unorten rum, weil es die letzten Plätze sind, wo man heute noch

für sich sein kann. Sie sind alleine, aber nicht einsam. Sie schöpfen aus der Un- endlichkeit.

Aus diesem ewigen Sein, wo nichts wird und nichts verdirbt, stehlen die Künstle- rinnen und Künstler des Gelben Hauses als veritable Erben des Prometheus einen Moment, lassen ihr Publikum an einem Schnapschuss Unendlichkeit teilhaben.

Das Gelbe Haus

Seit 2004 ist das Gelbe Haus, Jahrgang 1925 (damals noch am Stadtrand gebaut), Produktionsort für eine wechselnde Belegschaft von Kulturschaffenden. Initiiert haben das Atelierhaus Studierende, die für ihre Diplomarbeit an der Kunsthoch- schule geeignete Räumlichkeiten suchten. Das Gelbe Haus wurde schnell zu einem Ort des kreativen Milieus, des Austauschs von Ideen und des Lebens. Ein Experi- men­tierfeld,­in­dem­man­seine­Arbeit­vertiefen­kann­und­stets­neue­Anreize­findet.­

Heute gehört das Atelierhaus der Stiftung Gelbes Haus, die Mieterinnen und Mieter bilden den Verein Gelbes Haus, der für Aktivitäten und Verwaltung verantwortlich ist.

Catherine Huth ist Kulturaktivistin, Protestantin und Stiftungsratspräsidentin des Gelben Hauses.

Ivan Schnyder ist Redaktionsleiter von «041 – Das Kulturmagazin».

Magazinvernissage

mit Signierstunde, danach K onzerte.

Es spielen: Christian Aregge r, davix, dr. tod, Maris Egli, C hristoph Erb, Simon Iten, Emanuel Künzi, R

aphael Loher, Pink Spider, R ahel Steiner.

Im Anschluss DJ Höllenma schine Sa 16. Dezember um 19 U

hr, Gelbes Haus, Luzern

(12)

Januar (10:26) Roland B

ucher *19 77

Der Soundtrack

Musikerinnen und Musiker aus dem Gelben Haus und dessen Dunstkreis über- und untermalen die Bilder des beiliegenden Kalenders mit Klängen. In Geräuschen, Songs und Improvisationen kommentieren sie die Monate. Erwischen Geräusche und Harmonien in flagranti. Simon Iten errechnete aus den Stücken 3D-Sonogramme. Der Soundtrack kann unter null41.ch/

gelbeshaus heruntergeladen werden.

Februar (01:35) Raphael L

oher *198

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März (02:25) Loren *

2017 (Rah el Steine r *1981, d

r. tod *17 76, davix * 1666)

April (03:04) Anina H

ug *1983 , Charlott e Law * 1980

FREQUEN Z

AMPLITUDE

ZEIT

(14)

Mai (03:57) Pink S

pider *19 76

Juni (02:43) Javier T

uriño *19 77

(15)

Juli (02:49) Heidi H

appy *19 80

August

(02:47) Blind B

utcher (C hristian A

regger * 1979, R oland B

ucher *19 77)

FREQUEN Z

AMPLITUDE

ZEIT

(16)

Septemb er

(06:12) Maris E

gli *1987

Oktober (27:11)

Nils Fisc her *198 8, David K

och *198

(17)

Novemb er

(03:23)

Christoph E

rb *1973

Dezembe r (10:46) Simon I

ten *198 3

FREQUEN Z

AMPLITUDE

ZEIT

(18)

N E U S IC H T

Das Neusicht-Festival geht in die dritte Runde. Das heisst Kunst, Kultur und Bildung für eine Welt ohne Durst. Zwei Urban-Artists, die sich bereits seit Beginn am Projekt beteiligen und auch dieses Jahr ausstellen, sind Linus von Moos und Kaspar Wyss.

Von Christian Löffel

Inspiriert von der Hamburger Millerntor-Gallery veranstaltet Viva con Agua im Neubad dieses Jahr das dritte Neusicht-Festival. Das heisst, im ganzen Badebereich findet sich – getreu dem Motto

«Füllt den Pool» – jede Menge Street- und Urban-Art verschiedener Sprayerinnen, Zeichner, Illustratorinnen, Maler und Kunstschaf- fenden. Während in den vergangenen zwei Jahren die Wände direkt bespielt wurden, findet die diesjährige Ausgabe als Print-Galerie statt. Die Werke können im Rahmen der Vernissage an einer stillen

Auktion ersteigert oder während der verbleibenden drei Tage zu fixen Preisen gekauft werden. Der ganze Gewinn des Festivals fliesst in die Projekte von Viva con Agua. Die vier Tage werden von einem abwechslungsreichen Kulturprogramm umrahmt, etwa mit Emil Steinberger, Mimiks und Improphil.

Neusicht, Kunst- & Kulturfestival, DO 7. bis SO 10. Dezember, Neubad, Luzern

www.neusicht.org

«Save the Bird», Linus von Moos.

(19)

19

N E U S IC H T

Linus von Moos, *1986 in Kerns

Linus von Moos begann in seiner Jugend mit Breakdance und Graffiti.

Später machte er eine Lehre zum Dekorationsgestalter und sprayte nebenher fleissig. Seine Bildmotive sind oft «Characters», Figuren oder Tiere, die nichts mit dem herkömmlichen Graffiti im Sinne eines Schriftzugs zu tun haben. Motivation seines Arbeitens sei es, visuell einen Fussabdruck zu hinterlassen, vor allem auch an Orten, die er bereise. Für Viva con Agua war er 2016 in Nepal, um sich vor Ort von den unterstützten Wasserprojekten zu überzeugen und mit lokalen Street-Art-Künstlern zu arbeiten. An der diesjährigen Ausgabe von Neusicht präsentiert er zwei Werke im Format A5 und einen Print im Format A3. Die zwei kleineren Arbeiten entstehen in Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern. Eine Zusammenarbeit findet mit Dominik Egger alias Toriart statt, die andere mit von Moos’ Freundin Elena Könz. Gemeinsam mit ihr entsteht derzeit auch ein illustratives Design für ein Snowboard.

