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(2) THE LIBRARY. THE UNIVERSITY OF BRITISH COLUMBIA.

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(7) LUDWIG BACHHOFER DIE KUNST DER JAPANISCHEN. HOLZSCHNITTMEISTER. MIT. 69. BILDWIEDERGABEN. KURT WOLFF VERLAG MÜNCHEN.

(8) —. Den Druck des Textes Copyright 1922 by Kurt WolfF Verlag A.-G., München. Die farbigen Tafeln wurden. besorgte das Bibliographische Institut in Leipzig.. von der Kunstanstalt. F.. Bruckmann. EmU Hemnann. A.-G. in. —. München, die schwarzen Tafeln von. sen. in Leipzig gedruckt. 1922.

(9) Inhalt Vorwort. 7. .. Zeittafel. 11. Aussprache. 12 I.. Abschnitt. Entstehung und Entwicklung 15. Entstehung. 23. Die soziale Vorhedingung. Die. stilistische. Vorbedingung. ..... 28. Die Primitiven. 33 35. Die Klassiker. 47. Die Späten. 51. Entwicklung. II.. Abschnitt. Systematik 67. Linie. Farbe. 71. Raum. 76. Tektonik. 83. Einheit. 91. 97. Klarheit Pflanzen-, Figuren-. und Gewand -Zeichnung 101. Abschluß. 118. Anmerkungen. 121. Verzeichnis der Abbildungen. Tafeln.

(10) Digitized by the Internet Archive in. 2010 with funding from. University of British. Columbia Library. http://www.archive.org/details/diekunstderjapanOObach.

(11) Vorwort. WENN. es bisher galt,. über japanische Holzschnitte zu schreiben, so. schien es nur möglich in rein ästhetische. Wertung oder trockene es, vom wissenschaftman von der enthusias-. Tatsachenforschung zu verfallen. Zweifellos war lichen Standpunkt aus, ein großer Fortschritt, als. mierten Schilderung zu nüchterner Darstellung überging, geisterte Interpret. vom. als. der be-. exakten Wissenschaftler abgelöst wurde.. Es bleibt das Verdienst Woldemars von Seidlitz, mit seiner „Geschichte des japanischen Farbenholzschnittes", Dresden. m. Aufl. wurde. sie. 1897. (II.. Aufl. 1910,. 1921), diese Bahn eingeschlagen zu haben. Weiter beschritten. von dem Verfasser des Kataloges Barboutau,. Behauptungen zu. der,. um. seine. stützen, drei japanische Quellen heranzog (1904).. Damit war eine neue Ära in der Erforschung des japanischen Holzschnittes angebrochen. Julius Kurth hatte für seinen „Utamaro", Leipzig. 1907, sieben solcher Quellen benutzt, und. Holzschnitt",. München 1911. (II.. als er. seinen „Japanischen. Aufl. 1921), erscheinen ließ, stan-. den ihm schon an die dreißig japanischer Urkunden zur Verfügung. Ähnlich lag der Fall bei Friedrich Succo, der 1913 ein Werk „Toyo-. kuni und seine Zeit". veröffentlichte.. In Frankreich war es allein der,. Marquis de Tressan, der sich vorteilhaft von seinen Landsleuten unterschied. und. in den Bulletins de la Societe franco. schaftlicher Basis eine Geschichte der. -. japonaise auf wissen-. Technik gab.. Kurth und Succo gingen sehr gründlich vor und kamen durch textkritische Vergleichungen zu sicheren und richtigen Resultaten. Neues wurde gefunden. Vorhandenes. gesichtet. und. eingeteilt, wichtige. Daten.

(12) über bedeutende Meister ergaben. Künstlernamen. so aus. Eine Fülle sicheren und. und obendrein wurde. eine. Menge. der Ungewißheit ans Licht gehoben.. allseitig gestützten Materials. Die Methode aber, nach der. Kurth. sich,. dem Dunkel. es geschichtet. wurde. ausgebreitet.. wurde, blieb bei Seidlitz und. dieselbe: Aneinanderreihung der bedeutendsten Meister in zeit-. licher Folge. nach sehr äußerlichen Gesichtspunkten: Zeit des Schwarz-. druckes, der Entwicklung des Buntdruckes. Hie und. und. des vollen Buntdruckes.. da wurden Werturteile eingestreut, einer Stilanalyse war keine Be-. deutung zugemessen; denn wenn eine solche in ganz bescheidenem Maße unternommen worden war, so wußte man das Ergebnis in keiner Weise zu verwerten, auch nicht eine innere Entwicklung mit ihrer Hilfe aufzudecken.. Und daß es eine. solche gab. und. vielleicht. noch so etwas wie Ge-. setzmäßigkeit in ihrem Verlauf, davon schien niemand zu wissen. Wenn für die abendländische Kunstwissenschaft geltend gemacht. wurde, daß die begriffliche Forschung mit der Tatsachenforschung nicht Schritt gehalten hätte, so liegt der Fall für Ostasien insofern anders, als. dort überhaupt nicht an begrififliche Forschung gedacht. was not. richtiger Erkenntnis dessen,. tut,. hat endlich. worden. W. Cohn. ist.. In. in der. „Ostasiatischen Zeitschrift" VI, S. 100, die Forderung darnach erhoben:. den Resultaten nach scheint aber noch ein weiter Weg zwischen ihr und der Erfüllung zu liegen. Es. ist. nun. hier nicht der Ort, über. den Stand und. den Charakter der Kunstwissenschaft zu sprechen, die sich mit fernen Osten befaßt. In unserem Falle des Großen.. ist. das Kleine das getreue Abbild. Gerade bei einem so aufschlußreichen Buche wie. japanischen Holzschnitt Kurths. muß. dem dem. die Dissonanz zwischen exakter Tat-. sachenforschung und oberflächlicher Stileinteilung befremden; denn seine Versuche, Stilbegriflfe aufzustellen, sind nicht eben glücklich: als liest man von einem rundlichen beim vollen Buntdruck wird unterschieden. Unterabteilungen des Schwarzdruckes. und einem heraldischen nach chinesischem. Stil,. Mit dieser Arbeit. Stil,. nach Idealisten, Eklektikern und „Naturalisten".. soll. nun. ein erster Versuch gemacht werden, über. eine solche Betrachtungsweise hinauszugelangen zu einer anderen, die. 8.

(13) den Dingen gerecht wird und. gleichzeitig. mit der begrifflichen Methode. abendländischer Kunstgeschichtsschreibung Schritt hält. Erst dadurch. wird es möglich. Entwicklung in ihrem Ablauf zu folgen, ihre. sein, der. innere Gesetzmäßigkeit aufzudecken, durch die begriffliche Fassung aber. machen und unserer ErkenntDer Freund europäischer Kunst wird gleich ein. das Ganze unserm Verstände sinnvoll zu nis zu erschließen.. anderes Verhältnis zu der Ostasiens gewinnen, fühlt er einmal bei solcher,. ihm. vertrauter. Man. Methode. Boden unter seinen Füßen.. festen. braucht nun kein verbohrter Anhänger der Lehre von der Ent-. wicklung des Sehens zu in Ostasien ähnliche. um. sein,. Bahnen. zu bemerken, daß der Ablauf der. verfolgt wie in Europa.. Stile. Dies darzulegen,. wäre das Ziel einer größeren Arbeit, die unter den jetzigen erschweren-. den Umständen nicht. leicht zu. Ende geführt werden kann. Wenn. \>dr. uns entschlossen haben, den japanischen Farbholzschnitt aus dem. Komplex der. ostasiatischen. Kunst herauszuheben,. so. wären dafür. ver-. schiedene Gründe anzugeben.. Es waren dies vor allem die Menge des verfügbaren und gesicherten Materials. und. die ausgezeichneten Arbeiten über das Gebiet, soweit sie. sich auf das Tatsächliche beziehen.. Beides aber hätte noch nicht aus-. gereicht, eine Einzeldarstellung auf begrifflicher fertigen.. Das Wichtigste. ist,. Ausdrucksform begonnen. Grundlage zu recht-. daß der japanische Holzschnitt mit einer. hat, die mit. dem Worte. ,,. primitiv" gut ge-. die typische Bildauffassung einer vorklassischen. Es ist den Anfängen begegnen. Wenn man das gute Bild der Spirale oder Wendeltreppe gebrauchen will man befand sich genau über. kennzeichnet. ist.. Zeit, der wir in. :. dem. ursprünglichen Ausgangspunkt; die Entwicklung begann, in ge-. wissem Sinne, wieder von vorne. sich. am. Man kann. in der Tat behaupten, daß. japanischen Holzschnitt das Werden des künstlerischen Sehens. in Ostasien gut verfolgen lasse.* *. Laurence Binyon hatte dieselbe Beobachtung gemacht, wenn er auch den Grund des in technischer Unfertigkeit sucht, was allein schon durch die hochent-. Neuanfangens. wickelte Reproduktionstechnik eines Tachibana Morikuni (1670-1748) widerlegt wird..

(14) Um dasEntscheidendezusagen: wirhabenmitWölfiflinsGrundbegriflFen operiert.. Man. wird fragen, was. überhaupt. Natürlich. sie. mit japanischen Holzschnitten, mit. Nun, nicht mehr und weniger. Ostasien zu tun hätten.. sollte die. als. mit Kunst. Kunst des fernen Ostens nicht in ein. System von Kategorien gezwängt werden; die Absicht bestand hier so wenig. als sie je für. Europa bestanden. hatte.. Aber mindestens ebensosehr. wie für die abendländische Kunst schien es uns hier ein „Gebot intellektueller Selbsterhaltung". begrifflich. zu. sein,. dem. scheinbar so unfaßbaren Phänomen. beizukommen, gerade wegen der großen Schwierigkeiten in. der fremden Physiognomie zu lesen und das ähnlich gelagerte Problem des künstlerischen Sehens aufzuzeigen.. ergab es sich, daß. dem. Aus dieser Problemstellung allein. einzelnen Künstler nicht so viel Bedeutung zu-. gemessen werden konnte,. als es sonst. üblich. ist.. Der. Titel. möchte schon. darauf hinweisen, daß in diesem Buche mehr auf die Kunst Bedacht ge-. nommen und wenig. Künstlergeschichte getrieben. Die Absicht, ein. sei.. neues Handbuch herauszugeben, bestand nicht; die Möglichkeit, große. Zusammenhänge zu sehen, arbeiten geweckt werden.. sollte gezeigt. Und wenn. und. deren Freunde der bildenden Kunst den. am inneren Verdem einen oder an-. die Lust. diese Zeilen. Weg zum Verständnis. des japa-. nischen Holzschnittes weisen könnten, so wäre das der schönste Lohn. Binyon überschreibt betreffende Seite: If art. to. it. A. in seinem. Buch „The. Flight of the Dragon",. London 1911,. S. 5, die. fresh Start.. did not share in the high tradition of the classic schools of painting, this populär. won compensating advantages from reproduce. pictirres,. its. independence.. Had. the designers merely sought. our interest in them would be small. But they started afresh and. on their own account, only very graduaUy overcoming the technical difficulties in the arts of woodcutter and colourprinter, always having the printed woodcut as the final end in view, and making its special limitations and special beauties the conditions of the design..

