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wissen, wie berlin wohnt.

STADT UND LAND

wissen, wie berlin wohnt.

STADT UND LAND

ALTeS HANDwerk

kupferklopfer Niels Dettmer im Portrait

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Welches bekannte Berliner Bauwerk wurde ebenfalls von den Bierpinsel-Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte geplant?

a) Das Brandenburger Tor b) Das ICC-Messegelände c) Das Bikini-Haus Berlin

Die Lösung bitte bis zum 16.01.2015 an STADT UND LAND, Unternehmenskom- munikation, Werbellinstr. 12, 12053 Berlin, E-Mail: journal@stadtundland.de, schicken (Rechtsweg ausgeschlossen).

Teilnahmebedingung: An diesem Gewinnspiel dürfen nur Mieter der STADT UND LAND teilnehmen.

E

ines der markantesten und umstrit- tensten Bauwerke in Steglitz ist der Berliner Bierpinsel. Heute oft als relativ unansehn- lich empfunden, galt der 46 Meter hohe Turm einst als Symbol der futuristischen Architektur der 1970er-Jahre.

Den Volksnamen „Bierpinsel“ erhielt der Turm, da bei seiner Eröffnung am 13. Okto- ber 1976 Freibier ausgeschenkt wurde.

Nach jahrelangem Leerstand rückte das Gebäude im Zentrum der Schlossstraße 2010 wieder in den Fokus, als die Fassade von internationalen Street-Art-Künstlern neu gestaltet wurde. Ein Wasserschaden im selben Jahr stand jedoch einem Neuan- fang im Wege.

Wenn Sie unser Rätsel gelöst haben, winkt Ihnen ein 300-Euro-Renovierungsscheck.

Das Berlin-Rätsel

PreiSfrAge

© Jcornelius

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Herausgeber:

stADt UnD lAnD

wohnbauten-Gesellschaft mbh Geschäftsbesorgerin der woGehe werbellinstraße 12, 12053 berlin telefon: 030-6892 6205 Fax: 030-6892 6469

e-Mail: journal@stadtundland.de Gesamtredaktion und ViSdP:

Frank hadamczik,

leitung Unternehmenskommunikation

Redaktionelle Mitarbeit: J. hansen, M. liske, M. Präkels, i. schwibbe, A. setzepfandt

Fotos: C. Kruppa, s. hobbiesiefken, Flickr, Fotolia, A. Polai Herstellung:

stöbe mehnert. Agentur für Kommunikation Gmbh scharnhorststr. 25, 10115 berlin

Druck: Mundschenk Druck+Medien, J. u. M. radlbeck Gbr Art-Direktion/Grafikdesign: stöbe mehnert. Gmbh Auflage: 39.000 exemplare

Redaktionsschluss: 17.11.2014

Impressum

Inhalt

Ein Datum war in den letzten Wochen in aller Munde: der 9. November 1989, der Tag des Mauerfalls. Die Öffnung der Gren- ze veränderte auch die Geschichte der STADT UND LAND. Die Rückübertragung des enteigneten Besitzes im Osten Berlins und die Verschmelzung mit den Woh- nungsbaugesellschaften Treptow und Hel- lersdorf haben das Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist.

Ein ganz besonders interessantes und per- sönliches Interview zum Mauerfall hat uns Wolfgang Thierse gegeben. Er lässt uns an seinen Erfahrungen teilhaben und ver- weist noch einmal auf die Euphorie, die vor 25 Jahren herrschte. Aber er führt uns auch vor Augen, dass die Öffnung von Grenzen unweigerlich zu Flüchtlingen führt. Was damals Freudentränen auslöste, stellt heute eine große Herausforderung für die Stadt dar.

Halten wir die Herzen offen für diejenigen, die nun unsere Hilfe benötigen. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen – auch im Na- men aller Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter der STADT UND LAND – ein besinn- liches Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2015.

Anne Keilholz und Ingo Malter Geschäftsführung

25 Jahre Mauerfall

Exklusiv-Interview mit Bundestagspräsident a. D. Wolfgang Thierse über die Zeit vor und nach der Wende.

Aus Liebe zu alten Dingen

Kupferklopfer Niels Dettmer fertigt in der John-Locke-Siedlung unge- wöhnlichen Schmuck.

Zuwachs am Bruno-Bürgel-Weg

Mit einem feierlichen Spatenstich wurde der Bau von 124 neuen Woh- nungen eingeleitet.

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50 Jahre John-Locke-Siedlung

Viele Erstmieter halten der Siedlung seit 1964 die Treue. Zwei Ehepaare erinnern an den Einzug.

Viel Stimmung zur Mieterjubiläumsfeier

Ganze 27.400 Jahre Wohntreue waren im Estrel-Hotel versammelt und feierten zu ABBA-Hits.

Die Schildbeißer kommen!

Eine beeindruckende Ausstellung über die Wikingerzeit ist derzeit im Martin-Gropius-Bau zu sehen.

Zeitversetzt in Hellersdorf

Fototermin der BILD-Zeitung mit Simone und Sophia Thomalla in der Museumswohnung.

Weihnachtsschmuck aus dem Bergwerk

Jeder kennt sie, jeder liebt sie: Schwibbögen aus dem Erzgebirge.

Matchpoint für Komoß Mit einem ungewöhnlichen Konzept punk- tet der Bürgermeister von Marzahn-Hellersdorf im Kampf gegen Jugend- arbeitslosigkeit.

Vorsicht an der Wohnungstür

Insbesondere Senioren geraten immer wieder ins Visier von Betrügern oder windigen Vertretern.

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editorial

Grenzerfahrungen

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Aus Liebe zu alten Dingen

Hausbesuch bei kupferklopfer Niels Dettmer

A

ltes Handwerk für die Nachwelt zu bewahren ist eine ehrwürdige Aufgabe, die neben geschickten Fingern auch viel Idealismus erfordert. Menschen, die sich damit beschäftigen, leben und ar- beiten oft auf romantischen Bauernhö- fen oder in Kreuzberger Fabriketagen. In der John-Locke-Siedlung, wo derzeit umfassende Modernisierungsarbeiten ausgeführt werden, würde man einen solchen Enthusiasten wohl eher nicht erwarten, schon gar nicht hinter der frisch sanierten Fassade des Hochhauses in der John-Locke-Str. 21. Genau dort wohnt und arbeitet er aber: der Kup- ferklopfer Niels Dettmer.

„Hat gerade noch rechtzeitig aufgehört zu regnen“, sagt Dettmer und deutet stolz auf das grandiose herbstliche Stadtpanorama hinter der Balkonbrüs- tung. „An guten Tagen schaut man hier weit über die Stadtgrenzen hinaus bis zu den Rüdersdorfer Kalksteinbrüchen.“

Mit einem zufriedenen Lächeln begibt er sich in die Küche, um eine Drückkan- ne mit frisch gebrühtem Kaffee herbei- zuholen. Die Kanne gehört – wie der Computer auf dem kleinen Schreibtisch und die Musikanlage – zu den wenigen Dingen im Raum, die einen daran erin- nern, dass man sich weiterhin im 21.

Jahrhundert befindet. Die meisten an- deren Gegenstände verweisen in lang

vergangene oder auch mythische Zeiten. An manchen Regalen hängen Wikingermesser oder mittelalterlich wirkende Ledertaschen, auf anderen stehen Specksteinschnitzereien und verschiedene historische Trinkgefäße.

Über der Couch hängt ein riesiges Trink- horn mit dem Motiv von Odins Maske darauf.

„Am meisten beschäftige ich mich mit dem Mittelalter und den Wikingern, aber eigentlich mag ich alle alten Sa- chen“, erzählt Dettmer und deutet zum Beleg auf einen gusseisernen Nähtisch und die Bohrmaschine mit Handkurbel, die an seinem winzigen Werktisch klemmt. Die Leidenschaft für alles Alte hatte er bereits als Kind. Aufgewachsen im schönen, aber verschlafenen Lüne- burg mit seinem bestens erhaltenen

hanseatischen Altstadtkern, begann er schon früh, Steine, Scherben und ro- stige Hufeisen zu sammeln. Die Fähig- keit zu feinmotorischem Handwerk entwickelte er bei Modellbauarbeiten.

1968 kam der zehnjährige Dettmer dann zu seinem Vater nach Berlin und erlebte die Stadt als Kulturschock. „Zum einen war alles hier viel schneller als zu Hause, zum anderen hatte ich vorher nie eine U-Bahn oder auch nur einen doppelstöckigen Bus gesehen.“ Viel- leicht begann für ihn damals schon die Vergangenheit zum eigenen Sehn- suchtsland zu werden, spätestens je- doch als er 1982 seiner ersten Ehefrau nach Süddeutschland folgte. Hier arbei- tete der gelernte Koch als Eisenflechter auf dem Bau und genoss ansonsten in vollen Zügen das neue romantische Ambiente. „Überall standen alte Burgen und Schlösser herum und es gab kom- plett mittelalterliche Stadtbilder wie in Rothenburg ob der Tauber – das beein- druckte mich schon sehr.“

Die Ehe scheiterte und 1990 zog Dett- mer zurück nach Berlin. Ein Jahr später musste er wegen einer verschleppten Lungenentzündung den Bauarbeiterbe- ruf aufgeben und arbeitet seither im Si- cherheitsdienst. Wenn er davon erzählt, ist zu spüren, dass ihm diese Phase der persönlichen Schicksalsschläge noch

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immer zu schaffen macht. Dennoch fällt in diese Zeit auch die Geburt von „Niels der Kupferklopfer“. Dettmer begann nun damit, Mittelaltermärkte zu besuchen, wo ihn vor allem die Arbeit der Schmiede faszinierte, und suchte Anschluss zu anderen Mittelal- ter-Fans. Unter anderem zog es ihn ins Kreuzberger „Arcanoa“, eine Szenekneipe mit allerlei schmiedeeisernem Kunsthand- werk an den Wänden, einem plätschernden Bach in der Mitte des Tresens und Live-Musik mit historischen Instrumenten. „Ich lernte bald die richtigen Leute kennen, fasste Mut und fing an, mit einem eigenen Stand auf die Märkte zu gehen. Anfangs war das nur ein Ikea-Tisch mit einem Tuch drüber und einem Mini-Amboss oben drauf ...“ Dettmer lacht.