Aber auch eine Fechtmaske steht auf dem Plan.

www.rips1.ch

Viva con Agua ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Trink- wasserversorgung in Entwicklungsländern einsetzt. Er wurde 2006 in St. Pauli gegründet und versteht sich als «offenes Netzwerk», das zu einem grossen Teil dank individuellen Initiativen funktioniert, die vom Verein unterstützt werden. Die jeweiligen Projekte werden in der Schweiz zusammen mit Helvetas durchgeführt und verbesserten bisher die Lebensbedingungen von über 100 000 Menschen. (red)

Kaspar Wyss, *1983 in Olten

Nach dem Vorkurs an der Kunsthochschule Luzern und einer erfolglosen Bewerbung für die Fachklasse Grafik ging Kaspar Wyss nach Zürich, um als Praktikant beim Trickfilmer Claudius Gentinetta zu arbeiten. Wyss durfte die technische Ausrüstung des Betriebs benutzen, um eigene filmische Arbeiten herzustellen, mit denen er sich darauf ein zweites Mal und erfolgreich an der HGK Luzern bewarb. Er brach das Studium jedoch nach eineinhalb Jahren ab und machte eine Lehre als Offset-Drucker. Zeitweise arbeitet Wyss dienstleistend als Grafiker und Illustrator, möchte jedoch vermehrt seiner freien Arbeit nachgehen. Nebst seiner künstlerischen Tätigkeit ist er seit mehreren Jahren stv. Schnürmeister am Luzerner Theater.

Nachdem Wyss an den letzten beiden Ausgaben des Neusicht- Festivals jeweils Wände bespielen durfte, illustriert er heuer die Werbemittel. Beim Hamburger Neusicht-Partner Millerntor-Gallery stellte er bereits zweimal aus. Wyss lebt und arbeitet in Luzern und zeigt regelmässig Arbeiten im öffentlichen Raum. Für die nächsten Monate stehen Projekte in der Meyer Kulturbeiz, in den Vitrinen des Kleintheaters und im Gutleut in Mainz an.

http://kspr.ch

«Youtopic Airways», Kaspar Wyss.

150 Seiten Künstler-Paradies zwischen zwei Buchdeckeln.

Von den Erinnerungen an das einzig artige Kulturprojekt im Himmelrich 3 gibts noch ein paar Exemplare.

Das Weihnachtsgeschenk – zu CHF 60 statt 120.

Infos unter abl.ch/zwischenrich

Weihnachtsaktion fürs

Buch zum Zwischenrich

abl_ins041buchZR_17pr_abl 15.11.17 14:04 Seite 1

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(20)

TA R I F K

Bild: Mart Meyer

Wer ein Musikstück oder ein anderes urhe- berrechtlich geschütztes Werk nutzen und verwenden will, benötigt dazu die Erlaubnis des Urhebers – ausser, dieser ist schon seit über 70 Jahren tot. Das bedeutet, dass alle Radiostationen, Clubs und Konzertlokale dafür zahlen, dass bei ihnen zeitgenössische Musik läuft. Eingetrieben werden die Gebüh- ren von der Schweizerischen Gesellschaft für die Rechte und Urheber musikalischer Werke, kurz Suisa. Alleine 2016 verzeichnete diese Einnahmen in der Höhe von insgesamt 154,3 Millionen Franken.

Weil die Genossenschaft darauf bedacht ist, ihre Arbeit ebenso wie ihre Einnahmen zu optimieren, trat zu Beginn dieses Jah- res der erst wenige Tage zuvor genehmigte

«Gemeinsame Tarif K» in Kraft – ausge- handelt wurde das Ganze von der Suisa und mehreren Branchenverbänden. Bis zu diesem Zeitpunkt galten zwei Tarife: einer für Grosskonzerte und einer für kleinere Gigs. Grundsätzlich sei diese Entwicklung gut, betont Nicole Emmenegger, Geschäfts- führerin von DUN, dem Dachverband der Urheber- und Nachbarrechtsnutzer. «Sie trägt dazu bei, den Tarifdschungel ein wenig zu lichten.» Nun würden Kleinkonzerte nicht mehr pauschal, sondern nach entsprechender Nutzung abgerechnet. Dadurch müssten viele Veranstalter jetzt weniger bezahlen, sagt die Juristin. Aber: Das trifft längst nicht auf alle zu.

Weniger zeitgenössische Musik?

«Negativ am Tarif K ist, dass bei Kleinkon- zerten nun auch Sponsoringgelder oder Sub- ventionen als Ertrag betrachtet werden», so

Emmenegger. Massgeblich für diese Art von Events waren bislang einzig die Einnahmen aus dem Billettverkauf. Gerade kleineren Konzertveranstaltern, die stark von der öf- fentlichen Hand subventioniert werden, kann der neue Tarif K erhebliche Kostensteigerun- gen bescheren. Gegebenenfalls sei politisch dagegen vorzugehen, meint Emmenegger: «Es kann ja kaum im Interesse des Gesetzgebers sein, dass bestimmte Anlässe subventioniert werden und diese Mittel dann direkt an die Suisa weiterfliessen.»

Die breitere Berechnungslage könnte auch zur Folge haben, dass fortan weniger Konzerte respektive weniger (zeitgenössische) Schweizer Künstler und Komponisten pro- grammiert werden. Schliesslich sorgen gerade diese Events für hohe Suisa-Gebühren. Nur zu gerne hätten wir in Erfahrung gebracht, was Luzerner Kleinveranstalter von dieser Entwicklung halten und wie sie in ihrem Alltag damit umgehen, doch: Keines der angefragten Konzertlokale war bereit, zu diesem Thema Stellung zu beziehen. Was eventuell mit der Tatsache zusammenhängt, dass sich die Suisa verhandlungsbereit zeigt:

«Wir haben uns mit verschiedenen Ver- anstaltern kleiner Konzerte sowie deren Verbände getroffen und übergangsweise individuelle Lösungen vereinbart», erklärt Giorgio Tebaldi, Pressesprecher der Suisa.

Doch mit Änderungen am Tarif K selbst sei für die nächste Zeit nicht zu rechnen, betont er: «Der Tarif sieht keine vorzeitige Kündigung vor, sodass ein neuer frühestens 2022 in Kraft treten kann.»

Vereinfacht gesagt: Konzertveranstalter führen Musik auf und haben dafür der Suisa Gebühren zu entrich- ten. Seit Januar dieses Jahres gilt ein neuer Tarif, der

insbesondere kleinere Musiklokale schlechterstellt.

Von Michael Gasser

Weiterfliessende Subventionen

www.suisa.ch www.dun.ch

Was ist die Suisa?

Hinter der Abkürzung Suisa steht die Schweizerische Gesellschaft für die Rech- te und Urheber musikalischer Werke. Die 1923 gegründete Genossenschaft verei- nigt über 36 000 Komponisten, Textauto- ren und Musikverleger. Für diese zieht die Suisa, die unter Aufsicht des Bundesrates steht, Urheberrechtsentschädigungen ein.