(15) Zeittafel. der hauptsächlich genannten Meister. Hishikawa Moronobu Kwaigetsudo Ando Nishikawa Sukenobu. Chincho. Okumura Masanobu Torii I. Kiyonobu. Torii II Torii. Kiyomasu. Kiyonobu. II. Shiro. Torii III Kiyomitsu. Suzuki Harunobu Koryusai. Katsukawa Shunsho Torii. IV Kiyonaga. Katsukawa Shuncho Kitagawa Utamaro Nagayoshi. Utagawa Toyoharu Toshusai Sharaku. Utagawa Toyokuni. I. Hosoda Yeishi Katsushika Hokusai Kosotei Toyokuni. II. Kikugawa Yeizan Ichiryusai Hiroshige. Ichiyusai Kuniyoshi. 1638-1714 Werke 1690-1715 1671-1751 1680-1754 1689-1768 1664-1729 1679-1763 1736-1756 1735-1785 1725-1770 Werke 1770-1782 1726-1790 1742-1815 Werke 1786-1803 1753-1806 Werke 1790-1800 1734-1813 Werke 1788-1796 1768-1825 cc. 1764-1829 1760-1849 1777-1835 Werke 1810-1830 1797-1858 1798-1861.

(16) Zur Aussprache japanischer. Namen — tsch = dsch sh = seh. ch j. ei. In der Mitte und. u meist. elidiert,. =. e-i. am Ende also. eines Wortes wird. Hokusai. =. Hok'sai..

(17) I.. Abschnitt. ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG.

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(19) Entstehun g. VON ebensowenig wie. einer eigentlichen Erfindung des Holzschnittes. ging. in. dem Bilddrucke. kann in Ostasien. Europa gesprochen werden. Höchstwahrscheinlich. der Schriftdruck voraus.. In der frühen T'ang-Zeit. schon schnitten buddhistische Mönche ganze Seiten heiliger Texte in Holz; nach Shinkichi Hara wären schon im Jahre 593 buddhistische. Bücher in China gedruckt worden.. Als sicher darf. man annehmen,. daß die Kenntnis dieses Verfahrens auf dem Festlande ziemlich früh bekannt gewesen sein müsse, denn in Japan wurde im Jahre 764 auf Befehl des Kaisers Shotoku das. Muku. shoko gyo gedruckt. Chinesische. Buddhisten werden an der Herstellung dieses Werkes nicht unbeteiligt. gewesen. Im nung. sein.. Prinzip war es. nun. dasselbe,. in den Holzstock schnitt.. ob. man Ideogramme oder eine Zeich-. Aurel Stein fand in der Höhle der Tau-. send Buddhas in Tunhuang denn auch eine Rolle mit einem guten Holzschnitt ist. am. Kopfende. Dies wichtige Dokument ist 864 datiert. Vielleicht. dies der älteste Bilddruck, der uns erhalten geblieben. ist.. 15.

(20) Nach der chinesischen Kunstgeschichte. freilich soll. schon der Kaiser. Wu-ti, der Begründer der Sui-Dynastie (581—618), veranlaßt haben, daß die mit. dem. Holzstock gedruckten Bücher auch mit Illustrationen in der. Doch ist von diesen Holzmehr bekannt. Allerdings eine zusammenhängende Darstellung des frühen ostasiatischen Holzschnittes läßt sich nicht geben. Chinesische und japanische. gleichen Technik geschmückt worden seien. schnitten nichts :. Holzschnitte sind uns erst wieder aus Stil. und Technik zeigen. sie. dem. 14. Jahrhundert erhalten. In. ziemlich große Übereinstimmung.. Die. Verwandtschaft wird auf Holzschnitten des 16. Jahrhunderts noch deutlicher: die Illustrationen zu. einem „Ise monogatari" stehen den primiTreue" (Erh-lun-hsing-. tiven Holzschnitten der „Beispiele kindlicher shi-t'u),. 1518. in. Korea gedruckt, sehr nahe.. Das 17. Jahrhundert jedoch brachte die entscheidende Wendung. Ein. Ise. monogatari von 1608 zeigt sich im Landschaftlichen noch ab-. hängig von der Kunst der Ming-Dynastie, im Figürlichen aber werden. schon Elemente der zeitgenössischen japanischen Auffassung sichtbar.. Dann. aber scheiden sich die Wege des chinesischen und japanischen Holz-. schnittes endgültig.. gefahren zu sein. Ein neuer Geist scheint in das Volk des Inselreiches. und ihm andere. Worten könnte man. Ziele gesteckt zu haben. Mit trockenen. es so sagen : in. in einer unglaublich schönen. China wird der Holzschnitt, allerdings. und großen Weise, zur Reproduktion mono-. chromer und farbiger Zeichnungen benutzt,. in. was wir Originalgraphik zu nennen gewohnt. Japan wird er zu dem,. sind.. Es. ist. der gleiche. Unterschied, der auch in Europa gemacht wird zwischen reproduzieren-. dem und. vervielfältigendem Holzschnitt.. Von den. illustrierten chinesischen. Büchern mehr oder weniger prak-. tischen Inhalts, denen keine besondere künstlerische Bedeutung zukommt,. kann hier abgesehen werden. Der Akzent schnitt des 17. Jahrhunderts auf. liegt. den großen. beim chinesischen Holz-. illustrierten. Abhandlungen. über Malerei. Schon 1607 erschien das T'u-hui-sung-i,. ,,. Abhandlung. über die Kunst des Malens und Zeichnens", mit zahlreichen Vorlagen. 16.

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(23) von Blumen-, Pflanzen- und Vogeldarstellungen; auch Kopien buddhistischer Bilder sind in. dem Werke. Im. enthalten.. Jahre 1679 wurde. der erste Teil des berühmten Chieh-tse-yuan-hua-chuan, „Erklärung der Malerei aus. dem. Senfkorngarten", veröffentlicht; das Buch. ist. schon. mit mehreren Farbplatten gedruckt. 1701 folgten, ungleich besser, der zweite. und. dritte. Um 1700 wurde noch das Shih-chu chai und Bildersammlung der ,Zehn Bambushalle'",. Band.. shu-hua-ts'e, ,,Buch. herausgegeben, wohl eines der schönsten Holzschnittwerke, das je geschafi'en. wurde.. Gemeinsam. ist. den wundervollen Blättern dieser zwei Veröffentlichun-. gen die eminent malerische Haltung. oder. um. Farbendrucke handeln:. Mag es sich um reine Schwarzweiß-. es gibt nichts,. was größer und gelöster. gesehen wäre. Der scharfe Kontur früherer Holzschnitte den; an seine Stelle. als. Träger der Bilderscheinung. trat. ist. verschwun-. der farbige Fleck,. scheinbar flüchtig, in Wahrheit aber mit feinstem Empfinden hingesetzt.. Die Farbe selbst. ist. durch schwächeren oder dickeren Auftrag, durch. Auswischen immer wieder. variiert. :. die Valeurs spielen eine sehr bedeut-. same Rolle. Es gehört zum Wesen der Kunst Japans, daß ein Teil seiner Maler,. und. nicht der schlechteste, von Zeit zu Zeit sich. dem Reiche. der Mitte. zuwandte, bemüht, in den Geist des alten Kulturlandes einzudringen,. und Erdgebundenheit zu entund überlegener Ruhe teilhaftig zu werden. China, das war Verheißung und Erfüllung in einem. Das Chinesische erschien einer bestrebt, der heimatlichen Rastlosigkeit. fliehen. bestimmten obersten Schicht. als. das Vorbildliche schlechthin,. und. alles,. was von dorther kam, war geschätzt, bewundert und hochgehalten. In solchen Kreisen muß man wohl auch die Liebhaber des chinesischen Farbholzschnittes suchen.. Denn. es spricht. manches dafür, daß. er in. um 1692 waren dort chinesische Farbdrucke sicher im Handel, denn die berühmten Blätter des Britischen. Japan bekannt und beliebt gewesen. Museums. sei:. sind in diesem Jahre von. dem. deutschen Arzt Kämpfer in. Japan erstanden worden. 2». 19.

(24) ,:. Die chinesiche Technik erwarb sich rasch japanische Anhänger: schon. 1707. erschien das sechsbändige. Werk „Gwashi. kwaijo", das Kopien. aher Gemälde enthält. Die endgültige Zuweisung dieser Holzschnitte. an Ooka Shunboku. muß. zurückgestellt werden, bis die Lebensdaten. Shunboku und Tachibana Morikuni. dieses Meisters. genau. (1670—1748). sind die Hauptvertreter des „chinesischen" Holzschnittes. in Japan.. festgelegt sind.. Sie suchen mit. den Mitteln ihrer Vorbilder deren Wirkung:. weiche malerische Blätter, die mehr freien Pinselzeichnungen ähneln als stilstrengen. Holzschnitten.. Dabei. ist es. interessant zu sehen, wie. dem. Japaner immer die nationale Eigentümlichkeit anhaften bleibt: das Feste,. Kompakte, das schärfere Zugreifen gegenüber dem Gelösten und. der Weichheit des Chinesen.. Man möchte am und. liebsten. die Künstler, die sich. Tachibana Morikuni, Ooka Shunboku Ichio. um. sie scharen, als die. japanischen Vertreter. des „chinesischen" Holzschnittes ansprechen. In schärfstem Gegensatz. zu diesem Kreis steht die national-japanische Schule des Holzschnittes,. um. die es hier sich handelt. Die Ukiyo-ye-Meister fühlten sich als Maler. spezifisch japanischer Prägung.. wegen, den. sie. den Namen gab. Sie. waren dies weniger des Vorwurfs. meist auf ihren Bildern brachten und der ihrer Schule. —. Ukiyo-ye bedeutet Bilder der vergänglichen Welt. —. sondern letzten Endes durch die grundverschiedene Erfassung des Lebens scharf, prägnant,. gemessen an der weichen festländischen Einstellung.. Dieser Geist, der schon in der Tosa-Malerei der FujiwaraZeit (12.— 13. Jahrhundert). sich. undKamakura-. die vollendetsten Ausdrucksmittel. geschaffen hatte, blieb in der japanischen. Kunst die Jahrhunderte hin-. durch bestehen. Ein anthropozentrischer Ton wird angeschlagen, ganz. ungewohnt in der kosmischen Harmonie. Ostasiens.. er fand darin, wie die mittelländische. Solchem. festen,. auf. Hang zum Linearismus;. das Sein gestellten Geist eignet ein gewisser. Kunst des Abendlandes, den an-. gemessenen Ausdruck seiner Weltanschauung gleiche Einstellung dem :. Universum gegenüber. scheint, über alle Rassenunterschiede hinweg, der. nämlichen Mittel sich bedienen zu müssen, wenn. 20. sie ihre. Empfindung.

