kung des KHK-Risikos betrug in der Gelestyramingruppe 19 Prozent. Darüber hinaus reduzierte sich in dieser Gruppe die Häufigkeit für pa- thologische Belastungs- EKGs um 25 Prozent, für An- gina pectoris um 20 Prozent und für Bypassoperationen um 21 Prozent. Diejenigen Männer mit der besten Com- pliance für Colastyramin hat- ten um 25 Prozent niedrigere Gesamt-Cholesterinwerte und eine entsprechende Re- duktion des koronaren Risi- kos von 50 Prozent! Interes- sant und nicht unerwartet ist dabei die Tatsache, daß der deutliche Vorteil des niedri- gen KHK-Risikos in der Gruppe der mit Gelestyramin behandelten Männer nach 2 Jahren erkennbar und dann von Jahr zu Jahr deutlicher wurde.
Die Gesamtmortalität war in beiden Gruppen ungefähr gleich, d. h. in der Gelestyr- amingruppe nur um 7 Pro- zent niedriger. Insbesondere traten Karzinome mit glei- cher Häufigkeit in der Grup- pe mit niedrigem Cholesterin wie in der Gruppe mit höhe- rem Cholesterin auf (15 zu 16). Wenngleich nicht stati- stisch signifikant, so wurden immerhin in der Gelestyr- amingruppe 11 und in der Placebogruppe nur 4 Todes- fälle, bedingt durch Unfall, Selbstmord oder Mord, regi- striert. Die Untersucher wid- meten diesem Problem gro- ße Aufmerksamkeit: Klini- sche Befunde und Sektions- ergebnisse dieser Subgrup- pe machten eine mögliche koronare Herzerkrankung ex- trem unwahrscheinlich.
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Herzinfarktrisiko
I
Welche Schlüsse lassen sich aus der LRC-Studie ziehen?
Das wichtigste Ergebnis ist zweifellos, daß hiermit die erste Studie an Menschen vorliegt, die schlüssig be- weist, daß die Senkung des Blutcholesterins Herzinfarkte und Herzinfarkt-Todesfälle verringert. Wenngleich dies nur für 35- bis 59jährige amerikanische Männer be- wiesen wurde, mag - bei al- ler Vorsicht gegenüber dem Extrapolieren von Ergebnis- sen - der vorsichtige Schluß gezogen werden, daß Ähn- liches auch für Frauen und auch -vielleicht gerade be- sonders- für jüngere Alters- gruppen gilt. Der Arzt wird nach wie vor jeden Patienten mit erhöhtem Cholesterin- wert individuell behandeln, d. h. diätetisch beraten und medikamentös therapieren. Immerhin weiß er jetzt, daß er- als Faustregel - mit je- dem Prozent Cholesterinsen- kung die Herzinfarktrate um 2 Prozent senkt.
Literatur
(1) Lipid Research Clinics Program.
The Lipid Research Clinics Coronary Primary Prevention Trial results, 1. Re- duction in incidence of coronary heart disease, and 2. The relationship of re- duction in incidence of coronary heart disease to cholesterol lowering. JAMA 251 (1984) 351-M, 365-74
Professor
Dr. med. Heiner Greten Ärztlicher Direktor der Medizinischen Kernklinik und Poliklinik, Universitäts- Krankenhaus Eppendorf Martinistraße 52
2000 Harnburg 20
FÜR SIE GELESEN
Mikrometastasen bei primärem Mammakarzinom festgestellt
Zur Untersuchung der bei der Pri- märoperation an 110 Patientinnen mit Mammakarzinom von 8 Stel- len entnommenen Knochenmark- abstriche (je 2 Aspirationen aus Sternum, Os ilium hinten und vor- ne sowie Sacrum) wurde eine im- munozytochemische Methode eingesetzt; zu diesem Zeitpunkt konnten mit anderen Verfahren keine Metastasen festgestellt wer- den.
~ Im Knochenmark von 31 (28 Prozent) Patientinnen wurden Tu- morzellen entdeckt. Die Menge der festgestellten Zellen reichte von 1 bis
>
500;~ in konventionell gefärbten Ab- strichen wurden keine Zellen nachgewiesen.
Bei Patientinnen, bei denen her- kömmliche Kriterien auf eine sehr ungünstige Prognose hindeute- ten, war die Wahrscheinlichkeit derartiger Mikrometastasen grö- ßer. Um festzustellen, ob Patien-
tinnen mit Mikrometastasen frü-
her rezidivieren als Patientinnen, bei denen keine Tumorzellen nachgewiesen werden können, ist nach Ansicht der Autoren eine weitere Nachsorgeperiode erfor- derlich.
Möglicherweise können diese Be-
obachtungen auf andere Krebs- erkrankungen, wie zum Beispiel Prostata-, Schilddrüsen- und Lun- genkarzinome ausgedehnt und das Staging ebenso durch Knochenmarkuntersuchungen er- leichtert werden. dpe
Redding, W. H.; Coombes, R. C. et al.: Detec- tion of Micrometastases in Patients with Pri- mary Breast Cancer, The Lancet II (1983) 1271-1274, Prof. A. Munro Neville, Ludwig In- stitute for Cancer Research, Royal Marsden Hospital, Sutton SM2 5PX, England
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 24 vom 15. Juni 1984 (67) 1939