Anforderungen an zukünftige Versorgungssettings in der Langzeitpflege
Fachtagung „Weil Pflege Zukunft braucht“
der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Hessen am 14. November 2014 in Frankfurt
Prof. Dr. Heinz Rothgang
Zentrum für Sozialpolitik und Wissenschaftsschwerpunkt Gesundheitswissenschaften Universität Bremen
Inhalt
I. Die Bedeutung des Pflegerisikos II. Nachfrage nach Pflegeleistungen
III. Angebot an Pflegeleistungen: Arbeitskräfteentwicklung IV. Versorgungsstrukturen heute
V. Vorausberechnungen zur Versorgungslücke:
Der Bertelsmann-Themenreport „Pflege 2030“
VI. Eigenanteile
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen
Inhalt
I. Die Bedeutung des Pflegerisikos II. Nachfrage nach Pflegeleistungen
III. Angebot an Pflegeleistungen: Arbeitskräfteentwicklung IV. Versorgungsstrukturen heute
V. Vorausberechnungen zur Versorgungslücke:
Der Bertelsmann-Themenreport „Pflege 2030“
VI. Eigenanteile
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen
I. Lebenszeitprävalenz
Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI
I. Lebenszeitprävalenz
Bei der Altenbevölke- rung liegt das Risiko bei 10-15%
Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI
I. Lebenszeitprävalenz
Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10%
Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI
Aber: Die Hälfte aller 2001 Verstorbenen hat im Laufe des Lebens Pflege erhalten
BARMER GEK Pflegereport 2011: 137
41
65
0 10 20 30 40 50 60 70
Männer Frauen
in % aller 2001 Verstorbenen
Anteil der 2001 Verstorbenen, die jemals in ihrem Leben Pflegeleistungen bezogen haben
I. Lebenszeitprävalenz
Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10%
Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI
Aber: Die Hälfte aller Verstorbenen 2001 hat im Laufe des Lebens Pflege erhalten
Die Lebenszeitprävalenz nimmt noch weiter zu (im Zeitraum 2000 – 2009):
• von 41% auf 50%
(Männer)
• von 65% auf 72%
(Frauen)
BARMER GEK Pflegereport 2011: 137
I. Lebenszeitprävalenz
Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10%
Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI
Aber: Die Hälfte aller Verstorbenen 2001 hat im Laufe des Lebens Pflege erhalten
Die Lebenszeitprävalenz nimmt noch weiter zu (im Zeitraum 2000 – 2009):
• von 41% auf 50%
(Männer)
• von 65% auf 72%
(Frauen)
BARMER GEK Pflegereport 2011: 137
Jeder zweite Mann und drei von vier Frauen werden in ihrem Leben pflegebedürftig
I. Lebenszeitprävalenz
Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10%
Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI
Aber: Die Hälfte aller Verstorbenen 2001 hat im Laufe des Lebens Pflege erhalten
Die Lebenszeitprävalenz nimmt noch weiter zu (im Zeitraum 2000 – 2009):
• von 41% auf 50%
(Männer)
• von 65% auf 72%
(Frauen)
BARMER GEK Pflegereport 2011: 137
Jeder zweite Mann und drei von vier Frauen werden in ihrem Leben pflegebedürftig
Pflegebedürftigkeit ist kein Restrisiko, sondern ein
allgemeines Lebensrisiko und muss dem entsprechend behandelt werden
I. Lebenszeitprävalenz
Bei der Altenbevölke- rung (65+) liegt das Risiko bei gut 10%
Nur 3% der Bevölkerung ist pflegebedürftig im Sinne des SGB XI
Aber: Die Hälfte aller Verstorbenen 2001 hat im Laufe des Lebens Pflege erhalten
Die Lebenszeitprävalenz nimmt noch weiter zu (im Zeitraum 2000 – 2009):
• von 41% auf 50%
(Männer)
• von 65% auf 72%
(Frauen)
BARMER GEK Pflegereport 2011: 137
Jeder zweite Mann und drei von vier Frauen werden in ihrem Leben pflegebedürftig
Pflegebedürftigkeit ist kein Restrisiko, sondern ein
allgemeines Lebensrisiko und muss dem entsprechend behandelt werden
Neben den Pflegebedürftigen gibt es noch jeweils eine gleich große Zahl Hilfebedürftiger unterhalb der SGB XI- Schwelle
Inhalt
I. Die Bedeutung des Pflegerisikos II. Nachfrage nach Pflegeleistungen
1. Zahl der Pflegebedürftigen 2. Leistungsinanspruchnahme
III. Angebot an Pflegeleistungen: Arbeitskräfteentwicklung IV. Versorgungsstrukturen heute
V. Vorausberechnungen zur Versorgungslücke:
Der Bertelsmann-Themenreport „Pflege 2030“
VI. Eigenanteile
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen
II.1 Zahl der Pflegebedürftigen (1/3)
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010
II.1 Zahl der Pflegebedürftigen (2/3)
• Altersspezifische Pflegehäufig- keiten bleiben im
Wesentlichen unverändert.
