Sehr zum Wohle, liebes Rotkehlchen!
Vogel des Jahres 2021
Trinkspruch + Tränke für den Vogel des Jahres
Zum 50. Mal wurde 2021 der Vogel des Jahres gewählt – anlässlich des Gold-Jubiläums erstmals öffentlich. Rund 455.000 Menschen beteiligten sich: Den Schnabel vorn hatte
schließlich mit deutlich über 59.000 Stimmen das Rotkehlchen vor Rauchschwalbe und Kiebitz. Nach 1992 errang der beliebte Singvogel damit bereits zum 2. Mal den Titel.
Der Erfolg kann kaum überraschen: enorme Popularität, schickes Aussehen, angenehm perlende Stimme: Mensch muss es einfach lieben.
So sehn Sieger aus: knapp 20 g auf langen, schlanken Beinen ...
… aber auch mit großen Knopfaugen und etwas rundlichem Kopf entspricht es fast unserem Kindchenschema: Wir finden es niedlich und es weckt unseren Beschützerinstinkt.
Rotkehlchen bevorzugen Lebendfutter, wenn dieses im Jahreslauf knapp wird, nehmen sie auch Beerenkost. Strauch- und Rankwerk wie z. B. Schneeball, Pfaffenhütchen oder Efeu bieten den dreifach Nutzen von Deckung, Nistplatz für das napfförmige Nest und
Nahrungsangebot bis spät ins Jahr.
Nicht allein Rotkehlchen profitieren von fruchttragenden Sträuchern wie dem Pfaffenhütchen, auch dieser Amselhahn ist der roten Pracht sehr zugetan.
Nicht nur zur Sommerzeit, nein auch im Winter, wenn es schneit, bleiben die meisten Rotkehlchen als Teilzieher bei uns.
Näheres über die Natur des Siegervogels im
Nabu-Porträt: www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/wahl- 2021/29656.html
Hier nur rasch 2 Besonderheiten:
Stimmrecht für Mann UND Frau – der niedliche Vogel macht uns zur Sau
Beim Rotkehlchen gibt es keinen Geschlechtsdismorphismus, Männchen und Weibchen sehen gleich aus. Was seltener vorkommt: Auch die Weibchen singen, wenn auch etwas verhaltener. Was am Frühlingsabend mit weit aufgerissenem Schnabel von erhöhter Warte schmettert, ist ein werbender oder Territorium behauptender Kerl. Aber auch Weibchen beteiligen sich am Territorialgesang.
Was schon viele Gärtner*innen beim Wühlen und Wuseln im Garten verblüfft hat, ist die
Vertrautheit, mit der sich Rotkehlchen oft annähern. Für den ursprünglichen Waldvogel sind wir dabei die Wildsau, die nahrhafte Bodenbewohner freilegt.
Männchen und Weibchen sehen beim Rotkehlchen gleich aus, beide zeigen das leuchtende Orange, juvenile Vögel wie dieser dagegen noch nicht.
Beim Rotkehlchen beteiligen sich die Weibchen am Territorialgesang. Was so stimmgewaltig den Schnabel aufreißt, dürfte ein Männchen sein.
Trinken und Baden auf gehobenem Niveau
Gegenüber Futterhäuschen u. ä. kommt ein Aspekt regelmäßig zu kurz: Vögel haben Durst und ihr Federkleid braucht tägliche Pflege. Vogeltränken, die zugleich als Bad dienen können, sind eher noch wichtiger für Rotkehlchen & Co. als Futterangebote.
Als eigentliche Tränke können Blumenkübeluntersetzer dienen: Es gibt sie quadratisch oder rund, relativ wohlfeil und sie sind sehr gut zu reinigen.
Diese Konstruktion besteht aus vier Teilen: Bodeneinschlaghülse (nicht im Bild), Kantholz, Plattform und Untersetzer = Bassin. Der erhöhte Standort ist wichtig, damit die Vögel möglichst eine Rundumsicht haben. Wenn sie den Überblick behalten, können sie vor heranpirschenden Katzen rechtzeitig fliehen.
