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INTERNER SINUSLIFT

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In diesem Artikel wird ein Konzept aus der Praxis vorgestellt, bei dem der Therapie- und Langzeit- erfolg von Implantaten mit simul- tanem internem Sinuslift ohne Knochenaugmentation beschrie-

ben wird. Retrospektiv wird das chirurgische Vorgehen nachvoll- ziehbar dargestellt und im Rah- men der bis zu 15-jährigen Nach- untersuchung werden die Kompli- kationen aufgezählt. Welche Rolle

die präoperative Restknochenhö- he und die Schneider‘sche Mem- bran spielen, findet besondere

Beachtung.

INTERNER SINUSLIFT

Langzeiterfahrungen aus der Praxis bei Implantation ohne Knochenaugmentation

Dr. Alexander Zill, Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets, Dr. Tobias Bensel, M.Sc., Prof. Dr. Dr. Martin Gosau, Dr. Dr. Anders Henningsen, M.A.

Zusammenfassung: Die Anwendung von dentalen Implantaten ist inzwischen zur indikationsbezogenen Routinever- sorgung geworden. Ein ungenügendes Knochenangebot kann jedoch die Implanta tion verzögern oder gar verhin- dern. Das trifft insbesondere auf den seit- lichen distalen Oberkieferbereich zu.

Diesen Bereich zu rehabilitieren, um ein suffizientes Knochenangebot für eine stabile implantatgetragene Versorgung zu schaffen, kann die Behandler vor gro- ße Herausforderungen stellen. Um das vertikale Knochenangebot zu erhöhen, können u.a. interne oder externe Sinus- bodenelevationen durchgeführt werden.

Dabei kann sowohl autologer Knochen als auch Knochenersatzmaterial verwen- det werden, um den ortsständigen Kno- chen zu augmentieren. Es stellt sich je- doch die Frage, ob die Verwendung von Augmentationsmaterial im Sinus in vie- len Fällen notwendig ist. In diesem Arti- kel wird die Möglichkeit diskutiert, Im- plantate erfolgreich mit internem Sinuslift ohne Knochenaugmentation zu inserie- ren, und wie der Verlauf der Therapie be- wertet werden kann. Es handelt sich da- bei um die Darstellung und retrospektive Zusammenfassung von vielen Einzelfäl- len aus der Praxis.

Schlüsselwörter: interner Sinuslift; Im- plantatüberleben; Sinusperforation; mini- malinvasiv

Zitierweise: Zill A, Smeets R, Bensel T, Barbeck T, Jung O, Gosau M, Henningsen A: Interner Sinuslift − Langzeiterfahrungen aus der Praxis bei Implantation ohne Kno- chenaugmentation. Z Zahnärztl Implantol 2019; 35: 202−208

DOI 10.3238/ZZI.2019.0202−0208

EINLEITUNG

Da sich der erste Zahnverlust bei Patien- ten in den westlichen Industrienationen in immer spätere Lebensphasen ver- schiebt, stellen vertikale Knochendefizi- te in der alternden Patientenklientel kei- ne Seltenheit dar. Es ist davon auszuge- hen, dass sich durch den eintretenden demografischen Wandel diese Situation noch verstärken wird [9, 17]. Gerade im seit lichen Oberkiefer kann das vertikale Knochendefizit den Operateur vor Heraus forderungen stellen. Seit gerau- mer Zeit stehen etablierte Therapiefor- men zur Verfügung, um das Knochenan- gebot in diesen Regionen zu erhöhen und die Implantation überhaupt zu er- möglichen [3, 27].

Die bekannteste Methode der Sinus - augmentation ist die ursprünglich von Boyne und James 1980 publizierte Metho- de des externen Sinuslifts [3]. Eine mini- malinvasive Methode zur Anhebung des vertikalen Knochenniveaus über den „in-

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ternen“ Sinuslift wurde 1994 von Sum- mers beschrieben [27]. Nach einer Pilot- bohrung und Erweiterung des Bohrstol- lens wird dabei der Sinusboden mit Osteo- tomen angehoben. Implantate sollten si- multan gesetzt werden, aber es sollte eine ausreichende Primärstabilität erreicht werden [21]. Seit 1980 wurden viele Modi- fikationen beschrieben. Keine Technik scheint dabei der anderen überlegen, die Komplikationsrate jedoch ist insgesamt höher als bei Implantationen ohne Sinus- bodenelevation [7].