• Differenziert nach Pflegestufen:
– Anstieg der Prävalenzen in Stufe I
– Sinkende Prävalenzen in Stufe II und III
• Differenziert nach Pflegeform:
– Sinkende Prävalenz für infor- melle Pflege (insbes. Frauen)
Abbildung 30: Zeitreihe der Prävalenzen; Standardisiert auf die Bevölkerung Deutschlands des Jahres 2008
... differenziert nach Pflegestufen
0,0%
0,5%
1,0%
1,5%
2,0%
2,5%
3,0%
3,5%
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Männer Frauen Gesamt
Stufe III Stufe II Stufe I
von 40,2 Millionen von 41,8 Millionen von 82,0 Millionen
... differenziert nach Pflegearrangement
0,0%
0,5%
1,0%
1,5%
2,0%
2,5%
3,0%
3,5%
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Männer Frauen Gesamt
Pflegeunterbrechung/
Krankenhaus Vollstationäre Pflege Formell-ambulante Pflege Informelle Pflege
von 40,2 Millionen von 41,8 Millionen von 82,0 Millionen
Quelle: GEK-Routinedaten
BARMER GEK Pflegereport 2011: 133
II.1 Zahl der Pflegebedürftigen (3/3)
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2010
Das höhere Szenario erscheint derzeit wahrscheinlicher
II.2 Leistungsinanspruchnahme - heute
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013:
Pflegestatistik 2011
II.2 Leistungsinanspruchnahme - heute
II.2 Leistungsinanspruchnahme – Entwicklung bis heute
51,0% 49,1% 47,5% 46,1% 46,0% 45,6% 47,3%
20,6% 21,3% 21,7% 22,2% 22,4% 23,7% 23,0%
28,4% 29,6% 30,8% 31,8% 31,6% 30,7% 29,7%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
stationär
Sach- und Kombileistung Pflegegeld
Quelle:
Pflegestatistik
II.2 Leistungsinanspruchnahme – Entwicklung bis heute
51,0% 49,1% 47,5% 46,1% 46,0% 45,6% 47,3%
20,6% 21,3% 21,7% 22,2% 22,4% 23,7% 23,0%
28,4% 29,6% 30,8% 31,8% 31,6% 30,7% 29,7%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
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100%
1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
stationär
Sach- und Kombileistung Pflegegeld
II.2 Leistungsinanspruchnahme – Entwicklung bis heute
51,0% 49,1% 47,5% 46,1% 46,0% 45,6% 47,3%
20,6% 21,3% 21,7% 22,2% 22,4% 23,7% 23,0%
28,4% 29,6% 30,8% 31,8% 31,6% 30,7% 29,7%
0%
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40%
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80%
90%
100%
1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
stationär
Sach- und Kombileistung Pflegegeld
II.2 Leistungsinanspruchnahme – Entwicklung bis heute
51,0% 49,1% 47,5% 46,1% 46,0% 45,6% 47,3%
20,6% 21,3% 21,7% 22,2% 22,4% 23,7% 23,0%
28,4% 29,6% 30,8% 31,8% 31,6% 30,7% 29,7%
0%
10%
20%
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1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
stationär
Sach- und Kombileistung Pflegegeld
51,0% 49,1% 47,5% 46,1% 46,0% 45,6% 47,3%
20,6% 21,3% 21,7% 22,2% 22,4% 23,7% 23,0%
28,4% 29,6% 30,8% 31,8% 31,6% 30,7% 29,7%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011
stationär
Sach- und Kombileistung Pflegegeld
45,3 23,9 30,8
II.2 Leistungsinanspruchnahme – Entwicklung bis heute
2011: Übererfassung der Pflegegeldempfänger von 90 Tsd.