Heute hat er einen richtigen Stand mit da- zugehörigem Zelt und er wird als „Darstel- lender Handwerker“ auch für Weihnachts- und Kunsthandwerkermärkte überregional gebucht. Sein Markenzeichen ist – ganz unmittelalterlich – ein schwarzer Dreispitz, wie ihn die spanischen Offiziere während des Reunionskrieges im 17. Jahrhundert er- fanden, um sich vor dem niederländischen Regenwetter zu schützen. Dettmer: „So ge- nau darf man das nicht nehmen. Auch handwerklich wird auf den Märkten zwar nach historischem Vorbild gearbeitet, aber am Ende zählt doch die Fantasie.“ So wie bei den meisten Dingen, die Dettmer zu Hause in der John-Locke-Straße herstellt. „Laute Arbeiten kann ich hier natürlich nicht aus- führen, gehämmert wird nur auf den Märk- ten. Aber die Ledertaschen und der Schmuck werden hier hergestellt.“ Die Taschen sind also auch von ihm? „Ja, klar. Alles handge- näht und aus pflanzlich gegerbtem Leder.

Ich lege viel Wert auf gutes Material.“ Bei Gürtelschnallen, Kerzenständern und De- ko-Artikeln ist das natürlich meist Kupfer, bei Schmuck kommt aber auch anderes zum Einsatz: Silber, Steine, Leder, Mammu-

telfenbein, Bernstein und vieles andere.

„Das Neueste sind echte Pferdehufnägel.

Eine ganze Kiste davon hab ich über Ebay erstanden und verarbeite sie jetzt zu Ohr- ringen und Anhängern“, schwärmt Dett- mer und führt als Nächstes selbstrestau- rierte oder aus Baustahl nachgebildete historische Messer vor. Die Begeisterung des Kupferklopfers für sein Handwerk ist groß, aber nicht alles, was er präsentiert, ist selbst- gefertigt. Aus dem Nebenraum holt er eine

Einkaufstasche von Kaufland herbei, prall gefüllt mit Kupferkesseln, -kännchen und -pfannen. „Diese Sachen stelle ich nicht her, die sind nur Dekoration für den Stand.“

Auch in der Wohnung ist manchmal schwer zwischen Selbstgemachtem und Erwor- benem zu unterscheiden. Ein modern er- scheinendes Trinkgefäß erweist sich als echte Antiquität, die mittelalterlichen Pfeil- spitzen aber wurden von Dettmer ge- schmiedet. Nicht selbstgefertigt, aber trotz- dem keine Deko sind die Strohzielscheibe an der Wand und die dazugehörige Mini-

Armbrust. Auch der englische Langbogen gegenüber wird zuweilen benutzt. Damals in Süddeutschland war Dettmer sogar Mit- glied im Sportschützenverein. Heute je- doch steht das Handwerk im Vordergrund, das Löten und Dengeln und Tüfteln. Und zumindest seine Freundin Karla hat sich davon anstecken lassen. Seit einiger Zeit begleitet sie ihn gern auf die Märkte – in passender Kostümierung, versteht sich. Der 18-jährige Sohn Sven dagegen frönt neben- an einer moderneren Leidenschaft: Com- puterspiele. „Wie alle Jungs in seinem Al- ter“, sagt Dettmer und lacht. Dann tritt er an den eigenen PC, um eine neue Audioda- tei anzuklicken. Zum Abschied erklingt Mittelaltermusik mit Dudelsack und Laute.

Im Heim des Kupferklopfers, 14 Stockwerke hoch über der Stadt, liegen Vergangenheit und Gegenwart eben sehr nah beieinander.

Für die Leser des STADT UND LAND Journals verlost Niels der Kupferklopfer ein Paar selbstgefertigte Ohrringe, frei auszuwählen auf seiner Website:

www.kupferklopfer.de

Welcher Wikinger erreichte als erster Euro- päer bereits um das Jahr 1000 Amerika?

a) Leif Eriksson b) Wickie von Flake c) Hägar der Schreckliche

Die Antwort bitte bis zum16.01.2015 an die STADT UND LAND, Unternehmenskom- munikation,Werbellinstraße 12, 12053 Berlin, E-Mail:

journal@stadtundland.de schicken (Rechtsweg ausgeschlossen).

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25 Jahre Mauerfall

ein gespräch mit Bundestagspräsident a. D. wolfgang Thierse

H

err Thierse, Sie haben nicht nur den Mauerfall, sondern auch den Mauerbau erlebt. Wie war das damals?

Im August 1961 war ich ein 17-jähriger Oberschüler, also, wie man im Westen ge- sagt hätte, Gymnasiast im letzten Schul- jahr. Der Mauerbau war ein wirklicher Einschnitt in das eigene Leben. Das Grund- gefühl, das sich einstellte, war: Jetzt sind wir endgültig eingesperrt. Jetzt kommt man nicht mehr aus diesem Land heraus.

Sie können sich vorstellen, wie finster die Stimmung eines jungen Mannes war, wenn er sich das vor Augen führte. Damals wohnte ich nicht in Berlin, sondern in ei- ner Kleinstadt nahe der bayrischen Gren- ze. 28 Jahre später lebte ich in Ostberlin und wieder war die Grenze nicht weit weg, nur war es die Grenze zum eingesperrten Westberlin. Der 9. November war bei mir ganz undramatisch. Wir waren zu Hause, haben die Nachrichten im Westfernsehen gesehen und zunächst nicht geglaubt, was der Schabowski da sagt, weil wir ja generell nicht geglaubt haben, was die SED-Herr- schaften sagten. Erst als wir dann zu später Stunde noch mal den Fernsehapparat ein- schalteten und Bilder von der Bornholmer Straße sahen, dachten wir: Donnerwetter, es stimmt ja wirklich! Aber da sind wir auch noch nicht losgerannt, weil wir das Erlebnis mit unseren Kindern teilen wollten.

Haben Sie sich mit dem Gedanken be- fasst: Was wäre, wenn ich auf der ande- ren Seite gelebt hätte?

Der größte Teil meiner Familie ist durch die Vertreibung im Westen Deutschlands ge- landet, der kleinste Teil im Osten. Natür- lich hat man sich das immer vorgestellt, sich auch Gedanken gemacht, wie man abhauen könnte. Aber den Beweis kann man ja nicht antreten, für diese Spekulati- on. Denkbar ist, dass ich im Westen einen anderen Beruf erworben hätte. Mein Vater war Rechtsanwalt. Ich fand das immer ei- nen vorzüglichen Beruf. Vielleicht wäre ich im Westen auch Rechtsanwalt gewor- den, und ich hoffe, ein ganz guter Anwalt!

Bedeutet die DDR-Lebenserfahrung heute vielleicht sogar einen Vorsprung, betrachtet aus dem sicheren Abstand von 25 Jahren und mit dem Wissen um das Gelingen des friedlichen Umsturzes?

Ich würde es anders sagen: Die Westdeut- schen müssen unterscheiden zwischen dem System, das falsch war und überwun- den wurde, und den Menschen, die darin gelebt haben, mit ihren Biografien. Die sind doch nicht alle gescheitert. Trotzig sage ich immer, es gab ein richtiges Leben im falschen System. Die Erfahrungen, die da gemacht worden sind, vor allem die von alltäglichen Solidaritäten, an die erinnere

ich mich gerne zurück. Und an die sollten sich alle Ostdeutschen erinnern dürfen, ohne dass sie die DDR, das System, verklä- ren. Das ist das eine und das zweite ist, dass wir doch wenigstens ein bisschen stolz sein dürfen, darauf, dass wir da eine fried- liche Revolution zustande gebracht haben, die erfolgreich war. Wann hat´s das schon in der deutschen Geschichte gegeben, dass Freiheit und Einheit ohne Blutvergießen zusammenkommen? Das sollten wir uns auch nicht wegnehmen lassen, auch wenn Helmut Kohl meint, solche Gedanken seien dem Volkshochschulhirn von Thierse entsprungen.

eine „Lichtgrenze“ aus 8.000 leuchtenden Ballons erinnerte am Jubiläumstag an den einstigen Mauerverlauf und hatte viele begeisterte Besucher.

foto: flickr / rolf krahl

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Wie würden Sie einem heute 17-jäh- rigen, der weder Mauerbau noch -fall er- lebt hat, erklären, was der 9. November 1989 für die Menschen bedeutet hat?

Wenn man faktisch eingesperrt war und die Grundrechte, die für junge Leute in Deutschland jetzt so selbstverständlich sind, einfach nicht galten – es gab keine Rei- sefreiheit, keine Meinungsfreiheit, keine freien Wahlen, man wurde beobachtet und kontrolliert – und sich plötzlich die Chance eröffnet, dass das alles vorbei ist und dass man plötzlich wieder Teil des gemeinsamen Deutschland werden könnte, das war der Glücksmoment. Deswegen war der wich- tigste Ausruf dieser Tage „Wahnsinn!“, um das vollkommen Überraschende dieses ge- schichtlichen Moments auszudrücken, auch das Wunder, das darin lag.

Der Zauber dieser ersten Zeit verflog schnell. Glauben Sie, dass die Menschen neugierig genug aufeinander waren?

Solche euphorischen Momente können nicht auf Dauer bleiben, das hält ja keiner durch. Der Alltag ist immer nüchterner und nicht so poetisch. Natürlich waren nicht alle Deutschen neugierig aufeinan- der. Die meisten hatten doch gar nicht mehr gehofft, dass sie zu Lebzeiten die deutsche Einheit noch mal erleben. Inso- fern war nur ein Teil der Westdeutschen wirklich neugierig auf das, was im Osten passiert war. Das bedaure ich sehr. Die Ost- deutschen haben immer viel mehr mit dem Blick nach Westen gelebt. Und weil auch die Westdeutschen mit dem Blick nach Westen, nach Frankreich und Ameri- ka, lebten, konnte man sich nicht sehen.

Aber zum Glück gab es nicht nur familiäre,

sondern auch andere innerdeutsche Bezie- hungen, ganz wesentlich von den Kirchen getragen.