2003 konnte eine Knochenneubildung nach Zystektomie in der Kieferhöhle ge- zeigt werden, und Lundgren entwickelte daraus eine modifizierte Technik für den externen Sinuslift ohne Augmentations- material [14, 15]. Eine Reihe von Studien belegt zumindest für kurze Zeiträume den klinischen Erfolg dieser Vorgehensweise [3, 5, 13, 18].

HINTERGRUND UND FRAGESTELLUNG

Die Indikation für den internen Sinuslift ist eingeschränkt. Um einen internen Sinuslift erfolgreich durchführen zu können, sollten gewisse anatomische Voraussetzungen erfüllt sein. Der Alveolarkamm sollte eine ausreichende horizontale Ausdehnung bezogen auf den geplanten Implantat- durchmesser besitzen. Zusätzlich sollte der Knochen auch über eine minimale ver- tikale Höhe verfügen (in der Regel

> 5 mm). Der interne Sinuslift zeigt im Ver- gleich zum externen Sinuslift eine deutlich geringere Morbidität.

Beim internen Sinuslift wird der Im- plantatstollen mit Spiralbohrern kleineren Durchmessers bis kurz vor den Sinusbo- den präpariert. Die weitere Aufbereitung erfolgt mit Kondensatoren oder Osteoto- men zur Verdichtung des Knochens und zur Durchbrechung sowie Elevation des Sinusbodens [27]. Dieses Vorgehen sollte die einzeitige Implantation ermöglichen.

Wichtig ist die Verwendung von Instru- menten mit konkavem Arbeitsende zur Durchbrechung und Elevation des Sinus- bodens. Um den entstandenen Hohlraum zwischen Kieferhöhlenboden und Kiefer- höhlenschleimhaut aufzufüllen, kann fa- kultativ ein Augmentat aus autologem Knochenmaterial oder aus Knochen - ersatzmaterial eingebracht werden, das

vorsichtig mit dem Osteotom in den Stol- len eingeführt wird. Die Annahme ist, dass durch das Augmentat der elevierte Sinus- boden über die Einheilphase in kranialer Position gehalten wird. Anschließend wird das Implantat in die gewünschte Tiefe in- seriert. Um eine Perforation der Schnei- der’schen Membran auszuschließen, kann vor dem Einbringen des Augmentats ein Valsalva-Manöver durchgeführt wer- den. Falls die Membran perforiert wurde, kann auf einen externen Sinuslift mit late- raler Fensterung ausgewichen werden [11]. Zur Erfolgskontrolle empfiehlt es sich, nach erfolgtem internem Sinuslift und Implantation eine Röntgenkontrolle durch Zahnfilm oder Panoramaschichtaufnahme durchzuführen.

Abhängig von der Knochenqualität kann der interne Sinuslift auch zweizeitig durch- geführt werden. Das zweizeitige Vorge- hen ist bisher in der Literatur noch nicht ausreichend beschrieben und sollte auch nach Meinung der Autoren nicht unbedingt das Mittel der Wahl darstellen [26].

Zur Augmentation werden verschiede- ne Aufbaumaterialien von unterschied - lichen Herstellern angeboten. Die Herkunft der Augmentate kann autolog, allogen, xe- nogen oder alloplastisch sein. Der genaue Einheilungsmechanismus ist bisher noch nicht in Gänze verstanden. Zusätzlich ist auch unklar, ob das Inserieren von Kno- chenersatzmaterial die Prognose der Im- plantate verbessert. In der Literatur wurde bisher ebenfalls die erfolgreiche Insertion von Implantaten nach internem Sinuslift ohne Augmentation beschrieben (Tent- Pole-Technik). Dabei geht man davon aus, dass das Implantat wie ein Zeltpfosten den elevierten Sinusboden in Position hält.