Korrektur ergibt neue Werte Trends setzen sich fort
II.2 Leistungsinanspruchnahme – Entwicklung bis heute
61,3 58,1 55,9 54,2 53,0 52,3 52,0 51,5 51,0 50,6 50,3 49,9 49,6 49,0 48,5 48,5 48,3 8,8 9,4 10,0 10,6 10,7 11,0 10,9 10,8 10,8 10,8 10,7 11,0 12,0 13,5 14,4 15 17,1
6,9 7,1 7,8 8,4 8,9 8,8 8,8 9,0 9,0 9,1 9,3 9,3 8,9 8,5 8,4 7,7 5,8
23,1 25,4 26,3 26,8 27,5 27,9 28,3 28,7 29,2 29,5 29,6 29,8 29,5 29,0 28,7 29 28,8
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Anteil der Leistungsempfänger
Jahr
Inanspruchnahme von Pflegeleistungen in der Sozialen Pflegeversicherung
Stationäre Pflege Pflegesachleistung Kombileistung Pflegegeld
II.2 Leistungsinanspruchnahme - morgen
Zwei Gründe für die Annahme eines weiterhin rückläufigen Anteils der Angehörigenpflege
1. Sinkendes familiales Pflegepotential
• Sinkende Zahl an Töchter/Schwiegertöchtern pro Pflegebedürftigem
• Steigende Kinderlosigkeit, rückläufige Kinderzahl
• Höhere Frauenerwerbsquote höhere Opportunitätskosten der Pflege
• Höherer Anteil von Einpersonenhaushalten mit geringem Pflegepotential
• Größere Mobilität Kinder wohnen an anderen Orten als Eltern
• Abnehmende Pflegebereitschaft
Prof. Dr. Heinz Rothgang 24
II.2 Leistungsinanspruchnahme - morgen
Quote der Angehörigenpflege 2009 Quote der Heimpflege 2009
2. Altersstruktureffekt
• Niedriger Anteil der Angehörigenpflege bei Hochaltrigen
• Hoher Anteil der Heimpflege bei Hochaltrigen
• Erhöhung des Durchschnittsalters der Pflegebedürftigen führt zu steigender Heimquote
Insgesamt ist mit einem Trend zur formalen Pflege zu rechnen
Nachfrage nach Pflegekräften wächst stärker als Zahl der Pflegebedürftigen
Inhalt
I. Die Bedeutung des Pflegerisikos II. Nachfrage nach Pflegeleistungen
III. Angebot an Pflegeleistungen: Arbeitskräfteentwicklung IV. Versorgungsstrukturen heute
V. Vorausberechnungen zur Versorgungslücke:
Der Bertelsmann-Themenreport „Pflege 2030“
VI. Eigenanteile
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen
III. Angebot an Pflegeleistungen
• Demographisch bedingt ist das Erwerbspersonenpotential rückläufig – bis 2030 um knapp 15 %
III. Angebot an Pflegeleistungen
Quelle: eigene Berechnungen beruhend auf den variablen Erwerbspersonenpotentialquoten des IAB und der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des StBa
60 65 70 75 80 85 90 95 100
Index: 2010=100
Jahr
Entwicklung des Erwerbspersonenpotentials
Prof. Dr. Heinz Rothgang 28
III. Angebot an Pflegeleistungen
• Demographisch bedingt ist das Erwerbspersonenpotential rückläufig – bis 2030 um knapp 15 %
• Der Arbeitsmarkt kippt In Zukunft ist wieder mit Arbeitskräfteknappheit zu rechnen
• Pflege konkurriert in Zukunft verstärkt mit anderen
Branchen, die bessere Arbeitsbedingungen aufweisen