Damals kamen auch viele Menschen aus anderen Ländern des zusammengebro- chenen „Ostblocks“ auf der Flucht vor Elend und Gewalt zu uns ...

Wir haben uns ja in den letzten Wochen an die Flüchtlinge aus der DDR erinnert, die Bilder aus der Prager Botschaft, von der ungarisch-österreichischen Grenze und so weiter. Da könnten wir doch noch mal neu lernen, dass die Öffnung der Mauer, der Zusammenbruch des kommunistischen Systems, Teil eines viel umfassenderen Pro- zesses geworden sind, den wir Globalisie- rung nennen, also einer Überwindung von Grenzen. Und eine Erscheinungsform der Grenzenlosigkeit der Welt sind die Flücht- linge. Wir müssen lernen, dass wir mit die- sen Flüchtlingen anders umgehen müssen.

Wir brauchen Regeln und wir brauchen eine Bereitschaft, Flüchtlinge aufzuneh- men, zu integrieren und sie zu einem selbstverständlichen und produktiven Teil dieser Gesellschaft zu machen. Das ist eine wirkliche Herausforderung.

Eigene und familiär überlieferte Flucht- erfahrungen sind auch bei Willkom- mensinitiativen in Berlin und Branden- burg oft ein Leitmotiv. Menschen helfen, weil sie die Situation begreifen ...

Insofern können wir doch etwas Positives feststellen: Im Vergleich zur ersten Hälfte der Neunzigerjahre, als es durch den Bür- gerkrieg in Ex-Jugoslawien schon mal eine große Flüchtlingswelle gab, ist die Stim- mung heute erheblich positiver. Es gibt

viele schöne Beispiele, wo die Leute nicht auf den Staat warten, sondern selbst etwas tun, um Flüchtlingen zu helfen. Natürlich hat der Staat durch Regeln, durch vernünf- tige Finanzierung, durch faire Aufgaben- verteilung dafür zu sorgen, dass wir diese Herausforderung auch bestehen. Aber es ist eben nicht nur eine Aufgabe des Staates und der Politik, also immer derer da oben, sondern der Zivilgesellschaft. Da hat sich etwas getan, das sollten wir auch weiterhin befördern.

Glauben Sie, dass genug getan wird für die Erinnerung an die Existenz zweier deutscher Staaten, sodass die Gründe für den Mauerbau und deren Fall in weite- ren 25 Jahren noch präsent sind?

Wir erinnern uns auch 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Nazi- Verbrechensherrschaft noch an diese Zeit, weil die Deutschen richtigerweise große Anstrengungen unternommen haben und die Kultur des Erinnerns bei uns einen ho- hen Rang hat. Ich wünsche mir etwas Ver- gleichbares für die Erinnerung an die DDR, an die friedliche Revolution und an die Wiedervereinigung, denn eine Gemein- schaft kann doch auch Kraft beziehen durch die Erinnerung an etwas Positives, an geglückte Geschichte. Der November 1989 war ja nicht nur eine deutsche Ange- legenheit, sondern eine europäische, eine Sternstunde in der Demokratiegeschichte dieses Landes und unseres Kontinents. Ge- rade junge Leute sollten ein Gefühl dafür bekommen, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind. Und das kann man lernen durch die Erinnerung daran, dass sie mühsam erkämpft wurden.

gedenkstätte der Berliner Mauer foto: flickr / françois–Philipp

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Ein weiteres Neubauprojekt auf den Weg gebracht

Wohnungsbestand erneut

durch Ankauf erweitert

D

ie idyllische Lage direkt an der Spree zeichnet dieses Neubauprojekt der STADT UND LAND aus. Am Bruno-Bürgel-Weg 39 entstehen in den kommenden Jahren 124 Wohnungen in neun fünfgeschossigen Gebäuden, einige davon direkt am Wasser gelegen. Geplant ist ein familienfreund- liches Quartier mit vielen 3- bis 4-Zim- mer-Wohnungen, das über eine interes- sante Infrastruktur verfügt. Es gibt im Umkreis alle Schulformen und eine Kita.

Die Waldorfschule Berlin-Südost grenzt direkt an das Grundstück. Auf der anderen Seite befindet sich eine große Sportanlage mit Tennisklub.

Die durchschnittliche Wohnungsgröße liegt bei 75 Quadratmetern, es wird aber auch kleine 1-Zimmer-Wohnungen und 5-Zimmer-Wohnungen mit 120 m2 geben.

Die Miete wird sich an der Lage und der Aus- stattung der Wohnungen orientieren und voraussichtlich 6,50 Euro bis 10,50 Euro/m2 betragen. Diese Staffelung soll für eine gute Durchmischung der Bewohner im neuen Quartier sorgen. Aufgrund der schönen Lage in einem sehr nachgefragten Kiez ist dieses Neubauprojekt auch für die STADT UND LAND etwas Besonderes. Am 10. November wurde symbolisch der erste Spaten gestochen.

G

emeinsam mit zwei anderen landesei- genen Wohnungsunternehmen, der GE- SOBAU und der WBM, hat die STADT UND LAND ein Paket mit 1.807 Wohnungen erworben, die nun ebenfalls unter die Re- gelungen des Berliner Mietenbündnisses fallen. Bisher waren sie Teil des paneuropä- ischen Immobilienfonds EPISO. Die Wohnanlagen in Tegel, Wedding und Neu- kölln wurden untereinander aufgeteilt:

467 Wohnungen in Neukölln werden künftig der STADT UND LAND gehören.

Es handelt sich überwiegend um 1- und 2-Zimmer-Wohnungen in einer schönen teilsanierten Wohnanlage, die direkt an das Tempelhofer Feld grenzt. „Durch die- sen Ankauf erhöhen wir unseren Bestand im aufstrebenden Bezirk Neukölln auf ins- gesamt knapp 8.000 Wohnungen“, so An-

ne Keilholz, Geschäftsführerin der STADT UND LAND. „Wir setzen unsere Wachs- tumsstrategie fort, um bis zum Jahr 2018 mit einer Bestandserweiterung um rund 4.500 zusätzliche Wohnungen einen Ge- samtbestand von 43.800 Mietwohnungen zu erreichen“, so Keilholz weiter. In der nächsten Ausgabe werden wir das neu er- worbene Quartier vorstellen.

Spatenstich am Bruno-Bürgel-weg

Attraktives ensemble in Neukölln erworben

erster Spatenstich der STADT UND LAND am Bruno-Bürgel-weg 39 (v. l. n. r.: ingo Malter, Bezirksbür- germeister Oliver igel, Anne keilholz, Staatssekretär Prof Dr.-ing. engelbert Lütke Daldrup, Aufsichts- ratsvorsitzender der STADT UND LAND Dr. christoph Landerer sowie kinder der kita Spreeknirpse)

© ArcHiTekTUrBÜrO S & P SAHLMANN

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Erstes Richtfest

seit 1996 gefeiert

Grundstück für Neubau erworben

I

m Hellersdorfer Stadtteil Alt-Biesdorf hat die STADT UND LAND ein rund 36.000 m2 großes Grundstück erworben, auf dem in den nächsten Jahren ca. 280 Wohnungen entstehen werden. Es handelt sich dabei um den alten Biesdorfer Gutshof, der di- rekt an der B1/5 liegt. Die STADT UND LAND plant hier ein generationenüber- greifendes Wohnprojekt mit einem En-

semble aus Einzelgebäuden rund um den alten Biesdorfer Gutsplatz, an dem sich auch ein noch gut erhaltener Kuhstall in märkischer Backsteingotik befindet. Er soll künftig eine Pflegestation und ein kleines Gewerbezentrum beherbergen. Die unmit- telbar angrenzenden Gebäude werden altersgerecht geplant und sich in das histo- rische Bild einfügen. Moderne Dreige-

schosser mit familienfreundlichen Woh- nungen sind an der Weißenhöher Straße geplant. Durch unterschiedliche Ausstat- tungsmerkmale und Grundrisse sollen Wohnungen für alle Alters- und Einkom- mensschichten entstehen, sodass eine gu- te Mischung der Bewohner im Quartier er- reicht wird. Voraussichtlich 2015 starten die Bauarbeiten auf dem Gelände.

I

m Mai fand in Anwesenheit des dama- ligen Bausenators Michael Müller der Spa- tenstich für das erste Neubauprojekt der STADT UND LAND statt, am 14. November 2014 wurde nun das Richtfest gefeiert. Es ist der erste Neubau seit 18 Jahren, der fei- erlich von den Zimmerleuten geweiht wur- de. Am Sterndamm/Ecke Winckelmann- straße wuchsen in den vergangenen Monaten zwei Gebäude mit insgesamt 31 Wohnungen und einer Demenz-WG in die Höhe. Obwohl die Zimmerleute den letzten Nagel bereits einige Tage vorher eingeschlagen hatten, um das Gebäude winterfest zu machen, wurde zünftig mit

Richtkrone und Richtspruch gefeiert. Da- mit wurde allen am Bau Mitwirkenden für die geleistete Arbeit gedankt und dem Haus und seinen künftigen Bewohnern Sicherheit und Schutz gewünscht. Nun beginnt der Innenausbau: Leitungen wer- den gelegt, die Heizung eingebaut und alle Trockenbauarbeiten durchgeführt. Wenn die Bauarbeiten weiterhin nach Plan ver- laufen, können die Wohnungen zum Früh- jahr 2015 bezugsfertig sein. Vorher müssen noch die Zuwege gebaut und die Außenan- lagen angelegt werden. Insgesamt in- vestiert die STADT UND LAND in diesen Neubau rund 7 Millionen Euro.

Das alte gut Biesdorf wird zu neuem Leben erweckt

Neubau am Sterndamm 89–91/winckelmannstr. 10 geweiht

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„Was ist draußen?“

„Oh du fröhliche ...“

B

ereits seit Oktober trägt das ambitio- nierte Kunstprojekt „Was ist draußen?