Jede Komposition und jeder Song gehört dem jeweiligen Urheber. Und wer ein Werk aufführt, veröffentlicht, sendet oder auf eine andere Art und Weise verbreitet oder Konzerte veranstaltet, benötigt hierzu eine Lizenz. Da nicht jeder Nutzer mit jedem Urheber einzeln verhandeln kann, erteilt die Suisa in deren Auftrag Lizenzen für die Musiknutzung. Das eingenommene Geld wird an jene Urheber und Verleger verteilt, deren Werke aufgeführt worden sind.

Die Suisa ist eine von fünf sogenannten Verwertungsgesellschaften in der Schweiz.

Die anderen vier sind: die ProLitteris (für Literatur und bildende Kunst), die SSA (für dramatische Werke), Suissimage (für audiovisuelle Werke) und die Swissperform (für sämtliche verwandten Schutzrechte – wie etwa die Rechte der Interpreten). (mig)

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«Was hat Luzern mit Beirut zu tun?»

40 JAHRE AUSTAUSCH, VERNETZUNG UND BERATUNG

Bild: Philippe Bischof

Mitten in meinen Ferien im Libanon, als in der Schweiz bereits kühler Herbst war und im Nahen Osten noch Sommertempe- raturen herrschten, bei der Einfahrt aus dem bergigen Umland zurück in die Vororte von Beirut, erschöpft und erfüllt nach einem langen Ausflug in das wunderbar enthusiastische Hammana Artist House, kam mir unvermittelt der Gedanke an Luzern: die masslose Dichte des Feierabendverkehrs, die verstopften Strassen, das zähe Voranschreiten im unübersichtlichen Reigen der Fahrzeuge – eine stauartige Dauerbewegung, die alle nervt und doch einfach hinge- nommen wird; der Strassenverkehr als städtisches Schicksalsfeld.

Zwar wird gehupt und gestikuliert, in Beirut noch weit mehr als in Luzern, aber allen Beteiligten und Beobachtern dieses Konzerts ist klar, dass dies eine symbolische, allenfalls psychologische Art ist, mit einer unzulänglichen, aber scheinbar unveränderlichen Situation umzugehen.

Ich übe mich in Geduld und beginne, über die Energie eines Typs einer Stadt nachzudenken, die über eine einzige Durchgangsstrasse zu erfahren ist, deren Zugang zur Welt wie ein Nadelöhr erscheint, an dem es kein Vorbeigehen gibt. Die Einfahrt und Ausfahrt in einem ist. Was bedeutet das für die Menschen, die dort leben und wirken? Zwei völlig verschiedene Grössendimensionen und dennoch ähnliche Erfahrungen, natürlich übersetzt und verfremdet, so wie das beim Dialog zwischen Kulturen stets der Fall ist. Unterhält man sich mit Libanesen über die besondere Energie Beiruts, sagen sie lustigerweise dasselbe, was einem die Luzerner oder die Basler auch sagen: Hier kennt sich ohnehin jeder, wir sind ein kleines Dorf, alles ist so überschaubar.

Ich sitze schwitzend im Stau, wie ich das in den Luzerner Bussen oft ungeduldig tat, und gleichzeitig wirken in mir der Enthusiasmus und die Neugierde des jungen Künstlerkollektivs, das ich besucht hatte, aufs Schönste nach. Eine Gruppe aus Tanzschaffenden, Kulturmanagerinnen und Musikveranstaltern, die im idyllischen Dorf namens Hammana einen künstlerischen Begegnungs- und Probenort aufbauen, der am Rande der libanesischen Kulturszene zu einem Zentrum derselben werden soll. Und zwar mit weltver- bindenden Ideen und sozialen Ansprüchen in Form von Residenzen und Austauschprojekten: ein «Happy Corner» für Kreative, die sich generationen- und kulturenübergreifend entwickeln wollen.

Dass sie natürlich kaum finanzielle Mittel haben, ist die Schatten- seite! Aber zugleich frage ich mich, ob es dies ist, was diese kreativen Macherinnen und Macher erfinderisch, kämpferisch, unbestechlich und vor allem pragmatisch hält. Finden echte Enthusiasten nicht immer einen Weg, ihre Ziele zu erreichen? Die libanesischen je- denfalls wissen aus Not eine Tugend zu machen – es bleibt ihnen

nichts anderes übrig in einem Staat, von dem sie selbst sagen, dass es ihn zwar gebe, er aber nichts für sie tue. Sie sind gezwungen, mit anderen zusammenzuarbeiten. Was heisst das, frage ich mich, an unser elaboriertes und diversifiziertes Kulturfördersystem denkend?

Endlich in der Stadt angekommen, begebe ich mich zum erfri- schenden Apéro. Der Ort ist wundersam improvisiert: Eine Galerie und Künstlerwerkstatt unter freiem Himmel zieht über eine farbig bemalte Treppe hinauf, mitten durch ein Wohnquartier. Meine Gedanken bleiben hängen am Erlebten. Was hat Luzern mit Beirut zu tun?, frage ich mich. Wieso bin ich mitten im Stau plötzlich darauf gekommen, mich 3300 Flugkilometer hinweg in diese Stadt zu denken, in der ich drei intensive Jahre lang gelebt habe? Libanon sei die Schweiz des Nahen Ostens, habe ich oft gehört. Was kann das bedeuten?

Einige Wochen danach, auf dem Pilatus, beim ersten Schneefall des bevorstehenden Winters, fasziniert vom abendlichen Blick über die Leuchtenstadt, denke ich an Beiruts Lichtermeer zurück.

Fortsetzung folgt.

Philippe Bischof

Philippe Bischof wurde 1967 in Basel geboren. Seit 25 Jahren ist er in verschiedenen Funktionen im Kulturbereich tätig, unter anderem 2008 bis 2011 als Leiter des Südpols Luzern. Zum 40-Jahr-Jubiläum der IG Kultur schreibt der Pro-Helvetia-Direktor an dieser Stelle abwechselnd mit der Soziologin Anna Chudozilov über kulturelle Themen, die die Zentral- schweiz bewegen.