In diesem Artikel soll daher anhand von Einzelfällen retrospektiv dargestellt werden, dass ein Knochenzugewinn und Veränderungen der krestalen und apika- len Knochenhöhe nach internem Sinuslift ohne Knochenaugmentation über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren ebenfalls möglich sind.

THERAPIEPLANUNG

Grundsätzliche Überlegungen zur chirurgischen Therapie

Bei der Therapieplanung sind einige grundsätzliche Überlegungen bei den je- weiligen Patienten vor der Sinusbo - denelevation durchzuführen. Vor jeder Implantation ist zur Risikoreduktion eine Anamnese u.a. über Medikation, Aller- gien, Nikotin- und Alkoholkonsum zu er- heben. Zusätzlich sollte der Patient adhä- rent sein. Im Speziellen ist die Anamnese der Implantationsregion zu erheben, vor allem hinsichtlich etwaiger Voroperatio- nen oder z.B. einer Mund-Antrum-Verbin- dung bei der Extraktion. Präoperativ schließt sich eine gründliche klinische Untersuchung an. Dabei sind die Erfas- sung der intermaxillären Lageziehungen, des Parodontalstatus, eines möglicher- weise vorliegenden Bruxismus und der Abstand der Nachbarzähne sowie der Gegenbezahnung wichtig.

Zur präoperativen Diagnostik gehört ebenfalls unbedingt eine umfassende Röntgendiagnostik. Eine 3D-Diagnostik, z.B. über ein digitales Volumentomo- gramm, ist in Erwägung zu ziehen, da darüber u.a. Informationen über die sub- antrale Restknochensubstanz, den pe- riapikalen Status der Nachbarzähne, die Anatomie des Sinusbodens mit eventuel- len Anzeichen einer vorliegenden Sinusi- tis oder anderer pathologischer Befunde in der Kieferhöhle eingeholt werden kön- nen. Mit einer adäquaten röntgenologi- schen Voruntersuchung ist es möglich, lokale Risikofaktoren zu identifizieren.

Zu einer umfassenden Konzeption ge- hört natürlich ebenfalls die prothetische Planung des zu versorgenden Implantats im Sinne eines „Backward Planning“. Da- bei müssen unbedingt die gültigen Ab- stände zu den Nachbarzähnen bei der Auswahl des Implantatdurchmessers be- achtet werden. Außerdem ist die Angula- tion des Implantats bei der späteren Im-

Der interne Sinuslift zeigt im Vergleich zum externen

Sinuslift eine deutlich

geringere Morbidität.

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plantation ständig zu kontrollieren, z.B.

mithilfe einer Orientierungs- oder Bohr- schablone. Nur dadurch kann eine er- folgreiche prothetische Versorgung ge- währleistet werden, ohne gleich von vornherein Kompromisse eingehen zu müssen. Der Patient wird empfehlens- werterweise nach Erhebung der Daten und Erstellung des Therapiekonzepts über die Vor- und Nachteile sowie auch über Alternativen zur geplanten Therapie schriftlich aufgeklärt.

Therapiedurchführung

In diesem Artikel wird zusammenfassend eine Operationstechnik beschrieben, bei der nach einem standardisierten Operati- onsprotokoll mit simultanem internem Si- nuslift ohne Verwendung jeglichen Aug- mentats mit hohem Langzeiterfolg implan- tiert wird.

Präoperativ wurde die Residualhöhe des Knochens mithilfe der präoperativen Röntgenbilder zweidimensional gemes- sen, da zum Zeitpunkt der ersten Operatio- nen in dieser Technik die heutigen techni- schen Möglichkeiten über strahlungsarme

Digitale Volumentomografie noch nicht zur Verfügung standen. Eine Mindestknochen- höhe wurde für das Vorgehen vom Opera- teur nicht festgelegt. Ein Grundprinzip be- steht in möglichst minimalinvasivem Vor-

gehen, um die Ernährung des periimplan- tären Knochens von der oralen Seite zu si- chern. Der interne Sinuslift mit simultaner Implantation wurde durchgeführt, wenn die Implantate bei der präoperativen Planung an mindestens einer Seite des Implantats 1,5 mm in der Kieferhöhle stehen würden.

