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Saisonale Bodenpflege im Weinbau Teil I

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Academic year: 2022

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Abdeckung. Bei der Begrünung wird zudem zwischen Dauer- und Teilzeitbegrünung sowie eingesäter bezie- hungsweise natürlicher Begrünung unterschieden. Die Offenhaltung erfolgt in der Regel mechanisch. In schlecht zugänglichen Steillagen wird aber auch ein ganzflächiges chemisches «Abbrennen» durch Blatther- bizide praktiziert. Eine Abdeckung kommt vorwiegend auf trockenen und/oder erosionsgefährdeten Standor- ten zur Anwendung. Meist werden Stroh oder Holzhäck- sel als Abdeckmaterial eingesetzt.

Flexibilität tut Not

Der Klimawandel zwingt zum Umdenken. Die Verfahren müssen veränderliche Standortverhältnisse berücksich- tigen. Dabei spielen Bodenart, Gründigkeit, Skelettan- teil, Wasserspeicher- und Feldkapazität, Ausmass und Verteilung der Niederschläge, aber auch Temperatur- verlauf und Sonneinstrahlung, Hangneigung, Expositi- on, Erosionsanfälligkeit und Befahrbarkeit eine Rolle.

Man wird sich von starren Bodenpflegeroutinen lösen müssen. Neue und zum Teil extreme Witterungssituatio- nen verlangen nach Flexibilität.

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Oswald Walg,

DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach (D) oswald.walg@dlr.rlp.de

Fachgerechte Bodenarbeit setzt nicht nur gute Kenntnis- se der verfügbaren Geräte und Arbeitsverfahren voraus, sondern auch die Berücksichtigung der lokalen klimati- schen und bodenkundlichen Gegebenheiten. Deshalb gibt es auch keine Patentrezepte. Was für den einen Standort richtig ist, kann für einen anderen nachteilig sein. Und was sich in einem Jahr bewährt, kann im Folgejahr zu intensiv oder zu extensiv sein. Wichtigstes Ziel der Bodenarbeit ist neben einer guten und steten Befahrbarkeit der Rebanlage die Bereitstellung eines ausreichenden Wasser- und Nährstoffangebots. Dabei besteht ein enger Zusammenhang zwischen Boden- feuchtigkeit, Zeitpunkt und Intensität der Bearbeitung sowie der Stickstoffverfügbarkeit

Begrünung bis Abdeckung

Im Weinbau kommen hauptsächlich drei Bodenpflege- Regimes zum Tragen: Begrünung, Offenhaltung und W E I N B A U

Saisonale Bodenpflege im Weinbau Teil I

Die Bodenpflege ist ein wichtiger Bereich der Traubenproduktion. Ihr Einfluss auf Ertrag,

Erntezustand und Weinqualität ist unbestritten. Die Kunst besteht darin, im Verlauf des Jahres die

Arbeiten so zu terminieren, dass die Reben bedarfsgerecht mit Wasser und Nährstoffen versorgt

werden und Stress vermieden wird. Der erste Beitrag des Autors befasst sich mit den saisonalen

Voraussetzungen der Bodenarbeit.

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W E I N B A U

Bodenpflege im Frühjahr

Die Bodenpflege im Frühjahr und Frühsommer muss zum Ziel haben, die Bodenwasservorräte zu schonen, den Trockenstress zu reduzieren und die N-Versorgung für die Vegetation sicherzustellen. Offene Gassen sollen nur flach bearbeitet werden (Abb. 1). Die Bearbeitung dient in erster Linie der Zerstörung der Bodenkapillarität und reduziert so dieVerdunstung.Weiter werden der Un- krautbewuchs reguliert und die Mineralisierung ange- regt. Von einer häufigen und vor allem tieferen Bearbei- tung (> 15 cm) ist abzuraten. Erhöhte N-Freisetzungen und eine höhere Wasserverdunstung sind die negativen Folgen. Die Winter-Wasservorräte im Boden müssen ge- schont werden, damit die Reben gegebenenfalls Tro- ckenphasen im Sommer besser überstehen. Die moder- nen Universalgrubber mit starren Werkzeugen und die heute übliche hohe Motorleistung der Traktoren verlei- ten allzu leicht zu einer übertrieben tiefen Bearbeitung.