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Schnaps in Schokolade verstecken

G E F U N D E N E S F R E S S E N

Immer unter dem Radar durchkriechen. Ge- schützt durch die Wand nikotingeschwänger- ter, dünner Luft, die einen langen Weg durch die Lungen der kettenrauchenden Mutter meines Freundes hinter sich hatte, bahnten wir uns unseren Weg durch den Qualm von einem Zimmer zum anderen, auf allen vieren, über den flauschigen Teppich robbend, bis wir schliesslich im Wohnzimmer unser Ziel erreichten, den kleinen Schrank, auf dem der Fernseher stand. Da waren sie versteckt, hinter einer abgewetzten Schachtel «Eile mit Weile»: die Kirschstängeli. Wir packten uns eine kleine Menge, so klein, dass deren Fehlen, wie wir hofften, niemandem auffallen würde, und krochen zurück ins Kinderzim- mer. Da knackten wir den Schatz, leerten den Schnaps in ein Zahnglas und genossen die Schokolade. Zwei Fragen blieben: Wie verdammt noch mal gelangte der Schnaps da

rein und wieso kam nur irgendjemand auf die abartige Idee, dieses widerliche Zeugs in die Schokolade zu füllen? Frage eins, beantwortet von der Luzerner Textildesignerin mit itali- enischen Wurzeln und Limoncino-Königin Julia Kolb, die zwei ihrer Liköre seit einem Jahr auch in Schokolade verpacken lässt:

In einen mit Stärkemehl gefüllten Kasten werden mit einer Form Kulen in der Di- mension der späteren Stängeli gedrückt und mit einer warmen Sirup-Schnaps-Mischung gefüllt. Wenn die Mischung eine Dichte um die 31 Beaumé erreicht, bildet sich beim langsamen Abkühlen eine Zuckerschicht um den Alkohol und die Praline kann in einem Schokoladenbad überzogen werden.

Zu Frage zwei: Wenn die Qualität des Inhalts stimmt, macht diese Prozedur durchaus Sinn.

Und beim Limoncino von Julia Kolb ist das unbestritten der Fall. Seit 2009 und einem

Aufenthalt in ihrer zweiten Heimat verarbeitet die Luzernerin Früchteschalen nach Rezept einer italienischen Nachbarin. Die Früchte, alle in Bioqualität, werden von ihr sorgfältig und von Hand verarbeitet, um danach in Alkohol mazeriert und in Flaschen abge- füllt als grossartiger Limoncino, Arancino, Mandarellino oder auch Lamponcino ihre Bestimmung zu finden. Seit einem Jahr ma- chen sich nun der Likör der Zitrone und neu auch jener der Himbeere auf den Weg in eine Schokoladenhülle. Meine Fragen sind nach 40 Jahren beantwortet und meine Meinung zu Schnaps in Schokolade ist revidiert.

Text und Bild: Sylvan Müller

Infos: www.limoncino-giulietta.ch

oder am Markt «Bazar Pazzo», SA 9. Dezember, Bourbaki, Luzern

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MUSIK

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Sechs Jahre lang blieben Augustine’s Suspenders ihrem Bandna- men treu. Bis dieser in den Ohren der vier Luzerner zu sehr nach Alternative-Rock und nach früher klang. «Wir taten uns allerdings ziemlich schwer damit, einen neuen Namen zu finden», erinnert sich Sänger Sebastian Meyer. Bis man nach zahlreichen Diskussionen merkte, dass die Lösung schon länger auf der Hand lag. Und zwar in Form des Arbeitstitels eines Songs: Granular.

Die Formation, die sich einst bei einem Workshop an der Mu- sikschule Luzern kennengelernt hat, ist über die Jahre gereift.

«Anfänglich waren wir eine Art Kollegen-Band, mittlerweile haben wir klare Ziele vor Augen», sagt Meyer beim Interview. «Und wir sind nicht nur erwachsener, sondern auch disziplinierter und professioneller geworden.» 2014 – noch als Augustine’s Suspen- ders – erschien eine erste EP, jetzt lassen Granular ihr Debütalbum folgen. «Nicht zuletzt, um unsere Musik auch vermehrt ausserhalb Luzerns zu platzieren – und ohne Platte ist das schwierig», weiss Bassist Matthias Cotting.

Kreativ unter Hochdruck

Bei den Aufnahmen hätten sie keine wirklichen Hürden zu bewältigen gehabt, erzählt Meyer. «Dank etlicher Liedskizzen waren wir gut vorbereitet. Dennoch haben wir das meiste binnen einer Studio- woche und in den Tagen zuvor realisiert.» Was darauf hindeutet, dass es die Mitglieder von Granular verstehen, unter Hochdruck kreativ zu sein. Lieder am Tisch zu schreiben, sei hingegen nicht ihr Ding, so Cotting. «Zumal sich das Endergebnis ohnehin ganz anders präsentiert.» Was nicht heissen soll, dass man nicht konstant am Tüfteln sei. «So bin ich selten ohne meinen Laptop unterwegs, da ich auf diesem immer an Beats und Synthesizer-Sounds bastle», erklärt Meyer. «Fakt ist allerdings, dass der Gesang und die Gitarren bei Granular erst zum Schluss entstehen.»

Nie bloss gefällig

Zehn Songs, verteilt auf 37 Minuten, finden sich auf «XI». Das Werk offenbart ein Quartett, das durchwegs überlegt agiert, gut eingespielt ist und als Einheit auftritt. Die Musik kommt ohne Hektik aus und erweist sich als überaus eingängig, begnügt sich jedoch zu keiner Sekunde damit, bloss gefällig zu sein. Granular, die nebst den belgischen Indie-Rockern Balthazar auch Radiohead zu ihren musikalischen Einflüssen zählen, setzen auf poppiges Songwriting.

Und reichern dieses meist mit melancholischen Klangfarben und klanglichen Wagnissen an, bei denen die runden und erstaunlich muskulösen Rhythmen bewusst unterlaufen werden. Was für zusätzliche Spannung sorgt.

Der Opener «Ewe» eruptiert mittels Synthesizern, holt kurz aus, um Platz für die ebenso virtuose wie vielfältige Stimme Meyers zu schaffen und sich sogleich wieder von einer Flut aus Pop und Rock mitreissen zu lassen. Während sich die anschliessende Single,

«Try» im schwärmerischen Progressive Pop zu Hause fühlt, setzt

«Hypnotized» auf hymnische Schwermut. Es sind Stücke, mit denen Granular offenbaren, dass sie keinem bestimmten Stil, sondern dem Einfallsreichtum verpflichtet sind. Ihre Musik ist elegant, mal verträumt und mal stürmisch und verdüstert. Mit anderen Worten: Das lange Warten auf den Erstling hat sich gelohnt – und das in jeglicher Hinsicht.

Michael Gasser

Augustine’s Suspenders heissen seit diesem Jahr Granular. Mit dem Namenswechsel geht auch eine leichte Neujustierung des Sounds einher. Die vier Luzerner huldigen zwar nach wie vor dem Indie- Pop, klingen aber differenzierter denn je.

Dem Einfallsreichtum verpflichtet

Granular: «XI» (Little Jig Records)

Plattentaufe: FR 1. Dezember, 22 Uhr, Schüür, Luzern

Mit dem neuen Bandnamen geht es in eine diszipliniertere, professionellere Rich- tung: Granular aus Luzern. Bild: Meret Wettstein

hi !

Hirschmattstr. 34, Luzern, 041 210 23 38, hifi-zm.ch

sounds good

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KULTUR VON MORGEN!