(25) bildhaft gestalten will. Europäische. und. ostasiatische. natürlich sofort zu einheitlichen Komplexen,. Kunst ballen. wenn man. sich. die eine der. anderen gegenüberstellt. Das schließt aber nicht aus, daß bei näherem. Zusehen ähnliche Unterschiede zwischen chinesischer und japanischer Auffassung zutage treten, wie wir. Kunst zu machen geneigt. Auf den. ersten Blick. im Holzschnitt an. sie bei. germanischer und romanischer. sind.. ist. zu sehen, daß der Japaner in der Malerei wie. die Dinge prinzipiell anders herantritt. Erfassung des Seins, auf die scharfgeschliffene vergeistigt in der. Form. :. mehr auf. die. bedacht, wenig. ganzen Haltung; in den Ausdrucksmitteln prägnanter,. linearer, ungleich tektonischer in der Anlage.. Das Wort „Realistisch". ist, daß beim Japaner die und das Ganze zähe sich zusammenbindet, während der Chinese frei und locker aneinander fügt. Das sind Rasseneigentümlichkeiten, die über die Jahrhunderte und. bezeichnet die Sache nicht. Das Wesentliche einzelne Linie stärker belastet scheint. durch. alle. leise seine. Stilwandlungen sich verfolgen lassen.. Der Chinese summt. Melodie von der Unendlichkeit der Natur vor sich hin, wo der. Japaner mit heller Stimme sein Lied von den Freuden des Daseins in die lachende Welt hinaussingt..

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(27) Die soziale Vorbedingung mag man. sich verwundert fragen, wieso es. mög-. Augenblick IMlichersten daß ein künstlerisch begabtes Volk wie das japanische gewesen sei,. so spät erst daranging,. den Holzschnitt zu einer selbständigen Kunst. auszubilden. Die Antwort wäre kurz: das Bedürfnis darnach fehlte.. Man kann. sogar von den Verhältnissen in Ostasien aus zurückschließen,. daß der Einführung der Papierfabrikation im Abendlande keine besondere Bedeutung für die Entstehung des Holzschnittes beizumessen sei.. In Japan wenigstens war die Herstellung von Papier und das Drucken. mit. dem Holzstock. seit. langer Zeit bekannt,. und doch. datiert der eigent-. liche Aufschwung des Holzschnittes aus mannigfachen Gründen. erst seit. der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts.. Im sechzehnten Jahrhundert waren aus dem Kampf der vielen kleinen Daimyate untereinander schließlich einige mächtige Familien hervorRuhe kommen. ließen.. die Shogune in Kyoto waren machtlos.. Durch. gegangen, die ihrerseits sich wieder nicht zur. Der kaiserliche Hof und die ständigen. Kämpfe verarmte das Land. bis. zum. äußersten.. Nichts. 23.

(28) konnte gedeihen, da der nächste Tag schon die Arbeit des letzten hin-. Der Bauer gab. wegfegte.. es auf, sein. Feld zu bestellen, weil der Ertrag. ihm doch abgenommen worden wäre. Der. Soldat allein hatte Aussicht. kaum aus dem Sattel kam Man wußte gut zu leben und. auf Erfolg. Eine Generation wuchs heran, die. und das Schwert. nicht aus der. leicht zu sterben. keit: das. Der Bürgerkrieg mit seiner notwendigen Grausam-. auch, drei auf einmal, kämpften. nacheinander.. Oda Nobunaga (1533. Hideyoshi (1536. erste, sein. General. innehatten.. Familie das Shogunat, das seine Nachfahren bis. Unter Nobunaga und Hideyoshi hörten die Kämpfe. nicht auf. Mit der Unterwerfung der Hojo lich die. zusammen und herrschten. — 1582) war der. — 1598) der andere; Tokugawa leyasu (1541 — 1616),. als letzter, sicherte seiner. 1867. gab.. war der Boden, auf dem Gewaltmenschen gedeihen konnten.. kamen. Sie. Hand. im Jahre 1590 aber war end-. Einigung Japans vollzogen. Der Taiko ging daran, die. Wunden. zu heilen, die jahrzehntelange Kriege geschlagen hatten; er belohnte die. Freunde und versöhnte die Widersacher durch seinen Edelmut. Die Bauern, in den Zeiten des ewigen Kampfes zu Räubern und Landstreichern geworden, kehrten in die Dörfer zurück. Felder wieder. bei. und bebauten. die. Kein Wort mehr von Sklaverei und Leibeigenschaft. Männern, die die Freiheit des Soldaten und Wegelagerers kennen-. gelernt hatten. auf, der. Der Friede brachte Arbeit. Das Handwerk blühte wieder Schiffe wurden gebaut,. Handel wurde weitschauend unterstützt:. Straßen angelegt, die Polizei organisiert und das Münzwesen neu geregelt.. Nach Hideyoshis Tod. flackerten die. Kämpfe noch einmal. Parteien bildeten sich; die eine hielt es mit Hideyori,. auf.. Zwei. dem Sohne. des. Der schlaue Ikeda war ihr Führer. Die andere scharte sich um leyasu. Um 1600 war der Bruch oflfen; die Schlacht von Sekigahara. Taiko.. brachte leyasu den Sieg. Hideyori, der sich. im Hintergrund gehalten. hatte, trat erst 1614 hervor. Der Tokugawa, der seine Nachkommen als Herrscher Japans sehen wollte, grijff den Sohn Hideyoshis in Osaka. an, einmal vergeblich, das zweite. Mutter töteten sich. 24^. ^Dd>. selbst.. Mal mit. Erfolg: Hideyori. und. seine.

(29) Nach innen verfolgte leyasu die Bahnen, die der Taiko vorgezeichnet hatte. Auch seine Nachfolger verließen diese Linie nicht, wenngleich sie die äußere Politik gründlich umgestalteten.. zwangen. sie,. Japan zu. Die Umtriebe der Christen. Allein den Chinesen war es gestattet,. isolieren.. wohnen, von Europäern durften sich nur die Holländer. in Nagasaki zu. auf der Insel Deshima vor dieser Stadt festsetzen. Kein Japaner durfte das Reich verlassen.. Im Innern. ging. man. daran, die Regierung durch. ein klug ausgedachtes Verwaltungssystem zu festigen. Die Klassen sollten. scharf geschieden sein: in den Adel, der sich wieder in höheren. niederen. teilte,. und. in das Volk mit den drei Schichten der Bauern, der. Handwerker und der Kaufleute, und endlich noch. in die Rechtlosen.. Diese Einteilung war gesetzlich festgelegt, die Entwicklung aber brachte es. mit. sich,. daß die Unterschiede mehr und mehr sich verwischten. Die. Samurais, ursprünglich nur Krieger, wiirden zur Besetzung von Beamtenstellen herangezogen, viele. Bürger wieder versahen ein öffentliches Amt,. wie das der Quartiervorstände in den großen Städten, trugen einen oder sogar zwei Säbel wie die Samurais. und. bildeten so eine Art neuen Adels,. der sich von den meisten Angehörigen des alten nur durch größeren. Reichtum unterschied. Auf diese Weise kamen Adel und Bürgertum in Berührung. Aber auch mit den niederen Klassen mußte sich mancher Krieger unter. dem Zwang. der bittersten Not gemein machen.. Viele. Samurais wurden von ihren Lehnsherren aus Mangel an Beschäftigung, aus Geldverlegenheit oder anderen Gründen entlassen.. Diese Leute. standen außerhalb des Gesetzes; einige machten eine Schule auf, in der sie die. bürgerliche Jugend unterrichteten, die meisten durchstreiften das. Land auf der Suche nach Abenteuern oder Beschäftigung. die Ronins, die in der Literatur. Das waren. und auf der Bühne eine große Rolle. spielten.. Yedo wurde. die Hauptstadt.. Das ganze Reich strömte hier zusammen.. Die Tokugawa hielten Hof, die Daimyos hatten Befehl, die Hälfte des Jahres. im. Schlosse des Shoguns zu verbringen.. Kommen und. Es war ein ständiges. Gehen. Jeder Fürst brachte ein Gefolge mit, das seiner. 25.

(30) Macht und seinem Ansehen entsprach. Industrie und Handel, von oben her begünstigt, blühten gewaltig auf. Die verachtete Klasse der Kaufleute,. an. letzter Stelle unter. den heimin, den Angehörigen des Volkes,. gelangte zu Reichtum, der wieder den übrigen. Bewohnern der Stadt. zu-. gute kam.. im Bürgertum neue Bedürfnisse erstehen, die Die Töchter wurden besser erzogen, lernten Schreiben, Malen und Musizieren, übten sich in der Teezeremonie und in der Kunst, Blumen nach ausgeklügelten Gesetzen der Ästhetik Der Wohlstand. ließ. früher unbekannt gewesen waren.. zu ordnen. Die jungen Kaufleute, übertrieben gut angezogen, liefen in die Teehäuser. und Theater,. um. in liederlicher Gesellschaft ihr Geld los-. zuwerden. Der Verbrauch an kostbarem Gewand und Gerät war enorm; auf diese Weise. kamen auch Künstler und Handwerker zu gutem. kommen. Und da auch rollte das. sie. ähnliche Ansprüche an das Leben. Ein-. stellten,. Geld unaufhörlich.. Wenngleich die Gebildeten bessere Interessen hatten, wie der Befehl leyasus, die vorhandene Literatur zu. sammeln und neu herauszugeben. oder die Veröffentlichung der Fabeln Asops in drei Bänden (1659) zeigt, so stand der Sinn der niedrigen Klassen. doch nach anderer Kost. Der. Sensationsroman entstand, Ihara Saikwaku (1642 lesenste Autor.. allem „Koshoku IchidaiOtoko illustriert, in. — 1693) wurde der. Osaka erschien.. — Ein Lüstling", der 1682, von Gensabro Schon 1687. folgte eine zweite Auflage,. diesmal in Yedo, und kein Geringerer als Hishikawa nete. nun. Um. Moronobu. zeich-. die Bilder.. das Jahr. 1650 wird man. sich das Verlangen des japanischen. Volkes nach Bildern gar nicht groß genug vorstellen können. dieser Zeit. Bis zu. war Kunst im wesentlichen eine Angelegenheit des Adels,. der Geistlichkeit. zu tun.. und der Gelehrten; der Mittelstand hatte wenig damit eine Menge Künstler in der Hauptstadt zu-. Und wenn nun auch. sammentraf, genügte ihr Werk, der Quantität nach, noch lange nicht, die. Ansprüche zu befriedigen, die an. 26. ge-. Seine obszönen Bücher fanden großen Anklang, vor. sie gestellt. all. wurden. Den Reichen.