Kunst im Untergrund“ zur ästhetischen Belebung an der U5-Strecke zwischen Hönow und Tierpark bei. Thematisiert werden bei dieser Aktion gesamtstädtische Zusammenhänge und Fragen der sozialen Stadtentwicklung. Bevölkerungswachs- tum und die Entwicklung des Immobilien-

marktes, so die Organisatoren, hätten dazu geführt, dass es immer mehr Menschen nach Hellersdorf und somit nach „drau- ßen“ zieht. Zehn künstlerische Arbeiten ungewöhnlicher Künstler reflektieren die- sen Trend nun ein Jahr lang entlang der U5. Die Palette reicht dabei von Planier- walzendrucken über die Einrichtung eines U-Bahn-Radios bis hin zum Workout-Par-

cours über Hindernisse im öffentlichen Raum. Ausgewählt wurden die Projekte mittels einer Ausschreibung der neuen Ge- sellschaft für bildende Kunst (nGbK). Pro- duktions- und Begegnungsort ist die „stati- on urbaner kulturen“ am Cecilienplatz 5, Station Kaulsdorf-Nord.

Hier werden noch bis zum 14. Februar 2015 Zwischenergebnisse aus vier Projekten zu sehen sein: „New Hell City“ von Roland Boden, „Travelling E“ von Andreas Maria Fohr, „Teletreff U5“ von Ulrike Gärtner und Carsten Ludwig sowie „Hellersdorfer Tapete“, eine Wandzeitung, die von der AG Hellersdorfer Illustrierte gemeinsam mit Anwohnern erstellt wird.

www.kunst-im-untergrund.de

W

as in einem kleinen Kreis von 12 Leu- ten begann, nimmt weiter Formen an. Zu- sammengeführt von ihrer Leidenschaft zur Musik folgten immer mehr Gesangbe- geisterte einem Aufruf von Barbara Parr in der Hellersdorfer Zeitung. Inzwischen ist der „Kammerchor Biesdorf“ zu einer Größe

von 22 Frauen und Männern herange- wachsen. Enthusiastisch und ambitioniert wird das Liederrepertoire stetig breiter ge- fächert und unter der Leitung von Martin Kondziella werden Stücke aus mehreren Jahrhunderten bis in die Moderne von dreistimmig bis sogar sechsstimmig ausge-

arbeitet. Die ehemaligen Musiklehrer Bar- bara und Otto Parr betrieben früher eine Musikschule und ein Musikhaus in Hel- lersdorf und widmen sich nun mit großer Hingabe dem neuen Projekt.

Die meisten Sängerinnen und Sänger ver- bindet eine lange Chor-Erfahrung. Mit Freuden kommen die Mitglieder nicht nur aus der unmittelbaren Umgebung, son- dern nehmen zum Teil auch viele Kilome- ter auf sich, um jeden Mittwoch um 19.30 Uhr im Saal des Pflegewohnzentrums in der Lily-Braun-Straße 54 zusammen- zufinden. Derzeit wird ein Weihnachts- programm einstudiert, mit dem der Kammerchor Biesdorf bei einem Advents- konzert erstmalig in Erscheinung treten wird. Dieses findet am Mittwoch, dem 17.12.2014 um 19 Uhr, in der Kranken- hauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg 15 in 12683 Berlin statt.

Interessierte Zuhörer oder ambitionierte Sänger sind herzlich willkommen.

Die U-Bahnlinie 5 ist nun auch eine kunststrecke

ein neuer kammerchor bereichert das Musikleben in Hellersdorf

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Matchpoint für Stefan Komoß

D

rei Jahre ist es her, dass der Bürger- meister von Marzahn-Hellersdorf, Stefan Komoß, zwar viel Aufmerksamkeit, aber auch einige Skepsis auf sich zog, als er ver- kündete, er wolle die Jugendarbeitslosig- keit in seinem Bezirk bis zum Jahr 2016 na- hezu auf null bringen. Heute gibt es keine Skeptiker mehr, denn tatsächlich ist die Jugendarbeitslosigkeit seither um rund 40 Prozent zurückgegangen. Waren im De- zember 2011 noch 2.656 Jugendliche in Marzahn-Hellersdorf arbeitslos gemeldet, sind es nun nur noch 1.598 Jugendliche.

Der Grund für diesen erstaunlichen Auf- schwung auf dem bezirklichen Arbeits- markt ist das von Komoß ins Leben geru- fene Aktionsprogramm, und dessen Kern wiederum ist die enge Zusammenarbeit von Bezirk, Jobcenter, Arbeitsagentur, Schulen und Unternehmen. Gemeinsam entwickelten sie Anfang 2012 den „Master- plan für Arbeit und Ausbildung“, dessen entscheidende Neuerung sich „Match- point“ nennt.

Der „Matchpoint“ ist ein im Rathaus be- heimatetes gemeinsames Büro für jeweils

einen Mitarbeiter von Bezirksamt, Job- Center und Arbeitsagentur. Hier werden Angebote von rund 130 Unternehmen für Betriebspraktika gesammelt und Prakti- kumsplätze an Schüler der neunten und zehnten Klasse vermittelt. So können deutlich mehr berufsorientierte Praktika und Qualifizierungsmaßnahmen vom Jobcenter angeboten werden.

Eine weitere Neuerung ist das „Berufs- wahlcoaching“. Hierbei geht es vor allem darum, die Jugendlichen bei der klaren Formulierung eines Berufswunsches zu unterstützen, und zwar bereits vor Been- digung ihrer Schulzeit.

Zu diesem Zweck wurden spezielle An- sprechpartner in die zehn Integrierten Se- kundarschulen im Bezirk entsandt, um Schüler der achten Jahrgangsstufen ent- sprechend ihrer Interessen, Fähigkeiten und Perspektiven individuell zu beraten.

Lernschwache Jugendliche können zudem – und auch das ist neu – im 10. Schuljahr für zwei Tage pro Woche in einem Unterneh- men hospitieren, um sich dort intensiv auf eine Ausbildung vorzubereiten.

Als Bürgermeister Stefan Komoß kürzlich bei einem Pressetermin an der Caspar-Da- vid-Friedrich Schule noch einmal auf seine Ankündigung, er wolle die Jugendarbeits- losigkeit bis 2016 auf null bringen, ange- sprochen wurde, erklärte er: „Man muss manchmal die Dinge auch etwas offensi- ver formulieren, um sie erreichen und um- setzen zu können.“ Und weiter: „Auf null sind wir noch nicht, aber auf einem guten Weg in diese Richtung allemal.“ Auch dem Berliner Senat ist das nicht entgangen. Um vom Marzahn-Hellersdorfer Vorbild in Zu- kunft auch andere Bezirke profitieren zu lassen, wurde Komoß unlängst in die Steu- erungsrunde für die Jugendberufsagentur im Land Berlin berufen.

MatchPoint

Rathaus Marzahn-Hellersdorf, Raum 210 Alice-Salomon-Platz 3

Tel.: 90293 20 -92 / -93 / -94

Marzahn-Hellersdorf vorbildlich im kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit

Jeremy Heinrich-emden, Auszubildender bei der wahl gmbH

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A

m 28. März 2014 herrschten in Berlin schon frühlingshafte Temperaturen, aber am Richardplatz 25 in Neukölln stapfte der Weihnachtsmann durch den Schnee. Im Hof und in der Remise des Gebäudes wurde für die romantische Weihnachtskomödie

„Alles ist Liebe“ gedreht, die nun im De- zember in den Kinos angelaufen ist.

Für die Anwohner war das Gebäude nicht wiederzuerkennen: Kunstschnee überzuckerte den Hof, Lichterketten illu- minierten die Bäume und Weihnachtsde- ko sorgte für gemütliche Atmosphäre.

Dazu dick eingepackte Schauspieler, darun- ter Nora Tschirner, Heike Makatsch und El- mar Wepper, und ein großes Filmteam.

Hauptthema der Komödie sind natürlich die Irrungen und Wirrungen der Liebe, die besonders in der Vorweihnachtszeit die Herzen berühren.

Alles ist Liebe –

Schauplatz Neukölln

(13)

Aus guter Tradition

Ü

ber Berlin sagte der Publizist Karl Scheffler einmal, die Stadt sei dazu ver- dammt, „immerfort zu werden und nie- mals zu sein“. Beim Blick auf die Vielzahl kurzlebiger Kulturorte, Szenebars und Trendrestaurants kann man dem nur zu- stimmen. Aber es gibt auch Oasen im ewi- gen Wandel, Orte, die irgendwie schon immer da waren, gut sind, gut bleiben und bei denen der Zeitgeist vor der Tür bleiben muss. Ein solcher Ort ist der „Leuchtturm“

in der Schöneberger Crellestraße, eine echte Kiezkneipe mit großer Tradition.

1964 eröffnet, trat der Leuchtturm ein viel älteres gastronomisches Erbe an, denn nachweislich gab es schon seit 1896 eine

Kneipe an dieser Stelle. In den wilden Sech- zigern eroberten die revoltierenden Stu- denten das Lokal und ab 1971 lockte der neue Besitzer, Schauspieler Frieder Ro- metsch, allerlei Prominenz an den Tresen.

Heiner Müller verkehrte hier ebenso wie Wim Wenders, Die 3 Tornados oder der Satiriker Michael Bootz. 1994 wechselte abermals der Besitzer. Seither ist es die Auf- gabe von André Polai, die Tradition zu wahren. Und das tut er.

Der alte Keramik-Leuchtturm in der Ecke hat seine Patina ebenso behalten dürfen wie die goldgerahmten Ölschinken an den Wänden und der Rest des Interieurs. Die Bouletten werden heute zwar aus Neu- land-Fleisch gemacht, sind aber immer noch eine Wucht. Es gibt eine Reihe erst- klassiger Malt-Whiskys, die – wie es sich gehört – ohne Messbecher ausgeschenkt

werden, und einen Kickertisch, der auch schon 40 Jahre auf dem Buckel hat. Auch Live-Musik kann man hier zuweilen erle- ben, aber hauptsächlich wird im Leucht- turm geredet und getrunken. Die Gesichter der Gäste spiegeln dabei alle Phasen der langen Kneipengeschichte. In der Ecke brütet ein in Ehren ergrauter Altachtund- sechziger bei einer Weißweinschorle über der Taz, am Tresen prosten sich vorwie- gend schwarzgekleidete Szene-Veteranen der Achtzigerjahre zu und draußen genie- ßen junge Schöneberger von heute mit farbenfrohen Cocktails die letzte Herbst- sonne. So ist es im Leuchtturm. So war es und wird es – hoffentlich – immer sein.