• Eine Steigerung des in der Pflege tätigen Anteils der Erwerbsbevölkerung ist nicht zu erwarten
Insgesamt geht das Angebot an Pflegekräften zurück
Es öffnet sich eine Schere zwischen Angebot und Nachfrage
Inhalt
I. Die Bedeutung des Pflegerisikos II. Nachfrage nach Pflegeleistungen
III. Angebot an Pflegeleistungen: Arbeitskräfteentwicklung IV. Versorgungsstrukturen heute
V. Vorausberechnungen zur Versorgungslücke:
Der Bertelsmann-Themenreport „Pflege 2030“
VI. Eigenanteile
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen
IV. Versorgungsstrukturen heute: ambulant
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013: Pflegestatistik 2011
Versorgungskapazitäten ambulant
5,98 6,93 14,36 10,02 10,14 13,42 6,22 8,56 6,68 6,84 6,26 5,66 10,52 7,86 7,06 8,10 7,58
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20
Baden-Württemberg Bay
ern Berlin
Brandenburg Brem
en Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorp.Nieders achsen
Nordrhein-W estfalen
Rheinland-Pf alz
SaarlandSac hsen
Sac
hsen-Anha lt
Schles wig-H
olstein Thüringen
Deutschland
Vollzeitäquivalente je 100 Pflegebedürftige
15 17 19 21 23 25 27 29 31
4 6 8 10 12 14 16
Anzahl der Vollzeitäquivalente (VZA) pro 100 Pflegebedürftige
Anteil der ambulant versorgten Pflegebedürftigen
IV. Versorgungsstrukturen heute: ambulant
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013: Pflegestatistik 2011
Zusammenhang von ambulantem Angebot und Inanspruchnahme
r²=0,55
IV. Heimentgelte in stationärer Pflege (ohne IK)
Quelle:
Pflegestatistik 2011
37,28 39,15 31,37 27,24 33,00 39,42 28,28 30,02 37,74 32,76 36,82 36,76 36,33 33,34 50,48 30,13 35,00
0 10 20 30 40 50 60
Baden-Württemberg Bay
ern Berlin
Brandenburg Brem
en Ham
burg Hessen
Mecklenburg-Vorp.Nieders achsen
Nordrhein-W estfalen Rheinland-Pf
alz
SaarlandSac hsen
Sac
hsen-Anha lt
Schles wig-H
olstein Thüringen
Deut schland
IV. Versorgungsstrukturen heute: stationär
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013: Pflegestatistik 2011
Versorgungskapazitäten stationär
Heiplätze je 100 Pflegebedürftige
IV. Versorgungsstrukturen heute: stationär
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013: Pflegestatistik 2011
Hessen liegt unter dem Bundes-
durchschnitt
IV. Versorgungsstrukturen heute: stationär
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013: Pflegestatistik 2011
Hessen liegt im
Bundesdurchschnitt
IV. Versorgungsarten heute: stationär
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013: Pflegestatistik 2011
Zusammenhang von stationärem Angebot und Auslastung
IV. Versorgungsarten heute: stationär
Quelle: Statistisches Bundesamt 2013: Pflegestatistik 2011
Zusammenhang von stationärem Angebot und Inanspruchnahme
20 25 30 35 40 45
25 30 35 40 45 50 55
Anzahl der Heimplätze pro 100 Pflegebedürftige
