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Archiv "Geschichte der Medizin: Klare Definition der Medizinethik" (07.07.2006)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 27⏐⏐7. Juli 2006 AA1893

B R I E F E

gehört. Auch im 21. Jahrhun- dert – und da hat sich seit dem 19. nicht viel geändert – ist der Kranke ein volkswirtschaftli- cher Nachteil, vielleicht mehr denn je. Unsere „political cor- rectness“ will uns das nicht so ausdrücken lassen, aber die Augen vor der Realität zu ver- schließen, hilft nicht weiter.

Um aber unsere Standards weitgehend halten zu können, wird es in Zukunft wichtiger denn je sein, mit den vorhan- denen Ressourcen effizient und rationell umzugehen. Und das könnte sich im 21. Jahrhun- dert als die wichtigste ethische Aufgabe des Arztes dem Ge- meinwohl gegenüber heraus- stellen. Vielleicht sollte man bei der nächsten Revision des Genfer Ärztegelöbnisses eine Zeile hinzufügen: „Ich will mit den mir anvertrauten Mitteln sparsam und sinnvoll umge- hen, sodass alle meine Patien- ten ihrem Leiden entspre- chend davon profitieren.“

Mattias Schäfer,Lörenstraße 32, CH-9230 Flawil

Erhaltung des ärztlichen Berufsethos

Die Prognose des Medizinhi- storikers Paul Unschuld kün- digt einen Paradigmenwechsel im Selbst- und Fremdverständ- nis des Arztberufs an, der ohne Vergleich in der Medizinge- schichte ist. Die enorme Gefahr einer ökonomisch-dirigisti- schen Umfunktionierung des so genannten Gesundheitswesens durch mächtige (wirtschafts-) politische Interessengruppen zu verdeutlichen, ist ein Ver- dienst des Artikels . . . Nicht zu- stimmen kann ich Herrn Un- schulds Ansicht, dass aus der

„Ambivalenz“ der Medizin zwischen Lebensrettung und

„den Tod vorzeitig herbeizu- führen“ (sic!) schon sehr früh die Notwendigkeit zu „selbst erklärter Pflichtenlehre“ er- wachsen sei. Die unreflektierte Heranziehung der Abtreibung als Beispiel für medizinische Fähigkeiten zu „Dienstleistun- gen“ (die Medizin habe sich hier „immer schon als Dienst- leister bewährt“) widerspricht eklatant dem Gebot des hippo-

kratischen Eids („Ich werde keiner schwangeren Frau ein Abtreibungsmittel geben“).

Nicht nur während der dunklen Periode der NS-Zeit, auch seit- her gibt es wieder – unter ande- ren ideologischen Vorzeichen – vielfältige Bestrebungen, die Kernsätze dieses „Grundgeset- zes“ der ärztlichen Ethik für fremdnützige oder utilitari- stisch begründete Ziele zu rela- tivieren oder ganz aufzuheben.

Gerade im Verwirrspiel der staatlichen so genannten Ge- sundheitsreformen muss umso mehr gelten, jeglichen Anfän- gen einer schleichenden Ent- wertung des ärztlichen Berufs- ethos – seien sie unbedacht oder sogar gewollt formuliert – entschieden zu widerstehen.

Prof. (em.) Dr. med. Otto P.

Hornstein,Danziger Straße 5, 91080 Uttenreuth

Klare Definition der Medizinethik

. . . Der Autor sieht leider nicht, dass, wird ein Patient als Kunde behandelt, die thera- peutische Situation in ihrer Struktur theoretisch bereits verzerrt und praktisch-ethisch verfehlt ist. Der Autor redet sich in seiner Darstellung dar- auf hinaus, dass die Gesell- schaft das eben doch so wolle – nämlich das Kundesein, die Er- füllung von Wünschen etc. –, die Medizin als Kulturprodukt hierauf nur respondiere und als Konsequenz hieraus die Ge- sellschaft selbst hierfür die Ver- antwortung trage. Dem ist eine Medizinethik gegenüberzustel- len, die ihre Verantwortung in- nerhalb der Mikrosituation (therapeutische Situation) wie in der gesellschaftlichen Aus- einandersetzung um die Ge- staltung der Makrosituation (Rahmenbedingungen als sozi- alethische Herausforderung) durch die Formulierung ihrer klaren Position wahrnimmt.