Die IG Kultur-Tagung wird zum «Ideenlabor» und bietet zum 40-Jahr-Jubiläum eine Entdeckungsreise in die Zukunft der Luzerner Kulturszene. Welche Herausforderungen, Chancen und Risiken kommen auf uns zu? Welche Stärken haben wir?

Wo müssen wir besser werden? Wie positionieren wir uns?

Gerade in Zeiten knapper Mittel und bedrohter Kultur- institutionen ist es zentral, sich mit zukünftigen Entwicklungen auseinanderzusetzen und diese bereits jetzt zu gestalten.

Das Ziel: ein gelungenes Zusammenspiel von Kulturschaf- fenden, Kulturfördernden und Kulturinstitutionen, das Platz für Freiräume und Ausprobieren lässt. Anhand von Workshops, Inputreferaten und einer Podiumsdiskussion rund um Trends und Bedürfnisse, Inhalte und Arbeitsformen der Kulturzukunft erarbeiten wir Thesen, Antworten sowie neue Fragen.

Und dafür brauchen wir dich, dich und dich: kurz: alle Kultur- akteurinnen und Kulturakteure, und: je mehr, desto produk- tiver.

Den Termin reservieren und an der ersten Kulturtagung der IG Kultur Luzern teilnehmen – mit anschliessendem Jubiläumfest im Neubad.

Samstag, 27. Januar 2018, Neubad Luzern 14.00–19.00 Uhr

anschliessend Apéro und Fest

Teilnehmer

Kulturschaffende, Kulturinstitutionen, Kulturverbände, Kulturvermittelnde, Kulturmanagerinnen und Kulturmanager, Kulturfördernde

kurz: alle Kulturakteurinnen und Kulturakteure Teilnahmegebühr Tagung und Fest Mitglieder Fr. 15.–

Nicht-Mitglieder Fr. 25.–

Teilnahme Apéro und Fest Auf Anmeldung gratis

Anmeldung unter www.kulturluzern.ch

IG Kultur-Tagung

«Zukunftskultur und Kulturzukunft» –

wir gestalten heute unser kulturelles Morgen!

2017/18

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I S T D A S J A Z Z ?

Endlose Qualen

Nichts gegen Musik. Ich hör sie ja auch dann und wann. Aber manchmal kann sie ganz schön grausam sein. Besonders in Situa- tionen, in denen man ihr in vollkommener Hilflosigkeit ausgelie- fert ist. Zum Beispiel in Telefonwarteschleifen. Musik in Warte- schleifen bildet eine ganz eigene Form des Telefonterrors. Ich frage mich stets, was für rabenschwarze Seelen dort für die Songaus- wahl zuständig sind. Ich gehe schwer davon aus, dass sie in ihrem vorherigen Job Guantanamo-Insassen bis zum psychischen Kol- laps mit Death Metal und Christina Aguilera gefoltert haben.

Diese Schergen des schlechten Geschmacks scheinen gut organisiert zu sein. Denn was man so hört, haben sie ein Monopol der Warte- schleifen sämtlicher Firmen im ganzen Land errichtet. Egal, wo man anruft, immer wird man in den unaufhörlichen Kreis der musikalischen Verdammnis geworfen. Dort, wo sich Jon Bon Jovi und George Michael die Klinke in die Hand geben, Hansi Hinter- seer gerade um die Ecke gebogen kommt, Cher sich schon einmal warm singt und «The Final Countdown» stets für den Ernstfall bereit liegt. Es ist ein Sammelsurium des Schreckens, das sich in seiner Gesamtheit anfühlt, als hätte der trottligste Radio-Sunshine- Mitarbeiter eine Jahreshitliste zusammengestellt.

Doch welche Absichten stecken hinter diesem perfiden Treiben?

Welche diabolischen Ziele werden mit diesen traumatischen Tele- fonerlebnissen verfolgt? Lange war mir das gänzlich schleierhaft.

Erst als ich letztens völlig entnervt zu Van Halens «Jump» die Lei- tung kappte, ahnte ich plötzlich Sinn und Zweck dieser telefoni- schen Tortur. Warteschleifemusik hat die gleiche Funktion wie Vogelscheuchen: Sie soll fernhalten. Denn um Anrufe entgegenzu- nehmen, braucht es Mitarbeiter, welche den Lohnaufwand der Unternehmen belasten. Um Personalkosten zu drücken, werden die Anrufer einfach so lange mit «It’s My Life» konfrontiert, bis sie sich damit abgefunden haben, dass ihr Router komisch blinkt und sie wahrscheinlich nie mehr ins Internet können. Well played.

Martin Erdmann

Abwechselnd schreiben Martin Erdmann und Stefan Zihlmann in der Kolumne «Ist das Jazz?» über ein Musikthema und ordnen ein und aus.

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SOUNDS

SOUNDTRACK FÜR DEN AUFSTAND

Die Maschinen sind an der Macht, Menschen leben in Abhängigkeit von Algorithmen, Bildschirmen und Binärcodes. Die Möglichkeit für Wider- stand liegt in der Aneignung von maschinellen Funktionsweisen (digital

appropriation). Also: Maschinenbau studieren oder elektronische Musik

machen. Das Label 12 o’Clock aus Uri hat sich für Letzteres entschieden.

Jetzt erscheinen bereits Nummer acht und neun der stets gradlinig daher- stampfenden Techno-EPs. Bei «The Moment of Impact» des Produzenten Insel hört man noch Spuren von Acid, aber die drei Tracks sind auf die Es- senz heruntergekocht: mehr Knochen als Fleisch, technoide Skelette. Auch

«Behind the Mask» der Labelgründer FS Bart frönt beinharter Monotonie, das in zeitgenössisch-elektronischer Musik vielfach erzwungene Organi- sche wird über Bord geworfen, zurück bleibt düsterer Maschinentechno.