Der Zeitpunkt muss sich am Stickstoffbedarf der Reben orientieren (Abb. 2). Hierfür ist normalerweise eine erste Bearbeitung beim Austrieb (oder kurz danach) und eine zweite bei Erbsengrösse der Beeren bis zum Trauben- schluss vollkommen ausreichend.

Nicht Unterwuchs «ankurbeln»!

Dauerbegrünungen sind kurz zu halten, um den Wasser- verbrauch einzuschränken. Stickstoffdünger auf Dauer- begrünungen fördern in erster Linie den Unterwuchs und damit den Wasserverbrauch. Erst über die Minerali- sierung des Mulchguts kommt der Stickstoff an die Rebenwurzeln. Dieser Zeitpunkt ist aber nicht steuer- bar. In trockenen Sommern ist die Mineralisierung stark eingeschränkt. Folgt ein nasser Herbst, wird sie dann ei- nen unerwünschten Stickstoffschub auslösen. Deshalb nicht die Begrünung «füttern», sondern den Stickstoff gezielt an die Reben bringen. Denkbar ist die Ablage des Düngers nur im Unterstockbereich oder eine AHL-Un- terflurdüngung (Ammonium-Depotdüngung) nach dem CULTAN-Verfahren.

Auf Standorten, die zuTrockenstress neigen, kann auch eine Störung der Begrünung mit Flügelscharen, Scheibe- neggen, Spatenrolleggen, Zinkenrotoren, Fräsmessern oder Mulchwalzen sinnvoll sein. Allerdings muss dieser Eingriff frühzeitig (vorbeugend) erfolgen. Hat bereits Tro- ckenheit eingesetzt, sind dieWerkzeuge kaum noch in der Lage, in die verhärteten Böden einzudringen. Ausserdem ist bei bereits sichtbarem Trockenstress mit dieser Mass- nahme kaum noch eine Besserung erreichbar.

Bodenarbeiten im Hoch- und Spätsommer

Bei der Bodenpflege im Hoch- und Spätsommer stehen andere Ziele im Vordergrund: Neben der Schonung der Bodenwasservorräte muss nun darauf geachtet werden, dass die Mineralisierung nicht zu sehr gefördert wird.

Starke N-Freisetzungen in der Reifephase wirken sich negativ auf die Traubengesundheit aus. Deshalb Boden- bearbeitung nur flach und bei anhaltender Trockenheit zur Störung der Kapillarwirkung. Bei ausreichender Bodenfeuchte ist ein geringer Unterwuchs zu tolerieren.

Ist er zu stark oder zu hoch, muss er abgemulcht werden.

Das Mulchgut wird aber nicht eingearbeitet, um die Mineralisierung nicht anzuregen. Alternativ kann starker Unkrautbewuchs auch mit einem Blattherbizid abge- spritzt werden. Dies ist dort zu befürworten, wo ein Mulcher nicht einsetzbar ist.

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Abb. 1: Offene Böden im Frühjahr und Frühsommer nur flach bearbeiten. Nach Traubenschluss sollte keine Be- arbeitung mehr durchgeführt werden.

Abb. 2: Verlauf der N-Aufnahme der Rebe sowie N-Be- reitstellung aus einem dauerbe- grünten Boden bei ausreichender Feuchte und bei Trockenheit (nach K. Bauer).

