Kapitel 2
Tunneleffekt (Wiederholung)
Transmission einer exponentiell abfallenden Wellenfunktion mit Energie E durch eine Potenzzialbarriere V0 Transmissionswahrscheinlichkeit
Beispiele für Anwendungen
- Rastertunnelmikroskop (RTM, STM), Elektronen "tunneln" zwischen einer
Oberfläche und einer spitzen Sonde, die mit Piezokristallen über die Oberfläche bewegt wird - Erzeugung hoher Harmonischer von Laserpulsen in einem Gas
- FLASH-Datenspeicher
Raster("scanning")-Tunnelmikroskop:
Die Spitze kann sich entweder in konstanter Höhe befinden (Variation des Tunnelstroms) oder - wie hier gezeigt - bei konstantem Tunnelstrom der Oberfläche folgen (Variation der Höhenregelung).
V E
m e
A
T E
2
2 a
0
2
1 2
mit
Amplitude Amplitude A E
(Wikipedia, CC, Autor: Appaloosa)
Ladung kann durch Tunneln auf das "floating gate" gebracht werden oder davon abfließen. Wenn die Tunnelbarriere nicht durch eine Spannung am "contol gate" herab- gesetzt wird, bleibt die Ladung erhalten. Vorteil: der Datenspeicher behält seine Information auch im stromlosen Zustand.
"Halbklassisches" Modell zur Erzeugung hoher Harmonischer von Laserpulsen. Die Aussendung eines Elektrons im hohen elektrischen Feld des Laserpulses wird durch den Tunneleffekt quantenmechanisch beschrieben, die Elektronenbahn wird klassisch berechnet. Die Harmonischen entstehen durch die
(Wikipedia, Autor: Mswo)
2
Der Alpha-Zerfall von Atomkernen
Antoine-Henry Becquerel (1852-1908)
George Gamow (1904-1968) 1896 entdeckt Becquerel, dass Uransalze Fotoplatten schwärzen
1908 weist Rutherford Helium spektroskopisch nach
1928 erklärt Gamov den Alpha-Zerfall durch den Tunneleffekt
Helium-Kerne ("Alpha-Teilchen") werden von einigen Elementen (z.B. Uran oder Radium) mit einer Energie von einigen MeV emittiert. Die Reichweite in Luft ist für alle Alpha-Teilchen gleich, d.h. sie sind monoenergetisch.
Je höher die Energie, desto kürzer ist die Halbwertszeit des radioaktiven Isotops.
Zwei Protonen und zwei Neutronen sind besonders fest gebunden und bilden quasi ein "Teilchen" innerhalb des Atomkerns. Die kurzreichweitige starke Wechselwirkung im Atomkern wird gut durch ein Kastenpotenzial
beschrieben. Innerhalb des Kerns sind Nukleonen weitgehend kräftefrei (die Ableitung des Potenzials ist null). Bei einem bestimmten Radius ist die attraktive Kraft sehr groß, bei größerer Entfernung nimmt sie rasch ab. Für geladene Kernbestandteile wie Protonen oder Alpha-Teilchen wirkt zusätzlich das abstoßende Coulomb-Potenzial.
Kasten- und Coulomb-Potenzial erzeugen eine Potenzialbarriere, durch die ein Alpha-Teilchen "tunneln" kann.