Bei beiden EPs gilt: Made to be played! Also, DJs: Ab damit auf die digitalen Abspeichergeräte, Play drücken. (hei)

IM POOL ERARBEITET

Klangcombi vereinen – nomen est omen – Einflüsse aus Volksmusik, Jazz, Klassik und Improvisation zu einer beschwingten, heiter melancholischen, punktuell auch experimentierfreudigen Musik. Kaum hat sich das Ohr an den lüpfig-volksmusikalischen Einschlag gewöhnt, überrascht spätestens

«Choral» mit einem noisig-ambientmässigen Track, in den sich ganz sanft ein feierlicher Zäuerli-Geist mischt. Das Streichquintett um Judith Müller (Violine), Adrian Häusler (Violine/Viola), Nicola Romanò (Cello), Severin Barmettler (Kontrabass) und Markus Lauterburg (Schlagzeug, Perkussion) hat seit 2016 zehnmal im Neubad gespielt und ebendort auch das vorliegen- de Album aufgenommen. Man muss der Musik Zeit geben, ihren Details, ihrer Klanglichkeit, ihren subtilen Eigenarten, und man wird Erhebendes entdecken. Richtig spannend wird das Album ab der Mitte, wo risikofreu- diger gespielt und überraschender kombiniert wird. Vielleicht ein Hinweis für die nächste Scheibe: mehr wagen, Kontraste nicht fürchten. Sonst droht diese Musik, so fein erarbeitet sie ist, zwischen Stuhl (Volksmusik), Bank (Klassik) und Fussbänkli (Jazz/Minimal/zeitgenössische Musik) in stiller Schönheit vor sich hin zu blühen. (pb)

Insel: The Moment of Impact (12 o’Clock) FS Bart: Behind the Mask (12 o’Clock) 12oclock.ch

Klangcombi: Neubad (www.klangcombi.com)

DAS BLASHAUS – Fachwerkstatt für Holz- und Blechblasinstrumente Güterstrasse 1 – CH-6002 Luzern – T 041 710 01 17 – www.blashaus.ch

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KUNST

Erstmals versammelt der Innerschweizer Künstler Konrad Abegg in einer Monografie sein über 40-jähriges künstlerisches Schaffen. Werkabbildungen, Fotografien, Textfragmente und vertiefende Essays zeugen vom unermüdlichen und rastlosen Arbeiten des Künstlers an seinem eigenen Werk.

Mystische Bilderwelten

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KUNST

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Konrad Abegg wurde 1950 in Flüelen im Kanton Uri geboren. In seiner Jugendzeit verbrachte er jeweils den Sommer als Schäferbub auf der Urner Alp «Alplen»

und streifte bei Wind und Wetter im Gebirge umher – oberhalb des Durchgangstals, bekannt für seine hoch aufragenden Felswände und den oftmals stürmischen Föhn-Durchzug. Inmitten dieser archaischen Landschaft wurde Abegg schon früh zum scharfen Beobachter seiner Umgebung.

Während seiner Ausbildung zum Schriftsetzer in Flüelen kam er erstmals intensiver mit Kunst in Be- rührung, als die Lehrlinge verschiedentlich Ausstel- lungen im Kunstmuseum Luzern besuchten. Abegg beschloss, selbst Künstler zu werden. Erste Werke in Blei entstanden, kombiniert mit eigenen Texten. Nach dem Lehrabschluss brach er auf nach Berlin, schlug sich dort unter widrigen Umständen durch, kehrte in seine Heimat zurück und experimentierte als Autodidakt mit verschiedenen Medien und Materialien: Kreide, Linolschnitt und insbesondere die Malerei sind denn auch nur einige der Techniken, die ihn in seiner mehr als 40-jährigen künstlerischen Laufbahn zwischen Schweden, Südfrankreich, Australien und der Schweiz begleitet haben.

Der Thematik der Bewegung, des tatsächlichen und imaginären Reisens sowie der Tätigkeit des Gehens an sich sind in der ersten monografischen Publikation von Abegg gleich mehrere Kapitel gewidmet. Einem Archivar ähnlich geht der Künstler vor: Er ordnet, organisiert, kombiniert und reflektiert sein Lebenswerk – eine immense Fülle an Kunstwerken, die oft in Arbeitsse- rien und mäandrierend über mehrere Monate hinweg entstanden sind. Zusammengefasst unter Wortkombi- nationen wie «Geher und andere Wesen», «Imaginäre Reisen», «Körperreisen» oder «Woanders» kreisen viele der seriellen Arbeiten um Themenfelder der Zeitlichkeit.

Die Figur des «Dreibein-Gehers» steht sinnbildlich für diese Kreisbewegung. Drei radförmig angeordnete, in Schwarz-Weiss gemalte Gliedmassen werden von einer rot schattierten Farbfläche zusammengehalten – vielleicht das Lebensfeuer, das in uns brennt, oder die kreative Energie des Künstlers selbst? Nicht unpassend, dass sich Abegg seit mehreren Jahrzehnten mit viel Leidenschaft der Wanderimkerei widmet, fasziniert vom einzigartigen Wachstums- und Entwicklungsrhythmus der Bienen.

Assoziative Geschichten

Neben dem figürlichen und abstrakten Darstellen des äusseren Lebensraums und der inneren Befindlichkei- ten mittels Farbe spielte das Medium Text in Abeggs künstlerischem Schaffen schon immer eine wichtige Rolle und ist noch heute sehr präsent. Im in der Pu- blikation abgedruckten Interview mit Severin Perrig gibt der Künstler einen Einblick in seine Schreibpraxis:

«Mein heutiges Schreiben ist ähnlich einem Holzscheit, das durch einen Bach runtergleitet, immer weiter und weiter, und das dabei beobachtet und aufzeichnet.» Das suchende Schreiben als weitere Erzählebene, die parallel und gleichwertig zu den malerischen, zeichnerischen oder fotografischen Arbeiten steht, bildet einen weiteren Anhaltspunkt in Abeggs assoziativer Vorgehensweise.

Die Publikation «Bilderwelten» ist eine Einladung an die Betrachterinnen und Betrachter, durch eigene As- soziationen zu Erfindern von Geschichten zu werden.

Die teils essayistischen und teils sehr persönlichen Texte vom Schriftsteller Heinz Stalder, von den Kunsthisto- rikern und Kuratoren Urs Sibler und Michael Sutter sowie vom Sohn des Künstlers Alwin Abegg sind eine willkommene Ergänzung zu Abeggs urchig-expressiver, mythischer Bilder- und Gedankenwelt. Als eine Art Bestandesaufnahme eines vielfältigen Werks, das sich nur schwer zwischen zwei Buchdeckel klemmen lässt, stösst das Buch einen aber gerade durch die überbordende Schaffenskraft zum Nach- und Weiterdenken an.

Sarah Mühlebach

Konrad Abegg: Bilderwelten – Künstlerische Reflektionen.

Edition Abegg, Luzern 2017. 336 Seiten. Fr. 65.–

Buchpräsentation, SO 10. Dezember, 11 Uhr, Haus für Kunst, Altdorf

Rauminstallation «Dazwischen» 2009, Zeichnungen, Bücher, Schwarz-Weiss-Fotografien und verschiedene Objekte.