(31) war. es. noch möglich, neben dem Hof und den Fürsten, die vorüber-. gehend sich in Yedo aufhielten, Bilder von der Hand eines berühmten Malers zu erstehen.. Die breite Masse konnte dies nicht.. Sie. war auf. einen Ersatz angewiesen, der, bei hoher Qualität, nicht an das Einmalige der künstlerischen Produktion gebunden war.. Diesem Bedürfnis kam. der Holzschnitt entgegen, zuerst als Buchillustration, später als Einblattdruck..

(32) II. Die stilistische Vorbedingung. NICHT plötzlich, aber doch überraschend schnell breitet sich die neue Kunst. aus.. Von den Holzschnitten zum Ise monogatari aus der ersten. Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. nischen Illustrationen. zum. ist. wenig zu sagen; wie die korea-. Erh-lun-hsing-shih-t'u von 1518 sind. sie. noch stark im Handwerklichen befangen, die Überwindung der rein. dem Künstler die Hand und läßt die kommen. Das Ise monogatari von 1608, das lange als das älteste illustrierte Buch Japans gegolten hat, zeigt, wie oben schon erwähnt wurde, im landschaftlichen Beiwerk manche Reminiszenz an die Ming-Malerei, im Figürlichen aber wird ein starker Zug zur gleichzeitigen Malerei sichtbar. Ganz ausgesprochen findet sich dieser Anklang im Heiji monogatari von 1626; die überaus feine Kolorierung geht auf das Detail mit großer Liebe und Sorgfalt ein. Das technischen Schwierigkeiten lähmt. Absicht nicht voll zur Geltung. Ziel. war. 28. offensichtlich, zeitgenössischen. Gemälden möglichst nahe zu.

(33) kommen. Gerade. dieser. Zusammenhang von Malerei und Holzschnitt. scheint für die weitere Entwicklung grundlegend.. Es will nämlich scheinen,. als. als Holzschnitt, d. h, nicht in. ob diese frühen Illustrationen noch nicht. der Absicht,. vervielfältigen, konzipiert seien.. schaft. im. Ise. sie mittels. des Holzstockes zu. Die malerische Behandlung der Land-. monogatari spricht dafür, die Feinmalerei des Heiji mono-. gatari nicht weniger.. Die Einstellung auf die reine Linie, das Charakte-. ristikum des Moronobuschen Holzschnitts, fehlt noch. Es bedurfte einer kleinen Zeitspanne, bis. mußten. sie erfolgen. konnte: die formalen Bedingungen. erst in der Maleiei heranreifen.. Allzu leicht hat. man den Stil Moronobus und der anderen HolzschnittMan. meister aus der Malerei der Ukiyoye-Schule allein erklären wollen.. hat dabei den Fehler gemacht, das Inhaltliche zu stark zu betonen. und. zu wenig Rücksicht auf die Bildelemente selbst zu nehmen. Iwasa Matahei. (1578. — 1650). nichts. soll. von seinem Ruhme. genommen werden. Er war. als. dem Begründer. der erste, der. am. dieser Schule. zeitgenössischen. Ukiyo, den er. es wert hielt, Vorwurf eines Gemälden verdankte er den Beinamen noch zu Lebzeiten erhielt. Seine Kunst war aber nicht. Volkskunst in. dem. Leben nicht blind vorüberging, sondern Bildes zu sein. Diesen weltlichen. gewesen wäre.. Hof berufen und die. Sinne, als ob sie für die breiten Massen berechnet. Er wurde im Gegenteil vom Shogun Yemitsu an den. man Matahei. lebte dort bis zu seinem Tode.. beimißt, wäre gerechtfertigt,. Die große Bedeutung,. wenn. er stilbildend ge-. wesen wäre seine Darstellungsformen aber sind die seiner Zeitgenossen, :. mögen. sie. der Tosa- oder der Kano-Schule angehören.. Man erinnere sich: um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts machen sich die ersten. Anzeichen eines Klassizismus bemerkbar, der in den. Prunkmalereien eines Kano Eitoku seinen Höhepunkt. wegung war. stark. findet.. Die Be-. und machtvoll, aber von verhältnismäßig kurzer Dauer.. Der Vergleich mit dem europäischen Klassizismus. um. 1800, der von. den alten Künstlern des Rokoko und den vorstürmenden Malern der. Romantik bedrängt wird,. liegt. nahe.. 29.

(34) Wahrend jener Epoche. hielt sich kein Künstler. mehr an. die strenge. Gebundenheit einer Schultradition. Tosa- und Kano-Meister malten so ähnlich, daß ein Schnitt schwer zu. machen. sein dürfte.. Solche Unter-. scheidungen möchten auch überflüssig erscheinen angesichts des ausgeprägten. Zeitstils,. der mit festem Kontur und starkem Kolorit arbeitet.. muß. eine Periode starken Kampfes in Shokwado und Niten waren noch Generation, die das Neue nicht annehmen. Das folgende Halbjahrhundert. der japanischen Malerei gewesen sein.. am. Leben, Meister der alten. wollten; das junge Geschlecht,. um 1600 geboren, strebte von der strengen. Kunst der harten Umrisse weg zu einer gelösteren Ausdrucksform. Tanyu und Koi sind die hervorragendsten Maler. Auch diese Bewegung währte. Von der Mitte der vierziger Jahre an gewinnt die Linie wieder mehr und mehr an Boden, und um 1660 bestimmt sie die Physionicht lange.. gnomie der japanischen Malerei. Der berühmte Hikone-Schirm dürfte. um. diese Zeit entstanden sein, ebenso der. Schirm der ehemaligen Samm-. Von Tanyu stammen aus diesen Jahren die Bilder mit den Kaisern Huang-ti und Shun in der Sammlung des Marquis Nakahiro Ikeda mit ihrer klaren Raumschichtung und dem bestimmten Kontur. lung Jacobi in Berlin.. Die Linie ist wieder zur Trägerin der Bilderscheinung geworden. Die jungen. Moronobu und. Künstler,. Nichts Falscheres los vollzogen. Itcho voran, sind ausgesprochene Linearisten.. als die. Annahme, daß. die Entwicklung sich reibungs-. habe und sich exakte Grenzen für die einzelnen Perioden. angeben ließen. Jeder, der mit Kunst zu tun hat, weiß, daß dies auch in. Europa nicht möglich. ist.. Nur darum konnte. es sich handeln, aus. dem. beständigen Fließen die großen Linien der Entwicklung herauszulesen.. So darf. man auch. nicht glauben, daß, bei der Periodizität dieser Ent-. wicklung, zu Beginn einer neuen Epoche einfach auf das entsprechende alte dekorative. Schema zurückgegriffen worden. ein ständiges Weiterbauen auf. eine. Form. So. ist. sei.. Es war vielmehr. Alten; sich selbst erneuernd, zeugte. die andere.. auch der. schieden von. 30. dem. Stil. dem um. der japanischen Malerei die. Wende. um 1660. des Jahrhunderts.. ziemlich ver-. Vor allem. ist. der.

(35) Kontur mehr betont,. die Erscheinungen sind. mehr auf ihre. hin gesehen und die Binnenlinien scharf hervorgehoben. feine. Umriß hat einem. vollen. und nachdrücklichen. macht, die Dinge haben ein kompakteres Aussehen.. Silhouette. Der dünne,. Strich Platz ge-. Das war der. ge-. gebene Boden für den Holzschnitt.. Es. am. liegt. im Wesen des. Holzschnittes, daß eine lineare. weitesten entgegenkommt.. werden dann nicht stellte. Zeichnung. tragen, der. von. als. Epoche ihm. Die Grenzen, die das Material zieht,. Beschränkung empfunden. Eine auf Linie. läßt sich. selbst die. ge-. ohne Schwierigkeit auf den Holzstock über-. Elemente hergibt, die das lineare Stilprinzip. verlangt. Die rein handwerkliche Tätigkeit des Schneidens beansprucht. nur ein geringes. Maß. technischer Geschicklichkeit.. Alles lag also vor: ein starkes Bedürfnis der breiten. wohlfeiler Kunst, ein Zeitstil, der die. Elemente. enthielt, die. Technik. selbst. dem. Massen nach. Holzschnitt wesentlichen. war nicht unbekannt. Es bedurfte. nur noch des Mannes, der die erlösende Tat vollbrachte. Dieser wahrhaft geniale Künstler. war Hishikawa Moronobu, ehemals. später Maler, „der Vater des japanischen Holzschnittes".. Stoflfzeichner,.

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(37) Entwicklung eine undankbare Arbeit, ein so weites Gebiet wie das des japa-. ESnischen ist. Holzschnittes sinnvoll einzuteilen,. und. die. Grenzen der. ein-. zelnen Epochen so zu setzen, daß den Tatsachen nicht Gewalt angetan. werde und die Entwicklung nicht in falschem Licht erscheine.. Eine. Einteilung etwa, die nur auf die Technik Rücksicht nimmt, scheint nicht. Maß von Sachlichkeit und Sinnfälligkeit zu besitzen. Man nehme nur den vollen Buntdruck: seit dem Jahre 1765, wo Harunobu ihn erfunden und gleich zu stolzer Höhe emporgehoben hatte, vollzogen sich sehr entscheidende Wandlungen im japanischen Farbholzschnitt. das geforderte. Utamaros Bildauffassung war schon eine prinzipiell andere. als die. Haru-. im weiteren Verlauf änderte sich das dekorative Schema noch einmal von Grund auf. Auf der anderen Seite erweist sich das Band, das Harunobu mit seinen Vorgängern verknüpft, um vieles stärker als die nobus, und. rein äußerliche Übereinstimmung der Technik mit den späteren Meistern.. Der Vielfarbendruck bedeutet nicht Beschränkung,. er ist vielmehr die. Freiheit selbst die folgenden Generationen haben denn auch einen grund:. sätzlich verschiedenen. Gebrauch davon gemacht.. Einem schärferen Auge wird es freilich Zusammenhänge unschwer sich erkennen i. Bachhofer, JapauiacLe Halzacbniltmeuter. nicht entgehen, daß tiefere lassen,. wenn nur. nicht auf. 33.