Anteil der stationär versorgten Pflegebedürftigen
r²=0,88
IV. Versorgungsarten heute
• Hessen liegt in Bezug auf Versorgungskapazitäten unter dem Bundesdurchschnitt. Der Anteil stationär Versorgter ist über- durchschnittlich, die Auslastung im Bundesdurchschnitt
• Regressionen auf Ebene der 16 Bundesländer zeigen:
– Ein verstärktes ambulantes Angebot geht mit einer verstärkten Inanspruchnahme ambulanter Pflegedienste einher
– Ein verstärktes stationäres Angebot geht mit einer verstärkten Inanspruchnahme von Pflegeheimen einher
– Ein verstärktes stationäres Angebot geht mit einer verringerten Auslastung von Pflegeheimen einher
• Es gibt einen Angebotseffekt:
– Angebot schafft sich Nachfrage, aber
– Angebot schafft nicht zu 100% Nachfrage Leerstände
Inhalt
I. Die Bedeutung des Pflegerisikos II. Nachfrage nach Pflegeleistungen III. Angebot an Pflegekräften
IV. Versorgungsstrukturen heute
V. Versorgung bei Pflegebedürftigkeit morgen: Der Bertelsmann-
Themenreport „Pflege 2030 VI. Eigenanteile
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen
Inhalt
V. Vorausberechnungen zur Versorgungslücke:
Der Bertelsmann-Themenreport „Pflege 2030“
1. Ausgangspunkt des Themenreports 2. Methoden der Vorausberechnung 3. Ausgangslage 2009
4. Ergebnisse der Berechnungen zur Zahl der Pflegebedürftigen 5. Ergebnisse der Berechnungen zur Entwicklung der
Pflegeformen
6. Ergebnisse der Berechnungen zur Versorgungslücke
V.1 Ausgangspunkte des Themenhefts
Themenheft „Pflege 2030“: Zwei Ausgangspunkte 1. Regionale Unterschiede
– Frage: Wie entwickeln sich für die einzelnen Kommunen die
• Zahl der Pflegebedürftigen
• Zahl der Beschäftigten in der Pflege
• relative Bedeutung der Versorgungsarten
• Versorgungslücken in der beruflichen Pflege?
2. Versorgungsarten: Angehörigenpflege, ambulante Pflege, Heimpflege
– Fragen:
• Welche Veränderungen ergeben sich in Abhängigkeit von verschiedenen Annahmen? Szenarien
• Wie beeinflussen diese Veränderungen die Versorgungslücken?
• Wie können diese Veränderungen beeinflusst werden?
V.2 Methoden der Vorausberechnung (1/2)
• Zahl der Pflegebedürftigen
– Über Zeit konstante alters- und geschlechtsspezifische Pflegequoten gemäß der Daten des Statistischen Bundesamtes
– Bevölkerungsvorausberechnung gemäß „Wegweiser Kommune“
• Beschäftigte in der Pflege
– Arbeitskräfteangebot: über Zeit konstanter Anteil der 19-64-Jährigen – Arbeitskräftebedarf: über Zeit konstante Quoten von Beschäftigten /
Pflegebedürftigen in ambulanter und stationärer Pflege
– Versorgungslücke: Differenz von Arbeitskräftebedarf und -angebot, gerechnet in Vollzeitäquivalenten
„Versorgungslücke“ bezieht sich auf die Lücke, die entsteht, wenn der gleiche Versorgungsgrad wie bisher beibehalten werden soll.
