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Archiv "Friedrich II.: Ein Kreisphysikus wird ausgewählt" (15.06.2012)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 109

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Heft 24

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15. Juni 2012 A 1251

N

eben Akten aus dem General- directorium, der Verwaltungs- zentrale Preußens, gingen König Friedrich II. täglich Gesuche und Bittschriften aus allen Landesteilen zu. Er arbeitete sie möglichst umge- hend selbst durch oder ließ sich vor- ab von seinen Kabinettssekretären

„Extrakte“ als Entscheidungsvorla- gen anfertigen. Friedrich II. versah diese Schriftstücke im Anschluss an seine Lektüre mit Randbemerkungen („Marginalien“): kurze Kommenta- re, Festlegungen, Befürwortungen oder Ablehnungen sowie Anweisun- gen an Behörden und Personen zur weiteren Bearbeitung. Die für den in- ternen Gebrauch bestimmten Rand- bemerkungen zeichneten sich häufig

durch Schlagfertigkeit, Witz und Iro- nie, in späteren Jahren auch durch Boshaftigkeit aus. Man stößt aber ebenso auf Forderungen nach Pflicht- bewusstsein, sorgfältiger Arbeit, Un- bestechlichkeit und rastlosem Einsatz für den Staat. Insofern spiegelten sich in den Randbemerkungen Friedrichs Geist und Charakter wider.

Während Friedrich II. aufgrund seiner französischen Erziehung und Bildung seinen persönlichen und diplomatischen Schriftwechsel in französischer Sprache führte, ver- fasste er die Randbemerkungen in den preußischen Regierungsakten und auf den Bittgesuchen in aller Regel in deutscher Sprache, da die- se die offizielle Amtssprache in Preußen war. Die Marginalien Friedrichs zeigen, dass sein deut- scher Wortschatz und sein Aus- drucksvermögen begrenzt waren.

Im Gebrauch teilweise derber Aus- drücke sowie verletzender Begriffe und Vergleiche unterschied er sich oft nicht von den diesbezüglichen üblichen Gewohnheiten seiner Zeit.

Auch litten die Lesbarkeit und Ver- ständlichkeit der deutschen Texte unter des Königs eigenwilliger Schreibweise – er missachtete weit- gehend die Rechtschreibregeln und die Zeichensetzung und orientierte sich am Klangbild der Sprache.

Die Randbemerkung, über die hier berichtet wird, war die Reaktion des Preußenkönigs auf ein Schrei- ben des Directoriums vom 30. De- zember 1746, in dem die Nachfolge des Lebuser Kreisphysicus Dr. Gle- ditsch angesprochen wurde. Der Frankfurter Garnisonsarzt Weihse und die Doctores Eichenfeld und Eberti hatten sich um den Posten be- worben. In dem Text wurde ein Be- richt des Medizinischen Oberkolle- giums über die drei Kandidaten zi- tiert, in dem festgestellt wurde, dass Weihse eigentlich Apotheker war und bis zu diesem Zeitpunkt keine Dokumente hinsichtlich seiner „Ge- lehrsamkeit“ beibringen oder sich auf andere Art den Vorschriften der gültigen Medizinalordnung gemäß legitimieren konnte.

Über Dr. Eichenfeld wurde in dem Bericht lediglich festgestellt, dass er nicht genügend Fachkennt- FRIEDRICH II.

Ein Kreisphysikus wird ausgewählt

. . . „der am Menschlichsten ist und die wenigsten Leute umgebracht hat“ – eine Randbemerkung des Preußenkönigs.

Vorlage des Preußischen Di- rectoriums über die Besetzung des vakanten Kreisphy- sicats Lebus zur Entscheidung durch Friedrich II.

mit eigenhändiger Randbemerkung des Königs. Kopie aus Privatbesitz

Friedrich II. von Preußen (1712–1786) kümmerte sich persönlich um viele Detail- fragen in seinem Königreich.

Foto: picture alliance Foto: privatnis habe. Dagegen hatte Dr. Eberti

die erforderlichen Kurse nach Maß- gaben der Medizinalordnung in Berlin absolviert und sich bereits in Frankfurt und im Kreis Lebus durch seinen Fleiß und „glückliche Cu- ren“ einen guten Ruf erworben.

Friedrich II. hatte Dr. Eberti bereits früher zugesichert, dass bei der Be- setzung eines vakanten Physicats vor anderen Bewerbern auf ihn zu- rückgegriffen werden sollte.

Auf seine Entscheidung ange- sprochen, wer die Stelle als Kreis- physicus in Lebus bekommen solle, schrieb Friedrich II. an den Rand der Vorlage salomonisch: „der am Menschlichsten ist und am wenigs- ten Leute umgebracht hat“. Der Einfluss dieser Randnotiz auf die Wahl des geeignetsten der drei Kandidaten ist nicht nachprüfbar.

Mit der Begründung, dass er der

„geschickteste“ Bewerber für das Kreisphysicat Lebus sei, entschied sich das Medizinische Oberkollegi- um am 4. November 1747 für Dr.

Eberti.

Prof. Dr. med. Hans-Dieter Göring Tumorzentrum Anhalt am Städtischen Klinikum Dessau e.V.

MR Dr. med. Werner Orban Praxis für Innere Medizin/Kardiologie, Dessau-Roßlau

K U L T U R

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