(38) derartige, rein äußerliche. Merkmale. allein der. Ton gelegt wird. Über alle. und Temperamentsunterschiede hin umschließt eine gemeindie Künstler einer Epoche und zwingt sie zu einer Formuihrer Eindrücke, die sich von der vorangehenden und folgenden. Qualitäts-. same Sehweise lierung. Darstellungsweise scharf abhebt. Hier. kam. es hauptsächlich. darauf an,. dies Gemeinsame herauszuheben und danach die Einteilung vorzunehmen. Wenn dabei die Grenzen der „Primitiven" sich bis zuHarunobu. vorschieben, so. kommt. dies daher, daß ein Holzschnitt dieses Meisters. sich auf denselben optischen Nenner bringen läßt wie ein Werk Moronobus. oder Kiyomasus.. Hand. in. Hand damit. geht eine Wandlung des Erlebens, die in der ver-. änderten Auffassung des Stofflichen ohne stets in innerlichem. scheint.. Mühe. Zusammenhang mit der. zu erkennen. ist. und. die. Darstellungsart zu stehen. Sie gebietet keine andere Einteilung, als wie sie sich aus der. Beobachtung der optischen Bedingtheiten. bereits ergab..

(39) Die Primitiven. FREI und überquellend vor Lebensfreude, wie ein Jüngling, dem zum ersten. Male die Tore des Lebens sich auftun,. auf den Plan. Voll Selbstvertrauen wird tuellem Interesse. ist:. Tier. und. tritt. die neue. Kunst. angegangen, was von ak-. alles. Pflanze, weit voran aber der. Mensch. in. seinem Tun und Lassen, zu Hause, auf der Straße, im Theater; friedliche. und kriegerische Aufzüge, Herren und Diener, Frauen und Mägde, Hofdamen und Dirnen. Es. fällt. nicht leicht, eine Grenze zu ziehen zwischen. Temperament der was. auf den. ersten. gelten könnte, wird bei. unmittelbaren Nachfolgern zuzusprechen sein zustellen unternahm,. :. alles,. mußte mit Leben geladen. Forderung, die an ein Kunstwerk 3». dem. so heiteren. und dem des einzelnen Künstlers. Vieles, Blick als persönlichstes Eigentum Moronobus genauerer Prüfung auch seinen Zeitgenossen und. Zeit. gestellt. sein.. was der Maler dar-. Das war die. erste. wurde; Gemessenheit und Ruhe. 35.

(40) man. wollte die. Alles. nicht.. mußte. sich bewegen, sich drehen. Köpfe wenden und die Gewänder. funden zu werden.. Selten genug. flattern lassen,. ist. die. und. biegen,. um als reizvoll emp-. Kunst ein treuer Spiegel des. Lebens; aus der Geschichte aber wissen wir, daß die Zeit Moronobus lebenslustig. und. leichtsinnig gewesen. Das Ursprüngliche dieser Kunst auf,. ist. wie selten eine zuvor.. soll nicht. übersehen werden. Es. fällt. wie sehr der Mensch im Vordergrund des Interesses steht, wie mensch-. immer wieder geschildert wird. Tier und Pflanze werden wohl wahrgenommen und manchmal im Bilde festgehalten; aber sie bleiben doch nur Nebensache, und man wird den Gedanken nicht los, daß der Künstler dann nicht mit ganzem Herzen dabei gewesen sei. Mit liches Treiben. der Landschaft verhält es sich nicht anders. so. ist sie. Trifi"t. man. einmal auf. sie,. nur der Rahmen für die Menschen: Leute, die einen Tempel. besuchen, Bauern, die im Felde arbeiten, oder Wanderer, die eine Brücke überschreiten,. während Fischer vom Boot aus ihnen zusehen. Für die. unbelebte Landschaft hat. Geschehen. muß. man kein Verständnis. ;. irgendein menschliches. sich mit ihr verbinden, sei es, daß gearbeitet oder. nur. müßig herumgeschlendert wird. Erzählt man von einem Picknick im Freien, so wird der Beschauer nicht auf die blühende Pracht der. oder den Wohllaut fernen Gebirges aufmerksam gemacht; er. mehr sehen, wie. die Tänzerinnen sich drehen. und. Bäume. soll viel-. abseits ein junger. Herr mit einem Mädchen schäkert.. Das Sittenbild stand wohl über. alle. Stilwandlungen hin bei den Holz-. gutem Ansehen. Niemals aber war es mit Grazie und Lebenslust verklärt wie bei den Primitiven. Es ist. schnittmeistern in besonders so viel. das Treiben eines ausgelassenen. und vergnügten Volkes, das zu leben. weiß und jedem das Recht zugesteht, nach seiner Fasson. selig. zu werden.. Das Ungezwungene der Jugend fand hier seine beste uud angemessenste Formulierung.. Der Menschentyp licher. Mann und Frau, 36. allein trägt. schon dazu. bei,. den Eindruck fröh-. Jugend wachzurufen. Das sind recht gesunde, kräftige Gestalten, kurz, stämmig, mit runden Köpfen, kleinen. Augen und.

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(43) Ohren, kleiner Nase und winzigem Mund, der sich nur auf Schauspielerbildnissen,. wenn. ein Held gemeint. Den. etwas in die Breite zieht.. ist,. man sich als Mann in den besten Jahren vor, denn am liebsten gibt man sich mit der Jugend ab. Immer wieder begegnet man dem Jüngling und dem zarten Mädchen, beide kaum dem KindesKrieger allein. alter. stellt. entwachsen, schüchtern und ungeduldig, zurückhaltend und stark. im Begehren. Der Jugend das Leben und Generation. sich. und. Man lacht, man Unsinn, man. treibt. die Welt!. tanzt. und. Das. das Feldgeschrei dieser. ist. springt, musiziert, flirtet, hascht. rennt im Winde, daß die Kleider hoch auf-. man macht Ausflüge ins Grüne und fährt im Boote, alles in der ungezwungenen Heiterkeit der Zwanzigjährigen, die die Altersleiden Gicht und Würde nur dem Namen nach kennen. In den Blättern, wo fliegen,. Kampf und Heldentum. geschildert wird,. ist. überschäumende Kraft. die. der Jugend entfesselt. Mit großem Pathos wird gestritten, mit dräuendem Gesicht wird die Waffe geschwungen. und der Feind ums Leben. So träumt der Jüngling von Heldentum, sehr. am. gebracht.. Äußerlichen hängend,. darauf bedacht, imposant und bewundernswert zu scheinen.. Furchtlos. und furchtgebietend möchte man aussehen, und so wird, ganz im jugendlichen Geiste gedacht, Heroentum in die großartige Geste gespannt: das Gesicht verzerrt sich zur Grimasse und die Glieder fahren in der abenteuerlichsten Weise nach allen Seiten aus. Die Mädchen sind nicht weniger wild und ausgelassen, wenn sie unter sich sind und sich im Tanze drehen. Aber Unerschrockenheit und Wildheit verfliegen, treffen die Geliebten allein zusammen; beide senken zaghaft die Augen und sind voll Verlegenheit in seins.. dem. langersehnten Augenblick des Allein-. Ihr heißes Blut läßt sie das Türchen in. um. dem Zaune, den. die. und dann die Freuden der Liebe mit der Unbekümmertheit genießen, die ihrem Wesen Schüchternheit. eignet.. ihre Begierden gelegt hat, bald finden. Raffinement in erotischen Dingen?. Man kennt. auch und macht den besten Gebrauch davon.. Aber. Abwechslung, amüsant und belustigend; immerhin,. dies natürlich. es ist. nur Würze,. man könnte auch 39.

(44) :. müde und die Nerven und klug berechneten Anreizes bedürften. Man war gesund damals, gesund im Aussehen und gesund in der Liebe. Moronobu, Okumura Masanobu, Nishikawa Sukenobu, die einflußreiche Kwaigetsudo-Sippe, Kiyonobu nnd Kiyomasu schildern den Menschen so, breit und voll, wie es der Geschmack der „großen darauf verzichten, denn noch sind die Sinne nicht. nicht so abgestumpft, daß sie überlegten. Welt" verlangt. Der Gefahr. hat. freilich,. daß allzu. eifriges. Anmut. Betonen jugendlicher. zu Ziererei und Blasiertheit ausschlüge, daß naive Unbekümmertheit. zu naivelnder Pose würde, entging auch diese Kunst nicht. Das neue Künstlergeschlecht, das. um 1720. zur Welt kam, wandte sich, wie es. scheint, anderen Idealen zu. Sprudelnde. Laune und ungebrochene. wird selten mehr. ob die Jugend sich zu früh mit. dem Leben. Es. dargestellt.. eingelassen. ist, als. und zu rasch. loren habe. Die Leidenschaft. ist. scherzt. und. samer geworden.. und zurück ist eine Geziertund jedem Überschwang abhold.. tanzt gewiß auch jetzt noch: das. die Gesichter sind schmäler ist. Tempo. aber. ist. und. sich geändert haben;. die Nasen länger geworden, die ganze. gewachsen und sieht schlank aus gegen die. Figuren der vergangenen Zeit.. oft. stumpfen. Es scheint, daß der Wandel. um. vierziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts eingesetzt habe.. Kiyonobu. lang-. Das Presto hat sich zum AUegro und Moderato be-. Kein Wunder, daß auch die Menschen. sänftigt.. Gestalt. ihre natürliche Munterkeit ver-. verflogen. heit geblieben, sehr fein, sehr gepflegt. Man. Kjraft. II Shiro, ein zarter. die. Torii. und überaus liebenswürdiger Künstler,. auf dessen Bedeutung hingewiesen zu haben ein besonderes Verdienst. Kurths. ist,. mag. vielleicht. typs beigetragen haben.. am. meisten zur Bildung des neuen Menschen-. Sein Bruder, Torii III Kiyomitsu, nicht so be-. gabt wie der jung verstorbene Shiro, formt seine Menschen. im. selben. Geiste, vergröbert allerdings, wie es seinem undiff'erenzierten Talent entspricht.. Die Erfüllung bringen aber. erst die fünfziger Jahre.. Ein Genie. geht ans Werk, treibt auf der einen Seite das Alte zu höchster Vollendung. empor und weist. 40. in. den letzten Lebensjahren noch den Weg zum Neuen.