Die Öffentlichkeit und die Ge- sellschaft haben einen An- spruch darauf, sich mit einer medizinethischen Position aus- einander zu setzen und gegebe- nenfalls sich an einer solchen auch zu reiben . . . Medizinethi- sche Verantwortung besteht

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aktuell offensichtlich darin zu zeigen, dass Patienten und Kunden sich nicht einfach ihre Medizin schaffen. Im Gegen- teil: Ein Gutteil des berechtig- ten Vertrauens der Patienten beruht eben darauf, dass dies eben so nicht der Fall ist, wie dies der Autor offensichtlich als schicksalhaften historischen Prozess vorwegnimmt.

Prof. Dr. med. Hermes A. Kick, Institut für medizinische Ethik IEPG, Lameystraße 36, 68165 Mannheim

Niedergelassene

Zu dem Beitrag „Niedergelassene Ärzte: ,Die KV hat mehr Vorteile, als manchen bewusst ist‘“ von Heinz Stüwe in Heft 18/2006:

Negative Entwicklung selbst eingeleitet

In dem Artikel wird von Prof.

Sewering gesagt, dass die nega- tive Entwicklung mit „der ge- setzlichen Vorgabe“ begonnen habe, die Gesamtvergütung in einen hausärztlichen und einen fachärztlichen Teil zu trennen.

Herr Kollege Sewering ist dar- an zu erinnern, dass er selbst es war, der auf dem bayerischen Landesärztetag 1985 in Bad Füssing höchstpersönlich diese Entwicklung mit einem Leit- antrag eingeleitet hat, zu ei- nem Zeitpunkt, als es noch keinerlei „gesetzliche Vorga- ben“ dazu gab. Es ist vielmehr so, dass die Politik erst durch diese, seine Gedankenspiele auf die Trennung von Fachärz- ten und Hausärzten, die frei- lich immer von dem Hausärz- teverband betrieben wurde, aufmerksam gemacht wurde.

Dies alles ist im Protokoll des 38. Bayerischen Ärztetages nachzulesen . . .

Dr. Georg Bejenke,Olympiaring 13, 83435 Bad Reichenhall

Die KV hat viele Nachteile

Die Rezepte, die zu Herrn Kollegen Sewerings Zeiten richtig gewesen sein mögen, sind heute überholt. Die KVen haben in den letzten Jahrzehn- ten versagt und die desaströse

Lage der Vertragsärzte beglei- tet. Das ist kein Vorteil. „Die Politik“ weiß dies – deshalb hält sie an den KVen fest. Das ist kein Vorteil. Als Körper- schaften des öffentlichen Rechts sind die KVen keine Vertre- tungen der Ärzte. Sie sind Or- gane des Staates, der Weisung des jeweils zuständigen Mini- steriums unterstellt. Das ist kein Vorteil. Durch allerlei Mogelpackungen (z. B. die Einrichtung von vertragsärzt- lichen Notdiensten an Kran- kenhäusern) stopfen die KVen eilfertig die Löcher, die diese Gesellschaft durch die ekla- tante Missachtung ihrer Ärzte mit dem konsekutiven Ärzte- mangel aufreißt, anstatt den Karren an die Wand fahren zu lassen. Das ist kein Vorteil. Es gibt nicht „die Ärzte“, diese Vorstellung ist eine Illusion.

Ebenso wenig, wie es „die Po-

litiker“ oder „die Fußballspie- ler“ gibt. So zu tun, als vertrete man alle Kolleginnen und Kol- legen, ist nachhaltig geschei- tert. Das ist kein Vorteil. Die deutschen Hausärzte sind eklatant benachteiligt. Der letzte Platz in der Einkom- mensstatistik ist seit langem zementiert . . . Deshalb: Weg mit den verkrusteten Struktu- ren. Weg mit dem Sicherstel- lungsauftrag. Schaffung konse- quenter Einzelgewerkschaften der jeweiligen Ärzteinteres- sen. Läppische Trillerpfeifen und geistreiche Transparente reichen nicht mehr – die deut- schen Ärzte brauchen mehr spürbare Kampfkraft. Wir brauchen die Demonstration der Kranken für ihre Ärzte.

Das wäre ein Vorteil!

Dr. med. Hans-Joachim Zielinski, Graf-Spee-Straße 10,

25980 Westerland/Sylt

Kunstmessen

Zu dem „Feuilleton“-Beitrag „Frank- furt und Maastricht: Die Latte hoch gelegt“ von Helmut Jaeschke in Heft 15/2006:

Wegweiser

Dank für die neue Serie

„Kunstmessen“. Endlich ein- mal kritische Wertungen, aber auch konstruktive Empfehlun- gen im unübersichtlichen Kunstmarktsektor der Moder- ne. Ich erhoffe mir weitere Anregungen und Tipps.