Die Potenzialbarriere ist nicht konstant, sondern eine Funktion des Abstands:
r r Ze
V
2
0
2 4
) 1
(
Ladung des Alpha-Teilchens: 2e Ladung des Tochterkerns: Z e
Kapitel 2
Die WKB-Näherung (Wentzel, Kramers, Brillouin) Schrödinger-Gleichung
V E
p m e
A x
V E p m
k e
A x
p V x
m E E x
x x V
m
x x k i
1 2 )
(
1 2 )
(
0 )
2 ( )
2 (
22 2
2 2
2 2 2
2 2
E über der Barriere: Welle mit Wellenzahl k, Impuls reell
E unter der Barriere: exponentieller Abfall, Impuls imaginär
WKB-Näherung: wenn sich das Potenzial langsam ändert (V über eine de-Broglie-Wellenlänge nahezu konstant), dann bleibt die Wellenfunktion sinusförmig oder exponentiell und A, k und sind langsam veränderliche Funktionen von x. Der Exponent kann auch durch eine Phase f (x) ausgedrückt werden:
f f
f f
f f
f f
f f
f f
f
i i
i i
i i
i
x k i x
i
e A
e iA e
A i e A
i e A e
iA e
A
e x A x e
x A x
2 )
(
' )
( ) ( )
( )
( statt
Nebenrechnung: erste und zweite Ableitung
In die Schrödinger-Gleichung eingesetzt, durch eif dividiert, getrennte Gleichungen für Imaginärteil und Realteil:
p p
p
A C C
A A
A A
A p A
iA A
i
A
f
f f
f
f f f
f f
f f
f
statt 1
0 0
2
0 2
2 2
2 2
2 2
2 2
4
e
p x dxx
p
x C
( )1
) ) (
(
Ergebnis der Näherung Das Integral ersetzt ħ∙k∙x für den Fall, dass V nicht konstant ist
Anwendung auf den Tunneleffekt
2 1 2
1 2 1 2
1 1 2
2 2
2
0
2 )
1 (
) 1 ( )
1 ( 2
1
2 1
2 2 ) 2
( 2 sin
2
2 1 1 2
2 4
2 1 1
) 1 (
0 )
( )
( )
(
) (
) (
2
1 2
1 2
1
2
1 2
1
2
1 2
1
r r mE r
r r r r
r r mE
r dr r dr mE
r E E r m dr
r E m Ze
dr r p e
T A e
F
C e
r p e D
r p r C
r r
e F r
r e
B e
A r
r
r
r r
r r
r
r
r dr
r p
dr r p dr
r p
r k i r
k i r
k i
r
r
r
r r
r
wobei
r1 ist der Kernradius
r2 ist der Abstand, an dem E = V ist
) sin (r2r1 und ff Substitution r = r2 sin2u
Ergebnis:
1K
2Z r
1E
K Z
1 20 2 2
0 2
1 4 1,49
98 4 , 2 1 4
/
m -
K e m
K e MeV1/2 fm
2 2
0
2 4
1 r E Ze
1 fm = 1015 m ("Fermi") wegen f p/ (letzte Seite, unterste Zeile)
= Gamov-Faktor
Kapitel 2
Abschätzung der Halbwertszeit des Alpha-Strahlers
Wahrscheinlichkeit pro Sekunde = Transmissionswahrscheinlichkeit ∙ Zahl der Versuche pro Sekunde
Halbwertszeit (Kehrwert)
1 2
2r e
v
2 1
2 1
2 ln
E a a v
e r
Johannes Geiger (1882-1945)
Geiger-Nuttall-Regel
Experiment
In Analogie zum quantenmechanischen Tunneleffekt wird das "Tunneln" von Mikrowellen (Wellenlänge ca. 3 cm) durch eine Lücke zwischen zwei mit Paraffin gefüllten Prismen (relative Permittivität ca. 2,3) demonstriert. Drei Fälle:
(i) Prismen zusammen: gute Transmission, keine Reflexion.
(ii) Prisma 1 entfernt: schlechte Transmission und gute Reflexion aufgrund von Totalreflexion.
(iii) Lücke zwischen den Prismen: Transmission nimmt mit zunehmendem Abstand a (von 0 bis ca. 2 cm) ab.
6
2.10 Die Schrödinger-Gleichung in drei Dimensionen
Dreidimensionaler Raum beschrieben durch - kartesische Koordinaten x, y, z
- Zylinderkoordinaten r, z, j (für Probleme mit Zylindersymmetrie)
- Kugelkoordinaten r, q, j (für Probleme mit radialer Abhängigkeit z.B. Atome)
Schrödinger-Gleichung in kartesischen Koordinaten
Dreidimensionaler Potenzialkasten
2 2 2 2 2 2 2 2
0 0 0
2
) 2 , , (
2 1 2
, ,
3 , 2 , 1 sin
sin sin
) , , (
) , , ( sonst
, 0
0 0
für 0
) , , (
c n b n a n n m
n n E
c b a C
B A dz
dy dx z y x
n c z
n C
z h b y
n B
y g a x
n A
x f
z h y g x f z y x
z y x V c
z b
y a
x z
y x V
y z x z
y x a
x b
y c
z
i z
y x
Ansatz für die Wellenfunktion
nur Sinusfunktionen, weil (0,0,0)=0
Normierung
Energie-Eigenwerte hängen von drei Quantenzahlen ab
können "entartet" sein, d.h. für verschiedene Quantenzahlen (und damit verschiedene Wellenfunktionen) kann der Energie- Eigenwert gleich sein