Leuchtturm

Crellestraße 41, 10827 Berlin www.leuchtturm-kneipe.de

Die Schöneberger kneipe „Der Leuchtturm“

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50 Jahre John-Locke-Siedlung

A

m 30. Juli 1964 zog das frisch gebackene Ehepaar Wehling direkt nach der Schlüs- selübergabe mit Sack und Pack in eine klei- ne Wohnung in den Block A in der Steinstraße. Da sich alle anderen Neumie- ter an den offiziellen Bezugstermin 1. Au- gust 1964 hielten, können die beiden mit Fug und Recht behaupten, die ersten Be- wohner der John-Locke-Siedlung gewesen zu sein. Das Anmietprozedere gestaltete sich damals für das junge Paar nicht so ein- fach. Viele Dokumente mussten vorgelegt werden, von der Ungezieferfreiheitsbe- scheinigung bis zur Heiratsurkunde. Doch ihrer ersten Wohnung blieb die Familie lange treu. Erst im Jahr 2000, bereits nach dem Auszug der Tochter, bezogen die Weh- lings eine größere Drei-Zimmer-Wohnung ebenfalls in der Steinstraße. Sie haben die Entwicklung der Siedlung von Anfang an miterlebt, viele Freundschaften geschlos- sen und nachbarschaftliches Leben orga- nisiert. Viele junge Familien zogen damals nach Lichtenrade, denn die neuen Gebäu- de boten einen guten Wohnkomfort. Heu- te sind die Kinder aus dem Haus, aber das gute nachbarschaftliche Verhältnis ist über die vielen Jahre geblieben. Das schätzen die Wehlings besonders und fühlen sich in ihrer Siedlung noch immer Zuhause.

Licht, Luft, Sonne

Die John-Locke-Siedlung umfasst heute über 1.800 Wohnungen, davon entstanden 1.600 Mitte der 60er-Jahre. Damals waren Wohnungen knapp und für den Bezug der Neubauten war ein WBS erforderlich. Den erhielten vor allem Mitarbeiter des öffent- lichen Dienstes. Sie sollten in der Stadt gehalten werden, deren Zukunft nach dem Mauerbau vielen nicht mehr rosig er- schien. Nun steht die Sanierung und Mo- dernisierung dieser Wohnungen an, um die Ausstattung heutigen Erfordernissen anzupassen. Unabhängig von der Woh- nungsausstattung bietet die ganze Sied- lung nach wie vor besondere Annehmlich- keiten.

Die städtebauliche Idee des „Wohnens im Park“ mit vielfältigen Gebäudetypen, wei- ten Rasenflächen und Baumgruppen er- möglicht Weitläufigkeit und Blicke ins Grüne. Die Häuser wurden so gebaut, dass

alle Wohnungen Licht, Luft und Sonne haben. Fast jede Wohnung hat einen Bal- kon. Für die Kinder gibt es viele Spiel- und Bolzplätze, in der Mitte der Siedlung ein kleines Gewerbezentrum für die Nahver- sorgung.

Das alles muss nun nach 50 Jahren eben- falls überholt werden und verlangt den Mietern einiges ab. Neben der Sanierung der eigenen vier Wände, die mit einem

mehrwöchigen Auszug verbunden ist, be- findet sich das Gewerbezentrum im Um- bau und in den Grünanlagen kommt es zu Schnitt- und Rodungsarbeiten, um ur- sprüngliche Sichtachsen wieder herzustel- len, das Sicherheitsgefühl zu verbessern und Baufreiheit zu schaffen. Die städte- bauliche Qualität der 1960er-Jahre wird dadurch wieder aufgewertet, aber auch den heutigen Erfordernissen angepasst.

Licht, Luft und Sonne in Lichtenrade

Dieses Dokument war die Voraussetzung für den Bezug der wohnung.

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ehepaar Schoebe (links) und ehepaar wehling feierten gemeinsam ihr 50. Mieter- jubiläum. Sie sind seit über 50 Jahren befreundet.

große grünanlagen prägen das Bild der John-Locke-Siedlung, die in den nächsten Jahren saniert wird. Die beiden Hochhäuser in der Bildmitte sind inzwischen fast fertiggestellt.

Gewinnspiel „Berlinrätsel“

Lösung: c) 1999 E. Wicke,10965 Berlin

Gewinnspiel Hotel „Zur Alten Oder“

Lösung: Peter Joseph Lenne Belinda Szepansky-Samter, 12101 Berlin Gewinnspiel „Naturkundemuseum“

5x Familienkarte

Steffen Baumann, 12435 Berlin Regina Berg, 12619 Berlin Lydia Schwitin, 12619 Berlin Uwe Haupt, 12439 Berlin Michael Bahr, 12101 Berlin 5x 2 Einzelkarten

Karsten Klintzsch, 12439 Berlin Paul Prasser, 12627 Berlin Isolde Walter, 12619 Berlin Daniela Simon, 12524 Berlin Udo Geissler, 12627 Berlin Gewinnspiel Büchertipps Das Rosie-Projekt

Barbara und Klaus Brassat, 12355 Berlin Der Ruf des Kuckucks

Silke Medeke, 12249 Berlin Die Schatzinsel

Susanne Vollack, 12053 Berlin gewiNNer AUS DeM JOUrNAL Nr. 46 Herzlichen Glückwunsch!

Fünf Fragen an Peter Schoebe, den Spre- cher des Mieterbeirats

Herr Schoebe, Sie sind ebenfalls 1964 in die Steinstraße gezogen. Kennen Sie Fa- milie Wehling?

Ja, wir kannten uns sogar schon vor dem Einzug, weil wir beide als Polizisten tätig waren. Da kamen wir in den Genuss des benötigten WBS und zogen beide in die Steinstraße. Wir sind bis heute mit den Wehlings befreundet und haben auch die Mieterjubiläumsfeier im Estrel gemeinsam besucht.

Wie hat sich Ihr Leben in der John-Lo- cke-Siedlung gestaltet?

Im Großen und Ganzen sehr angenehm.

Anfangs gab es kaum Nahverkehr, aber das hat sich schnell gebessert. Dann sind Kitas und Schulen gebaut worden und viele Spielplätze entstanden. Für Familien wur- de es eine richtig schöne Siedlung, auch weil sich die Mietergemeinschaft so gut entwickelt hat. Später sind die Bewohner viel internationaler geworden und haben die Nachbarschaft positiv bereichert.

Welche Ereignisse der letzten 50 Jahre sind Ihnen besonders in Erinnerung ge- blieben?

Da kann ich nur noch einmal die große Solidarität unter den Mietern hervorhe- ben. Wir haben gemeinsam gefeiert, uns geholfen und es gab und gibt ein großes Gemeinschaftsgefühl.

Seit wann engagieren Sie sich im Mieter- beirat und warum?

Seit mindestens 30 Jahren bin ich dabei. Ich war Polizist und mir lag es immer am Her- zen, dass die Siedlung nicht abrutscht. Ein früherer Geschäftsführer hat uns mal als seine Außendienstmitarbeiter bezeichnet.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Wir sind ja auch von der Sanierung betrof- fen und sehen ihr mit gemischten Gefüh- len entgegen. Einerseits ist es notwendig, dass was gemacht wird, andererseits hat man in den letzten Jahrzehnten viel in die eigenen vier Wände investiert. Ich hoffe, dass wir das gut und halbwegs stressfrei überstehen.

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Wer hört, der hilft

BR Volleys vor einer

„Saison der Reize“

Neujahrskonzert für einen guten zweck

D

as UNIONHILFSWERK steht als Träger der Freien Wohlfahrtspflege für viel- schichtiges soziales Engagement und Hil- fe zur Selbsthilfe. Seit 2004 ergänzt eine Stiftung die Arbeit des Vereins und kon- zentriert sich dabei auf die Bereiche, in denen das UNIONHILFSWERK in den letzten Jahren besondere Kompetenzen erworben hat.

Im Mittelpunkt der Stiftungsarbeit stehen die Förderung der Hospizbewegung, die Schulung von freiwilligen Lebens- und Sterbebegleitern sowie die Mobilitätsför- derung für Menschen mit Behinderung.

Es geht vor allem darum, die individuelle Lebensqualität für Hilfebedürftige zu ver- bessern.

Mit Benefizkonzerten unter dem Motto

„Wer hört, der hilft“ wird besonders die Alters-Hospizarbeit in Pflegeheimen un- terstützt. Auch das Neujahrskonzert am 4. Januar 2015 im Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt dient diesem An- sinnen.

Das Programm umfasst die schönsten Ari- en, Duette, Chöre und Szenen aus bedeu- tenden Werken, darunter Die Macht des Schicksals (Guiseppe Verdi), Faust (Charles Gounod), Der Bettelstudent (Carl Millö- cker) und Paganini (Franz Lehár).

Die Staatskapelle Halle wird durch Mit- glieder der Berliner Opernchöre unter- stützt und verspricht einen spannenden musikalischen Auftakt ins neue Jahr.

D

er Deutsche Meister BERLIN RECY- CLING Volleys hat für die Saison 2014/

2015 das Motto „Saison der Reize“ ausge- geben. Nach zuletzt drei Meistertiteln in Serie will der Hauptstadtclub auch in der neuen Spielzeit „die Erfolgsgeschichte der letzten Jahre fortschreiben“, wie Manager Kaweh Niroomand bekräftigte. Der Club möchte vor allem in Europa einen Schritt weiter kommen und erstmals am Finaltur- nier der Champions League teilnehmen:

Entweder durch die sportliche Qualifikati- on oder als Ausrichter, so der Manager über das ehrgeizigste BR-Volleys-Projekt der nächsten Monate.

Die oben erwähnten „Reize“ betreffen vor allem den Spielerkader der Berliner, die vier Neue verpflichtet haben: Mit dem langjährigen Kapitän der niederländischen Nationalmannschaft Rob Bontje (Mittel- block), dem Italiener Francesco De Marchi (Außen-Annahme) und dem vom VfB Friedrichshafen gekommenen Christian Dünnes (Universal) wurde das BR-Volleys- Team durch reichlich Erfahrung verstärkt.