Eine Installation, in der die Besucher aufgefordert wurden, zuzugrei- fen, ein Buch zu nehmen, auf das vorhandene Lesepult zu legen und anzuschauen. Jedem Buch ist eine Fotografie, eine Zeichnung und in einigen Fällen ein plastisches Objekt zugeordnet. Die Betrachtenden werden innert Kürze zu Erfindern von assoziativen Geschichten, die mit ihnen selber zu tun haben. Die roten Fäden dienen dabei als visuelle Hilfslinien für Verbindungen und Zugehörigkeiten.

Bild: Repro Teammedia

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KINO

Regisseur und Drehbuchautor Michaël R. Roskam deckt sich mit Popcorn, Bier, Sofadecken ein und guckt «Heat» (1995) von Michael Mann sowie «Drive» (2011) von Nicolas Winding Refn. Seine Film- birne leuchtet. Er schreiprustet eine Mischung aus Popcornresten und lauwarmem Bier an seinen LCD-Fernseher: «Das kann ich auch!»

Gino «Gigi» Vanoirbeek (Matthias Schoenaerts) ist ein ganz Krasser. Er hat Schlimmes hinter sich, raubt jetzt Banken aus und schaut gerne hyperernst in die Kamera. Auf einer Rennstrecke lernt er die Fahrerin Bénédicte «Bibi» Delhany (Adèle Exarchopoulos) kennen. Sie mag schnelle Autos, keine Blumen und zeigt gerne ihre Brüste. «Gigi» plus «Bibi», hihi.

Wandelnde Klischees sind das nicht unbedingt, nein, noch schlimmer: Es sind zusammengepappte Figuren. Mit Versatzstücken aus dem Krimifundus der letzten fünfzig Jahre versehen, ham- peln sie frei von dramaturgischer Stringenz oder auch nur einem klitzekleinen Fünkchen Sympathie durch uninspirierte Kulissen und lassen Blutdruck und Kopfwehtablettenkonsum in die Höhe schiessen. Das alles soll irgendwie cool wirken und ein bisschen Sex, ein bisschen Crime, ein bisschen Love sein. Ein solcher Film lässt sich vielleicht an einem Zurich Film Festival verkaufen, gut ist er deshalb nicht.

«Gigi» reicht es langsam. Er will nicht mehr in seiner Wohnung ohne Möbel mit Bodenmatratze (aus «Heat», ironischerweise sieht die Schauspielerin Adèle Exarchopoulos auch noch aus wie Ashley Judd im Meisterwerk von Michael Mann) versauern, sondern einen letzten Coup wagen und dann mit «Bibi» in Buenos Aires ein neues Leben beginnen (aus so ziemlich jedem klischierten Gangsterkrimi).

Quatschfidel

«Bibi» reicht es auch, sie hat genug von «Gigis» Lügen und drückt einmal, als er wieder lügt, so richtig aufs Gaspedal (evtl. aus «The Fast and the Furious»? Sicher entfernt auch «Death Proof»). Es folgen ein unlauterer Deal mit Immobilienhändlern, eine Krebs- diagnose, eine Schwangerschaft, eine albanische Gangsterbande, Kampfhunde, eine Doppelagentin u.v.m.: Die Handlung von «Le Fidèle» überschlägt sich in der zweiten Hälfte derartig, dass man fast Freude hat, weil das Gefühl entsteht, der Film sei bald vorbei.

«Le Fidèle» wirkt dann wie ein Kleinkind, das durch die Gegend rennt, ohne richtig laufen zu können. Und unbedingt die Welt erklären möchte, aber noch nicht sprechen kann. Aus dem Mund kommt nur: «Gugugagagigibibi».

In diesen Zeiten erscheint auf den meisten Kanälen so viel Schrott, der von Hilfspraktikantinnen und Pseudoinfluencern in den Himmel gelobt wird, dass es eine Tugend sein muss, noch zwischen Konfekt und Delikatesse unterscheiden zu können. Auf der DVD-Hülle können die Vertreiber dann gerne die Kollegen aus Zürich zitieren: «Der französisch-belgische Film von Regiseur (sic!) Michaël R. Roskam ist ein heisser Liebesfilm, aber explosiv wie ‹Bonnie & Clyde›. Zwar ist der Film fiktiv, aber er erzählt mal eine wahre ‹true romance›». Ja, na ja.

Heinrich Weingartner

«Le Fidèle» ist eine reinrassige Mogelpackung. Angepriesen wird ein Gangsterkrimi erster Güte, herausgekommen ist banale Konfektionsware.

Le Fidèle, Regie: Michaël R. Roskam, ab DO 21. Dezember, Bourbaki, Luzern

Erst mal noch ein paar Pils zischen, dann auf zur Bank. «Gigi» (Matthias Schoenaerts, links) und seine Gangsterbande. Bild: Präsens

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KINO

Zahira, 18, geht noch zur Schule. Von ihrem Freund wird sie geschwängert. Kein grosses Problem, die Eltern, der grosse Bru- der Amir (Sébastien Houbani) zeigen Verständnis. Die Lösung:

Abtreibung. Zahira fällt – vorerst – einen einsamen Entscheid im Spital. So «modern» sich die Familie in dieser Angelegenheit zeigt, so rückständig erweist sie sich in Heiratsdingen. Denn Zahira soll zwangsverkuppelt werden. Drei potenzielle Ehegatten in Pakistan sind bereits ausgewählt. Zahira muss sich nur noch für einen pas- senden Mann entscheiden. Das will sie aber partout nicht.

Zahira (Lina El Arabi in ihrem Kinodebüt) sieht sich im Kon- flikt zwischen dem Zwang, der Liebe und Loyalität zu ihrer Fa- milienbande und ihrem Freiheitsdrang. Sie widersetzt sich und findet Unterschlupf bei ihrer besten Freundin Aurore. Und lässt zu Hause ausrichten: «Sie kommt erst wieder zurück, wenn sie nicht gezwungen wird, zu heiraten.» Klare Worte findet der Vater, der in der Schule auftaucht: «Entweder kommst du heim oder du stirbst.»

Der Rektor ruft die Polizei.

Aurores Vater André (Olivier Gourmet), der Zahira von Kindheit auf kennt, will vermitteln und dem Vater den Plan ausreden. Vater Mansoor: «Schau mal hier, allein in dieser Strasse leben 15 ledige Frauen – das sind mehr als in Pakistan. Unglückliche.»

Die ältere Schwester Hina kommt aus Spanien angereist, um die Jüngere zu überreden. Das sei doch schlicht ungerecht, zwangsver- heiratet zu werden, so Zahira. Hina: «Natürlich ist es ungerecht. Wir

Eine junge moderne Frau in Belgien trifft auf das rückwärtsgewandte Wertesystem ihrer Einwanderer- Eltern aus Pakistan. Ein Konflikt mit fatalen Folgen.

Trügerische Freiheit

sind Frauen. Was denkst du denn? Nichts ist gerecht. Nie.» Hina hat sich selber zwangsverheiraten lassen und ist angeblich glücklich.