Dr. Gangolf Becker,Südallee 39, 54290 Trier

Hypnotherapie

Zu der Bekanntmachung „Wissen- schaftlicher Beirat Psychotherapie nach § 11 PsychThG: Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der Hypnotherapie“ in Heft 21/2006:

Begriffsklauberei

Dieses Gutachten mag viel- leicht sehr wissenschaftlich sein, wirkt aber auf mich sehr abschreckend. Schon allein wegen dieser unglaublichen Verstiegenheit und Begriffs- klauberei entstehen Zweifel an Sinn und Aussagekraft. Vor allem über moderne Hypnose, z. B. Selbstorganisatorische Hypnose, liegen anscheinend kaum Erkenntnisse vor, besser:

Es interessiert anscheinend keinen. Sätze wie unter 4. Indi- kationsbereiche „Hypnothera- pie ist keine Methode, mit der verdrängte Kindheitstraumata aufgeklärt werden könnten, da hier die Gefahr von Fehlerin- nerungen und induzierten Ver- zerrungen besteht“ sind wohl dem Seelenheil der Analytiker geschuldet, aber hochgradig lächerlicher Unsinn, denn dies ist geradezu die Domäne der Selbstorganisatorischen Hyp- nose. Insgesamt ist moderne Hypnose wesentlich effektiver und vor allem schneller als alle herkömmlichen psychothera- peutischen Verfahren, und es wäre ein Segen, wenn dies all- mählich akzeptiert würde.

Dr. med. Udo Saueressig, Hauptstraße 129, 74931 Lobbach

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A1894 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 27⏐⏐7. Juli 2006

B R I E F E

Melancholie

Zu dem „Feuilleton“-Beitrag „Die Kunst zwischen Genie und Wahnsinn“

von Joachim Lange in Heft 16/2006:

Künstler ganz ohne Wahnideen

„Und dass Kunst ein Ge- schäft ,zwischen Genie und Wahnsinn‘ ist, . . . das wird auch kaum jemand bestrei- ten“, muss ich da im Feuille- ton des DÄ lesen und möchte es als Künstler wie als Arzt sehr wohl bestreiten: Als Kronzeugen gegen diese drei- ste, abenteuerliche Verallge- meinerung nenne ich drei berühmte Maler, die auch dem Nichtkenner bekannt sein dürften – Hans Holbein d. J. (1497–1543), Jan Vermeer

„van Delft“ (1632–1675) und Carl Spitzweg (1808–1885) –, deren Leben und Werk die von Joachim Lange zitierte These beispielhaft widerle- gen, denn sie zeigen bei sub- tilster Darstellungskraft eine ganz nüchtern erscheinende Realität in besonnener Ver- dichtung, ebenso wie eine Vi- ta ohne jeden Anflug von Wahnideen. Sollten sie des- halb keine Künstler sein? Un-

bestreitbar ist allenfalls, dass man auch wahnsinnige Kunst- werke schaffen kann und dass der Anteil wahnhafter Ver- fremdungen in der Moderne zugenommen hat (H. Sedl- mayr 1948/1976), doch der Umkehrschluss, Genie sei per se mit Wahnsinn assoziiert, ist nicht zu halten, wie die o. g.

Beispiele zeigen, denen man beliebig viele andere, von Hans von Kulmbach bis Otto Mueller, von Donatello bis Schadow, hinzufügen könnte, die nichts von „Wahnsinn“ an sich haben. Dass es über- haupt zu einem derartig pa- thologisierenden Vorurteil über künstlerische Arbeit und Künstlerpersönlichkeit kom- men konnte, hat damit zu tun, dass es Mode wurde, Künstler als „kreativ“ anzusehen – und das ist nun tatsächlich eine Wahnvorstellung, denn kein Mensch hat je etwas aus dem Nichts erschaffen („kreiert“), sondern man hat immer nur Vorfindliches gestaltend ver- ändert. Aber deshalb ist Kunst doch insgesamt noch kein „Geschäft zwischen Ge- nie und Wahnsinn“.

Literatur bei dem Verfasser Dr. med. Wolfgang E. Reuber, Sollinger Straße 24, 83317 Rückstetten

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