V.2 Methoden der Vorausberechnung (2/2)
• Versorgungsarten
– Angehörigenpflege: Bezug von Pflegegeld,
– Ambulante Pflege: Pflegesachleistungen, Kombinationsleistung, Tages- und Nachtpflege
– Stationäre Pflege: Vollstationäre Dauerpflege, Kurzzeitpflege
• Szenarien:
– Szenario 1: Status quo-Szenario
• Inanspruchnahme nach Alter und Geschlecht bleibt konstant
– Szenario 2: Formelle Pflege nimmt zu
• Trendextrapolation: Anteil der Angehörigenpflege reduziert sich jährlich um 1% des Vorjahreswertes, entsprechende Personenzahl wird zu
gleichen Teilen auf ambulante und stationäre Pflege verteilt
– Szenario 3: Häusliche Pflege wird gestärkt
• Effekte der Umsteuerung sind (noch) nicht quantifizierbar
• Perspektivwechsel: Setzung von Nullwachstum bei Pflegeheimplätzen
V.3 Ausgangslage: regionale Unterschiede 2009
Anzahl Pflegebedürftiger im Jahr 2009 je Landkreis bzw. kreisfreier Stadt
Anteil Pflegebedürftiger an der Bevölkerung je Landkreis bzw. kreisfreier Stadt im Jahr 2009 in %
Angehörigenpflege
1.070 Tsd. 550 Tsd. 717 Tsd.
Vollstationäre Pflege Ambulante Pflege
V.3 Ausgangslage: Versorgungsarten 2009
Relative Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 2009 und 2030 in Prozent
47,4
V.4 Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen
Bremen 28,2
Hamburg 32,3
Saarland 34,0
Sachsen-Anhalt 40,3
Nordrhein-Westfalen 41,1
Rheinland-Pfalz 41,1
Hessen 43,1
Niedersachsen 45,3
Thüringen 46,2
Sachsen 46,5
Baden-Württemberg 53,6 Schleswig-Holstein 53,8
Bayern 53,8
Berlin 55,8
Mecklenburg-Vorpommern 55,9
Brandenburg 72,2
Deutschland 47,4
V.4 Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen
V.4 Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen
• Kommunen mit besonders niedrigem Zuwachs (< 20%):
– Goslar, Osterode am Harz, Gelsenkirchen, Vogelsbergkreis, Hagen, Kassel, Bamberg, Coburg, Hof und Wunsiedel im Fichtelgebirge
• Kommunen mit besonders hohem Zuwachs (>90%):
– Fürstenfeldbruck, Erlangen-Höchstadt, Freising, Barning, Erding, Bad Doberan, Dachau, Ebersberg
– Landkreis München, Landkreis Oberhavel (> 100%)
• Gründe für die unterschiedliche Entwicklung:
– Demographische Struktur
• Kommunen mit hohem Zuwachs haben in der Regel heute eine junge Bevölkerung mit niedriger Pflegeprävalenz
• Kommunen mit niedrigem Zuwachs haben in der Regel heute eine ältere Bevölkerung mit hoher Pflegeprävalenz
V.4 Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen
Relative Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 2009 und 2030 in Prozent
