Rechtssicherheit. Von staatlicher Seite wurden Schritte unternommen, die durch Forschungsaktivitäten der Uni- versitäten und von kommerziellen An- bietern mit getragen und gefördert wer- den.Ärzte und Patienten werden ver- stärkt die Möglichkeit nutzen und damit auch zu einer Veränderung des Gesund- heitswesens in Deutschland beitragen.
Dr. med. Klaus Adelhard
Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie
Marchioninistraße 15, 81377 München E-Mail: ade@ibe.med.uni-muenchen.de
Chlamydiensyndrom
Die in dem Beitrag referierten oder ge- nerierten Hypothesen zu Zusammen- hängen der Chlamydieninfektionen mit bisher ungeklärten Symptomen oder Syndromen kann ich mit meinen Analy- sen unterstützen.
Ich überblicke in meinem Patienten- klientel seit 1993 mehr als dreihundert Fälle, bei denen eine bestimmte Sympto- menkonstellation auftrat und gleichzei- tig positive Chlamydien-IgG-Antikör- per (Titer zwischen 1 :100 und 1: 3 200) nachweisbar waren. Die Antikörperbe- stimmung erfolgte ohne Differenzierung der drei Serotypen (C. psittaci, C. pneu- moniae, C. trachomatis). Aufgrund der Beobachtung, dass es bei diesen Patien- ten zu einer Besserung der Symptoma- tik unter antibiotischer Behandlung – Doxycyclin oder Erythromycin(-deriva- te) – kam, habe ich die Hypothese ent- wickelt, dass es ein Chlamydiensyndrom
gibt, das durch folgenden Symptomen- komplex charakterisiert wird:
❃Schmerzen in verschiedenen Gelen- ken, vorwiegend den kleinen, und zu- sätzlich in einem oder mehreren, beson- ders belasteten großen (zum Beispiel Knie, Schulter, rechtes Handgelenk, Hüfte). Die Wirbelgelenke sind im Be- reich der HWS oder LWS mitbefallen;
❃Trockenheit der Schleimhäute in Mund, Nase, Augen, Juckreiz der Gehörgänge, Reiz der Harnwege und des Enddarms;
❃Brennen der Augen, Verschwom- mensehen, Sehverschlechterung;
❃Auftreten von einzelnen juckenden, schuppenden Rötungen der Haut;
❃Reiz der Atemwege (insbesondere Kehlkopf) und Bronchien, chronische Entzündungen in diesem Bereich, Ob- struktion der Bronchien, Verkennung als Allergie;
❃Schmerzen im Bereich der Eier- stöcke und der Gebärmutter bei Frauen, Verschlimmerung bei der Menstruation, dann auch Auftreten von akutem Bla- senreiz oder schockähnlichen Zustän- den;
❃„Brennen“ im Magenbereich (manchmal auch dumpfer Schmerz), Blähungen, allgemeines Unwohlsein im
„Bauch“ (Peritonealreiz?);
❃Auftreten von „Herzstichen“, Schmerzen in der Herzgegend, Extra- schlägen des Herzens;
❃Starke, manchmal unüberwindliche Müdigkeit beziehungsweise Schläfrig- keit (wie bei subakuter Enzephalitis) und gleichzeitiger Nackendruck mit starker Muskelverspannung der HWS (Meningealreizung? Ausdruck der Ent- zündung der kleinen Wirbelgelenke?);
❃Schmerzen im Bereich von Sehnen, häufige Lokalisation: Oberarme, Fersen (Achillessehnen), Fußsohlen;
❃Schmerzen in mehreren Zähnen.
Die unüberwindliche Müdigkeit war das Symptom, das am häufigsten Be- handlungsanlass war. Die übrige Sym- ptomenkonstellation weist Ähnlichkei- ten auf zu klinisch definierten Syndro- men, wie der Fibromyalgie und dem chronischen Müdigkeitssyndrom.
Nach meinen Messungen geht das vollständige Abklingen der Chlamy- diensymptomatik mit negativer Anti- körperbildung einher. Die Existenz ei- ner Durchseuchung ohne klinische Be-
deutung kann ich aus meinen Daten nicht bestätigen.
Als Infektionsquellen kommen nach meiner Erkenntnis nicht nur exotische Vögel, Hühner und Tauben in Frage, sondern auch Katzen, Kaninchen, häus- liche Nagetiere und infizierte Menschen.
Auffällig häufig bewohnen Patienten mit positiven Chlamydien-Antikörpern Wohnungen mit Schimmelpilzbefall, so- dass darüber nachzudenken wäre, ob sich die obligat intrazellulär wachsenden Chlamydien möglicherweise der Pilze als Wirt bedienen.
Silke Brockmann Merklinder Straße 8 44388 Dortmund
Die Autoren haben auf ein Schlusswort verzichtet.
M E D I Z I N
Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 98½½Heft 17½½27. April 2001 AA1135
zu dem Beitrag
Chlamydia pneumoniae
Ein Erreger chronischer, extrapulmonaler
Infektionen?
von
Dr. med. Andreas Essig
Prof. Dr. med. Reinhard Marre in Heft 50/2000
DISKUSSION
Der Einfluss der Mondphase auf den Menschen gab immer wieder bei Ver- brechen, aggressivem Verhalten und Verkehrsunfällen Anlass zur Spekula- tion.
Die Autoren gingen der Frage nach, ob Bissverletzungen durch Tiere zu Zeiten eines Vollmonds häufiger zur Beobachtung kommen als während an- derer Mondphasen. Dabei wurden Da- ten von 1 621 Patienten analysiert, die in den Jahren 1997 bis 1999 eine Kran- kenhausambulanz wegen Tierbissen aufgesucht haben. Es zeigte sich, dass in der Tat bei Vollmond signifikant häufi- ger Bissverletzungen beobachtet wur- den als während der übrigen Perioden des Mondzyklus (p < 0,001). Die Voll- mondphase erstreckte sich dabei über drei Tage. Bisse durch Hunde standen mit 95,1 Prozent im Vordergrund, ge- folgt von Katzen (3,4 Prozent), Ratten (0,7 Prozent) und Pferden (0,8 Pro-
zent). w
Bhattacharjee C, Bradley P, Smith M et al.: Do animals bite more during a full moon? Retrospective observatio- nal analysis. BMJ 2000; 321: 1559–1561.
Dr. C. Bhattacharjee, Accident and Emergency Depart- ment, Bradford Royal Infirmary, Bradford DB9 6 RJ, UK.
Beißen Hunde bei Vollmond?
Referiert