(45) Diesem kultivierten und aristokratischen Künstler. Suzuki Harunobu.. viel geben,. auch der Einfluß des. ewig jungen Sukenobu blieb an der Oberfläche.. Die unendliche Zart-. konnte sein Lehrer Shigenaga nicht heit seiner Gestalten. ist. Das Schönheits-. sein persönliches Eigentum.. ideal verfeinert sich: die Figur wird wieder klein, aber nicht lustig,. hurtig und von gesunder Fülle; müde und lässig ist sie nun. Hände und Füße werden unwahrscheinlich klein, der Kopf sitzt wie eine schwere. Blüte auf. dem schmächtigen Körperchen. Feminine Art wird gefordert. der Mensch sein, und eher verträgt man Ziererei und. muß. Zierlich. preziöse Leichtigkeit als Ernst. und Schwere. Nichts. ist. verständlicher, als. daß das Interesse wieder dem jungen Mädchen sich zuwendet, das. fast. Auch. die. noch ein Kind. ist. und wie verwundert. in die Welt blickt.. Männer sind noch halbe Knaben, zartgliedrig und mit glattem Gesicht. Der Dandy jener Tage rivalisiert in Haltung und Kleidung so erfolgreich mit. dem schwachen Geschlecht, daß. er es mit. der erste Blick oft nicht erkennt, ob. einem Mädchen oder einem Jüngling zu tun. Dazu kommt, Gemboku, und Frisur und Kleidung. daß die jungen Männer gezeichnet werden, bevor jene Zeremonie, bei der sie die Stirne rasiert. hat.. sie. das. der Erwachsenen erhalten, über sich ergehen lassen mußten.. Ja, der. Hang zum Weibischen geht so weit, daß man ohne Scheu auch die Helden der Sage und Legende als junge Mädchen darstellt: Daruma, den die japanische Kunst immer als einen Mann gebildet hatte, dessen Gesicht von innerem Feuer verzehrt erschien, wird zur leichten Schönen, die zierlich. Es. ist. den. heitsideales.. werden.. Arm. hebt und müde,. fast blasiert,. zur Seite blickt.. ohne Zweifel etwas Logisches in der Entwicklung dieses SchönEin Mehr an Grazie und Zierlichkeit konnte nicht erreicht. Zwischen 1765 und 1770 scheint in Japan nichts ernst. nommen worden. zu. sein.. Alles. ist. Spielerei,. die Frau bei der Arbeit sehen läßt, so. wird beliebt. Kurtisanen hat. man. ist. ge-. und wenn uns Harunobu. das nur Getändel. Das Laszive. schon von Anfang an gerne gezeigt,. jetzt. werden auch anständige Frauen und Mädchen im Bade beobachtet,. und. die Frau, die nach. dem Bade. schnell den Mantel umlegt. und. sich. 41.

(46) nur halb bedeckt,. ist. ein ebenso beliebtes Motiv wie das junge Mädchen,. das eine steile Treppe. herabkommt und dem. ein Windstoß die hellen. Schenkel entblößt. G^wiß werden auch später noch nackte Frauenkörper dargestellt, aber die. besondere Note erregender Sinnlichkeit fehlt dann.. Der Beigeschmack von Erotik auf den Blättern eines Kiyomitsu, Toyonobu, Toyoharu und Harunobu weicht einer gesunden und ungekünstelten Natürlichkeit.. man schon im Spätwerk Harunobus. Bemühungen mit dem besten Erfolg. Die ersten Ansätze dazu bemerkt Sein Freund Koryusai setzte die. und getragenen Gestalten Beste der Kunst Utamaros vorweggenommen. In seinen edlen. fort.. Wirft. man noch. Stoffliche vielfältige ist.. einen raschen, zusammenfassenden Blick auf das. von Moronobu. bis. Harunobu, so. sieht. man. unschwer, daß der. Reichtum des Lebens auf einige wenige Typen zurückgeführt. Individuelle Besonderheiten werden. gemeine. scheint oft schon das. gilt,. und. selbst. kaum. beachtet.. Nur. das All-. beim Forträt fühlt der Künstler nicht die Ver-. pflichtung, der Eigenart des Modells über die. Grenzen des allgemeinen. Typs hinaus gerecht zu werden.. Dem Wandel dieses ist,. der Ausdrucksformen. ist. der ganze zweite Abschnitt. Buches gewidmet, und wenn hier vom gleichen Thema die Rede. so geschieht dies nicht,. um. in gedrängter. Auseinandersetzung vorwegzunehmen.. Kürze die systematische. Der größeren Eindringlichkeit. halber mußten dort die verschiedenen Bildelemente getrennt werden; hier wäre zu versuchen, in groben Umrissen die Entwicklung der Linie,. der Raumdarstellung und der Bildauffassung überhaupt während der primitiven Periode aufzuzeichnen.. Weiter oben wurde schon darauf hingewiesen, daß ein entwicklungs-. dem Augenblick. fähiger Holzschnittstil erst in. entstehen konnte, als die. Malerei wieder ausgesprochen linear geworden war. In der Tat besteht. nur ein geringer. stilistischer. Unterschied zwischen einem Gemälde und. einem Druck Moronobus. Allem Anschein nach hat dieser Künstler den reinen, ziemlich gleichmäßigen. 42. Kontur. seiner Bilder auf. den Holzstock.

(47) Rein technische Erwägungen sprechen schon dafür. Denn. übertragen.. das Material übt zu Beginn. immer den größten Zwang. aus.. Ein Blick. auf den Werdegang des abendländischen Holzschnittes kann dieser An-. nahme nur. Und. recht geben.. wie es in Europa. zehnten Jahrhunderts bedurft hatte,. um. fast des. ganzen fünf-. die Federzeichnungen eines. Michel Wolgemut nachzuschneiden, mag Moronobu leicht ein oder zwei Jahrzehnte gebraucht haben, bis er nach 1680 einen schwungvollen Pinselstrich mit Stil,. dem. Holzstock wiedergeben konnte. Dafür, daß dieser. dessen Linien sich ohne Rücksicht auf die. dünnen, damals. erst. aufgekommen. sei,. Form verdicken und ver-. spricht vor allem, daß. um. diese. Boden Verwendung in. Zeit die entsprechende Technik in der japanischen Malerei an. gewonnen. hat, nicht. zum. wenigsten durch ihre geniale. den Händen eines ziemlich jungen Künstlers: Ogata Korin.. Man kennt Korins Bedeutung und die Wirkung. seiner. Kunst auf allen. Gebieten. Er gab sich einer spezifisch japanischen Eigenart, der Vorliebe. und schuf, dank seinen genialen und Farbe sind auf seinen Bildern. für die reine Dekoration, völlig hin. Linie. Fähigkeiten, Unsterbliches.. ins Dekorative umgesetzt, die ganze. Komposition. ist. so angelegt,. daß die. Fläche gewahrt und vor allem nicht leer bleibt. Rhythmische Füllung des gegebenen. scheinung. ist. Raumes. bis zur. ist. das oberste Gesetz dieser Kunst.. tation scheint kein Bedacht befreit die Linie aus der. genommen zu. sein.. Fron der Imitation;. rative. Funktion im Bilde erfüllen, an zweiter. Form. dienen.. keit,. Alle Er-. Hieroglyphe ins Dekorative umgebogen, auf Imi-. Das Mittel: ein. sie. Im. Gegenteil: Korin. muß. zuerst ihre deko-. Stelle. dann mag. freier Strich, zügig bis. sie einer. zur Zügellosig-. mit Notwendigkeit also formentfremdet. Eine solche Linie bannt. alles in die. Fläche und auch die Farbe. ist. nach den gleichen Gesichts-. punkten gewertet. Die reichliche Verwendung von tiefem Schwarz und Gold. läßt erkennen,. nicht vorhanden. ist.. daß eine Bildvorstellung mit räumlicher Tendenz. Auf. diesen. Zug zur reinen Flächendekoration. gründet sich der große Einfluß, den Korin auf die angewandten Künste. gewonnen. hat.. 43.

(48) Es wäre verwunderlich, wenn der Holzschnitt allein nichts vom Hauche. Für den Holzschnitt. dieses Genies verspürt hätte.. gezeichnet. und doch. steht er hinter. Kwaigetsudos. Der großzügige, freie. selbst hat. Korin nicht. Kiyonobu, Kiyomasu und den. von 1700. ist sein Werk. Die Farbgebung mit den einheitlichen Komplexen und dem reichen Lackschwarz und Gold, von Okumura Masanobu gegen 1720 in den Holz-. Stil. übernommen, lehnt sich an sein Kolorit an. Die ganze BildaufWahrung und Füllung der Fläche geht auf ihn zurück. Moronobu, der fast dreißig Jahre Jüngere, erzählt seine Geschichten deutlich und übersichtlich. Seine Linie ist bei allem Schwung sachlich und der Raum ist klar und unkompliziert wiedergegeben. Es lag ihm daran, seine Menschen in eine bestimmte, erkennbare Umgebung zu schnitt. fassung. stellen.. —. —. Bei allem persönlichen Temperament herrscht eine Sachlich-. keit des Sehens, die gegen die. Jahrhundertwende sich nicht mehr. Die Linie wird kalligraphisch ausdrucksvoll. und. dient. um. so weniger der. Form,. je. mehr. sie als dekoratives. ornament ge wertet sein möchte. Kein Wunder, daß liebt. findet.. — im ostasiatischen Sinne — Flächen-. jetzt Gestalten be-. werden, deren Kontur breit auslädt, keines, daß diesen Menschen. der organische Zusammenhalt zu fehlen scheint. Die Sehweise hat sich ge-. ändert und damit. ist. auch das Schönheitsideal ein anderes geworden die :. biederen Figuren Moronobus mußten den elegant bewegten Frauen und. den ungestümen Helden Kiyonobus und Kiyomasus das Feld. lassen.. Der. kommt um diese Zeit auf, wahrscheinlich von Kwaigetsudo Ando eingeführt. Man möchte annehmen, daß ein rein artistisches das gegenständliche Interesse zeitweilig verdrängt habe. Das Thema des Einblattdruck. stehenden oder schreitenden Menschen wird von der Kwaigetsudo-Sippe. und den von ihr beeinflußten Meistern immer wieder vorgenommen, jeder sucht die zügigen Linien neu zu ordnen. Sollte ein Mensch in einer bestimmten Umgebung, wie sie die Situation erforderte, dargestellt werden, so. waren auch hierfür. Raumbildung. völlig. neue Gesichtspunkte maßgebend. Sachliche. zusammen mit unsachlicher Figurenzeichnung einen schlechten Klang ergeben: der flächig-dekorative Tenor mußte gewahrt. 44. hätte.