V.5 Versorgungsarten im Jahr 2030
30,6%
33,1%
33,7%
20,8%
23,7%
24,8%
29,0%
33,2%
45,6%
42,0%
37,3%
46,0%
0% 20% 40% 60% 80% 100%
2009 2020: Szenario 1 2020: Szenario 2 2020: Szenario 3
vollstationär ambulant Angehörigenpflege
Angehörigenpflege
380 Tsd.
V.5 Fallzahlzunahmen in Szenario 1
Ambulante Pflege
300 Tsd.
Stationäre Pflege
425 Tsd.
444 Tsd.
Ambulante Pflege
V.5 Fallzahlzunahmen in Szenario 2
217 Tsd.
Angehörigenpflege
444 Tsd.
Stationär
0 Tsd.
Stationäre Pflege
V.5 Fallzahlzunahmen in Szenario 3
518 Tsd.
Angehörigenpflege
587 Tsd.
Ambulante Pflege
V.6 Arbeitskräfteangebot, -bedarf und Versorgungslücke
0 50000 100000 150000 200000 250000 300000 350000 400000
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Personalbedarf ambulant Szenario 1
Personalbedarf ambulant Szenario 2 Personalbedarf ambulant Szenario 3 Personalangebot ambulant
Ambulanter Bereich
V.6 Arbeitskräfteangebot, -bedarf und Versorgungslücke
0 100000 200000 300000 400000 500000 600000 700000 800000
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 Personalbedarf stationär Szenario 1
Personalbedarf stationär Szenario 2 Personalbedarf stationär Szenario 3 Personalangebot stationär
Stationärer Bereich
V.6 Arbeitskräfteangebot, -bedarf und Versorgungslücke
Quelle: Bertelsmann Themenreport „Pflege 2030“ - Szenario 2
434 Tsd. 491 Tsd. 262 Tsd.
V.6 Versorgungslücken im Jahr 2030
Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3
V.6 Versorgungslücken im Jahr 2030
V.6 Ursache der Versorgungslücken
insgesamt Durch Veränderung der Zahl der Pflegebedürftigen
Durch Veränderung des Erwerbspersonenpotentials
absolut absolut % absolut %
ambulante Pflegedienste Szenario 1
Szenario 2 Szenario 3
117.120 162.845 208.250
95.315 141.040 186.444
81 87 90
21.805 21.805 21.805
19 13 10 stationäre Pflegeeinrichtungen
Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3
317.378 328.899 54.666
262.712 274.233 0
83 83 0
54.666 54.666 54.666
17 17 100 ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen
Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3
434.498 491.744 262.916
358.027 415.273 186.444
82 84 71
76.471 76.471 76.471
18 16 29
Inhalt
I. Die Bedeutung des Pflegerisikos II. Nachfrage nach Pflegeleistungen
III. Angebot an Pflegeleistungen: Arbeitskräfteentwicklung IV. Versorgungsstrukturen heute
V. Vorausberechnungen zur Versorgungslücke:
Der Bertelsmann-Themenreport „Pflege 2030“
VI. Eigenanteile
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen
• In Pflegeheimen reichen die Versicherungsleistungen inzwischen nicht einmal aus, um die Pflegekosten zu finanzieren.
• Insgesamt liegt der Eigenanteil in allen Stufen deutlich höher als die Versicherungsleistungen.
Pflegeheime: Monatliche Kosten, Versicherungsleistungen und Eigenanteil in € / Monat
VI. Privat zu tragende Heimkosten
(1) (2) (3) (4)=(1)+(2)(+3) (5) (6)=(1)-(5) (7)=(4)-(5)
Pflegestufe Pflege- kosten
Unterkunft und Verpflegung
Investitions- kosten
Gesamt- entgelt
Versiche- rungs- leistungen
Eigenanteil Pflege- kosten
Eigenanteil insgesamt
Stufe I 1.369 629 395 2.393 1.023 346 1.370
Stufe II 1.811 629 395 2.835 1.279 532 1.556
Stufe III 2.278 629 395 3.302 1.510 768 1.792
Quellen: Pflegekosten, U+V: Pflegestatistik zum Dezember 2011; Investitionskosten: Infratest für 2010
Ziel der Pflegever- sicherung: Pflege- bedingte Kosten im Heim werden gedeckt
1996 wurde diese Ziel teilweise noch erreicht
Bereits 1999: große Deckungslücken in allen Stufen
2009: Eigenbeteiligung von 340-780 €
Bis 2015: Weiterer An- stieg der Eigenbeteili- gung in Stufe I und II
Quelle: BARMER GEK Pflegereport 2012: 30, aktualisiert
VI. Privat zu tragende Heimkosten
Eigenanteil in der stationären Pflege: nur Pflegekosten
Ziel der Pflegever- sicherung: Pflege- bedingte Kosten im Heim werden gedeckt
1996 wurde diese Ziel teilweise noch erreicht
Bereits 1999: große Deckungslücken in allen Stufen
2009: Eigenbeteiligung von 340-780 €
Bis 2015: Weiterer An- stieg der Eigenbeteili- gung in Stufe I und II
Quelle: BARMER GEK Pflegereport 2012: 30, aktualisiert
VI. Privat zu tragende Heimkosten
Eigenanteil in der stationären Pflege: nur Pflegekosten
VI. Gesamtpflegekosten im Lebensverlauf Pflegebedürftiger
• Die gesamten Lebenszeit- ausgaben belaufen sich auf rd.