Die Implantatdimension wurde in Abhän- gigkeit vom Knochenangebot, der Position, der Nachbarbezahnung, der Gegenkiefer- bezahnung und der geplanten protheti- schen Versorgung festgelegt.

Unter Lokalanästhesie wird ein lin- senförmiges Stück Mukoperiost über der Implantationsstelle exzidiert, der Kno- chen mit einem Rosenbohrer angekörnt, mit einem Spiralbohrer bis ca. 1 mm un- terhalb der kalkulierten Knochenhöhe vorgebohrt und bis zum für das ausge- wählte Implantat vorgesehenen Durch- messer erweitert. Der Sinusboden wird als nächstes mit zylindrisch-konischen Osteotomen mit konkavem Ende ange- brochen und die Schneider’sche Mem- bran mitsamt dem Sinusboden angeho- ben. Implantate werden auch gesetzt, wenn bei Inspektion des Bohrlochs ein Einriss der Schneider’schen Membran sichtbar wird. Die Implantate werden, wenn möglich, mit einem Drehmoment von mindestens 20 Ncm transgingival in- seriert. Bei einer Restknochenhöhe unter 2 mm, mindestens 3 gesetzten Implanta- ten oder einem sichtbaren Defekt der Abb. 1: Schematische Skizze der auf den Röntgenbildern erhobenen Parameter. A: Implantatlänge. B: Abstand marginales Knochenniveau zur Tangente der Implantatspitze. C: Residualknochenhöhe. D: Abstand knöcherner Sinusboden zur Tangente an der Implantatspitze. Eine Abnahme der Länge korreliert mit dem apikalen Knochengewinn am Implantatapex.

Abb. 1: Alexander Zill

Eine Reihe von Studien be- legt zumindest für kurze Zeiträume den klinischen

Erfolg dieser

Vorgehensweise.

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Schneider’schen Membran wird prophy- laktisch Amoxicillin 1000 mg 3× tgl. oder alternativ bei Allergie Clindamycin 600 mg 3× tgl. über 5 Tage verordnet. Die geplante definitive prothetische Versor- gung erfolgt nach 3 Monaten. Bei notwen- diger Entfernung des Implantats aufgrund ausbleibender Osseointegration oder Pe-

riimplantitis wird die OP-Stelle nach zirku- lärer Mobilisation des Mukoperiosts wie- der verschlossen. Zur Erfassung der Aus- gangslage wurden in dieser Studie Ein- zelröntgenbilder bzw. Panoramaschicht- aufnahmen mit entsprechenden Mess- körpern kurz vor der OP, postoperativ, 3 Monate nach der OP, zum Zeitpunkt der

prothetischen Versorgung und dann durchschnittlich alle 2 Jahre angefertigt.

Retrospektive Auswertung

In die retrospektiven Analyse für diesen Artikel wurden nur Patientenfälle mit inter- nem Sinuslift und simultaner Implantation ohne Knochenaugmentation eingeschlos- Abb. 2: Patientenfall: Ausgangssituation mit nicht erhaltungsfähigem, längsfrakturiertem Zahn 24 (a), postoperatives Bild nach Implantation 24 und 26 sowie simultanem internem Sinuslift 26 (b), Situation 3 Mona- te postoperativ zum Zeitpunkt der prothetischen Versorgung (c), Rönt- genkontrolle 1 Jahr nach prothetischer Restauration (d), Röntgenkon- trolle 5 Jahre nach prothetischer Restauration (e)

Abb. 2a-e: Alexander Zill

a b

c d

e

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sen, die mindestens 5 Jahre nach Einset- zen der prothetischen Versorgung retro- spektiv ausgewertet werden konnten.