Schmusetiger gehen auch ans Kehlchen
Ausgerechnet in unseren urbanen Gärten treffen kulturfolgende Waldvögel wie Rotkehlchen und Co. auf eine ganz unnatürlich hohe Dichte an Beutegreifern. NICHT alte Bekannte aus der Wildnis sind gemeint, Rabenvögel wie Eichelhäher und Elster oder der Sperber, sondern unser mit Abstand beliebtestes Haustier: Fast 15 Millionen Katzen halten wir uns!
Mindestens 8 Millionen davon streifen als Freigänger durch unsere Siedlungen und folgen ihrem natürlichen Jagdtrieb. Eine beträchtliche Zahl von Singvögeln (und Molchen, Fröschen, Blindschleichen) fällt den süßen Killern auf Samtpfoten zum Opfer. Unerfahrene Jungvögel von relativ häufigen Arten wie Amsel und Rotkehlchen dürften dabei den Löwenanteil ausmachen.
Tipps für friedliebende Vogel- und Miezenfans
Dichtes Buschwerk ggf. mit Dornen (Weißdorn, Wildrose) bietet Vögeln Schutz und Nistmöglichkeiten.
Für uns geruchsneutral, für Katzen eine Stinkbombe: Plectranthus caninus, zu Deutsch
“Verpiss-dich-Pflanze”. Bitte mehr als eine pflanzen.
Bäume mit Nestern können z. B. mit Brombeerranken gegen hinaufkletternde Katzen gesichert werden.
Katzenhalter*innen könnten ihre Lieblinge zumindest von Mitte Mai bis Mitte Juli in den Morgenstunden bei sich in der Stube behalten: Dann ist draußen die leichte Beute, die gerade flüggen Jungvögel, unterwegs!
Und ja, Freigängerkatzen sollten kastriert/sterilisiert und markiert sein: Nur so kann eine weitere unkontrollierte Vermehrung und Auswilderung vermieden werden.
Was auf die Glocke ist keine Lösung
… auch nicht das Glöckchen am Katzenhalsband. Es warnt nur Altvögel, den Jungvögeln hilft es nicht. Für das empfindliche Katzengehör dürfte das Gebimmel eine Tortur sein, Katzen hören drei Mal so gut wie wir!
Badelandschaft mit natürlichem Flair
Die Vogeltränke kann mit Wurzeln und Steinen dekorativ und naturnah zugleich gestaltet werden. Dabei sollte an Ausstiege für Insekten gedacht sein. Jede Wasserstelle lockt auch
Insekten an, und Bienen beispielsweise können leicht ertrinken. Diese Badelandschaft ist an ein kleines Hochbeet angebaut:
Kühles Nass für totalen Badespaß
Wie leidenschaftlich gern Rotkehlchen baden, und zwar möglichst täglich, zeigt diese Bildfolge:
Auch Rückenschwimmen gehört zum Repertoire:
So ein Bad ist nicht nur bei Sonne eine wahre Wonne:
Und nach dem Bad ist man wie neu geboren – ein echter Star:
Glückwunsch, liebes Rotkehlchen, zum erneuten Titelgewinn, auf deine Gesundheit und die deiner gefiederten Verwandten.
Bildnachweis: Titelbild: hfox/AdobeStock
Rotkehlchen "Kindchenschema", "Johannisbeere" und "stimmgewaltig": ©Ulrich Frese 3 x "Rotkehlchen im Bade": ©Prof. Lothar Wierschowski
Übrige Fotos: ©Johannes Kelschebach
Linknachweis: NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
Johannes Kelschebach
meist in Oldenburg und viel unterwegs...
redaktion@einfach-heimat.de
Dürfen wir Sie fragen wie eigentlich alles begann?:
Ja, dürfen Sie - studiert habe ich Neu,- und
Altgermanistik und Philosophie. Danach war ich viele Jahre als Werbetexter und Kreativdirektor für
Agenturen tätig.
Und heute?: Seit 2006 arbeite ich als freiberuflicher Kommunikationsberater.
In Ihrer Freizeit erleben Sie auch viel, oder?: Nun, ich bin oft unterwegs. Vor allem in der Natur. Wie sagt man so schön, als Naturgucker und Vogelbeobachter.
Bildnachweis/Portrait: Privat