• 42 Tsd. Euro für Männer und
• 84 Tsd. Euro für Frauen
• Rund die Hälfte dieser
Ausgaben wird von der SPV übernommen
10.971 14.712
10.406
24.226 21.377
38.937 744
976
2.059
4.415
2.803
5.390
3.583
5.954 14.458
33.706
18.041
39.660
0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000
Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen
ambulant stationär gesamt
Eigenanteil Hilfe zur Pflege
Leistungen der Pflegeversicherung
Quelle: BARMER GEK Pflegereport 2012:
Inhalt
I. Die Bedeutung des Pflegerisikos II. Nachfrage nach Pflegeleistungen
III. Angebot an Pflegeleistungen: Arbeitskräfteentwicklung IV. Versorgungsstrukturen heute
V. Vorausberechnungen zur Versorgungslücke:
Der Bertelsmann-Themenreport „Pflege 2030“
VI. Eigenanteile
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen (1/4)
1. Zahl der Pflegebedürftigen wird steigen – aber regional sehr unterschiedlich Kommunalpolitik ist gefragt 2. Versorgungspotentiale sind rückläufig, in familialer und
formaler Pflege Unterstützung aller Pflegearten
– Angehörigenpflege:
• Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
• Beratung und Begleitung, Case und Care Management
– Formale Pflege
• Steigerung der Attraktivität des Berufs – nicht nur Imagekampagnen
• Höhere Rekrutierung, höherer Rückkehrquoten nach Familienphase, längerer Verbleib im Beruf
– Zivilgesellschaftliches Engagement
• Quartiersmanagement
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen (2/4)
Professionelle Pflege: Angebot an Pflegekräften
• Demographisch bedingt ist das Erwerbspersonenpotential rückläufig
• Der Arbeitsmarkt kippt In Zukunft ist wieder mit Arbeitskräfteknappheit zu rechnen
• Pflege konkurriert in Zukunft verstärkt mit anderen
Branchen, die bessere Arbeitsbedingungen aufweisen
• Eine Steigerung des in der Pflege tätigen Anteils der Erwerbsbevölkerung ist nicht zu erwarten
Insgesamt geht das Angebot an Pflegekräften zurück
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen (3/4)
Professionelle Pflege: Attraktivität des Berufs
• Entlohnung
• Entlohnung ist zentral insb. wenn andere Branchen aktiv werben
• Personaldichte mehr Stellen = bessere Arbeitsbedingungen
• Höhere Entlohnung entsprechende Refinanzierung
• Refinanzierung Beitragseinnahmen der Pflegeversicherung
Die ganze Finanzierungskette ist mitzudenken
• Differenzierung der Qualifikationsniveaus
• Von akademischen Pflegekräften bis zu Hilfsberufen
• Spezifische Ansatzpunkte für Einsteiger (Schulgeld),
Rückkehrer (familienfreundlich), Verweiler (altersadäquat)
VII. Sozialpolitische Schlussfolgerungen (4/4)
3. Versorgungslücke in der formalen Pflege kann halbiert werden, wenn Zahl der Heimplätze eingefroren wird und ambulante Kapazitäten ausgebaut werden
• Heimpflege entspricht nicht den Präferenzen der Betroffenen
• Heimpflege lässt vorhandene Fähigkeiten der Bewohner zur Selbstversorgung ungenutzt
• Heimpflege mobilisiert zivilgesellschaftliches Engagement nur in geringem Ausmaß
Versorgungslücke ist je geringer je niedriger der Anteil der stationären Pflege ist
4. Auch in Zukunft ist die Heimpflege unverzichtbar.
Sozialpolitik sollte aber darauf abzielen, vor allem „Pflege im Quartier“ zu fördern und eine entsprechende
Infrastruktur zu schaffen