(49) bleiben.. Gerade wenn die Szene in einer Landschaft. am deutlichsten,. daß. es nicht das Ziel. ist,. spielt, sieht. man. den organischen Zusammenhang. von Vorder- und Hintergrund glaubhaft zu machen. Über die tatsächliche Ordnung der Dinge im Räume schritt man hinweg und ordnete Linien und Massen wirkungsvoll innerhalb des Bildrandes.. Sich über. die „Fehlerhaftigkeit" einer solchen Darstellung aufhalten, heißt. am. Entscheidenden vorbeisehen: daß nämlich ein solches Bild wundervoll. abgewogen. ist. und keine. leere Stelle das. Auge. Bildauffassung geht auf Korin zurück, bei. verletzt.. dem. zugunsten höchster dekorativer Wirkung. alle Realität. setz der künstlerischen Gestaltung. erhoben. Eine derartige. das Hinwegsetzen über. zum. obersten Ge-. ist.. Diese besondere, auf dekorative Flächenwirkung hinzielende Bild-. im gleichen Tempo, als die freie Linie sich beund wieder der Form dienstbar wird. Seit der Erfindung des Zweifarbendruckes durch Okumura Masanobu um das Jahr 1743 werden energische Versuche gemacht, zu einer klareren und sachlicheren Raumdarstellung vorzustoßen. Das wilde Wogen der Linien beruhigt sich um dieselbe Zeit zu leichtem Wellenschlag und auch die Menschen geben sich auf den Drucken stiller und manierlicher. Darf man nicht an-. auffassung änderte sich ruhigt. nehmen, daß. all. diese. Veränderungen auf eine gemeinsame Ursache. zurückzuführen seien?. Harunobu bedeutet einen großen Qualitätsurteil sein, sondern sich ein gutes Stück weiter hat.. Schritt nach vorne. Das soll kein möchte nur anzeigen, daß dieser Künstler. vom. ursprünglichen Ausgangspunkt entfernt. Die Linie wird zart und gleichmäßig und mit. Umriß Koryusais schritten.. ist. der. Weg zum. dem langen,. sicheren. edlen Kontur Kiyonagas schon be-. Die Versuche Harunobus, Vorder- und Hintergrund einer. Landschaft glaublich abzusetzen, sollen nicht vergessen werden. Bei der. Wiedergabe eines Innenraumes gelingt es ihm. am. ehesten, den Dingen. ihren Platz anzuweisen.. Harunobu und Koryusai Überganges.. sind, mit vielen. anderen Malern, Meister des. Wenn sie trotzdem noch zu den Primitiven gerechnet werden, 45.

(50) geschieht das auf. Grund formaler Erwägungen. Ihre Bildauffassung. noch nicht die der klassischen Periode. gefordert,. daß. es eine. Vom. höhere Einheit sein und auf die Randlinien. Rücksicht nehmen müsse.. Von Tektonik. ist. noch nichts zu spüren.. Die Raumdarstellung hat nicht die Klarheit der folgenden die Figuren endlich stehen mit Struktiu:. —. ist. Bild wird noch nicht. Zeit.. Und. ihrem Mangel an Gelenk und innerer. was wieder keinen Mangel an Qualität bedeutet. —. den. Menschen eines Kiyomitsu oder Masanobu weit näher als den organisch empfundenen Gestalten eines Shunsho oder Kiyonaga..

(51) n Die Klassiker ein seltsames Erlebnis für den, der von den Primitiven her-. ESkommt und ist. plötzlich sich der klassischen Umwelt eines Shunsho oder. Kiyonaga gegenüber. sieht.. Alles. Stofflichen sind weiter gezogen. :. ist. anders geworden. Die Grenzen des. Tier. und. Pflanze, an. gerne vorbeigesehen hat, finden stärkere Beachtung. zum. Landschaftsbild sind zu vermerken. Der. Mensch. im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit,. ist. größer geworden; jetzt scheint er erst wahrhaft schalten.. Pose sind. Was er tut, tut in ihm fremd.. Eine Einschränkung. nun. ja nicht, einer. er schlicht. muß. und. denen man früher. und. aber,. immer noch. nicht allein äußerlich frei in seiner. Welt zu. und. graziöse. Man. erwarte. ganz, Ziererei. aber gleich gemacht werden.. Unmenge von. sogar Ansätze. Bildern des bürgerlichen Lebens, des. arbeitenden Volkes oder edlen Heldentums zu begegnen.. Gewiß. solche Darstellungen auch, aber sie sind verhältnismäßig selten. Ausnahme. Im großen ganzen schlag, der die spieler. bringt.. und. ist es. gibt es. und. die. noch immer der gleiche Menschen-. Maler und das Publikum beschäftigt: Kurtisanen, Schau-. leichtes Volk, das in dieser Gesellschaft seine freie Zeit ver-. Man. hüte sich, aus. dem. edlen. und einfachen. Stil allzu schnell. 47.

(52) und. geistreich auf eine tiefe. Umlagerung der. geistigen Kräfte. im ganzen. Volke zu schließen; besser wäre es zu sagen, daß einfach der Künstler eine andere Stellung. zum Objekt eingenommen. habe.. Das Schönheitsideal wandelt sich wieder von den kindlichen Mädchen Harunobus über die kleinen und eleganten Frauen Koryusais zu den kräftig untersetzten Figuren. Shunshos und Kiyonagas. um. 1775. Die. schlanken Figuren Kiyonagas sind dann die spätere Veredelung des. Typs; Utamaro, Yeishi, Nagayoshi und Toyokuni. I. folgten ihm.. Die Gestalten sind von vornehmer Gelassenheit und edler Wurde.. weder ausgelassen wild noch. ist. blasiert; diese. Man. Menschen blicken ruhig. und ihrer selbst sicher umher und nichts scheint sie aus ihrem Gleichmut bringen zu können. Selbst bei den intimsten Szenen verrät nichts physische oder psychische Erregung. steht wieder hoch im Werte. Der Künstler sucht die im Menschen und achtet auf ihre Äußerungen. Die Ringer, wahre Riesen und nackt bis auf einen Lendenschurz, werden von Shunsho zum. Das Gesunde. Kraft. ersten. Male. als. Bildmotiv verwendet. Dieser Meister reformiert auch das. IV Kiyonaga wenig mehr übrig gehabt und langweilige Pose eines Kiyomitsu zu echter, verhaltener Kraft zusammen. Er und seine Schüler brauchen keine vom Sturm gepeitschten Gewänder mehr, um Stärke und Mut glaubhaft zu machen. Der seelische Ausdruck im Schauspielerporträt Schauspielerbildnis, für das Torii. Shunsho. hat.. kommt. auf, je. Strichen. ist. unerreichter. reißt die preziöse. nach dem Gefühl wechselt die Physiognomie. Mit kargen. Höhe erhob. Empfindungen. sich gerade auf. schwer, ein Genie, das seiner Zeit ins. festgehalten. Zu dem Gebiet Sharaku, düster, die Maske vom Gesicht riß und dafür. eine Welt stärkster innerer. Elend gestoßen wurde.. Gewisse Motive, wie das des würdevoll aufgerichteten Sitzens am Boden, sind sehr beliebt, das des Schreitens aber erfährt in den neunziger Jahren seine schönste Formulierung.. Man. Getragen und fürstlich geht. denkt eher an eine Prinzessin, wenn. sich leicht auf die. 48. Hand. man. sieht,. alles einher.. wie eine Kurtisane. der Dienerin stützt. Die Wäscherin. am Bach.

(53) und. die Fischerin. am Meer. scheinen aus königlichem Geblüt zu sein.. Nichts Ordinäres findet sich, nichts Lautes und Aufdringliches; die Hal-. tung. muß vor allem gewahrt bleiben, und wollte man etwa Überraschung. sich. anmerken. lassen, so. wäre das. als. Mangel an Takt und Bildung. ge-. deutet worden.. Die stoffliche Bereicherung und der Wandel von zerbrechlicher Grazie zu ernster Würde. ist. jedoch nicht das Wesentliche. Das. alles. wäre nicht. möglich gewesen ohne eine prinzipielle Änderung des Sehens. Mensch, Tier, Pflanze, jeder. Luft. um. Gegenstand hat nun seinen Platz im Räume, es. ist. die Dinge, die Scheu vor Überschneidungen verschwindet.. Eine Landschaft schichtet sich klar in die Tiefe.. Man. braucht dabei. nicht an das kiirze Gastspiel zu denken, das europäische Linearperspektive. im japanischen Holzschnitt gegeben. hat.. Man. versteht es, den. auch ohne dies fremde Hilfsmittel darzustellen. ist,. daß. gibt. man. Raum. Das Entscheidende. Tiefenerstreckung in deutlich abgesetzten Gründen wieder-. und der Akzent auf den meist belebten Vordergrund. Das primitive Ungefähr,. als. gelegt. ist.. ein besonderer Reiz von den früheren. Meistern empfunden, kann vor der neuen Forderung der absoluten Klar-. mehr bestehen. Man verlangt, daß der Holzschnitt bis zum letzten Winkel übersichtlich und deutlich bleibe. Hand in Hand damit geht das neue Gefühl für Tektonik: die Hauptlinien müssen auf den. heit nicht. Rand Bezug nehmen und besonders wird die Vertikale betont. Ein Bild muß streng aufgebaut sein und die neue Übung, in Triptychen zu komponieren,. stellt. an den Künstler die größten Anforderungen, da jedes. Blatt für sich eine geschlossene Einheit darzustellen hat. Gesamtwirkung der. und von der. drei Teilstücke das nämliche verlangt wird.. Ein Hin-. weis für die Montierung: klassische Triptychen, besonders solche ohne landschaftlichen Hintergrund, gewinnen ungemein,. wenn man. die ein-. zelnen Blätter durch schmale Streifen voneinander scheidet.. Das Gefühl der Tektonik beschränkt sich nicht nur auf das Bild. als. und Pflanze wird auf Kompaktheit und Struktur hin untersucht beim Menschen natürlich fällt die Wandlung am meisten Ganzes, Jedes Ding, Tier ;. 4. Bachhofer. JapiDinche HolzBclmittmeiater. 49.