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W E I N B A U

Winterbegrünung

Eine Winterbegrünung jeder Zeile, ob eingesät oder spontan, ist auch in niederschlagsarmen Gebieten ein Muss! Sie reduziert Freisetzungen von Nitrat-N im Herbst und Winter und bindet andererseits Nitrat-Stick- stoff, wodurch die Auswaschung minimiert wird. Je nach Wuchs müssen eingesäte Winterbegrünungen im Lauf des Frühjahrs rechtzeitig gemulcht werden. Die Mulch- schicht kann einige Zeit liegen bleiben, um die Wasser- verdunstung des Bodens zu reduzieren und auflaufen- den Unkrautbewuchs vorübergehend zu unterdrücken.

Eine spätere flache Einarbeitung fördert die Minerali- sierung und unterstützt die Nährstoffversorgung der Reben während des Sommers. In vielen Fällen ist so eine Düngung überflüssig.

Natürliche Begrünungen können im April mit Grub- ber, Scheibenegge, Kreiselegge oder Fräse flach eingear- beitet werden. Hinsichtlich Nährstoffverfügbarkeit und -freisetzung ergeben sich je nach gebildeter Biomasse gleiche Vorteile wie bei einer eingesäten Winterbegrü- nung.

Keine Bodenarbeit im Herbst!

Die grössten ökologischen Schäden werden bei der Herbst- undWinterbodenbearbeitung angerichtet. Nach wie vor gibt es Winzer, die Weinbergböden vor oder nach der Lese nochmals bearbeiten (Abb. 3). Meist dazu noch intensiv und tief. Dies leistet nicht nur der Erosion Vor- schub, sondern wegen der vorausgesagten, zunehmend wärmeren und feuchteren Winter werden auch die Mineralisierung und damit die N-Freisetzung erhöht. Da in diesem Zeitraum Pflanzen kaum Stickstoff aufneh- men beziehungsweise (nach Bearbeitung) gar kein Be- wuchs vorhanden ist, der Stickstoff einlagern könnte, ist eine höhere Nitrat-Auswaschung vorprogrammiert.

Abbildung 4 zeigt die langfristig negativen Folgen einer Bodenbearbeitung auf einem Lehmboden des Staatsweinguts in Bad Kreuznach. Der Humusgehalt des Bodens ist von ursprünglich 3.2% innerhalb von 20 Jah- ren auf 2.7% im Jahr 2013 gesunken. Gleichzeitig betrug der Bodenabtrag in der Gassenmitte 10 bis 15 cm. Be- sonders auf leichten, gut erwärmbaren Böden sind die Humus-Abbauraten hoch. Neben Stickstoff werden auch grosse CO2-Mengen an die Atmosphäre abgegeben.

Abbildung 5 zeigt die Zusammenhänge.

Austrocknungsgefährdete Lagen

An sonnenexponierten Standorten mit leichten, gut er- wärmbaren Böden wird die Klimaerwärmung besonders deutlich spürbar. Zuviel Sonneneinstrahlung, starke Bodenerwärmung und hohe Wasserverdunstung bei schlechter Bodenwasserspeicherung werden den Reben zusetzen. Die Erhaltung solcher (grösstenteils qualitativ sehr wertvoller) Reblagen setzt eine Verminderung der Evapo-Transpiration und der Sonneneinstrahlung sowie die Erhöhung derWasserspeicherung voraus. Abdeckun- gen mit grobem N-armen organischen Material wie Holzhäcksel oder Stroh konservieren die Bodenfeuchte, vermindern den Oberflächenabfluss und regulieren die Bodentemperaturen. Deshalb werden auf solchen

Erosionsschutz

Beide Verfahren (Abmulchen oder Abspritzen des Un- krautbewuchses) sind einer Spätsommerbearbeitung des Bodens vorzuziehen.

1. Der Erosionsschutz wird verbessert. Die Fliessge- schwindigkeit des Wassers am Boden wird gebremst, die Sickerungsrate erhöht und das Wurzelwerk des Unterwuchses bildet zudem ein stabiles Schutznetz für abschwemmgefährdete Bodenteilchen.