Außerdem wechselte mit US-Nationalspie- ler Erik Shoji (Libero) der jüngere Bruder von Zuspieler Kawika an die Spree. Trainer Mark Lebedew sieht in Rekordmeister VfB Friedrichshafen den härtesten Rivalen im Kampf um die Deutsche Meisterschaft.

VerLOSUNg

VerLOSUNg

STADT UND LAND unterstützt die Arbeit der Stiftung durch den Ankauf von 10 x 2 Eintrittskarten, die wir unter den Lesern des Journals verlosen.

Neujahrskonzert

im Konzerthaus am Gendarmenmarkt 4. Januar 2015

15 Uhr

Bitte schreiben Sie bis zum 28.12.2014 an die STADT UND LAND, Unternehmens- kommunikation,Werbellinstraße 12, 12053 Berlin, E-Mail: journal@stadtund- land.de (Rechtsweg ausgeschlossen).

Als Premiumpartner der BR Volleys verlo- sen wir je 5 x 2 Karten für die hier angege- benen Spiele der aktuellen Saison in der Max-Schmeling-Halle.

Bitte schreiben Sie eine Mail/Karte mit Ihren Kontaktdaten und Ihrem Wunsch- termin an die STADT UND LAND, Unter- nehmenskommunikation,Werbellinstraße 12, 12053 Berlin, E-Mail: journal@stadtund- land.de (Rechtsweg ausgeschlossen).

Einsendeschluss: 02.01.2015

Spieltag Uhrzeit Spiel

Sonntag, 18.01.2015 15.00 Uhr BR Volleys - VFB Friedrichshafen Mittwoch, 21.01.2015 19.30 Uhr BR Volleys - Rivijera BUDVA Mittwoch, 04.02.2015 19.30 Uhr BR Volleys - TV Rottenburg Samstag, 14.02.2015 18.30 Uhr BR Volleys - VSG Coburg/Grub Samstag, 21.02.2015 19.30 Uhr BR Volleys - SWD powervolleys Düren

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Zeitreise in Hellersdorf

fototermin mit den Thomallas in der Museumswohnung

I

m letzten Heft hatten wir sie schon vor- gestellt: die Museumswohnung in Hellers- dorf, die seit 10 Jahren ein Stück DDR-All- tag atmosphärisch bewahrt.

Kein Wunder, dass dieses Ostalgie-Kleinod nun für ein Modeshooting zum 25. Jahres- tag des Mauerfalls gebucht wurde.

© OLiVer rATH fÜr BiLD

© OLiVer rATH fÜr BiLD

Die Schauspielerinnen Simone und Sophia Thomalla ließen sich hier in passenden Outfits vom Fotografen Oliver Rath für die BILD-Zeitung ablichten. Dabei hatte be- sonders Simone Thomalla das ein oder andere Aha-Erlebnis am Plattenschrank.

UNSere NeUeN gewerBeMieTer:

Wir wünschen Ihnen einen guten Start und viele treue Kunden!

Yasar Ekinci

Alte Hellersdorfer Str. 130, Hellersdorf Bistro mit deutscher Küche

Alexander J. Herrmann Cecilienplatz 4, Hellersdorf Bürgerbüro

Unverfehrt Transportservice GmbH Cecilienstr. 232, Hellersdorf

Büro/Lager

Robert Kasch/Marko Höhne Lorenzweg 2, Tempelhof Büro für Finanzdienstleistungen Pfandhaus J. B. GmbH

Kolonnenstr. 1 und 4, Schöneberg Pfandhaus

J. Borck, U. Kreyssig, K. Kramer Crellestr. 21 Gewerbehof, Schöneberg Supervisionscentrum Berlin

FAB e. V.

Hauptstr. 9, Schöneberg

Betreuung von Familien u. Kindern Abdallah Ünlü

Hauptstr. 9, Schöneberg Spiele, Konsolen, Handys Yuk Wan Lee, Yuk Ying Liu

Neuköllner Str. 302, Tempelhof Restaurant „GOOD TIMES“

Zohreh Gazi Shoar

Kolonnenstr. 64, Schöneberg Maß- u. Änderungsschneiderei Thi Ngoc Dryja

Brückenstr 28, Treptow Nagelstudio

Maher Ben Ammar

Bruno-Bürgel-Weg 50, Treptow Italienisches Restaurant Arno Tillack

Ortolfstr. 210, Altglienicke Physiotherapie

Halbmeyer/Friedrici GbR Wildenbruchstr. 52, Treptow Büro

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Viel Stimmung

zur Mieterjubiläumsfeier

D

ie Ehrung besonders treuer Mieter hat bei STADT UND LAND Tradition. Sind sie es doch, die sich besonders gut um ihre vier Wände kümmern, Nachbarschaften pfle- gen und sich für Ordnung und Sauberkeit einsetzen. Am 24. Oktober fand die dies- jährige Mieterjubiläumsfeier im Estrel-Ho- tel statt und über 900 eingeladene Miete- rinnen und Mieter kamen zu einem fröhlich-festlichen Nachmittag. Mit der Veranstaltung bedankte sich die STADT UND LAND für die jahrzehntelange Mie- tertreue: „In diesem Saal sitzen rund 27.400 Jahre Wohntreue“, so Geschäftsführer In- go Malter in seiner Begrüßungsrede. Be- sonders begrüßte er vier Paare aus Tempel-

hof, die seit nunmehr 60 Jahren bei der STADT UND LAND wohnen. „Sie haben einen Großteil ihres Lebens in ihrer Woh- nung verbracht und mit ihrem Vermieter Höhen und Tiefen erlebt. Das ist schon et- was ganz Außergewöhnliches in der heu- tigen Zeit“, zeigte sich Malter beeindruckt.

Überwiegend aus Neukölln kamen die Mieter, die bereits ein halbes Jahrhundert bei STADT UND LAND wohnen. Die 40-Jahre-Jubilare kamen mehrheitlich aus Treptow, die 30er aus Tempelhof und die große Gruppe der 25-Jahre-Jubilare aus Hellersdorf. Sie zogen noch kurz vor dem Mauerfall in die neu erbauten Häuser, die

damals einen ganz neuen Wohnkomfort boten. In den letzten 25 Jahren haben sie einen Stadtteil im Wandel erlebt, der zwi- schenzeitlich viele Einwohner verloren hatte und nun die niedrigste Leerstands- quote des Unternehmens aufweist.

Der Mythos ABBA zog die Gäste auch in diesem Jahr wieder in seinen Bann und von den Stühlen. Obwohl die Band 1982 ihren letzten Fernsehauftritt hatte, lebt das Pop-Phänomen auch heute noch weiter.

Die größten Hits noch einmal „live in con- cert“ zu erleben ist ganz so, als stünde AB- BA selbst auf der Bühne. Die gut besuchte Autogrammstunde war dafür ein Beleg.

Besondere Auszeichnung für langjährige Mieter

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Frischluft für die Gesundheit

gesund wohnen und geld sparen durch richtiges Heizen und Lüften

S

chimmel in der Wohnung ist nicht nur ein optisches, sondern vor allem ein ge- sundheitliches Problem. Deshalb ist der Schreck groß, wenn Nässeflecken oder Schimmel in den eigenen vier Wänden entdeckt werden. Für viele Mieterinnen und Mieter scheint die Ursache auf der Hand zu liegen: Eine undichte Außen- wand, ein defektes Dach oder der Nachbar ist schuld. Dabei kommt die Feuchtigkeit meistens von innen – fast immer aus der Raumluft. Das richtige Lüftungsverhalten kann deshalb entscheidend für gesunde Wohnräume sein, besonders in sanierten und wärmegedämmten Häusern.

Das Umweltbundesamt rät, Räume abhän- gig von ihrer Funktion und Nutzung zu lüften: Feuchtigkeit soll dort entfernt wer- den, wo sie entsteht. Besonders viel ent- steht natürlich durch Duschen, Baden und

Kochen in Bädern und Küchen. Deshalb empfiehlt sich dort eine unmittelbare, in- tensive Lüftung, d. h. das Fenster kurzzei- tig weit öffnen. Wenn es nur eingeschränk- te Lüftungsmöglichkeiten gibt, ist es ratsam, die Feuchtigkeit von den Wänden zu entfernen. Dafür eignet sich z. B. ein Fen- sterabzieher, der die Fliesen sofort trocknet.

Auch im Schlafzimmer wird die Luft feucht, wenn bei geschlossenem Fenster geschlafen wird. Jeder Mensch gibt im Schlaf pro Nacht über Haut und Atemluft rund einen halben Liter Feuchtigkeit ab.

Bei zwei Personen ist es mindestens ein Liter. Deshalb gilt auch hier: Wer nicht mit gekipptem Fenster schläft, sollte morgens das Fenster weit öffnen, um ei- nen intensiven Luftaustausch zu ermög- lichen.

Im Wohnzimmer sorgen Pflanzen, Wä- scheständer oder Zimmerspringbrunnen für Feuchtigkeit. Spätestens dann, wenn die Luftqualität als schlecht empfunden wird oder Wassertropfen an den Fenster- scheiben sind, ist eine Stoßlüftung wich- tig. Insbesondere ständiges Wäschetrock- nen führt schnell zu Schimmelbildung, wenn nicht ausreichend gelüftet wird und Möbel eng an den Außenwänden stehen.

Dann kann die Luft nicht ausreichend zir- kulieren, Feuchtigkeit kondensiert und der Schimmel hat ein leichtes Spiel.

Optimal ist es, wenn die Wohnung mehr- mals am Tag richtig durchgelüftet wird,

d. h. Fenster und Türen auf, sodass die fri- sche Luft durch die Wohnung strömen kann. In dieser Zeitspanne von ca. 5–10 Minuten in der kalten Jahreszeit sollten die Heizungen abgedreht werden, um unnöti- ge Heizkosten zu vermeiden. Die frische Luft heizt sich übrigens schnell wieder auf, sodass in kurzer Zeit wieder ein behag- liches und vor allem gesundes Raumklima herrscht. Die Verbraucherzentrale emp- fiehlt eine Raumtemperatur von ca. 22° C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 35–60 %. Mit einem handelsüblichen Thermo-Hygrometer (misst Temperatur und Luftfeuchtigkeit) können die Werte gut überprüft werden.