Ausschlusskriterien für eine Implantation mit simultanem internem Sinuslift waren unbehandelte systemische Erkrankun- gen, unbehandelte Parodontitis, Rhinitis, Sinusitis oder pathologische Befunde in der Kieferhöhle. Chirurgie und protheti- sche Versorgung wurden von einer Per- son durchgeführt. Zwischen 2001 und 2010 wurden vom Operateur ausschließ- lich Straumann Implantate mit SLA-Ober- fläche verwendet (Straumann, Walden- burg, Schweiz).

Das Überleben der Implantate wurde in den Beobachtungzeiträumen 5, 10 und 15 Jahre nach prothetischer Versorgung analysiert (Abb. 2). Der prothetische Er- folg wurde in dem jeweiligen Beobach- tungszeitraum anhand der Datenlage be- wertet. Prothetische Komplikationen wur- den in erhebliche (nicht direkt am Behand- lungsstuhl lösbare Probleme) und gering- fügige (am Behandlungsstuhl lösbare Pro- bleme) eingeteilt.

Die Einzelzahnfilme wurden in Paral- leltechnik mit einem Sirona Heliodent plus (Sirona Dental Systems, Bensheim, Deutschland) aufgenommen und mit ei- nem Duerr VistaScan (Duerr Dental Sys- tems, Bietigheim-Bissingen, Deutschland) weiterverarbeitet. Ausgewertet wurde mit DBSWIN 5.2.0 (Duerr Dental Systems, Bietigheim-Bissingen, Deutschland). Der Vergrößerungsfaktor wurde in Bezug auf die reale Implantatgröße ermittelt und kor- rigiert (Abb. 1). Die apikale Knochenhöhe wurde mesial und distal zur Tangente an der Implantatspitze gemessen.

Therapieerfolg

Insgesamt wurden über 237 Implantate bei über 117 Patienten ausgewertet. In den meisten Fällen wurde an Molarenpo- sitionen implantiert. Alle Patienten waren teilbezahnt. Überwiegend wurde festsit- zend über verblockte oder nicht ver- blockte Einzelzahnkronen sowie über Brücken prothetisch rekonstruiert. Die häufigste verwendete Implantatlänge be- trug 10 mm. Es konnte eine hohe Überle- bensrate der inserierten Implantate in je- dem Beobachtungszeitraum ermittelt werden (jeweils > 96 %). Bei den Implan- taten, die überlebten, trat lediglich bei ei-

nem Implantat ein krestaler Knochenver- lust über 5 mm verbunden mit Exsudati- on auf. Das Implantat blieb dennoch sta- bil nach konservativer Periimplantitisthe- rapie (mechanische Reinigung und Glät- tung der Implantatoberfläche).

Chirurgische Komplikationen traten in ins- gesamt geringer Häufigkeit auf und konn- ten stets durch den Behandler beherrscht werden. Insgesamt gingen von den über 200 Implantaten 8 verloren. Es wurden in- traoperativ bei 11,4 % der Fälle Perforatio- nen der Schneider’schen Membran fest- gestellt, die jedoch keinen signifikanten Einfluss auf das Überleben oder den Er- folg der Implantate hatten. Die meisten Im- plantate (7) gingen innerhalb der ersten 9 Wochen aufgrund ausbleibender Osseo- integration verloren. Ein weiteres Implan- tat musste nach massivem Knochenver- lust bei chronischer Periimplantitis nach 9,2 Jahren entfernt werden. Ein Patient

verzichtete nach Misserfolg auf eine er- neute Implantation, bei allen anderen konnten sofort (1 Fall) oder 8–10 Wochen später verzögert sofort (6 Fälle) erfolgreich reimplantiert werden. Alle diese nach - inserierten Implantate sind in Funk tion.