Sie hat sich arrangiert und findet zu solch fatalistischen Worten.

Tatsächlich: Zahira macht mit. Die Heiratszeremonie vollzieht der Imam am Laptop per Skype, die Braut in Belgien, der Bräutigam in Pakistan. Doch bald soll es in die Heimat des Gatten gehen. Sie trifft wieder einen Entscheid. Zusammen mit dem Handwerker Pierre flüchtet sie per Töff in eine Hütte in den Ardennen. Sie scheint eine neue Liebe gefunden zu haben. Fast scheint alles gut zu enden.

Um frei zu werden, braucht Zahira ihren Pass. Doch die gewählte Freiheit ist trügerisch und kehrt sich in ihr Gegenteil. Zahira tappt in eine Falle, als sie daheim den Pass holen will. Im schockierenden Filmende offenbaren sich die fatalen Folgen.

«Noces» ist ein Film über Familienehre, über die Zerrissenheit einer Generation unter dem Joch der religiös geprägten Eltern- generation. Das ist eindringlich erzählt. Und traurig. Trauriger:

Regisseur und Drehbuchautor Stephan Streker filmte «Noces», für ihn «wie eine griechische Tragödie», frei inspiriert von wahren Begebenheiten.

Urs Hangartner Flucht ins Liebesnest: Zahira (Lina El Arabi), Pierre (Zacharie Chasseriaud). Bild: Frenetic

Noces, Regie: Stephan Streker, ab DO 21. Dezember, Stattkino, Luzern

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TRAILER

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DAS KONGO TRIBUNAL

Der Schweizer Theatermacher Milo Rau doku- mentiert in diesem Film sein Projekt von 2015.

Damals inszenierte er im Kongo ein symbolisches Tribunal, das vor allem die Rolle der Grosskon- zerne im Bergbau untersuchen sollte. Da sind die Zeugen, Opfer, Bauern und Minenarbeiter. Da sind die Täter, Konzernfunktionäre und Politiker.

Der Film wechselt von den Sitzungen (im Kongo und in Berlin) zwischenhinein an reale Aussen- schauplätze, dorthin, wo Massaker stattfanden, oder an ein Bergbaugelände. Theater, soziales Engagement, Film, triste Wirklichkeit und Politik verbinden sich in dieser Aufarbeitung des Projekts für die Kinoleinwand. (hau)

Regie: Milo Rau, ab DO 7. Dezember, Stattkino, Luzern

ON BOY AND SOUL

Zwei Menschen träumen jede Nacht den gleichen Traum: Sie streifen als Hirsch und Hirschkuh durch einen verschneiten Wald. Ihre Lebenswirk- lichkeit ist etwas prosaischer: Maria ist Qualitäts- kontrolleurin in einem Schlachthof, Endre der Betriebsleiter. Die penible, strenge, steife Frau, der von der Liebe enttäuschte, verschlossene, einzel- gängerische Mann. Zwei Seelenverwandte treffen sich. Sie nähern sich einander an im wirklichen Leben. Marias Problem: Sie scheut die Menschen, hat Angst vor Begegnungen und Berührungen.

Einmal versuchen die beiden, nebeneinander einzuschlafen, um sich nicht nur im Traum nahe zu sein. Traumhaft-magisches Kino aus Ungarn.

Goldener Bär bei der Berlinale 2017. (hau) Regie: Ildikó Enyedi, ab DO 7. Dezember, Bourbaki, Luzern

PAPA MOLL

«Papa Moll» gehört ab den frühen 1950er-Jahren als Comic-Klassiker zum Jahrzehnte andauernden Schweizer Erfolgskulturgut. Die gezeichneten Geschichten von Edith Oppenheim-Jonas (1907–

2001) erschienen ursprünglich im Auftrag von Pro Juventute. Und jetzt ein Film im Retro-Look der Fifties. Das Geschehen, unter anderem: Zoff zu Hause unter verfeindeten Kinder-Paaren, Stress in der Schokoladefabrik, eine Tierbefreiungsak- tion im Zirkus, der Vater und die Kinder hinter Gittern. Stefan Kurt, unter viel Maske, spielt die Titelrolle. Eine Produktion der Luzerner Zodiac Pictures. Mit im Spiel: der Luzerner Schauspieler Philippe Graber als Glotz. (hau)

Regie: Manuel Flurin Hendry, ab DO 21. De- zember, Bourbaki, Luzern

Zwei Eigenbrötler finden heraus, dass sie Nacht für Nacht denselben Traum haben … Die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi erzählt die aussergewöhnliche

Liebesgeschichte in wunderbar komponierten Bildern und mit feinsinniger Lakonie.

Ab 7. Dezember

Im Brüssel der 80er-Jahre ist der Teufel los: Kann die wilde Liaison zwischen Renn- fahrerin Bibi und Bankräuber Gigi im Hexenkessel aus Gewalt und Verbrechen bestehen?

Hinter der knisternden Erotik dieses Thrillers tun sich Abgründe auf – wie es sich für das belgische Kino gehört.

Ab 21. Dezember

o n b o d y a n d s o u l

ein Film von ildiko enyedi

«Ein Meisterwerk, das eine

Liebesgeschichte nicht nur erzählt, sondern sinnlich erfahrbar macht.»

berliner Zeitung

SCHOENAERTS MATTHIAS

EXARCHOPOULOS ADÈLE

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BÜHNE

Irina Lorez, was erwartet uns bei «Tune In»?

Bezug nehmend auf ein Zitat von Paul Watzlawick – «Man kann nicht nicht kommunizieren, alles ist Kommunikation» – geht es in

«Tune In» um den Versuch, sich ohne Worte zu verständigen. Mittels Körper, Bewegung, Sound und Bild werden gegenseitige Kommu- nikationsmöglichkeiten zur wortlosen Verständigung untersucht,

Ohne Worte

In der neuen Produktion von Irina Lorez & Co., «Tune In», geht es um wortlose Kommunikation.

Passend zur Thematik des Stücks hat sie uns in einigen Stichworten und hauptsächlich visuell einen unkonventionellen Einblick in «Tune In» gegeben. Und, weil es ganz ohne Worte dann doch nicht geht, eine Frage zum Stück beantwortet.

um am Ende ein Band entstehen zu lassen, das alle verbindet. Dies erfordert von allen eine erhöhte Bereitschaft, zuzuhören. Gerade in einer Gesellschaft, in der vorwiegend gesendet wird, zeigt «Tune In» den Akt des performativen Lauschens.

Tune In, DI 5., DO 7., FR 8. und SA 9. Dezember, Südpol, Luzern

Referenzen

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