Spartipp 1:

Vermeiden Sie in der Heizperiode „Dauer- lüften“ über offene oder gekippte Fenster- flügel.

Spartipp 2:

Schließen Sie beim Lüften die Heizkör- perthermostate.

Spartipp 3:

Eine kontinuierlich schwache Beheizung trägt mehr zur Einsparung von Heizkosten bei als ein ständiges Regulieren über die Thermostate.

Spartipp 4:

Eine Absenkung der Raumtemperatur um 1° C senkt die Heizkosten um rund 6 %.

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Vorsicht an der Wohnungstür!

D

as Telefon und die Wohnungstür sind unsere Direktverbindungen zur Welt und gleichzeitig oftmals das Einfallstor für al- lerlei zwielichtige Gestalten in unsere Pri- vatsphäre. Wer uns am Telefon oder an der Wohnungstür kontaktiert, erreicht uns persönlich und unmittelbar. Er kann – schriftlich oder mündlich – verbindliche Verträge mit uns schließen, ohne uns Be- denkzeit zu lassen. Er kann private Details über uns erfahren und er kann diese in be- trügerischer Absicht gegen uns verwenden.

Bei den meisten Betrugsfällen an der Haus- tür handelt es sich um sogenannte Haus- türgeschäfte.

Das können zum Beispiel Ratenkaufverträ- ge oder Abonnements aller Art sein. Aller- dings gilt hierbei ein 14-tägiges Widerrufs- recht, weshalb man zumindest im Nachhinein noch Bedenkzeit hat. Proble- matischer sind solche Fälle, wo sich der ungebetene Besucher Zutritt zur Wohnung verschafft, verkleidet als Handwerker, als Vertreter oder als Unterschriftensammler

für eine scheinbar gute Sache. Solche Haus- besuche dienen häufig nur dazu, herauszu- finden, ob sich ein späterer Einbruch in der Wohnung lohnen könnte. In anderen Fäl- len werden dabei auch direkt Wertgegen- stände gestohlen – beim Gang auf die Toi- lette oder wenn der Mieter gerade abgelenkt ist. Die Polizei rät daher:

• Lassen Sie keinen Fremden in Ihre Woh- nung, auch keinen Handwerker, sofern Sie ihn nicht selbst bestellt haben.

• Öffnen Sie die Tür nur bei vorgelegter Kette oder Sperrriegel und schauen Sie vorher durch den Spion.

• Wehren Sie sich gegen zudringliche Besucher oder rufen Sie um Hilfe.

• Unterschreiben Sie nie etwas unter Zeitdruck.

• Wechseln Sie niemals Geld an der Haustür. Sie könnten – beispielsweise durch Falschgeld – betrogen werden.

Aber auch wenn sich Besucher zuvor tele- fonisch angemeldet haben, ist Vorsicht geboten. Eine besonders hinterhältige Be- trugsart, die mit einem Telefonat beginnt und meist auf gutgläubige Senioren zielt, ist der sogenannte „Enkeltrick“. Der funk- tioniert so, dass sich der Anrufer als ein lang verschollener Enkel oder Neffe aus- gibt, der in einer Notlage steckt und kurz- fristig Geld braucht. Die Abholung der Summe erfolgt dann in der Regel über ei- nen Dritten, einen „Freund“ oder Boten.

Hierzu rät die Polizei:

• Seien Sie stets misstrauisch, wenn sich jemand am Telefon nicht selbst mit Na- men vorstellt, und legen Sie auf, wenn Ihr Gesprächspartner Geld von Ihnen fordert.

• Vergewissern Sie sich bei anderen Fa- milienangehörigen, ob der Anrufer wirklich ein Verwandter ist.

• Geben Sie niemals Details zu Ihren fa- miliären oder finanziellen Verhältnis- sen preis.

• Übergeben Sie auf keinen Fall Geld an unbekannte Personen und informie- ren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt.

Dies sind nur wenige Beispiele dafür, mit welchen Tricks Kriminelle in unser Leben vordringen können. Über weitere Betrugs- varianten und die richtigen Vorbeugungs- maßnahmen gegen Einbrüche informiert die Zentralstelle für Prävention im Landes- kriminalamt. Dort ist auch die empfeh- lenswerte Broschüre „Der goldene Herbst“

erhältlich, mit vielen Sicherheitstipps spe- ziell für Senioren.

Landeskriminalamt Zentralstelle für Prävention Platz der Luftbrücke 6 12101 Berlin

Tel. (030) 4664-979113 www.polizei-beratung.de

Betrüger haben vor allem Senioren im Visier

(21)

Bürger helfen Bürgern

I

n einem bekannten Scherzgedicht heißt es: „Willst Du froh und glücklich leben/

lass kein Ehrenamt dir geben!“ Fälschlich zugeschrieben wird dieser Text wahlweise Wilhelm Busch oder Joachim Ringelnatz, der tatsächliche Autor aber ist bis heute unbekannt geblieben. Insofern kann man davon ausgehen, dass er für seine Zeilen nie entlohnt wurde, und das macht ihn (nach heutigem Verständnis) zu einem

„ehrenamtlichen“ Dichter. Denn im Ver- gleich zu früheren Zeiten, wo unter dem Begriff Ehrenamt ausschließlich unent- geltliche Posten in Politik und Verwaltung oder die freiwillige Armenfürsorge verstan- den wurden, bezeichnet man damit heute alle nützlichen Tätigkeiten, die ohne Ge- winnerwartung ausgeführt werden. Und davon gibt es immer mehr, auch weil sich bei vielen Menschen inzwischen die Er- kenntnis durchsetzt, dass hilfreiche Arbeit Spaß machen kann. Schon heute engagie- ren sich 23 Millionen Menschen in Deutschland ehrenamtlich, und gerade Rentner entdecken zunehmend den eh- renamtlichen Beschäftigungssektor.

Möglichkeiten für freiwilliges Engagement gibt es in vielen Bereichen. Ob Senioren-, Kinder- oder Jugendarbeit, Tierschutz-, Sport- oder Kulturprojekte – für nahezu alle persönlichen Interessen und Fähigkei- ten findet sich ein passendes Tätigkeitsfeld.

Auch Menschen mit Erfahrung in Verwal-

tungsaufgaben wie Personalmanagement oder Buchhaltung werden oft dringend benötigt. Und wenngleich es keine wirk- liche finanzielle Entlohnung gibt (besten- falls eine Aufwandsentschädigung), an Anerkennung mangelt es nicht. So vergibt ein breites Bündnis von Sparkassen, Bun- destagsabgeordneten, Städten, Landkrei- sen und Gemeinden alljährlich den Deut- schen Bürgerpreis und in Berlin werden zusätzlich diverse Ehrenamtspreise auf Be- zirksebene verliehen.

Wer sich für ein Ehrenamt interessiert oder bereits einem Verein angehört, der seiner- seits freiwillige Helfer sucht, der findet im Internet eine ganze Reihe von Adressen, an die er sich wenden kann, das Berliner En- gagementportal bürgeraktiv.de zum Bei- spiel, die FreiwilligenAgentur Marzahn-Hel- lersdorf, die Berliner Stadtmission, Caritas, Diakonie, Aktion Mensch und viele andere mehr. Besonders empfehlenswert: Gu- te-Tat.de. Hier geht es vorrangig darum, kleinere und mittlere Hilfsprojekte zu un- terstützen, die durch private Initiative ent- standen und mit geringem finanziellen Vo- lumen ausgestattet sind.

Außerdem laden die Landesfreiwilligen- agentur Berlin und das Landesnetzwerk Bürgerengagement alljährlich zur Berliner Freiwilligenbörse. Diese findet traditions- gemäß im Roten Rathaus statt und ver-

zeichnete zuletzt 110 Aussteller mit mehr als 400 kompetenten Beratern und rund 2.000 interessierte Besucher. Sie alle wider- legten mit ihrem Engagement eindrucks- voll das anfangs zitierte Scherzgedicht.

Denn: Wer anderen Menschen hilft und Freude macht, der lebt allemal froher und glücklicher als solche, die stets nur das ei- gene Wohl im Blick haben.

Stiftung Gute-Tat.de Zinnowitzer Straße 1 10115 Berlin

Telefon: (030) 390 88 222 www.gute-tat.de

Freiwilligenagentur Marzahn-Hellersdorf Helene-Weigel-Platz 6

12681 Berlin Tel. 030-76236500 www.aller-ehren-wert.de

Landesfreiwilligenagentur Berlin e. V.

Schumannstraße 3 10117 Berlin

Telefon: 030 - 847 108 790 www.die-hilfsbereitschaft.de

Die nächste Berliner Freiwilligenbörse fin- det am 25. April 2015 im Roten Rathaus statt.

immer mehr Berliner engagieren sich ehrenamtlich

(22)

Ein Jahr voller Engagement

geht zu Ende

D

as 90. Jubiläumsjahr der STADT UND LAND neigt sich dem Ende zu und es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Seit März sind die Mitarbeiter des Konzerns im Einsatz gewesen, um in den Kiezen tatkräftig zu helfen. Und das Ergebnis kann sich wirk- lich sehen lassen:

60

gute Taten wurden durch Teams um- gesetzt und

67

durch Einzelpersonen, d. h. mit

127

guten Taten wurde das ge- steckte Ziel mehr als erreicht.

386

engagierte Mitarbeiter leisteten in ihrer Freizeit

1.504

Stunden ehrenamt- liche Arbeit, das entspricht ca.

200

Ar- beitstagen.

15

Mitarbeiter haben sich besonders ein- gebracht und drei oder vierArbeitseinsätze geleistet.

Die Hilfe kam bei allen gut an. In vielen Einrichtungen konnten Arbeiten erledigt werden, die neben dem täglichen Betrieb sonst nicht zu schaffen sind. Ob Garten- pflege, Malerarbeiten, Unterstützung bei Festen oder Beteiligung an Bildungspro- jekten – ein großes Dankeschön war den Helfern immer gewiss. Auf der anderen Seite gewannen auch die Mitarbeiter der STADT UND LAND neue Eindrücke und ihnen wurde bewusst, dass ohne ehren- amtliches Engagement viele gesellschaft- liche Bereiche nicht gut funktionieren würden. Deshalb nehmen einige Mitarbei- ter die neu geknüpften Kontakte zum An- lass, sich auch weiterhin für den jeweiligen Verein oder die Einrichtung zu engagieren.

Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung hob auch der Aufsichtsratsvorsitzende Dr.

Christoph Landerer das große Engagement der Konzernmitarbeiter hervor: „Nehmen

Sie diesen Elan mit, dann ist es gut um die Zukunft des Unternehmens bestellt“, gab er ihnen mit auf den Weg.

Eines hat das Ehrenamtsprojekt „90 Jahre STADT UND LAND – 90 gute Taten“ ganz deutlich gezeigt: Die Bereitschaft zu helfen ist sehr groß. Oft fehlen einfach nur der nötige Impuls und auch die Kontaktmög- lichkeit, um Hilfswillige und Hilfebedürf- tige zusammenzubringen. Deshalb hat sich die STADT UND LAND entschlossen, das Jubiläumsprojekt mit einer Spende ab- zuschließen. Für jede geleistete Ehren- amtsstunde spendet das Unternehmen 3 Euro an die Stiftung gute-tat.de. Das sind insgesamt 4.500 Euro für eine Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die genannte Informationslücke zu schließen und beide Seiten zu koordinieren. Damit werden viele weitere gute Taten zum Wohle der Menschen in unserer Stadt ermöglicht.

weit mehr als 90 gute Taten erbracht

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Die kita „Hummelburg“ bekam ein neues Holzhaus.

Vorgarteneinsatz im „Haus des älteren Bürgers“

gemeinsam mit dem Schülerladen

„Schmuddelkinder“ wurde an der crellestraße aufgeräumt.

(24)

Die Schildbeißer kommen!

E

ine sehr rare, hochkarätige und span- nende Ausstellung präsentieren das Dä- nische Nationalmuseum Kopenhagen, das British Museum London und das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatli- chen Museen zu Berlin derzeit als Gemein- schaftsproduktion im Martin-Gropius- Bau. Zuvor bereits in Kopenhagen und London gezeigt, setzt sich der große Publi- kumserfolg von „Die Wikinger“ auch in Berlin fort. Ob mit oder ohne Vorkenntnis- se – die Ausstellung ist für jeden ein Ge- winn. Auch Kinder kommen auf ihre Kosten, können sich als echte „Nordmän- ner“ verkleiden oder lernen, ein Wikinger- schiff aus Papier zu falten.

Auf 2.400 Quadratmeter Ausstellungsflä- che sind über 800 Exponate zu sehen. Dazu gibt es Videofilme, für die man auf dem harten Kantholz nachempfundener Ru- derbänke der Wikingerzeit Platz nehmen muss. Man sieht reich verzierte Waffen und eine Fülle an Schmuck und Münzen.

Auch der erst 2007 entdeckte Hort aus dem englischen Vale of York, vergraben von einem Wikinger auf der Flucht, ist Teil der Ausstellung: 617 Silbermünzen und 64 Ringe, Hacksilber, Armreife und andere Gegenstände aus den verschiedensten Ge- genden der Erde, die in einem aus einem fränkischen Kloster geraubten Silbergefäß gefunden wurden.

Die Wikingerzeit begann 793 mit dem Überfall auf das englische Kloster Lindis- farne und endete (zumindest in Westeuro- pa) im späten 11. Jahrhundert. Sie war ge- kennzeichnet durch Kriegszüge und Handelsexpeditionen, die im Westen bis nach Nordamerika führten, im Osten bis tief nach Russland hinein und im Süden über Konstantinopel hinaus bis in das Ara- bische Kalifat. Um 1050 dichtete Ing- varstein von Gripsholm: „Sie fuhren mannhaft fern nach Gold, gaben im Osten dem Adler Speise, sie starben im Süden im Sarazenenland.“

Der alte Naturglaube der Wikinger erlebte die Welt als bevölkert von Geistern und Dämonen, denen man in Wäldern und Hainen unter heiligen Bäumen Tieropfer brachte, um sie wohlzustimmen. Abgelöst wurde er ab dem Jahr 960 durch das Chris- tentum, eingeführt vom dänischen König

Harald I. Blauzahn (um 910–987). Der Sage nach war dieser vom missionierenden Bi- schof Poppo mit einer sogenannten „Feu- erprobe“ – dem Tragen von glühenden Ei- sen mit bloßen Händen – überzeugt worden. Daran erinnern um 1200 entstan- dene Zierbeschläge aus vergoldetem Kup- fer. Als Folge der Christianisierung ent- standen dann weitreichende und enge Verbindungen Skandinaviens mit den christlichen Staaten Europas.

Am wichtigsten für den Erfolg der Wikinger aber waren ihre Schiffe. Deren besonders leichte Konstruktion, ihr geringer Tiefgang und ihre Wendigkeit ermöglichten Überra- schungsangriffe und schnelle Rückzüge.

Man konnte mit ihnen vom offenen Meer bis in die Flussmündungen hinein und die Flussläufe entlang segeln. So transpor- tierten sie auch Handelsgüter in entlegenste Regionen und ermöglichten den Austausch von Waren und Kulturgütern.

Zentrales Objekt im Lichthof des Mar- tin-Gropius-Baus ist daher das fast tausend Jahre alte und mit 37 Metern Länge größte erhaltene Wikingerschiff. 25 Prozent der originalen Holzsubstanz sind erhalten. Der Rest wurde rekonstruiert, um den Besu- chern einen Eindruck von der imposanten Größe des Schiffes zu verschaffen. Für den Kriegseinsatz gebaut, bot es 78 Ruderern und insgesamt bis zu hundert Menschen Platz. Zwei dänische Bootsbauer aus dem Wikingerschiffsmuseum in Roskilde zei- gen, wie solche Schiffe einst gebaut wur- den, indem sie mit authentischen Werk- zeugen und der entsprechenden Technik während der gesamten Laufzeit der Aus- stellung ein kleineres Wikingerboot ent- stehen lassen.

Obwohl oft nur als Händler unterwegs, wa- ren die „Nordmänner“ vor allem für ihre Blitzüberfälle berüchtigt, die den Menschen Mord, Raub und Brandschatzung brachten.

Hierbei spielte auch die Qualität ihrer Waf- fen eine wichtige Rolle. Diese wurden gern von den Franken erworben, die hervorra- gende Waffenmeister besaßen. Schwerter, Äxte, Speere und Schilde bildeten die Grundausrüstung. Kettenhemden gab es kaum und Helme trugen die Wikinger zwar, aber Hörner hatten diese nicht. Erst Richard Wagner ließ die nordischen Helden seiner Opern „gehörnt“ auftreten, um ihr archa- isches Wesen zu betonen, und prägte damit diesen populären Irrtum.

Zum Leben der Wikingerfrauen gehörten auch übersinnliche Aufgaben. Mit Zauber- sprüchen, Trance und Tanz suchten soge- nannte „Völvas“, Seherinnen oder Hexen, Verbindung zu den Geistern, um den Men- schen Schutz und Hilfe zu gewähren. Auf dem Gräberfeld der dänischen Ringburg Fryrkat wurde das Grab einer um 980 ge- storbenen Frau gefunden. Dieser waren sil- berne Amulette, Taschen gefüllt mit Bilsen- krautsamen und ein eiserner Stab beigegeben. Sowohl der Stab als auch die Samen des „Hexenkrauts“ weisen auf eine

„Völva“ hin. Gleichzeitig zeugen das präch- tige blau und rot gefärbte Kleid, mit dem die Unbekannte bekleidet war, und ihr mit Goldfäden durchwirkter Schleier von der Wertschätzung, die ihr entgegengebracht wurde.

„Macht und Herrschaft“ heißt der letzte Teil der Ausstellung. Hoch an der Wand erblickt man das eindrucksvolle, strenge Triumphkreuz aus Aby auf Jütland, ange- fertigt um 1100, das älteste Vortragekreuz Dänemarks. Es wurde, zusammen mit

„Die wikinger“ im Martin-gropius-Bau

Armring mit punzierter golgathadarstellung, 9./frühes 10. Jh. n. chr.

© Dänisches Nationalmuseum, kopenhagen Axt mit Silbertauschierungen

im Mammen-Stil, 10. Jh. n. chr.

© Dänisches Nationalmuseum, kopenhagen

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transportablen Altären auf langen Stangen, den Prozessionen vorangetra- gen, wenn man in freier Natur Messfei- ern abhielt.

Die „Halle des Königs“ deutet mit ei- ner entsprechenden Konstruktion da- rauf hin, deren Mittelpunkt den Nach- bau eines Thrones darstellt. Auf ihm kann sich der Besucher auch selbst einmal als Herrscher fühlen. Den ein- drucksvollen Schlusspunkt der Aus- stellung aber setzen die „Schätze des Königs“. Dazu gehört der aufgrund seiner herausragenden Qualität be- rühmte, aus dem 9./10. Jahrhundert stammende Goldschatz von Hidden- see. Allerdings fehlt der dazugehörige massive Goldarmring, mit 677 Gramm der schwerste Armring der Wikinger- zeit. Dieser befindet sich immer noch als Beutegut in einem Sonderdepot des Moskauer Puschkinmuseums. Ei- ne andere Besonderheit ist jedoch im Martin-Gropius-Bau zu sehen: aus Walrosszahn, dem Elfenbein der Wikinger, gefertigte Schachfiguren.

Die Kenntnisse des Schachspiels brachten die Wikinger einst aus Ara- bien mit und wandelten die Figuren in ihrem Geiste um. „Schildbeißer“ wer- den einige der kleinen geschnitzten Figuren genannt. Es sind kampf- und siegbereite, mit großem Schild, aufge- richtetem Schwert und Helm verse- hene Wikinger, die mit drohenden Augen in ihr Schild beißen.

„Die Wikinger“

Martin-Gropius-Bau Laufzeit bis 04. Januar 2015 Öffnungszeiten: Mi–Mo 10–19 Uhr An Feiertagen geöffnet

rekonstruktion der roskilde 6 aus dem Dänischen Nationalmuseum kopenhagen, ca. 1025 n. chr.

© Staatliche Museen zu Berlin / Achim kleuker

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