2. Die Mineralisierung wird kaum angeregt. N-Schübe in der Reifephase können dadurch vermieden wer- den und

3. ein Bewuchs, ob abgemulcht oder abgespritzt, bietet einen besseren Schutz des Bodens vor Austrocknung bei starker Besonnung.

Ab Traubenschluss ist jede Bodenbearbeitung einzustel- len. Offene Zeilen natürlich bewachsen lassen oder zwi- schen Anfang August und Mitte September eine Winterbegrünung einsäen. Eine tief gehende Saatbett- vorbereitung ist jedoch zu unterlassen.

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Abb. 3: Späte Bo- denbearbeitun- gen sind aus Sicht des Klima- und Grundwasser- schutzes unver- antwortlich und entsprechen nicht der guten fachli- chen Praxis.

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Wegen sich häufender Witterungsextreme wird eine erosionshemmende Bodenpflege immer wichtiger.

Mildere und feuchtere Winter erlauben eine höhere Mineralisationsrate in dieser Jahreszeit. Offene Bö- den im Winter sind aus Sicht des Boden-, Klima- und Naturschutzes nicht vertretbar. Standorten Abdeckungen eine Schlüsselfunktion ein-

nehmen, sofern keine Tröpfchen-Bewässerung realisier- bar ist. Versuche von Prior (DLR RNH, Oppenheim) zeigen, dass eine Holzhäckselabdeckung in Steillagen sogar meist zu einer besserenWasserversorgung führt als eine Bewässerung mit wöchentlichen Gaben bis 12 L pro Rebe im Sommer.

Merkpunkte

Die Klimaerwärmung zwingt zum Umdenken.

Das Bodenpflegesystem muss die Standortsvoraus- setzungen und aktuellen Witterungsverhältnisse be- rücksichtigen.

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W E I N B A U

R É S U M É

L’entretien saisonnier du sol en viticulture, 1

re

partie

Selon les pronostics, l’effet de serre nous réserve des températures moyennes plus élevées en hiver et en été, des périodes de sécheresse sporadiques en alternance avec de fortes précipitations. La flexibilité est donc de mise dans le travail du sol en viticulture. En hiver, il s’agit de prévenir le lessivage des nitrates, au printemps, les réserves d’eau hivernales stockées dans le sol doivent être ménagées, en été et en automne, il faut éviter une minéralisation (trop tardive) de la cou- verture végétale. L’enherbement hivernal est indispen- sable à cet effet, de même qu’il faudra s’abstenir au début de l’été et à la fin de l’automne de travailler le sol en profondeur. Afin que l’azote soit disponible au moment où les vignes en ont besoin, il faut adapter le

rythme de travail du sol en fonction des périodes où l’azote lui a été soutiré. Un travail du sol à peu profond doit être prévu au moment du débourrement, et si nécessaire lorsque les grains de raisin se trouvent à michemin entre la taille d’un petit pois et la fermeture de la grappe. La minéralisation qui en résulte fournit un apport d’azote dans les phases où la vigne en est la plus friande. De plus, on détruit ainsi les canaux capillaires du sol, ce qui freine l’évaporation de l’eau.

Dans les vignobles très pentus et difficilement acces- sibles à la mécanisation, on peut aussi brûler les sur- faces enherbées avec un herbicide ou réaliser un pail- lage avec des copeaux de bois.

Unproduktiver Humusabbau

• Förderung der Erosion

Verlust an

Bodenfruchtbarkeit

Erhöhte N-Freisetzung und Nitratverlagerung ins Grundwasser

Nitratbelastung im Grundwasser steigt Zusätzliche CO

2

- und N

2

O-

Freisetzung

Förderung der globalen Erwärmung

• Unproduktiver Humusabbau

• Förderung der Erosion

Abb. 4: Bodenbearbeitungen führen zum Verlust an Bo- denfruchtbarkeit durch Erosion und Humusabbau.

Abb. 5: Negative Folgen einer späten Bodenbearbeitung für die Umwelt.

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