(54) !. auf. Jetzt scheint er erst ein Skelett. zu haben, er steht mit vollem Ge-. wicht auf dem Boden, die Gelenke sind betont, der Hals wächst organisch aus den Schultern heraus. Augen, Nase und. und. trägt. den Kopf. Mund „schwimmen". nicht. und ungezwungen. mehr, sie sind streng und leicht. bestimmt eingezeichnet. Die „schöne" Linie der klassischen Meister. dem ist. kommt. folgerichtig. von. beruhigten Kontur Harunobus und Koryusais her. Wie bewegt aber. der Strich der beiden Meister noch gegen den. Im Hinblick. Umriß. eines. Utamaro. auf das entsprechende Kapitel im zweiten Abschnitt dieses. Buches kann eine Analyse der klassischen Linie erlassen werden. Nur so viel sei gesagt,. geordnet. ist.. daß der Kontur der Form nun vollkommen unter-. Dem. einzelnen Linien. ist. reibungslosen, harmonischen die größte. Zusammengehen der. Aufmerksamkeit geschenkt, ein weiches. Wogen ist überall zu spüren. Der Strich hat einen edlen Gang, er will dem Auge schmeicheln, die Form, die er umschließt, möchte als schöne Form empfunden werden. Linie und Farbe sind aufeinander abgestimmt, keine überragt die andere an Bedeutung; auch die Harmonie dieser Bild-. elemente. ist. von einem scharf wägenden Kunstverstand gefordert.. Es konnte nicht ausbleiben, daß eine Kunst, der die „Form" so bedeutete, nur zu leicht. und. viel. schnell in Manierismus ausarten würde.. Bewegung schon ein, um 1800 ist der Höhepunkt erreicht. Für die Frauendarstellung gibt Utamaro den Ton an; Nagayoshi, Yeishi, Toyokuni, Toyohiro eifern ihm Gegen. die Mitte der neunziger Jahre setzt die. nach die Gestalten werden von einer lasterhaften Schlankheit, auf den :. unnatürlich schmalen Köpfen türmen sich kunstvolle Frisuren. Sharaku, dessen ureigene. Domäne. das Schauspielerporträt war, fand in Toyokuni. seinen Nachfolger, der übernahm, was. Vorbildes freilich blieb. ihm. ihm gut. schien: das Genie seines. unerreichbar. Das bewahrte ihn dafür vor. dem traurigen Schicksal Sharakus. Dessen Form erstarrte in Toyokunis Händen bald zur Formel; die Kraft, sie mit neuem Inhalt zu füllen, war ihm im Verlauf seines langen Lebens schon bald abhanden gekommen.. 50.

(55) III. Die Späten. M. AN möchte das krampfhafte Suchen nach Neuem, das um die Mitte der neunziger Jahre einsetzt. nung der Drucktechnik. und zu einer raffinierten Vervollkomm-. führt, schon als ein. Anzeichen beginnender Er-. kaltung der schöpferischen Phantasie werten. Der lineare Stil hatte durch. Utamaro wohl. seine höchste Ausbildung erfahren; die Fähigkeit aber,. den Weg in die Zukunft zu weisen, besaß weder Utamaro, noch Yeishi oder gar Toyokuni. Ein einziger nur hatte sie, der Pionier der kommenden Generation, viel bewundert,. und mehr noch. angefeindet: Katsushika. Hokusai.. Der Wechsel in der Beurteilung Hokusais beleuchtet das Verhältnis der europäischen Kunstgeschichtsschreibung zum j apanischen Holzschnitt scharf. Ich verstehe darunter. sowohl die spießerhaft-gutmütige Schätzung. wie auch jene Ablehnung der anderen, denen Hokusai nicht vornehm. 51.

(56) und. edel genug. zusagt, Dinge,. ist,. um. und denen vor allem. Wahl. die. deretwillen der Maler wieder. geachtet wird. Die. Ablehnung. Gebildeten aus, denen der. ist. seiner Motive nicht. vom. gutherzigen Laien. das Wichtige; denn sie geht von den. Begriflf „Klassik". gleichbedeutend. ist. mit. dem. „höchster Qualität" und denen alles andere minderwertig erscheint, aber. eben auch ewig unverständlich. Es. bleibt.. ist ja. ganz natürlich, daß eine. ausgesprochen humanistische Einstellung, der die italienische Renaissance. am. meisten behagt, an den linearen Schöpfungen der klassischen. Meister Gefallen findet: sie spürt durch alle Fremdartigkeit in der ver-. wandten Form den verwandten Hokusais Stil ohne weiteres mit. Geist.. Aber. es ist einfach unzulässig,. dem Utamaros zu. vergleichen. und den. Jüngeren dann mit vagen Qualitätsurteilen wie „Mangel an. Stil,. an. Idealismus" und ähnlichem abzutun: das heißt verkennen, daß Hokusai,. dem Führer. einer. neuen Generation, das. alte. Ausdrucksschema nicht. mehr zur Verfügung stehen konnte, wenn er sich nicht selbst zur Sterilität verdammen wollte. Die Weiterbildung des Stils konnte gar nicht aufgehalten werden. Aber von Hokusai Idealismus und „edlen Stil" fordern, heißt. von Ostade oder Brouwer verlangen, Parmigianino zu sein.. im wesentlichen gleichbedeutend mit der Entwicklung Hokusais. Der Maler wurzelt im Alten, er war ein Schüler Shunshos. Erst nach und nach, zögernd manchmal und dann Die Entwicklung des Neuen. ist. wieder schneller, entwuchs seine Kunst den klassischen Ausdrucksformen. und schuf. sich ein neues dekoratives. Schema, in dem die Welt nun. auf-. gefangen wurde. Wäre Hokusai nicht gewesen, so hätte sich die Zeit eines anderen bedient,. um die neue Form zu realisieren. Denn dies muß. festgehalten werden: die. Wandlung des. linearen klassischen Stils eines. Shunsho in den malerischen eines Hokusai. erfolgte. nach natürlichen. Gesetzen des Sehens, denen jede lebendige Kunst unterworfen. Die Linie wird locker, brüchig,. setzt. manchmal aus und. die ruhige Blickbahn der klassischen Zeit.. der vorangehenden Epoche. ist. nicht mehr. Der etwas eintönige Kontur. verschwunden die neue Linie verläuft nie ;. gleichmäßig, sie wandelt sich beständig unter. 52. ist. ist.. dem Auge,. schwillt. an und.

(57)

(58)

(59) ab und scheint dadurch ungemein lebendig. Die Erscheinung nicht. mehr. Ton. auf Silhouette hin gesehen, der. ist. auch. ist. meist auf die Binnen-. linien gelegt.. Nichts. ist. selbstverständlicher, als. daß die Kunst sich nun neuen. Problemen zuwendet und den alten Vorwürfen neue Reize abgewinnt.. Der Mensch wird besonders gerne in Situationen gezeigt, wo er sich zu rühren hat: im Kampfund bei der Arbeit. Bewegung ist alles, ein otium. cum. mehr zu geben. Die malerische und. dignitate scheint es gar nicht. geschmeidige Linie eröffnet. dem Künstler. ein neues Feld: alte Leute,. und auch weiterem Umfang beachtet. denen das Leben die Gesichter zerknittert hat, tauchen auf. Bewegung scheint jetzt erst in „Einem Menschen, der sich zu sprechen anschickt", Hokusais Interesse ebenso wie „einem Vogel, der im nächsten Augen-. die psychische. worden zu gilt. sein.. blick auffliegen möchte". Streich. beim. Brettspiel. besser dargestellt. Hätte Schadenfreude über einen gelungenen. und. verdutztes Erstaunen des Hereingelegten. werden können? Früher ging man an solchen Szenen. achtlos vorüber. Wahnsinn, Überraschung, Pfiffigkeit, kurz jede seelische. Einstellung spiegelt sich in den Gesichtern wider, nicht immer mehr die edle und Gier kommt zuweilen in. und. die Kurtisane. ist jetzt. Fürstin; eine tüchtige Dosis Gemein-. heit. ihre. Züge und rückt. ins Licht,. was. die Früheren zartfühlend verschwiegen.. Mit der Möglichkeit, die Bewegtheit des mannigfaltigen Lebens zuhalten,. tritt. der Maler auch der Tierwelt mit anderen. fest-. Augen gegen-. über. Die fast wissenschaftlich exakte Darstellung der klassischen Meister. wird. als reizlos. empfunden; das Wippen des Vogels auf einem elastischen. Zweig, die plötzliche. Wendung im. pfeilschnellen Flug erscheint als Bild-. vorwurf nun möglich. Überall sucht. man den. Reiz des Labilen, sich. beständig Verändernden.. Auch die enorme Bereicherung der Palette eröffnet neue Gebiete. Durch Auswischen und kräftigen Auftrag wird die Farbe immer wieder nuanciert, den Valeurs ist alle Aufmerksamkeit geschenkt. Die beiden Wege, eine Farbe zu höchster Intensität zu. steigern, sind bekannt:. durch. 55.

(60) die Abstufung vom kalten zum warmenTon oder durch die verständige Verwendung der Komplementärfarbe; ein Rot wird von Rosa umgeben oder von Grün emporgetrieben, ein Violett macht das Gelb leuchten und Blau faßt das Orange ein. Die Farbe trägt mehr und mehr den Bildeindruck.. Es. ist. vor allem die Landschaft, der die Verfeinerung der farbigen. Ausdrucksmittel zugute kommt.. Die Unendlichkeit des Raumes wird. jetzt erst gewürdigt, die Landschaft wird ihrer selbst wegen dargestellt und ist. nicht. mehr. Örtlichkeit.. StaflFage. oder topographische. Aufnahme. einer bestimmten. Hokusai, Hiroshige und Kuniyoshi schaffen „Stimmungs-. Gewiiä, auch Utamaro hat sich gelegentlich an solchen ververläßt er dann den Boden des Ukiyoye-Holzschnitts und doch sucht; greift zur chinesischen Reproduktionstechnik. Die Mondlandschaft aus bilder".. dem „Yehon kyo-getsu-bo, 1789" und seine Winterlandschaften erinnern stark an Kano Tanyu und die Nachschnitte der chinesisch beeinflußten Schule eines Morikuni oder Shunboku. fallen vollständig aus. und haben mit. dem Rahmen. Diese paar Blätter Utamaros. des japanischen Farbholzschnittes. zeitgenössischer Ukiyoye-Landschaftsdarstellung bis auf. gewisse kompositionelle Eigenarten wenig zu tun.. Lockerung der Linie, einheitliche Tiefenbewegung, Nuancierung und Betonung der Farbe und Unterordnung des ganzen Bildes unter ein führendes landschaftliches Motiv. — das sind die wichtigsten Elemente. des neuen Landschaftsbildes. Hokusai. und Hiroshige, denen. eine. Kom-. nach allen Seiten auf den Rahmen Bezug nimmt, unleidlich geworden ist, tun alles, um den Eindruck des Zufälligen zu erwecken: abrupte Überschneidungen sind nicht selten und wo einmal die diagonale. position, die. Tiefenbewegung nicht verwendet. ist,. muß. den Blick in die unermeßliche Weite zu. die Farbe das ihrige tun,. leiten.. um. Die dunklere Färbung des. oberen Bildrandes suggeriert die majestätische Wölbung des Firmaments. und. ein feiner. Dunst über fernen Hügeln verkündet die Unendlichkeit. des Raumes.. Mit der der Nacht,. 56. difi'erenzierten Palette. Dämonen und. konnten auch die Maler die Schrecken. Geister der Ermordeten wirkungsvoll gestalten..

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