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Archiv "Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Gesundheitssysteme: Risiko und Chance zugleich" (23.10.2009)

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A 2134 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 43

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23. Oktober 2009

DIE AUSWIRKUNGEN DER WIRTSCHAFTSKRISE AUF DIE GESUNDHEITSSYSTEME

Risiko und Chance zugleich

Die Wirtschaftskrise bedroht den Zugang zur medizinischen Versorgung. Experten warnen vor radikalen Einschnitten bei den Gesundheits- und Sozialbudgets.

D

ie weltweite Wirtschaftskrise stellt die europäischen Ge- sundheitssysteme vor große Her - ausforderungen. Zwar sind die Aus- wirkungen im Einzelnen noch nicht absehbar. Auch fehlt es an verlässli- chen und vergleichbaren Gesund- heitsdaten, auf denen ein europä - isches gesundheitspolitisches Kri- senmanagement aufbauen könnte.

Beim Europäischen Gesundheitsfo- rum (EGF) in Bad Hofgastein wur- de dennoch deutlich, dass die medi- zinische Betreuung der Menschen in Europa durch den weltweiten wirtschaftlichen Abschwung gleich mehrfach bedroht ist. Gesundheits- systeme mit einer relativ soliden Finanzierungsgrundlage, wie das deutsche, haben nach Meinung der Experten die besten Chancen, die Krise ohne allzu große Einschnitte zu meistern, vorausgesetzt, die Po- litik stellt die richtigen Weichen.

Klar ist: Die nachlassende Wirt- schaftsleistung der Länder und stei- gende Arbeitslosenzahlen stellen die größte Gefahr für die Funkti- onsfähigkeit der Gesundheitssyste- me dar. Die Europäische Kommis- sion rechnet für 2009 mit einem Verlust von 3,5 Millionen Arbeits- plätzen in Europa. Sinkende Ein- nahmen der Krankenkassen sind dabei nur eine der möglichen Fol- gen. Die in Bad Hofgastein vertre- tenen Experten aus Gesundheitspo- litik, Wirtschaft, Wissenschaft, Me- dizin und Verwaltung warnten da- vor, dass die Krise auch zu einem Anstieg an Infektionskrankheiten führen könne und sozial Schwache besonders hart treffen werde.

Von früheren Krisen wisse man zudem, dass signifikante Wirtschafts- abschwünge zu einer erhöhten Su - izid rate und einem Anstieg an Herz- infarkten führen könnten, berichtete

David Struckler von der Universität Oxford. Dabei sei lediglich schät- zungsweise ein Prozent der Summe, die für die Rettung des Finanzsys- tems zur Verfügung stehe – inves- tiert in Gesundheits- und Sozialmaß- nahmen –, erforderlich, um erhöhte Sterblichkeitsraten zu verhindern.

Wie hart die Krise vor allem wirt- schaftlich schwache Länder trifft, belegen Umfragen des Europäischen Patientenforums. So ist beispielswei- se in Lettland die Suizidrate in den vergangenen Monaten um 15 Prozent gestiegen. Die Anzahl der psy- chischen Erkrankungen hat um das 1,5-fache zugenommen. 21 Prozent der Befragten gaben außerdem an, auf einen Arztbesuch verzichtet zu haben. In Rumänien wurden die Mit- tel für nationale Multiple-Sklerose- Programme 2009 um sechs Millio- nen Euro gekürzt. Ziel müsse es sein, eine rasche Erholung der Wirtschaft durch gezielte Arbeitsmarktprogram- me herbeizuführen und verstärkt in gesundheitliche Prävention zu inves- tieren, so eine der Botschaften des Kongresses. Prävention dürfe aber nicht auf Gesundheitsprogramme beschränkt bleiben. „Arbeitsmarkt- maßnahmen können zum Beispiel im Hinblick auf psychische Erkrankun- gen weitaus stärkere positive Effekte haben als jedes klassische Gesund- heitsprogramm“, betonte Struckler.

Armin Fidler, Chefberater für Gesundheitspolitik bei der Weltbank, forderte darüber hinaus, die für den Gesundheitsbereich vorgesehenen Mittel aus den nationalen Konjunk- turprogrammen vornehmlich zur Verbesserung der Qualität der Ge- sundheitsversorgung einzusetzen und nicht für langfristige Modernisie- rungsmaßnahmen. „Die Krise sollte auch als Chance zur Durchsetzung überfälliger Reformen gesehen wer- den“, sagte der Finanzfachmann. Ef- fizienzreserven sieht Fidler vor allem im stationären Bereich und bei den Arzneimittelausgaben. Eine Priorisie- rung von Leistungen hält er eben- falls für sinnvoll. Die Entscheidun- gen in der Gesundheitspolitik soll- ten sich dabei weiterhin primär an medizinischen und ethischen An- sprüchen orientieren, mahnte der Prä- sident des EGF, Günther Leiner. ■ Petra Spielberg Gefährdet: An den

nationalen Gesund- heitssystemen wird der wirtschaft -

liche Abschwung nicht spurlos vor -

übergehen.

P O L I T I K

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