Kleinere prothetische Komplikationen tra- ten in 11 Fällen auf, in 6 Fällen musste die Prothetik erneuert werden. Die Erfolgsrate der Prothetik lag bei insgesamt 97,5 % nach 5 Jahren. Die Höhe des initialen Re- sidualknochens betrug zwischen 1 und 11 mm mit einem Maximum bei 5 mm (Abb. 3). 80,8 % der Patienten hatten Restknochenhöhen zwischen 3 und 8 mm.

Der marginale Knochenverlust betrug durchschnittlich 0,5 mm nach 5 Jahren und 0,6 mm nach 15 Jahren.

Beurteilung der Therapie

Die Untersuchung des Überlebens von Im- plantaten mit internem Sinuslift ohne Kno- chenaugmentation über einen Beobach- tungszeitraum von bis zu 15 Jahren zeigte eine hohe Überlebensrate von jeweils über 96 %. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, dass die ausschließliche Verwendung zwei- dimensionaler Röntgenbilder eine Limita - tion der Beurteilung der Technik darstellt, da so nur indirekt auf dreidimensionale Ände- rungen der Knochenstruktur in der Kiefer- höhle geschlossen werden kann.

Die beobachteten Überlebensraten der Implantate sind ähnlich den Ergebnissen von retrospektiven und prospektiven Studi- en, in denen ähnliche Techniken angewen- det wurden [4, 8, 10, 22, 24]. Die Beobach- Abb. 3: Anzahl an Implantaten, die pro initialer residualer Knochenhöhe in Millimetern mit simultanem internem Sinuslift inseriert wurden

Abb. 3: Alexander Zill

Mit zweidimensionalen Röntgenbildern kann jedoch

nur begrenzt auf dreidimen - sionale Änderungen der Knochenstruktur geschlos-

sen werden.

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tungen sind auch ähnlich den Überlebens- raten von Implantaten, die zusammen mit oder nach externen Sinuslifts gesetzt wur- den [2, 16, 28]. Die größere Zahl der verlo- ren gegangenen Implantate (7 von 8) konn- te während der kritischen Einheilphase be- obachtet werden. Das bedeutet, dass ein Implantat in dieser retrospektiven Analyse nach der erfolgreichen Osseointegration und prothetischen Belastung eine Überle- benswahrscheinlichkeit von > 99 % für die folgenden bis zu 15 Jahre hat.

Trotz restriktiven Antibiotikaregimes war in dieser retrospektiven Analyse kein Implantatverlust in der Einheilphase mit ei- ner putriden bakteriellen Infektion assozi- iert. Die Misserfolge scheinen vielmehr durch einen Verlust der Primärstabilität begründet zu sein [19]. Ein Zusammen- hang zwischen Implantatverlust und intra- operativer Sinusperforation konnte nicht festgestellt werden. Auch in anderen Stu- dien waren Sinusperforationen nicht mit erhöhten Verlustraten assoziiert [1, 12].

Es deutet einiges darauf hin, dass die Restknochenhöhe ein Erfolgsgarant für die Implantation sein kann [8]. Des Weite- ren besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Implantatmisserfolg und Rest- knochenhöhe: In einer weiteren retrospek- tiven Analyse bedeutete jeder Millimeter zusätzlicher Restknochen eine Erhöhung der Wahrscheinlichkeit eines Implantat -

erfolgs um das 1,6-Fache [29]. Anderer- seits wurde in der Studie eine signifikante negative Korrelation zwischen Knochen- zugewinn und Restknochenangebot fest- gestellt: Jeder Millimeter mehr Residual- knochen führte zu einer Reduktion des neu gewonnenen Knochens. Grundsätz- lich gilt in der Literatur bei Implantaten mit simultanem internem Sinuslift eine besse- re Prognose bei Residualknochenhöhen über 5 mm (Abb. 3) [6, 20].

