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Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Gesundheit im Feinschnitt
Mit der gesundheitlichen Bedeu- tung des Zigaretten-Selberdre- hens hat sich das Bundesministe- rium für Jugend, Familie und Ge- sundheit befassen müssen. Auf Grund einer Anfrage mehrerer CDU-Abgeordneter hat das Mini- sterium mitgeteilt, daß die Erhö- hung der Zigarettensteuer zum 1. Januar 1977 in der Tat inzwi- schen zu einer gewissen Verschie- bung der Rauchgewohnheiten ge- führt hat.
Im Vergleich zu 1975 und zu 1976 ist der Verbrauch von Zigaretten in der Bundesrepublik um rund 13 bzw. 10 Milliarden Stück zurück- gegangen. Statt dessen wurden mehr als bisher Zigaretten aus Feinschnitt selbst gedreht oder gestopft. Allerdings ist der Minder- verbrauch an Zigaretten dadurch nicht ausgeglichen worden — meß- bar ist dies an den verbrauchten Zigarettenhüllen (da in der Bun- desrepublik wohl kaum mit Zei- tungspapier „gekurbelt" wird), der im Vergleich zu den beiden Vor- jahren um 5,1 bzw. 4,4 Milliarden
Stück zunahm. Ob dies nun eine gesundheitspolitisch bedenkliche Entwicklung sei, vermag das Bun- desministerium nicht zu sagen.
Der Schadstoffgehalt in „Selbst- gedrehten" hänge nicht nur von der Qualität des verwendeten Ta- baks, sondern auch von der Ge- schicklichkeit des „Herstellers"
ab, so daß ein Vergleich zwischen der Fabrikzigarette (der „Aktiven") und dem handgemachten Produkt nicht möglich sei. Hier liegt also noch ein Feld der freien Betäti- gung des Bürgers vor: „Diese und andere individuelle, einer Nor- mung nicht zugänglichen Fakto- ren führen bei selbstgedrehten Zi- garetten ... zu einer unterschied- lichen Zusammensetzung der im Rauch enthaltenen Schadstoff- menge", heißt es bedauernd in der ministeriellen Verlautbarung. bt
Chinesischer Besuch bei der
Bundesärztekammer
Zwölf chinesische Ärzte, Gesund- heitsexperten und Gesundheits- politiker begannen Anfang Juni
eine Studienreise, die ihnen das Gesundheitswesen in der Bundes- republik Deutschland nahebrin- gen sollte, mit einem Besuch der Bundesärztekammer in Köln.
Die Delegation stand unter der Leitung von Dr. Chien Hsin-chung, stellvertretender Gesundheitsmi- nister der Volksrepublik China. Ihr gehörten Chefärzte verschiedener Krankenhäuser in Peking und Shanghai ebenso an wie hohe Be- amte der zentralen chinesischen Gesundheitsverwaltung und der kommunalen Gesundheitsverwal- tungen, ebenfalls in Peking und Shanghai.
Im Haus der Bundesärztekammer gab deren Hauptgeschäftsführer, Prof. J. F. Volrad Deneke, einen Überblick über die Organisation der deutschen Ärzteschaft; er schilderte insbesondere auch die Bemühungen der Ärztekammern um die Fortbildung der Ärzte.
Bei einem Essen traf die chinesi- sche Delegation dann auch mit dem Präsidenten der Bundesärz- tekammer, Dr. Karsten Vilmar, zu- sammen. bt
Links: Minister Dr. Chien Hsin-chung trägt sich in das ihm vom BÄK-Hauptgeschäftsführer Prof. J. F. Volrad Deneke vorgelegte Gästebuch der Bundesärztekammer ein — aufgenommen unter dem Bild des früheren Präsidenten der Bundesärztekammer, Dr.
Hans Neuner, der Missionsarzt in China gewesen ist. Rechts: Dr. Chien Hsin-chung im Gespräch mit Dr. Karsten Vilmar und dem Leiter der Auslandsabteilung der Bundesärztekammer, Dr. Heinz-Peter Brauer. Links die Dolmetscherin der Chinesischen Botschaft in Bonn Fotos: d-e-w
1478 Heft 25 vom 22. Juni 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT