Deutsches ÄrzteblattJg. 103Heft 4113. Oktober 2006 A2733
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ass es möglich ist, einen sach- lichen Geschäftsbericht künst- lerisch aufzubereiten, dafür bietet der Geschäftsbericht 2005 der Kas- senärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ein überzeugendes Beispiel.Verbunden wird die Arbeit des Esse- ner Bildhauers Roger Löcherbach mit der Tätigkeit der KBV durch den Begriff „Wandel“. „Dass sich Werte wie Freiheit, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit nur durch Ver- änderung bewahren lassen, kommt den wenigsten in den Sinn. Doch ge- nau diese Einsicht ist heute nötiger denn je. Das gilt besonders für die gesetzliche Krankenversicherung.
Die demografische Entwicklung, die hohe Arbeitslosigkeit und der medizinische Fortschritt sind nur drei Faktoren, die auf das Gesund- heitswesen einwirken und denen wir Rechnung tragen müssen. Wir, der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, wollen den Wandel – gerade weil wir die hohe Qualität der ambulanten Versorgung
aufrechterhalten möchten. Außer- dem glauben wir, dass der Zugang zu medizinischen Leistungen nicht davon abhängen darf, ob jemand arm oder reich ist. Die Veränderun- gen, die notwendig sind, um auch diesen Wert zu bewahren, möchten wir nicht nur erleben, wir wollen sie mitgestalten“, schreiben Dr. med.
Andreas Köhler, Vorstandsvorsit- zender, und Ulrich Weigeldt, Vor-
stand der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung, im Vorwort.
Diesen Wandel erlebe auch, wer sich den Geschäftsbericht näher an- schaue. „Es ist der erste seiner Art.
Bislang haben wir in einem – ge- wöhnlich über 300 Seiten starken – Tätigkeitsbericht Rechenschaft ab- gelegt über das, was wir im jeweili- gen Jahr geleistet haben. Das woll-
ten wir ändern. Deswegen präsentie- ren wir nun die wichtigsten Arbeits- ergebnisse in übersichtlicher Form.
Das Thema Wandel zieht sich wie ein roter Faden durch die Seiten, auch was die Bildauswahl angeht.
Anhand der Entstehung von Kunst- werken möchten wir zeigen, wie spannend das Werden ist. Unser Cre- do: Wer sich wandelt, handelt: wer handelt, wandelt“, so Köhler und Weigeldt.
Der Geschäftsbericht gibt in zahl- reichen Fotografien einen Eindruck vom Entstehungsprozess der Kunst- werke Löcherbachs. Seine Werkzeu- ge sind Kettensäge, Holzhammer und Stecheisen. Mit ihnen verwan- delt er mannshohe und tonnenschwe- re Baumstämme in Skulpturen mit menschlichem Antlitz. Für den 1963 in Kirchen/Westerwald geborenen Löcherbach ist Holz ein Medium, das sowohl die Form als auch den In- halt der Skulpturen bestimmt. „Die Eigenschaften des verwendeten Hol- zes, seine Maserung, vorhandene Risse werden Teil der Skulptur und geben ihr einen einzigartigen Cha- rakter“, erklärt Löcherbach.
Die gewachsenen Formen der Bäume liefern Löcherbach die Ideen zu seinen Skulpturen. „Manchmal
kommt es mir so vor, als befreie ich die Skulpturen aus der Enge im Stamm.“ Dabei thematisieren Lö- cherbachs Holzskulpturen sehr oft menschliche Zustände, die auf die Verletzbarkeit und das Isoliertsein verweisen.
Der Geschäftsbericht kann abge- rufen werden unter: www.kbv.de. n Gisela Klinkhammer
KBV-GESCHÄFTSBERICHT
Die Kunst vom Wandel
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung visualisiert mit Arbeiten des Essener Bildhauers Roger Löcherbach ihr vergangenes Geschäftsjahr.
Die Holzskulpturen thematisieren oft menschliche Zustän- de, die auf die Verletz- barkeit und das Iso- liert-Sein verweisen.
Löcherbach in seiner Werkstatt im Essener Stadtteil Werden
„ Manchmal kommt es mir so vor, als befreie ich die Skulpturen aus der Enge im Stamm. “
Fotos:www.wiedemeier-kommunikation.de