Die Größe des Spalts zwischen Si- nusboden, Implantat und Schnei- der’scher Membran ist offensichtlich ein Maß für den Knochenzuwachs [23]. In vi- vo konnte gezeigt werden, dass ohne zu- sätzliche Augmentation ein dichterer Im- plantat-Knochen-Kontakt induziert wird als mit Knochenersatzmaterialien. Im Kaninchenmodell ergaben die Ergebnis- se, dass beim Sinuslift und bovinem Er- satzmaterial versus Sinuslift ohne Er- satzmaterial der gleiche Effekt erzielt werden kann [25]. Die grundsätzliche Frage, die sich der Behandler daher stel- len muss, ist, ob sich durch eine zusätz- liche Verwendung von autologem Kno- chen oder Knochenersatzmaterial für den Patienten wirklich Vorteile ergeben.

SCHLUSSFOLGERUNGEN

Die Überlebensrate von Implantaten in dieser retrospektiven Untersuchung be-

trug zu jedem Zeitpunkt über 95 %. Miss- erfolge waren nicht korreliert mit intraope- rativ bemerkten Verletzungen der Schnei- der’schen Membran. Trotz der Limitatio- nen dieser retrospektiven Auswertung fol- gern wir, dass die Implantation mit simul- tanem internem Sinuslift ohne Anwen- dung von autologem Knochen oder Kno- chenersatzmaterial eine erfolgreiche Me- thode zur oralen Rehabilitation sein kann

− mit stabilen Langzeitergebnissen be- züglich Überleben, ähnlich zu Erfolg, api- kalem Knochenzugewinn und marginalem Knochenverlust.

Danksagung: Die Autoren bedanken sich bei Frau Dr. Mansour für ihre Mitarbeit an diesem Artikel.

Interessenkonflikt: Die Autoren geben an, dass es keine finanziellen Zuwendun- gen oder Unterstützungen im Zusammen- hang mit dem Beitrag gibt. Auch außerhalb der eingereichten Arbeit bestehen keine re- levanten finanziellen Aktivitäten.

– Der interne Sinuslift ist eine minimal - invasive und etablierte Methode, um den Kieferhöhlenboden zu elevieren und eine primär stabile Implantation mit hohem Langzeiterfolg zu ge- währleisten.

– Eine gründliche präoperative klini- sche und röntgenologische Untersu- chung muss zur Planung durchge- führt werden.

– Im Rahmen der retrospektiven Analy- se für diesen Artikel konnte eine hohe Überlebensrate der inserierten Im- plantate im jeweiligen Beobachtungs- zeitraum festgestellt werden (> 95 %).

– Eine zusätzliche Augmentation von autologem Knochen oder Knochen- ersatzmaterial muss in jedem Pa- tientenfall individuell entschieden werden und muss nicht immer er- folgen.

– Die Implantation mit simultanem in- ternem Sinuslift ohne Anwendung von Knochenersatzmaterial oder an- derem Augmentat kann eine erfolg- reiche Methode zur oralen Rehabili- tation mit stabilen Langzeitergebnis- sen bezüglich Überleben, apikalen Knochenzugewinns und marginalen Knochenverlusts sein.

FAZIT FÜR DEN PRAKTIKER

DR. ALEXANDER ZILL Zahnarzt, Zahnärztliche Praxis,

Pfaffenhoffen zill.alexander@web.de

PROF. DR. DR. RALF SMEETS Stellvertretender Klinikdirektor und Leiter der

Sektion „Regenerative Orofaziale Medizin“, Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie, Uni-

versitätsklinikum Hamburg-Eppendorf r.smeets@uke.de

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Universitätszahnklinik für Prothetik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,

Gemeinschaftspraxis

„Zahnarztpraxis Am Rain Leipzig“

info@zahnarzt-am-rain.de

DR. DR. ANDERS HENNINGSEN, M.A.

wiss. Mitarbeiter der Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie, Sektion „Regenerative

Oro faziale Medizin“, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Oberarzt der

Abteilung für MKG-Chirurgie, Bundeswehrkrankenhaus Hamburg

a.henningsen@uke.de

PROF. DR. DR. MARTIN GOSAU Klinikdirektor der Klinik und Poliklinik für MKG-

Chirurgie, Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf

m.gosau@uke.de

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