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Archiv "Madenwurminfektion: Eine häufige, aber wenig beachtete Parasitose" (24.10.2003)

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eltweit sind schätzungsweise mehr als eine Milliarde Men- schen mit Enterobius infiziert, in Deutschland stellt die Madenwurmin- fektion die häufigste Parasitose dar.

Trotzdem werden dieser Erkrankung in Lehrbüchern der Inneren Medizin selten mehr als einige Zeilen gewidmet. Die Darstellung in Lehrbüchern der Pädia- trie ist zwar meist besser; die Bezeich- nung „Kindermadenwurm“ ist allerdings irreführend, da es sich keineswegs um ei- ne ausschließliche Kinderkrankheit han- delt. Es kommt immer wieder zu folgen- den Situationen:

Eine gepflegte 41-jährige Frau kon- sultiert unsere Ambulanz wegen eines seit Jahren rezidivierenden Maden- wurmbefalls, der trotz mehrfacher, auch über Wochen prolongierter und hoch do- sierter Therapien mit Mebendazol, be- ziehungsweise Pyrvinium- oder Pyran- tel-Embonat, andauerte. Jeweils einige Wochen nach Behandlung fand die Pati- entin erneut wurmartige Gebilde in der Unterwäsche oder im Stuhl. Die wieder- holten Kontroll-Stuhluntersuchungen er- brachten keinen Nachweis von Wurmei- ern. Und doch befand sich im von der Pa- tientin zur Untersuchung mitgebrachten Gläschen ein typisches Madenwurm- Weibchen, das – unter dem Mikroskop betrachtet – eine große Anzahl Eier trug.

Wie erklärt sich das?

Einziger Wirt des etwa einen Zenti- meter langen Madenwurms (Entero- bius syn. Oxyuris vermicularis) ist der Mensch. Die weiblichen Würmer befin- den sich im Enddarm. Sie wandern nachts durch die Analöffnung in die Pe- rianalregion, um dort ihre Eier abzule- gen, in denen innerhalb weniger Stun- den infektionsfähige Larven entstehen.

Der heftige, durch die Migration aus- gelöste Juckreiz führt zum Kratzen, vie-

le Eier geraten unter die Fingernägel andere haften an Schlafanzug, Unter- oder Bettwäsche. Erstere können inge- stiert, Letztere inhaliert werden („Staub- eier“) und in die Speiseröhre gelangen.

Der vollständige Entwicklungs-Zy- klus dauert meist zwischen 20 und 40 Tagen. Das Weibchen legt in seiner durchschnittlich zwei- bis sechswöchi- gen Lebenszeit etwa 10 000 Eier ab, deren Größe 20 ⫻60 µm beträgt. Der

Mensch kann sich somit nicht nur bei anderen infizieren, sondern auch bei sich selbst (Auto-Infektion).

Die Untersuchungen auf Maden- wurminfektion wurden im Stuhl durch- geführt. Da Madenwurm-Eier aber peri- anal zu suchen sind, eignen sich Stuhlun- tersuchungen nicht zur Diagnose (Sen- sitivität fünf Prozent!). Die effektive Diagnose erfolgt über die mikroskopi- sche Untersuchung eines Klebestrei-

fen-Abklatsch-Präparates. Ein transpa- renter Klebestreifen wird morgens (vor dem Waschen und vor dem ersten Stuhlgang) auf die Perianalregion ge- drückt und wieder abgezogen.

Der Klebestreifen wird anschließend auf einen Objektträger aufgedrückt und das Präparat mikroskopisch unter- sucht. Zur Diagnose und Therapiekon- trolle sind mindestens drei Klebestrei- fenpräparate, jeweils an aufeinander folgenden Tagen gewonnen, erforder- lich, da von den Weibchen nicht an je- dem Tag Eier abgelegt werden.

Auch ausgeprägte hygienische Maß- nahmen schützen nicht vor der Inhalati- on von Wurmeiern, daher sollte beim Umgang mit kontaminierter Wäsche ein Mundschutz getragen werden.

Antiparasitäre Therapien müssen im Abstand von drei Wochen (beziehungs- weise sechs Wochen) wiederholt wer- den, da die Wirkstoffe zwar gegen die adulten Würmer hochwirksam sind, nicht jedoch gegen die Larven und Eier.

Wurmeier sind hochinfektiös, sodass häufig die ganze Familie beziehungs- weise alle Haushaltsangehörige infi- ziert sind. Die Familie muss daher in die Untersuchungen mit einbezogen wer- den. Sollte die Infektion trotz wieder- holter Familientherapie rezidivieren, sind Umgebungsuntersuchungen (Kindergar- ten, Schule, Verwandtschaft, Freundes- kreis) erforderlich, um die Infektions- quelle zu identifizieren.

Eine nicht auskurierte Oxyuriasis kann nicht nur zu körperlichen Konse- quenzen führen (unstillbarer, vor allem nächtlicher Juckreiz, Superinfektion von Exkoriationen, Schlafstörungen, Vulvo- vaginitis durch Wurmmigrationen in den weiblichen Genitaltrakt), sondern auch eine erhebliche Stigmatisation der infi- zierten Person bewirken. Zudem finden sich bei verwurmten Personen psychische Folgesymptome, wie Ekel vor sich selbst.

Dott. Univ. Pisa Joachim Richter Prof. Dr. med. Dieter Häussinger Prof. Dr. med. Heinz Mehlhorn

Anschrift für die Verfasser:

Dott. Univ. Pisa Joachim Richter

Tropenmedizinische Ambulanz und Gelbfieberimpfstelle Klinik für Gastroenterologie

Universitätsklinikum Düsseldorf Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf Fax: 02 11/3 19 06 39

E-Mail: Joachim.Richter@med.uni-duesseldorf.de P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 4324. Oktober 2003 AA2771

Madenwurminfektion

Eine häufige, aber wenig beachtete Parasitose

Ein Klebestreifen-Abklatsch-Präparat ist für die Oxyuriasis das Diagnostikum der Wahl.

Medizinreport

Mikroskopische Aufnahme des Vorderen- des eines Weibchens von E. vermicularis mit bulbusartiger Anschwellung der Kuti- kula. Um das Weibchen herum zahlreiche ausgetretene Eier

Foto:Prof.Heinz Mehlhorn

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